Der Quantencomputer. Unterschiede zum Digitalrechner und Nutzungsmöglichkeiten. Dresden, Simon Willeke

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Transkript:

Fakultät Informatik Institut für Technische Informatik, Professur für VLSI-Entwurfssysteme, Diagnostik und Architketur Der Quantencomputer Unterschiede zum Digitalrechner und Nutzungsmöglichkeiten Simon Willeke Dresden, 17.05.2011

The most beautiful thing we can experience is the mysterious. It is the source of all true art and all science. Albert Einstein Folie 2 von 21

Gliederung 1 Funktionsweise 1.1 Informationsdarstellung 1.2 Speicher 1.3 Datenverarbeitung 2 Vergleich mit Digitalrechner 2.1 Architektur 2.2 Technologie 3 Nutzungsmöglichkeiten 3.1 Parallelisierbarkeit 3.2 Anwendungen 3.3 Beispielalgorithmus 4 Zusammenfassung 5 Quellen Folie 3 von 21

1 Funktionsweise 1.1 Informationsdarstellung Einheit der Information ist ein Qubit (Quantum Bit) Basiszustände eines Qubit in Bra-Ket-Notation: 0> 1> Qubit sind Elemente eines 2-dimensionalen Hilbertraumes und lassen sich als Vektoren darstellen 0> = ( 1 0) ( 0 1) 1> = ( 1 0) ( 0 1) Folie 4 von 21

1 Funktionsweise 1.1 Informationsdarstellung Qubit können sich in Superposition befinden y> = a 0> + b 1> = a ² + b ² = 1 1 z y> prinzipiell unendlich viele Zustände möglich (a und b sind komplexwertig) -1 b a 1 x es kann nur 0> oder 1> gemessen werden, mit Wahrscheinlichkeit a ² bzw. b ² ( 1 0) ( 0 1) -1 Folie 5 von 21

1 Funktionsweise 1.1 Informationsdarstellung Messung zerstört die Superposition Qubit befindet sich danach im gemessenen Basiszustand (Projektion) Interaktionen mit der Umwelt bewirken auch Wechsel zu Basiszustand perfekte Isolierung notwendig besonders kritisch bei hoher Qubit-Anzahl Bezeichnung: Dekohärenz ( 1 0) ( 0 1) Folie 6 von 21

1 Funktionsweise 1.2 Speicher N Qubit werden zu Register zusammengefasst jedes Qubit muss einzeln gemessen werden können Zustände der Qubit ebenfalls zusammengefasst, z.b. 000> (N=3) Hilbertraum der Dimension 2 N wird aufgespannt Basiszustände für N=3: 000>, 001>, 010>, 011>,, 111> Komplettes Register kann sich in Superposition befinden Beispiel ( 1 0) ( 0 1) Quantenverschränkung: Einzelzustände nichtmehr unabhängig Folie 7 von 21

1 Funktionsweise 1.3 Datenverarbeitung beruht auf Multiplikation von Zustandsvektor und Matrix alle Matrizen müssen unitär sein, d.h. M* M = E Beispiel: NOT-Matrix M NOT =( 0 1 Hadamard Transformation: dient zum Erzeugen einer gleichmäßigen Superposition =( 1 1 2) M 2 Hadamard 1 2 1 ( 1 0) ( 0 1) 1 0) Folie 8 von 21

1 Funktionsweise 1.3 Datenverarbeitung alle Funktionen f(x 1...x n ) sind reversibel als Konsequenz muss Eingangs- und Ausgangsanzahl übereinstimmen Funktionsaufrufe haben die Form: U f m> n> = m> n+f(m)> n ist Ergebnis-Qubit und wird mit 0> initialisiert Ausgangszustände sind Permutationen der Eingangszustände gilt auch für Superposition: Linearkombination der Funktionswerte Folie 9 von 21

1 Funktionsweise 1.3 Datenverarbeitung Beispiel: AND mit Superposition Permutationen werden durch Standardgatter realisiert NOT C-NOT Toffoli Gate Fredkin Gate Folie 10 von 21

1 Funktionsweise 1.3 Datenverarbeitung Informationsfluss vs. Operationsfluss general Purpose vs. hohe Spezialisierung Quantencomputer - physische Struktur Von-Neumann-Architketur Folie 11 von 21

1 Funktionsweise 1.3 Datenverarbeitung logische Struktur des Quantencomputers Quelle: http://www.quantiki.org/ Folie 12 von 21

2 Vergleich mit Digitalrechner 2.2 Technologie Halbleitertechnologie und integrierte Schaltungen für Digitalrechner verschiedene Möglichkeiten für Quantencomputer Ionen in Potentialfallen, Laserpulse zur Zustandsänderung Quelle: http://www.innovations-report.de/ Quelle: https://wiki.ldv.ei.tum.de Folie 13 von 21

2 Vergleich mit Digitalrechner 2.2 Technologie Photonenpolarisation, Laserpulse zur Zustandsänderung Quelle: http://www.mpg.de/635455 Folie 14 von 21

2 Vergleich mit Digitalrechner 2.2 Technologie Kernspin-Resonanz: Moleküle bei Zimmertemperatur, Magnetfelder zur Zustandsänderung Probleme: alle Moleküle gleichzeitig beeinflusst, verschränkte Zustände bisher nicht erzeugbar bisherige Realisierungen mit 1-7 Qubit Dekohärenz problematisch, Fehlerkorrektur in Entwicklung Quelle: http://www.mbezold.de Folie 15 von 21

3 Nutzungsmöglichkeiten 3.1 Parallelisierbarkeit Superposition ermöglicht gleichzeitige Berechnung aller möglichen Werte in einem Rechenschritt Massiver Parallelismus Messung liefert immer nur einen Basiszustand Nachbearbeitung notwendig fehlerbehaftete Ergebnisse Komplexitätsklasse BQP liegt wahrscheinlich zwischen P und NP BQP = bounded error, quantum, polynomial time Folie 16 von 21

3 Nutzungsmöglichkeiten 3.2 Anwendungen Faktorisierung SHOR'scher Algorithmus Zeitkomplexität O((log N)³), besser als O(e (log N)1/3 (log log N) 2/3 ) klassisch Suche in ungeordneten Listen GROVER'scher Algorithmus Zeitkomplexität O( N ), besser als O(N) klassisch O( N ) Black-Box-Algorithmen, z.b. Deutsch-Jozsa-Algorithmus uvm... Folie 17 von 21

3 Nutzungsmöglichkeiten 3.3 Beispielalgorithmus nach Quantencomputer 2 von Franz Embacher (Universität Wien) Deutsch-Jozsa-Algorithmus: Berechnung der Summe (mod 2) aller Funktionswerte einer (einstelligen) unbekannten Funktion U f 1 2 3 4 0> N H U f 0> H H? Messung Folie 18 von 21

4 Zusammenfassung Qubit ist kleinste Informationseinheit Qubit können überlagerte Zustände annehmen Operationen sind reversible Matrixmultiplikationen Superposition ermöglicht gleichzeitige Berechnung mehrerer Werte bisher nur kleine experimentelle Realisierungen Vorteil Digitalrechner: effizienter realisierbar, besser skalierbar Vorteil Quantencomputer: schnellere Algorithmen implementierbar Quelle: http://www.qubit.org Quelle: http://www.quantencomputer.de Folie 19 von 21

5 Quellen [1] Algorithmen für Quantencomputer, aus: www.quantencomputer.de [2] Quantencomputer Was verbirgt sich dahinter?, von Dr. Gesche Pospiech, Universität Frankfurt, http://user.uni-frankfurt.de/~pospiech/q_comp.html [3] Quantencomputer. Einige interaktive Modelle, von Franz Embacher, Universität Wien, http://homepage.univie.ac.at/franz.embacher/quantencomputer/ [4] Neue Bestleistungen bei Quantencomputern, von Günter Sturm, ScienceUp Sturm und Bomfleur GbR, http://www.quanten.de/quantencomputer.html [5] Quantencomputer. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 20. April 2011. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=quantencomputer&oldid=87915902 [6] Qubit. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 25. Februar 2011, 22:06 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=qubit&oldid=85767212 [7] Experimente und Realisierungen. In: LVD Wiki. Bearbeitungsstand: 26. Juni 2009. URL: https://wiki.ldv.ei.tum.de/tiki-index.php?page=experimente+und+realisierungen Folie 20 von 21

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