Landwirtschaft zwischen Globalisierung und Regionalisierung. Alfons Balmann
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- Til Lorentz
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1 Landwirtschaft zwischen Globalisierung und Regionalisierung Alfons Balmann simul + Forum Landwirtschaft 2030, Thum,
2 1. Wir leben in einer Zeit schnellen Wandels! 2. Wandel erfordert Resilienz durch Robustheit, Anpassungsfähigkeit, Transformierbarkeit 3. Globale wie regionale Chancen und Herausforderungen sind dort zu adressieren, wo sie wirken! 4. Globale Chancen sind regionale Herausforderungen, globale Herausforderungen sind regionale Chancen! 5. Landwirtschaft ist auch im ländlichen Raum nur ein "kleiner Sektor"! 2
3 1. Wir leben in einer Zeit schnellen Wandels! Globale Treiber: Digitalisierung, Klimawandel, interregionaler Wettbewerb... Regionale Treiber: Demographie, Akzeptanz, intersektoraler Wettbewerb,
4 Beispiel Digitalisierung Treiber Moore's Law (1965): Alle 2 Jahre verdoppelt sich die Anzahl Transistoren in einem Schaltkreis Ungeahnte Datenflüsse durch Vernetzung von Rechnern und Alltagsgeräten schaffen das Internet der Dinge Neue Formen künstlicher Intelligenz ermöglichen selbständiges Lernen und Selbststeuerung von Geräten 4
5 Beispiel Digitalisierung Von Google DeepMind entwickelte KI Software um das extrem komplexe Spiel Go zu spielen Basierend auf Kenntnis der Regeln, historischer Spiele und Spiele gegen sich selbst lernt AlphaGo intelligente Strategien März 2016: AlphaGo besiegt Lee Sedol, einen der weltweit besten Go Spieler mit 4:1 Oktober 2017: AlphaGo Zero lernt Go Strategien nur anhand der Spielregeln und ist nach drei Tagen stärker als AlphaGo in 2016 und nach 40 Tagen als das stärkste AlphaGo Dezember 2017: AlphaZero lernt als Universal KI nur anhand der Spielregeln innerhalb weniger Stunden Schach, Shogi und Go besser zu spielen als jede bisherige Software 5
6 Beispiel Digitalisierung Quelle: 6
7 2. Wandel erfordert Resilienz durch Robustheit, Anpassungsfähigkeit, Transformierbarkeit Resilienz ist die Gewährleistung der Funktionen des Sektors Landwirtschaft bei sich verändernden Rahmenbedingungen ( Erhalt aller Betriebe) 9
8 2. Wandel erfordert Resilienz durch Robustheit, Anpassungsfähigkeit, Transformierbarkeit Einmalige und temporäre Schocks (Dürre, Preistäler, ) Robustheit bedeutsam, z.b. durch Versicherung, Eigenkapital,... Unumkehrbar veränderte Wettbewerbspositionen (Innovationen, Skandale,...) Anpassung erforderlich, z.b. durch Übernahme der Innovation oder eigener Innovationen Veränderung der langfristigen Rahmenbedingungen (veränderte Konsumgewohnheiten, Rechtsrahmen,...) Transformation oder Umorientierung des Sektors erforderlich 10
9 3. Globale wie regionale Chancen und Herausforderungen sind dort zu adressieren, wo sie wirken! Vermeidung des Klimawandels ist globale Herausforderung Aber: regionale und sektorale Beiträge unvermeidlich Wirkungen treffen Regionen in spezifischer Weise und brauchen regionale Anpassungen 11
10 3. Globale wie regionale Chancen und Herausforderungen sind dort zu adressieren, wo sie wirken! Digitalisierung bedeutet oft: "The Winner takes it all!" Spielregeln der Digitalisierung werden global bestimmt Nationale Diskussionen um Datenhoheit (der Landwirte) weitgehend müßig! Rangliste nach Unternehmenswert Marktkapitalisierung in Mrd. U.S. Dollar Apple Amazon.com Alphabet Microsoft Facebook Alibaba Berkshire Hathaway Tencent Holdings companies in the world by market value/ Stand: 11. Mai
11 3. Globale wie regionale Chancen und Herausforderungen sind dort zu adressieren, wo sie wirken! Demographischer Wandel wirkt vor allem lokal Intersektoraler und interregionaler Wettbewerb um beste Köpfe! Quelle:
12 4. Globale Chancen sind regionale Herausforderungen, globale Herausforderungen sind regionale Chancen Quelle: Lewis Carroll (1871): Alice im Spiegelland Na, in unserem Land, sagte Alice, noch ein bisschen außer Atem, kommt man im allgemeinen irgendwoanders hin wenn man lange Zeit sehr schnell rennt, so wie wir es gemacht haben. Ein langsames Land! sagte die Königin. Nun, hier muss man nämlich so schnell rennen, wie man kann, um auf der Stelle zu bleiben. Wenn man irgendwo anders hin will, muss man mindestens doppelt so schnell rennen! 14
13 4. Globale Chancen sind regionale Herausforderungen, globale Herausforderungen sind regionale Chancen Wer nicht an Chancen partizipieren kann, bekommt Probleme! Technologische Entwicklungen wie Digitalisierung und Genome Editing (z.b. CRISPR/Cas) erfolgen im internationalen Wettbewerb» Lokal werden höchstens Zugang bzw. Teilhabe bestimmt! 15
14 4. Globale Chancen sind regionale Herausforderungen, globale Herausforderungen sind regionale Chancen Wo liegen die regionalen Potentiale bei globalen Herausforderungen? Potentiale oft eher nutzbar durch "Stärken stärken" als durch "Schwächen abbauen"!» Wo liegen die Stärken der sächsischen Landwirtschaft?» Wo liegen die Schwächen? 16
15 Agrarstrukturelle Aspekte Gültigkeit der Pareto Regel Anteile nach Größenklassen in Sachsen (2016) 50% 40% 30% 20% 10% 0% Betriebe mit > 500 ha 7 % der Betriebe 63 % der LF 52 % der AK E Betriebe LF AK E unter LF in ha Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen und mehr 17
16 Agrarstrukturelle Aspekte Traditionelle "bäuerliche Landwirtschaft" wenig bedeutsam! Anteile verschiedener Arbeitskraftkategorien (2016) Sachsen Niedersachsen Bayern Deutschland 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Fam AKE Ständige Fremd AKE Saison AKE Quelle: Statistisches Bundesamt eigene Berechnungen 18
17 Agrarstrukturelle Aspekte Landwirtschaft ist kapital und wissensintensiv! 19
18 Agrarstrukturelle Aspekte Wie mit Stärken und Schwächen umgehen? Heterogenität der Agrarstruktur (Pareto Regel) Konfliktpotentiale innerhalb der Landwirtschaft Aussitzen hilft auf Dauer niemandem! Größe und Rechtsform der Unternehmen Vergleichsweise hohe Produktivität und Rentabilität! Lohnarbeit, Pachtflächen, Fremdkapital: erfordern Sicherung des Zugangs und stetige Entlohnung! Geringe Popularität, geringe Bekanntheit, geringes Verständnis! Risiko wenig zielgerichteter Unterstützung durch Politik! Anhaltende Unsicherheiten durch anhaltende Konflikte Subventionen und Regulierungen: "gut gemeint ist gleich nicht gut gemacht" 20
19 4. Globale Chancen sind regionale Herausforderungen, globale Herausforderungen sind regionale Chancen Regionale Produktion und Wertschöpfung Regionalität ohne Mehrwert ist eine Illusion! Wirtschaftlich: relative Kostenvorteile oder besondere Nachfrage Sozial: Effektivität und Effizienz Ökologisch: entlang der gesamten Kette vom Feld zum Teller Nischen sind Nischen! Es sei denn, dass Mehrwert in der Breite geschaffen werden kann Digitale Plattformen bieten Chancen die aber bezahlt werden müssen und u.u. temporär gelten! Pfadabhängigkeiten und Lernkosten berücksichtigen! Pfadbrechung und Pfadkreation erfordern Unternehmertum 21
20 5. Landwirtschaft ist auch im ländlichen Raum nur ein "kleiner Sektor" Anteil von Landwirtschaft, Forst und Fischerei <5% Quelle:
21 5. Landwirtschaft ist auch im ländlichen Raum nur ein "kleiner Sektor" Potentieller Beitrag der Landwirtschaft zur Regionalentwicklung und Daseinsvorsorge beschränkt! Beiträge sind dennoch wertvoll! Herausforderungen des ländlichen Raumes lassen sich nur mit nichtlandwirtschaftlichen Stakeholdern bewältigen Infrastrukturentwicklung (Digitalisierung) Attraktivität für Arbeitskräfte schaffen > Kindergärten, Offenheit für Migration,... Investoren gewinnen (u.u. auch für Landwirtschaft) Gesellschaftliche Akzeptanz der Landwirtschaft gewinnen Landwirtschaft braucht Kooperation statt Konfrontation! 23
22 Schlussfolgerungen Veränderung als Chance begreifen Investoren, Migration, Demographie, neue Technologien Institutionenversagen identifizieren und überwinden Sicherung gesellschaftlicher Akzeptanz braucht neue Formate Digitalisierung im ländlichen Raum braucht neue Konzepte Politik, Landwirtschaft und Wertschöpfungskette brauchen Kooperation (Beispiel Kastration) Landwirtschaft braucht Partner! Landwirtschaft muss interne Konflikte lösen, nicht aussitzen! 24
23 Was tun? 25
24 1. Wir leben in einer Zeit schnellen Wandels! 2. Wandel erfordert Resilienz durch Robustheit, Anpassungsfähigkeit, Transformierbarkeit 3. Globale wie regionale Chancen und Herausforderungen sind dort zu adressieren, wo sie wirken! 4. Globale Chancen sind regionale Herausforderungen, globale Herausforderungen sind regionale Chancen! 5. Landwirtschaft ist auch im ländlichen Raum nur ein "kleiner Sektor"! 26
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