Illustrierende Aufgaben zum LehrplanPLUS. Fachoberschule/Berufsoberschule, Evangelische Religionslehre, Jahrgangsstufe 13.

Transkript

1 Fragender Glaube Jahrgangsstufen 13.1 Fach/Fächer Übergreifende Bildungsund Erziehungsziele Zeitrahmen Evangelische Religionslehre Interkulturelle Bildung, Kulturelle Bildung 3 Unterrichtsstunden Benötigtes Material Kompetenzerwartungen Die Schülerinnen und Schüler beschreiben Anlässe, in denen Anfragen an die Existenz Gottes entstehen können, und diskutieren unterschiedliche Umgangsweisen mit solchen Anlässen und Anfragen. Die Schülerinnen und Schüler formulieren präzise eine Anfrage an die Existenz Gottes Aufgabe Heute ist der Tag, an dem Sie als Klasse einen Wanderausflug unternehmen. Um diese Wanderung zu etwas Besonderem werden zu lassen, findet am Ende ein Paragleitsprung vom Gipfel des Berges statt. Sie machen sich auf den Weg zum Treffpunkt, von wo aus die Wanderung starten soll. Dazu nehmen Sie natürlich auch einen Rucksack mit, der mit Proviant sowie 40 Gottesbildern und -vorstellungen gefüllt ist. Am Treffpunkt merken Sie, dass der Rucksack für die Wanderung in die Berge viel zu schwer ist und entscheiden sich, die Hälfte vom Inhalt zurück zu lassen. Dafür sollen 20 Karten aussortiert werden, die für Ihre persönliche Gottesvorstellung keine oder eine sehr untergeordnete Rolle spielen bzw. gespielt haben. ( Schüler legen 20 Karten zur Seite) Die Wanderung geht los und nach kurzer Zeit merken Sie, dass zwar der Weg nicht lang, aber sehr steil ist. In Absprache mit ihren Wanderkameraden entscheiden Sie sich, weitere 10 Karten der Gottesbilder und - vorstellungen auf dem Weg liegen zu lassen, um den Rucksack und damit den Aufstieg zu erleichtern. M1 ( Schüler legen 10 Karten zur Seite) Nach zwei Stunden kommen Sie am Zielpunkt an und genießen die wunderbare Aussicht. Von dort aus wird der Paragleitsprung auch starten. Sie werden kurz in die wichtigsten Regeln eingeführt, die bei dem Sprung zu beachten sind. Je leichter die Personen und das Gepäck sind, umso länger kann man gleiten. Sie entscheiden sich, für den Flug Ihres Lebens die fünf wichtigsten Gottesbilder oder -vorstellungen mitzunehmen, die im bisherigen Leben und wahrscheinlich in der Zukunft für Sie eine Rolle spielen bzw. spielen werden. ( Schüler legen 5 Karten zur Seite) Seite 1 von 7

2 Gottesbilder und -vorstellungen: Liebe Hoffnung Vertrauter Freund Vater Herr Hirte Wegbegleiter Zuhörer Sonne Licht Beschützer Allmächtiger Bruder Schöpfer Retter König Wahrheit Leben treu Heiliger undurchschaubar verborgen rätselhaft Fels strafend geheimnisvoll Mitmensch Vorbild gnädig unsichtbar fern unnahbar unbegreiflich unfassbar Beobachter Helfer Jesus Ich bin da Fremder Seite 2 von 7

3 Schreibgespräch M2 Gibt es Gott? Warum? Hausaufgabe: M3 Untersuchen Sie die Tageszeitung oder aktuelle Nachrichtenbeiträge im Internet, ob die Anfragen an Gott gerechtfertigt sind. Passende Zeitungsartikel und Beiträge aus dem Internet oder anderen Unterrichtsfächern sollen für die nächste Unterrichtsstunde mitgebracht werden. Hinweise zum Unterricht M1: M1 ist ein möglicher Einstieg in den Lernbereich Fragender Glaube. Die Schülerinnen und Schüler bilden Kleingruppen von max. vier Personen und erhalten Gottesbilder und - vorstellungen (ca. 40 Stück) auf einzelnen Karten, die auf die persönlich wichtigsten 5 Karten reduziert werden sollen. Dabei findet die Reduzierung in drei Phasen statt, die jeweils mit einer vorgelesenen Geschichte durch die Lehrkraft untermalt werden. Seite 3 von 7

4 Mit dieser Methode verdeutlichen sich die Schülerinnen und Schüler ihre eigene Gottesvorstellung in der Diskussion mit den Gruppenmitgliedern. Damit wird das Thema der 12. Klasse (12.1 Gott in Beziehung) aufgegriffen und bietet die Grundlage für das Erreichen der Kompetenzerwartungen dieses Lernbereichs. Für diese Methode sollten mindestens Minuten eingeplant werden. Innerer Kern dieses Vorgehens ist die Diskussion untereinander, dem durch größere Zeitfenster Raum gegeben werden sollte. So ist es ratsam, den Schülerinnen und Schülern in den einzelnen Phasen Zeitvorgaben mitzugeben, um ihnen zu signalisieren, dass sie für Diskussionen Zeit haben und nicht vorschnell antworten. Wenn jede Gruppe am Ende fünf Gottesbilder oder -vorstellungen gefunden hat, sollte das Ergebnis im Plenum vorgestellt werden. Dabei ist es auch interessant zu wissen, wie die Entscheidungsfindung stattgefunden hat: Waren sich immer alle einig, worüber wurde viel diskutiert In der Regel bleiben keine Negativ-Begriffe übrig. Je nachdem, welchen Themenbereich (Theodizee, Naturwissenschaft und Glaube ) die Lehrkraft in der zweiten Kompetenzerwartung anstrebt, können einzelne Begriffe in den Folgestunden wieder aufgegriffen werden. Sehr häufig bleibt der Gottesbegriff Liebe unter den letzten fünf Begriffen der Schülerinnen und Schüler, was zum Beispiel für die Theodizee-Thematik als Kontrast zum Leid auf der Welt verwendet werden kann. M2: Beim Schreibgespräch erhalten die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen (max. 4 Personen) ein DIN-A3- Blatt, auf dem die Wolke mit den zwei Fragen in der Mitte abgebildet ist. Dieses Blatt befindet sich in der Mitte des Gruppentisches und die Schülerinnen und Schüler beantworten zunächst die Fragen für sich selbst an jeweils einer Ecke dieses Blattes. Anschließend dürfen die Aussagen und Meinungen der anderen wiederum schriftlich auf diesem Blatt kommentiert werden. Wichtigstes Gebot für diese Methode ist, dass während der gesamten Arbeitsphase nicht miteinander gesprochen werden darf. Alles soll schriftlich auf dem Papier geschehen. Die Methode räumt allen Schülerinnen und Schülern (auch den Introvertierten) die Möglichkeit ein, ihre Meinung schriftlich zu äußern. Die Komplexität und die Schwierigkeit der Fragen wird durch die Verschriftlichung abgefedert, da jeder Zeit hat, sich die einzelnen Worte der eigenen Meinung gut zu überlegen. Die Gruppen sind in der Regel sehr heterogen, was für die Diskussion auf dem Blatt nützlich ist. Bei der kontroversen Auseinandersetzung werden Anfragen an die Existenz Gottes formuliert und Situationen als Beispiel gebracht, in denen diese Anfragen relevant werden. Dabei müssen die Schülerinnen und Schüler auf unterschiedliche Sichtweisen reagieren und bieten damit gleichzeitig eigene Umgangsweisen (unabhängig von bestehenden theologischen und philosophischen Ansätzen), wie mit Anfragen umgegangen werden kann. Am Ende des Schreibgesprächs werden die Blätter unter den Gruppen getauscht, was Unterschiede und Gemeinsamkeiten sichtbar macht. Die Anfragen und Umgangsweisen, die im Schreibgespräch genannt wurden, können nun im Plenum mit Hilfe eines Tafelbildes strukturiert werden. Ausgewählte Beispiele dieser Umgangsweisen werden dabei im Unterricht diskutiert und auf ihre Sinnhaftigkeit und Praktikabilität hin hinterfragt. Hierbei sollte als Ergebnis die Notwendigkeit einer intensiveren Auseinandersetzung (in Form von z.b. theologischen, philosophischen und anderen Beiträgen) herausgearbeitet werden. Seite 4 von 7

5 unterstützt durch Persönliche Vorstellung zur Existenz Gottes wird in Frage gestellt durch Glaubensberichte und -erfahrungen von Menschen Komplexität der Schöpfung Spontan: Umgangsweisen mit Anlässen und Anfragen Leid / Naturkatastrophen Wissenschaft/Evolution fehlende Beweise Religionsvielfalt Intensivere Auseinandersetzung Unsicherheit Sturheit/Ignoranz Trotz Offene Diskussion Schuldzuschreibung Suche nach Erklärungen/Beweisen/Belegen Bildung einer fundierten eigenen Meinung Eigene Meinung hinterfragen; Vergleich mit anderen Meinungen M3: Die als Hausaufgabe mitgebrachten Artikel ergeben das Spektrum der Möglichkeiten, welche konkrete Anfrage an die Existenz Gottes (Theodizee, Vereinbarkeit von Naturwissenschaft und Glaube, atheistische Positionen, Agnostizismus) in den nächsten Unterrichtsstunden in den Fokus gerückt werden soll. Ein mitgebrachter Artikel soll damit als Grundlage für die Folgestunden dienen und die Handlungssituation stellen. Hierbei ist es möglich, durch den Rückgriff auf die verbliebenen Karten von M1 (z.b. Liebe ) eine konkrete Anfrage an die Existenz Gottes (z.b. Wie kann ein liebender Gott in einer leidvollen Welt verstanden werden? ) entstehen zu lassen. Beim Thema Naturwissenschaft und Glaube könnte die Begriffskarte Schöpfer herangezogen werden. Sehr häufig ergibt sich bei den mitgebrachten Artikeln das Leid in der Welt und damit die Theodizee als Anfrage an die Existenz Gottes. Aus diesem Grund wird im weiteren Verlauf die Vereinbarkeit von Gott und Leid in den Fokus gestellt. Hierbei könnte zum Beispiel durch den Rückgriff auf die verbliebenen Gottesbilder und - vorstellungen aus M1 die Einführung in die Theodizee stattfinden und folgendes Tafelbild entstehen: Liebender Gott (Allmächtiger, Freund, Beschützer, ) Leid in der Welt Anfrage: Wie kann die Existenz Gottes in einer leidvollen Welt verstanden werden? THEODIZEE Sollten die Schülerinnen und Schüler zu wenig geeignete Beiträge aus dem Internet oder anderen Unterrichtsfächern in den Unterricht mitbringen, dann können folgende fiktiven Zeitungsartikel als ergänzende Arbeitsgrundlage für das Thema Theodizee dienen: Seite 5 von 7

6 Zeitungsartikel Meldungen - Notizen Seite 6 von 7

7 Beispiele für Produkte und Lösungen der Schülerinnen und Schüler Beispiel zu M2: Anregung zum weiteren Lernen Zu der gemeinsam ausgewählten Anfrage sollten im Anschluss passende Beiträge aus Theologie, Philosophie und Naturwissenschaft erarbeitet werden. Dabei ist es wichtig, dass nach der Erarbeitung aus Sicht des jeweiligen Autors die formulierte Anfrage aus M3 reflektiert wird. Zur Theodizee ist zum Beispiel empfehlenswert, Gottfried Wilhelm Leibniz mit dem Text zur besten aller möglichen Welten als philosophischen Beitrag zu erarbeiten (Mögliche Quellen: html; Leibniz, Gottfried Wilhelm: Die Theodicee. Philosophische Werke. Vierter Band. Felix Meiner Verlag. Leipzig S. 101 ff.). Er ist einer der wenigen Philosophen, die einen ganzheitlichen Ansatz bieten, indem er nicht nur Kritik an anderen Meinungen übt, sondern auch eine eigene Theorie liefert. Nach der Erarbeitung wäre es möglich, aus Sicht von Leibniz die Schülerinnen und Schüler einen Leserbrief zu der eigenen Anfrage schreiben zu lassen. Nach der Erarbeitung verschiedener Beiträge aus den unterschiedlichen Wissenschaften sollte die eigene Anfrage an Gott neu reflektiert und Antwortversuche formuliert werden. Seite 7 von 7