S C H M E R Z G E S I C H T W a s k a n n es u n s s a g e n? Dr. Nina Steenbuck

Transkript

1 S C H M E R Z G E S I C H T W a s k a n n es u n s s a g e n? Dr. Nina Steenbuck

2 S C H M E R Z B E I T I E R E N Gibt es tatsächlich Schmerzen bei Tieren? Hat Schmerz einen schädlichen Einfluss auf die Gesundheit und/oder das Wohlbefinden der Tiere? Wie kann der Schmerz bei Tieren erkannt und quantifiziert werden?

3 D E F I N I T I O N Schmerz ist eine unangenehme sensorische und emotionale Empfindung, welche direkte oder indirekte negative Wirkungen auf den Organismus ausüben kann. Unlustbetontes Gefühlserlebnis -> wird gemieden Akuter Schmerz: Warnsignal Chronischer Schmerz: kein Warnsignal mehr -> heute: eigenständiges Krankheitsbild (chronisches Schmerzsyndrom)

4 P R I N Z I P D E R A N A L O G I E Anatomische und biochemische Übertragungswege bei Mensch und Tier ähnlich! Bei Mensch und Tier: Herzfrequenz Blutdruck Stresshormone

5 S C H M E R Z B E I T I E R E N Reaktionen im Verhaltensmuster - Lautäußerungen - Abwehrreaktionen - Abweichungen vom normalen Verhalten Physiologische, biochemische Veränderungen Tiere erleben wie wir Menschen Schmerzen als ein unangenehmes Ereignis auch bereits in einem sehr frühen Alter!

6 P R O B L E M - S C H M E R Z E R K E N N U N G Natürlicher Schutzmechanismus Schmerz wird nicht gezeigt (v.a. bei Fluchttieren) Abhängig von: Alter Rasse Charakter Temperament Zurückliegende Schmerzerfahrungen Ungewohnte Umgebung/Stress (Adrenalin)

7 A K U T E S C H M E R Z E N Allgemein Veränderung des Gesichtsausdrucks ängstliches Auftreten geblähte Nüstern weit geöffnete Augen Schwitzen Futterverweigerung gesteigerte Puls- und Atemfrequenz

8 V E R H A L T E N - K O L I K Schmerzen im Bauchraum (Kolik) Veränderung der Köperhaltung Rückwärtsschauen Schwitzen Scharren mit den Hufen Ruhelosigkeit bis hin zur Panik Auf- und Niederlegen Treten Rückenlage (Fohlen) In schweren Fällen: Apathie

9 V E R H A L T E N A K U T E L A H M H E I T Schmerzen des Bewegungsapparates Hufgeschwür, Hufrehe, Fraktur, ausgedehnte Wunden, akute Sehnenverletzung, Muskelentzündung u.a. Hochgradige Lahmheit Schwitzen Erhöhter Puls Schwierigkeiten beim Stehen oder Aufstehen Widerwille gegen Bewegung

10 U N S P E Z I F I S C H E S V E R H A L T E N Unruhe, Erregung Ängstlichkeit Starre Körperhaltung, angespannte Muskulatur Erkundungs- / Bewegungsverhalten, Apathie geändertes Ruheverhalten (vermehrtes oder vermindertes Liegen) Flehmen Aggression Meiden des Menschen Besondere Zuwendung gegenüber vertrauten Menschen Absonderung von Artgenossen Rangverlust in Gruppehaltung Vermehrtes Stehen im Witterungsschutz, im Schatten/im Dunkeln, in Boxenecken mit dem Kopf zur Wand

11 C H R O N I S C H E S C H M E R Z E N Bauch- oder Brustraum Appetit Gewicht Stumpfes Fell Teilnahmsloser Ausdruck Veränderungen des Charakters oder des Verhaltens Bewegungsapparat Chronische Lahmheit Klammer Gang und Leistungsverlust Veränderung der Körperhaltung Schwierigkeiten unter dem Sattel (Rückenschmerzen)

12 C H R O N I S C H E S C H M E R Z E N Entwickeln sich oft langsam/über langen Zeitraum Verhaltensveränderungen sind oft weniger deutlich (Alterserscheinung?) Beobachtungen der Bezugsperson wichtig!

13 B E U R T E I L U N G Wiener Schmerzerhebungsbogen: Schmerzgesicht Flehmen/Gähnen Position in der Box Verhalten Körperhaltung/Gewichtsverteilung Kopfhaltung/-bewegung Schmerzhaftes Körperteil Interaktives Verhalten Mensch Appetit

14 H G S Horse Grimace Scale: Ohren Lidspalt Augen Kaumuskulatur Maulspalte/Kinn Nüstern Grimace Scale auch bei vielen anderen Tierarten!!!

15 O H R E N S T E L L U N G

16 L I D S P A L T

17 M U S K E L S P A N N U N G O B E R H A L B D E R A U G E N

18 K A U M U S K U L A T U R

19 M A U L S P A L T E

20 N Ü S T E R N

21 S C H M E R Z E N B E I P F E R D E N In welchem Ausmaß hat der Schmerz einen schädlichen Einfluss auf die Gesundheit und/oder das Wohlbefinden der Pferde? Wenn er Schmerzen hat, dann steht er ruhiger! Wenn es wehtut, dann wird das Bein nicht so stark belastet Ein bisschen Schmerz schadet nicht.

22 S C H M E R Z - W A A G E positive Effekte vorhanden Schutz- und Warnfunktion Vermeidungsreaktionen ABER negative Effekte überwiegen! Stress, Immunschwäche etc. Schmerzgedächtnis

23 U N E R W Ü N S C H T E F O L G E N Schmerzinduzierte Stressantwort: Köpereigenes Cortisol : Immunabwehr katabole Zustand (z.b. Muskelabbau) gesteigerter Energieverbrauch reduzierte Futteraufnahme Wohlsein längere Rekonvaleszenz verminderte Wundheilung schlechtes Aufwachen aus Narkose

24 T H E R A P I E Z I E L E Schmerz- und Entzündungshemmung Verbesserung der Beweglichkeit Verlangsamung des Fortschreitens der Erkrankung Entzündungshemmer / Schmerzmittel unerlässlich!

25 F A Z I T Schmerzempfinden: individuell verschieden Schmerzerkennung Akuter Schmerz: deutliche Symptomatik Chronischer Schmerz: schleichend, undeutlich, unspezifisch Schmerztherapie: Wichtig für das Wohlbefinden des Tieres und einen Langzeiterfolg! Schmerzprävention ist effektiver als heilen!

26 S c h m e r z e n s o l l t e n b e a c h t e t u n d a u c h b e h a n d e l t w e r d e n! V i e l e n D a n k!