PD Dr. Frank Almai Epochenschwellen im Vergleich: 1550, 1720, 1800, 1900
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1 Institut für Germanistik Professur für Neuere deutsche Literatur und Kulturgeschichte : 1550, 1720, 1800, Vorlesung: Block ll: 1720: Vom Spätbarock zur Frühaufklärung II
2 Gliederung: 1. Das Zeitalter der Vernunft 2. Öffentlichkeit und Formen literarisch-kultureller Kommunikation an der Epochenschwelle 3. Literarische Produktion und Autorschaft: Vom ständischen Dichter zum freien Schriftsteller 4. Die Ordnung der Literatur Poetik und Ästhetik der Frühaufklärung 5. Gattungen und literarische Diskurse: Texte und Interpretationen 5.1. Das Lehrgedicht 5.2. Die Fabel 5.3. Die Tragödie 5.4. Die Komödie 2
3 Johann Peter Hasenclever: Das Lesekabinett,
4 Englische Vorbilder: The Spectator The Tatler Deutsche moralische Wochenschriften: Der Patriot ( ) Die vernünftigen Tadlerinnen ( ) Der Biedermann ( ) 4
5 Titelblatt: Die vernünftigen Tadlerinnen 3. Januar
6 Titelblatt: Der Biedermann Leipzig,
7 Titelblatt: Der Patriot
8 Empfehlung für eine Frauenbibliothek aus Gottscheds Biedermann 8
9 Empfehlung für eine Frauenbibliothek aus Gottscheds Biedermann 9
10 Titelblatt Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen Johann Christoph Gottsched,
11 Die Schönheit eines künstlichen Werckes beruht nicht auf einem leeren Dünckel; sondern hat ihren festen und notwendigen Grund in der Natur der Dinge. GOtt hat alles nach Zahl, Maß und Gewicht geschaffen. Die natürlichen Dinge sind schön; und wenn also die Kunst auch was schönes hervor bringen will, muß sie dem Muster der Natur nachahmen. Das genaue Verhältniß, die Ordnung und richtige Abmessung aller Theile daraus ein Ding besteht, ist die Quelle aller Schönheit. Die Nachahmung der Natur, kan also einem künstlichen Wercke die Vollkommenheit geben, dadurch es dem Verstande gefällig und angenehm wird. Die Regeln nämlich, die auch in freyen Künsten eingeführet worden, kommen nicht auf den bloßen Eigensinn der Menschen an: sondern haben ihren Grund in der unveränderlichen Natur der Dinge selbst; in der Übereinstimmung des Mannigfaltigen; in der Ordnung und Harmonie. J. C. Gottsched: Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen. In: Ders.: Schriften zur Literatur. Stuttgart: Reclam 1982, S
12 Lehrsatztheorie von Gottsched Zuallererst wähle man sich einen lehrreichen moralischen Satz, der in dem ganzen Gedichte zum Grunde liegen soll, nach Beschaffenheit der Absichten, die man sich zu erlangen, vorgenommen. Hierzu ersinne man sich eine ganz allgemeine Begebenheit, worin eine Handlung vorkommt, daran dieser erwählte Lehrsatz sehr augenscheinlich in die Sinne fällt. J. Chr. Gottsched: Versuch einer kritischen Dichtkunst vor die Deutschen. In: Ders.: Schriften zur Literatur. Hrsg. von Horst Steinmetz. Stuttgart: Reclam 1982, S
13 Barthold Heinrich Brockes Gemälde von Dominicus van der Smissen 13
14 B. H. Brockes: Die Berge (Auszug) Welche Körper! Welche Spitzen! Welche Welt von Kies und Stein! Welche Hölen, Brüch und Ritzen Sieht man, wo viel Berge seyn! Was für Spalten! Welche Grüfte! Welche Klippen! Welche Klüfte! Gipfel, deren steile Höh n Selbst die Wolcken übergehn. Recht wie ausgebrannte Steine, Schutt und Kohlen, Asch und Graus, Siehet, nach dem Augen-Scheine, Vieles bey den Bergen aus. Wenn, durch s Feuers Kraft, mit Knallen, Mauren bersten und zerfallen, Siehet man, mit Furcht erfüllt, Ein den Felsen gleiches Bild. [...] 14
15 Ob nun gleich der Berge Spitzen Öd und grausam anzusehn; Sind sie doch, indem sie nützen, Und in ihrer Grösse, schön. Wer wird jeden Vortheil nennen, Zählen und beschreiben können, Den, zur Luft und Nutz der Welt, Der Gebirge Raum enthält? [...] Des Gewässers Sturz und Brausen, So aus ihren Gipfeln springt, Und, mit Luft-vermischtem Grausen, Ein drob schwindelnd Aug durchdringt, Wenn es schäumend abwärts fliesset, Rauschend über Felsen schießet, in die Thäler wirbelnd fällt, Träncket und beströmt die Welt. Aus: Barthold Heinrich Brockes: Auszug der vornehmsten Gedichte aus dem Irdischen Vergnügen in Gott. Faksimiledruck der Ausgabe Hamburg Stuttgart: Metzler, 1965, S
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