Frühlingstörn 3 Athen Kos Juni 2017

Transkript

1 Unterdorf 57 CH SEON Tel: Frühlingstörn 3 Athen Kos Juni 2017 Lavrion hält uns nicht Der Weg zurück von Athen nach Kos gilt gewöhnlich als einfachere Variante als die Hinfahrt. Diese zehn Tage sollte der Wind mit uns statt gegen uns sein. Doch einige Male liess er uns im ganz im Stich. Jürg, Pierre und Doris genossen diesen Leichtwindtörn dennoch. Jürg konnte seine Meilen komplettieren und das Ehepaar Erfahrungen im Meersegeln sammeln. Wenn ihr nichts dagegen habt, möchten wir gleich lossegeln, schlugen wir der Crew vor, kaum hatten sie ihre Siebensachen im Schiff versorgt. Für Doris und Pierre war dies sicherlich überraschend, da sie das erste Mal an Bord waren. Doch Jürg war gleich einverstanden, schliesslich wollte er mit diesem dritten Törn mit uns seine Meilen für den Hochseeschein komplettieren. Die Marina Lavrion ehemals die olympische Vorzeigemarina aus dem Jahr 2000 war nämlich am vergammeln und wirklich nur für einen Crewwechsel gut genug. Sogar der Laden war eingegangen und für jede Kleinigkeit musste man das Taxi ins Dorf nehmen. Es hielt uns also nichts mehr in Athen und so motorten wir nach einer kurzen Sicherheitseinweisung und der obligaten Anpassung der Schwimmwesten aus dem Hafen Richtung Kea. Das nette Hallwilersee-Lüftlein war ideal um in Ruhe das Segelsetzen mit all den Leinen (Grossfall, Reffleinen, Fockroller, Grossund Fockschot, Niederholer) zu erklären. Die ehemalige olympische Marina Lavrion/Athen vergammelt. Die Crew versucht mit den vielen Leinen zurecht zu kommen

2 Jetzt können wir sogar unsere Geheimwaffe den Gennaker setzen, meinte ich, als der Wind stetig von hinten bliess. Was für ein Anblick, als die 200m 2 Segel hochgingen und die Sarabella gleich um drei Knoten beschleunigte. Zwei Stunden später legten wir im kleinen Hafen der Insel Kea an. We want to go alongside, versuchte ich dem Hafenmeister trotz vollen Plätzen klarzumachen, da wir hier immer gleich neben der Fähre ohne Ankern zu müssen, anlegten. OK, sagte er, the fishingboat is not here. Die Mundwinkel nach unten, stand die Crew im Cockpit. Das war nun wirklich eine böse Überraschung: Einen Regentag im Juni hatte es hier seit Jahren nicht mehr gegeben, umso mehr als die Schweiz unter einer Hitzewelle litt. Was für eine verkehrte Welt! Wir könnten heute unseren Hafentag einziehen, war mein Vorschlag und aus dem Konjunktiv könnten wurde ohne viel Überredungskünste der Infinitiv. Wir strolchten durch die Gassen, suchten im Café ein trockenes Plätzchen oder verbrachten den Tag mit Lesen. Den Besuch bei unseren Freunden auf der Nachbarinsel Andros verschoben wir auf morgen. Der Starkwindtag nach Andros Unser Spezailplatz auf Kea längsseits ohne Anker. Dass Segeln nicht nur feines Dahingleiten mit Sonnenschein bedeutete, war allen klar. Aber die andere Seite mit hohen Wellen, plötzlichen Windwechseln und schnellen Reffmanövern bei viel Krängung war dann doch überraschend. Die Crew war gefordert! Regen im Juni! Wie klug unsere Entscheidung gewesen war, stellte sich am Sonntag heraus: Eine Regenfront um die andere überzog den Hafen mit Schauern und Windböen. Die anderen Boote mussten schauen, dass ihre Anker hielten und sie nicht auf den Steg gedrückt wurden. Regen und Sturm prallen auf die Hafenmole in Kea. Es geht zur Sache: mit 20 kn nach Andros. Jürg konnte echte Meilen am Steuer abspulen und übernahm als Tagesskipper die Entscheidungen. Nach 33 Meilen, einigen Reffmanövern und zwei Regenschauern legten wir (längsseits!) in Batsi auf Andros an und wurden vom eifrigen Hafenmeister Dockman Captain Yannis mit einem überschwänglichen Kalispera guten Abend an den Platz gewiesen. Die nachfolgende Schweizer - 2 -

3 Chartercrew machte es nicht so gut, sie wollte ankern, anstatt sich vor uns zu legen, was Yannis zu lauten und nervösen Anweisungen zwang. Don t anchor schrie er und dann drop your anchor um sie näher ranzubringen, aber dann versank die ganze Kette zum Schrecken aller im Hafen. (Das Ende war nicht am Schiff befestigt). Nachsatz: Am nächsten Morgen hoben geschickte Fischer für 80 die Kette aus dem Hafenbecken. Ernst und Denise führten uns nach einem Apéro an Bord und der Überhäufung von Leckereien aus ihrem Garten (inklusive dem speziell guten Grappa von Ernst!) in eine Taverna, wo wir sehr gut assen. Kythnos Baden im Glück Der kleine Hafen von Loutra ist so beliebt, dass immer Gefahr besteht, dass es keinen Platz mehr hat. «Plan B wäre dann ankern in der gegnüberliegenden Bucht», tröstete ich die Crew. Das würde den Besuch des lustigen Quellenbads mit freier Sicht aufs Meer erheblich erschweren. Doch wir waren, um 15 Uhr ankommend, früh genug um mit Buganker einen Platz an der Aussenmole zu ergattern. In den 60-iger Jahren war es noch ein wichtiger Verladeort für den Kupferabbau gewesen, wovon noch historische Aufnahmen zeugen. Der Hafen von Loutra war bis ca 1960 ein wichtiger Umschlagplatz für den Kupferabbau. (Historische Aufnahme in einer Taverna von deutschen Grubenarbeitern um 1910). Heute buhlen die vier Tavernas vor Ort um jeden Segelgast, schliesslich sind wir noch die einzige Einnahmequelle für den kleinen Ort. Apéro mit Ernst und Denise und ihre Geschenke. 60Grad heisses Schwefelwasser mischt sich hier mit Meerwasser und soll ewige Gesundheit garantieren! - 3 -

4 Serifos die Perle Ein Kykladentörn ohne den Besuch von Serifos ist nicht komplett. Sie gilt als die schönste und am authentischste Insel des Archipels. Der Weg dorthin war etwa gleich lang wie gestern (29 sm) und einmal mehr trug uns der Gennaker schneller zum Ziel als die übrigen Boote. Das Anlegemanöver längsseits in der engen kleine Marina mit Seitenwind war schwierig und gelang erst beim zweiten Mal. Auf Serifos hat es über 600 Kirchen und Kapellen! Ankern und endlich baden Wir liegen längsseits in der kleinen Marina von Serifos. Da wir schon letzte Woche mit dem Bus zur wunderhübschen Chora hinauf gefahren waren, überliessen wir diesmal die Entdeckungsreise unserer Crew und genossen für einmal den ruhigen, schönen Sandstrand gleich hinter der Marina zum Baden. Bis jetzt war das Baden vom Heck aus die schönste Art um morgens in die Gänge zu kommen zu kurz gekommen. Meistens war es zu windig gewesen, so dass man immer ein Seil befestigen musste, um nicht vom Schiff vertrieben zu werden. Endlich war auch die Wassertemperatur über 20 Grad, so dass auch ich dem Nass einen Reiz abgewinnen konnte. In der Bucht Despothiko (Insel Paros), unserem nächsten Ziel Richtung Osten, war nicht nur das Baden ein Genuss sondern auch der Sonnenuntergang. Die herrliche Aussicht auf den Hafen von Serifos und die umliegenden Inseln. Der schönste Sonnenuntergang in der Bucht Despothiko (Is. Paros) - 4 -

5 Auch die nächste Bucht auf der Insel Koufonisi glänzte diesmal mit kristall klarem Wasser. Was für ein Unterschied zu letzter Woche, als wir mit der Ladycrew unterwegs gewesen waren und sich alles nur grau in grau und mit 25 kn Wind präsentiert hatte! Den Ausflug zum berühmten Felskloster überliessen wir auch dieses Mal der Crew, die sich ein Auto mietete. Das berühmte Felskloster am Nachmittag im Schatten. Wir schlenderten durch die Gassen von Katapola und fanden ein paar ganz reizende neue Ecken. Anker auf in der blauen Bucht von Koufonisi. Amorgos Heute war definitiv nicht mit Wind zu rechnen, was bei Amorgos ein ganz seltenes Ereignis ist. Keine einzige Wolke umhüllte die 800 m hohen Bergspitzen; eine wahrlich seltene Situation. Was für ein Glück, dass wir nur 15 Seemeilen motoren mussten. Reizende Ecken in Katapola (Is. Amorgos) Kein Wind doch Wind und eine Handbreite Wasser unter dem Kiel Mit Flaute nach Amorgos motoren. Wird uns heute das Glück hold sein? Die 42 sm nach Levitha würden sich unter Motor endlos anfühlen. Am Anfang sah es - 5 -

6 schlecht aus, doch nachdem wir nach zehn Meilen endlich die östliche Ecke von Amorgos hinter uns gelassen hatten, stellte sich ein konstanter Nordwester mit drei bis vier Beaufort ein. Wir mussten zwar vor dem Wind kreuzen, aber setzten die Halse genau richtig um den optimal kürzesten Kurs nach Levitha zu erwischen. Es wird wohl nicht viele Schiffe an den Mooringbojen haben, meinte ich zur Crew, da niemand vor uns angelegt hatte. Doch weit gefehlt: Alle Boote waren offenbar von der anderen Seite von Leros oder Patmos her gekommen und nur die innerste Boje am Ende des kleinen Fijords war noch zu haben. Drei Meter zeigte die Navionicskarte des Plotters an, aber war das genau? Unser Tiefgang beträgt 2.60 m. Langsam tasteten wir uns vorwärts, Der Tiefanalarm piepste die ganze Zeit. Aber es gab kein Rucken, kein Kratzen und fix war die Boje am Bug befestigt. Gerettet? Das Tiefenlog zeigte 2.60m an, folglich müssten wir Grundberührung haben. Are you swimming or sitting on the ground?, fragte der Inselwirt, als er mit seinem Motorboot vorbeikam und mit der Taucherbrille schaute. It s close, you better take a shore line. Nach der Befestigung der Landleine inspizierte ich selber die Situation. Die sprichwörtliche Handbreite Wasser unter dem Kiel hatte uns tatsächlich gerettet! Die tausendste Meile oder doch nicht ganz? Jürg wurde langsam nervös. Es lagen noch 50 Meilen vor uns und wenn wir mächtig kreuzen würden, könnte es eventuell reichen zur tausensten Meile, womit er seinen Hochseeschein im Sack hätte. Doch es sollte nicht sein. Mit Rückenwind und einem direkten Spikurs und lediglich einer Halse ergab es am Schluss nur 52 Meilen. Es fehlten 40 Meilen. Gesamthaft hatten wir in den neun Tagen 278 Seemeilen zurück gelegt. Beim Schlusstrunk liessen wir Gnade vor Recht halten und überreichten Jürg unser Skippergeschenk ein Badetuch mit der Inschrift sm. Es gibt aber eine Auflage, meinte Regi augenzinkernd: Du darfst es erst gebrauchen, wenn du tatsächlich die 1000 Meilen geschaffst hast. Im Herbst will Jürg noch den Skipperkurs in Elba absolvieren. Fast-Skipper Jürg mit unserem Geschenk Damit war der dritte Frühlingstörn zu Ende. Wir machen nun eine Sommerpause bis anfangs August und werden dann in die Türkei segeln. Eine fröhliche Crew beim Landgang zur Taverne. Im Hintergrund die Sarabella

7 Segelstrecke: Athen (Lavrion) Kea Andros Kythnos(Loutra) - Serifos Paros(Despothiko) Koufonisi Amorgos Levitha Kos. Total 278 sm, gesegelt: