Hallo, ich bin es, Mogli
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- Richard Färber
- vor 5 Jahren
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Transkript
1 Hallo, ich bin es, Mogli Ich habe jetzt gerade Zeit, um von mir zu schreiben. Es ist kalt draussen, dann bin ich im Haus, liege auf meinem neuen Kissen neben dem Bildschirm und schreibe. Wie man sehen kann habe ich ein Bleistift! Das Kissen mit dem Rad bekam ich neu, weil ich, wenn ich schlafe, herumrolle. Und dann bin ich vom Tisch runter gefallen. Jetzt passt der Rand auf mich auf. Also das ist so. Nach dem ich vom Katzenheim umgezogen wurde, wohne ich jetzt seit einem halben Jahr mit Simbi, einer schwarzen Katze und meinen neuen Menschen zusammen. Es gefällt mir recht gut. Aber nur meistens. Einmal, als ich nachts herum spazierte, stand plötzlich so ein streitsüchtiges Ungeheuer vor mir, hat mich angekreischt und wollte mich beissen. Dann bin ich schnell weggerannt und habe mich in einem Gebüsch versteckt. Ich habe wie verrückt gezittert weil ich bis dahin nicht wusste, dass es auch Tiere gibt, die frech zu mir sind. Erst als ich nach 22 Stunden fast verdurstet bin, habe ich getraut zu jammern. Dann wurde ich endlich gefunden. Seither passe ich auf, wer nachts in meine Nähe kommt und renne schnell heim, wenn es gefährlich wird. Ich kann wie der Blitz rennen. Auch ganz scharfe Krallen habe ich und weiss jetzt auch wie man laut herum brüllt, damit diese Ungeheuer meinen, ich sei ein Dinosaurier und abhauen. Am besten kann ich gackern, das erzähle ich aber später. Miauen tue ich nur, wenn ich etwas unbedingt will und meine Menschen von dieser Wichtigkeit überzeugen muss.
2 Ich bin sehr gerne draussen, wenn es schön warm ist. Ich lasse mich dann von der Sonne aufwärmen. Regen mag ich auch, aber nur wenn ich nachher abgetrocknet werde. Nur Kälte mag ich nicht. Ich verkrieche mich dann irgendwo in ein warmes Bett. Meine Menschen haben gesagt, es kommt Schnee und noch mehr Kälte. Das geht nicht, finde ich, ich bin doch kein Eisbär. Letztes Mal habe ich geschrieben, dass ich wegen meinem Schnupfen, und weil ich fast keine Luft bekam, zur Tierärztin musste. Ich musste immer so viel niessen und dann kam sogar Blut aus der Nase. Das ist jetzt vorbei. Ich musste Tabletten essen, das heisst, ich hätte sollen. Die habe ich aber entdeckt und nicht gegessen. Dann bekam ich richtigen Lachs wo die Tablette als Pulver drauf war. Das fand ich gut. Ich musste auch inhalieren im Katzenkorb. Das war nicht so schlimm. Meine Menschen haben mir Geschichten erzählt, während ich im Korb war und als ich wieder raus kommen durfte bekam ich Aufschnitt. Manchmal bin ich im Korb eingeschlafen. Ich glaube, das waren Gutenacht- Geschichten.
3 Jetzt bin ich gesund. Auch geimpft bin ich vollständig. Die Tierärztin meinte nur, ich sei etwas untergewichtig, aber ich kann da nix dafür, ich esse so viel wie ich will und nur vom Besten. Schliesslich bin ich Meisterkletterer, dann sollte man nicht dick werden. Früher ass ich Käfer, Heuschrecken, grosse Mücken, Schnecken, Regenwürmer und Fliegen. Heute fange ich die nur noch ein und spiele mit ihnen. Am liebsten esse ich frisches Poulet und Truthahnaufschnitt. Auch der Felix, die Nachbarskatze kommt her, wenn es Poulet gibt. Er riecht das bis zu sich. Er wohnt bei den Seidenhühnern. Ich manchmal auch. Bei ihnen habe ich gackern gelernt. Irgendwie muss ich mich ja mit ihnen unterhalten. Die Nachbarin hat mich am Anfang immer weggejagt bis sie gelernt hat, dass ich mit den Hühnern befreundet bin. Mäuse mag ich auch sehr gerne. Mit solchen aus Stoff flitze ich durchs ganze Haus. Die lebendigen bringe ich auch nach Hause. Auf dem Foto unten sieht man mich mit meiner ersten Maus. Drei Stunden habe ich sie beobachtet und mit ihr gespielt. Irgendwann hat sie sich dann nicht mehr bewegt. Das war nicht interessant. Heute weiss ich, dass man Mäuse auch essen kann. Aber manche Mäuse will ich nicht essen. Am liebsten esse ich die mit den grossen Zähnen und zwar am liebsten auf einem Teppich, wenn einer da ist. Den Kopf lasse ich für die Wespen und Ameisen übrig.
4 Ich habe immer so viel Energie, finden meine Menschen, ein Wildfang sei ich. Dann renne ich draussen herum und steige auf die Bäume. Deshalb wurde ich zum Meisterkletterer. Einmal bin ich bei einem Nachbar bis zuoberst auf die Tanne geklettert. Es war schön dort oben. Ich habe auf die Dächer der Häuser sehen können. Nur dann kam ich nicht mehr runter. Ich habe dann von der Tanne oben laut gerufen, dass man mich runterholen muss. Meine Menschen kommen immer und retten mich, wenn ich ganz laut miaue und jammere. Der Mann, der im Haus wohnt bei der Tanne, hat mich gehört und brachte eine Leiter. Dann stieg er zu mir auf den Baum. Ich habe dann gemerkt, dass ich den Mann kenne, er spaziert immer mit seinem Hund bei meinem Garten vorbei. Dann bin ich ganz sorgfältig auf seine Schulter gesessen und habe mich festgehalten. Auf diese Weise konnte er mich auf den Boden bringen. Das war lieb von ihm. Ich besuche ihn jetzt ab und zu. Aber ich glaube, er mag mich nicht. Nur sein Hund darf dort bei der Tanne spazieren.
5 Im Moment klettere ich nur noch auf die Katzenbäume im Haus. Einen neuen Katzenbaum habe ich bekommen obwohl ich nicht Geburtstag hatte. Meine Menschenfreunde aus Deutschland haben diesen mitgebracht. Für Simbi und mich. Aber ich habe beide genommen, der alte ist besser. Ich habe aber verschiedene Orte wo ich schlafe.
6 Wenn ich nichts Wichtiges zu tun habe, springe ich auf eine Mauer und gucke was die auf der Baustelle nebendran machen. Manchmal ist mir das aber zu laut. Wenn die Arbeiter weg sind mache ich jeweils mit meinen Katzenfreunden eine Bauinspektion, aber ohne Helm. Manche Katzen sind nicht mehr meine Freunde, weil sie sich wie Könige aufführen und meinen, nur sie dürfen auf der Baustelle herumspazieren. Dann fauchen die mich an. Ich bin immer noch mit vielen Katzen befreundet. Mit Felix der Nachbarskatze bin ich am meisten befreundet. Sie besucht mich mehrmals täglich. Mit Simbi, mit dem ich zusammen wohne, spiele ich fangen und klaue seinen Schlagrahm. Auch mit dem frechen Tiger mit dem ich mich im Garten treffe, mit Zorro dem Obdachlosen, der hier frisst und die beige Katze die es doppelt gibt. Sie wohnt auch in der Nachbarschaft. Sie schaut ab und zu bei der Katzentüre rein und guckt ob ich da bin. Und dann kenne ich noch Romeo den Igel. Ob ich mit ihm befreundet bin, weiss ich noch nicht. Er ist irgendwie anders!
7 Jetzt habe ich fertig berichtet und muss schlafen. Schlafen tue ich auch gerne, aber nur wenn es da ein weiches Kissen hat. Am besten ist es, wenn ich zugedeckt werde. Anspruchsvoll sei ich, sagen meine Menschen, aber ich weiss nicht was das ist. Ich wünsche allen viele schöne Weihnachtslichter und ein wärmendes Bettchen. Liebe Grüsse, Mogli
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