2.2 Ansätze zur Qualitätssicherung



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Transkript:

2.2 Ansätze zur Qualitätssicherung 13 2.2 Ansätze zur Qualitätssicherung Im folgenden Kapitel sollen bewährte Ansätze vorgestellt werden, die zur Bewertung und Verbesserung der Produkt- und Prozessqualität dienen. Zuerst werden Beispiele zu einer Produktnorm (ISO 9126) und zu einer Prozessnorm (ISO 9000) gegeben. Weiter werden zwei in der Praxis verbreitete Prozess-Reifegradmodelle vorgestellt, mit Hilfe derer ebenfalls der Entwicklungsprozess bewertet werden kann. Schließlich wird die Bedeutung von Vorgehensmodellen am Beispiel des V-Modells erläutert. 2.2.1 Produktnorm ISO 9126 In der Produktnorm ISO 9126 werden Merkmale definiert, an Hand derer die Qualität der Software bestimmt werden kann. Insgesamt enthält diese Norm sechs Merkmale, die wiederum in Untermerkmale untergliedert werden. Zur Bestimmung der eigentlichen Qualität müssen die jeweiligen Ausprägungen der Merkmale ergänzt werden (Tabelle 2.1). Tabelle 2.1. Qualitätsmerkmale von Software nach [37] Qualitätsmerkmal Funktionalität Zuverlässigkeit Benutzbarkeit Effizienz Änderbarkeit Übertragbarkeit Untermerkmale Angemessenheit, Richtigkeit, Interoperabilität, Ordnungsmäßigkeit, Sicherheit Reife, Fehlertoleranz, Wiederherstellbarkeit Verständlichkeit, Erlernbarkeit, Bedienbarkeit Zeitverhalten, Verbrauchsverhalten Analysierbarkeit, Modifizierbarkeit, Stabilität, Prüfbarkeit Anpassbarkeit, Installierbarkeit, Konformität, Austauschbarkeit Um die mit Hilfe der ISO 9126 festgelegten Produkteigenschaften (Eigenschaft = Merkmal + Ausprägung) überprüfen zu können, sind in der Norm ISO 12119 Bestimmungen zur Prüfung der Erfüllung dieser Eigenschaften festgelegt. 2.2.2 Prozessnorm ISO 9000 Im Gegensatz zu der Produktnorm ISO 9126 werden bei Prozessnormen ausschließlich die Qualität des Entwicklungsprozesses betrachtet. Das dabei entstehende Produkt liegt nicht im Fokus. Einer der bekanntesten

14 2 Grundlagen der Qualitätssicherung Vertreter von Prozessnormen ist die ISO 9000-Normenreihe. Der Fokus dieser Normenreihe liegt nicht ausschließlich auf der Software- Entwicklung, sondern betrachtet die Qualität von Entwicklungs- und Herstellungsprozessen von materiellen und immateriellen Produkten allgemein. Tabelle 2.2 gibt einen Überblick über die ISO 9000-Normenreihe. Tabelle 2.2. Struktur der ISO 9000-Normenreihe Bezeichnung ISO 8402 ISO 9000-1 ISO 9000-2 ISO 9000-3 ISO 9000-4 ISO 9001 ISO 9002 ISO 9003 ISO 9004 ISO 10011 Titel Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung Begriffe Leitfaden zur Auswahl und Anwendung Allgemeiner Leitfaden zur Anwendung von ISO 9001, ISO 9002 und ISO 9003 Leitfaden zur Anwendung von ISO 9001 auf Software Leitfaden zum Management von Zuverlässigkeitsprogrammen Qualitätsmanagementsysteme Modell zur Darlegung des Qualitätsmanagement in Design/Entwicklung, Produktion, Montage, Endprüfung und Wartung Qualitätsmanagementsysteme Modell zur Darlegung des Qualitätsmanagement in Produktion, Montage, Endprüfung und Wartung Qualitätsmanagementsysteme Modell zur Darlegung des Qualitätsmanagement in Endprüfung Qualitätsmanagement und Elemente eines Qualitätsmanagements Leitfaden Leitfaden für das Audit von Qualitätsmanagementsystemen 2.2.3 Reifegradmodelle Ähnlich wie die beschriebenen Prozessnormen messen Reifegradmodelle die Qualität, mit der Softwareentwicklungsprozesse betrieben werden. Die Bewertung erfolgt nach vorgegebenen Kriterien. Abhängig von den erreichten Kriterien wird der Entwicklungsprozess in eine Reifegradstufe eingeteilt, d.h. für jede Reifegradstufe werden feste Anforderungen gestellt, um die jeweilige Stufe zu erreichen. Das Ergebnis der Prozess-Bewertung dient zum einen als Ausgangsbasis für die Verbesserung des Softwareentwicklungsprozesses, zum anderen dient es vielen Unternehmen als Leistungsbeleg gegenüber Auftraggebern. Im Folgenden werden die beiden Reifegradmodelle Capability Maturity Model (CMM) und SPICE vorgestellt.

2.2 Ansätze zur Qualitätssicherung 15 Capability Maturity Model (CMM) Das Capability Maturity Modell definiert fünf Reifegradstufen, um Softwareentwicklungsprozesse einer Organisation zu bewerten und gezielte Prozessverbesserungen vornehmen zu können. Neben der eigentlichen Qualität stehen dabei auch die finanziellen und zeitlichen Rahmenbedingungen des jeweiligen Softwareentwicklungsprojekts im Fokus. Die Reifegradstufen bauen aufeinander auf und stellen evolutionäre Schritte dar, die eine Grundlage für kontinuierliche Prozessverbesserung bilden [2]. Mit steigendem Reifegrad werden die Größen Kosten, Zeit und Qualität beherrschbarer, die Qualität und Produktivität steigen und das Risiko sinkt [46]. Die 5 Reifegradstufen des CMM sind in Tabelle 2.3 und Abb. 2.1 beschrieben. Tabelle 2.3. Reifegradstufen des CMM Stufe Bedeutung 1 Initial (initial): Stufe 1 ist der niedrigste Reifegrad. Sie stellt den Grundzustand im Unternehmen, ohne definierten Software- Entwicklungsprozes, dar. 2 Wiederholbar (repeatable): Definition eines grundlegenden Entwicklungsprozesses aufgrund vorheriger Projekterfahrungen. Kosten, Zeitpläne und Produktqualität werden überwacht. 3 Definiert (defined): In dem Unternehmen ist ein Standardsoftwareprozess eingeführt. Für die Umsetzung dieses Prozesses ist eine spezielle Organisationseinheit zuständig. 4 Gesteuert (managed): In Stufe 4 werden für das Produkt und den Prozess quantitative Qualitätsanforderungen definiert, deren Erreichung gemessen und überwacht werden. 5 Optimiert (optimised): Ziel dieser Stufe ist es, Schwächen im Entwicklungsprozess aufzudecken und den Prozess durch den Einsatz neuer Methoden, Techniken, Werkzeuge etc. zu verbessern.

16 2 Grundlagen der Qualitätssicherung steigende Produktivität und Qualität Stufe 3 Stufe 4 gesteuert (managed) Stufe 5 optimiert (optimised) Stufe 2 definiert (defined) Stufe 1 wiederholbar (repeatable) initial (initial) sinkendes Risiko Abb. 2.1. Capability Maturity Model (CMM) [55] Um die Anforderungen der jeweiligen Stufe zu erreichen, werden bewährte Methoden in so genannten Schlüsselprozessbereichen vorgegeben. Jedem Schlüsselprozessbereich sind Schlüsselpraktiken (key practices) zugeordnet, die angeben, was zu tun ist, um den jeweiligen Schlüsselprozessbereich zu erfüllen [61]. In Tabelle 2.4 werden für jede Stufe typische Prozess-Charakteristika und Schlüsselprozessbereiche angegeben. Tabelle 2.4. Reifegradstufen und Schlüsselprozessbereiche von CMM [42] Stufe Prozess-Charakteristik Schlüsselprozessbereiche 1 ad hoc, chaotisch nur wenige Prozesse definiert, Prozess hängt von Individuen ab 2 intuitiv, diszipliniert Einsatz früherer Erfahrungen bei ähnlichen Projekten 3 qualitativ, Alle Prozesse definiert und dokumentiert, projektspezifische Anpassung des Standardmodells Anforderungsmanagement Software-Projektplanung Software-Projektverfolgung und -überblick Software-Unterauftragsmanagement Software-Qualitätssicherung Software-Konfigurationsmanagement Schwerpunkt auf organisationsweiten Prozess Prozessdefinition Ausbildungsprogramm Integriertes Software-Management Software-Produktherstellung Koordination zwischen Gruppen Peer Reviews

2.2 Ansätze zur Qualitätssicherung 17 Tabelle 2.4. Fortsetzung 4 quantitativ (Metriken- Einsatz), vorhersagbar Messung von Prozess- und Produktqualität 5 Rückgekoppelter Prozess, Einsatz innovativer Ideen und Technologien, kontinuierliche Verbesserung Quantitatives Prozessmanagement Software-Qualitätsmanagement Defektvermeidung Technologie-Changemanagement Prozess-Changemanagement Neben dem CMM existieren noch eine Reihe weiterer CMMI-Modelle, wie beispielsweise das People Capability Maturity Model (P-CMM), welches zur Verbesserung des Personalmanagements in Software- Entwicklungsprojekten dient. Ziel dieses Modells ist unter anderem die Erhöhung der kollektiven Fähigkeiten des Unternehmens durch Erhöhung der Fähigkeiten der Entwickler und die Motivierung von Mitarbeitern. Als Weiterentwicklung von CMM ist das Capability Maturity Model Integrated (kurz CMMI) zu sehen. Im Gegensatz zu CMM hat CMMI das Ziel einer systematischen Prozessverbesserung über verschiedene Tätigkeitsbereiche, wie zum Beispiel Softwareentwicklung, Systementwicklung, Produktintegration etc., hinweg. SPICE (ISO 15504) Das in der ISO 15504 definierte Reifegradmodell SPICE dient zur Bewertung und Verbesserung von Prozessen. Im Gegensatz zu CMM werden hier einzelne Prozesse einer Organisation bzw. eines Projektes unabhängig voneinander betrachtet. SPICE ist auf Basis von CMM entstanden und integriert die beiden Ansätze CMM und ISO 9000 [42]. Abb. 2.2 zeigt die Struktur von ISO 15504. Im Fokus von SPICE steht das Prozess-Assessment, welches Prozesse überprüft und bewertet. Ausgehend von der Reifegradbestimmung können die jeweiligen Prozesse verbessert werden.

18 2 Grundlagen der Qualitätssicherung Prozess (process) Identifiziert Modifikationen wird überprüft durch Prozess-Assessment (process assessment) Identifiziert Reifegrad und Risiken führt zu führt zu Prozess-Verbesserung (process improvement) motiviert zu Reifegradbestimmung (capability determination) Abb. 2.2. Die Struktur von ISO 15504 [2] SPICE besitzt gegenüber CMM ein zwei-schieniges Bewertungsmodell. SPICE wird unterteilt in Prozess-Dimension und Reifegrad- bzw. Fähigkeitsdimension. Die Prozessdimension definiert Prozesse, die im Rahmen eines Softwareentwicklungsprozesses anfallen. Dazu wurden in SPICE ursprünglich 29 Prozesse definiert, die mittlerweile auf über 40 erweitert wurden. Jedem Prozess sind eine Menge von Aktivitäten sowie Ein- und Ausgabeprodukte zugeordnet [61, 2]. Die definierten Prozesse werden in fünf Prozesskategorien eingeteilt, die jeweils einen einheitlichen Aufgabenbereich abdecken (Tabelle 2.5). Tabelle 2.5. SPICE Prozesskategorien Kategorie Customer-Supplier Process Category (CUS) Engineering Process Category (ENG) Support Process Category (SUP) Management Process Category (MAN) Organization Process Category (ORG) Beschreibung Beschreibt Prozesse, die unmittelbar den Kunden betreffen, wie Software-Akquisition, Kundenbetreuung, Software-Einsatz Umfasst Prozesse, die dazu dienen, Produkte zu spezifizieren, zu entwerfen und zu implementieren. Prozesse, die andere Prozesse unterstützen, z.b. Dokumentation, Konfigurationsmanagement, QS etc. Prozesse, die notwendig sind, um Software-Projekte zu planen, zu steuern und zu kontrollieren, z.b. Projektmanagement und Risikomanagement. Prozesse, die es ermöglichen, Unternehmensziele zu definieren und durch Ressourcen zu erreichen, z.b. Prozessdefinition, -verbesserung und Personalmanagement.

2.2 Ansätze zur Qualitätssicherung 19 Die Prozessdimension definiert lediglich Prozesse, umfasst jedoch keinerlei Bewertungskriterien für diese. Dies wird innerhalb der Reifegradbzw. Fähigkeitsdimension vorgenommen. Die Fähigkeitsdimension, auch als Reifegrad-Dimension bezeichnet, dient zur Reifegradbestimmung einzelner, voneinander unabhängiger Prozesse. In SPICE sind sechs Reifegradstufen definiert. Zusätzlich werden zur Bewertung der Prozess-Leistungsfähigkeit neun so genannte Prozess- Attribute genutzt, die den Reifegradstufen zugeordnet sind (Tabelle 2.6). Die Prozess-Attribute werden anhand einer vierstufigen Skala (nicht erfüllt, teilweise erfüllt, weitgehend erfüllt und vollständig erfüllt) bewertet [38]. Tabelle 2.6. Reifegradstufen und Prozess-Attribute in ISO 15504 [38] Stufe Reifegrad zugeordnete Prozess-Attribute 0 unvollständiger Prozess (incomplete process) 1 durchgeführter Prozess (performed process) 2 gesteuerter Prozess (managed process) 3 etablierter Prozess (established process) 4 vorhersagbarer Prozess (predictable process) 5 optimierender Prozess (optimizing process) PA 1.1 Prozess-Durchführung (process performance) PA 2.1 Durchführungs-Management (performance management) PA 2.2 Arbeitsprodukt-Management (work product management) PA 3.1 Prozess-Definition und -Anpassung (process definition) PA 3.2 Prozess-Ressourcen (process resource) PA 4.1 Prozess-Vermessung (process measurement) PA 4.2 Prozess-Steuerung und -Kontrolle (process control) PA 5.1 Prozess-Veränderung (process change) PA 5.2 Kontinuierliche Verbesserung (continuous improvement)