TRANSPORT UND LOGISTIK LITAUEN
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- Samuel Gerhardt
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1 TRANSPORT UND LOGISTIK LITAUEN
2 Litauen (April 2013) Südbaltisches Land bietet sich zum GUS-Transit an Vilnius (gtai) - Der Logistiksektor spielt in Litauen nicht zuletzt wegen des GUS-Transits eine wichtige Rolle. Der von der EU finanzierte Baltic Transport Outlook 2030 erwartet, dass sich das internationale Frachtvolumen von 2010 bis 2030 moderat um insgesamt 18% ausweitet. Der Logistic Performance Index der Weltbank bewertet Litauen als Standort besser als Estland, Lettland und Russland. Für zusätzliche Konkurrenz im GUS-Geschäft sorgt aber der neue russische Großhafen Ust-Luga. Logistikzentren und Ausbau Zuletzt haben sich die einzelnen Logistiksegmente in Litauen unterschiedlich entwickelt. So ist die per Bahn beförderte Gütermenge 2012 um 5,6% auf 49,4 Mio. t gesunken, während sich der Warentransport auf den Straßen um 5,2% auf 48,4 Mio. t erhöht hat. Der Umschlag der beiden Seehäfen Klaipeda und Butinges ist mit 43,8 Mio. t um 3,9% geringer ausgefallen. Von dieser Summe gingen 35,2 Mio. t (-3,7%) durch Klaipeda. Die Luftfracht wiederum ist 2012 mit t um 8,3% höher gewesen als Insgesamt ist Litauens Logistiksektor in den letzten Jahren jedoch stark gewachsen, und trotz des einmaligen Einbruchs im Krisenjahr 2009 (-9,1%) war die Wertschöpfung der Branche 2011 laut neuesten verfügbaren Zahlen mit 3,3 Mrd. Euro um 39,1% höher als Das Bruttoinlandsprodukt war in der selben Zeit nur um 11,5% gestiegen. Somit hat sich die Bedeutung des Logistiksektors in der litauischen Wirtschaftsstruktur noch erhöht, und 2011 hat das Transport- und Lagergewerbe 11,7% zur landesweiten Wertschöpfung beigetragen. Dieser hohe Anteil ist nur möglich durch das internationale Geschäft, denn der reine Inlandsmarkt ist mit einer Bevölkerung von drei Mio. Einwohnern überschaubar. Dies gilt nicht nur für die Seehäfen und die Luftfracht, denn 2012 waren 36,0% der zur Straße und 69,8% der per Bahn beförderten Güter für den grenzüberschreitenden Verkehr bestimmt. Vor allem das Transitgeschäft für die GUS-Märkte spielt für den litauischen Logistiksektor eine sehr große Rolle. Die wichtigsten Partnerländer sind dabei Belarus, Russland und die Ukraine. Aber auch die weiteren Anrainer des Schwarzen und des Kaspischen Meeres geraten als Zielmärkte zunehmend in den Blick. Für einen stark steigenden Warenaustausch mit Fernost müsste dagegen auch die Kapazität der transsibirischen Eisenbahn erheblich erweitert werden. Das EU-Land bietet sich zum GUS-Transit nicht nur durch seine südbaltische Lage und die ganzjährig eisfreien Häfen, sondern auch durch die breite russische Gleisspur (1.520 mm) an, die einen direkten Bahntransport zu allen GUS-Destinationen erlaubt. Den Vorteil der Spurbreite und der EU- Rahmenbedingungen hat Litauen jedoch mit Finnland, Estland und Lettland gemeinsam. Insgesamt konkurrieren beim GUS-Transit alle Logistikstandorte in Finnland, den baltischen Staaten und Russland stark. Im Logistic Performance Index der Weltbank steht Litauen recht gut da. Diese Studie vergleicht die Standortqualität von 155 Ländern und führt Litauen 2012 an 58. Stelle und damit besser als Estland (65.), Lettland (76.) und Russland (95.). Die mit Abstand beste Bewertung in der Region erhält Finnland (3.), das aber auch ein Standort mit hohen Kosten ist. Eine Herausforderung ist der neue russische Großhafen Ust-Luga, der an der estnischen Grenze entsteht und seinen Umschlag 2012 auf 46,7 Mio. t mehr als verdoppelt hat (+107,2%). Im Jahr 2018 will Ust-Luga 180 Mio. t abwickeln, was mehr wäre als in Hamburg (131 Mio. t 2012). Ust-Luga kann Germany Trade & Invest 1
3 Litauen (April 2013) durchaus Transit aus Litauen, noch mehr aber aus Lettland und Estland abziehen. Die dortigen Häfen liegen näher an Ust-Luga, sind wie dieser nicht völlig eisfrei und stärker auf Schütt- und Flüssiggut ausgerichtet. In Klaipeda dagegen ist der RoRo- und Containerverkehr bedeutender als in Liepaja, Ventspils, Riga und Tallinn. Branchenkenner schließen nicht aus, dass russische Rohstoffexporteure ihr Geschäft früher und mehr nach Ust-Luga verlagern als internationale Unternehmen ihren Container- und Stückgutversand in die GUS. Zwei große EU-Infrastrukturvorhaben eröffnen Litauens Logistiksektor dagegen neue Perspektiven. Dies sind die Autobahn Via Baltica und die Bahntrasse Rail Baltic. Beide Strecken führen in Nord-Süd-Richtung vom estnischen Tallinn über das lettische Riga und die litauischen Zentren Panevezys und Kaunas bis zur polnischen Hauptstadt Warschau, verlaufen aber nicht immer völlig parallel. Die Rail Baltic soll dabei als Hochgeschwindigkeitsverbindung die schmalere mitteleuropäischen Gleisspur haben. Die Realisierung wird stark von der Höhe der EU-Fördermittel von 2014 bis 2020 abhängen, die im Frühjahr 2013 aber noch nicht feststeht. Bisher bestehen die Rail Baltic nur als Konzept und die Autobahn nur in Abschnitten in Estland und Litauen. Als mögliche Logistikstandorte kommen in Litauen zum einen die beiden Sonderwirtschaftszonen (SWZ) im Hafen Klaipeda und in Kaunas in Betracht. Unternehmen, die dort 1 Mio. Euro oder mehr investieren, zahlen sechs Jahre keine Körperschaftsteuer in Höhe von 15%. Weitere zehn Jahre fällt nur die Hälfte dieses Satzes an. Darüber hinaus erhebt Litauen in SWZ keine Immobiliensteuer (0,3 bis 1,0%) und keine Steuer auf Dividenden, die an ausländische Anteilseigner ausgeschüttet werden. Diese beträgt sonst bis zu 15%. Daneben gibt es eine Reihe moderner Logistikparks. Diese befinden sich meist in der Hafenstadt Klaipeda, in Vilnius oder in der zweitgrößten Metropole Kaunas, wo die Via Baltica auf die Europatrasse Klaipeda-Vilnius-Minsk trifft. Große internationale Unternehmen wie der dänische Spediteur DSV sind an allen drei Standorten präsent. Ausgewählte Logistikzentren in Litauen 2013 Logistikzentrum/-park Kommentar SWZ in Klaipeda eisfreier Hafen mit Panamaxkapazität (v.a. Öl, Dünger, Container, RoRo); SWZ 412 ha ( Klaipeda Business Park moderne Logistikflächen in SWZ, qm ( SWZ Kaunas mit Airpark am Flughafen; 294 ha, Erweiterung geplant ( Kaunas Terminal moderne Logistikflächen in SWZ, nahe Flughafen; qm ( Tromina Logistikzentrum Airport Business Park moderne Logistikflächen, unweit des Flughafens Vilnius und Rangierbahnhof; qm ( moderne Logistikflächen unweit Flughafen Vilnius, Bahnanschluss; qm; derzeit keine freien Kapazitäten ( Quellen: Betreibergesellschaften, DTZ, Invest Lithuania 2 Transport und Logistik
4 Noch in der Realisierung befinden sich unter anderem drei große, sogenannte Öffentliche Logistikzentren (Public Logistics Center), welche die Litauische Staatsbahn entwickelt. Diese entstehen in Vilnius, Kaunas und Klaipeda. Das Zentrum in Vilnius soll 2014 öffnen. Der Hafen Klaipeda richtet bis Ende 2014 ein schwimmendes Flüssiggasterminal ein. Ausweiten werden sich in den kommenden Jahren auch die Flächen in den SWZ. So soll sich das Areal in Kaunas von 294 auf 534 ha erhöhen. In fünf weiteren Städten sind neue SWZ geplant. Drei davon - Panevezys, Kedainiai und Marijampole - liegen ebenfalls an der Via Baltica. Als kommende SWZ-Standorte sind darüber hinaus im Nordwesten die Großstadt Siauliai sowie Akmene nahe der lettischen Grenze vorgesehen. Das mit Abstand umsatzstärkste Logistikunternehmen ist die Staatsbahn, die eine Aktiengesellschaft (AB) ist. Unter den führenden Logistikanbietern befinden sich darüber hinaus vor allem Spediteure, die größtenteils intermodale Dienstleistungen anbieten. In Litauens Logistiksektor waren 2011 insgesamt Unternehmen tätig (2010: 4.369). Diese haben einen Gesamtumsatz von 5,5 Mrd. Euro (2010: 4,7 Mrd. Euro) erwirtschaftet. Das südbaltische Land ist generell offen für ausländische Investoren, und eine Reihe von namhaften internationalen Logistikunternehmen sind vertreten, auch um den GUS-Transit abzuwickeln. Den meisten Umsatz hierunter hat 2012 der dänische Spediteur DSV erwirtschaftet. Führende Anbieter in deutschem Besitz oder mit deutscher Beteiligung sind Kühne & Nagel UAB, Hegelmann transporte UAB, DPD Lietuva UAB, Hellmann Worldwide Logistics UAB und Schenker UAB. Auch Firmen wie die auf Chemikalientransporte spezialisierte Hoyer Baltic Expedition UAB nutzen Litauen unter deutscher Geschäftsführung erfolgreich für das GUS-Geschäft. Wichtige Logistikanbieter in Litauen Anbieter (Sitz) Anmerkungen Umsatz Internetadresse (2012 in Mio. Euro) Lietuvos Gelezinkeliai AB Staatliche Bahn 500,2 Girteka logistics UAB (Region Vilnius) DFDS Seaways AB (Klaipeda) Vlantana, UAB (Region Klaipeda) Lietuvos pastas AB DSV Transport UAB Transekspedicija UAB (Region Vilnius) Transimeksa UAB Gruppe (Siauliai) Baltic Transline UAB (Kaunas) LKW-Spediteur, Betreiber mehrerer Logistikzentren Dänischer intermodaler Konzern, in Litauen v.a. Reederei LKW-Spediteur Staatliche Post Lkw-Spediteur, Intermodal, Eigentümer: DSV, Dänemark LKW-Spediteur LKW-Spediteur LKW-Spediteur, Schiffstransporte 160,1 89,8 83,4 55,4 47,3 46,7 42,0 39,4 Germany Trade & Invest 3
5 Litauen (April 2013) Wichtige Logistikanbieter in Litauen (Forts.) Anbieter (Sitz) Anmerkungen Umsatz Internetadresse (2012 in Mio. Euro) Hoptrans UAB (Kaunas) Intermodal 36,1 Kühne & Nagel UAB Intermodal 23,6 Hegelmann transporte UAB (Kaunas) DPD Lietuva UAB Hellmann Worldwide Logistics UAB Schenker UAB (Trakai) Quellen: Unternehmensangaben; Zeitung Verslo zinios LKW-Spediteur, auch Kühl-, Schwer-, Gefahrguttransporte Intermodal, Kurierdienste Intermodal, Kurierdienste Lkw-Spediteur, Intermodal 21,4 16,4 12,0 8,5 Lieferbedingungen, Transportversicherung In den Kaufverträgen wird vereinbart, nach welchen Lieferbedingungen der Warenverkehr zwischen Verkäufer und Käufer abgewickelt werden soll. Wenn dies nicht individuell im Kaufvertrag geregelt werden soll, einigen sich die Vertragspartner auf handelsübliche Lieferklauseln wie die INCOTERMS. Die vollständige deutschsprachige Fassung der INCOTERMS wird von der International Chamber of Commerce (ICC) in Deutschland herausgegeben ( Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft GDV bietet ein Transport-Informations-Serviceportal unter der Internetadresse an mit zahlreichen Informationen und Links zum Thema Transportversicherungen. Da etwa 80 bis 90% des Außenhandels von internationalen Logistikfirmen abgewickelt werden, arbeiten diese mit den Transportversicherungen zusammen, mit denen sie ohnehin weltweit kooperieren. Generelle Lkw-Fahrverbote, etwa am Wochenende, existieren in Litauen nicht, allerdings kann es zu einzelnen örtlichen und zeitlichen Einschränkungen kommen. Busse und Nutzfahrzeuge ab 3,5 t müssen bei der Benutzung wichtiger Fernstraßen eine Vignette erwerben. Diese kann landesweit für einen Tag, eine Woche, 30 Tage oder ein Jahr gelten. Eine Tagesvignette kostete Anfang 2013 für Nutzfahrzeuge zwischen 3,5 t und 44 t etwa 10,72 Euro (37 Lita; 1 Euro = 3,4528 Lita; fester Wechselkurs). Alle Gebühren, vignettenpflichtigen Straßen und weitere Informationen finden sich auf Englisch auf der Homepage der litauischen Straßenverwaltung ( 4 Transport und Logistik
6 Kontaktanschriften: Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v. (GDV) Wilhelmstraße 43/43G, Berlin Tel.: 030/ , Fax: Internet: ERGO Lietuva ADB Gelezinio vilko g. 6A, Vilnius Tel.:003705/ , Fax: Internet: Lietuvos draudimas AB J. Basanaviciaus g. 12, Vilnius Tel.: / , Fax: Internet: BTA Insurance Company SE Verkiu g. 29, Vilnius Tel.: / , Fax: Internet: Deutscher Speditions- und Logistikverband e.v. (DSLV) Weberstraße 77, Bonn Tel.: 0228/ , Fax: Internet: Germany Trade & Invest 5
7 Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Villemombler Straße Bonn Tel.: +49 (0)228/ Fax: +49 (0)228/ Internet: Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, Berlin Geschäftsführung: Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer Autor: Torsten Pauly, Vilnius Redaktion: Regina Wippler, Tel.: +49 (0)228/ , Ansprechpartnerin: Barbara Kussel, Tel.: +49 (0)228/ , Redaktionsschluss: April 2013 Bestell-Nr.: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Layout: Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.
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