Wie gut sind Ihre Kenntnisse? Gelten Sie unter Ihren Kollegen als Fachmann? Werden Sie um Rat gefragt? Wer fragt? Zu welchen Themen?

Transkript

1

2 1.3 Employability 35 Wie gut sind Ihre Kenntnisse? Gelten Sie unter Ihren Kollegen als Fachmann? Werden Sie um Rat gefragt? Wer fragt? Zu welchen Themen? Um sich dieser Frage zu nähern, gibt es verschiedene Wege. Sie können Fachzeitschriften studieren, Sie können auf einschlägigen Veranstaltungen mit Kollegen aus anderen Unternehmen sprechen, Sie können im Internet recherchieren. Ein relativ einfacher Weg, Marktforschung in eigener Sache zu betreiben und erste Einblicke zu bekommen, ist folgender: Sie suchen sich drei oder vier x-beliebige Stellenanzeigen, die einen Job beschreiben, der Ihrem eigenen nahekommt. Sie notieren die fachlichen Anforderungen und Begrifflichkeiten wissen Sie, wovon in der Anzeige gesprochen wird? Finden Sie überhaupt einschlägige Offerten? Wie viele finden Sie? Wie lange müssen Sie suchen? Wo sind sie ausgeschrieben? Wie unterscheiden sie sich inhaltlich von dem, was Sie gerade machen? Wenn Sie Ihre bisherigen Tätigkeitsmerkmale denjenigen gegenüberstellen, die aus den Stellenausschreibungen hervorgehen, vergleichen Sie: Welche Ihrer Kenntnisse sind allgemeingültig? Welche sind branchenspezifisch? Welche firmenspezifisch? Checkliste Fachwissen Ich finde genügend Anzeigen, die meine Kenntnisse fordern. Ich kann mit den Begrifflichkeiten der Anzeigen etwas anfangen. Ich kann belegen, dass meine fachlichen Kenntnisse den aktuellen Standards entsprechen. Mit meinen Kollegen kann ich inhaltlich gut mithalten. Bei einigen Themen gelte ich als Fachmann/Fachfrau. Ihre fachübergreifenden Skills: Wie arbeiten Sie? Im Folgenden finden Sie eine Reihe fachübergreifender Schlüsselkomptenzen, die allgemein als Grundlage für Employability gelten. Mit den dazu gestellten Fragen können Sie sich damit auseinandersetzen und herausfinden, wie es bei Ihnen darum bestellt ist. Je ehrlicher und selbstkritischer Sie mit den Fragen umgehen, desto mehr haben Sie davon! Initiative: Schmieden Sie Pläne für Ihre berufliche und auch private Zukunft? Suchen Sie nach Möglichkeiten, diese Pläne zu realisieren? Wie systematisch tun Sie das? Ergreifen Sie eher Chancen, wenn sie sich Ihnen bieten? Oder sind Sie jemand, der alles auf sich zukommen lässt? Eigenverantwortung: Sind Sie jemand, der für sich die Pflicht und die Verantwortung anerkennt, für das eigene Tun und Unterlassen, das eigene Reden und Handeln die Konsequenz zu tragen? Löffeln Sie die Suppe aus, die Sie sich eingebrockt haben (und machen etwas Gutes daraus!), oder versuchen Sie, den Teller heimlich jemand anderem hinzuschieben?

3 36 Was lösen Anforderungen aus? 1 Die Basis für Ihr Vorgehen finden Fleiß und Selbstdisziplin: Halten Sie sich für einen fleißigen Menschen? Konzentrieren Sie sich auch dann auf Ihre zu bearbeitende Aufgabe, wenn Sie eigentlich keine Lust haben? Wenn es z. B. zu heiß ist, Sie müde sind oder wenn die Kollegen am Kopierer gerade ein Schwätzchen halten? Sind Sie ein engagierter Mitarbeiter? Vielleicht sogar ein sehr engagierter? Oder gehören Sie, wenn Sie ganz ehrlich zu sich sind, eher zu denen, die Dienst nach Vorschrift machen? Teamfähigkeit: Arbeiten Sie gerne und gut mit anderen zusammen? Oder sind Sie jemand, der besser und schneller alleine arbeitet? Kommunikationsfähigkeit: Verläuft Kommunikation mit Kollegen und Vorgesetzen bei Ihnen so problemlos und erfolgreich, dass Sie sich kaum Gedanken darüber machen? Oder erleben Sie regelmäßig Missverständnisse, die Ihre Arbeit negativ beeinflussen? Empathie: Können Sie sich in andere hineinversetzen? Wollen Sie das? Oder bleibt Ihnen meistens fremd, was im andern vorgeht? Belastbarkeit: Halten Sie berufliche Belastungen gut aus und handeln dabei trotzdem besonnen? Oder geraten Sie dabei leicht in Stress und neigen zu unüberlegten Handlungen und Entscheidungen? Konfliktfähigkeit: Stellen Sie sich schwierigen Situationen? Oder ist Ihnen der Gedanke unangenehm, im Kollegenkreis Konflikte lösen zu müssen? Haben Sie ein Gefühl dafür, wann Sie sich durchsetzen und wann Sie eher nachgeben sollten? Können Sie Kompromisse eingehen und dann konstruktiv damit umgehen oder müssen Sie eher mit dem Kopf durch die Wand? Offenheit: Würden Sie sich als offenen Menschen bezeichnen, der sich für neue Entwicklungen interessiert und Teil davon sein möchte? Reflexionsfähigkeit: Überprüfen Sie regelmäßig, wo Sie beruflich stehen? Oder meinen Sie, dass es sowieso kommt, wie es kommt, und Sie als Einzelner wenig beeinflussen können? Lernbereitschaft: Heißt das für Sie systematisch Neues lernen? Weiterbildung kontinuierlich planen und auch durchführen? Mal einen Kurs besuchen? Bei Kollegen nachfragen, wenn Ihnen etwas Unbekanntes über den beruflichen Weg läuft? Bei der Personalabteilung Bedarf anmelden? Fachliteratur lesen? Oder erst mal abwarten, was man von Ihnen erwartet? Bedeuten die genannten Anforderungen für Sie eher Angst? (Schaffe ich das?) Freude? (Ich bin neugierig und gespannt, wohin der Weg mich führt!) Anstrengung? (Darüber nachdenken? Wann soll ich denn das machen?) Gleichgültigkeit? (Wozu soll das gut sein? Wer sagt mir, dass ich das jemals für mich wichtig wird?)

4 1.3 Employability 37 Bewerten Sie im Arbeitsblatt auf der folgenden Seite, das Sie auch auf Ihrer CD-ROM finden: In welchen Bereichen sehen Sie Ihre Stärken? In welchen Ihre Schwächen? Zur Absicherung Ihrer Einschätzung oder auch zur Korrektur: Gibt es ein oder zwei Menschen, zu denen Sie genügend Vertrauen haben, um von ihnen eine Einschätzung Ihrer Stärken und Schwächen zu erbitten? Stärken und Schwächen Arbeitsblatt Fachübergreifende Fähigkeiten

5 38 1 Die Basis für Ihr Vorgehen finden 1.4 Ihre Familie und Ihre private Lebenssituation Lebensentwürfe vergleichen Wer sich verliebt, wer eine Beziehung zu seinem Partner eingeht, der rechnet zu diesem Zeitpunkt wohl kaum damit, dass einmal berufliche Entscheidungen zu treffen sind, die die private Basis nachhaltig erschüttern könnten. Doch das kann schnell gehen: ein Angebot, das den erwünschten Karriereschritt bringt, aber mit einem Umzug verbunden ist, eine neue Aufgabe, mit der eine deutliche Einschränkung der Freizeit einhergeht, ein notwendiger Arbeitsplatzwechsel, Kinder, die sich nicht so in die eigene berufliche Entwicklung einfügen, wie man sich das erhofft hatte. Familie und Partnerschaft sind Rückhalt, können Stärke geben, Freude, Lebenssinn. Sich auf einen Partner einzulassen und, noch viel mehr, mit ihm eine Familie zu gründen bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen. Familie und Partnerschaft kann also auch bedeuten, eigene Wünsche zurückstellen, unangenehme Entscheidungen treffen zu müssen. Für die konkreten Fragestellungen, die sich aus der Verbindung Arbeitsplatzwechsel, Familie und private Lebenssituation ergeben, gibt es keine pauschalen Antworten wohl aber die Möglichkeit, die unterschiedlichen Lebensentwürfe der Familienmitglieder zu vergleichen und nach geeigneten Lösungen zu suchen. Auch hier gilt es, zuerst den eigenen Standort festzustellen, Bestandsaufnahme zu machen. Ein Arbeitsplatzwechsel betrifft also nicht nur Sie alleine. Er ist auch für Ihr soziales Umfeld Ihre Familie im engeren und weiteren Sinn eine Veränderung, die Stress und/oder Angst macht, verunsichert, Widerstand auslöst. Wirklich erfolgreich sind Sie nur dann, wenn Sie an dieser Front im Reinen mit sich und mit Ihren Angehörigen sind. Das gilt insbesondere, wenn Sie Karriere machen möchten. Jede Form von Aufstieg, ob nun unter hierarchischen oder auch nur fachlichen Gesichtspunkten, bedeutet, dem Beruf einen großen Stellenwert in seinem Leben einzuräumen. Es bedeutet, Zeit aufzuwenden über eine 38- oder 40-Stunden-Woche hinaus, private Interessen immer wieder hinter beruflichen Erfordernissen zurückzustellen. Gerade bei Tätigkeiten, die mit häufigem örtlichem Wechsel verbunden waren, hatte dies früher ein eher traditionelle Rollenaufteilung zur Folge. Der eine Partner (meist die Ehefrau) ordnete sich und seine Lebens- und Berufsplanung den beruflichen Zielen des anderen unter, gab die eigene Berufstätigkeit teilweise oder ganz auf und widmete sich der Sorge um die Familie. Haben beide Partner ambitionierte berufliche Pläne und die Zahl junger Frauen, für die gute Ausbildung und Beruf große Bedeutung haben in ihrem Leben, nimmt zu!, dann erfordert das eine Menge von beiden Partnern, um die Beziehung auf Dauer intakt zu halten: ein hohes Maß an Toleranz, Bereitschaft, aufeinander zuzugehen, Verzicht zu üben, Kompromisse zu finden, sich auf Lebensformen wie Fernbeziehungen in

6 1.4 Ihre Familie und Ihre private Lebenssituation 39 unterschiedlicher Intensität und zeitlicher Ausdehnung einzulassen und sie auszuprobieren. Zwar finden laut einer forsa-umfrage 62 Prozent aller Befragten auf die Frage, welche Form der Arbeitsaufteilung in einer Familie prinzipiell die beste sei, dass beide Partner berufstätig sein und sich die Betreuung der Kinder teilen sollten. In einer Familie, in denen ein Partner vor die Alternative gestellt ist, entweder arbeitslos zu werden oder eine Stelle fern vom Wohnort anzunehmen, gerät aber eine solche praktizierte Übereinkunft schnell ins Wanken. Das betrifft alle stillschweigend getroffenen und gelebten Gewohnheiten des Alltags: was man gemeinsam unternimmt, wer in welchem Umfang für den Haushalt zuständig ist, wer mit den Kindern die Hausaufgaben überprüft und für die Mathearbeit lernt, wann man zu Abend isst. Für denjenigen, der als Alleinverdiener die Verantwortung für die finanzielle Ausstattung der Familie trägt, wird die Situation besonders deutlich und auch brisant, wenn ein Arbeitsplatzwechsel vonnöten ist. Entweder er findet eine vergleichbare Stelle zu ähnlichen Konditionen im örtlichen Pendelbereich oder die Familie lebt nach kurzer Zeit unter völlig veränderten Bedingungen. Wenn der Partner, der bisher für Familienaufgaben zuständig war, eine Arbeit aufnimmt, dann verändern sich die innerfamiliären Abläufe grundlegend. Tut er das nicht, muss sich die Familie mit massiven finanziellen Einschränkungen auseinandersetzen. Wie mit solch einer Situation umgehen? Was tun? Als Arbeitsmodell wird Ihnen hier das TZI-Modell vorgestellt und an die Hand gegeben. Denn viele empfinden es als hilfreich, ein Thema nicht nur abstrakt zu bearbeiten, sondern ein Bild als Hilfestellung zu haben, an dem die Gedanken anschaulich gemacht werden können. Themenzentrierte Interaktion (TZI) ist eine anerkanntes Gruppenkonzept, das auf aktives, schöpferisches und entdeckendes Lernen - Lebendiges Lernen - und Arbeiten ausgerichtet ist. Es wird in allen Bereichen angewandt, in denen mit Gruppen gearbeitet wird. Entwickelt wurde TZI von Ruth Cohn. Nun ist eine Familie, ein Paar keine Gruppe im klassischen Sinne. Vergleichbar mit einer Gruppe ist sie dahin gehend, dass es eine Gemeinschaft ist, in der Einzelinteressen, gemeinsame Interessen und ein Thema in diesem Fall die berufliche Neuorientierung eines der Mitglieder miteinander in Einklang, in Balance gebracht werden müssen, soll das System Paar/Familie weiterhin funktionieren. TZI geht von dem Denkmodell aus, dass jede Gruppeninteraktion drei Faktoren enthält, die man sich bildlich als Eckpunkte eines Dreiecks vorstellen könnte: das Ich, die Persönlichkeit, also die einzelnen Personen mit ihren Anliegen und Befindlichkeiten Themenzentrierte Interaktion