Börsengänge: Kampf ums Kapital
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- Dörte Bösch
- vor 8 Jahren
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1 Börsengänge: Kampf ums Kapital 1. Kompetenzen Die Schülerinnen und Schüler sollen sich wesentliche Merkmale von Börsengängen sowie die hiermit von Unternehmen verfolgten Zielsetzungen erschließen. 2. die aktuelle Entwicklung von Börsengängen in Europa sowie die größten Einflussfaktoren herausarbeiten. 3. die Anlageform Aktie mithilfe der Kriterien Liquidität, Sicherheit und Rentabilität analysieren. 2. Aufgaben 1. Beschreiben Sie mithilfe der folgenden Leitfragen, was bei einem Börsengang passiert: Wer gibt Aktien aus? Welche Ziele werden hiermit verfolgt? Wo werden die Aktien platziert bzw. gehandelt? Welche Akteure sind beteiligt? Wer fragt Aktien nach? Wie werden Aktienkurse gebildet? etc. 2. Fassen Sie die aktuelle Entwicklung der Börsengänge in Europa zusammen. Benennen Sie die derzeit prominentesten Beispiele und ermitteln Sie die Herkunft der entsprechenden Aktiengesellschaften. 3. Erschließen Sie sich die wesentlichen Faktoren, die die derzeit zu beobachtenden Prozesse beeinflussen. 4. Erörtern Sie, weshalb der Hinweis von Experten, gerade bei Technologiewerten sei die Stimmung in Deutschland und Europa so gut wie seit dem Tech-Boom um die Jahrtausendwende nicht mehr, auch als Warnung verstanden werden kann. 5. Analysieren Sie die Anlageform Aktie mithilfe der Kriterien Liquidität, Sicherheit und Rentabilität. Stellen Sie Vergleiche zu anderen gängigen Anlageformen auf und überprüfen Sie, inwieweit Aktienkäufe für Privatanleger sinnvoll sein können. 1
2 Börsengänge: Kampf ums Kapital Nach dem fulminanten Börsenstart von Alibaba erfasst der Hype jetzt auch Deutschland. Die Emission von Scout24 dürfte 750 Millionen Euro erlösen. Weitere 50 Platzierungen werden dieses Jahr in Europa noch erwartet Das hätte sich Telekom-Chef Tim Höttges nicht träumen lassen. Anfang des Jahres verkaufte er 70 Prozent des Onlineportals Scout 24 für 1,5 Milliarden Euro an US- Finanzinvestoren. Nur neun Monate später geht Scout 24 in der zweiten Oktoberwoche an die Börse. Die Eigentümer fordern für ein Aktienpaket von rund 25 Prozent mindestens 750 Millionen Euro, erfuhr das Handelsblatt aus Finanzkreisen. Aus heutiger Sicht hat Höttges ein schlechtes Geschäft gemacht. Offenbar unterschätzte der Telekom-Chef, welchen Hype der Börsengang des chinesischen Internetkonzerns Alibaba auslösen würde. Alibaba-Chef Jack Ma hat am Freitag in New York mit einem Emissionserlös von 25 Milliarden Dollar nicht nur den größten Börsengang (IPO) aller Zeiten über die Bühne gebracht, den die Investoren am ersten Handelstag mit einem Kurssprung von 30 Prozent begrüßten. Der Alibaba- Erfolg löste auch in Europa eine geradezu euphorische Stimmung aus. Das Klima für Börsengänge ist so gut wie lange nicht mehr. In Europa erwarten wir bis zum Jahresende noch bis zu 50 IPOs, sagt Klaus Fröhlich, bei der US- Investmentbank Morgan Stanley verantwortlich für das deutsche Kapitalmarktgeschäft. Bereits in den ersten sechs Monaten 2014 gab es 213 Neuemissionen - ein Plus von 76 Prozent gegenüber der ersten Jahreshälfte Im Moment regnet es Brei, und alle halten den Löffel raus, sagt ein Bankmanager. Der Kampf ums Kapital ist voll entbrannt. Am 8. oder 9. Oktober will das Start-up-Unternehmen Rocket Internet an die Frankfurter Börse gehen, erfuhr das Handelsblatt aus Finanzkreisen. Angestrebter Emissionserlös von Rocket Internet, das Internetunternehmen in verschiedenen Ländern aufbaut: ebenfalls 750 Millionen Euro. Federführend bei der Emission sollen die Banken Morgan Stanley, Berenberg und JP Morgan sein. Der Online- Versandhändler Zalando will bei seinem Börsengang im Oktober 630 Millionen Euro frisches Kapital einnehmen. Europa steht in diesem Jahr hervorragend da und hat im ersten Halbjahr sogar höhere Emissionsvolumina von Börsengängen, Umplatzierungen von Aktien und Kapitalerhöhungen gesehen als die USA, sagt Christoph Stanger, Leiter des europäischen Aktienemissionsgeschäfts bei der US-Bank Goldman. Das habe es seit Jahrzehnten nicht gegeben. Experten betonen, gerade bei Technologiewerten sei die Stimmung in Deutschland und Europa so gut wie seit dem Tech-Boom um die Jahrtausendwende nicht mehr. Das allerdings kann man auch als Warnung verstehen. [ ] 2
3 Den Markt für Aktienemissionen stützt die Europäische Zentralbank mit ihrer Politik des billigen Geldes. Die Liquiditätsschwemme bleibt der Treibstoff für die Rekorde an den Aktienbörsen. Eine Übertreibung sieht Deutschbanker Madjlessi trotz der hohen Kurse nicht. Ich würde das derzeitige Bewertungsniveau als attraktiv bezeichnen. Von einer Überhitzung kann nach meiner Einschätzung derzeit nicht die Rede sein, ergänzt er. Wer in den vergangenen Monaten bei IPOs zugegriffen hat, fuhr damit jedenfalls nicht schlecht. Im ersten Halbjahr stiegen die Kurse von Neuemissionen um fünf bis sieben Prozent - und damit mehr als der Deutsche Aktienindex. Die Kapitalmarktexperten hoffen, dass sich Fehler aus dem Internetboom um die Jahrtausendwende jetzt nicht wiederholen. Besonders am Neuen Markt war es damals zu panikartigen Käufen gekommen, bevor die Blase unausgegorener Geschäftsmodelle platzte. Heute würden sich Fonds und Profi-Anleger aus den USA und Europa die Geschäftsmodelle genau ansehen, bevor sie Geld lockermachen. Es wird weitere Börsengänge geben, solange das ökonomisch-politische Umfeld sich nicht deutlich verschlechtert. IPOs wie Alibaba bleiben aber Sonderfälle, da sich nur eine überschaubare Anzahl von Unternehmen mit annähernd vergleichbarer Story in Privatbesitz befinden, glaubt Hans-Jörg Ziegenhain, Partner bei der Kanzlei Hengeler Mueller. Quelle: Landgraf, R./Köhler, P., Handelsblatt, Nr. 182, , 1/4 3
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