Ergebnis-und Fotodokumentation Workshop Verkehrssicherheitsarbeit in Brandenburg und Berlin 23. November 2011 in Potsdam Fotos: www.abus.de/pd-f, VBB, DVR
Workshop Verkehrssicherheitsarbeit in Brandenburg und Berlin Um die interdisziplinäre Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Verkehrssicherheitsarbeit länderübergreifend auszubauen, fand am 23. November 2011 der erste gemeinsame Workshop von Brandenburger und Berliner Experten der Verkehrssicherheitsarbeit in Potsdam statt. Die Veranstaltung diente dem Erfahrungsaustausch zu Best-Practice-Maßnahmen und Best-Practice-Projekten, zur Abstimmung von gemeinsamen Aktivitäten und zur Diskussion der künftigen Arbeitsschwerpunkte aus den Verkehrssicherheitsprogrammen beider Bundesländer. In einführenden Impulsreferaten wurden die strukturellen Grundlagen und die Leitlinien der Verkehrssicherheitsarbeit der Landesregierungen von Brandenburg und Berlin präsentiert. Anschließend erfolgte in einem weiteren Impulsreferat zum Thema Regelakzeptanz die Darstellung der wichtigsten Gründe für den Regelmissbrauch im Straßenverkehr. Am Nachmittag fand in vier Arbeitsgruppensitzungen die thematische Vertiefung von Schwerpunktthemen anhand von Praxisbeispielen statt. Die Empfehlungen und Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen sind Inhalt dieser Broschüre. 2
Tagungsprogramm 10:00 Uhr Eröffnung des Workshops mit Marktplatz und Begrüßungskaffee 11:00 Uhr Begrüßung 11:10 Uhr Ausrichtung der Verkehrssicherheitsarbeit in Brandenburg Gerd Lange (Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft) 11:30 Uhr Ausrichtung der Verkehrssicherheitsarbeit in Berlin Burkhard Horn (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin) 11:50 Uhr Regelakzeptanz im Straßenverkehr Sabine Degener (UDV) 12:30 Uhr Mittagspause 13:30 Uhr Gruppendiskussionen mit einleitenden Impulsreferaten 13:30 Uhr 15:00 Uhr Arbeitsgruppe 1: Infrastruktur-Sicherheitsmanagement Moderation: Prof. Herbert Staadt (Fachhochschule Potsdam) Straßenplanung und Audit mit Human Factors- Ansatz Dr. Sybille Birth (Intelligenz System Transfer) Sicherheitsaudit für Stadtstraßen Horst Wohlfarth von Alm (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung) Arbeitsgruppe 2: Schul- und Spielwegsicherung Moderation: Prof. Karl-Heinz Schäfer (Fachhochschule Köln) Kinderstadtplan Berlin Joachim Krey (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung) Kleine Adler für sichere Schulwege Maren Born (Netzwerk Verkehrssicherheit Brandenburg) Arbeitsgruppe 3: Peer-Projekte für Jugendliche Moderation: Birgit Hensel (LISUM Berlin-Brandenburg) PEER-Projekt an Fahrschulen Horst Brömer, Ellen Martin (Tannenhof e.v.) Mentoren der Feuerwehr in Brandenburg Siegurd Hahn (Netzwerk Verkehrssicherheit Brandenburg) Arbeitsgruppe 4: Radverkehr Moderation: Michael Bollschweiler (RadMarkt) Sicherheitsprojekte beim ADFC Bernd Zanke (ADFC Berlin e.v.) Initiative Sicheres Fahrrad Frank Döring (Bundesinnungsmeister für das Deutsche Zweiradmechaniker-Handwerk) 15:00 Uhr Zusammenfassung der Ergebnisse im Plenum 15:30 Uhr Ausklang der Veranstaltung 3
Marktplatz-Impressionen
Vorträge und Diskussion im Plenum
Arbeitsgruppe 1: Infrastruktur-Sicherheitsmanagement Moderation: Prof. Herbert Staadt (Fachhochschule Potsdam) Vorbemerkung: Im Rahmen der Arbeitsgruppe wurde die Durchführung von Sicherheitsaudits für Stadtstraßen in Berlin bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin und der Human- Factors-Ansatz für die Gestaltung von sicheren Verkehrsanlagen von der Intelligenz System Transfer GmbH vorgestellt. Empfehlungen: I. Um Fahrfehler der Verkehrsteilnehmer zu minimieren, sollten Straßen so betrieben und gestaltet werden, dass sie den menschlichen Wahrnehmungsfähigkeiten entsprechen. II. Der Ansatz der Fehler verzeihenden Straße (forgiving road sides) sollte künftig beim Neu-, Umund Ausbau von Straßen intensiverer berücksichtigt werden. III. Der Schutz von Menschenleben im Straßenverkehr sollte mit dem Schutz von Alleen vereinbar sein. Dazu sind jedoch entweder der Schutz vor dem Aufprall auf das Hindernis mit Hilfe von passiven Schutzeinrichtungen oder die Beschränkung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit erforderlich, so wie es der neue Landstraßenerlass des Landes Brandenburg vorsieht. IV. Von den Teilnehmern der Arbeitsgruppe wird vorgeschlagen, für den Betrieb und den Bau von sicheren Verkehrsanlagen, finanzielle Anreize für Straßenbaulastträger zu schaffen.
Arbeitsgruppe 2: Schul- und Spielwegsicherung Moderation: Prof. Karl Heinz Schäfer (Fachhochschule Köln) Vorbemerkung: Im Rahmen der Arbeitsgruppe wurden die Projekte Kinderstadtplan Berlin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin und Kleine Adler für sichere Schulwege des Netzwerks Verkehrssicherheit Brandenburg vorgestellt sowie Möglichkeiten des Austauschs und der Weiterentwicklung diskutiert. Empfehlungen: I. Beteiligungsprojekte benötigen das Feedback der Entscheider. Daher muss der Transfer von Informationen durch eine gut besetzte Koordinierungsstelle gewährleistet werden. Es hat sich ebenfalls als sinnvoll erwiesen, die Verantwortlichen in die Projektarbeit mit einzubeziehen. II. Der Kinderstadtplan Berlin sollte um folgende Aspekte erweitert werden: Information der Schüler über die unterschiedlichen Arten von Gefahrenstellen (auch über Icons im gedruckten Kinderstadtplan sowie erklärende Legende; Inhalte: Was ist dort gefährlich, wie sollen die Kinder sich dort verhalten?) Information von Verantwortlichen über die Ergebnisse (u. a. Unfallkommission, Bezirksämter) III. IV. Das Projekt Kleine Adler für sichere Schulwege sollte um die folgenden Aspekte erweitert werden: Ausweitung der Untersuchungen von Gefahrenstellen auf den Spiel- und Freizeitwegen der Kinder Es sollten Strategien entwickelt werden, wie mit ausbleibender Resonanz auf gemeldete Missstände, Gefahrenstellen, Verbesserungsvorschläge umgegangen werden kann, beispielsweise wenn kommunale Entscheidungsträger keine Maßnahmen umsetzen können/wollen. Für das Jahr 2012 wird ein vertiefender Austausch zwischen den Projektbeteiligten angestrebt. Es ist u. a. geplant, die verwendeten Materialien (z. B. Fragebögen) zu optimieren. Gleichzeitig soll geprüft werden, ob und in welcher Form eine Einbindung des Projekts Zu Fuß zur Schule möglich ist. V. In einem weiteren Schritt soll geprüft werden, inwieweit die Erkenntnisse aus den Projekten für das Vorhaben der Landesverkehrswacht Berlin e.v. zur Erstellung von Fußwegplänen für Senioren genutzt werden können.
Arbeitsgruppe 3: Peer-Projekte für Jugendliche Moderation: Birgit Hensel (Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg) Vorbemerkung: Im Rahmen der Arbeitsgruppe wurden das Peer-Projekt an Fahrschulen des Tannenhof e.v. und die Konzeptidee zu Mentoren bei der Feuerwehr des Netzwerks Verkehrssicherheit vorgestellt und diskutiert. Empfehlungen: I. Um Ressourcen zu schonen, sollten Kräfte, Ideen und Aktionen gebündelt werden. Ähnliche Projekte sollten nicht miteinander konkurrieren, sondern sich ergänzen. II. Die Peer-Projekte bedienen sich der Ansprache durch Gleichaltrige, die von emotionalen Schlüsselerlebnissen berichten, um persönliche Betroffenheit beim Einzelnen zu erzeugen. Projekte dieser Art sollten Themen des alltäglichen Lebens aufgreifen und diese in Verbindung mit Verkehrssicherheitsthemen bringen. IV. ( eine Show bieten ) und ernsthafte Auseinandersetzung verbinden. Die Ausbildung und Sensibilisierung von Fahrschülern sollte auf verschiedenen Ebenen erfolgen: pädagogisch, methodisch, interkulturell und verkehrswissenschaftlich. V. Es ist sinnvoll, dass erste präventive Schulungen zu den Gefahren des Alkohol- und Drogenkonsums bei der Fahrt mit dem Pkw im Rahmen der Fahrschulausbildung ansetzen, nicht erst, wenn sich bei längerer Fahrpraxis Verhaltensstrukturen schon verfestigt haben. Dann ist eine Verhaltensänderung weniger wahrscheinlich. Die Teilnehmer der Arbeitsgruppe sprechen sich daher dafür aus, dass präventive Angebote zur Verkehrserziehung möglichst frühzeitig ansetzen sollten. III. Veranstaltungen, die für Jugendliche und junge Fahranfänger organisiert werden, sollten einen emotionalen Zugang ermöglichen und Eventcharakter VI. Die Diskussionen sollten künftig fortgesetzt und in regelmäßigem Austausch über Projektentwicklungen informiert werden.
Arbeitsgruppe 4: Radverkehr Moderation: Michael Bollschweiler (RadMarkt) Vorbemerkung: Im Rahmen der Arbeitsgruppe wurden die Verkehrssicherheitsprojekte des ADFC e.v. und die Initiative Sicheres Fahrrad des BIV und des Forums Verkehrssicherheit vorgestellt. Die Diskussion verdeutlichte die unterschiedlichen Ausgangspunkte der Arbeitsgruppenteilnehmer zur Erhöhung der Verkehrssicherheit im Radverkehr (Technik und Mensch). Es wurde u. a. darüber diskutiert, ob es sinnvoller ist, den Verbraucher zum freiwilligen verkehrssicheren Verhalten bei der Fahrt mit dem Rad anzuregen oder verpflichtende Regeln aufzustellen (STVZO), deren Einhaltung überprüft wird. Des Weiteren wurde darüber diskutiert, ob ein verpflichtender Fahrradführerschein eingeführt werden sollte. Empfehlungen: I. Die Teilnehmer der Arbeitsgruppe sprechen sich dafür aus, bereits in der Kita mit der Radfahrausbildung zu beginnen. III. Die Lücken der Verkehrserziehung in der Sekundarstufe sollten durch zielgruppenadäquate Angebote geschlossen werden. IV. Schulen und Eltern sollten vermehrt in die Pflicht genommen werden (verpflichtende Schulungen, Lehrplan Schule). V. Die Bildungsministerien beider Länder sollten sich für eine verstärkte Verkehrssicherheitsarbeit in den Schulen engagieren. VI. VII. Fahrradfahrer sollten vermehrt für die Gefahren im Straßenverkehr sensibilisiert werden (z. B. durch Fahrsicherheitstrainings). Das Fahrrad ist ein vollwertiges Verkehrsmittel und sollte auch als solches behandelt werden. II. Prävention und Repression sollten stets kombiniert eingesetzt werden. Eine stärkere Regulierung durch die Einführung einer Helmpflicht wird nicht empfohlen. VIII. Verbraucher sollten über die Möglichkeiten und Gefahren von Elektrofahrrädern umfassend informiert werden.
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