Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, unserem Herrn Jesus Christus. Amen.
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- Falko Amsel
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1 EMK Sevelen Ressort Gottesdienst Predigt vom , Pfarrer Stephan Koch Predigthema: Nehmt einander an! Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, unserem Herrn Jesus Christus. Amen. Liebe Gemeinde, ich bin ja die ersten paar Jahre meines Lebens in Köln aufgewachsen, mein Vater kommt aus Köln und so war Köln immer auch ein Stück Heimat. Und deshalb gibt es so ein paar Kölner Lebensweisheiten die ich mitbekommen habe: eine dieser kölschen Lebensweisheiten lautet: Jeder Jeck is anders. Jeder Jeck is anders. Jecken sind die Narren im Karneval. Jeder Jeck hat seine Eigenheiten, hat seinen Spleen, seine besondere Art Beklopptheit. Jeder Jeck is anders. Das könnte natürlich aus einer Haltung der Gleichgültigkeit heraus gesprochen sein. Ich verstehe es so, dass die Lebensart der Kölner in einer multikulturellen Stadt damit leben muss, dass unterschiedliche Menschen zusammenleben. Mit ihren unterschiedlichen Hintergründen, unterschiedlichen Sprachen und Prägungen, unterschiedlichen Überzeugungen. Jeder Jeck is anders das Annehmen und Akzeptieren des anderen gehört zum Miteinander leben dazu. In den wirklich wichtigen Dingen, können wir uns doch einigen: wir wollen gut leben in dieser Zeit, die uns geschenkt ist. Wir wollen in Frieden leben, wir wollen eine Zukunft für unsere Kinder. Wir wollen nicht allein sein. Wie wir als christliche Gemeinde zusammenleben können, davon spricht heute unser Predigttext: Er steht im Römerbrief, im 15. Kapitel, die Verse Was in der Heiligen Schrift vor langer Zeit aufgeschrieben wurde, gilt uns, wir sollen daraus lernen. Es ermutigt und tröstet uns, damit wir unsere Hoffnung auf Gottes Zusagen setzen und daran festhalten. 5 Gott aber ist es, der uns immer wieder neuen Mut und Trost schenkt, um standhaft zu bleiben. Er helfe euch, einmütig zu sein, so wie es euch Jesus Christus gezeigt hat. 6 Dann könnt ihr alle wie aus einem Mund Gott, den Vater unseres Herrn Jesus Christus, loben und preisen. 7 Nehmt einander an, so wie Christus euch angenommen hat. Auf diese Weise wird Gott geehrt. 8 Christus kam
2 doch in diese Welt, um seinem Volk Israel zu dienen. Er erfüllte die Zusagen, die Gott ihren Vorfahren gegeben hatte. So zeigte er ihnen, dass Gott treu zu seinem Wort steht. 9 Auch die anderen Völker können Gott für seine Barmherzigkeit danken. Denn es steht schon in der Heiligen Schrift:»Ich will dich loben, alle Völker sollen es hören. Deinen Namen will ich preisen mit meinem Lied.«(Ps 18,50) 10 Ebenso heißt es: (5. Mose 32,43)»Jubelt, ihr Völker, zusammen mit seinem Volk Israel!«11 An einer anderen Stelle können wir lesen: (Ps 117,1)»Lobt den Herrn, alle Völker; preist ihn, alle Nationen!«12 Und Jesaja prophezeite:»der Trieb, der aus der Wurzel Isais hervorspriesst, wird groß werden und über die Völker herrschen. Auf ihn werden sie ihre Hoffnung setzen.«(jes 11,10) 13 Deshalb wünsche ich für euch alle, dass Gott, der diese Hoffnung schenkt, euch in eurem Glauben mit großer Freude und vollkommenem Frieden erfüllt, damit eure Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes wachse. 1. Glaube ist kein Ringkampf Liebe Gemeinde, immer wieder passiert es in Gemeinden, dass sie sich streiten und auseinander streiten. Und die Gründe für solche Streitereien sind vielfältig. Der eine liebt moderne Kirchenmusik Worship, Lobpreis, der andere steht auf Orgelmusik. Der eine will die Bibel in Luthers Übersetzung hören, der andere steht auf Hoffnung für alle. Die Kirche, die Gemeinde muss modern sein, nein, unsere Traditionen müssen bewahrt werden, daraus leben wir, sagen die anderen. In Rom gibt es zur Zeit des Paulus einen Streit, der die Gemeinde auseinanderreissen könnte: Vordergründig geht es um die Frage: Was darf ein Christ essen und was nicht? Hintergründig geht es geht um die grundsätzliche Frage, wie gelebtes Christsein auszusehen hat. Was hat ein Christ zu tun, was hat er zu lassen? Und diese Frage entzündete sich in Rom am Fleisch - Auf dem Etikett von diesem Fleisch steht: Dieses saftige Steak kommt vom Grill eines Götzenopferaltars! Denn das meiste Fleisch, das im Handel war, wurde in den Tempeln geschlachtet. Die Frage stand im Raum: Ja, darf man denn als Christ davon essen? Ist das nicht sozusagen 'okkult belastet'? Hände weg vom Götzenopferfleisch! - sagen deshalb die einen die Schwachen nennt Paulus sie. Da steckt Heidentum drin! Das könnte ansteckend sein! Damit fangen wir uns den Götzenvirus ein! So ein Quatsch!, sagen die anderen die Starken (und Paulus gehört übrigens eigentlich zu dieser Gruppe):
3 Die Götzen, das sind doch 'Nichtse', die können uns den Buckel runter rutschen. Für uns ist das ein saftiges Steak von einer Kuh. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Guten Appetit! Streit ums Steak! Die Fronten gehen quer durch die Gemeinde. Es herrscht Streit und gegenseitige Verurteilung. Die einen schimpfen auf die anderen: ihr seid zu lasch, die anderen werfen ihnen dann vor: euer Glaube ist viel zu eng. Das ist die Gefahr, die es in jeder Gemeinde gibt: dass ich dem anderen vorwerfe: weil du nicht so glaubst, wie ich, deshalb können wir nicht zusammen in einer Gemeinde sein. Die adventliche Gemeinde in Rom, die einmütig auf die Wiederkunft Jesu warten soll, ist mehr oder weniger hoffnungslos in zwei Lager gespalten und zerstritten. Aber in einer zerstrittenen Gemeinde drehen sich alle nur um sich selbst. Eine Gemeinde, die sich streitet, verliert ihre Kraft, einladend zu sein - und merkt gar nicht, wie sehr sie ein Ausfall für Gott ist. Alle reden vom Götzenopfersteak - und keiner oder kaum einer vom Auftrag Gottes; von dem Auftrag also anderen Menschen von der Liebe Gottes zu erzählen. Deshalb schreibt Paulus: 5 Gott aber ist es, der uns immer wieder neuen Mut und Trost schenkt, um standhaft zu bleiben. Er helfe euch, einmütig zu sein, so wie es euch Jesus Christus gezeigt hat. 6 Dann könnt ihr alle wie aus einem Mund Gott, den Vater unseres Herrn Jesus Christus, loben und preisen. Einmütig sollen sie sein, so wie es Christus entspricht, der in allem den Willen des Vaters getan hat. Einmundig sollen sie sein, mit einem Mund sprechen: sozusagen unisono. Unisono : das heisst in der Musik alle Beteiligten z.b. eines Orchesters spielen gemeinsam dieselbe Melodie, wenn auch in verschiedenen Oktaven. Das gibt einen vollen Klang. Unsere Streitereien und Meinungen: Moderne oder alte Musik, Katholisch, reformiert oder Methodistisch. Wir stellen falsche Alternativen auf, verzetteln uns in sinnlosem Streit und gehen so an unserem Auftrag vorbei: Das verstehen die meisten Menschen nicht mehr, wenn sich Katholiken und Evangelische streiten. Als Kirchen, auch als Kirchen in Sevelen, haben wir nur eine Zukunft, wenn wir das Gemeinsame suchen. Den Ringkampf um den richtigen Glauben gewinnt niemand. 2. Von Christus angenommen Kennt ihr Hermannsburg? Das ist ein Dorf in Niedersachsen in Deutschland, wo die Hermannsburger Mission ihren Sitz hat. Als ich auf einem Seminar dort war, gab es
4 in dem Ort verschiedene Gemeinden: es gab die katholische und die lutherische Gemeinde. Es gab dann noch die selbständig evangelischlutherische Gemeinde und die autonome selbständig evangelischlutherische Gemeinde. Was für ein Wahnsinn! Irgendwann haben sich Kirchen getrennt, weil der andere nicht richtig geglaubt, gefeiert, gebetet hat. Bring drei evangelische Christen zusammen und es gibt eine Kirchenspaltung. Wenn sich heute Christen von ihren Gemeinden trennen, dann sind es entweder Geschmacksfragen: bei der Musik, den Gebetshaltungen, bei der Gottesdienstpraxis, bei diesen Arbeitsschwerpunkten fühle ich mich in der Gemeinde nicht zu Hause und deshalb gehe ich. Oder es sind Glaubensfragen: Abendmahl, Glaubenspraxis, Hölle oder Allversöhnung. So viele Menschen es gibt, soviele Gründe gibt es sich von der Gemeinde zu trennen. Und oft sind es eben keine zentralen Fragen, wegen denen wir uns trennen, sondern Meinungen, Geschmacksfragen, Unwesentliches. Dann trennt man sich: friedlich oder mit großem Krach. Das ist aber nicht der Weg des Apostel Paulus. - Ein anderer Weg, den man gehen könnte, das wäre zu sagen: jeder Jeck is anders. Geht doch ein bisschen netter miteinander um. Aber auch das ist nicht der Weg, den Paulus gehen will: Paulus sagt: Gott aber ist es, der uns immer wieder neuen Mut und Trost schenkt, um standhaft zu bleiben. Er helfe euch, einmütig zu sein, so wie es euch Jesus Christus gezeigt hat. Die Lösung für das neue Miteinander in Rom und die geistliche Einheit der Christen liegt in Gott selber. Eine zerstrittene Gemeinde muss aufhören, auf sich selbst zu sehen. Stattdessen muss sie auf Gott sehen, auf seine Hilfe hoffen. Eine zerstrittene Gemeinde muss aufhören, sich über Meinungen in den Haaren zu liegen - und sich stattdessen gemeinsam auf den Weg zu Jesus zu machen. John Wesley war davon überzeugt: Im Wesentlichen Einheit, in allem Anderen Freiheit, über allem die Liebe. Weil Christus die Menschen angenommen und aufgenommen hat, mit ihnen gegessen und getrunken hat, ihr Leben geteilt hat, deshalb schreibt Paulus: 7 Nehmt einander an, so wie Christus euch angenommen hat. Auf diese Weise wird Gott geehrt. Das ist der Schlüssel zur Einheit in Gemeinde und Kirche: Jesus Christus nimmt uns an - er nimmt uns an wie wir sind. Er nimmt seine zerstrittenen Kinder in den Arm, es gibt keine Gesinnungsprüfung, ob jemand den richtigen Glauben hat. Jesus interessiert in erster Linie nicht so sehr, welche Meinung und welche Angewohnheit wir haben das ist zwar nicht unwichtig - aber zweitrangig. Ihn interessiert zuallererst, dass wir seine Gemeinschaft suchen
5 und finden. Er geht auf Menschen zu und nimmt sie bedingungslos an. Und dann kann es passieren: Dass Menschen, dass wir nicht so bleiben, wie wir sind. Aber was nicht geschieht ist, dass alle so werden wie ich und wie ich sie gerne hätte. Annehmen das Wort, das da steht bedeutet auch aufnehmen: das heisst eigentlich, ganz konkret und praktisch: nehmt auch die bei euch auf in euren Hauskreisen und Hausgottesdiensten, die anders glauben, als ihr glaubt. Esst mit ihnen zusammen. Feiert mit ihnen zusammen Gottesdienst und Abendmahl. So wird Gott geehrt. Das heisst nicht, dass in Rom die Schwachen jetzt Starke werden müssten (oder umgekehrt). Wir sollen aber zusammen unterwegs sein, die Schwächen des anderen mittragen. Und wir müssen nicht in allem einer Meinung sein, wenn wir nur zusammen mit einem Mund Gott loben. 3. Unsere gemeinsame Hoffnung Vor Jesus werden alle Unterschiede der Meinungen in ein neues Licht gerückt. Durch Jesus sollen wir es lernen, mit einer anderen Massstab zu messen: nicht mehr mit dem Massstab unserer Meinung, nicht mit dem Massstab unseres christlichen Lebensstils, sondern mit dem Massstab von Gottes Liebe. Ich habe zu erkennen und zu respektieren, dass Gott mit jedem Christen einen anderen Weg geht, manchmal auch einen mir selber sehr fremden. Jeder macht andere Erfahrungen, hat einen anderen Blick auf Gott. Gott hat sich zuerst Israel ausgesucht, weil er es liebt. Für Israel galten seine Verheissungen. Aber jetzt sagt Paulus, jetzt können sich auch die Heiden, die Völker freuen. Und die Antwort auf Gottes Zuwendung ist nicht eine theologische Diskussionsrunde, kein Streitgespräch um rauszukriegen, wer von uns richtig glaubt. Die Antwort auf Gottes Liebe ist loben, jubeln, feiern. Wir sind zusammen unterwegs, nicht weil wir uns alle so liebhaben. Das mag es auch geben, ist aber nicht der Grund für unser gemeinsames Unterwegssein. Grund dafür, dass wir hier zusammenkommen, ist dass Gott uns liebt und uns durch Christus neues Leben schenkt, einen neuen Geist. Und so wie seine Verheissungen für Israel galten und gelten, so gelten sie auch für uns: Gott wirbt um seine verlorenen Kinder. Gott geht mit uns treu durch dick und dünn. Und Jesus ist Gottes ausgestreckte Hand. Und wir dürfen hoffen. Hoffnung ist auf Zukunft hin ausgerichtet, lebt auf Zukunft hin, streckt sich aus nach der Zukunft. Wir hoffen auf den, der kommt. Wir hoffen darauf, dass diese Welt eine andere werden kann. Wir
6 hoffen darauf, dass wir uns ändern können. Wir hoffen darauf, dass diese dem Tode verfallene, gottlose Welt zu dem Leben findet, dass Gott uns schenken will. Deswegen feiern wir Weihnachten. Wir alle leben im Zeichen dieser Hoffnung. So können wir beten, wie es Paulus getan hat: Der Gott der Hoffnung aber erfülle uns mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass wir (unterschiedlichen) Menschen immer reicher werden an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes. Amen
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