Überfachliche Kompetenzen: Was bringt der LP 21 und wie sind die Erwartungen der Abnehmenden?
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- Katja Kuntz
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1 Überfachliche Kompetenzen: Was bringt der LP 21 und wie sind die Erwartungen der Abnehmenden? Kadertagung Lehrplan 21 Sek II Freitag, 26. Januar 2018, Uni/PH-Gebäude Luzern Dr. Christof Nägele, PH FHNW, IFE, Zentrum Lernen und Sozialisation Ausschreibung Die überfachlichen Kompetenzen sind nicht erst seit dem Lehrplan 21 ein breit diskutiertes Thema. Sie sind auch in den Bildungsverordnungen und -plänen der Sekundarstufe II aufgeführt. Doch ist dasselbe gemeint, wenn die Volksschule von überfachlichen Kompetenzen spricht? Welche überfachlichen Kompetenzen sind gemeint? Klar ist: Es sind Schlüsselkompetenzen in der Schule, im Übergang und in der beruflichen und gymnasialen Bildung. Im Workshop wird die Konzeption der überfachlichen Kompetenzen im Lehrplan 21 dargestellt. Es wird diskutiert, ob diese überfachlichen Kompetenzen für die Sekundarstufe II anschlussfähig sind, respektive welche Erwartungen die Sekundarstufe II an die Entwicklung überfachlicher Kompetenzen in der Volksschule formulieren möchte. Dr. Christof Nägele, 1
2 Ich möchte mit einem Blick in den LP21 beginnen, wo der Begriff überfachliche Kompetenzen 71x erwähnt wird, neben dem Begriffen der personalen, sozialen und methodischen Kompetenzen. Überfachliche Kompetenzen sind wichtig in der Schule, in der Ausbildung, in der Arbeit oder bei Übergängen. Diese Kompetenzen helfen, vermittelt über kommunikative Prozesse, sich selber in einer Gruppe einzubringen, die eigenen Interessen durchzusetzen und auf die anderen Personen einzugehen und diese zu unterstützen. Dies in Kenntnis der eigenen persönlichen Ressourcen, wie z. B. der fachlichen Stärken und auch der sozialen Ressourcen, wie z.b. einem Netzwerk vertrauenswürdiger Personen. In der Schule sind überfachliche Kompetenzen essentiell, da sie helfen die Beziehungen unter den Schülerinnen, Schülern und Lehrpersonen zu regeln und sie sind auch relevant als Voraussetzung und Ergebnis kooperativer Lehr- und Lernformen. In der Berufswahl werden überfachliche Kompetenzen wesentlich bei der Suche nach der passenden weiteren Ausbildung, z. B. in Gesprächen mit anderen Personen und nicht zuletzt in Schnupperlehren und der Bewerbung für eine Lehrstelle. Je eigenständiger und selbständiger die Lernenden auf der Sekundarstufe II in der Berufsbildung und Allgemeinbildung arbeiten und lernen sollen, desto wichtiger werden auch die überfachlichen Kompetenzen. So ist es zu Beginn einer beruflichen Grundbildung wichtiger, sich in das Arbeitsteam zu integrieren, als bereits eine gute fachliche Leistung zu erbringen. Diese Integration setzt überfachliche Kompetenzen voraus. Dieses Beispiel zeigt gleichzeitig, dass die überfachlichen Kompetenzen immer und sehr stark kontextgebunden sind. Besonders augenfällig wird diese bei den sozialen Kompetenzen. Selbst der Jugendliche, der in der Schule über sehr hohe soziale Kompetenz verfügt, wird in der beruflichen Grundbildung scheitern, wenn die Zusammenarbeit und Stimmung im Betrieb mies ist und der Berufsbildner wenig sozial kompetent. Ein Jugendlicher, der in der Schule als wenig sozial kompetent wahrgenommen wird, kann in der beruflichen Grundbildung ganz anders wahrgenommen werden, wenn er durch die Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen Unterstützung erhält und das Klima gut ist und sich der Jugendliche so in die Arbeitsgruppe integrieren kann. Es ist deshalb aus meiner Sicht wichtig, dass der LP21 der Thematik der überfachlichen Kompetenzen einen hohen Stellenwert gibt. Zuerst möchte ich nun einen Blick in den LP21 werfen und einige ausgewählte Aussagen präsentieren. Ich gehe davon aus, dass einige von Ihnen den LP21 schon intensiv, andere weniger intensiv angesehen haben. Ich halte mich kurz und bitte Sie nachzufragen, wenn aus Ihrer Sicht etwas fehlen sollte. 3 Konzeption überfachlicher Kompetenzen im Lehrplan 21 für eine erfolgreiche Lebensbewältigung zentral auf den schulischen Kontext ausgerichtet Personale Kompetenzen Soziale Kompetenzen Methodische Kompetenzen D-EDK. (2016). Lehrplan 21 Gesamtausgabe. Luzern, CH: Deutschschweizer Erziehungsdirektoren-Konferenz (D-EDK). 4 Dr. Christof Nägele, christof.naegele@fhnw.ch 2
3 Personale Kompetenzen Selbstreflexion Selbstständigkeit entwickeln Eigenständigkeit Eigene Ziele und Werte reflektieren und verfolgen Soziale Kompetenzen Dialog- & Kooperationsfähigkeit Konfliktfähigkeit lösen Umgang mit Vielfalt Vielfalt als Bereicherung erfahren Gleichberechtigung mittragen Methodische Kompetenzen Sprachfähigkeit Informationen nutzen Aufgaben / Probleme lösen Ein Lernstrategien erwerben, Lern- und Arbeitsprozesse planen, durchführen, reflektieren D-EDK. (2016). Lehrplan 21 Gesamtausgabe. Luzern, CH: Deutschschweizer Erziehungsdirektoren-Konferenz (D-EDK). 5 Der Erwerb fachlicher Kompetenzen geht einher mit dem dem Erwerb überfachlicher Kompetenzen (S. 18). Überfachliche Kompetenzen werden integriert und umfassend gefördert (S. 250). Überfachliche Kompetenzen werden über die gesamte Volksschulzeit und in allen Fachbereichen erworben (S. 504). In den Fachbereichen werden in der Bearbeitung der personalen, sozialen und methodischen Kompetenzen Schwerpunkte gesetzt (S. 27). 6 Dr. Christof Nägele, christof.naegele@fhnw.ch 3
4 Personale Soziale Methodische Kompetenzen Kompetenzen Kompetenzen Sprachen Mathematik Natur, Mensch, Gesellschaft Gestalten Musik Bewegung und Sport Medien und Informatik Berufliche Orientierung 7 Aus dem LP 21: Die Mathematik setzt den Schwerpunkt bei der Förderung methodischer Kompetenzen, indem die Schülerinnen und Schüler systematisch variieren, Informationen entnehmen, Daten ordnen und nutzen, Annahmen treffen, Analogien suchen, einen Lösungsweg planen, Ergebnisse überprüfen, Sachsituationen skizzieren oder Daten tabellarisch darstellen. Der Mathematikunterricht trägt ebenso zur Entwicklung personaler Kompetenzen wie Selbstständigkeit und Reflexionsfähigkeit bei, etwa wenn Schülerinnen und Schüler Aufgaben selbstständig bearbeiten, nach Lösungswegen suchen, erforschen, argumentieren, Lösungen überprüfen sowie Vorgehensweisen und Darstellungen reflektieren. Berufliche Orientierung & Bewerbung / Selektion: Die überfachlichen Kompetenzen sind für einen erfolgreichen Übergang in die Sekundarstufe II von grosser Bedeutung und auch in der Beruflichen Orientierung entsprechend zu fördern. Dazu gehören Kompetenzen, wie das eigene Persönlichkeitsprofil zu erkennen und zu nutzen oder Schwierigkeiten im Bildungs- und Berufswahlprozess zu erkennen und mit ihnen umgehen zu können. 8 Dr. Christof Nägele, christof.naegele@fhnw.ch 4
5 Was wird in den Zwischenberichten oder Zeugnissen ausgewiesen? 9 Luzern Name Schuljahr 2016/17 Christian Aeschli Klasse 3. Semester 2 Selbstkompetenz Selbstständig arbeiten Sorgfältig arbeiten Sich aktiv am Unterricht beteiligen Eigene Fähigkeiten einschätzen Sozialkompetenz Mit anderen zusammenarbeiten Konstruktiv mit Kritik umgehen Respektvoll mit anderen umgehen Regeln einhalten en vollumfänglich mehrheitlich Abwesenheit teilweise nicht Ansichtsexemplar 10 Dr. Christof Nägele, christof.naegele@fhnw.ch 5
6 Aargau Selbstkompetenz Ausprägung sehr gut gut genügend ungenügend Erscheint ordnungsgemäss zum Unterricht Beteiligt sich aktiv am Unterricht Erledigt Arbeiten selbstständig Erledigt Arbeiten zuverlässig Organisiert den Arbeitsplatz zweckmässig Arbeitet zielorientiert Schätzt die eigenen Fähigkeiten richtig ein Sozialkompetenz Zeigt angemessene Umgangsformen Geht hilfsbereit und rücksichtsvoll mit anderen um Arbeitet konstruktiv mit anderen zusammen Hält sich an gemeinsame Regeln Setzt sich angemessen durch Sachkompetenz 11 Thurgau Bezeichnung ab Schuljahr 2017/18 x = Einschätzung / Bemerkung Vierstufige Einschätzungsskala: (-! +) Die altersgemässen Erwartungen sind - nicht - teilweise - - übertroffen beteiligt sich aktiv am Unterricht konzentriert sich auf eine Aufgabe entwickelt sinnvolle Lösungen arbeitet ausdauernd führt Arbeiten selbstständig aus gestaltet Arbeiten sorgfältig führt Arbeiten zuverlässig aus geht konstruktiv mit Rückmeldungen um erscheint ordnungsgemäss zum Unterricht arbeitet mit anderen konstruktiv zusammen begegnet Mitmenschen respektvoll hält sich an Abmachungen und Regeln Drei Leerzeilen für schuleigene Kriterien (L) (L) (L) 12 Dr. Christof Nägele, christof.naegele@fhnw.ch 6
7 Sind diese überfachlichen Kompetenzen für die Sekundarstufe II anschlussfähig und welche Erwartungen möchte die Sekundarstufe II an die Entwicklung überfachlicher Kompetenzen in der Volksschule formulieren? 13 Dr. Christof Nägele, 7
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