Geboren in. Vertrieben aus. Begeistert von. Schlesien. Erinnerungen, Impressionen, Gedanken von Dipl.-Ing. Horst Jacobowsky, Lauterbach/Schlesien.

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1 Geboren in Vertrieben aus Begeistert von Schlesien Erinnerungen, Impressionen, Gedanken von Dipl.-Ing. Horst Jacobowsky, Lauterbach/Schlesien.

2 Jacobowsky, Horst: Geboren in Vertrieben aus Begeistert von Schlesien : Erinnerungen, Impressionen, Gedanken ISBN Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über < abrufbar. Die in diesem Buch vertretenen Ansichten und Meinungsäußerungen spiegeln nicht die Auffassungen des Verlages wider. dissertation.de Verlag im Internet GmbH 2007 Alle Rechte, auch das des auszugsweisen Nachdruckes, der auszugsweisen oder vollständigen Wiedergabe, der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, auf Datenträgern oder im Internet und der Übersetzung, vorbehalten. Es wird ausschließlich chlorfrei gebleichtes Papier (TCF) nach DIN-ISO 9706 verwendet. Printed in Germany. dissertation.de - Verlag im Internet GmbH Pestalozzistraße Berlin URL:

3 Das Buch ist meinen Eltern Alfons und Klara Jacobowsky, geb. Hainke und allen vertriebenen Schlesiern gewidmet.

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5 Danksagung Folgende Schlesier haben mir u.a. Bildmaterial kostenlos zur Verfügung gestellt. Helene Fuhrmann, Fritz Keller, Horst Spillmann, Christa Kundmüller, Rudolf Liebetanz, Doris Minale, Hellmuth Reitenbach, Hubert Laufer, Renate Lentz, Gerhard Stumpe, Horst Geisler, Josef Bögner, Bernhard Kirk, Berthold u. Hildegard Patzelt, Gustav Schneider, Magnus Hilbig, Manfred Schnötzel, Brigitte Dellin, Manfred Hainke u.v.a.m. Nicht vergessen möchte ich die Hilfe vieler Schlesier, u.a. aus: Lauterbach, Reichenbach, Schobergrund, Girlachsdorf, Panthenau, Groß-Elguth, Langseifersdorf, Heidersdorf, Stoschendorf, Schlaupitz, Falkenhain, Rogau-Rosenau, u.v.a.m. Danken möchte ich auch allen ungenannten Schlesiern, die mich angerufen und mir in dem Gespräch deutlich gemacht haben, dass sie die Liebe zu unserer Heimat mit mir teilen und nie vergessen werden, was unsere Vorfahren für uns getan haben. Wir alle verneigen uns vor deren Fleiß und bewundern ihren Einsatz für uns und unsere Heimat über viele Jahrhunderte. Ich bitte um Verständnis, dass ich nicht Jede und Jeden schriftlich erwähnen kann. Schlesien Glück auf!

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7 Inhaltsverzeichnis Danksagung 5 Inhaltsverzeichnis 7 Schlesische Dörfer im Strahlenkreis des Zoata-Bärges. 9 Schlesien, ein Land voller Schönheiten. 23 Die Russen nähern sich dem Zoata Bärge. 31 Die Heuscheuer Schatzkästchen des Madonnenländchens. 37 Tiroler Tracht am Zoata-Bärge 47 Balsam für Herz und Seele, der Zoata-Bärg. 73 Der Zobten und seine schlesischen Dörfer im Frühling. 127 Schlesische Dörfer im Strahlenkreis des Zoata-Bärges 149 Der Schlesier gläubig, dankbar für das Geschenk der Natur. 153 Der Zoata-Bärg und Schlesien warten auf ihre Kinder. 159 Die Vertreibung beendete eine kulturelle Blütezeit. 163 Der Zoata-Bärg hat nichts von seinem mystischen Zauber verloren. 169 Die Absetzung des deutschen Bischofs in Breslau war Willkür. 175 Die Schlesier halten Ihrem Zota-Bärg die Treue. 185 Schweidnitz, westlich vom Zoata-Bärge 205 Der Tod von Ohlau lebt. 211 Der Zoata-Bärg grüßt Brieg am Horizont. 217 Schlesien, überall schön und unvergesslich. 223 Der Zota hat viele Schlachten erlebt - nur eine Massenvertreibung._291 Ein Landschaftsjuwel wiederentdeckt. 309 Zum Autor 389 Quellennachweis 391 7

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9 Schlesische Dörfer im Strahlenkreis des Zoata- Bärges. Um die Spitze des Geiersberges, 573 m hoch und 3 km Luftlinie südlich des Zobtens, gibt es um seine Krone einen ovalen Ringwall mit einer Gesamtlänge von m. Auch der Mittelberg, nur durch einen schmalen Sattel vom Zobten getrennt, ist auch durch einen - zwar kleineren und schlechter erhaltenen - Ringwall geschmückt. Die Erzählung des Großvaters über das Zobtenmassiv zieht alle Kinder, die ihm genau zuhören, in ihren Bann. Die Phantasie wird auf die Reise geschickt. Was war wohl in den Jahrtausenden, seit denen der Zobten seine feuerspeienden Aktivitäten eingestellt hat, alles auf dieser markanten Spitze des schlesischen Kultberges passiert? Das Leben und Sterben Christus sollte noch Tausende von Jahren auf sich warten. Lange vor seiner Zeitrechnung in der Steinzeit war der Zoata- Bärg, wie ihn die Schlesier liebevoll nennen und seine wunderschöne Umgebung besiedelt. Nur 30 km südwestlich von Breslau erhebt der ehemalige Vulkankegel stolz sein Haupt aus einer gesegneten Landschaft, die seine Lavaströme in ein besonders fruchtbares Ackerland verwandelt haben. Bei guten Wetter- und Sichtverhältnissen schaut seine Spitze in die Wohnstuben der Breslauer Lergen. Lerge box, staunt da ehrfurchtsvoll der stolze Städter. Und auch ihn lockt der geheimnisvolle, schlesische Geselle in der Freizeit in sein Reich, das voller Mystik und Rätseln ist. Mysteriöse Funde am Zobten beschäftigen die Menschen. Die Flüsse Lohe im Süden und Weißtritz im Norden haben ihr Flussbett im respektvollen Abstand von der markanten Kuppe angelegt. Das bergklare Wasser aus dem Zobtenmassiv erreicht über munter plätschernde Bäche diese Wasserstraßen, die in Schlesien alle von der stolzen, gemächlich dahinfließenden Oder aufgenommen werden. Unwillkürlich denkt der naturverliebte Beobachter, dass auch die Wassermassen von Mutter Oder nur ungern den Zauber Schlesiens entfliehen wollen. 718 m greift die höchste Spitze des Zobtens in den schlesischen Himmel. Der Gipfel und der Ostteil bestehen aus Gabbro, das Westmassiv überwiegend aus hartem, schlesischen Granit. Seine Lage und der besondere Zauber, den er auch auf die Menschen in langer 9

10 Vorzeit schon ausübte, haben ihn immer bedeutender werden lassen. Er wurde zum Wahrzeichen ganz Schlesiens und gab diesem gottbegnadeten Landstrich seinen Namen, machte seine Bewohner zu dem großen Volksstamm der Schlesier. Viele rätselhafte, vergrabene und versteckte Funde förderten wissbegierige Archäologen an das Tageslicht. Sogar der Bauer - Jacobowsky-Alfons - entdeckte auf seinem Feld in Lauterbach, unweit südlich des Zobtens, ein geheimnisvolles Steingebilde, welches Breslauer Wissenschaftler als ehemalige Axt der Steinzeitmenschen identifizierten. Sie war aus einer Zeit, als die Menschen noch nicht in der Lage waren, Löcher in die Steine zu treiben um darin den Stil der Axt zu fixieren. Im Breslauer Museum präsentierte sich dieser Fund den staunenden Besuchern. Schon in der Steinzeit war der Zobten besiedelt. Die Deutung und Einordnung der Funde am Berg waren nicht immer übereinstimmend. Nach wie vor hält der Zobten viele Geheimnisse versteckt, die aber die Menschen gerade deshalb in sein Reich locken. Noch nicht eindeutig geklärt ist die Bedeutung der Mauerwälle um die beiden Bergspitzen von Geiersberg und Mittelberg. Schon in der Bronze- und früheren Eisenzeit vermutete man auf der Zobtenspitze eine Kultstätte. Die für den Zobten charakteristische Kultanlage gibt es ähnlich in West- und Süddeutschland, Frankreich und Spanien. Daraus schlossen die Archäologen auf das Werk von Kelten, die gegen 400 vor Christen von Böhmen nach Schlesien eingewandert sein sollen. Für die Anlage ihrer Kultstätten war typisch: Steinerne Kultkreise, wie sie nördlich des Zobten-Gipfels an drei Stellen quer zum Weg nach Zobten enthalten sind. Sie waren Schutz und Abgrenzung des geheiligten Raumes. Die frühere deutsche Forschung hielt diese Wälle für Verteidigungseinrichtungen zum Schutze der Kultstätte, des eigentlichen Tempelberges. Um die Jahrtausendmitte vor Christus wird eine besonders starke Bedrohung dieser Kultstätte auf dem Thron Schlesien vermutet. Die zuvor beschriebenen, typischen Ringwälle auf den Nachbargipfeln gehören ebenso zum Wesensmerkmal der Anlage wie die sagenumwobenen Granitfiguren, die in vielen Formen und Varianten die Menschen faszinieren. Sie sind wahrscheinlich nicht an ihren eigentlichen Standorten gefunden, sondern wie in der Neuzeit von einem zum anderen Standort aus welchen Gründen auch immer transportiert worden. Da sind einmal die in Stein eingemeißelten oder 10

11 eingeritzten Schrägkreuze, die zuerst als Grenzsteine identifiziert worden sind. Da die Kreuze jedoch auch auf der unsichtbaren Seite angebracht worden sind, vermutet man sie jetzt als Zeugen des Sonnenkultes, der auch im Zobtenraum ausgeübt worden sein soll. Die Schlesier nannten diese geheimnisvollen Kultzeichen Heidenkreuze. Auch als Zigeunerkreuze, ein geheimnisvolles Verständigungszeichen aus der Goldsucherzeit, werden diese merkwürdigen Symbole gehandelt. Ihre endgültige und wirkliche Bedeutung wird wohl weitere Jahrhunderte die Menschen bewegen und antreiben, die Rätsel zu lösen. Die merkwürdigen, in Granitstein gehauenen Figuren sind weitere Merkmale der Zobten-Mhyten. Der Bär I oder die Sau - neben der Kapelle auf dem Zobtenberge ausgestellt kommen eigentlich aus dem kleinen am Fuße des Zobtens gelegenen Striegelmühle. Deshalb ist die eine Figur auch in der Literatur als Striegelmühler Sau bekannt geworden. Bär II und Gestalt mit Fisch, auch als Jungfrau oder Heiliger Petrus gedeutet, ergänzen die bewundernswerten Funde. Letzter Stein geistert auch als Peterstein durch die Phantasie der Geschichte. Bei Kieferndorf, Kreis Schweidnitz, d.h. 8 km nordwestlich vom Zobten, wurde erstmalig der Mönch, deshalb auch Kieferndorfer-Mönch, entdeckt. Auch er hat seinen Platz in den letzten Jahren gewechselt und soll jetzt westlich der Stadt Zobten stehen, in der Nähe des großen Parkplatzes, der als Ausgangspunkt für eine Zobtenwanderung besonders beliebt Granitfigur Mönch, Parkplatz Zobten ist. 11

12 Kelten, Vandalen, Christen auf dem heiligen Berg der Schlesier Die nachrückenden Völkerstämme konnten sich dem Zauber des blooen Hübels nicht entziehen. Nach den Kelten machten ca. 100 vor bis 400 nach Christi die germanischen Vandalen den Hochsitz Schlesiens zu ihrer Kultstätte. Dem konnten auch die sie ablösenden Slawen ab ca. dem 6. Jahrhundert - nicht widerstehen. Der Römer Tacitus berichtet von einem dem sog. Alken-Kult der Naharnavalen. Historiker gehen davon aus, dass er damit die Kultstätte auf dem schlesischen Vulkankegel beschrieben hat. Und noch Thietmar von Merseburg schreibt vor seinem Tode 1018 von einem großen Berg, der zur Zeit des Heidentums von allen hoch verehrt wurde. Auch er bestätigt, dass der Gau der Slensane von ihm den Namen übernommen habe. Gegen 1148 mons Silencii, 1245 Slenz wurde der alte Name mehr und mehr von der an seinem Fuße liegenden Stadt Zobten verdrängt. Dieser hat seinen Ursprung wahrscheinlich von dem wandalischen Stamm der Silinger, weshalb ab 1926 der Zobten immer häufiger auch als Siling bezeichnet wurde, wohl um die germanische Tradition dieser Gegend besonders zu betonen. Der Stamm der Slensane der über das gesamte Kernland Schlesiens herrschte hat auch dem Land seinen Namen übergeben. Dabei ist zu bemerken, dass es niemals in der langen Geschichte der Gegend eine Vertreibung gegeben hat. Die große Siedlungswelle aus dem Westen im Jahrhundert vertrieb die Vorbewohner nicht, nahm ihnen auch keinen Grund und Boden weg, sondern schuf in neuen Rodungsgebieten Neuland für ihren Bedarf. Die menschenverachtenden Vertreibungen, bei der das aus der gemeinsamen Geschichte entstandene Volk der Schlesier - also die eigenen Brüder und Schwestern - vertrieben worden ist, sind eine Erfindung einer national fanatisierten Neuzeit. Die Christen lassen sich im Gebiet des Zobtens nieder. Mitte des 12. Jahrhunderts berief der Palatin von Breslau Peter Wlast Augustiner-Chorherren aus Arrouaise in Flandern, um an der Stelle des heidnischen Heiligtums ein christliches Kloster einzurichten. Dem Abt Arnulf der St. Marienkirche bestätigte 1148 kein Geringerer als Papst Eugen III in monte Silencii diese Besitzungen. Nicht einig ist sich die Forschung darüber, ob die Klosterkirche auf dem Gipfel des 12

13 In Stein eingeritzte Heidenkreuze Peterstein und Bär Zobtens, am Fuße des Berges in Gorkau oder in der Stadt Zobten errichtet wurde. Da jedoch die Augustiner bereits 1149/50 auf der Sandinsel in Breslau eine weitere Kirche besaßen und dorthin ihr Stift verlegten, ist davon auszugehen, dass innerhalb dieser kurzen Zeitspanne keine Klosterkirche auf dem Berg fertig geworden wäre. Die granitenen, romanischen Portallöwen, die reichlich in Zobten und Umgebung gefunden worden sind, sollen u.a. für den Bau der Zobtener Klosterkirche und weiterer Kirchen in der Umgebung angefertigt worden sein. Gorkau, Zobten, Marxdorf und Queitsch, alles Dörfer im Strahlenkreis des Zoata-Bärges, teilen sich den Ruhm der Fundstätte von den romanischen, zobtener Portallöwen. Nachdem die Augustiner- Chorherren ihren Hauptsitz auf die Sandinsel nach Breslau verlegt hatten, wurden deren Besitzungen in der Zobtengegend von der Propstei Gorkau aus verwaltet. Genau über die Spitze des Zobtens lief die Grenze zwischen dem herzoglichen Besitz und dem des Stiftes. Der Klostergründer Peter Wlast, später gestürzt, soll auf dem Berg eine Befestigungsanlage betrieben haben. Danach soll eine wohl kurzfristige herzogliche Landesburg existiert haben und 1247 stellte Herzog Boleslaus II von Schlesien in monte Slenz eine Urkunde aus und 1247 sind auch ein procurator montis Zlenz und ein Kastellan de Slenz belegt. Das soll aber nicht gleichzeitig bedeuten, dass es sich hier um eine eindeutige Kastellanburg gehandelt haben muss. Unrühmliche Zeiten des Zobtens als Räuberhorst Schon Ende des 13. Jahrhunderts war daraus eine Raubritterburg 13

14 geworden. Herzog Bolko I von Schweidnitz-Jauer, der nach dem Tode von Herzog Heinrich V. von Breslau-Liegnitz neuer Besitzer war, zerstörte dieses damalige Räubernest auf der heiligen Stätte. Auf den Mauern der alten Anlage wurde eine kleine, steinerne Burg errichtet, die König Wenzel IV. von Böhmen als Erbe der Schweidnitzer Herzöge an die Brüder Daniel und Dietrich Dorning verlehnte. Ihren Räubereien in der ganzen Gegend folgte eine neue Zerstörung der Anlage. Im Jahre 1428 erschienen die Hussiten auf der Zobtenhöhe und setzten sich dort fest. Das rief die Breslauer und Schweidnitzer auf den Plan, sie nahmen die Anlage ein und verjagten die Hussiten entschieden sich die Breslauer für eine totale Zerstörung der Gebäude, da wieder Raubzüge Unruhen unter der Bevölkerung hervorriefen. Nur ein zu dieser Anlage gehörender Turm stand noch bis Reste dieser Anlage wurden unter der Gipfelkapelle des 18. Jahrhunderts entdeckt. Am südlichen Abhang ist von der Umwehrung der Burg eine starke Mauer aus Felssteinen erhalten. Archäologen haben bestätigt, dass diese Mauer auf Resten eines vorchristlichen Steinkreises errichtet worden ist. Ein anschauliches Beispiel, wie folgenden Generationen auf den Fundamenten ihrer Vorgänger aufbauen hatte das reicher werdende Sandstift den einst herzoglichen Südostteil des Zobtens gekauft und auf dem Gipfel eine Wallfahrtskapelle errichtet, der aber scheinbar kein langes Leben gegönnt war. Ein erfolgter Neubau brannte 1834 durch Blitzschlag bis auf die Grundmauern ab. Zobtenberg und Zobtenstadt von Osten Brauerei in Gorkau 14

15 Die Vertreibung schlimmste Tragödie für die Menschen am Zobten. Obwohl die Handschrift des schlesischen Top-Baumeisters Friedrich v. Schinkel bei der neuen Kapelle Mariä Heimsuchung zu vermuten ist, lieferte die Pläne nicht der große Baumeister, sondern die Entwürfe von A. Gericke lagen 1851/52 der Ausführung zu Grunde. Die wegen der markanten Höhenlage des Berges unvermeidbare Blitzgefahr, suchte 1949 erneut ihr Opfer in dieser Kapelle und zerstörte einen Teil der Nordwand. Die große Tradition des Zoata-Bärges bei der Entwicklung Schlesiens, vom Thron heidnischer Götter zur geliebten Pilgerstätte des Christentums, hat jedoch nie darunter gelitten. Im Strahlenkreis des schlesischen Bergthrones haben sich in Jahrtausenden Tragödien und Grausamkeiten aber auch Zeiten des Friedens und Wohlstandes abgelöst. Mit dem Beginn des zweiten Weltkrieges begann das wohl dunkelste Kapitel des Volkes der Schlesier. Sie fand ihren unrühmlichen Höhepunkt in der völkerrechtswidrigen Vertreibung von christlichen Brüdern und Schwestern. Das Gesetz der christlichen Nächstenliebe wurde ignoriert. Im Herzen der Schlesier lebt dieser Berg weiter, bringt Trost und weckt Hoffnung auf bessere Zeiten Wenn in der schlesischen Landesmetropole Breslau das Herz des schlesischen Lebens pulsiert, dann schwebt über dem mystischen Zobtengebirge die Seele der Schlesier. Und der Geist der in der Heimat zu Grabe getragenen Schlesier wird sich auch in den folgenden Jahrhunderten nicht verdrängen lassen. Der Schweiß von Generationen und das Blut der Gefallenen in so vielen Kriegen und Auseinandersetzungen um die Heimat Schlesiens, haben das Land getauft. Schlesien und seine Schlesier gehören für alle Zeiten zusammen. Das ändert sich auch nicht, weil einer der größten Köpfe in der schlesischen Kulturgeschichte, der Nobelpreisträger Gerhard Hauptmann als Toter nach Hiddensee gebracht und dort bestattet wurde. Im Gegenteil. Auch sein Geist ist wieder an die Stätte seiner Kindheit und seines schöpferischen Wirkens zurückgekehrt. Die großen Taten und vielfältigen Errungenschaften der Schlesier haben dieses Land nicht nur unverkennbar gezeichnet, sondern alle lächerlichen Bemühungen, schlesische Spuren der jahrhundert langen Geschichte zu vernichten, können die Geschichtsschreibung nicht verfälschen. Und 15

16 genau so verhält es sich mit dem Verbrechen der Vertreibung unschuldiger Zivilisten, die in ihrer Mehrheit die Grausamkeiten der Tyrannen des Tausendjährigen Reiches genauso wenig zu verantworten haben, wie das gesamte polnische Volk die Verbrechen an den Deutschen und in den Lagern nach dem Untergang des deutschen Reiches. Polen, die aus ihrer angestammten Heimat in der Ukraine oder anderen Gegenden in die Vertreibungsgebiete des deutschen Reiches zwangsumgesiedelt wurden, kennen den Schmerz des Heimatverlustes. Sie verurteilen wie die Schlesier das Verbrechen ihrer Vertreibung. Offene Eigentumsfragen stören die partnerschaftliche Zusammenarbeit. Und in der 60-jährigen Nachkriegsgeschichte sind zwischen den beteiligten Völkern immer noch nicht alle offenen Fragen einvernehmlich geklärt. Die objektive Klärung der Meinungsunterschiede, u.a. in der Eigentumsfrage, ist aber Voraussetzung für eine partnerschaftliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit in einem und an einem neuen Europa. Die Mehrheit der demokratischen und christlich orientierten Menschen in beiden Ländern hat aus der dunklen Stunde der Geschichte persönlich die Lehren gezogen. Krieg und gewalttätige Auseinandersetzungen müssen weltweit und zwischen den Gegnern des zweiten Weltkrieges für immer verbannt sein. Die Vertriebenenverbände haben sich schon sehr früh von Gewalt distanziert. Weil sich aber eine partnerschaftliche Zusammenarbeit nur aufbauen lässt, wenn auf beiden Seiten offene Fragen mutig angesprochen und gerecht entschieden werden, schadet die Hoffnung auf eine biologische Lösung durch den Tod der Erlebnisgeneration dem Ansehen der auf beiden Seiten verantwortlichen Akteuren. An einer gerechten Lösung aller offenen Fragen müsste auf beiden Seiten aufrichtiges Interesse bestehen. Alle Chroniken Schlesiens sprechen Deutsch. Die Chronik jeder schlesischen Stadt ist in deutscher Sprache geschrieben. Jahrhunderte der Entwicklung von Kultur, Geisteswissenschaft, Landwirtschaft, Religion und Industrie können nicht verheimlicht werden. Sogar der Vatikan befasste sich schon

17 mit dem Gebiet um den Zobten. Ziemlich sicher belegt ist, dass um 1130 (entweder oder ) auf dem Zobten das Augustiner- Chorherrenstift gründete und Papst Eugen III mit der Urkunde von 1148 diese Besitzungen bestätigte. Dazu gehörte auch das forum sub monte, der Markt unter dem Berg. Damit ist die Stadt Zobten nachweislich der älteste belegte Marktort in ganz Schlesien. Auch 1193 beschäftigt sich Rom wieder in einer päpstlichen Urkunde mit dieser Stadt und nennt sie jetzt forum in Sabat, weil in dieser Stadt üblicherweise damals der Markt stattfand. Der Name der Stadt ist im Laufe der Jahrhunderte auf die Stadt übertragen worden. Um 1221 zogen die Chorherren auf die Sandinsel, in das Gebiet des heutigen Breslaus. Die Umwidmungsurkunde von 1221, die diese Rechtshandlung beschreibt, wurde durch Historiker einwandfrei als gefälscht enttarnt. Dennoch besteht in ihrer siedlungsgeschichtlichen Aussage bei allen ernst zu nehmenden Wissenschaftlern kein Zweifel. Auch andere Besitzungen von Stiftungen wurden 1221 tatsächlich deutschrechtlich umgesetzt wurde und die Fälschung bereits in die Mitte des 13. Jahrhundert datiert werden muss. Weil Zobten 1250 als Dorf mit freiem Markt bezeichnet wird, 1318 als civitas, 1344 als oppidum wurde von Einigen ein Absinken der Bedeutung Zobtens als Marktort zu einem gewöhnlichen Dorf vermutet. Allein der Grundriss und der Aufbau Zobtens sprechen eindeutig dagegen. Zobten, eine typische, deutsche Stadtgründung Alle Merkmale typischer, schlesischer Städtegründungen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts sind auch in Zobten zu finden. Der charakteristische Langmarkt mit seinen 400 m, im Norden 75 m breit, sich nach Süden auf die Breite der Reichenbacherstraße verengend, prägen heute noch das Zentrum der Stadt. Im Norden trifft die Verbindungsstraße von Schweidnitz nach Strehlen als Querstraße die Innenstadt. Die Stadt kann auf eine wechselvolle Geschichte zurück blicken. Zuerst gehörte sie zum Herzogtum Breslau. Nach dem Tode Heinrich V. kam sie 1296 zum Herzogtum Schweidnitz, kam 1321 zum Herzogtum Münsterberg und wurde bereits 1343 wieder an Schweidnitz verkauft. Das erste Kaufhaus in Zobten errichtete in Zobten Bolko II von Schweidnitz. Diesen Eingriff in die Rechte des Breslauer Sandstifts machte seine Witwe 1391 wieder rückgängig. Die endgültige Rückkehr 17

18 der Rechtsverhältnisse bewirkte König Wenzel IV. von Böhmen, der seit 1392 neuer Landesherr von Schweidnitz war wurde verlieh er der Zobten erneut das Stadtrecht. Der Zobten und seine Umgebung liegen nicht im pulsierenden, schlesischen Verkehrsstrom. Alle wichtigen Verkehrswege führen in einiger Entfernung an Zobten vorbei. Die Straße von Breslau nach Schweidnitz geht nördlich, die Verbindung Breslau-Bad Kudowa östlich an der Zobtenmetropole vorbei. Die sie durchquerenden Verbindungen von Schweidnitz nach Strehlen oder von Breslau nach Reichenbach spielten im Konzert der schlesischen Verkehrswege eine nur untergeordnete Rolle. Das Schweidnitzer-, Strehlener und Reichenbacher Tor sind Meilensteine der Stadtentwicklung. Die Bürger von Zobten beschäftigten sich hauptsächlich mit Ackerbau und dem notwendigen Handwerk. Seit dem 14. Jahrhundert ist auch die Tuchmacherei belegt und in der Umgebung von Zobten wurden Mühlsteine für die vielen Mühlen Schlesiens hergestellt. Die in Gorkau gegründete Propstei des Sandstiftes verlegte 1439 nach Zobten und verband sie mit der Stadtkirche St. Jacobus des Älteren. Die Herren von dem reichen Sandstift in Breslau erwarben größere Ländereien im Südosten der Stadt und damit war Zobten bis zur Säkularisation 1810 das Zentrum des Stiftsbesitzes. Als sog. Zobtener Haltes ist diese Konstruktion in der Chronik der Stadt und des schlesischen Landes festgeschrieben. Auch von Plünderungen wurde Zobten, wie alle schlesischen Dörfer und Städte nicht verschont waren es die Hussiten, später im 30-jährigen Krieg verschiedene Truppen der Kriegsparteien. Auch der rote Hahn eroberte öfter die Stadt. Besonders reiche Beute machte der Brand im Jahre Auch das 19. und 20. Jahrhundert brachte der Stadt keine besondere Blütezeit. Dennoch entstanden eine Kistenfabrik, ein Sägewerk, eine Lederhandschuhfabrik und in unmittelbarer Umgebung auch ein Magnesitwerk. Der Ausflugverkehr und Erholungsheime fördern den Aufstieg Zobtens. Mit dem Bau der Eisenbahnverbindung nach Breslau in 1885 und nach Schweidnitz in 1898 wuchs der Ausflugverkehr stark an. Auch der 18

19 wachsende Autoverkehr brachte immer zahlreicher Wanderer und Naturliebhaber in das Reich des Zobtens. Noch am Ende des zweiten Weltkrieges wurde die Zobtenstadt stark beschädigt. Sie war Frontstadt. Die Stadtkirche St. Jacobus des Älteren ist urkundlich 1250 belegt. Sie in unmittelbarer Nähe des Marktplatzes, der im Laufe der Jahrhunderte immer dichter bebaut worden ist. 1948/49 fand man bei Grabungen unter der jetzigen Kirche Reste eines romanischen Baues aus der Zeit um Ebenso auch Mauern des zweiten, gotischen Baues aus dem Beginn des 15. Jahrhunderts. Dieser war 1633 stark beschädigt worden und bis auf den Turm 1730 zerstört. Auf den übrig gebliebenen massiven Fundamenten entstand eine barocke Basilika, die nach den schweren Beschüssen im zweiten Weltkrieg im letzten Kriegsjahr, wieder restauriert wurde. Heutige Besucher können am südwestlichen Strebepfeiler des Turmes einen eingemauerten, granitenen, lombardischen Portallöwe aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts bewundern. Strittig ist, ob er von der ersten Zobtener Kirche stammt. Nördlich der Pfarrkirche, aber immer noch auf dem Markt, im schlesischen Sprachgebrauch Ring, stand das alte Rathaus. Es wurde im englisch-gotischen Stil umgebaut und teilweise erweitert. Auch 1933 wurde es noch einmal verändert. Alle Gebäude der ehemaligen Probstei lagen an der Westseite des Ringes, an der Bergstraße. Erhalten ist noch das ehemalige Wirtschaftsgebäude von Dieses fand später als katholisches Pfarramt Verwendung. Das ehemalige Hospital von 1568 diente seit 1926 als Heimatmuseum. Eine befestigte Stadtmauer wie sie z.b. von Reichenbach, Schweidnitz, Nimptsch u.v.a.m. bekannt ist, hatte Zobten nicht, obwohl diese in der Stadtrechtsbestätigung urkundlich zugestanden worden war. Das engere Stadtgebiet war jedoch im Westen, Norden und Osten durch eine die Gärten nach außen abschließende - Mauer geschützt. Reste davon sind vor allem im Westen der Stadt noch heute zu finden. Geheimnisvolle, granitene Portallöwen in Zobten. Die mit großer Wahrscheinlichkeit als Wallfahrtskapelle im 14. Jahrhundert erbaute katholische St. Annakirche steht auf dem Platz vor dem ehemaligen Schweidnitzer Tor. Der berühmte schlesische Kirchen- 19

20 baumeister Langhans, die in vielen schlesischen Städten seine Visitenkarte architektonischen Könnens abgegeben hat, war auch an der Erweiterung im 15. Jahrhundert beteiligt. Danach wurde sie auch als Begräbniskapelle genutzt. Um 1700 erfolgten eine weiterer Umbau und Ausstattung im barocken Stil. Den Altkatholiken diente sie von als Gotteshaus. In der Nähe dieser Kirche ist erst 1954 ein romanischer Portallöwe aus Marxdorf aufgestellt. Diese romanischen Löwen haben so manchen Historikern eine harte Nuss zu knacken gegeben. Ihre Herkunft und ihre Bedeutung sind bis heute noch nicht einvernehmlich geklärt. Erinnerungen, Chroniken und vor allem Bilder sind Fenster in die Vergangenheit. Die Bilder aus der Gegend rund um die Stadt Zobten führen uns optisch in das sagenumwobene Reich rund um das Portallöwen in Zobten Zobtenmassiv. Am Fuße dieses heiligen Berges der Schlesier liegt etwa 4,5 km nördlich seines Gipfels diese Stadt mit dem urkundlich bestätigten ältesten Markt Schlesiens. Wie sehr die Schlesier an ihrer geraubten Heimat noch nach über sechzig Jahren hängen, bezeugen so viele bemerkenswerte Ereignisse. Nicht nur der Heimwehtourismus lockt Jahr für Jahr die Schlesier wieder zurück an die Stätten ihrer Kindheit und Jugendzeit. Längst verwilderte Gräber in den Friedhofsanlagen ganz Schlesiens werden sorgfältig und liebevoll gesucht und der lieben Verstorbenen, die noch in der schlesischen Erde begraben wurden, gedacht. Schlesische Heimaterde aus den Heimatdörfern - bedeckt die Gräber der in der Fremde verstorbenen Vorfahren. Blumen und Gewächse der Heimat schmücken die letzte Ruhestätte der lieben Eltern, die den Schmerz der verlorenen Heimat ihr ganzes Leben erleiden mussten. Für die mit der Heimat so eng verwurzelten Menschen war und ist die Vertreibung ein 20

21 Schock, der selbst nicht durch die Zeit überwunden wird, die nach menschlicher Redewendung alle Wunden heilen soll.misstrauen und Ablehnung gegenüber den Vertriebenen Schon nach kurzer Zeit mussten die Vertriebenen in den Aufnahmeländern in ihrer Mehrzahl die bittere Erfahrung machen, dass die Leute auf den Höfen, in den Dörfern ihnen fremd und zum Teil auch feindlich gegenüber traten. Die Vertriebenen wurden dafür verantwortlich gemacht, dass ein Zimmer oder ein kleiner Raum für deren Unterbringung vorübergehend beschlagnahmt wurde. Die bedauernswerten Menschen, die Unmenschliches in der kurzen, fast einjährigen Zeit des Einfalls der Russen in ihre Heimat und die Landnahme der polnischen Verwaltung, erdulden und erleiden mussten, wurden als Sündenböcke für die Leiden der Nachkriegszeit abgestempelt. Nur eine geringe Zahl von Einheimischen, die Gut und Höfe in den nicht vom Krieg verwüsteten Gegenden Restdeutschlands behalten hatten, waren dazu fähig und bereit, sich in das Schicksal der aus dem Osten einströmenden, ausgemergelten und missbrauchten Brüdern und Schwestern zu versetzten. Von christlichen Glaubensbrüdern einer anderen Nation aus ihrer angestammten Heimat verjagt, wurden sie in einen anderen Teil ihrer deutschen Heimat vertrieben: Aber auch hier schienen die Gesetze der christlichen Nächstenliebe nur in den Sonntagspredigten zu existieren. Menschlicher Egoismus erstickte die hehren Ziele des christlichen Glaubens, wie es sich in der mehr als zweitausendjährigen Geschichte des Christentums immer wiederholt. 21