IT-gestütztes Innovationsmanagement



Ähnliche Dokumente
Summer Workshop Mehr Innovationskraft mit Change Management


Die Außenwelt nutzen: Open Innovation in das Ideenmanagement integrieren

Hauptseminar Entwicklung von Informationssystemen

Prozessbewertung und -verbesserung nach ITIL im Kontext des betrieblichen Informationsmanagements. von Stephanie Wilke am

Albert HAYR Linux, IT and Open Source Expert and Solution Architect. Open Source professionell einsetzen

Fragebogen für eine qualitative/quantitative Befragung zur Mediencommunity 2.0 aus Sicht der Lernenden

Beschreibung des MAP-Tools

Ideation-Day Fit für Innovation

Skills-Management Investieren in Kompetenz

Team Collaboration im Web 2.0

Fragenkatalog zur Bewertung Ihres ERP Geschäftsvorhabens:

Marketing & Innovation - Warum brillante Ideen kein Zufall sein müssen

Herausforderungen 2013 der Marketingentscheider in B2B Unternehmen

Mehr Effizienz und Wertschöpfung durch Ihre IT. Mit unseren Dienstleistungen werden Ihre Geschäftsprozesse erfolgreicher.

Aktuelle Abschlussarbeiten

Marketingmaßnahmen effektiv gestalten

Innovationsideen und -konzepte

Traditionelle Suchmaschinenoptimierung (SEO)

.. für Ihre Business-Lösung

Social Media Analyse Manual

Checkliste zur qualitativen Nutzenbewertung

Foresight Fellows: Open Innovation The world is your Lab! Siemens, 14. September 2009 Christian Hirsig, CEO & Co-Founder Tobias Lehr, CSO & Partner

Wissensmanagement mit SharePoint. Ein Vortrag von Helmut Reinke MindBusiness GmbH

BILFINGER INDUSTRIAL MAINTENANCE DAS NEUE BILFINGER MAINTENANCE CONCEPT BMC

Die Zukunft spricht 2.0

Social Media. Marketing und Kommunikation mit Facebook, Twitter, Xing & Co.

Handlungsfelder des Deutschen Bildungspreises Praxistransfer und IT innovativ managen

esearch one-single-point-of-information Federated Search Modul

Kategorien der Hauptpreise (Bitte ankreuzen!)

Zentrum. Zentrum Ideenmanagement. Zentrum Ideenmanagement. Umfrage zur Nutzung von mobilen Endgeräten im Ideenmanagement

Ursula Coester // Social Media Institute / Chancen für den Einsatz von Social Media im Handel

Auswertung der Teilnehmerumfrage zum. vom November 2010

Hallo! Social Media in der praktischen Anwendung Warum macht man was und vor allem: wie? Osnabrück, den 07. Juli 2014.

Innovationsmanagement

THE KNOWLEDGE PEOPLE. CompanyFlyer.indd :48:05

Social Media Einsatz in saarländischen Unternehmen. Ergebnisse einer Umfrage im Mai 2014

Smart Innovation by Festo Industrie Consulting

Begriff 1 Begriff 2 Datenbank 1

DIGITALKONSULAT DK. Unsere Leistungen

Projekt- Management. Landesverband der Mütterzentren NRW. oder warum Horst bei uns Helga heißt

Pressemitteilung der Universität Kassel

Was macht Layer2 eigentlich? Erfahren Sie hier ein wenig mehr über uns.

Lösungen mit Strategie

Lizenzierung von System Center 2012

SQL Server 2008 Standard und Workgroup Edition

ÜBERGABE DER OPERATIVEN GESCHÄFTSFÜHRUNG VON MARC BRUNNER AN DOMINIK NYFFENEGGER

MULTICHANNEL IN SOZIALEN NETZWERKEN

Vertriebspartner. Wer hat sie nicht gerne.

Online Relations. Kundenkommunikation im sozialen Web. Online Relations 1

IT-Betrieb im Call Center

Business Process Outsourcing. in Partnerschaft mit den Besten gewinnen. Business Process Outsourcing

... hab ich gegoogelt. webfinder. Suchmaschinenmarketing !!!!!!

Konzentration auf das. Wesentliche.

Kundenbefragung als Vehikel zur Optimierung des Customer Service Feedback des Kunden nutzen zur Verbesserung der eigenen Prozesse

Wir nehmen Aufgaben und Ideen wahr. Wir suchen Lösungen zu Ideen.

Agile Vorgehensmodelle in der Softwareentwicklung: Scrum

Gemeinsam erfolgreich. Unser Konzernleitbild

Umfrage: Ihre Erwartungen, Ihr Bedarf und der aktuelle Einsatz von Informationstechnologie (IT) in Ihrem Unternehmen

Die Wasser App.

Agile Enterprise Development. Sind Sie bereit für den nächsten Schritt?

Windows Small Business Server (SBS) 2008

Mit dem richtigen Impuls kommen Sie weiter.

Entwicklung des Dentalmarktes in 2010 und Papier versus Plastik.

E-Learning als erweitertes Seminar

WARENWIRT- SCHAFT UND ERP BERATUNG Mehr Sicherheit für Ihre Entscheidung

Architekturplanung und IS-Portfolio-

GPP Projekte gemeinsam zum Erfolg führen

40 SurveyLab. Das spezialisierte Befragungs- Tool für Zukunftsanalysen, Innovation und Strategie.

Neurovation. Die Ideenplattform

Über Projekte mit der HSR an Forschungs-Fördergelder gelangen. Prof. Dr. Hermann Mettler, Rektor HSR

Herzlich Willkommen - TeleSys!

Verpasst der Mittelstand den Zug?

Business Solutions for Services

MODUL 5: BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT

Microblogging im TCC mit dem TCC Twitter

Die Zukunft der Zukunftsforschung im Deutschen Management: eine Delphi Studie

Partnerschaftsentwicklung für KMU

Verkaufen Sie doch wo Sie wollen. Ihr einfacher Weg zu mehr Umsatz und dauerhaft steigendem Erfolg im E-Business

Journalistische Arbeit im Web 2.0 Umfrageresultate Schweiz

Workshops auf einen Blick

Worum geht es in diesem Projekt?

All for One Steeb. Das SAP Haus. ALL FOR ONE STEEB DAS SAP HAUS

ANTES International Assessment. Erfolg ist kein Zufall

Leseprobe. Thomas Konert, Achim Schmidt. Design for Six Sigma umsetzen ISBN: Weitere Informationen oder Bestellungen unter

Neue Medien in der Erwachsenenbildung

Relative Ideen-Stärke

Persönliche Einladung. Zur IT Managers Lounge am 4. November 2009 in Köln, Hotel im Wasserturm.

Wann ist eine Software in Medizinprodukte- Aufbereitungsabteilungen ein Medizinprodukt?

Outsourcing und Offshoring. Comelio und Offshoring/Outsourcing

Personalentwicklung im Berliner Mittelstand. Darstellung der Studienergebnisse Berlin,

Crowdbusiness. Die Ideen der vielen bündeln - Erfolgsfaktoren und Beispiele aus der Praxis. Reinhard Willfort Linz 10. Juni 2015

SCHULUNG MIT SYSTEM: E-LEARNING VON RAUM21

Virtuelle Fotografie (CGI)

Wissensmanagement im Geschäftsalltag: Wie unterstützt es mich in der beruflichen Praxis?

Software Development Center

Web Präsentation. und eine kleine Geschichte zum Thema UX Research. Innovative Usability-Forschung für Apps und Websites im digitalen Zeitalter

Herzlich Willkommen beim Webinar: Was verkaufen wir eigentlich?

Best Practice Innovation. eine Veranstaltung der innobe AG und der Berner Fachhochschule, Managementzentrum

ChangeManagement. Vom IT-Spezialisten zum Führungsexperten

Transkript:

IT-gestütztes Innovationsmanagement Martin Stromberger Modernes Innovationsmangement wird von Unternehmen zunehmend als strategischer Prozess erkannt und praktiziert. Unter dem Schlagwort Open Innovation wird auch die Außenwelt des Unternehmens für die Erweiterung des eigenen Innovationpotentials eingebunden. Die IT bietet in diesem Umfeld eine Reihe von Anwendungen und Tools für ein effizientes Innovationsmanagement. Das Spektrum reicht dabei von Softwarelösungen für das Management der innerbetrieblichen Innovation und/oder der kollaborativen Innovation im Unternehmensnetzwerk bis hin zu Tools für die Integration der Kunden und Partner als aktive Teilnehmer im Innovationsprozess. Autor: DI Martin Stromberger ist hauptberuflicher Lektor für Wirtschaftsinformatik am Studienbereich Wirtschaft der FH Kärnten und beschäftigt sich im Studienzweig Digital Business Management u.a. mit dem Thema Innovations- und Wissensmanagement. m.stromberger@fh-kaernten.at T. +43-(0)5-90500-2132 IT & Innovationsmanagement Die Bedeutung der Innovation für die Wertschöpfungskette eines Unternehmens ist heute in Wirtschaft und Forschung außer Frage gestellt. Viele Firmen investieren zunehmend in den Bereich Innovation, haben damit jedoch teilweise nicht den gewünschten bzw. auch messbaren Erfolg. Dabei liegt das Problem nicht in der Generierung von neuen Ideen, sondern vielmehr im erfolgreichen Management des Innovationsprozesses. Die Informationstechnologie (IT) kann diesen Prozess mit geeigneten Applikationen und Tools unterstützen. Ausgehend von der Informationsbeschaffung, welche heute vielmals im WWW stattfindet, kann die IT mit eigenen Lösungen einzelne Phasen bzw. auch mehrere Phasen des Prozesses unterstützen und damit den Gesamtprozess effektiver und effizienter gestalten. Der Innovationsprozess kann, abgesehen vom Detaillierungsgrad und der branchenspezifischen Ausgestaltung, in die drei Hauptphasen

- Strategische Informationsplanung - Ideenmanagement - Projektmanagement unterteilt werden. Ausgehend von definierten Innovationszielen, welche eng mit der gesamten Unternehmensstrategie verknüpft sind, und deren Umsetzungsmaßnahmen, erfolgt die Ideengewinnung (=Ideengenerierung und -sammlung) für die Innovationen und das damit verbundene Management (=Bewertung und Auswahl) der Ideen. Im anschließenden Projektmanagement werden dann die Innovationsvorhaben detailliert geplant und umgesetzt. Im Rahmen der Strategischen Informationsplanung kommen beispielsweise IT Systeme für die Szenario- und Portfolioanalyse zum Einsatz. Ihre Aufgabe ist es Informationen zu sammeln, zu strukturieren und den Anwender methodisch bei der Informationsauswahl zu unterstützen (Stw. Business Intelligence). Im Rahmen der Ideengewinnung werden heute vorrangig Online Forschungs-, Technologieund Wirtschaftsportale genutzt. In der Phase der Bewertung kommen dann Online- Patentdatenbanken und Online-Enzyklopädien zum Einsatz. Die Internet Suchmaschinen unterstützten dabei das Ideenmanagement in allen seinen Phasen. Verschiedene Softwaretools bieten dabei Techniken wie Mind- und Konzept-Mapping und können systematische Ideenerfassung und -speicherung unterstützen. Auch die Internet Informationsbeschaffung und -recherche kann durch entsprechende Tools unterstützt und vereinfacht werden. Bei der Ideenbewertung stellen dann spezielle Softwaresysteme der digitalen Bewertungsmethodik einen Kriterienkatalog für die Bewertung zur Verfügung. Der Anwender kann dabei die für ihn wichtigen Kriterien auswählen und damit bestimmen Ideen herausfiltern. Die entsprechenden Softwarelösungen werden dafür im klassischen Lizenzmodell (z.b. Nutzung pro User/Idee entspricht einer Lizenz) oder als ASP-Lösung am Markt angeboten. Im anschließenden Innovations-Projektmanagement werden dann meist IT-Tools aus dem klassischen Projektmanagement eingesetzt. Open Innovation Werden in dem Innovationsprozess auch externe Personen, wie z.b. Kunden oder Berater, aktiv eingebunden, wird dieser Prozess auch als Open Innovation bezeichnet. Durch die Kombination von externen und internen Ideen als auch die Einbeziehung von externer und interner Marktsicht können so dynamisch u.a. auch neue Innovationen entstehen. Wenn einzelne Unternehmensaufgaben auf eine große undefinierte Gruppe von Personen im Internet ausgelagert werden, spricht man auch von Crowdsourcing (Wortkreation, setzt sich zusammen aus Crowd und Outsourcing ). Eine schon häufig praktizierte Anwendung von Crowdsourcing ist z.b. der ausgelagerte Designwettbewerb im Rahmen eines neuen Produktdesigns. Als prominentester Vertreter für Crowdsourcing im Bereich Wissensakkumulation gilt heute Wikipedia. Während sich Open Innovation auf die Innovation von Produkten, Dienstleistungen, Prozessen und Geschäftsmodellen fokussiert, geht Crowdsourcing inhaltlich darüber hinaus. Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien ermöglichen - vielmehr fordern und fördern auch - die interaktive Zusammenarbeit der verschiedenen Gruppierungen im

Rahmen des Innovationsprozesses. Ziel ist die Nutzung des kreativen Potenzials unternehmensexterner Quellen zur Reduzierung des Risikos von Investitionen in innovative Aktivitäten. Dabei wird der Markt nicht nur als Quelle der Bedürfnisinformation, sondern vor allem auch als Quelle von Lösungsinformation gesehen. Die Anwendungsgebiete von Open Innovation und die dabei zum Einsatz kommenden Partizipationsformen sind durch den Einsatz von Web 2.0 und Social Networking bereits sehr vielfältig (siehe Tab.1). Anwendungsgebiet Partizipationsform Beispiele Kundendienst Online-Community (Foren, Novell Cool Solutions, Blogs, Wikis) Nokia Support Discussions Ideengewinnung, -selektion und Konzeptentwicklung Produkt-/Markttests Online-Community (Foren, Blogs, Wikis) Virtuelle Welten, Online- Plattformen Cassiber, Cisco I-Prize, IBM Innovation Jam, Why Not? In Second Life z.b. virtuelle Prototypen: Market Thruths, Testen von mobilen Geräten und Anwendungen: mob4hire Produktdesign Co-Creation Plattform A Million Penguins, Lego Factory, Naked&Angry, Threadless, Zazzle, Name This Lösungsentwicklung Wissensmarkt Atizo, TekScout, Innocentive Prognose in der Entscheidungsfindung Prognosemarkt Consensuspoint, Inkling, NewsFutures Idea Pageant, InnovationSpigit, Informationsprodukt Co-Creation Plattform Wikipedia (Enzyklopädie), OhmyNews (Bürgerjournalismus-Zeitung) Bewertung und/oder Kommentierung von Lösungsvorschlägen Open Evaluation Future_bizz, Innocentive, Atizo Tabelle 1 Anwendungsgebiete von Open Innovation Die Anwendungen unterstützen dabei einzelne Phasen im Innovationsprozess bzw. im Einzelfall auch den gesamten Prozess. Open Innovation kann auch innerhalb eines Unternehmens erfolgen und die IT ist dabei gefordert entsprechende Anwendungen - Blog, Wiki, Social Network

Funktionen - Forum, Rating, Social Bookmarking, Tagging/Clouding, (Instant)Messaging Tools - Ajax, Pod-/Videocast, RSS Newsfeed, Voice over IP, Mashup/Widget für ein internes Unterstützungssystem, welches sich grob in die vier Anforderungsebnen Anreiz & Inspiration(A&I),Information & Wissen(I&W), Kommunikation & Kollaboration (K&K) und Feedback & Feed-forward (F&F) gliedert, zur Verfügung zu stellen (siehe Tab.2). Phase Anwendung Funktion Technologie/Tool Ebene A&I I&W K&K F&F Anforderung Suche Entwicklung & Bewertung Blog Social Network Wiki Collaborative Filtering Forum (Instant) Messaging Microblogging Rating Social Bookmarking Tagging/Clouding AJAX Pod-/Videocast RSS Newsfeed Voice over IP Mashup/Widget Posting Community Trendradar Aktivitäts-Ranking Updates Interessengruppe Ideen-Marketing Struktur- /Visualisierung Statusanzeige Ideensuche Matching Skill-Suche Ideenkonzept Datenintegration Kontaktaufnahme Virt. Kreativität Offline-Integration Virtuelles Arbeiten Task Management Bewertungsmethode Schnellbewertung Ranking Nachrichten Scoring/Polling Kommentierung Ideeenbörse Tabelle 2 IT-Anforderungen und (technische) Umsetzungsmöglichkeiten

Fazit Die IT kann heute mit einer Reihe von Anwendung und Tools den Innovationsprozess unterstützen bzw. ermöglichen und gleichzeitig die dabei anfallenden Transaktionskosten erheblich reduzieren. Geeignete IT-basierte Werkzeuge und IT-Infrastrukturen ermöglichen die Realisierung zahlreicher Unterstützungspotentiale im Rahmen der unterschiedlichen Phasen der Innovationsentwicklung. Die IT ermöglicht in der Open Innovation das Aufbauen von sozialen Gemeinschaften von räumlich verteilten Mitgliedern, die untereinander dauerhafte soziale Beziehungen aufbauen und dabei ein gemeinsames Ziel verfolgen bzw. auch neue Innovationen generieren. Literatur: Spath, D./Heubach, D./Ardilio, A. (2010): Unterstützung des Innovationsmangements durch IT-Systeme. In: Hofmann, J. (Hrsg.), IT-basiertes Innovationsmangement. Heidelberg: dpunkt.verlag, S. 6-20. Reinhardt, M./Wiener, M./Amberg, M. (2010): Anforderungen und Umsetzung einer IT- Unterstützung für Open Innovation im Unternehmen. In: Hofmann, J. (Hrsg.), IT-basiertes Innovationsmangement. Heidelberg: dpunkt.verlag, S. 87-96. Hofmann, J. (Hrsg., 2010): IT-basiertes Innovationsmanagement. Heidelberg: dpunkt.verlag. Bughin, J./Chui, M./Johnson (o.j.), B.: The next step in open innovation - McKinsey Quarterly - Operations - Product Development., URL: https://www.mckinseyquarterly.com/next_step_in_open_innovation_2155#registernow, [Stand: 05.10.2010]. Back, A. (o.j.): Web-based Open Innovation. Wie Online-Gemeinschaften Dienstleistungen, Produkte und Wissen mitgestalten., URL: http://www.scribd.com/doc/14215154/webbased-open-innovation-wie- OnlineGemeinschaften-Dienstleistungen-Produkte-und-Wissen-mitgestalten, [Stand:05.10.2010].