Sommertörn 3 Serifos - Kos 23. Juni 04. Juli 2018

Transkript

1 Unterdorf 57 CH SEON Tel: Sommertörn 3 Serifos - Kos 23. Juni 04. Juli 2018 Gemäss den üblichen Windprognosen hätte dies ein angenehmer Törn mit viel Rückenwind nach Kos werden sollen. Doch dieses Jahr war vieles anders: Viel Südwind und viel Seegang machten die Reise anspruchsvoll. Doch Urs und sein Sohn Adi, als langjährige Segler, liebten diese Umstände. Wir konnten die Sarabella zum surfen bringen und am Schluss lag sogar noch ein Schlag unter Gennaker drin. Gegenwind zum Anfang Wir können gegen den Wind nochmals zum schönen Hafen von Loutra auf Kythnos segeln oder mit dem Wind nach Syros surfen, war mein Vorschlag für den ersten Segeltag. Ein bisschen aufkreuzen kann nichts schaden, meinte Urs. hätten wir nochmals drei Stunden mit gerefften Segeln aufkreuzen müssen. Ein Ausweichhafen wir nicht in Sicht, aber Regi fand im Hafenführer eine gute Bucht auf Kythnos, die wind- und wellengeschützt sein sollte. Beim Segelbergen vor der Bucht Kanala sahen wir im letzten Moment noch einen tückischen kleinen Fels vor der Einfahrt, Hohe Wellen und Gegenwind zum Anfang Nun ja, aus dem bisschen kreuzen wurden es nach vier Stunden ein bisschen zu viel. Der Wind näherte sich der 30 Knotenmarke und um Loutra zu erreichen, Ein tückischer, kleiner Fels (bedeckt oder unbedeckt) vor der Einfahrt in die Bucht Kanala (Is. Kythnos)

2 den man bei Seegang leicht übersehen konnte. Solche Gemeinheiten sind schon viel berühmteren Seglern zum Verhängnis geworden. Man denke nur an die Volvo Ocean Race Yacht Vestas, die 2016 nachts unter Vollspeed (19 kn) auf ein Reef fuhr und nur weil die Crew vergessen hatte, in die elektronische Karte zu zoomen! hoher Wellengang herrschte, so dass wir die Maschine zu Hilfe nehmen mussten um einigermassen vorwärts zu kommen. Die Küche war bis jetzt geschlossen gewesen und deshalb waren wir froh, schon um Uhr anzulegen um endlich den verdienten Lunch zu geniessen. Foinikas auf Syros, gepflegt und ein sicherer Hafen mit grosser Ankerbucht. Ein Bild zur Warnung: Was passiert, wenn man die elektronische Karte nicht genau studiert. (VOR Yacht Vestas, gestrandet 2016 vor dem Carajos Reef im Indischen Ozean.) Wir waren die einzige Yacht in der Bucht und waren mit 60 Meter Kette über sechs Meter Sandgrund gut gesichert. Der Anker ist voll eingegraben, meldete Adi, der es trotz Strömung wagte, ein kurzes Bad zu nehmen. Seitenwind nach Syros Die Prognosen für heute Montag war wieder durchzogen: 25 Knoten NW, leicht abnehmend nach Osten. Das kam unserem heutigen Ziel, der Insel Syros mit dem kleinen, aber gut geschützten Hafen Foinikos entgegen. Da es die ganze Nacht durchgeblasen hatte, stand - kaum hatten wir die Bucht verlassen - hoher Seegang an. Trotz 25 kn Wind mussten wir im zweiten Reff fahren um genug Power gegen die Wellen zu haben. Sarabella und Crew waren gefordert. Doch schon nach 15 Meilen liess der Wind wie erwartet nach. Nervig war nur, dass immer noch Weniger Wind aber gewitterig Probably thunderstorms hiess es in der NAVTEX-Wettermeldung. Es herrschte immer noch Südwind, also war dieses Szenario möglich, aber Regen und Gewitter sind im Juni äusserst ungewöhnlich. Auf jeden Fall schienen wir den Gewitterwolken davonzufahren, als wir Richtung Osten auf Paros zu segelten. Der Wind entsprach dem launigen Wetter; er war unregelmässig, bis er kurz vor Paros plötzlich auf 20 Knoten auffrischte. Ankern vor Naoussa (Is. Paros) war angesagt, während die Crew - 2 -

3 Wieder ein super Segeltag Bis jetzt hatten wir erst 5 sm unter Motor zurück gelegt und 85 sm gesegelt. Wenn dies so weiterging, wird es in die Annalen eingehen. Und auch heute sah es wieder nach einem reinen Segeltag aus. Den Mittagshalt verbrachten wir in einer schönen Bucht auf Paros (Ormos Marmara), aber für den Abend wollten wir nach Naxos zurück segeln, da wir unbedingt das WM Fussballspiel Schweiz- Serbien sehen wollten. Das Nachtessen genossen wir in einer Strandtaverna, genau vor unserem Ankerplatz und mit Sicht auf den antiken Triumphbogen des Apolonastempel, den Match den die Schweiz zwar nur mit einem Unentschieden abschloss schauten wir uns inmitten von Einheimischen in einem der unzähligen Cafés der Stadt an. den malerischen Touristenort besucht. Mit einem Hafenplatz in der kleinen Marina von Naoussa rechneten wir eh nicht, dafür war ankern angesagt. Die Crew brachten wir mit dem Dinghi an Land, da man diesen kleinen Ort wirklich gesehen haben muss. Die Aussicht auf den Ort bei Mondschein war aber auch nicht schlecht. Vor Anker vor der Stadt Naxos bei dramatischer Gewitterstimmung. Eine Mondnacht vor Naoussa. Alle Touristen pilgern zum Apolonastempel um den Sonnenuntergang zu fotografieren

4 Der Wind bestimmt den Hafen Heute segeln wir nach Ios, wir müssen endlich wieder Wasser bunkern, verkündeten wir am Morgen. Aber erstens kommt es anders und zweitens noch einen Platz mit genügend Raum zum schwojen. Ios musste bis morgen warten. Nachdem wir die Insel Naxos hinter uns gelassen hatten und Kurs auf Ios nahmen, baute sich ein dermassen hoher Seegang mit Wind um 30 Knoten auf, dass wir sogar im dritten Reff im Grossegel und mit halb eingerollter Fock gegenan kämpften. Der Plan B: Die Ankerbucht Mourto auf Iraklia; keine schlechte Wahl. Endlich Wasser - Süsswasser Manchmal ist es schon erstaunlich: Da kämpft man an einem Tag mit allen Mitteln um ans Ziel zu kommen und am nächsten Tag ist es ein Spaziergang. Aber genau das macht wahrscheinlich die Faszination des Segelns aus; die Ambivalenz, die Abwechslung, die Unberechenbarkeit. Man sieht es kaum, aber der Wellengang beträgt sicherlich drei Meter. Urs hat alle Hände voll zu tun. Es ist ja immer gut, wenn man bei diesen Wetterbedingungen einen Plan B in der Hinterhand hat. Wir drehen nach Iraklia ab, war der Entscheid und zum Glück kannten wir die Gegebenheiten. Der Hafen von Ios ist nämlich so klein, dass man wohl reinkommt, aber bei Platzmangel bei diesem Seegang kaum mehr raus Der Entscheid war klug gewesen: die recht gut geschützte Bucht von Mourto war zwar schon ziemlich voll, aber wir fanden doch Und auch die Wasserfrage ist irgendwie paradox: Es hat mehr als genug, aber es schaufelt so viel Salz an Bord, dass man es teuer wie ein Segelkollege beim Anblick des Bildes spasseshalber bemerkte als Fleur de Sel de Sarabella verkaufen könnte. Nur trinken kann man es nicht und unsere Entsalzungsanlage ist mangels fehlender Planung seit zwei Monaten in Athen in Reparatur. Aber in Ios klappte es dann endlich; wir hatten einen guten Hafenplatz, der nicht nur Wasser und Strom anbot, sondern sogar auch den nervigen Wellenschlag der Fähren, die im Stundentakt anlegten und Unmengen von Touristen ausluden, ertragbar machte

5 Mit normalem Wind gegen Osten 42 Seemeilen standen am Nachmittag im Logbuch, als wir schon nach fünfeinhalb Stunden an einer der Mooringbojen auf der Schäfcheninsel Levitha (es sind an die Tausend) die Leinen belegten. Dabei hatten wir keine einzige Wende fahren müssen und ein beachtlichen Schnitt von sieben Knoten Fahrt hingelegt. Die zwei Brüder, die die Segler bewirten, empfingen uns wie alte Freunde und die meatballs (Gehacktes Schafsfleisch) schmeckten wie immer hervorragend. Der Hafen von Ios: Schön,aber wegen den vielen Fähren unruhig. Endlich Badewetter Irgend einmal ist jede Starkwindphase mal zu Ende auf dem Weg nach der Minikykladen-Insel Koufonissios, konnten wir endlich mal den Gennaker setzen und am Schluss in einer Bucht ankern, die das schönste, smaragdgrüne Wasser inklusiv imposanter Felskulisse bot. Wir waren uns einig: Es war ein Highlight des Törns. Baden wie in der Karibik Adi fotografiert uns mit dem Wirt auf Levitha. Zum Glück war heute kein Fussballspiel, denn hier gibt es Internet nur für den Notfall; ein Umstand, den ein zufällig vorbeisegelnder Griechischer Minister so unhaltbar fand, dass er sich für eine Funkstation auf dieser Insel im Nowhere einsetzte. Dies hatte wahrscheinlich dem Vater des Wirtepaars zwar das Leben gerettet, nur war der Helikopter ins falsche Spital geflogen; Der alte Mann und letzte Leuchtturmwärter der Insel leidet noch heute unter den Ausfällen des Herzinfarkts. und spektakuläre Klippen

6 Ein wenig konstanter Nordwestwind begleitete uns hinüber in die Dodekanes- Inseln. Doch dies spielte keine grosse Rolle, denn heute spielten die Schweizer Fussballer um den Einzug ins Viertelfinal und deshalb mussten wir schon um vier Uhr einen guten Anekrplatz mit Taverne und TV haben. Xenocampos bot, was wir wollten und der Wirt stellte extra für uns sein Gerät in den Schatten unter die Plantanen. Das Resultat ist bekannt: Ein dummes Eigengoal beendete die Fussballträume. Schweiz-Schweden, Resultat: 0:1. Wir sind deprimiert. Aus der Traum! Schweden ist im Viertelfinal. Wir sind das vorderste Boot an den Mooringbojen auf Leros (Xenocampos) Für uns war die Traumwoche am nächsten Tag auch zu Ende. In gemütlicher Manier und natürlich rein unter Segel - legten wir die letzten 25 Meilen (es waren insgesamt 281 sm) bis Kos Marina zurück. Die Crew war begeistert und wir waren glücklich, nach zwei Monaten und rund 1200 Meilen wieder in unserem Heimathafen zurück zu sein. Segelstrecke: 1: Serifos-Kythnos 2: Kythnos-Syros 3:Syros-Paros (Naoussa) 4: Paros- Naxos 5: Naxos-Iraklia 6: Iraklai-Ios 7: Ios- Koufonissios 8: Koufonissios-Levitha 9: Levitha-Leros (Xenocampos) 10: Leros Kos Gessamt 281sm gesegelt: 255sm!) - 6 -