Überholung der Bremssättel von 944 S2 und 968

Transkript

1 Überholung der Bremssättel von 944 S2 und 968 Die Überholung der Bremssättel ist eine ungnädige Arbeit. Man sollte konsequent sein und es richtig machen. Unter normalen Umständen kostet das Überholen eines Sattels je nach Zustand Eine neue Bremszange bei Porsche kostet über 500, falls überhaupt lieferbar! VORSICHT! ES HANDELT SICH UM DIE BREMSANLAGE! WER HIER PFUSCHT SPIELT MIT SEINEM LEBEN UND DAS DER ANDEREN! 1. Zunächst alle Bremssättel abnehmen und jeweils den Anschluss der Bremsleitung mit einer Schraube M10x1 verschliessen. Falls man vor dem Abnehmen das Bremspedal drückt und fixiert (z.b. etwas zwischen Pedal und Sitz klemmen), dann läuft die Bremsanlage nicht komplett leer und das spätere Entlüften geht leichter. Möchte man bei der Gelegenheit gleich das komplette Bremssystem reinigen, kann man sich das sparen. 2. Nun werden die Spreizfedern zum Fixieren der Beläge mit einer Wasserpumpenzange geöffnet und die Beläge entfernt (unter Umständen herausklopfen). Möchte man die Beläge wieder verwenden, müssen sie unbedingt markiert werden, damit sie später wieder an der gleichen Stelle eingebaut werden können. Jetzt erfolgt eine genaue Inspektion der Sättel. Ist etwas undicht? Bewegen sich alle Kolben? Zum Testen kann man ein Holz zwischen die Kolben klemmen und den Sattel mit Druckluft beaufschlagen. Darauf achten, dass die Kolben dabei nicht komplett herausgedrückt werden, falls nicht unbedingt nötig. Sind die Staubschutzkappen vergammelt, stehen raus oder sind eingerissen, etc.? Sind die Federbleche durch Oxidation darunter hochgedrückt? Ist die Verbindungsleitung verbeult oder verknickt Abhängig vom Zustand der Sättel kann man nun seine Einkaufsliste vervollständigen und das benötigte Material besorgen. Porschenummern sind angegeben für 968 und 944 S2 (ab 94KN vorne und ab 95KN hinten) ohne M030: A. Sattel vorne Reparatursätze Federbleche (jeweils 1 Federblech mit 2 Schrauben) , ,13 Die Schrauben gibt es eventuell z.b. bei Niermann Fahrzeugtechnik auch einzeln. Dämpfungsbleche 2x (für Kolben 36 mm) 6,12 2x (für Kolben 40 mm) 6,12 Entfernt man die Dämpfungsbleche vorsichtig mit einer Spachtel, kann man diese auch weiterverwenden. Meistens kleben sie noch genug oder es kommt etwas Montagepaste dazwischen. Verbindungsleitung Bremssattel ,12 Entlüfterventil ,05 Eine günstigere Alternative gibt s es bei Audi für den RS2. Reparatursätze für Kolben mit Schutzkappe Von Budweg gibt es unter der Nummer für ca. 30 einen kompletten Satz Dichtungen. Falls man auch Kolben ersetzen muss, gibt es bei Porsche komplette Reparatursätze (Kolben mit Dichtung und Staubschutzkappe): 2x (Kolben 36 mm) 18,34 2x (Kolben 40 mm) 21,25 B. Sattel hinten Reparatursätze Federbleche (jeweils 1 Federblech mit 2 Schrauben) , ,13 Die Schrauben gibt es eventuell z.b. bei Niermann Fahrzeugtechnik auch einzeln.

2 Dämpfungsbleche (scheinen gerade nicht lieferbar zu sein) 2x (für Kolben 28 mm) 2x (für Kolben 30 mm) Entfernt man die Dämpfungsbleche vorsichtig mit einer Spachtel, kann man diese auch weiterverwenden. Meistens kleben sie noch genug oder es kommt etwas Montagepaste dazwischen. Verbindungsleitung Bremssattel ,12 Entlüfterventil ,05 Eine günstigere Alternative gibt s es bei Audi für den RS2. Reparatursätze für Kolben mit Schutzkappe Von Budweg gibt es unter der Nummer für ca. 24 einen kompletten Satz Dichtungen. Falls man auch Kolben ersetzen muss, gibt es bei Porsche komplette Reparatursätze (Kolben mit Dichtung und Staubschutzkappe): 2x (Kolben 28 mm) 29,64 2x (Kolben 30 mm) 29,61 C. Sonstiges Neue Bremsscheiben, Beläge und Warnkontakte (wenn nötig) Kältespray ATE Bremszylinderpaste zur Montage von Kolben und Dichtungen (falls nicht beim Reparatursatz dabei) Metallpolitur für die Aufarbeitung der Kolben (z.b. Autosol) Alupaste oder noch besser Metaflux Gleitmetall. Auf keinen Fall Kupferpaste bei Alusätteln verwenden. Bremssattellack (wenn selbst lackiert wird, z.b. Foliatec ca. 26 ) Falls die Sättel gestrahlt werden sollen, braucht man pro Sattel folgendes zum Verschließen der Löcher: 4 Schrauben M6x12 (Befestigung Federbleche) 5 Schrauben M10x1 (Bremsleitungen + Entlüftungen) 2 Schrauben M12x40 mit Muttern und Unterlegscheiben (Befestigungen des Sattels) 2 Bleche zu 101x54x1 mm (Verschließen der Bremskolbenlöcher) 2 Schrauben M18x50 mit Muttern (Klemmen der Bleche) 4. Ist der Sattel unter den Federblechen wie im Bild auf der nächsten Seite oxidiert, müssen diese entfernt werden (meistens ist die Oxidation schlimmer, als Sie auf den ersten Blick erscheint). Dazu müssen die verklebten Befestigungsschrauben der Federbleche herausgemeißelt werde. Das klingt schlimmer als es ist und ist in etwa 30 Minuten pro Sattel erledigt. Zunächst alle Kolben mit der Hand oder einer Rohrzange komplett zurück drücken. Nun müssen alle Federblechschrauben mit einer Kerbe versehen werden, wo man später den Meissel ansetzen kann. Dies kann mit dem Meißel selbst erfolgen oder etwas schonender mit einem kleinen Metallfräser. Als nächstes werden die Sättel im Backofen auf ca. 150 C erhitzt (niedrigste Stufe). Die Sättel vorsichtig nacheinander herausnehmen und fest in einen Schraubstock einspannen. Die Federblechschraubenköpfe jeweils kurz mit Kältespray abkühlen und dann die Schraube mit einem kleinen Meißel mit kräftigen Schlägen vorsichtig lösen.

3 Die meiste Arbeit macht das Reinigen und Aufbereiten der Sättel. Dabei hat man je nach Zustand 3 Optionen: 1. Glasperlstrahlen und Pulverbeschichten Zunächst die Kolben mit Druckluft entfernen (dabei Holz gegenhalten) und sämtliche Löcher mit den entsprechenden Schrauben verschließen. Die Kolbenlöcher werden mit den Blechen abgedeckt und die großen M18 Schrauben mit Muttern zum Gegenhalten dazwischen geklemmt. Dann werden die Sättel in einem Fachbetrieb glasperlgestrahlt und pulverbeschichtet. Unbedingt darauf achten, dass das Einbrennen bei hoher Temperatur erfolgt (z.b. 220 C). Das kostet ca. 50 pro Sattel und der Sattel ist wieder wie neu. 2. Komplette oder teilweise Lackierung Hierbei ist es vor allem wichtig, die Oxidation unter den Federblechen möglichst komplett zu entfernen. Das geht am besten z.b. mit einem Dremel und kleinen Drahtbürsten. Anschließend die Federblechaufnahme noch mit einer feinen Feile begradigen. Unbedingt vorsichtig arbeiten, wenn Kolben und Dichtungen noch gut sind. Die Staubschutzkappen sind sehr empfindlich und schnell eingerissen. Man sollte sie vor dem Einsatz der Drahtbürsten mit mehreren Lagen Klebeband schützen. Möchte man den Sattel ganz oder teilweise lackieren, den Sattel grob reinigen und mit feinem Schmirgelpapier anschleifen. Danach den Sattel mit Spiritus oder dem Bremsenreiniger aus dem Foliatec Set reinigen und entfetten. Die Lackierung mit dem 2-Komponenten Foliatec Lack ist mit dem Pinsel sehr einfach und führt zu einem optisch sehr ansprechenden Ergebnis. Zur Vermeidung von Tropfnasen den Lack dünn und in mindestens zwei Schichten auftragen. 3. Sattel ist optisch noch gut und die original Patina soll erhalten werden Dazu nur die Oxidation unter den Federblechen wie unter 2. beschrieben entfernen. Bei der Montage der Federbleche mit wasserfestem Spezialfett kann auf die Lackierung der gereinigten oxidierten Stellen auch verzichtet werden.

4 Hat man die Kolben entfernt, muss der Zylinder peinlichst gereinigt und die Dichtung (3) erneuert werden. Den Vierkantdichtring dünn mit der Bremszylinderpaste bestreichen und vorsichtig einsetzen. Sind die Kolben nicht zu stark verkratzt, sollten sie vor dem Einbau mit Metallpolitur aufpoliert werden. Danach den Zylinder und den polierten oder neuen Kolben mit etwas Bremszylinderpaste bestreichen und vorsichtig einsetzen. Dabei nicht verkanten. Den Kolben nur soweit hineindrücken, dass die Nut für die Staubschutzkappe noch zugänglich ist. Zuletzt die Staubschutzkappe (1) mit etwas Bremszylinderpaste aufsetzen und den Kolben mit der Kappe zurück drücken.

5 Die neuen Federbleche mit reichlich wasserbeständigen und hochtemperaturbeständigem Spezialfett (z.b. Metaflux Gleitmetall) montieren. Das Fett schützt auch ohne Lack wirksam und dauerhaft vor Korrosion. Auf keinen Fall wie fälschlicherweise im Bild Kupferpaste verwenden. Die Bremsbeläge mit Dämpfungsblechen und Verschleißkontakten einsetzen und die Spreizfedern montieren. Bei der Verwendung der alten Bremsbeläge unbedingt die Einbauposition wie vor dem Zerlegen einbehalten. Vor der Montage der Sättel gegebenenfalls alle Bremsleitungen mit Druckluft reinigen und den Ausgleichsbehälter von Ablagerungen befreien. Falls die flexiblen Gummibremsleitungen noch original sind, sollten diese ausgetauscht und durch Stahlflexausführungen ersetzt werden. Jetzt können alle Sättel montiert und das Bremssystem entlüftet werden. Dabei fängt man mit dem Sattel an, der am weitesten vom Hauptbremszylinder entfernt ist und arbeitet sich bis zu dem Sattel vor, der am nächsten ist. Für das Entlüften kann ich Eezibleed sehr empfehlen. Zusammen mit einem Kompressor funktioniert das ähnlich wie bei professionellem Werkstattequipment und geht leicht und schnell.