Niederfrequente & statische EMF und Gesundheitsrisiken.

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1 Niederfrequente & statische EMF und Gesundheitsrisiken. Eine Bewertung der wichtigsten neueren Studien Peter M. Wiedemann Oktober 2016 Erweiterte und überarbeitete Fassung IKU GmbH Olpe Dortmund Tel. 0231_ Fax. 0231_ Geschäftsführer: Marcus Bloser Dr. Frank Claus HRB 9583 Amtsgericht Dortmund Dortmunder Volksbank Konto BLZ Sparkasse Dortmund Konto BLZ Steuernummer: 314/5705/4494 UID (VAT): DE

2 Inhalt Abkürzungsverzeichnis Einführung Fragestellung Hintergrund Kindliche Leukämie und Krebs Vorkommen Die Michaelis Studie Die Studien ab Bewertungen durch internationale Gremien Abb. 2: Evidenz-Karte zu den kindlichen Leukämien Neurodegenerative Erkrankungen Vorkommen Relevante Studien nach Bewertung durch internationale Gremien Zusammenfassung und Evidenz-Karte Befindlichkeitsstörungen Vorkommen Neuere Studien Bewertung durch internationale Gremien Zusammenfassung und Evidenz-Karte Gesundheitliche Effekte von statischen elektrischen und magnetischen Feldern Vorbemerkung Befunde zu den Wirkungen von statischen magnetischen und elektrischen Feldern Bewertung durch internationale Gremien Elektrische Felder und die Korona-Ionen-Hypothese Herkunft Ionisierung Befunde zu den Gesundheitseffekten Bewertung durch internationale Gremien Zusammenfassung und Evidenz-Karte Literatur Anhang

3 Abkürzungsverzeichnis AC Alternating current (Wechselstrom) AD Alzheimer disease AGNIR Advisory Group on Non-Ionising Radiation ALS Amyotrophe Lateralsklerose DC Direct current (Gleichstrom) ELF Extreme low frequency (Niederfrequenz) EMF Elektromagnetische Felder HF Hochfrequenz HSL Höchstspannungsleitung IARC International Agency for Research on Cancer ICNIRP International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection KIH Korona-Ionen-Hypothese kv Kilovolt LfU Bayerisches Landesamt für Umwelt LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg MF Magnetfeld NF Niederfrequenz OR Odds Ratio (Risikoschätzer) RKI Robert Koch Institut SCENIHR Scientific committee for emerging and newly identified health risk SSK Strahlenschutzkommission Vpn Versuchspersonen WHO Weltgesundheitsorganisation ZNS Zentrales Nervensystem μt Mikrotesla 3

4 1. Einführung 1.1 Fragestellung Mögliche gesundheitliche Risiken der Exposition mit niederfrequenten elektromagnetischen Feldern (NF EMF) werden seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts diskutiert. Im Mittelpunkt stehen dabei die magnetischen Felder von NF EMF der Stromversorgung, die als möglicher Risikofaktor, insbesondere für kindliche Leukämien, untersucht worden sind. Die vorliegende Studie gliedert sich in vier Teile. Im ersten Teil der Studie werden epidemiologische Studien zu möglichen Risiken von Magnetfeldern von NF EMF vorgestellt und bewertet. Als mögliche gesundheitliche Risiken werden Leukämien und andere Krebserkrankungen von Kindern betrachtet. Im zweiten Teil interessieren neurodegenerative Erkrankungen und im dritten Teil geht es um Befindlichkeitsstörungen. In diesen Teilen geht es um die Wirkungen von niederfrequenten magnetischen Feldern auf die Gesundheit des Menschen. Im vierten Teil werden die Wirkungen statischer elektrischer und magnetischer Felder behandelt. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der sogenannten Korona-Ionen-Hypothese, die insbesondere in Zusammenhang mit Hochspannungsgleichstromübertragungen (HGÜ) diskutiert wird. Nicht berücksichtigt werden Tierstudien sowie Studien an Zellen zur Aufklärung eines möglichen Wirkungsmechanismus von Risikofaktoren. Dafür gibt es gute Gründe: Das ARIMMORA-Projekt bewertet die vorliegende wissenschaftliche Evidenz von Tierstudien als inadäquat und die von Zellstudien als schwach (Schüz et al. 2016). Sie bieten also gegenwärtig keine Einsichten für die Risikobewertung. Eine weitere Einschränkung betrifft die Expositionsquelle. Es wird nur die häusliche Exposition von Anwohnern mit niederfrequenten und statischen EMF betrachtet. Studien zu beruflichen Expositionen werden dagegen nicht berücksichtigt. Auch dafür gibt es gute Gründe. Die berufliche Exposition ist deutlich höher als die häusliche. Zum Beispiel belegen Röösli et al. (2007), dass das Personal von Elektroloks Magnetfeld-Expositionen bis 21 μt ausgesetzt ist. Zum Vergleich: Personen in der Nähe von HSL sind im Mittel mit 0,11 μt exponiert (BfS o.j.). Schließlich ist zu beachten, dass im Folgenden nur die neuere wissenschaftliche Literatur zu den gesundheitlichen Risiken der Exposition mit NF EMF ab dem Jahr 2005 bis Juni 2016 bewertet wird. Davon ausgenommen ist die Diskussion der Korona-Ionen-Hypothese. 4

5 2. Gesundheitliche Aspekte von NF EMF 2.1 Hintergrund Im Jahre 1979 haben Wertheimer und Leeper erstmals Hinweise darauf gefunden, dass die Exposition mit niederfrequenten elektromagnetischen Feldern (NF EMF) der Stromversorgung mit einem erhöhten Risiko für kindliche Leukämien und anderen Krebserkrankungen verbunden sein könnte. Seitdem wurde eine Vielzahl von epidemiologische Studien zu den möglichen Risiken der Exposition mit NF EMF durchgeführt. In Deutschland hat die Michaelis-Studie (Michaelis et al. 2001) die Risiko-Diskussion um NF EMF bestimmt. Zentrale Frage war, ob Kinder, die mit einem häuslichen 50 Hz-Magnetfeld von durchschnittlich > 0,2μT exponiert wurden, ein höheres Risiko haben, an einer Leukämie zu erkranken, und ob diese Assoziation stärker ist, wenn eine nächtliche Exposition über 0,2μT betrachtet wird (Schütz & Michaelis 2000, S.7). Einflussreich war auch die Bewertung der Internationalen Agentur für Krebsforschung, die die Exposition mit NF EMF als möglicherweise krebserregend eingestuft hat (IARC 2002). Die Bewertung von NF EMF als möglicherweise krebserregend ist jedoch nicht unumstritten. Die deutsche Strahlenschutzkommission (SSK 2011) sieht nur eine schwache Evidenz für den Zusammenhang zwischen der Exposition mit NF EMF von Hochspannungsleitungen und kindlichen Leukämien Kindliche Leukämie und Krebs Vorkommen Die Leukämie ist die häufigste Krebserkrankung im Kindesalter. Etwas mehr als ein Drittel aller kindlichen Krebserkrankungen sind Leukämien. Die Ursachen der kindlichen Leukämie sind weitgehend unbekannt (Rossig & Jürgens 2008). Laut dem deutschen Kinderkrebsregister gab es 549 Neuerkrankungen an Leukämien im Jahr Das ist eine Inzidenz von ungefähr 5 von Kindern. 5

6 In Deutschland treten jährlich etwa neu diagnostizierte Krebs-Fälle im Kindesalter auf. Bei einer Bevölkerungszahl von etwa 11 Millionen unter 15-Jährigen ergibt dies eine Inzidenz von jährlich 16,0 pro Kinder dieser Altersgruppe. Die Wahrscheinlichkeit für ein neugeborenes Kind, innerhalb seiner ersten 15 Lebensjahre eine bösartige Erkrankung zu erleiden, beträgt 0,2 %. Das heißt, bei etwa jedem 420. Kind wird bis zu seinem 15. Geburtstag eine bösartige Krebserkrankung diagnostiziert. Box 1: Krebs im Kindesalter, Quelle: RKI S Die Michaelis Studie Die wichtigste deutsche Studie zu kindlichen Leukämien wurde vor mehr als 20 Jahren vom Kinderkrebsregister in Mainz durchgeführt. Die leitenden Wissenschaftler waren Prof. Michaelis und Dr. Schüz. Studie Untersuchungs-zeitraum Fallzahl Kontrollen Untersuchungs- gebiet EMF Studie I EMF Studie II Berlin, Niedersachsen Bundesweit Tabelle 1: Die Michaelis Studie zu NF EMF und kindlichen Leukämien In der EMF Studie I wurde kein statistisch signifikantes Risiko für alle beteiligten Kinder gefunden, die mit Magnetfeldern der Stromversorgung exponiert waren. Für die Teilgruppe der jüngeren Kinder konnte jedoch ein statistisch signifikant erhöhtes Risiko ermittelt werden, für die nächtliche Exposition von > 0,2 μt. In der EMF Studie II stand deshalb die nächtliche Exposition mit Magnetfeldern der Stromversorgung im Mittelpunkt des Interesses. Darüber hinaus wurde eine Reihe von anderen möglichen Risikofaktoren überprüft. Tabelle 2 zeigt, dass der Haustyp, das Einkommen, die Verkehrsdichte sowie der Verkehrslärm Risikofaktoren für kindliche Leukämien sind. Hier sind die Risikoschätzer, die als Odds Ratios (OR) 6

7 angegebenen werden, größer als 1 und die 95%- Konfidenzintervalle der Risikoschätzer schließen 1 nicht ein. Inhaltlich bedeutet das: Je mehr Parteien in einem Haus wohnen, je höher die Verkehrsdichte ist und je geringer das Einkommen ist, desto höher ist das kindliche Leukämie-Risiko. Die statistisch signifikanten Odds- Ratios sind ausgesprochen hoch. So ist z.b. das Risiko für kindliche Leukämien in Mehrfamilienhäusern 11fach höher als in Einfamilienhäusern. Zudem scheint die Luftverschmutzung durch den Verkehr das Risiko kindlicher Leukämien erheblich zu verstärken. Damit ergibt sich folgendes Bild: Ökonomisch schwache Familien wohnen in verkehrsreichen Lagen in Mehrfamilienhäusern, oft älterer Bauart, deren Elektroinstallationen veraltet sind. Sie sind damit höheren NF EMF Expositionen ausgesetzt. Tabelle 2: Risikofaktoren (ohne Magnetfeld-Exposition) der EMF Studie II 7

8 Tabelle 3 zeigt die Daten der EMF Studie II in Bezug auf den Einfluss der Magnetfeld-Exposition, die vor Ort gemessen wurde. Für den Median 1 der 24 Stunden Messung findet sich keine Risikoerhöhung. Die Risikoschätzer - hier wieder die Odds Ratios (OR) - werden zwar mit der Höhe der Exposition größer, aber selbst in der höchsten Belastungsklasse (> 4μT) schließt das 95%-Konfidenzintervall des Risikoschätzers die Null mit ein. Damit liegt keine statistisch signifikante Risikoerhöhung vor. Vor allem verweist die hohe Spannweite des Konfidenzintervalls auf erhebliche Unsicherheiten hin. Das ist bei den geringen Zahlen an Fällen und Kontrollen auch kein Wunder. Betrachtet man allerdings nur den Nachtwert, so findet sich für den Median der Magnetfeld-Exposition >0, 4 μt eine statistisch bedeutsame Risikoerhöhung von 5.53 gegenüber der Magnetfeld-Exposition von <0,1 μt, die als Referenzfall gewählt wurde. Aber auch hier sind die Zahlen an Fällen und Kontrollen gering und das Konfidenzintervall sehr weit. Tabelle 3: Kindliches Leukämie-Risiko durch Magnetfelder der Stromversorgung der EMF Studie II Fasst man die EMF Studie I und die EMF Studie II zusammen, was allerdings aus statistischen Gründen nicht unproblematisch ist 2, so hat der Risikoschätzer für den Median der 24-Stunden Messung der häuslichen Magnetfeld-Exposition im Kinderzimmer in der höchsten Expositionsklasse ( 0,4μT) den Wert 3,53 und das 95%-Konfidenzintervall liegt bei Damit liegt eine statistisch signifikante Risikoerhöhung vor. Wird aber der arithmetische Mittelwert der 24 1 Der Median ist ein Maß für die zentrale Tendenz einer Verteilung von Messwerten. Er teilt die Messwerte in zwei gleich große Hälften: Eine Hälfte der Messwerte liegen unter dem Median und die andere Hälfte über dem Median. 2 Es ist keine gute Praxis, hypothesengenerierende und hypothesenprüfende Studien zusammenzufassen. 8

9 Stunden-Magnetfeld-Exposition betrachtet, so gilt das nicht mehr. Hier schließt das 95%-Konfidenzintervall die Eins ein (0,82-11,2). Damit liegt hier keine statistisch signifikante Risikoerhöhung vor. Die Weite der Konfidenzintervalle verweist aber für beide Risikoabschätzungen auf erhebliche Unsicherheiten hin. Bei der Michaelis-Studie lag der Diagnosezeitraum für die kindlichen Leukämien zwischen 1990 und Die Messungen der Magnetfeld-Expositionen wurden aber erst 1997 durchgeführt. Daraus resultieren eine Reihe von Problemen: Ein Drittel der Studienteilnehmer waren zum Zeitpunkt der Messung umgezogen und bewohnten nicht mehr die Wohnung, die sie im Diagnosezeitraum bewohnten. Zuzüglich mussten Umbauten in Betracht gezogen werden, z.b. neue Elektroinstallationen oder Fußbodenheizungen. Somit kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Magnetfeld-Expositionen zum Zeitpunkt der Messung andere waren als zum Zeitpunkt der Diagnose. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Zusammensetzung der Stichprobe der Kontrollen (d.h. der Kinder ohne Leukämie-Erkrankung). Hier gab es eine beträchtliche Verweigerungsrate, insbesondere von Familien mit niedrigem Einkommen und niedrigerem Sozialstatus. Diese Familien lehnten es ab, an der Studie teilzunehmen. Es ist nicht auszuschließen, dass die gefundene Risikoerhöhung durch diese Fehlerquelle bedingt sein kann. Die Michaelis-Studie, und das sei hier noch einmal betont, gibt Risikoschätzer für die häusliche NF EMF Exposition. Welche Expositionsquellen nun für die Risikoerhöhung verantwortlich sind, ist damit nicht gesagt. Dazu die Autoren: Nicht einmal jedes dritte Magnetfeld 0,2μT in unserer Studie war auf eine Hochspannungsleitung zurückzuführen. Andere Feldquellen waren Dachanschlüsse von Niederspannungs-Freileitungen, Erdkabel oder hausinterne Feldquellen wie Steigleitungen oder veraltete Elektroinstallationen. (Michaels et al. 2000, S. 58). Schließlich wäre darauf aufmerksam zu machen, dass (siehe Tabelle 2) die Diskussion der Michaelis-Studie das Wohnen an verkehrsreichen Straßen als Risikofaktor für kindliche Leukämien in den Mittelpunkt stellen müsste. Denn hier zeigt sich das größte Risiko (siehe Tabelle 2) Die Studien ab 2005 Das EMF Portal listet insgesamt 82 Studien zu kindlichen Leukämien und NF EMF der Stromversorgung auf (Zugriff ). Bezogen auf den gewählten Analysenzeitraum ab 2005 sind 21 Studien für die vorliegende Analyse zum Zusammenhang zwischen 9

10 häuslichen NF Magnetfeld Expositionen durch HSL und kindlichen Leukämien relevant. Seit dem Jahr 2005 ist eine Reihe von Studien zu kindlichen Leukämien und anderen Krebserkrankungen im Kindesalter veröffentlicht worden. Diese Studien unterscheiden sich in ihrer Aussagekraft und Qualität ganz beträchtlich. Neben der Zahl der Fälle und der Kontrollen ist die Art der Expositionserfassung wesentlich. Hier werden verschiedene Varianten genutzt. So kann die berufliche Exposition der Eltern ermittelt werden oder aber die Exposition des Kindes. In Bezug auf die letztere Expositionserfassung gibt es verschiedene Möglichkeiten. Es können die Distanzen der Hochspannungsleitung zu den Kinderzimmern bei Geburt des Kindes erfasst werden, die Expositionen können berechnet werden oder aber gemessen werden. Bei Messungen können zudem unterschiedliche Kennzahlen verwendet werden. So kann beispielsweise der Mittelwert der NF EMF-Exposition über 24h-Stunden erfasst werden oder nur der Mittelwert der nächtlichen Exposition. Es hat sich gezeigt, dass die Distanz einer Hochspannungsleitung zu relevanten Orten (z.b. dem Schlafzimmer der Kinder) kein zuverlässiger Indikator für die Exposition ist (Maslanyi et al. 2009). Selbst in einer Entfernung von 50m und weniger ist die Vorhersagefähigkeit der Entfernung für eine häusliche Magnetfeld-Exposition nicht treffsicher. Aus der Entfernung zur Hochspannungsleitung lässt sich nur bedingt auf die Höhe der häuslichen Exposition schließen. Dennoch beruhen viele Studien auf solchen Distanz-Messungen. Studie Zeitraum Fallzahl Kontrollen Untersuchungs- gebiet Draper et al Kabuto et al Feizi et al Yang et al Rahman et al UK Japan Tabriz (Iran) China Klang Valley (Malaysia) 10

11 Studie Zeitraum Fallzahl Kontrollen Untersuchungs- gebiet Malagoli et al Italien Sohrabi et al Kroll et al Wünsch Filho et al Teheran (Iran) UK Brasilien Jirik et al keine Angabe Tschechische Republik Sermage- Faure et al Pedersen et al. 2014a Pedersen et al. 2014b Bunch et al Ba Hakim et al Salvan et al Tabrizi & Bidgoli 2015 Pedersen et al Frankreich Dänemark Dänemark UK Malaysia Italien Iran Dänemark 11

12 Studie Zeitraum Fallzahl Kontrollen Untersuchungs- gebiet Bunch et al Crespi et al Bunch et al UK USA, Kalifornien UK Tabelle 4: Neuere Studien zu kindlichen Leukämien und anderen Krebserkrankungen Die mit Abstand größte Studie ist die britische Studie der Kingdom Childhood Cancer Studie, deren jüngste Ergebnisse von Bunch et al. 2014, 2015 und 2016 publiziert worden sind. Wie Tabelle 4 zeigt, weist diese Bunch-Studie die meisten Fälle und Kontrollen auf und hat somit ein hohes Gewicht in zusammenfassenden Meta-Analysen. Studien mit geringen Fall- und Kontrollzahlen (Feizi et al.2007, Malagoli et al 2010, Jirk et al 2012Ba Hakim et al. 2014, Tabrizi & Bidgoli 2015) spielen nur eine untergeordnete Rolle. Studie Untersuchter Endpunkt Expositions-erfassung Befunde Kabuto et al Leukämie im Kindesalter 0-15 Jahre Messung der Magnetfeld- Exposition über 1 Woche im Kinderzimmer Kein statistisch signifikant erhöhtes Risiko für 0,4 μt für alle Leukämien, aber für die Gruppe mit akuter myeloischer Leukämie Sohrabi et al Leukämie im Kindesalter 0-18 Jahre Distanz der HSL zu der gegenwärtigen Wohnung Statistisch signifikante Risikoerhöhung für die Kinder, die näher an einer HSL wohnen (< 600m) gegenüber denen, die weiter weg wohnen (>600m). 12

13 Studie Untersuchter Endpunkt Expositions-erfassung Befunde Wünsch Filho et al Leukämie im Kindesalter 0-8 Jahre Messung der Magnetfeld- Exposition über 24h im Kinderzimmer sowie Abstände zu HSL Keine statistisch signifikante Risikoerhöhung für Expositionen 0,3 μt und 0,4 μt, auch keine bei Betrachtung der Abstände. Pedersen et al. 2014a Leukämie im Kindesalter, 0-14 Jahre Distanz der HSL zur Geburtsadresse Keine Fälle für Distanzen < 200m Keine stat. sign. Risikoerhöhung für Distanzen m gegenüber Kindern, die 600m und mehr entfernt wohnen. Pedersen et al. 2014b Leukämie im Kindesalter, 0-14 Jahre Distanz der HSL zur Geburtsadresse Keine stat. sign. Risikoerhöhung für Distanzen 0-199m und m gegenüber Kindern, die 600m und mehr entfernt wohnen. Ser- mage- Faure et al Leukämie im Kindesalter, 0-14 Jahre in Frankreich Distanzen der HSL zur Adresse zum Zeitpunkt der Studie Keine stat. sign. Befunde für Distanz zu HSL und Leukämie-Risiko. Bei Betrachtung der Größe der Wohngebiete findet sich ein signifikanter Befund für Einwohner in einer Distanz < 50m zur HSL. Für 0-4 Jahre alte Kinder stat. sign. Risikoerhöhung für Distanz < 50m, wenn nur die Distanz-Daten betrachtet werden, die geringe Unsicherheiten aufweisen. 13

14 Studie Untersuchter Endpunkt Expositions-erfassung Befunde Bunch et al Leukämien ZNS- und Hirntumore, andere Tumore im Kindesalter <15 Jahre in UK Distanz der HSL zur Adresse der Mutter zum Zeitpunkt der Geburt des Kindes Über den gesamten Untersuchungszeitraum von findet sich keine stat. sign. Risikoerhöhung für Leukämien und Tumoren des ZNS/Hirn sowie andere solide Tumoren. Getrennt nach Zeiträumen gibt es aber Effekte in den Jahren , sowie für Leukämie, die jedoch über die Zeit schwächer werden : stat. sign. erhöhtes Risiko für Distanz m, : stat. sign. erhöhtes Risiko für Distanz 0-199m : stat. sign. erhöhtes Risiko für Distanz m Ab 1990 bis 2008 keine stat. sign. Risikoerhöhungen mehr 14

15 Studie Untersuchter Endpunkt Expositions-erfassung Befunde Salvan et al Leukämien im Kindesalter, 0-10 Jahre Messung der Magnetfeld- Exposition über 48h sowie Messung der nächtlichen Exposition im Kinderzimmer Kein Zusammenhang zwischen Häufigkeit von kindlichen Leukämien und der Höhe der Magnetfeld-Belastung, die als kontinuierliche Variable in die Berechnung eingeht. Werden einzelne Belastungsgruppen unterschieden, finden sich zwei einzelne Risikoerhöhungen, die jedoch kein schlüssiges Bild ergeben: h Messung für 0,1-0,2 μt (mittlere Expositionsstärke) und nächtliche Messung: für den Bereich 0,1-0,2 μt (mittlere Expositionsstärke) Pedersen et al Leukämien, ZNS-Tumore, maligne Lymphome bei Kindern 0-14 Jahre Berechnung aus Distanz zu HSL u.a. Faktoren Aufgrund der wenigen Fälle wurden die Endpunkte zusammengefasst. Kein signifikant erhöhtes Risiko für Kinder in der Expositionsklasse (> 0,4 μt) gegenüber Kindern mit Expositionen < 0,1 μt sowohl in der Periode als auch für

16 Studie Untersuchter Endpunkt Expositions-erfassung Befunde Bunch et al Leukämien, ZNS- und Hirntumore, andere Tumore im Kindesalter <15 Jahre in UK Distanz der Erdkabel zur Adresse der Mutter zum Zeitpunkt der Geburt des Kindes sowie Berechnung der Belastung mit MF Über den gesamten Untersuchungszeitraum von findet sich keine stat. sign. Risikoerhöhung für Leukämien sowie andere solide Tumore in der Nähe von Erdkabeln. Stat. signifikant erhöhtes Risiko für ZNS/Hirn-Tumore in 0-50m Abstand zum Erdkabel. Bei Berechnung der Magnetfeld-Belastung findet sich jedoch kein statistisch signifikant erhöhtes Risiko für ZNSund Hirn-Tumore. Crespi et al Leukämien und ZNS/Hirn- Tumore bei Kindern 0-15 Distanz der HSL zur Geburts-adresse Kein statistisch signifikant erhöhtes Risiko für Leukämien bei Kindern in einer Distanz von 0-50m zu einer HSL. Bunch et al Leukämien bei Kindern 0-14 Distanz der HSL zur Geburtsadresse sowie Berechnung der Belastung mit MF Kein statistisch signifikant erhöhtes Risiko für Leukämien bei Magnetfeld-Expositionen > 0,4 μt. Distanzmessungen zeigen ein erhöhtes Risiko für Abstände zur HSL< 200 m in der Zeitspanne (RR 1,99, Konfidenzintervall 1,35-2,92). Tabelle 5: Befunde der wichtigsten epidemiologischen Studien 16

17 Fasst man zusammen, so gilt: Die Auffassung, dass NF EMF Magnetfelder ein Risikofaktor für kindliche Leukämien sind, findet nur geringe empirische Unterstützung (siehe Tabelle 5). Kabuto et al. (2006) finden in Japan über alle Leukämie-Typen hin betrachtet keine signifikante Risikoerhöhung für Kinder mit wöchentlichen Magnetfeld-Expositionen > 0,4 μt gegenüber Kindern mit Expositionen < 0,1 μt. Die OR beträgt 2,6 mit einem Konfidenzintervall von 0,76-8,6. Werden nur die akuten myeloischen Leukämien betrachtet, so ergibt sich eine OR von 4,7 mit einem Konfidenzintervall von 1,15-19,0 und damit eine signifikante Risikoerhöhung. Sohrabi et al. (2011) finden in einer krankenhausbasierten Fall-Kontrollstudie, die sie in Teheran durchführten, einen Zusammenhang zwischen dem Abstand zu einer HSL und dem Auftreten kindlicher Leukämien. Kinder, die weniger als 400m von einer HSL entfernt wohnen, erkranken häufiger an Leukämien als Kinder, die mehr als 400 m von einer HSL entfernt wohnen (OR 2.61 mit eigenem 95%- Konfidenzintervall von ). Die brasilianische Studie von Wünsch Filho et al. (2011) findet kein erhöhtes Risiko für Leukämien für Expositionen 0,3 μt bei 24h- Messungen im Kinderzimmer ((OR 1,09; Konfidenzintervall 0,33-3,61). Nicht-signifikante Befunde zeigen sich auch, wenn die Abstände zur HSL betrachtet werden. Die dänische Studie von Pedersen et al. (2014a) erbringt ebenfalls keine Beweise für die Annahme, dass die Exposition mit Magnetfeldern von NF EMF der Stromversorgung das kindliche Leukämie-Risiko erhöht. Es gibt kein erhöhtes Leukämie-Risiko für Kinder, die in einem Abstand von 0-199m zu einer kv HSL wohnten im Vergleich zu Kindern, die in einem Abstand von 600 zur HSL wohnten. Ebenso gibt es kein erhöhtes Risiko für Kinder, deren Wohnung sich in einem Abstand von m zur HSL befand. Auch Pedersen et al. (2014b) finden keine erhöhten Risiken für kindliche Leukämien, wenn sie die Geburtsadressen der Kinder (0-199m und m) mit der Gruppe vergleichen, die mindestens 600m von einer HSL entfernt wohnt. Die französische Kinder-Leukämie-Studie (Sermage-Faure et al. 2013), die die zweitgrößte epidemiologische Studie ist, spricht nicht dafür, dass die Magnetfeld-Exposition von NF EMF der Stromversorgung das Risiko für kindliche Leukämien erhöht 3. Die Befunde sind inkonsistent, d.h. es ergibt sich kein stimmiges Muster Je näher, desto häufiger. So findet sich keine signifikante Risikoerhöhung, für alle betrachteten Distanzen ( m, m, 50-99n, 0-49m gegenüber der Referenzkategorie). Es gibt zwar für 3 Obwohl die Autoren dies in ihrer Zusammenfassung nahelegen. 17

18 HSL von kV zwei Befunde, mit Risikoschätzern > 1, d.h. für 600m und für 0-49m. In beiden Fällen schließt aber das Konfidenzintervall die 1 mit ein, d.h. die Befunde sind statistisch nicht signifikant. Nur wenn nach der Größe des Wohngebiets unterschieden wird, findet sich in Arealen mit Einwohnern ein erhöhtes Leukämie-Risiko für eine Entfernung < 50m zur HSL (OR = 4,9, CI = 1,3-19,2). Zudem ergibt sich ein Risiko für Kinder im Alter von 0-4, für das eine geringe Unsicherheit bei der Distanzbestimmung zur HSL vorliegt (OR= 4,1, CI = 1,3-13,3). Es ist durchaus möglich, dass diese statistisch signifikanten Befunde das Resultat des multiplen Testens sind. Sie können dem Zufall geschuldet sein. 18

19 Die größte epidemiologische Studie (Bunch et al. 2014) zeigt für den Zeitraum von kein erhöhtes Risiko für Leukämien, Hirn- und ZNS-Tumore sowie andere solide Tumore. Wie Tabelle 6 zeigt, findet sich im Zeitraum ein statistisch signifikant erhöhtes Risiko von 2,5 für kindliche Leukämien in der Distanz m gegenüber der Distanz von >1000m. Für den Zeitraum von ist ein statistisch signifikant erhöhtes relatives Risiko von 2,83 für eine Distanz unter 200m vorhanden. Das gilt auch für den Zeitraum von Das erhöhte Risiko beträgt hier 1,39 und ist damit kleiner als in den früheren Dekaden. In den späteren Zeiträumen von 1990 bis 2008 findet sich aber kein erhöhtes Risiko Tabelle 6: Befunde von Bunch et al mehr. 19

20 Dieser Sachverhalt legt die folgenden Schlussfolgerungen nahe. Erstens spricht die zeitliche Veränderung der Risikoschätzer dagegen, dass NF EMF ein Risikofaktor sind. Es ist aber zu bedenken, dass die Distanzmessung kein zuverlässiger Indikator für die häusliche Exposition mit NF EMF ist. Es können somit Fehlabschätzungen der Exposition vorliegen, die die Gültigkeit der Befunde einschränken. Man könnte jedoch auch davon ausgehen, dass die vorliegenden statistisch signifikanten Risikoerhöhungen das Resultat multiplen Testens sind. Denn je häufiger man eine Hypothese auf verschiedene Weise an den gleichen Daten testet, desto eher können auch falsch-positive, d.h. fälschlicherweise statistisch signifikante Resultate vorkommen. Bei 100 Tests und einem Signifikanz- Niveau von 0,05 können genau fünf statistisch signifikante Tests dem Zufall geschuldet sein. Von den in Tabelle 6 berichteten Befunden könnten deshalb etwa 2-5 statistisch signifikante Befunde nur Zufallsbefunde sein. Schließlich ist auch ein Blick auf die Effektstärke wesentlich. Ein RR von 1.39 für die Dekade , der nicht einmal die höchste Expositionsklasse betrifft, weist nur auf eine eher geringe Effektstärke hin. Die Studie von Kroll et al (2010) ist eine Reanalyse der Daten von Draper et al. (2005), die sich auf den Beobachtungszeitraum ( ) der Bunch-Studie beziehen. In der Studie von Kroll et al. (2010) wurden die Magnetfeld-Expositionen an der Wohnadresse der Fälle und Kontrollen geschätzt. Auf der Basis dieser Schätzungen finden sich keine signifikant erhöhten Risiken für kindliche Leukämien. Allerdings sind die Fallzahlen in den Expositionen > 0,2 μt - sowohl für die Fälle als auch für die Kontrollen - sehr gering. Die italienische Studie von Salvan et al. (2015) zeigt keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Höhe der Magnetfeld-Exposition und der Häufigkeit kindlicher Leukämien: There was no association between childhood leukemia risk and ELF-MF exposure estimates based on the time weighted average (TWA) of long-term bedroom measurements as a continuous variable (arithmetic mean), independent of disease morphology. Bei einer Unterscheidung einzelner Expositionsklassen finden sich dagegen einige auffällige, aber inkonsistente Befunde. So gibt es ein erhöhtes Leukämie-Risiko nur im mittleren Expositionsbereich von 0,1-0,2 μt, nicht aber bei der höheren Exposition im Bereich > 0,2 μt. Für die Gesamtmessung über Stunden zeigt sich diese Risikoerhöhung nur für den arithmetischen Mittelwert der Exposition, für die nächtliche Exposition aber nur für das geometrische Mittel. Insgesamt sprechen die italienischen Daten nicht für die Annahme, dass die NF EMF Exposition ein Risikofaktor für kindliche Leukämien ist. Die Autoren schränken aber die Gültigkeit ihrer Befunde ein: The 20

21 main drawbacks of our study are the low power at moderate/high levels of estimated exposure, along with susceptibility to participation bias, exposure assessment errors, and confounding. Due to the overall low level of ELF-MF exposure in our study population, few cases and controls were classified in the upper exposure categories considered in previous studies. Thus, the incoherent findings from the categorical analyses may be due to random variation. Die dänische Studie von Pedersen (2015) weist ebenfalls nicht auf einen Zusammenhang von Wohnen in der Nähe von HSL mit kindlichen Leukämien und Tumoren des ZNS hin. Im Zeitraum von betrug das RR 0,88 mit einem Konfidenzintervall von 0,32-2,42(bezogen auf eine Exposition 0,4 µt im Vergleich zu der Referenzgruppe mit einer Exposition < 0,1 µt). Im Zeitraum beträgt das RR 1,63 mit einem Konfidenzintervall von 0,77-3,46. Bunch et al. (2015) finden für den Zusammenhang zwischen Wohnen in der Nähe von Erdkabeln und kindlichen Leukämien keinen klaren Zusammenhang. Das gilt auch für die kalkulierten Magnetfeld-Belastungen in den Wohnungen. Der statistisch signifikante Befund für eine Distanz von < 50m (der auf dem Befund für die Distanz 20m-49m beruht) gilt den Autoren als Zufallsbefund, da er nicht durch Trenddaten gestützt wird. Abb. 1: Risiko in Abhängigkeit vom Alter bei der Diagnoseerstellung für die beiden Untersuchungsperioden In der Studie von Bunch et al. (2016) wurde untersucht, welche Faktoren die Risikoreduktion über den Zeitraum bedingt 21

22 haben könnte. Sie vermuten, dass das erhöhte Risiko im Zeitraum nicht mit dem Baujahr der Höchstspannungsleitungen zusammenhängt. Vielmehr gehen sie von einem Kohorteneffekt aus, der in den Jahren bis 1989 vorlag: The relative risks give a slight suggestion that calendar year produces more extreme risks than age of line (S. 451). Dabei spielen vor allem die Kinder im Alter von 1-4 eine Rolle (siehe Abb.1). Auch die große kalifornische Studie von Crespie et al. (2015) berichtet keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Distanz zu einer HSL und dem Auftreten von kindlichen Leukämien. Gleiches gilt für Tumore des ZNS. Als Vergleichsgruppe dienten die Kinder, deren Geburtsadresse > 600 m von der HSL entfernt ist. Die Odds-Ratio für einen Abstand von < 50m von einer HSL beträgt 1,4 bei einem Konfidenzintervall von 0,7-2,7. Auch für die anderen Abstände finden sich keine signifikanten Befunde. Auch eine gesonderte Betrachtung von HSL mit 100 kv erbringt keine statistisch signifikanten Risiken. Die gepoolte Studie von Kheifets et al zeigt, im Gegensatz zu einer früheren Studie (Ahlbom et al. 2000), keine statistisch signifikant erhöhten Leukämie-Risiken für Kinder an. Die OR für Expositionen 0,3 μt beträgt 1,44 mit einem 95% Konfidenzintervall von 0,88-2,36. Für Expositionen 0,4 μt wurde eine OR von 1,46 und ein 95%-Konfidenzintervall von 0,8-2,68 ermittelt. Die Meta-Analyse von Zhao (2015), die ein erhöhtes Risiko für kindliche Leukämien bei Exposition > 0,4 μt anzeigt, bezieht jedoch ältere Studien vor dem Jahr 2000 ein und schließt neuere Studien aus, die Ende 2013 verfügbar waren. Eine weitere Megaanalyse (Zhang et al. 2015) findet keine statistisch signifikant erhöhten Leukämie-Risiken. Insgesamt unterstützen die neueren Studien nicht die Hypothese, niederfrequente Magnetfelder der Stromversorgung würden das Risiko für kindliche Leukämien erhöhen. Es gibt zwar nach wie vor Unsicherheiten, die mit Problemen epidemiologischer Studien zusammenhängen, aber weitere epidemiologische Studien werden kaum belastbarere Befunde erbringen können. Das Potenzial dieser Forschung scheint ausgeschöpft zu sein (Schmiedel und Blettner 2010) Bewertungen durch internationale Gremien Die Tabelle 7 macht deutlich, dass die Einschätzungen der verschiedenen Gremien ähnlich sind. Kein Gremium geht davon aus, dass ein erhöhtes Leukämie-Risiko durch NF EMF der Stromversorgung nachgewiesen ist. Die Wortwahl bei der Beschreibung der vorliegenden Befundlage unterscheidet sich jedoch. Die Charakterisierung Begrenzte Evidenz ist offenbar eine andere Möglichkeit eine Befundlage zu beschreiben als die von der SSK bevorzugte 22

23 Kennzeichnung Schwache Evidenz. Das Problem jedoch ist, was aus einer schwachen oder begrenzten Evidenz folgt. Für die IARC folgt daraus, dass NF EMF möglicherweise krebserregend sind. Missverständnisse scheinen vorprogrammiert zu sein, da jeder etwas anderes unter möglicherweise verstehen kann (siehe Wiedemann et al. 2014). Gremium ARIM- MORA 2015 und 2016 SCENIH R 2015 Argument risk of childhood leukaemia is considered consistent with the IARC Group 2B classification of possibly carcinogenic to humans. This category is the result of the limited evidence of carcinogenicity in humans and inadequate evidence of carcinogenicity in experimental animals. There was only weak supporting evidence from mechanistic studies. In conclusion, the new epidemiologic data do not alter the assessment that ELF magnetic field exposure is a possible carcinogen based on the reported association with childhood leukaemia risk. Bewertung Möglicherweise kanzerogen Möglicherweise kanzerogen SSK 2011 Aus den epidemiologischen Studien ergibt sich eine unvollständige Evidenz für den Zusammenhang der Exposition gegenüber ELF-Magnetfeldern und der Entstehung von Leukämie im Kindesalter, die jedoch weder durch Wirkmodelle noch durch andere Untersuchungsansä tze gestützt wird. Insgesamt ergibt sich daher für niederfrequente magnetische Felder in Übereinstimmung mit der IARC-Klassifizierung (Tab. 6) nur eine schwache Evidenz für den Zusammenhang mit Leukämie im Kindesalter. Schwache Evidenz ICNIRP 2010 It is the view of ICNIRP that the currently existing scientific evidence that prolonged exposure to low frequency magnetic fields is causally related with an increased risk of childhood leukemia is too weak to form the basis for exposure guidelines. Schwache Evidenz 23

24 Gremium WHO 2007 Argument The classification of this evidence has not changed with addition of two childhood leukemia studies published after Bewertung Begrenzte Evidenz IARC 2002 There is limited evidence in humans for the carcinogenicity of extremely lowfrequency magnetic fields in relation to childhood leukaemia. Begrenzte Evidenz Möglicherweise kanzerogen Tabelle 7: Einschätzung des Krebsrisikos durch NF EMF seitens führender wissenschaftlicher Gremien Es ist anzunehmen, dass die Gremien zu einer vorsichtigen Entscheidungsfindung bei ihren Risikobewertungen neigen, die z.b. bei der SCENIHR (2015) deutlich wird. Ziel ist es offenbar, den Fehler Falsch negative Befunde zu vermeiden. Das ist aus Public Health Gründen verständlich, aber man geht so auch denkbaren Schuldzuweisungen (falls sich doch ein Risiko ergäbe) von vornherein aus dem Wege. Damit wird aber das Risiko eines falschen Alarms, d.h. falsch positiver Befunde in Kauf genommen Zusammenfassung und Evidenz-Karte Tabelle 8 fasst die wesentlichen empirischen Befunde zu den kindlichen Leukämien noch einmal zusammen. Danach ist nicht davon auszugehen, dass das Wohnen in unmittelbarer Nähe zu HSL zu einer Erhöhung des Leukämie-Risikos für Kinder führt. Annahme HSL sind die Hauptquellen der häuslichen Magnetfeld-Exposition. Befund Lässt sich nicht bestätigen. Die seltenen Belastungen > 0,3 μt betreffen in Europa nur etwa 1-2 % der Kinder (Schüz et al. 2016). Sie gehen nur zu etwa 1/3 auf HSL zurück (Schüz & Michaelis 2000). 24

25 Annahme Erhöhtes Risiko von kindlichen Leukämien bei höheren häuslichen Expositionen von 0,3 μt Das Risiko von kindlichen Leukämien ist in der Nähe von HSL größer als weiter davon entfernt. Es gibt Modelle, die erklären, wie HSL Leukämien verursachen können. Befund Lässt sich nicht bestätigen. Das Risiko von kindlichen Leukämien ist bei höheren häuslichen Expositionen von 0,3 μt nicht signifikant erhöht (Kheifats et al. 2010). Lässt sich nicht bestätigen. Neuere Untersuchungen stützen diese Annahmen nicht (Crespi et al 2016, Pedersen et al. 2013, 2014, 2015, Bunch et. al. 2014, 2015, Sermage-Faure et al. 2013). Lässt sich nicht bestätigen. Es gibt kein empirisch bestätigtes Modell, das erklären könnte, wie NF Magnetfelder Leukämien verursachen könnten (Arimmora 2016). Tabelle 8: Zusammenfassung der Einsichten aus den neueren Studien zu NF EMF und kindlichen Leukämien Die in Abb.2 dargestellte Evidenz-Karte zeigt die wesentlichen Pround Kontra-Argumente der wissenschaftlichen Bewertung des Leukämie-Risikos in der Nachbarschaft von HSL. Auf der Pro-Seite stehen die Untersuchungen der 70-90er Jahre des letzten Jahrhunderts sowie gepolte Analysen, die sich auf Studien aus dieser Zeit beziehen. Hier konnten statistisch signifikant erhöhte Risiken für kindliche Leukämien durch Expositionen mit niederfrequenten Magnetfeldern festgestellt werden. Offen ist dabei, ob diese immer nur von HSL stammen. Denn schon Schütz und Michaelis (2000) konnten zeigen, dass häusliche Expositionsquellen einen erheblichen Anteil an der NF EMF Gesamtexposition haben. Auf der Kontra- Seite stehen die neueren Untersuchungen, die keine statistisch signifikant erhöhten Risiken anzeigen. Das Fazit lautet: Die neueren Studien deuten nicht auf ein erhöhtes Leukämie-Risiko hin. Das gilt sowohl für Abstandsmessungen als auch für Messungen und Berechnungen der häuslichen Exposition. Da die neueren Studien auch die größten Fallzahlen haben, verändern sie das wissenschaftliche Gesamtbild insgesamt, d.h. auch dann, wenn frühere Studien bei der Bewertung berücksichtigt werden. Damit gilt: Die vorliegende Evidenz spricht gegen einen Zusammenhang zwischen 25

26 kindlichen Leukämien und den NF EMF der Stromversorgung. Somit ist die ursprüngliche Einschätzung möglicherweise krebserregend zumindest fraglich. Die Unsicherheit dieser Schlussfolgerung ist eher gering. 26

27 Abb. 2: Evidenz-Karte zu den kindlichen Leukämien 27

28 2.3. Neurodegenerative Erkrankungen Vorkommen Neurodegenerative Erkrankungen sind Erkrankungen des Nervensystems, die insbesondere im Alter auftreten. Die Folge sind Bewegungsstörungen oder der fortschreitende Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit, der zur Demenz führt. Im Jahr 2012 gab es in Deutschland zirka 1.4 Mio. Demenzen, zirka 2/3 davon sind Alzheimer-Demenzen. An multipler Sklerose waren im Jahr 2015 zirka Personen erkrankt und an Parkinson zirka bis Personen Relevante Studien nach 2005 Das EMF Portal zeigt insgesamt 50 epidemiologische Studien an, die den Zusammenhang von neurodegenerativen Erkrankungen mit NF Magnetfeld-Expositionen der untersuchen. Dabei beziehen sich 9 auf häusliche Expositionen. Alle anderen Untersuchungen betreffen berufliche Expositionen (Stand Juli 2016). Die nachstehende Tabelle 9 bietet einen Überblick zu den epidemiologischen Studien, die nach dem Jahr 2005 zum Zusammenhang von neurodegenerativen Erkrankungen und häuslicher Exposition durch die Magnetfelder der NF EMF von HSL durchgeführt worden sind. Studie Zeitraum Fälle Kontrollen Untersuchungsgebiet Fazzo et al Italien Huss et al. (2009) Marcillio et al. (2011) Das et al. (2012) Frei et al. (2013) , 56 Mio. Schweiz Brasilien Indien Dänemark 28

29 Studie Zeitraum Fälle Kontrollen Untersuchungsgebiet Seelen et al van der Mark Niederlande Niederlande Tabelle 9: Übersicht der wichtigsten epidemiologischen Studien zu neurodegenerativen Erkrankungen nach 2000 Diese Studien zeigen eine Reihe von Einschränkungen. So ist die berufliche Exposition zumeist nicht kontrolliert, die Fallzahlen sind in den höheren Expositionsbereichen sehr klein und es ist zudem kein biologischer Mechanismus bekannt, der einen möglichen Zusammenhang zwischen neurodegenerativen Krankheiten und NF EMF Expositionen erklären könnte. Wegen der geringen Fallzahlen werden die Studien von Fazzo et al (2009) Marcillo et al. (2011) sowie von Das et al. (2012) nicht weiter betrachtet. Sie verweisen übrigens nicht auf statistisch signifikant erhöhte Risiken für neurodegenerative Erkrankungen durch Magnetfeld-Expositionen. Deshalb werden im Weiteren nur die Schweizer Studie (Huss et al. 2009), die Dänische Studie (Frei et al. 2103) sowie die holländische Studien (Seelen et al. 2014, Van der Mark et al. 2015) betrachtet. Studien, die nach 2014 bis Juni 2016 publiziert worden sind, befassen sich ausschließlich mit der beruflichen NF Magnetfeld Exposition. Ausnahme ist die Studie von van der Mark (Van der Mark et al. 2015, in der auch häusliche Magnetfeld-Expositionen untersucht wurden. Die diesbezüglichen Befunde der Mark-Studie sind nicht auffällig, d.h. bei Betrachtung der kumulativen Expositionen (μt- Jahre) ergeben sich keine statistisch signifikant erhöhten Erkrankungsrisiken für Parkinson. Studie van der Mark et al Expositionsmessung Schätzung der kumulativen Exposition Betrachtetes Risiko Befund Erkrankungsrisiko für Parkinson Kein erhöhtes Risiko für Personen mit höheren MF Expositionen 29

30 Studie Expositionsmessung Seelen et al. Distanz zur (2014) nächsten HSL (50kV- 38kV) Frei et al (2013) Huss et. al. (2009) Distanz zur nächsten HSL (>132kV) Distanz zur nächsten HSL ( kV) Betrachtetes Risiko Befund Amyotrophe Lateralsklerose Erkrankungsrisiko für Alzheimer, Senile Demenz, Parkinson, Multiple Sklerose, Amyotrophe Lateralsklerose Sterberisiko für Alzheimer, Senile Demenz, Amyotrophe Lateralsklerose, Parkinson, Multiple Sklerose Kein statistisch signifikant erhöhtes Risiko für Personen, die in der Nähe von HSL (50-200m) wohnen. Keine statistisch signifikant erhöhten Risiken für die betrachten Erkrankungen für Personen, die in der Nähe von HSL wohnen. Keine statistisch signifikant erhöhten Sterberisiken bei Betrachtung aller Fälle. Aber erhöhtes Sterberisiko an Alzheimer für Personen, die mehr als 15 Jahre in einer Distanz < 50m zu einer HSL wohnten. Tabelle 10: Befunde zu neurodegenerativen Erkrankungen von Anwohnern und NF EMF der Stromversorgung. Die Studie von Seelen et al. (2014) kann keine statistisch signifikant erhöhten Risiken für amyotrophe Lateralsklerose von Personen zeigen, die näher an HSL wohnen. Die Studie von Frei et al. (2013) deutet ebenfalls nicht auf ein statistisch signifikant Risiko für Alzheimer, Parkinson, senile Demenz, multiple Sklerose und für amyotrophe Lateralsklerose hin, das durch die Nähe von HSL zu den Wohnbereichen der betroffenen Personen bedingt sein könnte. Auch die Studie von Huss et al. (2009) weist bei Betrachtung der Gesamtstichprobe nicht auf statistisch signifikant erhöhte Risiken hin. Im Unterschied zu den anderen Studien wird hier aber nicht das Erkrankungsrisiko, sondern das Sterberisiko betrachtet. Es findet sich jedoch in der Huss-Studie ein statistisch signifikant erhöhtes Sterberisiko für Alzheimer, wenn man nur die Gruppe der Personen betrachtet, die länger als 15 Jahre in unmittelbarer Nähe (< 30

31 50m) von HSL wohnten. Allerdings ist die Gesamtmortalität in dieser Teilgruppe nicht höher. Es gibt somit zwar mehr Todesfälle, die durch Alzheimer verursacht werden, aber nicht mehr Tote, wenn alle Todesursachen betrachtet werden. Daraus folgt, dass für diese Personengruppe das Sterberisiko für andere Todesursachen geringer ist. Dazu kommt, dass die Angaben auf dem Totenschein unzuverlässig sind, wenn es um Alzheimer geht (Alzheimer s Association Report 2015). Denn Alzheimer-Erkrankte können an einer Reihe verschiedener Todesursachen sterben, von Verschlucken, Stürzen, Unterernährung bis hin zu Lungenentzündungen. In vielen Fällen wird die primäre Erkrankung Alzheimer auf dem Totenschein nicht vermerkt. Somit ist jede Risiko-Bewertung, die sich auf das Sterberisiko bezieht, mit beträchtlichen Unsicherheiten belastet. Die verfügbare neuere wissenschaftliche Evidenz deutet somit nicht auf ein erhöhtes Risiko für neurodegenerative Erkrankungen hin. Ausnahme ist das Sterberisiko für Alzheimer, wenn es für eine Teilgruppe betrachtet wird (Huss et al. 2009). Die Hinweise auf ein erhöhtes Sterberisiko bei Langzeitexposition in einer Entfernung von < 50m von Huss et al. finden durch die anderen Studien, die das Erkrankungsrisiko betrachten, keine Unterstützung. Und wie oben bereits herausgestellt: Die Gesamtmortalität ist auch in der Langzeitgruppe von Huss (2009) nicht erhöht Bewertung durch internationale Gremien Die internationalen Gremien gehen bestenfalls von schwacher Evidenz für einen Zusammenhang zwischen Alzheimer (AD) und NF EMF der Stromversorgung aus. Gleiches gilt für die amyotrophe Lateralsklerose (ALS). Die Datenlage wird noch 2007 von der WHO als inadäquat eingeschätzt. Gremium SCENI HR 2015 Argument Only a few new epidemiological studies on neurodegenerative diseases have been published since the previous opinion. They do not provide support for the previous conclusion that ELF magnetic field exposure could increase the risk for Alzheimer's disease or any other neurodegenerative diseases or dementia. Bewertung Keine überzeugende Evidenz 31

32 Gremium ICNIRP 2010 Argument The studies investigating the association between low frequency exposure and Alzheimer s disease are inconsistent. Overall, the evidence for the association between low frequency exposure and Alzheimer s disease and ALS is inconclusive. Bewertung Unzureichende Evidenz für Alz-heimer (AD) und für Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) WHO 2007 Overall, the evidence for the association between ELF exposure and ALS is considered to be inadequate.. Altogether, the evidence for an association between ELF exposure and Alzheimer disease is inadequate. Inadäquate Evidenz für Alzheimer (AD) und für Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) IARC 2002 SSK 2001 Support for the hypothesis of a link between Alzheimer disease and exposure to ELF electric and magnetic fields is weak. Hinsichtlich Parkinson, Alzheimer und Multipler Sklerose ergibt sich aus den Ergebnissen nicht mehr als ein schwacher Hinweis auf einen Zusammenhang. Schwache Evidenz für Alzheimer Schwache Evidenz Tabelle 11: Bewertung der internationalen Gremien Zusammenfassung und Evidenz-Karte Im Folgenden werden die Befunde der neueren Forschung zu dem Zusammenhang von neurodegenerativen Erkrankungen und der Exposition von Magnetfeldern durch HSL noch einmal zusammengefasst. 32

33 Annahme HSL sind grundsätzlich die Hauptquellen der häuslichen Magnetfeld- Exposition. Der Abstand zu einer HSL ist ein zuverlässiger Indikator für die häusliche Magnetfeld- Exposition. Das Risiko von neurodegenerativen Erkrankungen ist in der Nähe von HSL erhöht. Das Sterberisiko für neurodegenerative Erkrankungen ist in der Nähe von HSL erhöht. Befund Lässt sich nicht bestätigen. Die seltenen Belastungen > 0,3 μt gehen nur zu etwa 1/3 auf HSL zurück (Schüz & Michaelis 2000). Lässt sich nicht bestätigen. Der Abstand zu einer HSL ist kein zuverlässiger Indikator für die Höhe der Magnetfeld-Exposition (Maslany et al.2009). Lässt sich nicht bestätigen. Neuere Untersuchungen stützen diese Annahmen nicht (Seelen et al. 2013, Frei et al. 2014). Trifft nur für eine Teilgruppe zu: Personen, die mehr als 15 Jahre in der Nähe einer HSL (< 50m) wohnen, haben ein statistisch signifikant erhöhtes Sterberisiko für Alzheimer (Huss et al. 2009). Die Gesamtmortalität dieser Gruppe ist aber nicht erhöht. Tabelle 12: Zusammenfassung der Einsichten aus den neueren Studien zu NF EMF und neurodegenerativen Erkrankungen Die Evidenz-Karte in Abb. 3 fasst die wesentlichen Argumente für das Risiko neurodegenerativer Erkrankungen und Wohnen in der Nähe von HSL noch einmal zusammen. Allein die Studie von Huss et al. (2009) weist auf ein erhöhtes Sterberisiko für Alzheimer hin, jedoch nur bei Betrachtung der Teilgruppe, die länger als 15 Jahre in einer Entfernung von < 50m von einer HSL lebt. Aber auch in dieser Gruppe ist die Gesamtmortalität in einer Entfernung von < 50m nicht höher. Anders ausgedrückt, es gibt insgesamt nicht mehr Sterbefälle als in größeren Entfernungen zu einer HSL. Außerdem sind Angaben auf dem Totenschein, wenn es um Alzheimer geht, unzuverlässig (Alzheimer s Association Report 2015). Alzheimer-Erkrankte sterben nicht direkt an Alzheimer, sondern an vielen verschiedenen Todesursachen. Deshalb ist der Blick auf die Gesamtmortalität wesentlich(black et al.2002). 33

34 Die beiden anderen großen Studien (Seelen et al 2013, Frei et al. 2014) bedienen uneingeschränkt das Kontra-Argument. Sie sprechen gegen ein erhöhtes Risiko für die untersuchten neurodegenerativen Erkrankungen durch das Wohnen in der Nähe von HSL. Anlass zur einer kritischen Betrachtung der vorhandenen epidemiologischen Studien auf der Kontra-Seite ist der Fakt, dass der Abstand zu einer HSL nur ein schlechter Indikator für die Belastung mit Magnetfeldern der NF EMF ist (Maslanyj et al. 2009). Allerdings gilt das auch für die Pro-Seite. Dazu kommt, dass es bislang keine überzeugende Idee für einen biologischen Wirkmechanismus gibt, der erklären könnte, wie NF EMF von HSL neurodegenerative Erkrankungen verursachen könnten. Insgesamt spricht das vorliegende wissenschaftliche Gesamtbild ab 2005 dagegen, dass von HSL für die Anwohner von Stromtrassen ein erhöhtes Risiko bezüglich neurodegenerativer Erkrankungen ausgeht, selbst dann, wenn die Anwohner in einer Entfernung von 34

35 weniger als 50m zur HSL wohnen. Die verbleibende Unsicherheit ist eher gering. Abb. 3 Evidenz-Karte für neurodegenerative Erkrankungen und Wohnen in der Nähe von HSL 35

36 2.4 Befindlichkeitsstörungen Vorkommen Befindlichkeitsstörungen sind weit verbreitet und betreffen Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen und andere Schmerzen, Schlafstörungen, Unwohlsein, Leistungsschwächen und Konzentrationsmängel. Solche Störungen sind weit verbreitet, wie der deutsche Gesundheitssurvey zeigt (Ellert & Kurth 2013). Über einen Zeitraum von 12 Monaten waren zirka nur 25 % der Befragten in Deutschland frei von gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Der Kreis der Personen mit Befindlichkeitsstörungen ist dabei die größte Gruppe der gesundheitlich beeinträchtigten Personen. Wegen der großen Verbreitung und zeitlichen Variabilität von Befindlichkeitsstörungen ist es nicht einfach, Risikofaktoren zu bestimmen, die deren Auftreten erhöhen Neuere Studien Das EMF Portal kommt auf 59 wissenschaftliche Veröffentlichungen zu Befindlichkeitsstörungen für den NF EMF-Bereich im Bereich der Stromversorgung. Für die Jahre liegen 31 wissenschaftliche Studien vor. Für eine Risikobewertung der Exposition von HSL lassen sich 14 Studien nutzen. Es sind zum einen solche, die Zusammenhänge zwischen Exposition und Befindlichkeitsstörungen messen, sowie solche, die experimentell, d.h. unter kontrollierten Bedingungen, der Frage der Verursachung nachgehen (Stand Juli 2016). Nevelsteem et al. (2007) führten ein Experiment mit 72 männlichen Versuchspersonen durch. Ziel war es, festzustellen, ob positive o- der negative Erwartungen bezüglich der Wirkungen einer 50 Hz Magnetfeldexposition (Schein- versus realer Exposition) über 30 min zu Effekten auf Kognition, subjektive Symptome sowie Stimmung und Vigilanz sowie auf physiologische Parameter führen. Sie fassen ihre Befunde wie folgt zusammen: No significant difference was found among the five groups depending on the type of information and the type of exposure in cognitive performance, psychological and physiological parameters. ( S.53). Bei 72 Vpn und 5 verschiedenen experimentellen Gruppen ist aber davon auszugehen, dass die Stichprobe nicht ausreichend groß ist, um mögliche Effekte auch erkennen zu können. Zudem kommt hinzu, dass die Autoren der Frage, ob sich die subjektiven Symptome in der Real-Exportion von einer Schein-Exposition unterscheiden, nicht nachgehen. 36

37 Szemerszky et al. (2010) haben in einem Experiment 40 gesunde Versuchspersonen (Vpn) zu drei Zeitpunkten (T0-T2) getestet. Zu T0 wurde informiert, dass keine NF EMF Exposition vorliegt, zu T1 und T2 wurde eine Scheinexposition mit NF EMF vorgenommen. Dabei wurde den Vpn mitgeteilt, dass sie zu T1 nur schwach exponiert und zu T2 stark exponiert werden. Es gab aber zu keinem Zeitpunkt eine NF EMF-Exposition. Zu jedem Zeitpunkt T0- T2 wurden die Vpn mit einer umfangreichen Testbatterie getestet, um Angst, subjektiv erlebte Elektrosensibilität und körperliche Symptome wie Kopfschmerzen zu erfassen. Die Befunde zeigen, dass die Vpn, die sich selbst als stärker elektrosensibel einschätzen, zu T0 im höheren Maße körperliche Symptome in den Testphasen T1 und T2 erwarten und auch nach den Scheinexpositionen aufwiesen. Die Vpn berichteten zudem zu T2 stärkere Symptome als zu T1. Mit anderen Worten: Glaubten die Vpn zu T0, dass sie stärker reagieren werden, so berichten sie auch stärkere körperliche Symptome. Damit verweist die Studie auf einen Nocebo 4 -Effekt: Allein der Glaube, dass man exponiert sei, verstärkt körperliche Befindlichkeitsstörungen und Beschwerden. Studie Region Stichprobe Ansatz Dömötör et al Ungarn 36 Elektrosensible, 36 Kontrollpersonen Experimentelle Studie zur NF MF Exposition Porsius et al. 2015, 2016a, 2016b Niederlande 931 Panel-Studie zu Befindlichkeitsstörungen in Abhängigkeit zur Nähe von HSL Baliatsas et al Niederlande 5933 Survey zu Befindlichkeitsstörungen mit Distanz-Messung zu HSL Szemerszky et al Ungarn 49 Elektrosensible, 57 Kontrollpersonen Experimentelle Studie zur NF MF Exposition 4 Nocebo (lat.) = ich werde schaden. 37

38 Studie Region Stichprobe Ansatz Bolte et al Niederlande 99 Personen, davon 48 Frauen Survey mit 24h-Messung der NF Exposition mit Personen- Dosimeter Köteles et al Ungarn 29 Elektrosensible und 42 Kontroll-personen Experimentelle Studie zur NF MF Exposition Witthöft & Rubin 2012 UK, England 147 Personen Experimentelle Studie in RF EMF Bereich (Mobilfunk) Kim et al Korea 15 Elektrosensible und 16 Kontrollpersonen Experimentelle Studie zur NF EMF Exposition Baliatsas et al Niederlande 3611 Personen Survey zu Befindlichkeitsstörungen mit Distanz-Messung zu HSL McCarty et al USA 1 elektrosensible Person Fallstudie zur Exposition mit elektrischen Feldern Szemerszky et al Ungarn 40 Personen Experimentelle Studie zur NF MF Exposition Nevelsteem et al Belgien 74 männliche Personen Experimentelle Studie zur NF MF Exposition Yamasaki et al Japan 223 weibliche Personen Survey zu Befindlichkeitsstörungen mit Distanz-Messung zu HSL 38

39 Tabelle 13: Neuere Studien zu NF EMF und Befindlichkeitsstörungen McCarty et al. (2011) untersuchten in einer 1-Personen-Studie, ob elektrische Felder im 60 Hz Bereich wahrgenommen werden können und ob diese Exposition zu Befindlichkeitsstörungen führt. Dabei wurden 2 experimentelle Tests durchgeführt. Im ersten Test wurde ein gepulstes elektrisches Feld verwendet, wobei es 10 Expositionen und 10 Scheinexpositionen in randomisierter Reihenfolge gab. Nach jeder der 20 Testphasen wurde die Versuchsperson gefragt, ob ein Feld vorhanden war und welche Symptome sie hat. Die jeweils nächste Testphase wurde begonnen, wenn die Vpn sagte, dass die Symptome abgeklungen seien. Im zweiten Test wurden drei verschiedene Expositionsbedingungen verwendet: Scheinexposition, kontinuierliche Feldexposition und gepulste Feldexposition. Im dritten Test ging es um die Frage, ob die Versuchsperson elektrischen Felder unterschiedlicher Frequenz (60 Hz-500 khz) wahrnehmen kann. Dabei hatte sie nach jeder Testphase eine Antwort zu geben. Dabei konnte sie einen "ja"- oder einen "nein"-knopf drücken. Die Befunde zeigen, dass die Versuchsperson elektrische Felder nicht wahrnehmen konnte. Es zeigt sich jedoch, dass die Testperson subjektive Symptome berichtete, wenn sie einem elektrischen Feld exponiert war: The symptoms were caused primarily by field transitions (off on, on off) rather than the presence of the field, as assessed by comparing the frequency and severity of the effects of pulsed and continuous fields in relation to sham exposure. (S.670). Allerdings ist nicht nachvollziehbar, inwieweit die Art der Symptomerfassung, d.h. durch die Kategorisierung bei der Auswertung, beeinflusst ist. Deswegen werden an dieser Vorgehensweise auch Zweifel angemeldet (siehe Rubin et al. 2012). Kim et al. (2012) führten eine experimentelle Studie mit 15 Elektrosensiblen und 16 Kontrollen durch. Sie konnten nicht feststellen, dass die Elektrosensiblen 60 Hz Magnetfelder der Stärke 12.5 µt besser wahrnehmen als die Kontrollpersonen. Zudem zeigten sich bei beiden Gruppen keine Differenzen zwischen den subjektiven Symptomen nach Exposition und Scheinexposition. Köteles et al. (2013) führten ein Experiment mit 29 Elektrosensiblen und 42 Kontrollen durch. Dabei ging es zum einen um die Abschätzung der Fähigkeit, EMF-Expositionen wahrzunehmen, und zum anderen um subjektive Symptome nach EMF Exposition. Die Versuchsperson hatte die Aufgabe, in 20 aufeinanderfolgenden Sessions zu entscheiden, ob ihre rechte Hand mit einem 50 Hz Magnetfeld von 500 µt exponiert ist oder nicht. In zufälliger Reihenfolge wurden sie 10 Scheinexpositionen und 10 realen Expositionen ausgesetzt. Nach jeder Session wurden die Teilnehmer nach der Magnetfeld-Wahrnehmung gefragt. Am Ende des Experiments wurden 39

40 zudem subjektive Symptome erhoben, die die Versuchspersonen der Exposition bzw. Scheinexposition zuschreiben. Die Befunde deuten darauf hin, dass die Elektrosensiblen etwas besser als der Zufall sind, wenn es um die Wahrnehmung der Magnetfeld-Exposition geht. Sie geben auch mehr subjektive Symptome am Ende des Experiments an. Leider ermöglicht es aber der Versuchsaufbau nicht zu entscheiden, ob es hierbei Unterschiede zwischen Scheinexposition und realer Exposition gibt. Die Studie von Witthöff und Rubin (2013) untersucht den Einfluss von Medieninformation auf die Attribution von körperlichen Symptomen nach einer EMF- Scheinexposition. Diese experimentelle Studie beruht auf einem einfachen Versuchsplan. Die eine Hälfte der Versuchspersonen (N=71) sah ein neutrales Video und die andere Hälfte der Vpn (N=76) ein Video über gesundheitliche Risiken von WiFi-Expositionen. Danach wurden die beiden Gruppen scheinexponiert. Jeweils vor dem Film (T1), nach dem Film (T2) und nach der Scheinexposition (T3) wurden Messungen mit einer Testbatterie durchgeführt, um Ängstlichkeit, körperliche Symptome sowie EMFbezogene Gesundheitsbefürchtungen zu erfassen. Versuchspersonen, die das Wifi-Video sahen, gaben höhere EMF-bezogene Gesundheitsbefürchtungen an als die Vpn, die das neutrale Video sahen. Ängstliche Personen, die das kritische Wifi-Video sahen, berichten zudem auch statistisch signifikant mehr körperliche Symptome zu T3. Kurzum: Mediale Risiko-Informationen können die EMF-bezogenen Ängste verstärken und bei ängstlichen Personen, die scheinexponiert werden, stärkere körperliche Symptome bewirken. Szemerszky et a. (2015) untersuchten in einer Replikations-Studie zu Köteles et al. (2013) mit 49 Elektrosensiblen und 52 Kontrollen aus der Bevölkerung, die Wahrnehmungsfähigkeit von 50 Hz Magnetfeldern einer Stärke von 500 µt sowie die subjektiven Symptome in 20 aufeinander folgenden Tests mit 10 Expositionen und 10 Scheinexpositionen, die zufällig aufeinander folgten. Die Befunde bestätigen, dass Elektrosensible etwas besser als der Zufall zwischen Exposition und Scheinexposition unterscheiden können. Die subjektiven Symptome sind nicht von der realen Exposition abhängig, sondern korrelieren mit der wahrgenommen Exposition. Und weiter: Die Elektrosensiblen berichten mehr Symptome als die Kontrollpersonen. Dömötör et al. (2016) haben eine experimentelle Studie mit N=72 Personen durchgeführt. Die Hälfte der Probanden (Pbn) waren Elektrosensible. Den Pbn wurde erklärt, dass sie an einem Versuch zur Erfassung von Symptomen, die durch Magnetfelder verursacht werden können, teilnehmen. Sie wurden gebeten, ihre rechte Hand 40

41 zwischen zwei Magnetspulen zu halten. Jeder Untersuchungsteilnehmer hatte dann an zwei Bedingungen teilzunehmen. In einer Null-Expositionsbedingung (Ihnen wurde gesagt, dass kein Magnetfeld vorhanden ist) und einer Schein-Expositionsbedingung (Ihnen wurde gesagt, dass ein Magnetfeld vorhanden ist. Das war aber nicht der Fall.). Sowohl nach der Null- wie auch nach der Scheinexposition wurden die subjektiven Symptome erfasst. Außerdem wurden weitere Tests verwendet, die Angst, Stimmung Somatisierungstendenz, sowie somatische Verstärkungstendenzen erfassten. Elektrosensible berichteten statistisch signifikant mehr Symptome als Nicht-Elektrosensible in der Null-Expositionsbedingung. Nach der Scheinexposition erhöhten sich die Symptomengaben bei der Elektrosensiblen noch einmal statistisch signifikant. Für die Nicht- Elektrosensiblen war das nicht der Fall (siehe Abb. 4). Abb. 4 : Symptome nach Null- und Scheinexposition Die Studie von Porsius et al. (2015) zu Befindlichkeitsstörungen und HSL basiert auf einem quasi-experimentellen Studien-Design. Ein und dieselbe Personengruppe wurde zu vier verschiedenen Zeitpunkten befragt: T1: Vor dem Bau einer HSL, T2: Vor Inbetriebnahme der bereits errichteten HSL, T3: Zwei Monate nach Inbetriebnahme, T4: sieben Monate nach Inbetriebnahme 5. Jeder Studienteilnehmer hatte einen standardisierten Test zur Erhebung subjektiver Beschwerden und zu den subjektiv erlebten kognitiven 5 Es handelte sich um ein Teilstück einer 380kV Freileitung HSL von 10 km Länge. 41

42 Funktionsstörungen zu jedem dieser vier Zeitpunkte auszufüllen. Hierbei wurde der Test von Terluin et. al. (2006) zur Erfassung von somatischen Beschwerden sowie die MOS Kognitive Funktions- Skala von Gehring et al. (2009) verwendet. Ferner wurden diese Personen zu ihren Überzeugungen befragt, ob ihre Beschwerden durch die HSL oder eine andere Ursache - wie z.b. starker Straßenverkehr, Windräder usw. - verursacht sind. Zusätzlich wurde der Abstand ihrer Wohnungen zur HSL erfasst. Die Analyse zeigt, dass zu den Zeitpunkten T3 und T4 in der Gruppe, die bis 300m von der HSL entfernt wohnt, die subjektiven Beschwerden sowie die subjektiv erlebten kognitiven Funktionsstörungen in einem statistisch signifikanten Ausmaß stärker sind, nicht aber zu T2. Damit deutet dieser Befund auf einen möglichen Zusammenhang der Beschwerden und Beeinträchtigungen mit der Distanz zur HSL hin. Bei den Studienteilnehmern ist jedoch auch der Glaube ausgeprägt, dass die eigenen Beschwerden durch die HSL bedingt sind. Das trifft insbesondere zum Zeitpunkt T3 und T4 für die Personen zu, die in einer Entfernung von bis zu 300m von der HSL entfernt leben. Eine kausale Interpretation ist aber nicht angemessen. Auch ein Blick auf die Ausprägungen der Testwerte mahnt zur Vorsicht. Die Mittelwerte für subjektive Symptome, kognitive Beeinträchtigungen liegen immer deutlich unterhalb des Skalenmittelpunkts und zeigen damit eine eher schwache Ausprägung an. Die Befragten haben im Mittel kaum körperlich-funktionelle Beschwerden und nur geringe kognitive Beeinträchtigungen. Die Beschwerden nehmen außerdem nur unwesentlich über die Zeitreihen T1 bis T4 zu: Auf einer Skala von 0-32 steigt der Wert von 4 auf 5. Ähnliches gilt für die kognitiven Beeinträchtigungen. Außerdem liegt die Stärke der Überzeugung, dass die Beschwerden durch die HSL verursacht sind, bei 2 auf einer 5-Punkte-Skala. Sie nimmt zwar von T1 zu T4 zu, bleibt aber im niedrigen Werte-Bereich unterhalb von 3. Das heißt, dass die Untersuchungsteilnehmer eher nicht glauben, dass die HSL ihre subjektiven Beschwerden bedingt. Somit bleibt offen, was die geringe, aber statistische signifikante Erhöhung der Befindlichkeitsstörungen- und subjektiv erlebten kognitiven Beeinträchtigungen bedingt. Die Effektgrößen der Erhöhungen zu T3 und T4 sind sehr klein und können durchaus im Bereich natürlicher Schwankungen liegen. Ein Blick auf die Daten der Validierung-Studie von Terluin et al. (2006) bestätigt das. Die Werte liegen im Bereich gesunder Angestellter, die im Mittel einen Testwert von 3,7 erreichen. Insgesamt wirft die Studie mehr Fragen auf, als sie Antworten gibt. Eine Antwort auf diese Fragen findet sich in einer Neuauswertung der Daten für die Personen, die in einem Korridor von 300m an der HSL wohnen. Porsius at al. (2016a) konnten mittels eines Gruppierungsansatzes - dem latent class growth model - fünf Gruppen 42

43 von Personen unterscheiden, die unterschiedlich auf den Bau der HSL reagieren. Grundlage der Analyse waren die Beliefs bezüglich der Verursachung von gesundheitlichen Beschwerden durch HSL - Die Mehrheit der Untersuchungsteilnehmer (49%) ist von dem Bau der HSL nicht gestört und bleibt gesundheitlich unbeeinflusst. Sie glaubt auch nicht, dass von der HSL gesundheitliche Risiken ausgehen. Es gibt aber eine Gruppe (9% der Befragten), deren Überzeugung bezüglich der Versuchung von Beschwerden durch die HSL über die Zeitpunkte T1 bis T4 stark ansteigt. Diese Gruppe ist auf die HSL fokussiert und hat die Erwartung, dass die HSL sich nachteilig auf die Gesundheit auswirkt. Die negative Erwartung führt dann auch zu mehr Angst und zu der Überzeugung, dass die Gesundheit durch die HSL negativ beeinflusst wurde. Eine weitere Auswertung der Daten (Porsius et al 2016b) mittels eines speziellen Strukturgleichungsmodells (Latent growth modeling) bietet keine weiteren Einsichten. Yamasaki et al. (2006) untersuchten die psychische Gesundheit von 223 Mütter in Abhängigkeit von der Distanz ihrer Wohnungen zu einer HSL. Dabei wurde der SF-36 Health Survey - ein Befindlichkeitsfragebogen - genutzt. Der Vergleich der Distanzgruppen (Gruppe 1: bis 100m, Gruppe 2: 101m - 300m, Gruppe 3 (Referenzgruppe) > 300m) zeigt keine erhöhten Risiken für die Personen, in den beiden Gruppen 1 und 2 gegenüber Gruppe 3. Baliatsas et al. (2011) untersuchen anhand von 3611 Fällen, ob es einen Zusammenhang zwischen subjektiven Symptomen einerseits und der tatsächlichen oder der wahrgenommen Distanz zu Mobilfunk-Basisstationen und Hochspannungsfreileitungen gibt. Grundlage der Auswertung waren Regressionsanalysen. Dabei findet sich ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der wahrgenommen Distanz zu einer HSL und den subjektive Beschwerden. Mit der tatsächlichen Distanz gibt es keinen statistisch signifikanten Zusammenhang. Baliatsas et al. (2015) haben in den Niederlanden ein umfassendes Survey mit insgesamt Befragten durchgeführt Befragte beantworten Fragen zu Befindlichkeit und Schlafqualität sowie zur Nähe von HSL. In Bezug auf die NF EMF Expositionen wurden zwei Gruppen nach der Nähe ihrer Wohnung zu einer HSL unterschieden: > 200 m und 200 m. Ein Vergleich dieser Gruppen ergibt keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Befindlichkeitsstörungen und Nähe der Wohnungen der Befragten zu einer HSL (OR=.1.25, Konfidenzintervall ). Wohl aber gab es einen statistisch signifikanten Zusammenhang mit der wahrgenommenen Nähe einer HSL; allerdings in marginaler Größe (OR= 43

44 1.01 Konfidenzintervall ). Dabei wurden 5855 Pbn mit einer Distanz zur HSL > 200m mit 78 Pbn, die in einer Distanz von < 200m zu einer HSL wohnen, verglichen. Bolte et al. (2014) haben Personen aus der Gegend in und um Amsterdam mit einem persönlichen Dosimeter ausgerüstet, um deren NF EMF-Exposition im Tagesverlauf für 24h zu messen. Gleichzeitig wurden mittels eines standardisierten Tests deren subjektive Symptome erfasst (Test: 4DSQ von Terluin et al. 2006). Die Exposition wurde über 24 Stunden gemittelt. So sollte untersucht werden, ob ein Zusammenhang von Magnetfeld-Exposition mit den geäußerten subjektiven Beschwerden besteht. Da bei den untersuchten Männern sich keine Person befand, die einen höheren Testwert auf der Beschwerde-Skala erreichte und die zugleich höher exponiert war, konzentrierte sich die Auswertung der Studie auf die verbliebenen 48 Frauen. Das ist allerdings schon ein wesentlicher Befund der Studie: Für die Gruppe der Männer gibt es keine durch die NF Magnetfeld-Exposition bedingten subjektiven Beschwerden. In der weiblichen Teilstichprobe fand sich jedoch ein statistisch signifikanter Zusammenhang: Die höher exponierten Frauen hatten stärkere subjektive Symptome, d.h. vor allem Nacken- und Rückenschmerzen, Kopfschmerzen sowie starkes Schwitzen. Da aber die Stichprobe sehr klein war (N= 48), ist eine kausale Interpretation dieses Zusammenhangs nicht angebracht Bewertung durch internationale Gremien Die nachstehende Tabelle fasst die Bewertung internationaler Gremien zur Frage der Befindlichkeitsstörungen zusammen. Die neueren Bewertungen ab 2007 kommen zu einer konsistenten Bewertung. Es gibt kein Gremium, das von einer Verursachung von Befindlichkeitsstörungen durch NF EMF ausgeht. 44

45 Gremium Argument Bewertung SCENIHR 2015 ICNIRP 2010 The studies published since the 2009 opinion show discordant results. However, observational studies suffered from weaknesses and do not provide convincing evidence of an effect of ELF exposure on symptoms in the general population and most experimental evidence also points to the absence of any causal effect. [...] there is also indirect scientific evidence that brain functions such as visual processing and motor co-ordination can be transiently affected by induced electric fields. However, the evidence from other neurobehavioral research in volunteers exposed to low frequency electric and magnetic fields is not sufficiently reliable to provide a basis for human exposure limits. Evidenz gegen eine negative Beeinflussung des Wohlbefindens durch HSL. Möglichkeit vorübergehender biologischer Effekte, aber keine zuverlässige Evidenz für Gesundheitsstörungen. WHO 2007 The evidence for [...] neurobehavioural effects in volunteer studies, such as the effects on brain electrical activity, cognition, sleep, hypersensitivity and mood, is less clear. Generally, such studies have been carried out at exposure levels below those required to induce effects described above, and have produced evidence only of subtle and transitory effects at best. Nur geringe und vor übergehende Effekte. Tabelle 13: Bewertung von Befindlichkeitsstörungen durch internationale Gremien 45

46 2.4.4 Zusammenfassung und Evidenz-Karte Die neuere Forschung kann die Annahme nicht bestätigen, dass die Exposition mit niederfrequenten Magnetfeldern durch HSL Befindlichkeitsstörungen erhöht. Vielmehr ist von einem Nocebo-Effekt auszugehen. Annahme Elektrosensible Personen können niederfrequente MF wahrnehmen. Befindlichkeitsstörungen von Elektrosensiblen und Gesunden sind durch NF EMF verursacht. Wohnen in der Nähe zu HSL verstärkt Befindlichkeitsstörungen der Allgemeinbevölkerung. Trifft z.t. zu. Befund Tendenz bei Elektrosensiblen, 50Hz Magnetfelder wahrnehmen zu können. Lässt sich nicht bestätigen. In den durchgeführten Experimenten ist der Nocebo-Effekt ist für Befindlichkeitsstörungen in verantwortlich. Lässt sich nicht bestätigen. Die durchgeführten Surveys weisen darauf hin, dass die wahrgenommene Nähe von HSL Befindlichkeitsstörungen verstärkt. Tabelle 14: Zusammenfassung der Einsichten aus den neueren Studien zu NF EMF und Befindlichkeitsstörungen Die Evidenz-Karte in Abb. 5 stellt dazu noch einmal die wichtigsten Argumente zusammen. Die vorhandene Evidenzbasis mit 14 Studien ist ausreichend, um zu einer Bewertung zu kommen: Die Pro-Argumente sind schwächer als die Kontra-Argumente. Die Bolte-Studie zeigt nur für Frauen einen Zusammenhang zwischen Befindlichkeitsstörungen und NF Magnetfeld-Expositionen, nicht für Männer. Zudem ist die Frauen-Stichprobe sehr klein. Auch die McCarty Studie bietet keine belastbare Evidenz. Auf der Kontra- Seite stehen die experimentellen Studien, die insgesamt auf einen Nocebo-Effekt hinweisen (Ausnahme McCarty). Auch die meisten Surveys sprechen dafür (Ausnahme: Bolte et al. 2014) Es ist nicht 46

47 die objektive, sondern die wahrgenommene Distanz zu einer HSL, die mit Befindlichkeitsstörungen einhergeht. Damit kann festgestellt werden, dass die wissenschaftlichen Studien seit 2005 keine Hinweise auf Befindlichkeitsstörungen durch NF EMF bieten. Vielmehr ist davon auszugehen, dass Erwartungen und Einstellungen die Befindlichkeitsstörungen bewirken. Die Unsicherheit dieser Bewertung ist eher gering. 47

48 Abb. 5: Evidenz-Karte zu den Befindlichkeitsstörungen 3. Gesundheitliche Effekte von statischen elektrischen und magnetischen Feldern 3.1 Vorbemerkung Statische elektrische und magnetische Felder entstehen, wenn Gleichstrom genutzt wird. Gleichstrom ist ein elektrischer Strom, dessen Richtung sich zeitlich nicht ändert. Technisch erzeugte Gleichfelder werden zum Beispiel im öffentlichen Nahverkehr, bei der Straßenbahn und in der medizinischen Diagnostik verwendet. Auch Höchstspannungs-Stromtrassen können mit Gleichstrom arbeiten. Wesentlich ist, dass statische elektrische und magnetische Felder auch in der Natur vorkommen. Das natürliche statische elektrische Feld über der Erdoberfläche erreicht eine Feldstärke von V/m. Die Stärke dieses Feldes variiert mit der Sonnenaktivitä t, der Leitfähigkeit der Luft, der Jahreszeit und dem Wetter. Das statische Erdmagnetfeld hat am Äquator eine Flussdichte von ca. 30 μt und an den Polen von ca. 70 μt. Für Deutschland beträgt es etwa 48 μt (siehe Abb. 6). Damit ist das Erdmagnetfeld das stärkste Magnetfeld, dem der Mensch dauerhaft ausgesetzt ist (siehe LUBW &LfU 2010). Die Magnetfelder von Gleichstrom- Höchstspannungsleitungen liegen im Variationsbereich des Erdmagnetfeldes (SSK 2013). 3.2 Befunde zu den Wirkungen von statischen magnetischen und elektrischen Feldern Statische elektrische Felder können nicht in das Körperinnere des Menschen eindringen. Somit sind direkte Effekte, die Gesundheitsrisiken darstellen, ausgeschlossen. 48

49 Abb.6: Befunde von Swanson und Kheifets (2012) zur Beeinflussung der NF EMF Studien zu kindlichen Leukämien durch das natürliche Magnetfeld der Erde In Bezug auf die Effekte von gesundheitlichen Wirkungen von statischen Magnetfeldern gibt es nur wenig wissenschaftliche Studien am Menschen Feychting (2007) kommt zu dem Schluss The available evidence from epidemiological studies is not sufficient to draw any conclusions about potential health effects of static magnetic field exposure at the levels encountered in the environment or at work places. (Feychting 2007, 245). Überwiegend untersuchen diese die Risiken, die durch berufliche Expositionen bedingt sein können. Es gibt nur eine einzige epidemiologische Studie, die den gesundheitlichen Wirkungen von statischen Magnetfeldern auf den Menschen nachgeht. Swanson und Kheifets (2012) befasst sich mit der Frage, ob das natürliche geomagnetische Feld der Erde das Auftreten von Leukämie-Erkrankungen im Kindesalter beeinflusst. Da diese Frage nur schwer direkt untersucht werden kann, entschieden sich die Autoren für eine andere Vorgehensweise. Sie untersuchten, ob das statische Magnetfeld der Erde die Studien-Befunde zu NF Magnetfeldern von HSL und kindlichen Leukämien beeinflusst. Basierend auf 15 Studien, die vor 2010 publiziert worden sind, haben die Autoren die 11 Studien auswählt, die ein erhöhtes Risiko in der Gruppe mit der höchsten Magnetfeld-Belastung feststellten. Bezieht man für diese Studien die natürliche Magnetfeld-Belastung der Erde mit ein (die höher ist als die Magnetfeld-Belastung der HSL), 49

50 so finden sich keine statistisch signifikanten Befunde, die auf einen Einfluss des natürlichen Magnetfeldes der Erde auf die Studienbefunde hinweisen (siehe Abb. 6). 3.3 Bewertung durch internationale Gremien Tabelle 14 zeigt, dass es einen weitgehenden Konsens gibt. Die internationalen Gremien, gehen davon aus, dass Gleichstrom- Höchstspannungsleitungen keine negativen Gesundheitseffekte bewirken. Gremium Bewertung SCENIHR 2015 SSK 2013 Statische elektrische Felder Nicht betrachtet Elektrische Gleichfelder können nicht in das Körperinnere eindringen und daher dort keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen hervorrufen. Statische magnetische Felder Observational studies have shown that movement in strong SMF may cause effects, such as vertigo and nausea. These can be explained by established interaction mechanisms and are more likely to occur in fields above 2 T. The relevance of these effects for the health of personnel remains unclear. [Für die] magnetischen Gleichfelder [sind] keine direkten gesundheitlich relevanten Auswirkungen auf die Allgemeinbevölkerung zu erwarten. WHO 2006 Few studies of the acute effects of static electric field effects have been carried out. On the whole, the results suggest that the only adverse acute health effects are associated with direct perception of fields and discomfort from microshocks. The available evidence from epidemiological and laboratory studies is not sufficient to draw any conclusions with regard to chronic and delayed effects. 50

51 Gremium Bewertung ICNIRP 2003 Statische elektrische Felder Overall, the limited number of animal and human laboratory studies that have investigated the effects of exposure to static electric fields, have not provided evidence of adverse health effects. Statische magnetische Felder Overall, the few available epidemiological studies have methodological limitations and leave a number of issues unresolved concerning the possibility of risk of cancer or other outcomes from longterm exposure to static magnetic fields. These studies do not indicate strong effects of static magnetic field exposure of the level of tens of mt on the various health outcomes studied, but they would not be able to detect small to moderate effects. IARC 2002 There is inadequate evidence in humans for the carcinogenicity of static electric or magnetic fields and extremely low-frequency electric fields. Tabelle 15: Bewertung der Gesundheitsrisiken von statischen elektrischen und magnetischen Feldern Das wesentliche Argument für diese Bewertung ist, dass statische elektrische Felder nicht in den Körper eindringen können. Ein weiteres Argument bezieht sich auf den Umstand, dass die Magnetfeld- Exposition von Gleichstrom-Höchstspannungs-Leitungen, denen Anwohner ausgesetzt sind, weit unter dem Niveau des natürlichen statischen magnetischen Feldes liegt. In der wissenschaftlichen Diskussion geht es deshalb vor allem um die gesundheitlichen Risiken von extrem starken Magnetfeldern, wie sie u.a. von der Magnetresonanztomographie genutzt werden. Aber auch hier finden sich keine Hinweise auf kognitive Funktionsstörungen und andauernde Befindlichkeitsstörungen (Pophof 2012). 51

52 3.3. Elektrische Felder und die Korona-Ionen-Hypothese Herkunft Die Korona-Ionen-Hypothese wurde von einer Arbeitsgruppe an der Universität von Bristol in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt (Fews et al.1999, Fews et al. 2002), die verschiedene Hypothesen über den Einfluss von NF EMF auf Krebserkrankungen entwickelt haben. So nehmen sie an, dass elektrische Felder sich auf die Konzentration von Radon 6 auswirken (Henshaw et al. 1996). Sie postulieren weiterhin, dass niederfrequente Magnetfelder die nächtliche Melatonin-Produktion beeinflussen und somit das Leukämie-Risiko verstärken können (Henshaw & Reiter 2005, Henshaw et al. 2008). Korona-Ionen- besagt, dass durch die hohen Spannungen der HSL die umliegenden Luftmoleküle ionisiert werden, die ihre elektrischen Ladungen an Schadstoffpartikel in der Luft übertragen. Die ionisierten Schadstoffpartikel können durch den Wind über einige 100m weit weg transportiert werden und so Wohngebiete erreichen. Weiterhin wird angenommen: Werden die ionisierten Schadstoffpartikel eingeatmet, so bleiben sie in den Atemwegen oder auf der Haut haften und führen so zu einer erhöhten Exposition, die in einem höheren Risiko für Leukämien resultieren soll. Die Korona-Ionen-Hypothese sieht also die NF EMF nicht als die Hauptursache von Leukämien an, sondern schreibt ihnen eine verstärkende Wirkung zu. Primäre Ursache der kindlichen Leukämien ist die Luftverschmutzung. Zudem, und das ist eine wichtige Randbedingung der Korona-Ionen-Hypothese, sollte sich in Hauptwindrichtung eine Häufung der Leukämien zeigen, nicht aber auf der windabgewandten Seite. Ionisation heißt der Vorgang, bei dem aus einem Atom Elektronen aus ihren Bindungen gelöst werden. Dieser Vorgang kann auch durch ein starkes elektrisches Feld verursacht werden. Aerosole sind Gemische aus Luft und festen Partikeln, z.b. Schadstoffen. 6, Es wird angenommen, dass elektrische Felder die Konzentration Radon-Spaltprodukte in der Luft verstärken und somit eine erhöhte Exposition bewirken: EM fields can concentrate in their vicinity a cocktail of radon daughter nuclei, a known carcinogen, and presumably other potentially harmful agents (Henshaw et a. 1996, 25). 52

53 Box 2: Definition von Ionisierung und Aerosolen Abb. 7: Vergleich der Produktion und der Verteilung von ionisierten Partikeln, Quelle: Jayaratne et al 2015 Diese Hypothese beruht auf einer Reihe von Annahmen: Durch den Korona-Effekt an HSL kommt es zu einer Ionisierung von Luftschadstoffen in ausreichender Menge. Die Ionisierung der Luftschadstoffe wird wesentlich durch die HSL verursacht und nicht durch andere Ionisierungsquellen. Die elektrische Ladung der Luftschadstoffe ist ausreichend groß für ein Anhaften in den Luftwegen. Die Ionisierung der Luftschadstoffe verstärkt deren negative Wirkung auf die Gesundheit. Ionisierten Luftschadstoffe sind somit ein Risikofaktor für Leukämie-Erkrankungen Ionisierung In natürlicher Umgebung kommt es zu einer Ionisierung der Luft durch kosmische und terrestrische Strahlung. Das ist unstrittig und gut belegt. Die Luft-Ionen haben aber nur eine kurze Lebenszeit von zirka 100 Sekunden, so dass es zu einer weitgehend stabilen natürlichen Konzentration von ionisierten Luftmolekülen von pro Kubikzentimeter kommt. Die Entstehung von Korona-Ionen hängt zudem vom Wetter ab. Regen, Nebel und Frost wirken hier verstärkend. Auch in Wäldern und 53

54 in unmittelbarer Nähe von Wasserfällen finden sich erhöhte Anteile an ionisierten Luftmolekülen (Ling et al. 2010). Diese natürliche Hintergrundkonzentration kann durch anthropogene Quellen verstärkt werden. Dazu gehören auch HSL. Durch Korona-Entladungen an HSL kann die Konzentration der ionisierten Luftmoleküle ansteigen. Diese Entladungen sind bei Gleichstrom stärker als bei Wechselstrom (Jayaratne et al. 2008). Swanson & Jeffers (1999) weisen darauf hin, dass eine signifikante Erhöhung der Menge der Korona-Ionen ein eher seltenes Ereignis ist. Schätzungen gehen davon aus, dass zirka 80% der Leitungsreichs von HSL frei von Korona-Entladungen sind (Javaratne et al. 2011). Ab einer Entfernung von 100m (in Windrichtung) von einer HSL fällt die Anzahl der ionisierten Aerosole wieder zurück auf das Niveau der Hintergrundbelastung 7 (siehe Abb. 8, Jayaratne et al. 2015). Die ionisierten Luftmoleküle übertragen ihre Ladungen an in der Nähe befindliche Aerosole, d.h. auf die in der Luft befindlichen Schadstoffpartikel. Allerdings werden Aerosole auch durch offenes Feuer (Kerzenlicht, Betrieb von Gas-Öfen) und im Straßenverkehr durch den Betrieb von Verbrennungsmotoren ionisiert. Messungen zeigen, dass die Konzentration ionisierter Aerosole in der Nähe von stark befahrenen Hauptverkehrsstraßen deutlich höher sind als in der Nähe von HSL. Diese Belastung wird insbesondere durch Fahrzeuge mit Dieselmotoren verursacht (Jayaratne et al. 2015). Die mittlere Konzentration ionisierter Aerosole ist in 10m Entfernung von einer Hauptverkehrsstraße ungefähr 15mal höher als in gleicher Entfernung von einer HSL (siehe Abb. 7). Bracken et al. (2005) führten Langzeitmessungen 8 in New Hampshire, USA, durch. Sie erfassten die statischen elektrischen Felder und die Aerosol-Konzentration in der Nähe von zwei 230K kv Drehstrom 9 -HSL sowie einer 345kV Drehstrom-HSL. Die Messungen wurden in bis zu 80m Entfernung von der HSL durchgeführt. In Bezug auf die statischen elektrischen Felder zeigen sich kaum Unterschiede zwischen den Fällen (1) kein Wind, (2) in Windrichtung und (3) entgegen die Windrichtung. Die Mediane liegen bei 90 V/m. 7 These [ ] sites were located outside the city centre and consisted of open grassy areas away from trees. They were at least 200 m away from the nearest vehicular traffic and residential areas with no power lines in the vicinity (Jayaratne et al. 2015). 8 We analyzed data collected from April 28, 1990 through November 3, A total of minutes (5436 hours) of background electric-fi eld data from the North Site were analyzed and minutes (6384 hours) from the South Site (Bracken et al. 2005, p.1695). 9 d.h., es handelt sich um Wechselstrom. 54

55 Nur in Ausnahmefällen gab es deutliche Unterschiede in Bezug auf die Stärke der elektrischen Felder. Die Unterschiede in den Ionen- Konzentrationen bezüglich der drei Fälle sind größer, aber die jeweiligen Konzentrationen liegen noch in normalen Variabilitätsbereichen und unterscheiden sich kaum von vorhandenen Hintergrundbelastungen. Gleiches gilt für die Konzentration der Aerosole. Die Messungen 10 von Bailey et al. (2012) lassen erkennen, dass es kaum einen Unterschied bezüglich der Anteile an geladenen Aerosolen zwischen Orten gibt, die in Windrichtung liegen und solchen, die in Gegenrichtung liegen. Im Mittel sind es in beiden Fällen 8% aller Aerosole. Dieser Anteil der geladenen Aerosole liegt in Größenordnungen, die in Vorstädten sowie im urbanen Gebieten erreicht werden. Bailey et al. (2012) demonstrieren weiterhin, dass die Ladungsstärke der Aerosole - auf die es bei der Betrachtung von Gesundheitseffekten ankommt - in einem Bereich liegt, der deutlich unter dem liegt, der für eine verstärkte Aufnahme von Schadstoffen notwendig wäre: Melandri et al. [12] determined that the level of charge per particle that had to be exceeded to increase deposition in the human respiratory tract above that of uncharged particles as nine for 0.3- m-diameter particles and for 0.6- and 1.0- m particles. Few aerosols in this study had charge levels that exceeded 10, and so enhanced deposition in the respiratory tract would not be expected. (Bailey et al. 2012, 378). Die durch Corona-Bildung entstandenen ionisierten Schadstoffe können zwar vom Wind verdriftet werden und sie können auch vom Menschen über die Haut und die Atemwege aufgenommen werden. Aber eben nicht in einer relevanten Menge und in Ladungsstärken, die zu einer erhöhten Schadstoff-Deposition in den Atemwegen führen könnten. Zusammengefasst: (1) ist die Corona-Bildung ein eher seltenes Ereignis, (2) passiert nicht entlang der gesamten HLS, sondern nur an einigen Stellen, (3) mit Abstand von der Stromtrasse nimmt die Konzentration der ionisierten Aerosole schnell ab und entspricht der Hintergrundbelastung, (4) die Ionisierung von Aerosolen durch den Straßenverkehr ist deutlich größer und (5) die Ladungsstärke ist zu gering für eine vermehrte Deposition der Schadstoffe in den Atemwegen. 10 Aerosol measurements were collected around the dc and ac line corridor on six days during Fall 2009 (between October 21 and November 6) and seven days during Summer 2010 (between July 7 15). During each day, measurements at two to four locations listed in Table I were obtained. Complete datasets were obtained for 11 measurement sessions in Fall 2009 and 27 measurement sessions in Summer 2010 (Baily et al. 2012, p. 374). 55

56 3.3.3 Befunde zu den Gesundheitseffekten Die IARC (2016) hat Luftschadstoffe als kanzerogen eingestuft, wobei es um Lungenkrebs geht. Ein Zusammenhang von Luftschadstoffpartikeln mit Leukämien ist strittig, wenngleich er auch gegenwärtig nicht ausgeschlossen werden kann. Diesbezüglich stellt die IARC fest, dass die Datenlage nicht ausreichend ist, um zu einer Bewertung zu gelangen 11. Filippini et al. (2015) kommen jedoch nach Sichtung der vorhandenen Studien zu dem Ergebnis, dass es ein erhöhtes kindliches Leukämie-Risiko durch verkehrsbedingte Luftschadstoffe geben kann. Dabei spielt vor allem Benzol eine Rolle, das von Verbrennungsmotoren emittiert wird: Overall, our results support a link between ambient exposure to traffic pollution and childhood leukemia risk, particularly due to benzene. Die Studie von Fillippini et al. (2105) bietet somit keine Argumente, die die Korona-Ionen-Hypothese direkt stützen könnten. Sie bietet aber zumindest Hinweise, dass Luftschadstoffe das Leukämie-Risiko verstärken können und sichert so eine Voraussetzung der Korona- Ionen-Hypothese ab. Alexander et al.(2013) sind der Frage nachgegangen, ob die Ionisierung eine maßgeblicher Faktor für die Gesundheit ist. Sie haben Studien zur Wirkung von ionisierten Luft-Molekülen auf das Atmungssystem ausgewertet und stellen fest: The experimental studies reviewed here provide no persuasive evidence for an effect of charged air ions on respiratory effects, including pulmonary and ventilatory measures (Table 3), metabolic and physiologic parameters, and subjective symptom alleviation and sensations. This interpretation is largely based on fundamental factors that include the strength of effect and whether any effect is statistically significant and free from bias, confounding, or chance; evidence of dose response relationships; and consistency of findings across studies. Collectively, in the majority of studies, the effects were relatively weak in magnitude (irrespective of the outcome evaluated), inconsistent as to the direction of the response, and not indicative of a dose response trend (Alexander et al. 2013,p 13). Alexander et al. (2013) kommen zu dem Schluss: Based on the constellation of literature spanning numerous decades and in light of variations in experimental study designs, study populations, outcome measurements, and analytical techniques, exposure to negative or positive air ions and any associated exposures to charged 11 Die Ursachen für kindliche Leukämien sind weitgehend unbekannt. Ein nachgewiesener Risikofaktor ist ionisierende Strahlung, zudem gibt es genetische Veranlagungen, die das Risiko erhöhen. Andere Umwelt- oder Lebensstil-Faktoren sind strittig, siehe 56

57 aerosols does not appear to play an appreciable role in respiratory function. (Alexander at al. 2013, 14f). Die vorliegende Evidenz spricht also nach Auffassung der Autoren nicht für eine besondere Wirkung der Ionisierung. Auch Wallner et al. (2015) konnten in einer experimentellen Studie zur Kurzzeit-Exposition keine negativen Effekte von Luft-Ionen ((2194/cm 3 vs. 1038/cm 3 ) auf Lungenfunktionen und Befindlichkeit feststellen. Die wichtigste epidemiologische Untersuchung zur Korona-Ionen- Hypothese stammt von Swanson et al. (2014), die sich auf die gleichen Daten bezieht wie Bunch et al. (2014). Zusätzlich zu der Distanz zur HSL wurden drei weitere Merkmale ermittelt bzw. abgeschätzt: Die Stärke der Korona-Bildung 12, die Windrichtung und die Windstärke. Danach wurde dann die Korona-Exposition berechnet und in 5 Gruppen eingeteilt. Die Referenzgruppe (Null-Exposition) bezog sich auf Entfernungen > 600m der Geburtsadressen von der HSL. Vier weitere Gruppen wurden nach den Quartilen der Stärke Tabelle 16: Vergleich der Relativen Risiken (RR) für das Distanz-Modell und das Vier- Faktoren-Modell (einschl. Windrichtung). Quelle: Swanson et al der Korona-Exposition gebildet. Das 4-Faktorenmodell der Korona-Exposition erklärt das Vorkommen von Leukämie-Fälle nicht besser als das einfache Distanzmodell, sieht man einmal von der ersten Dekade der untersuchten Fälle und Kontrollen ab (siehe Tab. 16). Die Befunde der Studie lassen erkennen, dass die Windrichtung keinen wesentlichen Einfluss auf das Erkrankungsrisiko für kindli- 12 Die Autoren sprechen hier von source strength und geben an: We model the corona-ion production as proportional to the conductor surface electric field. Swanson et al 2014, p

58 che Leukämien hat. Das ergibt sich zum einen aus einer Sensitivitätsanalyse: Wird die Windrichtung als weiterer Faktor neben der Distanz zu einer HSL, der Stärke der Korona-Bildung und der Windstärke berücksichtigt, so ergeben sich keine höheren Risiken. Die Swanson-Studie spricht damit gegen die Korona-Ionen-Hypothese. Sie ist aber, wegen der vereinfachten Modellannahmen, auch keine Widerlegung dieser Hypothese. Eine weitere epidemiologische Studie von Maitra et al. (2005), die in Zusammenarbeit mit Henshaw - der einer der Väter der Korona- Hypothese ist - durchgeführt wurde, unterstützt die Korona-Hypothese ebenfalls nicht. Sie erbringt keine Hinweise auf einen Zusammenhang von Wohnen in der Nähe von HSL bei Berücksichtigung der Windrichtung und Erkrankungen der Atemwege sowie Allergien von Kindern. Untersucht wurden 4197 Kinder in Windrichtung in drei Entfernungen: < 400m, 400m-1000m, > 1000m. Die Autoren kommen zu der Feststellung: Continued residence in an area downwind of and in close proximity to high voltage overhead power lines was not associated with any of the outcomes considered. Diese Studie ist Teil der Avon Longitudinal Study of Parents and Children (ALSPAC), die in Bristol und Umgebung in den 90er Jahren eine Stichprobe von Schwangeren rekrutiert hatte. Der Gesundheitsstatus ihrer Kinder wurde ab Geburt verfolgt. Schließlich ist auch eine Studie von Pedersen et al. (2014b) von Interesse. Sie zeigt, dass es keine Wechselwirkung zwischen der Nähe der Wohnung zu einer HSL und der Exposition von Luftschadstoffen (NOx NO, NO2), gemessen am Hauseingang, in Bezug auf das Auftreten von kindlichen Leukämien gibt. Wohl aber gibt es eine statistisch signifikante Interaktion mit der Radon-Exposition im Haus. Das bedeutet: Die Nähe zu einer HSL erhöht das Leukämie- Risiko nur dann, wenn die Radon-Belastung > 42 Bq/m3 ist. Allerdings beruht diese Risikoerhöhung auf wenigen Fällen, so dass hier ein Zufallsbefund nicht ausgeschlossen werden kann We found a statistically significant interaction between distance to nearest power line and domestic radon regarding risk of childhood leukemia (p = 0.01) when using the median radon level as cut-off point but not when using the 75th percentile (p = 0.90). We found no evidence of an interaction between distance to nearest power line and traffic-related air pollution (p = 0.73). The statistically significant interaction between distance to nearest power line and domestic radon was based on few exposed cases and controls and sensitive to the choice of exposure categorization and might, therefore, be due to chance. Pedersen et al. 2014, S.1. 58

59 3.3.4 Bewertung durch internationale Gremien Die detaillierteste Auseinandersetzung mit der Korona-Ionen-Hypothese erfolgte durch das Beratergremium der Britischen Strahlenschutzbehörde AGNIR. Das Gremium kommt zu dem Schluss, dass kaum mit gesundheitlichen Folgen zu rechnen ist, die in irgendeiner Weise für die Bevölkerung relevant wären. Sie stützt sich dabei auf das Argument, dass die durch die Ionisierung bedingte Erhöhung der Ablagerung an Schadstoffen in den Atemwegen - insbesondere in der Lunge - zu gering ist, um eine merkliche Risikoerhöhung zu bewirken. Ähnlich urteilt die IARC. Sie stellt die Ionisierung von Luftschadstoffen als Folge der Korona-Entladungen an HSL nicht in Frage, sieht aber keine Belege für ein erhöhtes Gesundheitsrisiko. Sie schreibt: The relevance of these suggestions to health has not been established. (IARC, S.93, 2002). Die ICNIRP (2003) setzt sich nur mit der Bildung von Ozon und nicht direkt mit der gesamten Korona-Ionen-Hypothese auseinander, die insbesondere die Wirkung der geladenen Luftschadstoffe im Auge hat. Die ICNIRP stellt fest: Another phenomenon associated with high-voltage electrical conductors such as DC transmission lines is the generation of ozone through corona discharges on the conductors. However, the generation of ozone by this mechanism is generally low, typically less than 10 parts per billion, even under a 500-kV DC transmission line (Droppo 1979). This ozone level is well below the level that would cause significant discomfort or health effects. (ICNIRP, 2003, S. 144). Die SSK (2011) geht davon aus, dass indirekte Wirkungen elektrischer Felder hoher Spannung nachweisbar sind, beschränkt sich jedoch auf die Diskussion der Erzeugung von Ozon und Stickoxiden. In diesem Zusammenhang stellt die SSK fest, dass die Grenzwerte für diese beiden Stoffe mit Abstand eingehalten werden. Im Gutachten von SCENIHR (2015) wird die Korona-Ionen-Hypothese nicht erwähnt. Die WHO bewertet die Korona-Ionen-Hypothese. Sie kommt zu dem Schluss: However, it seemed unlikely that corona ions would have more than a small effect on the longterm health risks associated with particulate air pollutants, even in the individuals who are most affected. (2007, S. 117). 59

60 Gremium ORNL 1997 AGNIR 2004 IARC 2002 ICNIRP 2003 SCENIHR 2015 SSK 2011 WHO 2007 Bewertung Keine Effekte: Neither the animal nor human studies provide any reliable evidence for the proposition that air ions produce any harmful effects. Kaum Effekte. Keine Belege für die Gesundheitsrelevanz der Hypothese. Keine Gesundheitseffekte anzunehmen, behandelt aber Korona-Ionen-Hypothese nur am Rande. Behandelt die Korona-Ionen-Hypothese nicht. Keine Gesundheitseffekte anzunehmen, behandelt aber nur Ozon und Stickoxide. Es ist unwahrscheinlich, dass Korona-Ionen einen größeren Effekt auf die Gesundheit haben. Tabelle 17: Bewertung der Korona-Ionen-Hypothese durch internationale Gremien Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die internationalen Gremien der Korona-Ionen-Hypothese geringe bis gar keine Bedeutung einräumen. Nur in Großbritannien gab es seitens der Strahlenschutz-Behörde NRPB eine intensive Auseinandersetzung. Das ist nicht verwunderlich, wurde doch die Korona-Ionen-Hypothese von einer Forschergruppe aus Bristol/ England kreiert Zusammenfassung und Evidenz-Karte Nachstehend sollen die empirischen Befunde zu der Korona-Ionen- Hypothese noch einmal zusammengestellt und in einer Evidenz- Karte präsentiert werden. Wie Tabelle 18 zeigt, findet die Annahmen der Korona-Ionen-Hypothese keine empirische Unterstützung. Vor allem zählt, dass es für eine Verursachung von Leukämien durch Luftschadstoffe keine schlüssigen Belege gibt. Bewiesen ist nur deren Wirkung auf das Risiko von Lungenkrebs und von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese Risiken haben aber keinen Bezug zur NF EMF-Exposition. 60

61 Annahme Befunde Durch den Korona-Effekt an HSL kommt es zu einer Ionisierung von Luftschadstoffen. Die Ionisierung der Luftschadstoffe wird wesentlich durch die HSL verursacht. Die elektrische Ladung der Luftschadstoffe ist ausreichend groß für eine erhöhte Anreicherung in den Luftwegen des Menschen. Die Ionisierung der Luftschadstoffe verstärkt deren negative Wirkung auf die Gesundheit. Im Umfeld einer HSL gibt es in Windrichtung mehr Atemwegserkrankungen und Allergien als gegen die Windrichtung. Im Umfeld einer HSL gibt es in Windrichtung mehr Leukämien als gegen die Windrichtung. Trifft zu. Der physikalische Vorgang ist unstrittig und gut verstanden. Lässt sich nicht bestätigen. Der Beitrag anderer Quellen ist deutlich größer, z.b. Straßenverkehr (Jayaratne et al. 2015). Die Beiträge anderer Schadstoffquellen (z.b. Zigarettenrauch), die sich in Innenräumen befinden, sind größer (AGNIR 2004). Lässt sich nicht bestätigen. Siehe dazu Swanson & Jeffers 2000, AGNIR 2004 sowie Baley et al Lässt sich nicht bestätigen. Die Review-Studie Alexander et al. (2013) spricht dagegen. Sie zeigt keine Effekte auf das Atmungssystem. Lässt sich nicht bestätigen. Die Studie von Maitra et al. (2005) spricht dagegen. Lässt sich nicht bestätigen. Die Analyse von Swanson et al. (2014) spricht nicht dafür, dass die Windrichtung ein Risikofaktor für das Leukämie-Risiko von Kindern ist. Tabelle 18: Zusammenfassende Bewertung der Korona-Ionen-Hypothese Farbe 61

62 Die Evidenz-Karte (Abb. 8) macht deutlich, dass die Argumente gegen die Korona-Ionen-Hypothese stärker sind als die Argumente dafür. Auf der Seite der Pro-Argumente stehen die Fähigkeit von Korona-Ionen, ihre Ladung an Aerosole weiterzugeben, sowie die Möglichkeit, dass diese ionisierten Aerosole vom Wind verdriftet werden. Zudem gibt es Hinweise, dass die Exposition mit Luftschadstoffen das Risiko kindlicher Leukämien erhöhen könnten. Die Kontra-Argumente sind klar: Es finden sich keine Belege für eine besondere Wirkung von ionisierten Aerosolen auf das Atmungssystem und die beiden epidemiologischen Untersuchungen zu kindlichen Leukämien stellen fest, dass die Windrichtung nicht die Rolle spielt, die sie entsprechend der Korona-Ionen-Hypothese haben sollte. Gleiches gilt auch für Erkrankungen der Atemwege und Allergien bei Kindern. 62

63 Somit spricht das wissenschaftliche Gesamtbild dafür, dass durch die Korona-Ionen-Bildung an HSL das Leukämie-Risiko von Kindern nicht verstärkt wird. Die verbleibende Unsicherheit ist gering. Abb.8: Evidenz-Karte zur Korona-Ionen-Hypothese 63

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