Seminarplan Clowns und Helden: Lessing Wintersemester 2018/19 Freitag, Uhr GABF 04/ Oktober Einführungssitzung. I.

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1 Seminarplan Clowns und Helden: Lessing Wintersemester 2018/19 Freitag, Uhr GABF 04/ Oktober Einführungssitzung I. Helden 26. Oktober Die Märtyrerin Vor dem Bürgerlichen Trauerspiel: keusche Königin, geiler Tyrann das Märtyrerdrama als Modell Konfessionalisierung: religiöse Implikationen der Gattung Märtyrerdrama Von Dramen und Helden: aristotelischer Held vs. Märtyrer, Tragödie vs. Trauerspiel»Bewehrete Beständigkeit«? constantia und die Politik des Martyriums»heiß entbrannt mit toller Flammen Glutt«: das Begehren des Souveräns Poetik des Trauerspiels: Theater des Schreckens (Greuelszene, Dramaturgie der Folter) Blut & Tinte: was Foltern mit Schreiben zu tun hat Andreas Gryphius: Catharina von Georgien (1657) 2. November Der Stoiker Haupt- und Staatsaktion: wie Gottsched das barocke Märtyrerdrama aufklärt Gottscheds Sterbender Cato: ein Musterdrama? Vom Martyrium zum Selbstmord / Selbstmord als Martyrium? Caesar vs. Cato: Heldentypen im Vergleich Väter & Töchter: Familienkonstellationen vor dem Bürgerlichen Trauerspiel Lessing vs. Gottsched 1:»Halsstarrigkeit der Tugend«? Lessings Abrechnung mit Gottsched zwischen diskursiver Kritik und literarischer Polemik Bewundern, fürchten, bemitleiden: der Streit um die Tragödienaffekte Johann Christoph Gottsched: Sterbender Cato (1731) Lessing, Nicolai, Mendelssohn: Briefwechsel über das Trauerspiel 9. November Die Tugendfanatikerin Miß Sara Sampson das erste Bürgerliche Trauerspiel deutscher Sprache? Lessing und die Literaturgeschichte Vater, Mutter, Kind: die bürgerliche Kleinfamilie als psychologisches Experimentierfeld»moralisches Schauturnen«: woran Sara Sampson zugrunde geht Theater auf dem Theater: Marwoods rhetorisches Spiel im Spiel»Sieh in mir eine neue Medea!«: wie Lessing die Rachetragödie aus dem Bürgerlichen Trauerspiel austreibt Gotthold Ephraim Lessing: Miß Sara Sampson (1755)

2 16. November Das Kind Kind auf dem Schlachtfeld das psychologische Profil eines Helden Philotas ein Drama über die Macht der Rhetorik? Monologe? Philotas (nicht so) einsame Zwiegespräche Strategien rhetorischer Kriegführung: was ein Enthymem ist und wie es sich heroisch in Dienst nehmen lässt Ein»schönes Ungeheuer«? Philotas als tragödienpoetisch monströser Ausnahmefall Gotthold Ephraim Lessing: Philotas (1759) 23. November Der Mann»Wer ist ein Held?«Philotas und der Heroismus-Diskurs des 18. Jahrhunderts Gleim und Lessing eine konfliktuöse Beziehung Die Ideologie der Preußischen Kriegslieder und der Siebenjährige Krieg Sterben für s Vaterland: Philotas vor der Folie der Preußischen Kriegslieder gelesen Philotas-Rezeption: wie Bodmer auf Lessings»ungerathenen Helden«reagiert Gotthold Ephraim Lessing: Philotas (1759) Johann Wilhelm Ludwig Gleim: Philotas (1759) Johann Wilhelm Ludwig Gleim: Preußische Kriegslieder (Auszüge) Johann Jakob Bodmer: Polytimet (1760) II. Clowns 30. November Der Pickelhering Pickelhering, Hanswurst & Co: Narrentypen in der Komödie die Masken der commedia dell arte, Wandertheater»deß Königes lustiger Rath«: Pickelherings Rolle Spiel im Spiel: Metareflexion in Gryphius»Schimpffspiel«eine Komödie über die Komödie? Komödienpoetik: zum Standort der Komödie im Gattungssystem und in der Theaterpraxis der Frühen Neuzeit Tollpatschige Handwerker, amüsiertes Hofpublikum: nichts als Ständesatire? Intertextuelle Bezüge der Absurda Comica: Hans Sachs, Shakespeares Sommernachtstraum, Ovids Erzählung von Pyramus und Thisbe 7. Dezember Der Fischer Christian Weises ungereimtes Trauerspiel Masaniello poetologischer Karneval und die Inszenierung eines Ausnahmezustands Zwischen Clown und Held: der Fischer als Fürst Deutungen von Masaniellos Wahnsinn Masaniellos Ende: die Behebung eines gattungspoetologischen Störfalls? Allegros Sack wie die Clowns das Trauerspiel vernarren, ihre Migration vom Zwischenspiel in die Haupthandlung 2

3 14. Dezember Der Hanswurst Fortsetzung Masaniello Tragödie in der Komödie, Komödie in der Tragödie: die Absurda Comica und der Masaniello im Vergleich»Es ist ein Ungeheuer«Gottscheds Verdikt über die Tragikomödie Vertreibung des Hanswurst von der Bühne: Gottscheds Lehrsatzpoetik und seine Haltung zur Barockkomödie Lessing vs. Gottsched 2: die Gattung Harlekin wie Lessing versucht, den Narren zu retten Johann Christoph Gottsched: Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen, Teil II, Kap. 11 (1730) Gotthold Ephraim Lessing: Hamburgische Dramaturgie (18. Stück) (1767) 11. Januar Der Gelehrte Leeres Wissen, Buchgelehrtheit was ist das Laster des Gelehrten? Gelehrtenträume einer fensterlosen Monade: wie der Narr Damis mit der (Komödien-)Welt interagiert Lessings Junger Gelehrter, eine Typenkomödie? Die Konstruktion der Intrige: gemischte Charaktere statt Narrentypen?»Und wir lachen ihm nicht nach?«, oder: Karlin/Harlekin der Junge Gelehrte als versteckte Auseinandersetzung mit Gottscheds Komödienpoetik Selbstparodie, autobiographische Lesarten: Ist Damis ein Zerrbild Lessingscher Gelehrsamkeit? Gotthold Ephraim Lessing: Der junge Gelehrte (1747) 18. Januar Der ehrlose Major»Verfertiget im Jahre 1763«. Die Minna von Barnhelm als Kriegskomödie / Krieg in der Komödie Realismus? Wie die Wirklichkeit in die Komödie Einzug hält Die Ordnung der Geschlechter: sozialgeschichtliche Hintergründe des Ehrbegriffs und warum es Minna misslingt, Tellheim mit ihrer Ringintrige den Spiegel vorzuhalten»soldatenglück». Zufall/Glücksspiel als dramenpoetischer Faktor, Grenzziehung zwischen Komödie und Tragödie»Ehrlicher Mann«und»Anblick des ganzen Herzens«. Lessings neue Anthropologie des Komödienhelden Vom Typus zum Individuum? Vergleich der Narrenfiguren in den Absurda Comica, im Masaniello und in der Minna von Barnhelm Gotthold Ephraim Lessing: Minna von Barnhelm (1767) 25. Januar Der Freigeist esprit libre. Was ist ein Freigeist und was hat er in einem Lustspiel zu suchen? Der Freygeist und die Grenzen der Aufklärung: Vernunftkritik in der Komödie Freunde/Feinde wie sich Adrast und Theophan doch noch im Dialog begegnen: ein Lehrstück der Toleranz? Vernunftehen. Frühneuzeitliche Heiratspolitik und die destabilisierende Rolle der Liebe Gotthold Ephraim Lessing: Der Freygeist (1749) 3

4 1. Februar Abschlusssitzung Nicht lustig. Lessings ernste Komödien und die Theorie des rührenden Lustspiels Seminar-Synopse: Clowns und Helden bei Lessing Abgrenzungen und Überschneidungen, Traditionen und Neuansätze Abschlussdiskussion Christian Fürchtegott Gellert: Abhandlung für das rührende Lustspiel (1751) alle im Seminar besprochenen Texte 4

5 Hinweise zur Seminarvorbereitung Moodle-Kurs: Passwort: Heldenzeit Textgrundlage Als Textgrundlage dienen uns hauptsächlich die folgenden Bücher, die Sie sich bitte anschaffen: 1. Johann Christoph Gottsched: Sterbender Cato. Stuttgart: Reclam 2002 (Reclams Universal-Bibliothek 2097). 2. Andreas Gryphius: Absurda Comica Oder Herr Peter Squentz. Kritische Ausgabe. Stuttgart: Reclam 1983 (Reclams Universal Bibliothek 7982). 3. Andreas Gryphius: Catharina von Georgien. Stuttgart: Reclam 1975 (Reclams Universal-Bibliothek 9751). 4. Gotthold Ephraim Lessing: Der junge Gelehrte. Stuttgart: Reclam 2002 (Reclams Universal-Bibliothek 37). 5. Gotthold Ephraim Lessing: Der Freigeist. Stuttgart: Reclam 1980 (Reclams Universal-Bibliothek 9981). 6. Gotthold Ephraim Lessing: Minna von Barnhelm. Stuttgart: Reclam 2002 (Reclams Universal-Bibliothek 10). 7. Gotthold Ephraim Lessing: Miss Sara Sampson. Stuttgart: Reclam 2003 (Reclams Universal-Bibliothek 16). 8. Christian Weise: Masaniello. Stuttgart: Reclam 2003 (Reclams Universal-Bibliothek 9327). Ergänzend dazu finden Sie einige kürzere Texte als PDF-Datei im zugehörigen Moodle-Kurs. Bitte drucken Sie sich diese in jedem Fall aus, machen ggf. Markierungen und Anmerkungen und bringen Ihre Hard Copy unbedingt zu den Sitzungen mit. Nur so ist eine sinnvolle, textgestützte Diskussion möglich. Anforderungen für einen Teilnahmenachweis ( kleiner Schein ) Einen Teilnahmenachweis erhalten Sie, wenn Sie wöchentlich kleinere (z.t. propädeutische) Übungen absolvieren. Welche Übungen das sind, können Sie jeweils dem Moodle-Kurs entnehmen. Darüber hinaus bringen Sie sich aktiv in die Konzeption der Veranstaltung ein, indem Sie einen Teil einer Sitzung mitgestalten (ca Minuten). Informationen dazu, wie so eine Mitmoderation aussehen könnte und was Sie dabei beachten sollten, finden Sie im zugehörigen Handout (siehe Moodle). Anforderungen für einen Leistungsnachweis ( großer Schein ) Für einen Leistungsnachweis können Sie zusätzlich eine mündliche Prüfung ablegen oder eine Hausarbeit (ca. 15 Seiten) schreiben. 5