visco Die Rettungsstrategie(n) der Eurokrise Mai 2013 Structures @ Work 2013

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Transkript:

Die Rettungsstrategie(n) der Eurokrise Structures @ Work 2013 Mai 2013

Europa Quo Vadis Intro (1/2) Nach Jahrhunderten der Kriege, Zerwürfnisse aber auch Bündnisse auf dem europäischen Kontinent hat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Wandel eingesetzt. Der Wunsch Frieden zu schließen und langfristig zu wahren führte in der modernen Geschichte zu einem einmaligen Ereignis. Seit den 50er Jahren intensivierten europäische Länder ihre wirtschaftlichen und politischen Verbindungen und gaben nationale Binnenrechte zu Gunsten einer Europäischen Union auf. Heute 2013 besteht diese Union aus 27 Mitgliedsländern und ist mit einer halbe Milliarde Einwohner nach Bruttoinlandsprodukt (BIP) der größte Wirtschaftsraum der Welt. Innerhalb dieser Union bildete sich in den 90er Jahren die sogenannte Eurozone. Länder, die über eine zoll- und grenzfreie Union hinaus das Recht auf eine eigene Währung zu Gunsten einer europäischen Währung aufgaben. Seit dem 1. Januar 1999 ist der Euro ein Zeichen europäischer Einheit und eine weltweite Referenzwährung. Er ersetzte den ECU im Umtauschverhältnis 1:1, der bereits seit 1978 Rechnungseinheit (jedoch nicht Währung) der europäischen Gemeinschaft war. Doch trotz der anfänglichen Erfolgsgeschichte befindet sich die Eurozone heute in einer ihrer bislang härtesten Bewährungsproben. Seit 2010 verbindet man den Euro nicht mehr nur mit der Gemeinschaftswährung, sondern auch mit der Schulden- und Währungskrise. Die Rettung der Bankenlandschaft nach der Bankenkrise in 2008 war in Teilen nur durch massive Intervention von Staaten in die heimischen Banken möglich und führte zu signifikanten Haushaltsdefiziten und Neuverschuldungen von Nationen. Gleichzeitig rutschten andere Euro-Länder aufgrund nationaler Probleme (Staatsverschuldung in Griechenland, Immobilienkrise in Spanien, Bankenkrise in Irland, Wettbewerbsprobleme in Portugal & Italien) in die Rezession. Quelle: research; eurostat 04/2013; European Statistic Data Support (ESDS) 04/2013 2 Key Facts EURO (1/2) Buchgeldeinführung: 01.01.1999 Bargeldeinführung: 01.01.2002 Anzahl Gründungsländer: 11 EU Länder Anzahl Mitgliedsländer: 17 EU Länder Bevölkerung Eurozone Ca. 330 Millionen Länder mit festen Wechselkurs: 24 Staaten Gesamtzahl Euronutzer Ca. 470 Millionen Einwohner

Europa Quo Vadis Intro (2/2) Für die Eurozone stellt dies eine besondere Herausforderung dar, da nach dem Maastrichter Vertrag eine gesamtschuldnerische Haftung der Euro-Länder für einzelne Mitgliedsländer ausgeschlossen wurde. Per Konstruktion sollte jedes Mitgliedsland seiner eigenen Pflicht nachkommen, die Neuverschuldung gering zu halten, gesetzte Verschuldungsquoten nicht zu reißen sowie eine gesunde Leistungsbilanz und einen gesunden Haushalt sicherzustellen. Gleichzeitig wurde den Mitgliedsländern aber mit Eintritt in die Union die Instrumente der nationalen Geldpolitik und damit wesentliche Möglichkeiten zur Bekämpfung von Schieflagen in den Staatsfinanzen genommen. Getreu nach dem Wahlspruch In Vielfalt geeint wurden die geldpolitischen Instrumente der EURO-Zone auf die Bedürfnisse der Gemeinschaft ausgerichtet und konnten somit nationale Bedürfnisse nicht immer berücksichtigen. Auf der Suche nach Lösungen der Krise wurden neue Instrumente und Methoden geschaffen und teilweise extreme Maßnahmen vollzogen, um auf der einen Seite den Mitgliedsstaaten zu helfen, jedoch die Grundpfeiler der Währungsunion nicht einzureißen. Hierzu gehörten Rettungspakete, Schuldenschnitte, europäische Stabilitätsmechanismen und Aufkaufprogramme für Staatsanleihen. Obgleich sich die Krise Stand heute zu beruhigen scheint und die jüngsten Ereignisse um Zypern lediglich ein letztes Aufflackern anzudeuten scheinen, bleiben weiterhin Fragen offen. Insbesondere danach, wie nachhaltig die jüngsten Anstrengungen gewirkt und wie gut die europäische Union in ihrer heutigen Struktur für die Zukunft aufgestellt ist. Quelle: research; eurostat 04/2013; European Statistic Data Support (ESDS) 04/2013 3 Key Facts EURO (2/2) Geldmenge M1 Ca. 5.000 Mrd. Euro Geldmenge M3 Ca. 9.800 Mrd. Euro Anteil globaler Währungshandel 39,1% (Stand 2010) BiP-Euro-Zone 9.491 Mrd. Euro Schuldenquote Euro-Zone 90,6% des BiP Inflation Euro-Zone (ER17) 1,7% Wirtschaftswachstum (ER17) -0,6% (Q4 2011 zu Q4 2012)

In der Eurokrise wurden seit 2009 mehrere Hoch- und Tiefpunkte durchlebt Google-Suchanfragen zum Stichwort debt crisis Relatives Suchvolumen in Prozent 09/2009 Erste Rating- Herabstufung von Griechenland 05/2010 Temporärer Rettungsschirm mit 750 Mrd. EUR Volumen wird beschlossen, insbesondere EFSF. Gleichzeitig kündigt EZB Aufkaufprogramm für Staatsanleihen i.h.v. 200 Mrd. EUR an (SMP) Quelle: research, Google Trends 03/2010 Griechenland beantragt offiziell Finanzhilfen, Beschluss Notfallplan der EU und IWF (110 Mrd. EUR) 06/2010 Spanien wird herabgestuft 07/2011 EU Sondergipfel zum 2. Rettungspaket für Griechenland (146 Mrd. EUR) 11/2010 Renditen spanischer Staatsanleihen steigen auf Rekordhoch 07/2011 Irland und Portugal werden herabgestuft 11/2011 Papandreou kündigt Referendum über Euro-Hilfen an, nimmt es auf Druck der EU aber wieder zurück 03/2012 Zypern wird herabgestuft 09/2011 Reform des EU Stabilitäts- und Wachstumspaktes 03/2012 Schuldenschnitt in Griechenland (75%) mit Volumen von 107 Mrd. EUR 06/2012 EZB senkt Leitzins auf 0% Griechenland Ereignisse EU Ereignisse 12/2012 Griechenland wird wieder heraufgestuft 09/2012 EZB kündigt Aufkauf von Staatsanleihen in unbegrenzter Höhe an (OMT); der Rettungsschirm wird eine dauerhafte Institution (ESM) 03/2013 Zypern erhält 10 Mrd. EUR Kredit aus dem ESM Rettungsfonds 4 Nach Ausbruch der Krise Anfang 2010 und Beschluss des Notfallplans herrschte lange Zeit Ruhe Erst in 2011 stieg das Interesse bis zum Höhepunkt im Sommer 2011 wieder, als Griechenland mit einem 2. Rettungspaket versorgt werden musste und gleichzeitig weitere Euroländer (Irland, Portugal etc.) ins Straucheln gerieten Seitdem sind die Suchanfragen deutlich abgeklungen

Europas Solidarität wurde in den letzten Jahren auf eine harte Probe gestellt Auslöser für Anti-EU Demos Quelle: research 5 Auszug: Beschlüsse zu griech. Sparpaketen 2010-2012 Mehrwertsteuer +4% Einfrieren Beamtengehälter auf 2.000 Euro Kürzung Beamtengehälter um 11-40% Streichung 13. und 14. Monatsgehalt im öffentlichen Dienst Reduzierung Stadtverwaltungen um 63% Renteneintrittsalter von 61,3 auf 67 Jahre Reduzierung öffentlicher Dienst bis 2015 um 150.000 Kürzung Arbeitslosengeld auf 325 Euro Kürzung Renten um 10-15% Reduzierung Mindestlohn auf 586 Euro

Griechenlands Schuldenstand ist im Verhältnis zum BIP seit 2008 explodiert Schuldenstand im Verhältnis zum BIP in Prozent 180 160 140 120 100 80 99 101 107 107 0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 113 66 69 68 65 67 130 74 148 82 Griechenland Deutschland 171 80 157 82 Innerhalb von 8 Jahren hat sich Griechenlands Schuldenstand in Relation zum BIP fast verdoppelt Besonders rapide war der Anstieg ab dem Jahr 2008 nach Ausbruch der Finanzkrise Trotz Schuldenschnitt i.h.v. ca. 160 Mrd. Euro (ca. 50% der Schuldenlast) reduzierte sich die Gesamtverschuldung Griechenlands nach Auszahlung der Rettungspakete nur um 14% Quelle: research, Eurostat 6

Auch vor der Finanzkrise hatte Griechenland bereits mit zahlreichen finanziellen Herausforderungen zu kämpfen Ursachen für Staatsverschuldung in Griechenland Finanzkrise als Hauptursache Hohe Staatsschulden Hohe Ausgaben Geringe Einnahmen Teurer Staatsapparat Stützung Bankensektor in der Finanzkrise Anstieg Kapitalkosten durch schlechte Ratings Schattenwirtschaft & Korruption Geringere Steuereinnahmen Expansive Haushalts- und Wirtschaftspolitik seit Euro- Einführung Lohnerhöhungen im privaten und öffentlichen Bereich um bis zu 12 15 Prozent p.a. 1,1 Mio. Beschäftigte in der Verwaltung, Phantomrentner Maßnahmen zur Bankenrettung; Umwandlung Kreditrisiken der Geldhäuser in staatliche Risiken Anstieg staatliches Ausfallrisiko, damit auch Risikoprämien Schlechte Bewertung für Leistungsfähigkeit der griechischen Wirtschaft und Staatsverschuldung durch Rating-Agenturen Verschlechterung Ratings, Anstieg Kapitalkosten zur Refinanzierung Intransparenz der Staatsausgaben: Ungenügende Kontrollmechanismen bei Auftragsvergaben Überdurchschnittlich große Schattenwirtschaft von geschätzten 40 Prozent des BIP Steuersätze in der Vergangenheit gesenkt Geringere Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft Konjunktureinbruch im Zuge der Finanzkrise Strukturelles Defizit aufgrund geringer Haushaltseinnahmen bei expansiver Haushalts- und Wirtschaftspolitik bereits vor der Finanzkrise vorhanden Stützung des Bankensektors im Rahmen der Bankenkrise belastete den Staatshaushalt über die Belastungsgrenze Hohe Schuldenquote führte zu Abwertung der Kreditwürdigkeit und somit zu höheren Finanzierungskosten, welche wiederum die Schuldenlast erhöhten Quelle: research 7

Griechenland: Negative Handelsbilanzen und jährliches Staatsdefizit verliefen fast im Gleichschritt Handelsbilanz und Staatsdefizit in Mio. EUR Staatsdefizit Handelsbilanz 0-5.000-10.000-15.000-20.000-25.000-30.000-35.000-21.141 2003-18.633 2004-17.934-23.866 2005 2006-31.554 2007-33.781 2008-20.606-26.488 2009 2010-16.871 2011 2012 0-5.000-10.000-15.000-20.000-25.000-30.000-35.000-40.000 Griechenland hat seit Jahren eine negative Handelsbilanz Negative Handelsbilanzen brauchen eine Refinanzierung z.b. durch Zunahme der privaten oder öffentlichen Verschuldung Griechenland hatte durch günstige Staatskredite bis 2008 die Möglichkeit, einen Teil der negativen Handelsbilanz durch hohe Staatsausgaben zu refinanzieren Quelle: research, Eurostat 8

Volkswirtschaften mit konsequenten Handelsbilanzdefiziten müssen Gegenmaßnahmen einleiten Einfuhr 3 1 Volkswirtschaft Produktivität Lohnniveau Staat Handelsbilanzdefizit 2 Refinanzierung Bankkredite Privatvermögen Lohnstückkosten Banken Ausfuhr! 1 Bei Volkswirtschaften mit einer höheren Wareneinfuhr als ausfuhr ergeben sich Handelsbilanzdefizite 2 Handelsbilanzdefizite müssen refinanziert werden, dies kann über unterschiedliche Quellen passieren, z.b. den Staat, Privatvermögen oder Banken 3 These: In Griechenland wurde das Handelsbilanzdefizit maßgeblich durch den Staat mitfinanziert (durch geringe Steuern, hohe Ausgaben für den Staatsapparat) Negative Handelsbilanzdefizite führen mittelfristig entweder zur Verschuldung der privaten Haushalte und Unternehmen und/ oder zur Verschuldung des Staates Insofern müssen rechtzeitig Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, welche die Handelsbilanz ausgleichen Quelle: research Auflösung Staatsschulden 9

Für Griechenland boten sich zur Lösung der Krise 4 strukturelle Optionen Strukturelle Optionen Subventionierter Haushalt Autonomer Haushalt 1 Übergang in eine Transferunion Währungsunion 3 0 Status Quo 2 Transferunion mit eigener Währung Austritt aus dem Euro Eigene Währung 0 Status Quo: Griechenland behält den Euro und eigenen Haushalt. Nach dem Maastrichter Vertrag erhält es für sein Staatsdefizit keine finanzielle Unterstützung durch die EU 1 Übergang in Transferunion: Griechenland behält den Euro, Staatsdefizit wird jedoch in der EU saldiert bzw. regelmäßige Transferzahlungen vereinbart 2 Austritt aus dem Euro: Griechenland bleibt in der EU, bekommt jedoch seine eigene Währung und unabhängige Notenbank zurück 3 Transferunion mit eigener Währung: Griechenland bekommt seine eigene Währung zurück und erhält darüber hinaus Transferzahlungen Szenarien im Fokus Beibehaltung Status Quo und Bewältigung der Kriese durch Sparpakte und Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit Übergang in Transferunion durch Übernahme von Schulden durch EU oder Einführung von EURO- Bonds Austritt aus dem Euro und volle Nutzung der Währungsinstrumente Austritt aus EURO-Zone und Stützung durch EU zur Stabilisierung der Region Quelle: research 10

4 strukturelle Optionen für Griechenland im Detail Strukturelle Option Maßnahmen zur Beseitigung der Staatsschulden Voraussetzungen 0 1 2 Status Quo Übergang in Transferunion Austritt aus dem Euro Steigerung griechischer Staatseinnahmen durch Senkung Lohnstückkosten, dadurch Steigerung Exporte/BIP/Steuereinnahmen Senkung Lohnstückkosten erfolgt durch Steigerung Produktivität oder Senkung Lohnniveau in Griech. Abwertung des Euro Senkung Staatsausgaben durch Sparmaßnahmen, Beseitigung Ineffizienzen im Staatsapparat (Schattenwirtschaft etc.) Kurzfristige Liquiditätsengpässe werden durch Kredite überbrückt Ausgleich der griechischen Staatsdefizite erfolgt durch Transferzahlungen aus anderen EU-Ländern (ähnlich Finanzausgleich für strukturschwache Regionen) Im Gegenzug muss Griechenland die Umsetzung struktureller Maßnahmen zusagen Steigerung Staatseinnahmen durch Senkung der Lohnstückkosten auf Basis einer autonomen Abwertung der eigenen Währung (niedrige Zinsen, Inflation) Keine Anpassung der Löhne erforderlich Bereitschaft in Bevölkerung zu Lohnkürzungen und Sparmaßnahmen Bereitschaft der EU-Länder, Kredite für Griechenland bereitzustellen eine Euro Abwertung zu unterstützen Geber Solidarität in der EU Durchgriff der EU auf lokale Regierung für Strukturmaßnahmen Mobilität der Bevölkerung Lösung für existierende Euro- Einlagen der Griechen (automatische Konvertierung?) Lediglich bei einem Austritt aus dem Euro wäre keine Solidarität der anderen EU- Länder von Nöten In den weiteren Optionen ist Solidarität der anderen EU- Länder Grundvoraussetzung für das Gelingen 3 Transferunion mit eigener Währung Griechenland erhält Transferzahlungen aus anderen EU-Ländern (primär zur Stützung des europäischen Finanzsektors) Gleichzeitig kann Griechenland seine eigene Währung autonom abwerten und dadurch seine Lohnstückkosten senken Geber Solidarität in der EU Lösung für existierende Euro- Einlagen der Griechen (automatische Konvertierung?) Quelle: research 11

Eingeschlagene Strategie: Grundsätzlich Beibehalt des Status Quo mit Tendenz zur Transferunion Präferiertes EU-Szenario Strukturelle Optionen IV 2010-2012 EFSF/ESM EU- Rettungsschirm vergibt Kredite an notleidende Staaten Bürgschaft erfolgt durch die EU-Staaten; seit 2012 dauerhaft Subventionierter Haushalt Autonomer Haushalt Quelle: research Transferunion II I III Status Quo IV Währungsunion Transferunion Im Falle einesohne EFSM/ESM Euro Ausfalls Euro Austritt Eigene Währung I Seit 1990: Griechenland ist Teil der Währungsunion in Europa, für die gemäß Maastrichter Vertrag finanzielle Unterstützungen für überschuldete Mitgliederstaaten ausgeschlossen sind II 2010-2012: Als Antwort auf den finanziellen Notstand werden Rettungspakete und Schuldenschnitte vereinbart Griechenland erhält einmalige Nettofinanzhilfe von den Eurostaaten und dem IWF. Im Gegenzug werden u.a. Sparmaßnahmen vereinbart III 2010-2012: SMP/OMT Die EZB entscheidet sich zum Aufkauf von Staatsanleihen in Not geratener Staaten zunächst in begrenztem Umfang, dann unbegrenzt. Der Leitzins fällt unter 1% 12 Bisherige Krisenbewältigung kombiniert bewährte Instrumente im Rahmen des EU- Grundsätze wie Sparpakete mit neuen - Transferunion nahen - Instrumenten wie Aufkauf von Staatsanleihen und Bildung des Rettungsschirms Tendenz und starker Wille zur Beibehaltung des Status Quo in der Krisenpolitik zu erkennen

Tragfähigkeit der eingeschlagenen europäischen Strategie entscheidet sich erst in den kommenden Jahren???? Kernfragen Werden Krisenstaaten strukturelle Maßnahmen umsetzen (Sparmaßnahmen, Produktivitätssteigerungen, Lohnsenkungen) und damit substanzielle Voraussetzungen zur Rückzahlung von ESM Kredite schaffen können? Wird es Europa gelingen eine gemeinsame starke Exportwirtschaft zu etablieren Wird es außerdem gelingen, das existierende Lohnstückkostengefälle zwischen Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern zu verringern? Wird es Ländern wie Griechenland gelingen, durch Anstieg der Exporte wieder eine ausgeglichene oder positive Handelsbilanz zu erzielen? Fazit Ob die Eurokrise bereits gelöst ist, lässt sich aktuell nicht abschließend sagen Ausschlaggebend für die Lösung wird sein, ob die finanzielle Stabilität der Krisenländer aus eigener Kraft verbessert werden kann und damit ohne zusätzliche Solidarität der anderen EU-Länder auskommt Quelle: research 13

Herzlichen Dank für Ihr Interesse an Structures @ Work steht für visuals, structured communication and consulting Seit der Gründung im Jahr 2011 liegt der Schwerpunkt unserer Tätigkeit auf der Beratung von Unternehmen im Finanzsektor. Für uns steht die Lösung strategischer Herausforderungen und deren konsequente Umsetzung im Vordergrund. Unser Angebot umfasst dafür neben der Managementberatung den Aufbau und die Leitung strategischer Projekt Management Offices (spmo) sowie Managementtrainings zum Ausbau von Visualisierungs- und Storylining-Kompetenzen. Unser Team setzt sich aus ausgewählten Banking Experten und Unternehmensberatern zusammen, wodurch methodisches und fachliches Know-how vereint wird. Über unser Netzwerk sind wir in der Lage, Kapazitäten bei Bedarf zu erweitern. Durch unser Verständnis von Business und IT stellen wir ein effektives Agieren an der Schnittstelle dieser Bereiche sicher. Ihre Ansprechpartner Dr. Wojciech Ganczarski Managing Partner Email: wojciech.ganczarski@-consulting.de Mobile: +49 172 845 88 88 Stefan Kleemann Associate Partner consulting Kurt-Schumacher-Str. 2 53113 Bonn, Deutschland Tel.: +49 228 850 988 00 www.-consulting.de Email: stefan.kleemann@-consulting.de Mobile: +49 152 570 809 01 14

BACKUP 15

In the perfect world Volkswirtschaften mit ausgeglichenen Leistungsbilanzen Einfuhr Volkswirtschaft Produktivität Lohnniveau Rohstoffe 2 Lohnstückkosten Ausfuhr 1 Volkswirtschaften mit einer ausgeglichener Leistungsbilanz sind mit ihrer Umwelt im Reinen, da Leistungseinfuhr in etwa der -ausfuhr entspricht 2 Hohe Ausfuhr kann bestimmt sein durch Exporte eigener Güter aufgrund ihrer Wettbewerbsfähigkeit Exporte von Rohstoffen 1 Ausgeglichene Leistungsbilanz = keine Refi 3 3 Aufgrund ausgeglichener Leistungsbilanz besteht kein Refinanzierungsbedarf der Volkswirtschaft (z.b. durch den Staat oder Privatsektor) Quelle: research 16

Durch den ESM wurde eine Institution zur Vergabe von Krediten an Krisenstaaten geschaffen 2 Kapitalmarkt 3 Kapital 780 Mrd. EUR Garantien IWF 4 Kredite Zinsen/ Tilgung 5 Krisenstaaten 440 ESM (Europ. 1 Stabilitätsmechanismus) EU-Mitgliedsstaaten Verleihkapazität Anleihen Reformzusagen 1 2 3 4 5 Der Europäische Stabilitätsmechanismus ist eine europäische Organisation zur Vergabe von Krediten an notleidende europäische Staaten Er finanziert sich über Anleihen am Kapitalmarkt 440 Mrd. EUR wurden hierüber bereits aufgenommen Sowohl EU-Mitgliedsstaaten wie auch der IWF haften für den ESM Der ESM vergibt Kredite an Krisenstaaten der EU (z.b. 2010: Irland, 2011: Portugal und Spanien, 2013: Zypern) Krisenstaaten sagen im Gegenzug Reformen zur Sanierung ihrer Haushalte zu und müssen die Kredite zurückbezahlen Quelle: research 17

Die Aufkaufprogramme der EZB stellen die Liquiditätsversorgung von Krisenstaaten sicher Staatsanleihe Reformzusage ESM Kapital 3 Zinsen/Tilgung Geldschaffung 4 EZB Aufkauf im Rahmen OMT SMP Krisenstaat 1 Kapital Kredit Kapitalmarkt Banken 2 1 2 3 4 Krisenstaaten haben aufgrund schlechter Ratings/Bonitätsbewertungen in der Vergangenheit Probleme beim Platzieren neuer Staatsanleihen am Kapitelmarkt gehabt Institutionelle Investoren waren trotz des geringen Leitzinses nicht bereit, Staatsanleihen im Gegenzug für EZB- Kredite in ihr Portfolio zu nehmen Diese Platzierung ist aber zur Refinanzierung von Zins/Tilgungszahlungen zwingend notwendig Die EZB hat sich daher seit Juni 2010 entschlossen, Staatsanleihen von Krisenstaaten selbst aufzukaufen (im Rahmen der OMT/SMP Programme) 5 Laut EZB kommt es dadurch zu keiner Steigerung der Geldmenge ( Neutralisierung ) Quelle: research 18