WIRTSCHAFTSTRENDS NIEDERLANDE JAHRESMITTE 2014

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1 WIRTSCHAFTSTRENDS NIEDERLANDE JAHRESMITTE 2014

2 Niederlande - Jahresmitte Gesamtwirtschaftlicher Ausblick 4 Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts 4 Investitionen 5 Konsum 7 Außenhandel 7 2 Branchen im Überblick 9 Maschinen- und Anlagenbau 9 Kfz-Industrie 9 Chemie 9 Bauwirtschaft 10 Elektrotechnik/Elektronik 10 Informations- und Kommunikationstechnik 10 Umwelttechnik 10 Medizintechnik 11 Germany Trade & Invest 3

3 Niederlande - Jahresmitte 2014 Den Haag (gtai) - Die niederländische Wirtschaft ist 2013 das zweite Jahr in Folge geschrumpft. Doch die Konjunkturwende scheint eingeleitet, wichtige Branchen (außer Kfz) können wieder zulegen. Die Wirtschaftsleistung soll 2014 und 2015 wieder im Plus liegen. Antriebskraft bleibt der Export, aber auch von der Inlandskonjunktur wird 2014 Dynamik erwartet. Deutschland ist wichtigster Handelspartner. Der private Konsum soll erst 2015 anspringen. Die Investitionen sollen 2014 und 2015 wieder steigen. 1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts Die niederländische Wirtschaft erholt sich langsam, aber sicher von der Double Dip -Rezession. Sie schrumpfte 2012 und 2013 um je 1,2% und 0,8%. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) kehrte im 2. Halbjahr 2013 wieder in den positiven Bereich zurück und soll 2014 und 2015 an Dynamik gewinnen. Wachstumstreiber bleibt der Export, aber auch die Inlandskonjunktur soll langsam wieder in Schwung kommen. Das BIP-Volumen soll 2015 wieder das Niveau von 2008 erreichen. Fast alle BIP-Komponenten befanden sich 2013 im Minus, nur die Ausfuhren behaupteten sich mit einem Wachstum von 1,3%. Der Export gilt als zuverlässigste Konjunkturstütze und soll aufgrund des anziehenden Welthandels 2014 um 2,3% und 2015 um 4,3% zulegen. Sowohl der Export von in den Niederlanden produzierten Gütern als auch die Reexporte sollen steigen. Der inländische Wachstumsbeitrag soll von den Unternehmensinvestitionen kommen. Im Gleichschritt mit der Rezession sind auch die Löhne drei Jahre in Folge real gesunken. Die Einkommen sollen 2014 wieder um real 0,8% steigen. Die trübe Wirtschaftslage der letzten Jahre belastete den heimischen Arbeitsmarkt. Erwartet wird, dass dieser verzögert auf die Erholung reagiert. Die Arbeitslosigkeit soll im Verlauf des Jahres 2014 noch leicht ansteigen und bei 7,3% liegen. Der Höhepunkt der Arbeitslosigkeit soll im 2. Halbjahr 2014 erreicht werden. Rund Menschen (7,0% der Bevölkerung) werden den Prognosen zufolge 2015 arbeitslos sein. Die steigende Produktion und die moderate reale Lohnentwicklung deuten auf eine Besserung des Beschäftigungsgrades, der 2015 wieder zunehmen soll. Das Staatsdefizit soll sich 2014 bei 2,9% des BIP festigen und 2015 auf 2,1% sinken. Mit 2,1% wird das Defizit deutlich unter der Maastricht-Grenze (3%) liegen. Die Staatsverschuldung soll sich 2014 und 2015 bei rund 75% des BIP stabilisieren. 4 Wirtschaftstrends

4 . Wirtschaftliche Eckdaten Indikator Vergleichsdaten Deutschland 2013 BIP (nominal, Mrd. Euro) 599,3 605, BIP pro Kopf (Euro) Bevölkerung (Mio.) 16,8 16,8 80,5 Quellen: CPB, CBS, Statistisches Bundesamt, Bundesbank Investitionen Die Unternehmensinvestitionen sollen 2014 und 2015 um je 5,0% und 5,5% steigen, nachdem sie 2013 noch um 3,9% geschrumpft sind. Die sich aufhellende Konjunktur dürfte die Investitionen wieder beleben. Die Produktion der Industrie wächst bereits seit einigen Quartalen wieder. Laut Angaben des Statistikamts CBS lag das Volumen der betrieblichen Investitionen im März 2014 um 4,3% über dem Vorjahresniveau. Im Vorjahresvergleich wurde bereits seit Oktober 2013 wieder mehr investiert. Germany Trade & Invest 5

5 Niederlande - Jahresmitte 2014 Die Investitionsquote soll 2014 bei 13,3% und 2015 bei 13,8% des BIP liegen. Dies ist für die Niederlande noch immer ein historisch niedriges Niveau. Ausgewählte Großprojekte Bahnhofsgelände CU 2030 Rotterdam Central District Noord/Zuidlijn (Nord/Südlinie) Erweiterung der A4 zwischen Delft und Schiedam Große Bahnhofsprojekte im Land Projektbezeichnung Maasvlakte 2 Investitionssumme (Euro) Projektstand 2,9 Mrd. Erste Ausbaustufe (Erste Phase 2013 abgeschlossen, 1,55 Mrd.) Projekt bis 2030 Rund 3 Mrd. Durchführung, bis 2015 Bauphase Bau voraussichtlich bis 2017 Anmerkung Erweiterung des Hafens um 20% auf Hektar; Umschlagkapazität für Container wird sich verdreifachen; Ausbau des Utrechter Bahnhofgebietes Urbanes Zentrum, 9,7 km lange U-Bahnlinie in Amsterdam mit 8 Haltestellen, Mio. Euro Eröffnung km langes Ausbaustück, welches die A13 entlasten soll Utrecht, Den Haag, Arnheim, Delft, Rotterdam, Breda, Amsterdam Centraal, Amsterdam Zuid Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen 6 Wirtschaftstrends

6 Potenzielle Investoren und Unternehmen, die in die Niederlande exportieren wollen, sollten bei ihrer Entscheidung über den Markteintritt das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damit verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen: Konsum Der private Konsum soll 2014 um weitere 0,3% sinken und erst 2015 wieder in den positiven Bereich zurückkehren. Das für 2015 erwartete Wachstum von 0,5% würde den ersten Anstieg des Konsums der Haushalte auf Jahresbasis seit 2010 bedeuten. Die Trendwende wird durch steigende real verfügbare Einkommen hervorgerufen. Die Häuserpreise in den Niederlanden sollen 2015 nicht weiter sinken und die Arbeitslosigkeit nicht weiter anschwellen, wodurch die Privathaushalte allmählich ruhigeres Fahrwasser erreichen. Auch das steigende Konsumentenvertrauen deutet darauf hin, dass die Trendwende eingeleitet ist. Außenhandel Der Export gilt als die zuverlässigste Konjunkturstütze. Die Steigerung der Ausfuhren war 2013 hauptsächlich den Reexporten zuzuschreiben und 2015 soll das Wachstum nicht mehr allein aus dem Ausland kommen, auch die inländische Nachfrage soll an Dynamik gewinnen. Diese Entwicklung deutet auf eine Erholung der Importe. Der Handelsüberschuss soll 2014 und 2015 nicht Germany Trade & Invest 7

7 Niederlande - Jahresmitte 2014 weiter steigen. Die lokal produzierten Ausfuhren und die Reexporte sollen auch zukünftig vom ansteigenden Welthandel profitieren können. Seit 2008 zeigte die Entwicklung des Exportes (Reexport und im Inland produzierte Exporte) einen stärkeren Zusammenhang mit den Entwicklungen des Welthandels als in den Jahren zuvor. Im Mai 2013 wurde Maasvlakte 2, die Erweiterung des Rotterdamer Hafens, in Betrieb genommen. Der erste Handel soll 2014 abgewickelt werden, zuerst aber noch keinen direkten Wachstumsbeitrag liefern. Außenhandel der Niederlande ohne Reexporte (in Mio. Euro; reale Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %) Veränderung 2013/2012 Importe ,3 Exporte ,0 Handelsbilanzsaldo ,9 Quelle: CBS Einfuhr nach Warengruppen (in Mio. Euro; Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %) SITC Warengruppe Veränderung 2013/ Nahrungsmittel/lebende Tiere ,5 5 Chemische Erzeugnisse ,8.51 Organische Chemikalien ,9.54 Arzneimittel ,9.57 Kunststoffe in Primärformen ,8 6 Vorerzeugnisse ,2.67 Eisen/Stahl ,9 7 Maschinen und Fahrzeuge ,2.71 Kraftmaschinen ,6.72 Arbeitsmaschinen ,5.74 Maschinen für verschiedene ,8 Zwecke.77 Elektrische Maschinen ,6.78 Kraftfahrzeuge ,4 8 Fertigerzeugnisse ,2.87 Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumente, -apparate und -geräte ,8 Quelle: Eurostat 8 Wirtschaftstrends

8 Deutschland ist nach wie vor der mit Abstand wichtigste Handelspartner der Niederlande. Die Einfuhren aus Deutschland nahmen 2013 um 1,5% auf 63,9 Mrd. Euro zu. Die Exporte nach Deutschland gingen im gleichen Zeitraum um 3,7% auf 127,5 Mrd. Euro zurück. 2 Branchen im Überblick Die niederländische Regierung hat neun Sektoren (Topsektoren) definiert, in denen die Niederlande international eine besonders wettbewerbsfähige Position einnehmen. Diese Sektoren sollen in den kommenden Jahren gezielt gefördert werden. Hierbei handelt es sich um Agrofood, Gartenbau und Ausgangsmaterialien, Hightechmaterial und -systeme, Energie, Logistik, Kreativindustrie, Lifesciences, Chemie und Wasser. Maschinen- und Anlagenbau Der Markt für Maschinen und Anlagen in den Niederlanden geriet 2012 und 2013 in den Sog der schwachen Gesamtkonjunktur. Eine vom (Re-)Export ausgehende Belebung steht jedoch 2014 in Aussicht. Mit einem Zuwachs von 4% dürfte sich der Sektor 2014 besser entwickeln als die gesamte Industrie (2014: 2%). Die Inlandsnachfrage soll zwar vorerst noch verhalten bleiben, aber der Tiefpunkt wurde bereits erreicht. Der Markt für Maschinen ist durch eine hohe Exportabhängigkeit gekennzeichnet. Rund 70% des Branchenumsatzes gehen auf die Exportwirtschaft zurück. Der Sektor birgt viele hochspezialisierte KMU. Ein Trend, der sich weiter abzeichnet, ist die verstärkte Nachfrage nach Prozessautomatisierung. Kfz-Industrie Der Pkw-Absatz sank 2013 gegenüber dem Vorjahr um 17% auf Einheiten. Für 2014 droht ein weiterer Rückgang von 4%. Die Niederlande sind ein bedeutender Umschlagplatz im internationalen Handel mit Kfz-Teilen. Zahlreiche importierte Komponenten gehen als Reexporte wieder ins Ausland. Die niederländischen Kfz-Teilimporte nahmen 2013 um 7,9% auf circa 5,2 Mrd. Euro zu. Deutschland ist mit knapp 21% nach Schweden das zweitwichtigste Bezugsland. Nach anderthalb Jahren Unterbrechung beginnt die Serienfertigung im Land wieder: Mitte 2014 soll die Produktion des Mini bei VDL Nedcar anlaufen. Chemie 2013 bekam auch die chemische Industrie konjunkturellen Gegenwind zu spüren. Während der Sektor 2012 noch Wachstum verzeichnete, ging das Produktionsvolumen 2013 um 4% zurück. Die anziehende deutsche und amerikanische Konjunktur dürften die Branche 2014 wieder wachsen lassen. Die ING Bank rechnet 2014 mit einem Zuwachs von 2%. Rund 80% der lokal gefertigten chemischen Produkte werden exportiert, der Großteil in europäische Länder. Deutschland ist wichtigstes Abnehmer- und Bezugsland. Die besondere Rolle der Niederlande für den internationalen Chemikalienhandel bringt neben einem hohen Volumen an Importen und (Re-)Exporten eine um- Germany Trade & Invest 9

9 Niederlande - Jahresmitte 2014 fassende Präsenz ausländischer Unternehmen mit sich. Deutsche Chemiefirmen gehören zu den wichtigsten ausländischen Direktinvestoren im Sektor. Bauwirtschaft Die niederländische Bauwirtschaft ist besonders tief in die Krise gerutscht. Nun gibt es erste Prognosen, dass 2014 das wohl letzte Krisenjahr des Sektors werden könnte. Die Rabobank rechnet 2014 mit einer Stabilisierung der Bauproduktion. Es gibt erste Anzeichnen, die auf eine Erholung des Wohnungsmarkts deuten. Laut Angaben des Instituts für Bauwirtschaft (EIB) bleibt der Sektor 2014 weiter unter Druck, aber eine deutliche Erholung ist in Sicht. EIB rechnet in dem Zeitraum 2015 bis 2019 mit einem jährlichen Wachstum der Bauwirtschaft von 4%. Wachstumsmotor soll der Wohnungsbau sein. Elektrotechnik/Elektronik Die elektrotechnische Industrie ist 2013 schlecht ins Jahr gestartet, die Produktion konnte im Laufe des Jahres aber deutlich zulegen. Für 2014 wird dementsprechend mit einem Zuwachs von 2% gerechnet. Herausforderungen des Sektors sind Preisdruck und Überkapazität in einigen Sparten. In den letzten 15 Jahren ist die Anzahl der Marktakteure stark zurückgegangen. Die weiterhin aktiven Unternehmen sind meist hochspezialisiert, beispielsweise in den Bereichen Mess- und Kontrollinstrumente und Medizintechnik. Die Branche hat gutes Potenzial um weiter zu wachsen. Die Wertschöpfung des Sektors liegt bereits über dem Vorkrisenniveau. Informations- und Kommunikationstechnik Der IKT-Sektor soll 2014 um 2,1% wachsen. Auch 2013 blieb die Gesamtnachfrage trotz Konjunkturrückgang konstant bei rund 30 Mrd. Euro. Der Bereich Software entwickelte sich hierbei besser als der Hardwaremarkt. Besonders dynamisch zeigt sich das Segment Cloud-Computing. Das Servicemodel IaaS soll 2014 ein besonders starkes Wachstum verzeichnen. Bedeutende Branchenfirmen sind bereits im Land oder planen eine Ansiedlung. Auch künftig erfolgen Investitionen in Datenzentren. Umwelttechnik Die Lage der Umwelttechnikbranche bleibt trotz des schwierigen Umfelds stabil. Der nationale Markt für Umwelttechnik ist begrenzt, daher ist der Export ein entscheidender Wachstumsfaktor. Mit einem Wert von 570 Mio. Euro steuert die Sparte Abfallmanagement rund 18% zur gesamten Wertschöpfung des Sektors bei. Abwasseraufbereitungsanlagen machen 14% hieran aus. Die lokalen Produzenten bieten eine Bandbreite von Produkten an, wobei Wasseraufbereitungsanlagen eine große Rolle spielen. Trotz gedämpfter Konjunktur werden der Branche gute Wachstumsperspektiven mit Chancen für deutsche Lieferanten zugesagt. 10 Wirtschaftstrends

10 Medizintechnik Die Medizintechnik gilt als wachstumsstark und zukunftsträchtig. Die ING Bank prognostiziert für den Zeitraum 2012 bis 2015 ein jährliches Umsatzwachstum von 4%. In der Periode 2005 bis 2011 konnte die Branche jährlich um 5% zulegen. Der Markt ist weitaus größer, als es die Bevölkerung von 16,8 Mio. Einwohnern vermuten lässt und sehr lukrativ für deutsche Lieferanten. Das Land beherbergt viele traditionsreiche und hochinnovative Hersteller, deren Produkte überwiegend in den Export gehen. Ein wichtiger Wachstumstreiber ist die Alterung der Bevölkerung. Germany Trade & Invest 11

11 Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Villemombler Straße Bonn Tel.: +49 (0)228/ Fax: +49 (0)228/ Internet: Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, Berlin Geschäftsführung: Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer Autorin: Marte-Marie Diewitz, Den Haag Redaktion/Ansprechpartnerin: Ingeborg Kozel, Tel.: +49 (0)228/ , Redaktionsschluss: Mai 2014 Bestell-Nr.: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Layout: Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

12 Germany Trade & Invest Villemombler Straße Bonn T. +49 (0) F. +49 (0) Germany Trade & Invest ist die Gesellschaft zur Außenwirtschaftsförderung der Bundesrepublik Deutschland. Sie unterstützt deutsche Unternehmen, die ausländische Märkte erschließen wollen, mit Außenwirtschaftsinformationen. Germany Trade & Invest wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Foto: Konstantin Yuganov - Fotolia.com Über uns