Studie. Altwerden in Niederösterreich Altersalmanach 2011. St. Pölten, März 2012. Schriftenreihe. Studien und Berichte



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Transkript:

Studie Altwerden in Niederösterreich Altersalmanach 2011 St. Pölten, März 2012 Schriftenreihe Studien und Berichte

Impressum und Offenlegung Medieninhaber und Herausgeber NÖ Landesakademie Körperschaft öffentlichen Rechts (Gesetz über eine NÖ Landesakademie 1995 idf 2008) Geschäftsführer: Dr. Christian Milota 3109 St. Pölten, Neue Herrengasse 17A T: 02742-294 F: 02742-294-17404 office@noe-lak.at noe-lak.at

Altersalmanach 2011 Endbericht Projektleitung: Günther Ehgartner Marc Bittner ProjektmitarbeiterInnen: Judith Anzenberger David Felder Gerhard Müller Marcus Wurzer Wissenschaftliche Supervision: Anton Amann Franz Kolland

Inhalt 1 Prognose und Perspektiven der Pflege in einer Gesellschaft des langen Lebens Zentrale Aussagen... 9 1.1.1 Der demografische Wandel... 9 1.1.2 Wandel der Lebensformen... 9 1.1.3 Betreuung und Pflege im Alter... 10 1.1.4 Ausblick... 13 2 Demografische Daten...15 2.1 Bevölkerungsstand und -prognose für NÖ... 15 2.2 Entwicklung der Haushaltsgrößen... 20 3 Wohnen in Niederösterreich unter besonderer Berücksichtigung älterer Personen...22 3.1 Wohnformen und Wohnbedingungen im Alter: Grundsätzliche Überlegungen... 22 3.2 Ausgewählte Ergebnisse zur Wohnsituation älterer Menschen in Niederösterreich 24 3.2.1 Ein- und Mehrpersonenhaushalte in Niederösterreich... 25 3.2.2 Zusammenhang von älteren Einpersonenhaushalten (65 J.+) und stationär Gepflegten in NÖ... 27 3.2.3 Ausstattung der Wohnungen in Niederösterreich... 31 3.2.4 Zusammenhang von schlechter Wohnungskategorie von 65+-Jährigen und stationär Gepflegten in NÖ... 35 3.2.5 Bauperiode... 37 3.2.6 Gebäude- und Wohnungsbestand... 39 3.2.7 Nutzfläche... 41 3.2.8 Wohnraumanzahl... 42 3.2.9 Zusammenfassung... 47 4 Pflegebedürftige NiederösterreicherInnen...48 4.1 Pflegegeldeinstufung... 48 4.1.1 PflegegeldbezieherInnen im Vergleich 2006/2010... 49 4.1.2 Bundes- und LandespflegegeldbezieherInnen im Vergleich... 51 5 Versorgungsstrukturen...53 5.1 Verhältnis der niederösterreichischen PflegegeldbezieherInnen an der Bevölkerung... 53 5.2 Professionelle Pflege und Betreuung... 54 5.3 Das statistische Verhältnis zwischen den Betreuungsformen... 57 6 Versorgungsgrad...58 6.1 Berechnung der Versorgungsgrade... 61 7 Intermediäre Pflege- und Betreuungsangebote...63 7.1 Übergangspflege... 63 7.1.1 Kenndaten zu Übergangspflege... 63 7.1.2 Übergangspflege Rahmenbedingungen:... 67 7.1.3 Rückmeldungen auf die informelle Anfrage zu Übergangspflege... 72 2

7.1.4 Überlegungen und Empfehlungen... 73 7.2 Kurzzeitpflege... 75 7.2.1 Stichtagsdaten 31.12.2010... 75 7.2.2 Daten zum Zeitraum 01.01.2010 bis 31.12.2010... 76 7.2.3 Kurzzeitpflege Rahmenbedingungen... 81 7.2.4 Rückmeldungen auf eine informelle Anfrage zu Kurzzeitpflege... 81 7.3 Tagespflege... 82 8 Zur sozialen und versorgungspolitischen Bedeutung der Demenzerkrankungen...83 8.1 Demenzerkrankungen und Pflegevorsorge... 85 8.1.1 Stationäre Einrichtungen... 85 8.1.2 Mobile Dienste... 87 8.1.3 Teilstationäre Angebote... 87 8.2 Private Betreuung... 88 8.3 Entwicklungen in Niederösterreich... 91 9 Lebensqualität auch mit Demenz?...93 9.1 Lebensqualität im Alter... 93 9.2 Eingrenzungen auf die Lebenswelt Heim... 95 9.3 Lebensqualität im Pflegeheim... 97 9.4 Hauptsächliche Ergebnisse... 98 9.4.1 Dimensionen der Lebensqualität... 98 Dimensionen, Handlungskontexte und Gesamtlebensqualität... 105 9.4.2 Oberdimensionen... 105 9.4.3 Handlungskontexte und Gesamtlebensqualität... 107 10 Daten und Datenquellen... 109 10.1 Datenerfassung und -verarbeitung... 110 10.2 Detailstruktur der Pflegedatenbank... 112 11 Daten zu Pflegeformen... 114 11.1 Stationäre Langzeitpflege... 114 11.1.1 Strukturdaten stationärer Pflegeeinrichtungen... 114 11.1.2 Stationär betreute Pflegebedürftige... 118 11.2 Mobile Betreuung... 122 11.3 24-Stunden-Betreuung... 122 12 Bedarfsprognose... 122 12.1 Pflegebedürftigkeit... 124 12.2 Bedarfsplanung der Inanspruchnahme von Pflegehandlungen... 131 13 Erstellung der Prognose... 134 13.1 Vorbemerkungen zur 24-h-Betreuung... 134 13.2 Struktur der NutzerInnen einer 24-h-Betreuung in NÖ... 134 13.2.1 Typisierung der 24-h-Betreuten im nö. Bezirksvergleich... 135 13.2.2 Typisierung der NutzerInnen verschiedener Betreuungsformen in NÖ im Vergleich... 136 13.3 Entwicklung der bewilligten Förderungen einer 24-h-Betreuung seit Juni 2008... 138 3

13.3.1 Fortschreibung der Steigerungen bei Bewilligungen auf 24-h-Betreuung in NÖ..139 13.4 Ergebnisse der Prognoserechnung... 143 14 Personalstand... 150 14.1 Beschreibung der Erhebung... 150 14.2 Beschreibung des Personals nach verschiedenen Merkmalen... 151 14.2.1 Alter... 153 14.2.2 Ausbildung und Funktion... 156 14.2.3 Wochenstunden... 157 15.Literatur... 159 4

Tabellenverzeichnis Tabelle 1 Bevölkerungsstand (gesamt) in den NÖ Bezirken nach Altersgruppen 2010, absolut... 16 Tabelle 2: Bevölkerungsstand (Männer) in den NÖ Bezirken nach Altersgruppen 2010, absolut... 17 Tabelle 3: Bevölkerungsstand (Frauen) in den NÖ Bezirken nach Altersgruppen 2010, absolut... 17 Tabelle 4: NÖ gesamt nach Altersgruppen, Absolutwerte... 18 Tabelle 5: NÖ gesamt nach Altersgruppen, Spalten-%... 18 Tabelle 6: NÖ gesamt nach Altersgruppen, Zeilen-%... 18 Tabelle 7: NÖ gesamt nach Altersgruppen, Absolutwerte... 18 Tabelle 8: NÖ gesamt nach Altersgruppen, Spalten-%... 18 Tabelle 9 NÖ gesamt nach Altersgruppen, Zeilen-%... 19 Tabelle 10: NÖ gesamt nach Altersgruppen, Absolutwerte... 19 Tabelle 11: NÖ gesamt nach Altersgruppen, Spalten-%... 19 Tabelle 12 NÖ gesamt nach Altersgruppen, Zeilen-%... 19 Tabelle 13: Privathaushalte mit Personen, absolut... 20 Tabelle 14: Privathaushalte mit Personen, Zeilen-%... 20 Tabelle 15: Anteil der Einpersonenhaushalte im Alter ab 65 Jahren an den Privathaushalten im Bezirk (absteigend geordnet)... 28 Tabelle 16: Anteil stationär gepflegter Personen an Einpersonenhaushalten im Alter ab 65 Jahren im Bezirk... 30 Tabelle 17: Anteil von Kategorie C+D -Wohnungen, in denen mindestens eine Person zumindest 65 Jahre alt ist, an allen Haushalten pro Bezirk... 35 Tabelle 18: Anteil stationär gepflegter Personen an Kategorie C+D - Wohnungen, in denen mindestens eine Person zumindest 65 Jahre alt ist, pro Bezirk... 36 Tabelle 19: Pflegegeldbezieher 31. 12. 2011... 48 Tabelle 20: PflegegeldbezieherInnen nach Geschlecht, absolut... 48 Tabelle 21: PflegegeldbezieherInnen nach Geschlecht, Zeilen-%... 48 Tabelle 22: PflegegeldbezieherInnen 2006/2010... 49 Tabelle 23: Bundes- bzw. Landespflegegeld nach Altersgruppen und Geschlecht, abs.... 51 Tabelle 24: Bundes- bzw. Landespflegegeld nach Altersgruppen und Geschlecht, Zeilen-%... 51 Tabelle 25 Mittelwert von Alter in Jahren (Standardabweichung)... 52 Tabelle 26: Bevölkerung in Bezug zu PflegegeldbezieherInnen... 53 Tabelle 27: Anteile der 60- bis 74- bzw. 75+-Jährigen an der Gesamtbevölkerung nach Bezirk... 54 Tabelle 28: Summe professioneller Pflegehandlungen nach Bezirk, absolut... 55 Tabelle 29: Anteile professioneller Pflegehandlungen an PG-BezieherInnen nach Bezirk... 56 Tabelle 30: Verhältnis der Betreuungsformen nach den Bezirken Zeilen-%... 57 Tabelle 31: Bevölkerungsprognose 2010, 75+, zusammengefasste Stadt-Land -Bezirke... 59 Tabelle 32: Anzahl an Wohn- und Pflegebetten nach Bezirk... 60 Tabelle 33: Selbstzahler nach Bezirken... 61 Tabelle 34: Berechnungen Versorgungsgrad... 62 Tabelle 35: Übergangspflege: Pflegestufe nach Geschlecht, absolut... 64 Tabelle 36: Übergangspflege: Pflegestufe nach Geschlecht in Zeilen-%... 64 Tabelle 37: Übergangspflege: Pflegestufe nach Geschlecht in Spalten-%... 64 5

Tabelle 38: Übergangspflege: Pflegestufen im Vergleich zu mobiler Betreuung... 65 Tabelle 39: Übergangspflege: Verteilung der Altersgruppen nach Geschlecht, absolut... 65 Tabelle 40: Übergangspflege: Verteilung der Altersgruppen nach Geschlecht, Zeilen-%... 66 Tabelle 41: Übergangspflege: Verteilung der Altersgruppen nach Geschlecht, Spalten-%... 66 Tabelle 42: Kurzzeitpflege Stichtagsdaten, absolut... 75 Tabelle 43: Kurzzeitpflege Stichtagsdaten, Spalten-%... 75 Tabelle 44: Kurzzeitpflege Stichtagsdaten, Zeilen-%... 75 Tabelle 45: Kurzzeitpflege: Pflegestufe nach Geschlecht, absolut... 76 Tabelle 46: Kurzzeitpflege: Pflegestufe nach Geschlecht, Spalten-%... 76 Tabelle 47: Kurzzeitpflege: Pflegestufe nach Geschlecht, Zeilen-%... 77 Tabelle 48: Kurzzeitpflege: Vergleich Langzeit- Kurzzeitpflege, Zeilen-%... 77 Tabelle 49: Mittelwert von Pflegestufe nach Altersgruppen und Geschlecht... 78 Tabelle 50: Vergleich mittleres Alter Kurzzeit- und Langzeitpflege... 78 Tabelle 51: Kurzzeitpflege: Verteilung nach Altersgruppen und Geschlecht, absolut... 80 Tabelle 52: Kurzzeitpflege: Verteilung nach Altersgruppen und Geschlecht, Zeilen-%... 80 Tabelle 53: Kurzzeitpflege: Verteilung nach Altersgruppen und Geschlecht, Spalten-%... 81 Tabelle 54: Punkt-Prävalenz-Raten von Demenzerkrankungen nach Meta-Analysen... 91 Tabelle 55: Entwicklung der NÖ-Bevölkerung 2010 2026 nach Altersgruppen... 91 Tabelle 56: Anteile der Demenzerkrankten an der älteren Bevölkerung... 92 Tabelle 57: Anzahl und Steigerungsraten an Erkrankten... 92 Tabelle 58: SLQA-Summenskalen deskriptive Statistiken... 108 Tabelle 59: Pflegebetten IST 2010... 115 Tabelle 60: Vergleich Bettenanzahl IST 2007/2010... 118 Tabelle 61: Anzahl der BewohnerInnen nach Pflege- und Betreuungsform, alle Kostenträger (NÖ, FSW, Selbstzahler etc.), Viertel-Sortierung, Stichtag 31.12.2010... 119 Tabelle 62: Anzahl BewohnerInnen nach Pflege- und Betreuungsform, Kostenträger: Land NÖ, Viertel-Sortierung, Stichtag 31.12.2010... 120 Tabelle 63: Anzahl der BewohnerInnen, Pflegeform: Stationäre Langzeitpflege nach Kostenträger, Stichtag 31.12.2010... 121 Tabelle 64: Prognose PflegegeldbezieherInnen... 128 Tabelle 65: Entwicklung der Pflegestufen 2016 2021... 129 Tabelle 66: Typisierung der NutzerInnen von 24-h-Betreuung nach nö. Bezirken... 136 Tabelle 67: Typisierung der NutzerInnen verschiedener Betreuungsformen in NÖ (Zeilen-%)... 137 Tabelle 68: Typisierung der NutzerInnen verschiedener Betreuungsformen in NÖ (Spalten- %)... 137 Tabelle 69: stationäre Pflege 2011-2026... 144 Tabelle 70: Mobile Betreuung 2016 2026... 147 Tabelle 71: Personal nach verschiedenen Merkmalen (absolut und in %)... 152 Tabelle 72: Alter nach Trägerart (in Jahren)... 153 Tabelle 73: Alter nach Bezirk (in Jahren)... 154 Tabelle 74: Qualifikation und Funktion nach Alterskategorien (absolut und in %)... 155 Tabelle 75: Trägerart nach Alterskategorien (absolut und in %)... 155 Tabelle 76: Bezirk nach Alterskategorien (absolut und in %)... 156 Tabelle 77: Funktion nach Qualifikation (absolut und in %)... 157 Tabelle 78: Wochenarbeitszeit (in Stunden)... 158 6

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Entwicklung der Haushaltsgröße... 21 Abbildung 2: Privathaushalte in Niederösterreich... 25 Abbildung 3: Streudiagramm: Anteil der Einpersonenhaushalte 65+ und Quote der stationär gepflegten Personen (Kostenträger: Land NÖ) an Einpersonenhaushalte 65+ 31 Abbildung 4: Niederösterreichische Privathaushalte in Wohnungen Ausstattungskategorien... 32 Abbildung 5: Streudiagramm: Anteil der Kategorie C und D -Wohnungen 65+ und Quote der stationär gepflegten Personen (Kostenträger: Land NÖ) an Kategorie C und D -Wohnungen 65+... 37 Abbildung 6: Gebäude- und Wohnungsbestand in Niederösterreich 1971 bis 2001 im Vergleich mit Gesamtösterreich... 38 Abbildung 7: Personen in Hauptwohnsitzwohnungen in Niederösterreich nach Bauperiode Altersgruppenvergleich... 39 Abbildung 8: Gebäude und Wohnungsbestand in Niederösterreich 2001 %-Anteile nach Bezirken (geordnet nach Gebäuden)... 40 Abbildung 9: Veränderungen des Gebäude- und Wohnungsbestands in Niederösterreich 1991 bis 2001 nach Bezirken in %... 41 Abbildung 10: Personen in Hauptwohnsitzwohnungen in Niederösterreich nach Nutzfläche der Wohnung in m 2 - Altersgruppenvergleich... 42 Abbildung 11: Anteile Hauptwohnsitzwohnungen 2010 nach Anzahl der Wohnräume Österreich und Niederösterreich im Vergleich... 43 Abbildung 12: Personen in Hauptwohnsitzwohnungen in Niederösterreich nach Wohnraumanzahl der Wohnung Altersgruppenvergleich... 44 Abbildung 13: Anteile der Hauptwohnsitzwohnungen 2010 nach Anzahl der Wohnräume (Ein- bzw. Zweipersonenwohnungen) Österreich und Niederösterreich im Vergleich... 45 Abbildung 14: Einpersonenhaushalte in Hauptwohnsitzwohnungen in Niederösterreich nach Wohnraumanzahl der Wohnung Altersgruppenvergleich... 46 Abbildung 15: Verteilung Pflegestufen nach Geschlecht... 49 Abbildung 16: PflegegeldbezieherInnen Vergleich 2006/2010 absolut... 50 Abbildung 17: Veränderung Bundes- bzw. LandespflegegeldbezieherInnen 2006/2010... 50 Abbildung 18: Bundes- bzw. Landespflegegeld nach Altersgruppen... 52 Abbildung 19: Übergangspflege: Pflegestufen im Vergleich zu mobiler Betreuung... 65 Abbildung 20: Übergangspflege: Verteilung der Altersgruppen nach Geschlecht, absolut... 66 Abbildung 21: Übergangspflege: Verteilung der Altersgruppen nach Geschlecht, Zeilen-%. 66 Abbildung 22: Kurzzeitpflege: Pflegestufe nach Geschlecht, Spalten-%... 77 Abbildung 23: Kurzzeitpflege: Vergleich Langzeit - Kurzzeitpflege, Zeilen-%... 78 Abbildung 24: Vergleich Kurzzeit- und Langzeitpflege nach Altersgruppen, Männer, Zeilen-%... 79 Abbildung 25: Vergleich Kurzzeit- und Langzeitpflege nach Altersgruppen, Frauen, Zeilen-%... 79 Abbildung 26: Kurzzeitpflege: Verteilung nach Altersgruppen und Geschlecht, absolut... 80 Abbildung 27: Kurzzeitpflege: Verteilung nach Altersgruppen und Geschlecht, Zeilen-%... 80 Abbildung 28: Dimensionen und Handlungskontexte der Lebensqualität (SLQA)... 98 Abbildung 29: Empathie Pflege und Betreuung... 99 Abbildung 30: Empathie Essen und Umgebung... 100 7

Abbildung 31: Autonomie Pflege und Betreuung... 100 Abbildung 32: Autonomie Essen und Umgebung... 101 Abbildung 33: Privatheit Pflege und Betreuung... 102 Abbildung 34: Privatheit Essen und Umgebung... 102 Abbildung 35: Sicherheit Pflege und Betreuung... 103 Abbildung 36: Sicherheit Essen und Umgebung... 103 Abbildung 37: Akzeptanz Pflege und Betreuung... 104 Abbildung 38: Akzeptanz Essen und Umgebung... 104 Abbildung 39: SLQA-Einzelskalen Histogramme... 106 Abbildung 40: SLQA-Summenskalen Histogramme... 108 Abbildung 41: Schema Datenbanksystem... 111 Abbildung 42: Technische Datenbankstruktur... 113 Abbildung 43: Schematische Darstellung eines Block Recursive Models mit sechs Variablen in drei Blöcken... 123 Abbildung 44: Empirische und geschätzte Logits für den Erhalt von Pflegegeld in Abhängigkeit vom Alter... 125 Abbildung 45: Empirische und geschätzte Logits für den Erhalt von Pflegegeld in Abhängigkeit vom Anteil der über 65-Jährigen im Bezirk... 126 Abbildung 46: Empirische und geschätzte Logits für den Erhalt von Pflegegeld in Abhängigkeit vom Anteil der Single-Haushalte im Bezirk... 127 Abbildung 47: Steigerung der PflegegeldbezieherInnen der Stufen 5+ bis 2016... 130 Abbildung 48: Steigerung der Pflegegeldbezieherinnen der Stufen 5+ bis 2021... 130 Abbildung 49: Ablaufschema Bedarfsplanung... 132 Abbildung 50: Empirische und geschätzte Logits für die Inanspruchnahme einer Pflegehandlung in Abhängigkeit vom Alter... 133 Abbildung 51: Struktur der NutzerInnen von 24-h-Betreuung... 134 Abbildung 52: Entwicklung der Bewilligungen auf 24-h-Betreuung... 138 Abbildung 53: Fortschreibung der Bewilligungen auf 24-h-Betreuung für ganz NÖ... 139 Abbildung 54: Fortschreibung der Bewilligungen auf 24-h-Betreuung für den Bezirk Mödling... 140 Abbildung 55: Fortschreibung der Bewilligungen auf 24-h-Betreuung für den Bezirk Wien Umgebung... 140 Abbildung 56: Mathematische Fortschreibung / Annahme einer Sättigung der Bewilligungen auf 24-h-Betreuung für ganz NÖ... 142 Abbildung 57: Steigerung der stationären Pflege bis 2016... 145 Abbildung 58: Steigerung der stationären Pflege bis 2021... 145 Abbildung 59: Steigerung der mobilen Betreuung bis 2016... 148 Abbildung 60: Steigerung der mobilen Betreuung bis 2021... 148 8

1 Prognose und Perspektiven der Pflege in einer Gesellschaft des langen Lebens Zentrale Aussagen Franz Kolland Lange Zeit hat der Wohlfahrtsstaat Pflegebedürftigkeit nicht als gesellschaftliche Aufgabe gesehen. Pflege galt als private Angelegenheit. Die Familie sollte ihre pflegebedürftigen Angehörigen versorgen. Doch gegen Ende des 20. Jahrhunderts stellte sich heraus, dass dieser Anspruch nicht mehr der Realität entsprach. Eingeführt wurde deshalb 1993 das Pflegegeld, welches zur Abdeckung pflegebedingter Mehraufwendungen dient. Als ein weiterer Meilenstein gilt das Pflegefondsgesetz 2011 zur Sicherung des Betreuungs- und Pflegedienstleistungsangebotes in der Langzeitpflege. Pflegebedürftigkeit wird somit nicht mehr nur als eine individuelle bzw. familiäre Angelegenheit gesehen, sondern auch als eine wohlfahrtsstaatliche Angelegenheit und Verantwortung. Und aus dieser Verantwortung heraus ergeben sich für die Zukunft neue Herausforderungen. Es sind vor allem drei große gesellschaftliche Trends zu berücksichtigen, nämlich der demografische Wandel, der Wandel in den Lebensformen und der Wandel in den Pflegeund Betreuungsformen. Diese Trends werden im Altersalmanach 2011 Altwerden in Niederösterreich bis 2026 in Zahlen und Perspektiven dargestellt. 1.1.1 Der demografische Wandel Auf gesellschaftlicher Ebene sehen wir die demografische Alterung als globales Phänomen. Dabei ist eine von vornherein pessimistisch gefärbte Interpretation dieser Entwicklung zu vermeiden. Weil wir wissen, was auf uns zukommt, können wir auch handeln. Durch die (relativ und absolut) überproportional wachsende Zahl hochaltriger Menschen ist mit einem rasch wachsenden Betreuungs- und Pflegebedarf zu rechnen. Demografisch wird Hochaltrigkeit als jenes Lebensalter bestimmt, in welchem die Hälfte der Angehörigen eines Geburtsjahrgangs verstorben ist. In Niederösterreich liegt hier das Alter 2010 bei den Frauen bei 83 Jahren und bei den Männern bei 77,6 Jahren. Bis zum Jahr 2026 wird die Lebenserwartung der Frauen auf 85,9 Jahre und die der Männer auf 81,3 Jahre ansteigen. Dieser Zahlenvergleich zeigt, dass in den nächsten 15 Jahren die Lebenserwartung bei Geburt der Männer im Vergleich zu den Frauen stärker steigt. Diese Veränderungen sind auf eine starke Zunahme hochaltriger Männer zurückzuführen. Insgesamt lebten in Niederösterreich 2010 79.717 Personen, die 80 Jahre und älter waren, 2026 werden es 115.814 Personen sein (Zuwachs: 45%). Ein Blick auf die 90-Jährigen und Älteren zeigt eine noch stärkere Zunahme, nämlich von 8.875 Personen auf 17.288 Personen (Zuwachs: 94,8%). Nach Männern und Frauen differenziert ist in der Gruppe 80+ bei den Männern ein Anstieg von 25.643 Personen auf 45.975 Personen zu vermerken (Zuwachs: 80%), von den Frauen in Niederösterreich sind 2010 54.074 Personen in der Altersgruppe 80+, 2026 werden es dann 69.839 Personen sein (Zuwachs: 29%). 1.1.2 Wandel der Lebensformen Die Pflegeproblematik wird sich in Zukunft nicht nur deshalb verändern, weil die Zahl der Hochaltrigen stark ansteigt, sondern weil die Familie und die Lebensformen einem starken Wandel unterworfen sind. Das familiale Netzwerk ist von einer Ausdünnungstendenz 9

gekennzeichnet. Kamen noch 1900 auf einen Menschen im Alter von 75 bis 80 Jahren fünf Personen, die um 25 Jahre jünger waren, so sind es heute nicht einmal mehr zwei. Dazu kommen steigende Scheidungsraten bei über 60-Jährigen und immer mehr Personen, die alleinstehend bleiben. Die Anzahl der in Niederösterreich allein im Haushalt lebenden Personen steigt von 213.551 (2010) um 53.587 Personen auf 267.138 (2030). Es erhöht sich dementsprechend der Anteil älterer Männer und Frauen, welche in einem Einpersonenhaushalt wohnen. Dies hat mit der verbesserten wirtschaftlichen und sozialen Selbstständigkeit zu tun sowie mit einem erhöhten Autonomiebedürfnis älterer Menschen. Der Trend zur Singularisierung ist daher nicht von vornherein negativ zu bewerten. Das Leben im Einpersonenhaushalt weist den Vorteil auf, privaten Freiraum und soziale Beziehungen individuell kombinieren zu können. Wie sieht nun die Pflege- und Betreuungssituation in Niederösterreich aus? Welche Prognosen bringt hier der Altersalmanach bis 2026? 1.1.3 Betreuung und Pflege im Alter Den Ausgangspunkt für die Abschätzung der Betreuungssituation älterer Menschen bildet das Pflegegeld. Zum 31.12.2010 bezogen 85.064 Personen Pflegegeld. Das bedeutet gegenüber 2006, als 77.524 Personen Pflegegeld zugesprochen wurde, eine Steigerung von 9,7%. Für das Jahr 2026 werden 114.658 PflegegeldbezieherInnen erwartet. Das bedeutet eine Steigerung von 34,8%. Daraus kann ein erstes Ergebnis abgeleitet werden: Die These der Kompression der Morbidität kann auf Basis der Pflegegelddaten nicht bestätigt werden. Die Morbidität nimmt also bei steigender Lebenserwartung nicht ab. Allerdings kann die Ursache für die steigende Zahl an PflegegeldbezieherInnen auch darin liegen, dass mehr Personen das Pflegegeld in Anspruch nehmen, d. h., dass die Non-take-up-Rate zurückgegangen ist. Für die Kompressionsthese spricht, dass erstens Pflege bzw. Gebrechlichkeit ein Merkmal des hohen Alters ist und zweitens auch im hohen Alter eine wenn auch kleine Gruppe keine Pflegegeldleistungen in Anspruch nimmt. Von den 80- bis 84-Jährigen beziehen 40% Pflegegeld (=17.580 Personen), von den 85- bis 89-Jährigen sind es 65% (17.723 Personen) und von den 90-Jährigen und Älteren sind es 90%, d.s. 8.024 Personen. Somit kann gegenwärtig das 85. Lebensjahr als Grenze gesehen werden, ab der mehr als die Hälfte der Niederösterreicher als gebrechlich eingestuft werden kann. Von wem werden diese PflegegeldbezieherInnen gepflegt bzw. betreut? Sie werden anteilsmäßig zuerst von der Familie, dann von mobilen Diensten und anteilsmäßig am geringsten stationär betreut bzw. gepflegt. 10

Daraus kann ein zweites wesentliches Ergebnis abgeleitet werden: Trotz sinkender familialer Betreuungs- und Pflegeleistungen wird die Mehrheit aller betreuungsbedürftigen alten Menschen weiterhin durch Angehörige versorgt und gepflegt. Rund zwei Drittel aller ab 60- Jährigen werden ausschließlich von der Familie betreut und ein Drittel durch professionelle Pflege- und Betreuungsleistungen. Die Forschung zeigt: Die Familie ist besser als ihr Ruf, d. h., sie kann im Bedarfsfall flexibel reagieren und erstaunliche Reserven mobilisieren. Außerdem ist die Solidarität zwischen den Generationen nach wie vor ungebrochen und lebendig. Aber es wird auch bedeutsame Änderungen geben, weil einerseits die Zahl der Pflegefälle ansteigt und andererseits das familiale Netzwerk sehr klein geworden ist. Weniger Kinder bedeutet auch, dass weniger Personen potenziell für Hilfe zur Verfügung stehen. Das Schaubild zeigt wenig Veränderungen in der Prognose. Das hat damit zu tun, dass von bestehenden Lebensverhältnissen ausgegangen wird, d. h. einer weitgehenden Stabilität familial geleisteter Hilfe. Tatsächlich braucht es eine politische Steuerung dergestalt, dass die mobilen Betreuungsformen stärker fördert werden, um starke Steigerungen im stationären Bereich zu vermeiden. In diesem Zusammenhang ist eine dritte Aussage zentral, nämlich Verschiebungen innerhalb der professionellen Leistungsangebote. Ein drittes Ergebnis der Berechnung der Betreuungs- bzw. Pflegequoten verweist auf Verschiebungen innerhalb der professionellen Leistungsangebote. Es sind dies Verschiebungen, die mit dem Motto mobil vor stationär bezeichnet werden können. Dabei sind es nicht vorrangig wirtschaftliche Überlegungen, die zu einer Veränderung in der professionellen Betreuung älterer Menschen geführt haben, sondern solche, die sich mit Überlegungen zur Lebensqualität im hohen Alter befassen. Und es sind starke Veränderungen, die das Angebot der mobilen Betreuung selbst betreffen. Diese hat sich sowohl in ihrer Angebotsstruktur verändert als auch in der Qualität der Pflege und Betreuung (z.b. Aus- und Weiterbildung; technische Hilfsmittel). 11

2010 beträgt der Anteil der Personen in mobiler Betreuung 18,8%, d.s. 15.984 Personen. Für das Jahr 2026 werden 22.039 mobil betreute/gepflegte Personen erwartet. Das entspricht einer Steigerung von etwas mehr als einem Drittel. Rund drei Viertel der betreuten/gepflegten Personen sind Frauen. Das wird sich auch in nächster Zukunft noch wenig ändern, da trotz des überproportionalen Zuwachses an hochaltrigen Männern diese eher unterproportional Betreuungsleistungen in Anspruch nehmen werden. Sie weisen einen hohen Verheiratungsgrad auf und werden eher von der Ehepartnerin betreut. Gesundheitspolitisch und versorgungsstrategisch bedeutsam ist die Entwicklung der 24-h- Betreuung. Diese hat in den letzten Jahren einen deutlichen Zuwachs erfahren. Zur Mitte des Jahres 2011 sind 3.453 Personen in 24-h-Betreuung. Es handelt sich dabei um ein Betreuungsangebot, das sich primär an hochaltrige Personen richtet. Das durchschnittliche Alter liegt bei rund 83 Jahren. Wesentliche Bedeutung kommt der 24-h-Betreuung im Zusammenhang mit den anderen Pflegeformen zu. Und hier kann ein viertes Ergebnis genannt werden: Trotz steigender Hochaltrigkeit ist der relative Anteil der stationären Pflege an professionell durchgeführten Pflegehandlungen seit der Einführung der 24-h-Betreuung nicht gestiegen, was auf eine Entlastung durch diese Betreuungsform hinweist. Schließlich ist hier noch eine weitere Entwicklung zu nennen, die die Versorgungsstruktur im Alter beeinflusst. Die Angebotsstruktur in den Betreuungs- und Pflegeformen wird entsprechend der Veränderungen in den Bedürfnissen älterer Menschen breiter und vielfältiger. Zu den neuen Angeboten in diesem Bereich gehört das betreute Wohnen. Es soll durch ein Wohnen unter einem gemeinsamen Dach die selbstständige Haushalts- und Lebensführung ermöglicht werden. Das Ziel ist die Einbindung älterer Menschen in eine Wohnumgebung unter Bereitstellung von bestimmten Hilfe-, Pflege- und Betreuungsangeboten. Und in dieser letzteren Hinsicht bestehen nach wie vor unklare Verhältnisse, und zwar primär hinsichtlich des Betreuungsaspekts. a) Allgemeine Kriterien: Behinderungsfreie Wohnung in Bezug auf Zuschnitt, Ausstattung und Umgebung Ermöglichung einer selbstständigen Haushalts- und Lebensführung Einbindung in vorhandene soziale Strukturen der Wohnumgebung und der mitwohnenden Menschen Hilfe-, Pflege- und Beratungsangebot, das auf die Wünsche/Bedürfnisse der dort wohnenden Menschen abgestimmt ist. b) Im Detail: Autonome Mieter in selbstständigen (meist) barrierefreien Wohnungen Rechtsgrundlage sind eigene Mietverträge bzw. Betreuungsverträge Betreuungsverträge dienen der Absicherung von Betreuungsleistungen, wobei im Allgemeinen eine Grundbetreuung die Basis darstellt und Wahlbetreuung variabel ist Die Wohnangebote gelten (allermeist) nur für ältere Menschen. Das Leistungsangebot ist an der Hilfe zur Selbsthilfe orientiert. Pflegeleistungen werden in erster Linie von professionellen Kräften erbracht, sodass die Nutzer Kundenstatus haben. Diese einzelnen bisher genannten Kriterien werden in unterschiedlichen Betreuungsmodellen realisiert, vier Formen können unterschieden werden. 12

Ein instrumentelles Modell, in dem Menschen in einer normalen Wohnung leben, für deren Wartung ein Hausmeister/-techniker zur Verfügung steht, um alles andere kümmern sich die BewohnerInnen Ein Kontakt-/Beratungs-Modell, in dem es neben dem Haustechniker einen Ansprechpartner gibt, der bei sozialen Fragen Beratungsarbeit übernimmt, Freizeitveranstaltungen organisiert und die nötigen Hilfen vermittelt eigene soziale Dienste gibt es nicht Ein integriertes Modell, in dem, neben der sozialen Betreuung durch den Ansprechpartner, die sozialen und pflegerischen Leistungen durch Ressourcen in der Anlage selbst erbracht werden. Häufig gibt es in diesem Modell bereits eine Rund-umdie-Uhr-Betreuung bzw. -Pflege, sodass auch bei schwerer Pflegebedürftigkeit ein Umzug in ein Heim nicht nötig ist Ein Pflege-Modell, in dem eine Wohnanlage meist an ein Pflegeheim angeschlossen ist, sodass auch alle Dienste in Anspruch genommen werden können, die im Heim angeboten werden. Manchmal müssen Menschen hier allerdings im Falle schwerster Pflegebedürftigkeit ins Heim umziehen Es braucht einfache und übersichtliche Kriterien und Regelungen, die dazu beitragen, Betreuungs- und Pflegedefizite zu vermeiden und eine hohe Lebensqualität auch in dieser Betreuungsform gewährleisten. Im Vordergrund muss die Lebenssituation des älteren Menschen stehen, und zwar mit einer Langfristperspektive und einheitlichen Regelungen, die soziale und pflegerische Anforderungen in höchstem Maße erfüllen. 1.1.4 Ausblick Auf gesellschaftlicher Ebene braucht es Alternativen zur passiven Akzeptanz der Gebrechlichkeit. Dazu gehört, dass die Umweltbedingungen so geändert werden, dass auch gebrechliche ältere Menschen gut leben können und weniger abhängig sind von spezifischen anderen Personen. So sehr die Familie ein wesentliches stützendes soziales Netzwerk bei Gebrechlichkeit ist, so sehr kann es auch die eigene Abhängigkeit und Immobilität erhöhen, wenn ein stark unselbständigkeitsförderndes Verhalten verstärkt wird. Deshalb wird in Versorgungsstrukturen, die auf Wohnquartiers- bzw. Gemeindeebene angesiedelt sind, ein günstiger Rahmen für Stützung und Ermutigung gesehen. Gemeint ist damit weniger der Ausbau stationärer Einrichtungen auf lokaler Ebene als gemeindebezogene Verantwortung, die den Lebensraum älterer Menschen so stützt, dass diese so lange wie möglich sozial teilhaben können. Soziale Teilhabe gilt als wesentlich für eine hohe Lebenszufriedenheit im Alter. Unterstützung braucht die informelle Betreuung/Pflege im privaten Umfeld. Viele Angehörige überschätzen ihre potenziellen Fähigkeiten und überlasten sich. Um die Selbstausbeutung der pflegenden Angehörigen in Grenzen zu halten, braucht es ein entsprechendes Angebot an begleitenden Beratungen und Schulungen. Darüber hinaus sind verbesserte finanzielle und sozialrechtliche Rahmenbedingungen notwendig und eine intensivere Kooperation mit professionellen Diensten, wie z. B. Kurzzeit- und Nachtpflegeeinrichtungen. Es braucht eine neue Sorgekultur, die über familiales Handeln und fremdbestimmtes Pflegehandeln hinausgeht. Eine neue Sorgekultur geht stärker von der Selbstbestimmung und Selbstaktualisierung des Individuums aus, bleibt aber nicht bei dieser stehen und individualisiert das Hilfe- und Pflegerisiko, sondern schließt soziale Verantwortung ein. Bislang waren die Bedürfnisse der Hochaltrigen sehr stark an Versorgung und 13

Verantwortungsabgabe orientiert. Das wird sich voraussichtlich mit den Baby-Boomer- Generationen ändern, die in den nächsten Jahrzehnten ins höhere Alter kommen. Sie werden ein anderes Verständnis von gutem Leben und von Hilfe und Pflege mitbringen. Damit sollen am Beginn fünf zentrale Botschaften formuliert werden: In den nächsten 15 Jahren ist mit einer sowohl relativ als auch absolut überproportional wachsenden Zahl hochaltriger Menschen zu rechnen und damit auch mit einem rasch wachsenden Betreuungs- und Pflegebedarf. Besonders auffällig ist die stark ansteigende Zahl hochaltriger Männer in Niederösterreich. Die Mehrheit der betreuungs- und pflegebedürftigen älteren Menschen wird weiterhin von Angehörigen betreut bzw. gepflegt (rund zwei Drittel). Prognostizieren lassen sich weitere Verschiebungen im Bereich der professionellen Betreuung/Pflege. Die Zahl der durch mobile Dienste betreuten/gepflegten Personen wird doppelt so hoch sein wie die Zahl der Personen in stationärer Pflege. Gesundheitspolitisch und versorgungsstrategisch bedeutsam ist die 24-h-Betreuung, die sowohl die mobile als auch die familiale Pflege/Betreuung entlastet bzw. stützt. Neue Angebotsformen, die nicht im unmittelbaren Sektor der Betreuung und Pflege angesiedelt sind, wozu das betreute Wohnen gehört, sind stärker mit diesem Sektor zu verknüpfen, um mögliche Betreuungs- und Pflegedefizite zu verhindern. 14

2 Demografische Daten Marc Bittner Günther Ehgartner 2.1 Bevölkerungsstand und -prognose für NÖ Für die Dokumentation der Bevölkerungsstatistik inkl. der entsprechenden Prognosen bis 2026 wurde im März 2011 ein von der Statistik Austria zur Verfügung gestellter Datensatz verwendet, der unter anderem auch in die aktuelle kleinräumige Bevölkerungsprognose für die Österreichische Raumordnungskonferenz, die im Sommer 2010 fertiggestellt und veröffentlicht wurde, eingeflossen ist. Der Datensatz enthält Angaben zum Jahresdurchschnitt der Bevölkerung von 2010 bis 2050 in allen niederösterreichischen Bezirken, wobei einjährige Altersschritte, gegliedert nach Männern und Frauen, verfügbar sind, sodass alle für die Prognose erforderlichen Berechnungen möglich waren. Die zugrunde liegenden Daten beruhen auf dem Bevölkerungsstand von 2009 und beinhalten Jahresdurchschnitte. Eine Bevölkerungsprognose wird prinzipiell immer von Jahresende x bis Jahresende x+1 gerechnet. Die Jahresdurchschnitte ergeben sich als arithmetisches Mittel von den entsprechenden Jahresendständen. Die dahinter liegenden langfristigen Annahmen zu Fertilität, Mortalität und Migration wurden von der Statistik Austria gegenüber der letzten Prognosen überarbeitet. Laut Angaben der Statistik Austria leben 2010 in Niederösterreich 1.617.024 Menschen. Bei der Bevölkerungsprognose der Statistik Austria wird im Prinzip immer eine Bevölkerungsprognose nach der sogenannten Kohorten-Komponenten-Methode erstellt. Dabei verfügt man über eine Ausgangsbevölkerung zu Jahresbeginn, gegliedert nach Alter (Geburtsjahrgänge oder Kohorten) und Geschlecht. Diese wird in die Zukunft fortgeschrieben, in dem pro Jahr jeder Jahrgang um ein Jahr gealtert wird. Mittels altersspezifischer Sterbewahrscheinlichkeiten werden die Sterbefälle abgezogen, die Geburten werden mittels altersspezifischer Fertilitätsraten der Frauen im gebärfähigen Alter geschätzt und am Ende des Jahres der Bevölkerungsprognose als 0-Jährige hinzugefügt. Die Zuwanderung aus dem Ausland wird (nach Alter und Geschlecht) in Absolutzahlen addiert, die Abwanderung ähnlich den Sterbefällen über altersspezifische Raten abgezogen. Diese Rechnung kann nun für eine territoriale Einheit (z. B. Österreich insgesamt) erstellt werden, oder auch nach Teilregionen (z. B. Bundesländer, Bezirke, Gemeinden etc.). Dann benötigt man für jede Teilregion eine Startbevölkerung, Sterbewahrscheinlichkeiten, Fertilitätsraten, Abwanderungsraten und Zuzüge sowie möglicherweise auch unterschiedliche Annahmen über die künftige Entwicklung der Sterberaten, Fertilitätsraten und Wanderungen. Zusätzlich muss auch die Binnenwanderung zwischen diesen Teilregionen berücksichtigt werden (z. B. die Zuwanderung von der Steiermark nach Wien). Dies geschieht in den modernen Prognosemodellen mittels einer alters-, geschlechts- und richtungsspezifischen Wanderungsmatrix. Im Falle einer Bundeslandprognose umfasst diese 9 (Bundesländer) x 100 (Altersgruppen) x 2 (Geschlecht) Dimensionen. 15

Die Ausgangsbevölkerung sowie auch die Daten für die Migration stammen aus dem anonymisierten Bevölkerungsregister, das ein Spiegelregister des Zentralen Melderegisters ist. Weiters führt die Statistik Austria eine Statistik der sogenannten natürlichen Bevölkerungsbewegung (Geburten und Sterbefälle). Die entsprechenden Daten kommen von den Standesämtern (Registrierung von Geburten und Sterbefällen). Diese Daten fließen u. a. in die Fertilitäts- und Mortalitätsannahmen der Prognose ein. Siehe auch http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/index.html Mithilfe des erwähnten Datensatzes konnte einerseits in den Monaten April bis Mai 2011 der Bevölkerungsstand zum Referenzjahr 2010 genau nachgezeichnet als auch die prognostische Bevölkerungsfortschreibung dokumentiert werden, die notwendig ist, um für die Prognosen zum stationären und mobilen Pflegebedarf (inkl. 24-h-Betreuung), die dem Bedarfs- und Entwicklungsplan für NÖ zugrunde liegen, wesentliche Bevölkerungsstrukturindikatoren beizusteuern. Die folgenden drei Tabellen bieten Überblicksergebnisse zum Bevölkerungsstand in den NÖ Bezirken im Jahr 2010 nach Altersgruppen, wobei den über 60-Jährigen besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Dabei werden zunächst Gesamtergebnisse dokumentiert, bevor Tabellen zur männlichen bzw. weiblichen Bevölkerung folgen. Tabelle 1 Bevölkerungsstand (gesamt) in den NÖ Bezirken nach Altersgruppen 2010, absolut Altersgruppe Bezirk 0 59 60 69 70 74 75 79 80 84 85 89 ab 90 gesamt Amstetten/Waidhofen/Y. 97527 11317 5485 4161 3284 1927 583 124284 Baden 105855 16344 5944 4082 3274 2050 678 138227 Bruck an der Leitha 32247 4999 2036 1479 1162 686 240 42849 Gänserndorf 73107 10639 4484 3180 2382 1393 481 95666 Gmünd 27254 4476 2300 1768 1419 774 246 38237 Hollabrunn 37446 5618 2661 1988 1524 945 295 50477 Horn 23044 3399 1805 1358 1068 618 205 31497 Korneuburg 57852 8333 3472 2325 1787 1064 381 75214 Krems Stadt + Land 59755 8989 3868 2916 2269 1441 467 79705 Lilienfeld 19605 3041 1367 1079 965 580 181 26818 Melk 59421 7198 3438 2784 2195 1293 386 76715 Mistelbach 56439 7807 3878 2849 2099 1234 408 74714 Mödling 84934 15427 5338 3284 2693 1922 655 114253 Neunkirchen 63801 10111 4224 3244 2612 1649 518 86159 Scheibbs 32108 3947 1840 1444 1199 682 204 41424 St. Pölten Stadt 113821 16003 6624 5000 4112 2567 893 149020 Tulln 54207 7789 3121 2194 1677 1038 336 70362 Waidhofen/Thaya 19845 2880 1565 1251 949 556 177 27223 Wien Umgebung 86104 14392 5064 3343 2738 1836 678 114155 Wr. Neustadt Stadt + Land 88739 13315 4984 3607 3022 1853 590 116110 Zwettl 33060 4083 2333 1862 1456 848 273 43915 Gesamtergebnis 1226171 180107 75831 55198 43886 26956 8875 1617024 16

Tabelle 2: Bevölkerungsstand (Männer) in den NÖ Bezirken nach Altersgruppen 2010, absolut Altersgruppe Bezirk 0 59 60 69 70 74 75 79 80 84 85 89 ab 90 gesamt Amstetten/Waidhofen/Y. 50044 5391 2577 1769 1280 533 124 61718 Baden 53146 7896 2791 1733 1165 526 151 67408 Bruck an der Leitha 16187 2474 979 669 422 185 50 20966 Gänserndorf 36796 5272 2071 1363 914 380 108 46904 Gmünd 14130 2151 1029 769 543 221 61 18904 Hollabrunn 19331 2786 1226 843 530 254 64 25034 Horn 11736 1679 811 560 407 170 36 15399 Korneuburg 29091 4106 1673 1017 694 330 77 36988 Krems Stadt + Land 30102 4381 1788 1258 805 373 88 38795 Lilienfeld 10054 1510 649 474 350 167 43 13247 Melk 30322 3514 1560 1187 853 366 73 37875 Mistelbach 28727 3941 1784 1172 760 340 72 36796 Mödling 41691 7250 2592 1496 990 538 144 54701 Neunkirchen 32338 4861 1924 1355 966 436 113 41993 Scheibbs 16566 1910 894 618 472 183 47 20690 St. Pölten Stadt 57541 7771 3039 2191 1516 697 182 72937 Tulln 27361 3884 1483 980 645 292 73 34718 Waidhofen/Thaya 10196 1396 713 548 371 153 33 13410 Wien Umgebung 42592 6971 2479 1430 1055 490 126 55143 Wr. Neustadt Stadt + Land 44568 6412 2378 1527 1107 507 134 56633 Zwettl 17166 2047 1088 776 570 221 67 21935 Gesamtergebnis 619685 87603 35528 23735 16415 7362 1866 792194 Tabelle 3: Bevölkerungsstand (Frauen) in den NÖ Bezirken nach Altersgruppen 2010, absolut Altersgruppe Bezirk 0 59 60 69 70 74 75 79 80 84 85 89 ab 90 gesamt Amstetten/Waidhofen/Y. 47483 5926 2908 2392 2004 1394 459 62566 Baden 52709 8448 3153 2349 2109 1524 527 70819 Bruck an der Leitha 16060 2525 1057 810 740 501 190 21883 Gänserndorf 36311 5367 2413 1817 1468 1013 373 48762 Gmünd 13124 2325 1271 999 876 553 185 19333 Hollabrunn 18115 2832 1435 1145 994 691 231 25443 Horn 11308 1720 994 798 661 448 169 16098 Korneuburg 28761 4227 1799 1308 1093 734 304 38226 Krems Stadt + Land 29653 4608 2080 1658 1464 1068 379 40910 Lilienfeld 9551 1531 718 605 615 413 138 13571 Melk 29099 3684 1878 1597 1342 927 313 38840 Mistelbach 27712 3866 2094 1677 1339 894 336 37918 Mödling 43243 8177 2746 1788 1703 1384 511 59552 Neunkirchen 31463 5250 2300 1889 1646 1213 405 44166 Scheibbs 15542 2037 946 826 727 499 157 20734 St. Pölten Stadt 56280 8232 3585 2809 2596 1870 711 76083 Tulln 26846 3905 1638 1214 1032 746 263 35644 Waidhofen/Thaya 9649 1484 852 703 578 403 144 13813 Wien Umgebung 43512 7421 2585 1913 1683 1346 552 59012 Wr. Neustadt Stadt + Land 44171 6903 2606 2080 1915 1346 456 59477 Zwettl 15894 2036 1245 1086 886 627 206 21980 Gesamtergebnis 606486 92504 40303 31463 27471 19594 7009 824830 17

In weiterer Folge wurden die Daten der Bevölkerungsprognose dafür verwendet, Spezialauswertungen für die Gruppe der Hochaltrigen (ab 80 Jahre) zusammenzustellen, die verdeutlichen sollen, wie sich der Bereich der Hochaltrigkeit in den nächsten 15 Jahren verändern wird, und die in ein Spezialkapitel zu diesem Thema in den Altersalmanach 2011 einfließen werden. Hier sind nun Ergebnisse dieser Analysen für ganz NÖ in Tabellenform dokumentiert (getrennt für die Kategorien gesamt, Männer und Frauen sowie jeweils in Absolutzahlen wie auch in Prozentanteilen ausgedrückt). Tabelle 4: NÖ gesamt nach Altersgruppen, Absolutwerte NÖ gesamt nach Altersgruppen, Absolutwerte Alle 2010 2016 2021 2026 80 84 43886 43065 60084 56712 85 89 26956 28369 28535 41814 90+ 8875 14500 16414 17288 Gesamtergebnis 79717 85934 105033 115814 Tabelle 5: NÖ gesamt nach Altersgruppen, Spalten % NÖ gesamt nach Altersgruppen, Spalten % Alle 2010 2016 2021 2026 80 84 55,1 50,1 57,2 49,0 85 89 33,8 33,0 27,2 36,1 90+ 11,1 16,9 15,6 14,9 Gesamtergebnis 100,0 100,0 100,0 100,0 Tabelle 6: NÖ gesamt nach Altersgruppen, Zeilen % NÖ gesamt nach Altersgruppen, Zeilen % Zuwachs / Reduktion, Basis 2010 Alle 2010 2016 2021 2026 80 84 100,0% 1,9% 36,9% 29,2% 85 89 100,0% 5,2% 5,9% 55,1% 90+ 100,0% 63,4% 84,9% 94,8% Gesamtergebnis 100,0% 7,8% 31,8% 45,3% Tabelle 7: NÖ gesamt nach Altersgruppen, Absolutwerte NÖ gesamt nach Altersgruppen, Absolutwerte Männer 2010 2016 2021 2026 80 84 16415 17504 25714 24299 85 89 7362 9861 10555 16462 90+ 1866 3274 4515 5214 Gesamtergebnis 25643 30639 40784 45975 Tabelle 8: NÖ gesamt nach Altersgruppen, Spalten % NÖ gesamt nach Altersgruppen, Spalten % Männer 2010 2016 2021 2026 80 84 64,0 57,1 63,0 52,9 85 89 28,7 32,2 25,9 35,8 90+ 7,3 10,7 11,1 11,3 Gesamtergebnis 100,0 100,0 100,0 100,0 18

Tabelle 9 NÖ gesamt nach Altersgruppen, Zeilen % NÖ gesamt nach Altersgruppen, Zeilen % Zuwachs / Reduktion, Basis 2010 Männer 2010 2016 2021 2026 80 84 100,0% 6,6% 56,6% 48,0% 85 89 100,0% 33,9% 43,4% 123,6% 90+ 100,0% 75,5% 142,0% 179,4% Gesamtergebnis 100,0% 19,5% 59,0% 79,3% Tabelle 10: NÖ gesamt nach Altersgruppen, Absolutwerte NÖ gesamt nach Altersgruppen, Absolutwerte Frauen 2010 2016 2021 2026 80 84 27471 25561 34370 32413 85 89 19594 18508 17980 25352 90+ 7009 11226 11899 12074 Gesamtergebnis 54074 55295 64249 69839 Tabelle 11: NÖ gesamt nach Altersgruppen, Spalten % NÖ gesamt nach Altersgruppen, Spalten % Frauen 2010 2016 2021 2026 80 84 50,8 46,2 53,5 46,4 85 89 36,2 33,5 28,0 36,3 90+ 13,0 20,3 18,5 17,3 Gesamtergebnis 100,0 100,0 100,0 100,0 Tabelle 12 NÖ gesamt nach Altersgruppen, Zeilen % NÖ gesamt nach Altersgruppen, Zeilen %, Zuwachs / Reduktion, Basis 2010 Frauen 2010 2016 2021 2026 80 84 100,0% -7,0% 25,1% 18,0% 85 89 100,0% -5,5% -8,2% 29,4% 90+ 100,0% 60,2% 69,8% 72,3% Gesamtergebnis 100,0% 2,3% 18,8% 29,2% Die demografischen Prognosen zeigen eine deutliche Zunahme hochaltriger Männer. Diese beruht auf der von der Statistik Austria prognostizierten sinkenden Differenz der Lebenserwartung zwischen Männern und Frauen. Die Veränderungen innerhalb der Altersgruppen verdient differenzierte Betrachtung: Bis 2016 ist mit einem enormen Anstieg der höchsten Altersgruppe zu rechnen. Während in der Folge der Männeranteil weiter stark zunimmt, fallen diese Zuwächse bei den Frauen moderat aus. In der mittleren Altersgruppe (80 bis 84 Jahre) sinkt die Anzahl der Frauen bis 2021, um in den darauf folgenden fünf Jahren massiv zu steigen. Zwischen 2021 und 2026 ist eine Verschiebung zu den mittleren und höchsten Altersgruppen erkennbar. Insbesondere der Männeranteil in der Gruppe der 80- bis 84- Jährigen sinkt von 64 % auf 52,9 %, steigt bei den 85- bis 89-Jährigen um 7,1 % und bei den 90+-Jährigen um 4,0 %. Diese Änderung fällt bei den Frauen wesentlich geringer aus. Dieser Prozess dürfte jedoch bereits in den vergangen Jahren stattgefunden haben. Im Jahr 2010 befindet sich nur rund die Hälfte der Frauen in der Gruppe der 80- bis 84-Jährigen, bei den Männern sind es fast zwei Drittel 19

2.2 Entwicklung der Haushaltsgrößen Die Änderung der Haushaltsgrößen wird auch Änderungen im Pflegebedarf nach sich ziehen. Die Statistik Austria geht von einer Zunahme der Single-Haushalte aus; die Anzahl der allein im Haushalt lebenden Personen steigt von 213.551 (2010) um 53.587 Personen auf 267.138 (2030). Mehr als ein Drittel der niederösterreichischen Haushalte werden 2030 Single- Haushaushalte sein. Tabelle 13: Privathaushalte mit Personen, absolut Jahr 1 2 3 4 5 6 und mehr gesamt 2001 187.397 185.189 105.363 92.870 33.069 17.664 621.552 2007 204.165 197.018 109.920 93.544 32.677 16.839 654.163 2010 213.551 200.299 111.395 93.873 32.657 16.631 668.406 2020 245.016 212.009 116.772 95.368 32.747 16.059 717.971 2030 267.138 222.387 122.699 98.408 33.673 16.012 760.317 2040 292.091 229.591 127.890 101.627 34.880 16.142 802.221 2050 312.776 235.607 132.284 103.972 35.745 16.077 836.461 Tabelle 14: Privathaushalte mit Personen, Zeilen % Jahr 1 2 3 4 5 6 und mehr gesamt 2001 30,1 29,8 17,0 14,9 5,3 2,8 100% 2007 31,2 30,1 16,8 14,3 5,0 2,6 100% 2010 31,9 30,0 16,7 14,0 4,9 2,5 100% 2020 34,1 29,5 16,3 13,3 4,6 2,2 100% 2030 35,1 29,2 16,1 12,9 4,4 2,1 100% 2040 36,4 28,6 15,9 12,7 4,3 2,0 100% 2050 37,4 28,2 15,8 12,4 4,3 1,9 100% 20

Abbildung 1: Entwicklung der Haushaltsgröße Entwicklung der Haushaltsgrößen 2001 bis 2050 100% 90% 80% 2,8 2,6 2,5 2,2 2,1 2,0 1,9 5,3 5,0 4,9 4,6 4,4 4,3 4,3 14,9 14,3 14,0 13,3 12,9 12,7 12,4 70% 17,0 16,8 16,7 16,3 16,1 15,9 15,8 60% >=6 Pers. HH 5 Pers. HH 50% 40% 29,8 30,1 30,0 29,5 29,2 28,6 28,2 4 Pers. HH 3 Pers. HH 2 Pers. HH 30% Single HH 20% 10% 30,1 31,2 31,9 34,1 35,1 36,4 37,4 0% 2001 2007 2010 2020 2030 2040 2050 21

3 Wohnen in Niederösterreich unter besonderer Berücksichtigung älterer Personen Wohnen ist ein zentraler Aspekt der Lebenslage von älteren und hochaltrigen Menschen. Eine gut eingerichtete Wohnung und eine anregende Wohnumgebung erhöhen die Lebenszufriedenheit und den Aktivitätsradius älterer Menschen. Im höheren Lebensalter erhalten Wohnung und näheres Wohnumfeld vor allem bei langer Wohndauer eine hohe sozial-emotionale Bedeutung. Dabei gibt es keine ideale Wohnform im Alter. Je nach Lebensphase, sozialer Lebenslage und biografischen Erfahrungen haben Wohnangebote zu berücksichtigen, dass Menschen nicht gleichförmig altern und es daher eine Vielfalt an Wohnformen gibt und braucht. Und diese Vielfalt braucht es auch unter Bedingungen von Hilfe- und Pflegebedürftigkeit. Vieles spricht dafür, dass die Lebensqualität im Alter, wozu die selbstständige Lebensführung gehört, mit zunehmendem Alter deutlich von den Bedingungen der Wohnung und den Gegebenheiten des unmittelbaren Wohnumfelds abhängt. Die Wohnbedingungen sollten dabei nicht nur hinsichtlich ihrer Barrierehaftigkeit gesehen werden, sondern auch unter der Perspektive von Anregung und sozialem Austausch. Empirische Befunde zeigen, dass ältere Menschen einen großen Teil des Tages im eigenen Wohnbereich verbringen. Hochaltrige Menschen verbringen vier Fünftel des Tages zu Hause. Nach allgemeinen Forschungsergebnissen zum Wohnen im Alter werden in der Folge drei Aspekte Wohnsituation Älterer in Niederösterreich genauer dargestellt: Wohnform bzw. Haushaltsgröße, Wohnungsausstattung, Wohnungsgröße. 3.1 Wohnformen und Wohnbedingungen im Alter: Grundsätzliche Überlegungen Franz Kolland Beim Wohnen handelt es sich um einen Austauschprozess mit einer räumlichen und sozialen Umwelt. Wohnen und Wohnquartier bilden einen sozialräumlichen Kontext, der für Personen je nach Lebensphase einen unterschiedlichen Stellenwert hat und dem im Alltag von alten Menschen die größte Bedeutung zukommt. Die/Der Einzelne kann sich vorausschauend mit dem Wohnen befassen. So kann sie/er sich über Umweltbedingungen informieren, die auf die von ihr/ihm erwarteten Veränderungen in der sozialen Umwelt, mit der Verfügbarkeit über soziale, finanzielle Ressourcen abgestimmt sind. Das Gefühl, heimisch zu sein, wächst aus einer engen Vertrautheit mit der eigenen Wohnung und Wohnumgebung heraus. Die Haushalts- und Wohnformen älterer Frauen und Männer werden durch ihre Lebenslage und ihre Lebensgeschichte geprägt. Dies kommt etwa darin zum Ausdruck, dass Wohnungen alter Menschen oft Möbel und Gegenstände aus vergangenen Stilepochen oder früheren Lebensphasen enthalten. Ein Großteil der Wohnungen zukünftiger Altengenerationen ist bereits gebaut, d. h. ein wesentlicher Teil des Wohnens zukünftiger Älterer wird sich in bestehenden Häusern und Wohnungen vollziehen. 22

Damit ist Wohnen im Alter mit einer doppelten Herausforderung konfrontiert, nämlich einerseits den biografischen Prägungen und gegebenen Wohnbedingungen alter Menschen und andererseits den zukünftigen Wohnbedürfnissen und -bedarfen. Die Mehrheit alter Menschen lebt in Privatwohnungen, jedoch bestehen innerhalb der Gruppe der älteren Menschen erhebliche Unterschiede. Nach der Mikrozensus- Arbeitskräfteerhebung 2009 lebten von den 60- bis 64-Jährigen 34% in Einpersonenhaushalten, von den 70- bis 74-Jährigen 44% und von den 85-Jährigen und Älteren 82%. Im höheren Lebensalter nimmt also der Anteil der Personen in Einpersonenhaushalten zu. Wenn auch der Anteil von Menschen steigt, der im Alter in einer Ehebeziehung lebt, steigt auch der Anteil der alleinlebenden hochaltrigen Frauen. Sie sind dadurch häufiger gefährdet, ihre Selbstständigkeit zu verlieren. Sie können ihre Unabhängigkeit schwerer bewahren und sind abhängiger von ambulanter und stationärer Hilfe. Sie wohnen eher in Heimen und prägen die Struktur und das Bild von Pflegeeinrichtungen. Zwar zeigt die Forschung, dass Alleinleben nicht notwendig mit Vereinsamung verknüpft ist, jedoch ist der Anteil der Vereinsamten unter den Alleinlebenden signifikant höher, d. h., unter Alleinlebenden ist Isolation, Vereinsamung und höherer Kontaktbedarf häufiger anzutreffen. Als gesichert gilt jedenfalls, dass Selbstbestimmung ein wesentliches Element der Wohnqualität im Alter ist. Diese gilt es sowohl im Bereich des privaten Wohnens zu fördern, um einen möglichst langen Verbleib in der eigenen Wohnung zu gewährleisten, diese ist aber auch wesentlich in allen anderen Wohnformen. Dazu gehört, dass eigenständiges Handeln gefördert und unterstützt wird, ob das nun die barrierefreie Gestaltung der Wohnung betrifft oder Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Zu den wichtigen Indikatoren der Wohnqualität gehören die Ausstattung der Wohnung mit modernen sanitären Einrichtungen und Haushaltsgeräten, die Beheizbarkeit, eine gute Erreichbarkeit sowie das Vorhandensein von genügend Freiflächen (Balkon, Terrasse, Garten). Die Qualität der Wohnausstattung bestimmt den Handlungsspielraum und die Lebensqualität im Alter. Insgesamt hat sich gemessen an diesen Kriterien der Wohnstandard der älteren Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten verbessert. Zur Grundausstattung in Haushalten von SeniorInnen gehören heute ein Wasseranschluss, eine WC-Anlage und eine Dusche. Diese Elemente sind praktisch in allen Haushalten vorhanden. Deutlich weniger vorhanden sind Garten, Balkon oder Terrasse. Das gilt besonders für das Wohnen in großen Städten. Hinsichtlich der technischen Ausstattung finden sich in zwei Bereichen Unterschiede zur Gesamtbevölkerung. Ältere Menschen verfügen gegenüber jüngeren Generationen weniger oft über einen Geschirrspüler und sie haben deutlich weniger Zugang zu modernen Kommunikations- und Informationstechnologien. War vor wenigen Jahrzehnten noch die Substandardwohnung (Kategorie D) typisch für den Altenhaushalt, so leben heute in Österreich nur noch 4% der 75-Jährigen und Älteren in Wohnungen dieser Kategorie, während acht von zehn in Kategorie-A-Wohnungen (Bad, WC und Zentralheizung) und weitere 13% in Kategorie-B-Wohnungen (Bad und WC, aber keine Zentralheizung) wohnen. Spezifisch für das Wohnen im Alter ist, dass die Ausstattung einer Wohnung mit dem Altern der BewohnerInnen veraltet, d. h., mit dem Lebensalter und der Wohndauer steigen die Ausstattungsmängel. 23