Gedanken zur Erziehung i
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- Franka Bäcker
- vor 5 Jahren
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1 i Von Homer bis Aristoteles Im Sommer 2015 PD Dr. R. Bätz
2 Pädagogik: Dem griechischen Begriff >paidea< nachgeformt (nicht: >paidagogos<). Bezeichnung für Theorie und Praxis dann, wenn erziehende Tätigkeit nicht mehr bloß instinkt- und gewohnheitsmäßig vorgenommen wird, sondern reflektiert in der Weise, dass nach einem Plan ein bestimmtes Erziehungsziel kraft Mitteleinsatz (= erziehliches Handeln) bedingt durch Teilnehmer und Kontext verwirklicht wird bzw. ein Zweck herbeigeführt bzw. der gewünschte Sachverhalt erreicht wird. Dazu gehört: der Plan mag scheitern. Die Idee der Pädagogik kommt [ ] dort zu sich selbst, wo der Gedanke der geschichtlichen Selbsthervorbringung [ ] zur Bestimmung des Menschen wird: der Mensch als das Wesen, das seine Bestimmung nicht von außen empfängt, sondern sich seine Bestimmung selbst gibt selbst gibt und selber geben muss und [ ] zum authentischen Autor seiner eigenen Geschichte wird (Böhm, W.: Pädagogik. In: Benner, D.(Oelkers, J. (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Pädagogik. Weinheim Basel 2004, S.750ff.).
3 Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft - Konstitutionsleistungen (in) der Geschichte der Pädagogik - Geschichte und Geschichten - Heroen, Epochen, Etiketten - Kant in Streit der Fakultäten unterscheidet zwischen moralischem Terrorismus, Eudämonismus und Abderitismus als Vorstellungsart der Menschengeschichte und - Nietzsche in Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben monumentale, antiquarische und kritische Geschichtsbetrachtung - Fortschritt Veränderung - Verbesserung - Kriterien der wissenschaftlichen Geschichtsschreibung Literatur: Bergmann, K./Fröhlich, K./Kuhn, A./Rüsen, J./Schneider, G. (Hrsg.): Handbuch der Geschichtsdidaktik. Seelze-Velber Barricelli, M./Lücke, M. (Hrsg.): Handbuch Praxis des Geschichtsunterrichts. Band 1 und 2. Schwalbach/Ts Ballauff 1969.
4 Gedanke: Überlegung, Vorstellung, Denken, Meinung, Ansicht, Absicht, Einfall, Begriff, Idee, Reflexion. - >Sich Gedanken machen< : Anstoß, Konflikt, Problem, Muse. - Gedanken/Geist greifbar/materialisiert in Medien: z.b. Theater, Schriften, Film, Software; zumeist als sprachliche Gebilde, wie etwa als Spruch, Lob- oder Mahnrede, Fabel, Mythos, Drama oder auch Theorie. - deuten, verstehen, begreifen, werten interpretieren. - Hermeneutik - Inhalt : >Soziales Ideal<. Wie ist gedeihliches Zusammenarbeiten und Zusammenleben möglich? Welches Selbst- und Weltverständnis fundiert und konsolidiert menschliches Dasein (>In-der-Welt-sein<), Kooperation und Kommunikation? Literatur: Schwemmer, O.: Kulturphilosophie. München 2005
5 Erziehung: in Form diverser pädagogischer Praxen darstellbar, d. h. als ein kooperatives und kommunikatives (intentionales) Handeln zum Zweck der Förderung gewünschter kognitiver und moralischer Entwicklung, zwecks Erwerb von Kenntnissen, Wissen, Erkenntnis, von technischen, sozialen u. a. Fertigkeiten, Dispositionen und Kompetenzen. Erziehung: die für Übergänge genutzte Praxis mit konkreter Gestaltungsaufgabe, etwa Übergang von einer Generation zur nächsten, vom Kind zum Jugendlichen und Erwachsenen, vom bloßen Meinen zum Wissen, vom Unvermögen zum Können, vom Fremdentwurf des Welt- und Selbstbildes zum Selbstentwurf. Literatur: : Oelkers, J.: Erziehung. In: In: Benner, D. und Oelkers, J. (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Pädagogik. Weinheim und Basel 2004, S
6 Formen - Hauspädagogische Praxis - Diatribe, öffentliche Foren, Symposion, - Theater, Bühnen, - Institute, institutionalisierte Lehr- und Lernorte, Schulen - Selbsterziehung: Schule, die man sich (nach der Schule) selber hält (Prange) - Literatur: Prange 1988; Irmscher 2013.
7 Mündliche u. schriftliche Erziehungsreflexionen Typologie - homemade (erhalten ) - >Praktische Pädagogik< (akute päd. Praxis) - Philosophie der Erziehung - Erziehungswissenschaft oder wissenschaftliche Pädagogik - (bei Aristoteles keine theoretische, keine poietische, aber praktische Wissenschaft; erster Lehrstuhlinhaber Ernst Christian Trapp 1778 Halle) - Historiografie - metatheoretische und metaethische Reflexionen Literatur: Brezinka, W.: Metatheorie der Erziehung. München Basel 1978.
8 - Die[ ] primitive Auffassung der Erziehung als einer bloßen Nachahmung der Älteren und als tätige Eingewöhnung in das statische soziale Gefüge überwunden und damit zuallererst ein pädagogisches Bewusstsein hervorgebracht zu haben, ist das Verdienst der griechischen Antike (Böhm 2004, S.752). - Der Mensch beginnt, den letzten Rechtsgrund einer Überzeugung nicht in der Autorität ihres Herkommens zu suchen, sondern in der menschlichen Vernunft als der grundsätzlich jedermann eingeborenen Fähigkeit, das Richtige und Wahre, das Rechte und das Gute selber aus Einsicht zu vernehmen (Böhm 2004, S.753).
9 - Entdeckung des Geistes (Snell, B.: Die Entdeckung des Geistes. Göttingen 1993) - Entdeckung der Vernunft (Mittelstraß, J. : Neuzeit und Aufklärung. Berlin 1970, S.15-86) - Entdeckung der Möglichkeit von Wissenschaft (Mittelstraß, J.: Die Möglichkeit von Wissenschaft. Frankfurt am Main 1974) - Entdeckung des Lehrens und Lernens als Zweck und Mittel vernünftiger Selbstständigkeit (Prange 1988) - Erfindung der Schule (Schulenberg, W.: Schule als Institution der Gesellschaft. In: Speck, W./Wehle, G.(Hrsg.): Handbuch pädagogischer Grundbegriffe. Band II. München 1970, S ; Marrou 1977)?! Sklaven: Irmscher 2013, S.544ff. - Problem der Geschichtslosigkeit der Vernunft oder die Frage nach der Universalisierung der abendländischen Schule.
10 Idee, Skepsis, Rationalität, Begründen - Vernünftige Selbstständigkeit Idee und Muster/Modell - Frage nach der Begründung von Wissen und Erkenntnis (etwa Platon) - Fragen nach der Begründung von Zielen und Zwecken (Intentionen), von Inhalten des Lehrens und Lernens (Auswahl, Gewichtung, Anordnung von Themen/Stoff/Kompetenzen), nach dem Beweis der Wirksamkeit von Methodik und Medien, nach Einfluss des soziokulturellen Kontextes und naturgegebener, anthropogener Voraussetzungen u. Bedingungen, nach der konkreten Form je spezifischer Lehrund Lernsituationen (vgl. Sophisten) - Was ist gutes Leben? (etwa Nikomachische Ethik von Aristoteles)
11 Antike Paideia: Es ist der Weg zum Menschen, der mehr und mehr in den Mittelpunkt dieses Prozesses [der Menschenformung, Erziehung und Bildung] rückt. Ursprünglich [ ] ist er als Individuum belanglos und in seinem Eigenwert gleichgültig. Eine Entwicklung wäre damit undenkbar und die Freisetzung seiner Kräfte unmöglich. Doch die Griechen beginnen damit, diese Barrieren zu zerstören, Rom setzt dies fort. So tun sich immer wieder neue, einander ergänzende Wege auf, diesen Menschen zu befreien. Dies aber ist es, das der antiken Paideia ihren Sinn gibt (Wirth 1983, S.96f.). >Paideia<, >Arete< : Irmscher 2013.
12 AUFKLÄRUNG ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung (Immanuel Kant 1784; Kant A 481; Werke 1966, Bd. VI, S. 53). Mündigkeit, Mündigsein, mündig: als erwachsener Mensch zu eigenem Urteil, selbständiger Entscheidung fähig sein (DUDEN). Vernünftige Selbständigkeit: sich von Unvernunft distanzieren, aber sich an Vernünftiges anpassen und demgemäß handeln. Alternativen heute: der >flexible Mensch<, das >neoliberale Subjekt< in der Postdemokratie (Crouch 2008). Selbstoptimierung. >lifelogging<
13 »Die Wiederkehr der religiösen Tatsache ist eine weltweite Bewegung, ein Tiefenphänomen. Der Atheismus ist zu traurig. Ich glaube, dass wir in diesem Moment dem Ende einer historischen Bewegung beiwohnen, die am Ausgang des Mittelalters begonnen hat. Die einzige Theorie, die im Augenblick als echter Verlierer dasteht, das ist diejenige Ideologie, die mit dem Protestantismus begonnen hat, ihren Höhepunkt im Jahrhundert der Aufklärung hatte und zur (Französischen) Revolution führte, und die auf die Autonomie des Menschen und die Macht der Vernunft gegründet ist. Das ist eine Ideologie, die schlecht aufgestellt ist; ich habe sie übrigens in meinem Roman nicht zu Wort kommen lassen.«michel Houellebecq: Unterwerfung. Aus dem Französischen von Norma Cassau und Bernd Wilczek. DuMont, Köln 2015, 270 Seiten, 22,99 Euro
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