Überholung Bremssattel

Transkript

1 Überholung Bremssattel Ausgangslage Die untenstehenden Fotos zeigen den Ausgangszustand der gebrauchten Bremssättel. Es ist zu vermuten, dass das Spenderfahrzeug sehr lange stand. Die in den Bremssätteln verbliebene Flüssigkeit war eine Emulsion aus Bremsflüssigkeit und Wasser. Keine optimale Ausgangssituation.

2 Demontage Zunächst wurden alle Staubmanschetten entfernt. Anschließend müssen die Bremskolben aus dem Sattel gedrückt werden. Jeweils ein Bremskolben je Sattel ließ sich durch den Einsatz mit Druckluft ausdrücken, die restlichen sechs Kolben bewegten sich nicht. Auch der Einsatz von Wärme und Kältespray brachte keinen Erfolg. Also nächster Ansatz: Auspressen der verbliebenen Kolben mithilfe einer Fettpresse. In die Anschlussbohrungen der Bremsleitungen wurde ein Fettnippel mit einem 1/8-Zoll-Anschluss eingeschraubt. Die bereits leeren Kolbenbohrungen wurden mit Holzstücken wieder verschlossen. Dabei stellte sich allerdings heraus, dass sich beide 15 mm starken Holzstücke trotz Einsatz von Schraubzwingen unter dem erzeugten Druck verformten. Im Ergebnis quoll das Fett an allen Ecken hervor. Damit konnte der erforderliche Druck nicht aufgebaut werden. 1 1 Fettpressen erzeugen bis zu 400 bar Druck.

3 Zweiter Versuch: Einsatz von Metallplatten, in meinem Fall Aluminiumzuschnitte und siehe da alles dicht. Die Bremskolben gaben unter dem Druck der Fettpresse einer nach dem anderen nach. Der große Vorteil der Fettmethode ist: Sobald der Bremskolben aus dem Sattel springt, läuft keine Bremsflüssigkeit quer über den Arbeitsplatz. Der große Nachteil ist der erhöhte Reinigungsaufwand.

4 Für die Abdichtung von zwei gegenüberliegenden Bohrungen hat sich der Bremsbackenrücksteller von KS-Tools bewährt. Auf jeder Seite wurde eine Gummiplatte aufgelegt und die Platten des Werkzeuges gegen die offenen Bohrungen gedrückt. Diese Konstruktion war sofort dicht. Für das Auspressen aller Bremskolben wurde je eine Fettkartusche pro Sattel verbraucht. Zum Glück stand eine Fettpresse mit Motorantrieb zur Verfügung, andernfalls hätte es wahrscheinlich sehr lange gedauert, die Bremssättel mit Fett zu füllen. Fünf von acht Bremskolben waren nicht mehr zu gebrauchen, diese Kolben hatten Einkerbungen oder Abplatzungen am oberen Rand. Ich habe mich daher entschieden ein Reparaturset mit neuen Bremskolben zu beschaffen.

5 Reinigung Die Bremssättel wurden zunächst grob vom Fett befreit. Anschließend wurden die Bremssättel mit Bremsenreiniger mehrere Minuten gespült. Dazu wurden die offenen Kolbenbohrungen im Sattel wieder mit Gummiplatten und Holzzuschnitten abgedeckt und verkeilt. Da bei der Reinigung das Reinigungsmittel auch leicht" vernebelt wird, habe ich mich für den Eigenbau eines geschlossenen Teilereinigers entschieden. Es wurde eine durchsichtige Frischhaltebox verwendet, um auch den Fortschritt der Reinigung verfolgen zu können. Für die Umwälzung des Reinigungsmittels wurde eine einfache Benzinpumpe verwendet. Auf dem Foto ist der erste Reinigungsdurchgang zu sehen. An der unteren Ecke des Fotos ist der Austritt des Bremsenreinigers aus der Entlüftungsöffnung als Welle zu erkennen.

6 Auf dem zweiten Foto liegt der Bremssattel auf der Seite und der Austrittsstrahl der Bremsflüssigkeit nach oben ist deutlich zu sehen. Zudem ist die Abdichtung der leeren Kolbenbohrungen mit den zugeschnittenen Holzstücken zu erkennen. Am Ende des Reinigungsvorgangs war der Bremsenreiniger komplett schwarz verfärbt. Zusätzlich hatte sich ein feiner schwarzer Bodensatz gebildet, der erst beim Entleeren des Behälters erkennbar wurde. Nach der Trocknung erfolgte eine weitere mechanische Reinigung des Sattels, um eine bestmögliche Haftung der nachfolgenden Lackierung zu gewährleisten.

7 Die Kolbenbohrungen wurden ohne Druck mit wenigen Bewegungen unter Einsatz von Schleifpapier mit Körnung 2000 überarbeitet. Lackierung Die Bremssättel wurden mit Foliatec Bremssattellack in Carbon Metallic lackiert. Bei diesem Lack handelt es sich um einen Zweikomponentenlack, der schnell trocknet. Dieser Lack hält zudem die hohen Temperaturen aus, die beim Abbremsen des Fahrzeuges entstehen. Zudem lassen sich die lackierten Bremssättel deutlich leichter reinigen. Die Bremssättel wurden auch an den Innenseiten lackiert. Damit sollte das Thema Oberflächenrost für einige Jahre kein Thema mehr sein.

8 Montage Vor dem Zusammenbau wurden die Bohrungen einschließlich der Verbindungsbohrungen nochmals mit Bremsen- und Pfeifenreinigern gesäubert. Der Zusammenbau ist unspektakulär. Für die Montage wurde auf die Kolbenbohrungen, die Dichtringe, die Bohrungen und die Bremskolben die Bremszylinderpaste von ATE aufgetragen. Achtung: Nur diese Paste für Bremskolben verwenden, normales Fett oder Öl könnte den Dichtgummi angreifen. Das Versenken der Kolben in den Bohrungen wird damit zum Kinderspiel. Sobald die neuen Kolben mit viel Gefühl und sehr wenig Druck an den Dichtungen vorbeigeschoben sind, lassen sie sich ohne Kraftaufwand bis zum Boden der Bohrung schieben. Sollten sich die Kolben nicht einschieben lassen, dann sind diese ggf. verkantet. In diesem Fall die Kolben und den Dichtring noch einmal herausnehmen, die Kolben und Bohrungen kontrollieren, fetten und neu ansetzen. Niemals unter starkem Druck einpressen, dies könnte die Dichtmanschette oder die Oberfläche der Kolben zerstören.

9 Zum Schluss noch die Staubmanschetten aufsetzen und den Klemmring überschieben. Auch hier hilft der Einsatz der oben beschriebenen Paste bei der Montage der Manschetten.

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11 Dem Reparaturset waren auch neue Entlüftungsschrauben und dazugehörigen Abdeckkappen beigefügt. Da ich die Bremsflüssigkeit selbst wechseln möchte, habe ich die Speed Bleeder Entlüfterschrauben verbaut. Zur Übersicht hier die Kostenaufstellung für die Ersatzteile sowie die eingesetzten Hilfs- und Schmierstoffe: Materialkosten Überholung Bremssättel (Satz) Vorderachse Fett (Kolben ausdrücken) 7,90 Neue Bremskolben und Dichtungen 69,80 Entlüftungsschrauben 7,40 Bremsenreiniger 12,00 Foliatec Bremssattelfarbe 21,99 Kleinteile (ATE Bremszylinderpaste, Textar Keramikpaste) 5,00 Summe 124,09