Frauen und HIV/AIDS medizinische und psychosoziale Aspekte. Dipl.-Psych. Ulrike Sonnenberg-Schwan München
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- Melanie Kalb
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1 Frauen und HIV/AIDS medizinische und psychosoziale Aspekte Dipl.-Psych. Ulrike Sonnenberg-Schwan München Vorarlberger AIDS-Gespräche 2012 Feldkirch, 02. März 2012
2 Überblick Epidemiologie Medizinische Aspekte Psychosoziale Aspekte Sexualität Verhütung Kinderwunsch und Schwangerschaft Älter werden mit HIV
3 Mädchen und Frauen mit HIV HIV betrifft Frauen aller Altersgruppen und in allen Lebenssituationen Die Lebenswirklichkeiten von Frauen und Männern unterscheiden sich deutlich Die Datenlage zum Thema Frauen und HIV ist immer noch unvollständig
4 Frauen mit HIV in Europa Der Anteil der HIV-positiven Frauen an den Menschen mit HIV liegt in Europa bei ca. 30%. Beispiele (geschätzte Werte): Deutschland 18% Spanien 25% Österreich 30% UK 31% Frankreich 32% Italien 34%
5 HIV in Deutschland Stand Ende 2011 Gesamt HIV-Infizierte Männer (81 %) Frauen (19 %) darunter Kinder ca. 200* Neuinfektionen Männer (95 %) Frauen 400 (15 %) Mutter-Kind-Transmissionen weniger als 10 *Meldungen seit 1993, Kinder 0 14 Jahre, Kinder und Jugendliche
6 unbekannt Mutter-Kind Hochpräv. Heterosex. Blut/Transf. i.v. Drogen
7 Herausforderungen Berufstätigkeit Schwangerschaft, Mutterschaft, Pflege Bewältigung der Diagnose Stress durch Stigma, Angst, Geheimhaltung Depression, Suizidalität, emotionaler Stress Beziehungen, Unabhängigkeit, Gewalt Lebensqualität Lebensperspektiven Bewältigung von Krankheit, Leben mit Therapie Coming out Älter werden, Wechseljahre Trauer, Verlust, Schuld Körperliche Veränderungen 7 Präventives Verhalten Women for Positive Action is supported by a grant from Abbott
8 Krankheitsverlauf und ART Anteil von Frauen an Studien selten > 20% Viruslasten sind niedriger bei höheren Helferzellzahlen im Vergleich zu Männern Keine Berücksichtigung in den Leitlinien klinische Studien: Therapien sind bei Frauen und Männern bei vergleichbarem Zugang gleichermaßen wirksam Immunologische und virologische Antwort auch in höherem Lebensalter gleich spätere HIV-Diagnose, späterer Therapiebeginn kritischere Haltung gegenüber Medikamenten?
9 Pharmakokinetik Unterschiedliche Verstoffwechselung der Medikamente Unterschiedliche Körperfett- und Wasserverteilung Niedrigeres Körpergewicht Häufig höhere Medikamentenspiegel bei Frauen
10 cart und Nebenwirkungen Rate der Nebenwirkungen oft gleich, aber Art unterschiedlich Z.B. Übelkeit/Erbrechen häufiger bei Frauen, Durchfälle bei Männern; Hautausschläge, Leberfunktionsstörungen, periphere Lipoatrophie Gleichbleibend höhere Abbruchraten bei Frauen in klinischen Studien Gründe: Schwangerschaft, schwieriger Zugang, soziale Situation, psychische Probleme
11 Risiko Spätdiagnosen - Österreich Jöchl M. 11/2011
12 Psychosoziale Aspekte Depressionen bei Frauen häufiger Gefühl des vorzeitigen Alterns häufig kann depressive Gefühle verstärken in einigen Studien geringere Adhärenz ( Therapietreue ) Posttraumatische Belastungsstörungen Schlechte sozioökonomische Situation Kognitive Dysfunktionen z.b. Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
13 Sexualität und Partnerschaft Sexuelle Dysfunktionen häufiger Schuld- und Schamgefühle Angst vor Zurückweisung Sexuelle Abstinenz Angst vor Verlust des Partners/der Partnerin Traumatisierung durch sexualisierte Gewalt
14 Stigmatisierung und Diskriminierung Viele Menschen, die an AIDS leiden, sterben nicht durch die Krankheit. Sie sterben durch das Stigma und die Diskriminierung, die alle betreffen, die mit HIV oder AIDS leben. (Nelson Mandela)
15 HIV/AIDS Homosexualität Drogengebrauch Prostitution Promiskuität Ethnische Minderheit Tödliche Erkrankung Ansteckungsgefahr Armut Alter 15
16 Diskriminiert wird überall Medien Familie, Freundeskreis, soziale Kontakte Sexualität und Partnerschaft Medizin/Beratung Arbeit, Rente, Reha
17 Diskriminierung und Stigmatisierung führen zu sozialem Rückzug Angst vor dem Coming out seltenerer Annahme von Test-, Beratungs- oder Behandlungsangeboten (Spätdiagnosen!) geringerer Erreichbarkeit für Präventionsangebote Fehlen sozialer Unterstützungssysteme gesundheitlichen Beeinträchtigungen
18 Soziale Beziehungen Leben in zwei Welten Vereine Kirchengemeinden Angebote zu Gesundheit, Sport, Freizeit Schulen, Kindergärten
19 Medizinisches/psychosoziales System Verweigerung fachärztlicher oder psychotherapeutischer Behandlungen Sonderbehandlungen in Praxis und Klinik Auffällige Kennzeichnung von Unterlagen
20 Arbeit und Beschäftigung wenig Arbeit wenig Geld (Teilzeit, geringfügige Beschäftigung, EU- Rente ) selten Coming out am Arbeitsplatz reale oder befürchtete Diskriminierungen oft schlechtere Beratungsqualität in Arbeitsvermittlung, Reha oder Rente Frauen mit HIV sind häufiger arm als Männer Studie des Netzwerks Frauen und AIDS, Wirz et al., SÖDAK 2009
21 Verhütung Ziel: Verhütung einer Schwangerschaft oder Vermeidung von sexuell übertragbaren Infektionen? Hormonelle Kontrazeption: Wechselwirkungen mit antiretroviralen Substanzen sind möglich Manchmal Notwendigkeit von Dosisanpassungen Zusätzlicher Verhütungsschutz kann notwendig sein Vermeidung anderer STI: nur durch Kondome oder Femidome
22 Kinderwunsch und Schwangerschaft Reduzierung des Transmissionsrisikos auf <1% möglich Vaginale Entbindung bei VL < Nachweisgrenze möglich Nach wie vor Stillverzicht Problemfeld: HIV-Test in der Schwangerschaft Deutsch-Österreichische Leitlinie zur HIV-Therapie in der Schwangerschaft und bei HIV-exponierten Neugeborenen. 09/2011
23 Aktualisierte Leitlinien zum Kinderwunsch Berücksichtigung der drastisch reduzierten Infektiosität bei VL < Nachweisgrenze D: Kostenübernahme für alle verheirateten, gesetzlich versicherten Paare in Fertilitätsbehandlungen: maximal 50% der Behandlungskosten neu seit 2010 AU: Österreichischer IVF-Fonds übernimmt 70% der Behandlungskosten Deutsch-Österreichische Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung HIV-betroffener Paare, 09/2011,
24 Optionen für Paare I Bei HIV-Diskordanz, cart mit optimaler supprimierter Viruslast des HIV-positiven Partners, ohne Vorliegen anderer STI und bei Fertilität beider Partner: Geschlechtsverkehr ohne Kondom zum optimalen Zeitpunkt Geschlechtsverkehr ohne Kondom plus PrEP zum optimalen Zeitpunkt (bei sehr hohem Sicherheitsbedürfnis des Paares) Selbstinsemination im Fall der HIV-Infektion der Frau Intrauterine Insemination nach Spermaaufbereitung bei HIV- Infektion des Mannes
25 Optionen für Paare II Bei HIV-Diskordanz, nachweisbarer Viruslast, ohne cart, bei Vorliegen von Fertilitätsstörungen: Verfahren der assistierten Reproduktion, bei HIV-positivem Partner nach Spermaaufbereitung und Kryokonservierung Bei HIV-Konkordanz und erfolgreicher cart, ohne Einschränkungen der Fertilität: Geschlechtsverkehr ohne Kondom Bei HIV-Konkordanz, ohne cart bzw. bei nicht supprimierter Viruslast oder bei Einschränkungen der Fertilität Je nach Indikation Verfahren der assistierten Reproduktion
26 Reproduktionsmedizinische Zentren IVF, 1997 Stand in Deutschland Dezember 2011 (Bundesverband reproduktionsmedizinischer Zentren) 15 Zentren: Frauen und Männer mit HIV 5 Zentren: nur Frauen mit HIV 2 Zentren: nur Männer mit HIV Keine Angaben zu konkordanten Paaren (Angebot zumindest in Berlin, Düsseldorf, München. Weitere?) Zentren in Österreich z.b. in Wien und Linz
27 Familienleben Häufig Rückzug/Isolation Finanzielle Probleme Arbeit Kinderbetreuung Coming out innerhalb der Familie wie sag ich s meinem Kind? Coming out in Schule/Kindergarten
28 Älter werden mit HIV Es ist schon merkwürdig, was einem alles passiert, wenn man älter wird, als man jemals erwartet hätte! Marina, 46 Jahre, seit 24 Jahren HIV-positiv
29 Menopause Studienergebnisse widersprüchlich Früheres Einsetzen der Menopause mit stärkeren Symptomen? Plasmaspiegel der Medikamente kann sich in der Menopause erhöhen Frauen fühlen sich durch Symptome vorzeitigen Alterns häufig beeinträchtigt Unsicherheit: HIV, ART oder Alter?
30 Altern mit HIV Ko-Morbiditäten werden häufiger Frauen fühlen sich durch Symptome vorzeitigen Alterns häufiger beeinträchtigt als Männer Pillenlast steigt Frauen mit HIV haben höheres Herzinfarktrisiko als Frauen ohne HIV, vor allen Dingen >65 Jahre (Raucherinnen!) Kognitive Dysfunktionen Höheres Risiko für Osteoporose und Krebserkrankungen Screenings sind wichtig (HPV: cervikal + anal!)
31 Gesund alt werden was ist wichtig? Anerkennung erhalten/geliebt werden Soziale Kontakte Ziele und Aufgaben Aktionsmöglichkeiten Alltagsstruktur Materielle Rahmenbedingungen Ressourcen beachten: Alters-Lebenskompetenz! Erfahrung, Biographie, Wissen, Weisheit, Freiheit, Selbstverwirklichung Ernährung und Bewegung!
32 Wo finden Frauen mit HIV Unterstützung? Gesundheitswesen FreundInnen Familie Ressourcen Community Arbeitsplatz, Soziales Umfeld Religiöse/ Glaubensgemeinschaften Spiritualität 32 Women for Positive Action is supported by a grant from Abbott
33 Buchempfehlung: eben leben zu beziehen über 5,00 + Porto
34 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Ulrike Sonnenberg-Schwan FrauenGesundheitsZentrum e.v. Projekt Positive Frauen Grimmstr München positivefrauen@fgz-muc.de Abbildungen: Sabine Faber, eigene
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