PROTOKOLL zum 70. Gesundheitspolitischen Forum am
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- Eike Frei
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1 PROTOKOLL zum 70. Gesundheitspolitischen Forum am Medikamentensicherheit im Krankenhaus Podiumsgäste: Dr. Reli MECHTLER ao. Univ.-Prof. Dr. Anna-Christine HAUSER MMag. Maria M. HOFMARCHER-HOLZHACKER Moderation: Dr. Jan Oliver HUBER Der Moderator, Dr. Huber, umreißt das sehr klar umschriebene Thema zu Beginn. Unter Arzneimittelsicherheit versteht man Medikamente, die keine Fälschungen und nebenwirkungsarm sind sowie die Versorgungssicherheit gewährleisten. Zur Medikamentensicherheit gehört auch die Diagnose- und Anwendungssicherheit. Kurz gesagt: das Arzneimittel soll wirken und dabei so wenige Nebenwirkungen wie möglich haben. Die pharmazeutische Industrie hat für diese Aufgaben sehr eng gesteckte Rahmenbedingungen. Im weiteren Verlauf kommt das richtige Medikament nur durch die richtige Kommunikation zwischen Arzt und Patient auch zum Patienten. In Österreich ist außerdem ein hohes Maß an Versorgungssicherheit gegeben. Den Anfang der Impulsvorträge macht Frau Prof. Dr. Hauser. In einer Studie wurde veröffentlicht, dass 95% der Weltbevölkerung über mindestens ein Leiden klagt. Die Häufigkeit und Vielfalt der Leiden machen den weltweiten Bedarf an
2 Medikamenten deutlich einer Erhebung in den USA zufolge nehmen 90% der Personen über 65 Jahren mindestens ein Medikament. Viele Nebenwirkungen muss man dabei in Kauf nehmen, sofern das Medikament ansonsten sehr potent in seiner Wirkung ist. Andere Nebenwirkungen sind jedoch vermeidbar, diese beiden Typen gilt es zu unterscheiden. Fehler können überall und jedem passieren, sowohl bei der Verschreibung, der Vorbereitung und der Verabreichung. Anhand eines prägnanten Beispiels macht Frau Prof. Hauser Problemfelder im Medikamentenmanagement eines Krankenhauses deutlich: Die Medikamente des Patienten werden bei der Aufnahme durch ein Gespräch erfasst. In weiterer Folge werden diese Aufzeichnungen durch Fachärzte handschriftlich verändert und so ev. Medikationen verändert. Die PatientInnen selbst nehmen diese Veränderungen oft nicht hin und fragen nach der gewohnten Pille. Bei der Entlassung wird ein handschriftliches Rezept ausgestellt, der Patient vermisst immer noch sein gewohntes Medikament. In diesem Prozess gibt es mindestens 14 Schnittstellen mit möglichen Fehlerquellen. Je früher ein Fehler in diesem Prozess passiert, umso größer ist aber die Wahrscheinlichkeit den Fehler zu entdecken. Unter Umständen bestellt sich der Patient sein gewohntes Medikament schließlich im Internet weil er es im System nicht bekommen hat. Der Medikamentenmarkt im Internet ist zehn Mal lukrativer als der Drogenmarkt. Rezeptpflichtige Medikamente aus dem Internet sind aber zu 95% Fälschungen, dem Patienten selbst sind diese Dinge nicht bewusst. Die Medikamentensicherheit betrifft daher auch Bereiche außerhalb des KH. Für die Therapieentscheidung sind standardisierte Angaben der wirksamen Stoffe auf den Arzneimitteln wichtig. Look alikes und sound alikes unter den Präparaten führt zu Fehleranfälligkeit und sollten eingeschränkt werden.
3 Lösungsansätze kann es nur auf Struktur- und Prozessebene geben, dafür muss auch der Patient stark unterstützt werden (z.b. ein Patientenpass, der alle Medikamente auflistet). Eine weitere Fehlerquelle ist das handschriftliche Rezept, das der Apotheker unter Umständen falsch liest. Zusammenfassend ist eine umfassende Problemlösung nur durch Schnittstellenmanagement und die Unterstützung der Patienten möglich. Frau Dr. Mechtler stellt eine Strategie zur Erhöhung der Medikamentensicherheit vor das AMEDISS-Tool (Austrian Medication Safety Strategies). Es ist ein Programm zur Selbsteinschätzung der Medikationspraxis im Vergleich mit Referenzgruppen in einem umfassenden Ansatz von der Verordnung bis zur Verabreichung von Arzneien. Hinterfragt werden dabei auch die Strukturen/Rahmenbedingungen und die Organisation in Krankenhäusern. AMEDISS bildet die Ist-Situation in einem Krankenhaus ab, wodurch Risikofaktoren erkannt und Lösungsansätze erarbeitet werden können. In einer webbasierten Befragung werden Daten umfassend erhoben und analysiert. Das Tool enthält zehn Kategorien, die unter anderem Patienteninformationen, Arzneimittelinformationen und Kommunikation von Arzneimittelverordnungen umfassen. Ein wesentlicher Bereich des Tools ist auch die Patientenschulung. Diese Kategorien sind jeweils weiter unterteilt in Schlüsselelemente (Subkategorien), die wieder unterteilt sind in Statements (Items) mit je 5 Antwortkategorien. Die erfolgreiche Implementierung des Tools bedarf interdisziplinärer Teams, die sich gemeinsam mit dem Tool auseinandersetzen müssen. Der komplette Survey-Katalog wird dabei einmal vollständig von diesem Team ausgefüllt. AMEDISS soll Medikationsprozesse optimieren, diese sollen reflektiert werden um auf diese Weise auch interdisziplinär ein Bewusstsein zu schaffen. So können zielgerichtete Verbesserungsstrategien sowohl kurz- als auch langfristig
4 erarbeitet werden. Schließlich soll vor allem aber auch das Bewusstsein des Patienten gestärkt und Patientenschulungen forciert werden. AMEDISS ist derzeit bereits in zehn österreichischen Spitälern erfolgreich implementiert, die Surveys werden konstruktiv durchgeführt. Individuelle Ergebnisberichte wurden zeitnah übermittelt, in weiterer Folge wird es einen aggregierten Gesamtbericht geben. In ca. 1,5 Jahren soll die Befragung wiederholt werden um die Entwicklung über die Zeit beobachten zu können. Um das Tool weiter verbreiten zu können, erfordert es jedoch den Ausbau der Koordinationsstelle weitere Kontakte dazu sollen geknüpft werden. Im Anschluss spricht Frau MMag. Hofmarcher-Holzhacker die Finanzierung von personalisierter Medizin an. Die Zukunft ist die P4-Medizin: personalisiert, prädiktiv, präventiv und partizipatorisch. In diesem Zusammenhang hat Barack Obama vor kurzem die Precision Medicine Initiative vorgestellt, einen Präventions- und Behandlungsansatz, der individuelle Besonderheiten berücksichtigt. Im Gesundheitswesen sind insgesamt ca Personen (32% der Beschäftigten) im Forschungs- und Entwicklungsbereich beschäftigt. Die Arzneimittelausgaben sind im internationalen Vergleich zwar herzeigbar, dennoch ist die erwartete Preissteigerung bei Arzneimitteln etwa drei Mal so hoch wie das prognostizierte BIP Wachstum. Einer Studie von 2012 zufolge wirken ca. 90% der am Markt befindlichen Medikamente nur bei 40% der Personen, was etwa 350 Mrd. US-Dollar an unwirksamen Verschreibungen entspricht. Die Herausforderung ist die Finanzierung das betrifft die gesamte Arzneimittelindustrie um auch in Zukunft die Versorgung und Leistbarkeit zu
5 gewährleisten. Damit das derzeitige Arzneimittelsystem finanzierbar bleibt, müssen rasch Lösungen gefunden werden. Zum Abschluss dieses 70. Gesundheitspolitischen Forums ließ MR Dr. Gerhard Weintögl die Geschichte des Forums Revue passieren. Das ehrenamtliche Engagement von HR Prof. Dr. Robert Fischer ist ausschlaggebend für den Erfolg des Forums danke! Das Gesundheitspolitische Forum wird unterstützt von: Medienpartner:
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