Franz Zauleck OLGA BLEIBT OLGA. Ein Stück für zwei Schauspieler, ein Bett und viele Puppen
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- Renate Seidel
- vor 8 Jahren
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1 Franz Zauleck OLGA BLEIBT OLGA Ein Stück für zwei Schauspieler, ein Bett und viele Puppen 1
2 henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH 2003 Als unverkäufliches Manuskript vervielfältigt. Alle Rechte am Text, auch einzelner Abschnitte, vorbehalten, insbesondere die der Aufführung durch Berufs- und Laienbühnen, des öffentlichen Vortrags, der Buchpublikation und Übersetzung, der Übertragung, Verfilmung oder Aufzeichnung durch Rundfunk, Fernsehen oder andere audiovisuelle Medien. Das Vervielfältigen, Ausschreiben der Rollen sowie die Weitergabe der Bücher ist untersagt. Eine Verletzung dieser Verpflichtungen verstößt gegen das Urheberrecht und zieht zivil- und strafrechtliche Folgen nach sich. Die Werknutzungsrechte können vertraglich erworben werden von: henschel SCHAUSPIEL Marienburger Straße Berlin Wird das Stück nicht zur Aufführung oder Sendung angenommen, so ist dieses Ansichtsexemplar unverzüglich an den Verlag zurückzusenden. F1 2
3 Der und die kleine Kuh liegen auf dem Bett, draußen Regen. Nach und nach werden das Bett, die Kissen, Laken und Matratzen Wolke, Wald, Baum, Grube und Haus. Die Nachttischlampe ist Sonne und Mond. Puppen, Stofftiere, Taschentücher, Bücher, Keksschachteln, Spielzeugkoffer, Nachttopf etc. werden Spielfiguren und Requisiten. Das regnet! Zum Blödewerden. Dagegen gibt es ein Mittel. Gegen Regen? Gegen Blödewerden. Du willst mir eine Geschichten erzählen. Es hilft! Nicht wieder die Geschichte von der Feuerschlange in Sumatra, die Wasser speit! Es war eine Wasserschlange. Die konnte Feuer speien! Hundertmal erzählte Geschichten! Das regnet! Gut, dann erzählst du. Ich? Solange es regnet. Eine einfache Geschichte. Aber sie muß wahr sein. Eine einfache Geschichte? Und wahr! Zum Beispiel, warum Kuhkacke grün ist. (Lacht.) Kann ich immer wieder hören. Kuhkacke, Kuhkacke! (Lacht.) Ich mach mir in die Hosen! (Pause.) Weißt du, warum alle Kühe bunt sind? Bunt? Gefleckt, fleckig und gescheckt. Es gibt Kühe, die sind nur schwarz. 3
4 Gibt es nicht! Es gibt welche, die sind nur braun. Gibt es nicht! Es gibt aber Kühe, die nur weiß sind. Gibt es nicht! Ich habe sie gesehen! Du hast nicht genau hingesehen. Du weißt, was ich gesehen habe! Ich weiß, was du nicht gesehen hast. Die Flecken. Hier. Hat jede Kuh: Flecken. Du vielleicht. Jede. Die braune Kuh hat schwarze Flecken. Oder weiße. Oder weiße und schwarze. Die weiße Kuh hat braune Flecken. Oder schwarze. Oder schwarze und braune. Die schwarze Kuh hat... Ich hab blaue Flecken. Die Flecken können ganz klein sein. So klein. Wie der. Du mußt ganz nah herangehen. Siehst du? Hier. Wenn ich ganz nah rangehe! Sehr klein. Fleck ist Fleck. Früher gab es in unserer Gegend nur weiße Kühe. Spinne ich? Du hast eben noch gesagt, es gibt keine weißen! Ich habe gesagt: f r ü h e r! Du mußt zuhören! Früher nur weiße und heute? Nur bunte. Ist doch nicht so schwer! Du willst mir eine Geschichte erzählen? Wenn du keine Lust hast... 4
5 Papa Papa Mama Papa Doch, doch. Ich höre. Solange es regnet. Also: Früher waren die Kühe in unserer Gegend alle weiß. Ganz und gar weiß. Nur das Euter war ein wenig rosa. Sonst alles weiß. Und die Hörner? Weiß! Die Hufe auch? Weiß, weiß, weiß! Kann ich jetzt anfangen? Ich habe spitze Ohren. Eines Tages also hatte eine Kuh ein Kälbchen geboren. Es war ein Mädchen. Papa kam angelaufen und sah ins Steckkissen. Ein Steckkissen? Vor Zeiten steckten die Kühe ihre Kälbchen in Steckkissen. Hm. Früher war das so! Also: Papa kam angelaufen. Und sah ins Steckkissen. Tja, sagte Papa, sehr schön. Was heißt tja?, fragte Mama. Das Kind ist schwarz. Vom Scheitel bis zum Huf. Kohlraben-schwarz. Bis zum Huf konnte er nicht sehen. Das Kind steckte im Steckkissen. Mann! Er hat es rausgenommen! Das Kind ist schwarz, sagte Papa. Schwarz wie die Nacht. Das Kind ist niedlich. Es ist gesund. Und es ist etwas Besonderes. So ein Kind hat keiner. So ein Kind hat keiner. Sie gaben dem Kind den Namen. 5
6 ? Kenne ich. Du kennst die Geschichte? Ich kenne. auf der Wolga. Bei mir ist sie nicht schwarz sondern blau. Und es ist keine Kuh, sondern eine Barkasse. Eine Barkasse! Sie hatte eine Schiffsschraube. Eine Kuh mit Schiffsschraube! Wunderbar! Wer redet von einer Kuh? Ich rede von einer Kuh. Aber ich kann es auch lassen. Dich interessiert meine Geschichte nicht. Nicht einschnappen! Du hast nicht erzählt, wie Mama, Papa und lebten. Hatten sie ein Haus? Mama, Papa und hatten ein kleines Haus. Rotes Dach, gelbe Tür. Im Haus waren Küche, Klo, Schlafzimmer, Kinderzimmer und Wohnzimmer. Im Wohnzimmer stand der Fernseher. Was siehst du mich so an? Im Wohnzimmer stand der Fernseher. Wo sollte er sonst stehen? Und Mama guckte abends Meuterei auf der Bounty oder Fangdiekuh? Sie hatten es schön. hatte ein nettes Kinderzimmer. Willst du die Geschichte hören, oder möchtest du noch wissen, wie das Klo aussah? Das Klo interessiert mich nicht. Ich bin. Ich brauche kein Klo. Naja! wuchs heran. Und als sie zehn Tage alt war... Wie alt wird eine Kuh? 6
7 Wie alt wird ein! Zehn Tage? Da ist sie ja so klein wie ein Pinguin. Pinguin! Mit zehn Tagen sind Kühe große Kinder. Können sprechen, sich selber anziehen, Zähneputzen und Hinternabwischen. Mit zehn Tagen Hinternabwischen! Allerhand! Ist das bei n anders? n mit zehn Tagen? Kacken voll in die Hosen! war zehn Tage alt, und Mama sagte... Mama Ein Mädchen Ein Junge Ein Mädchen Ein Junge Ein Mädchen Kinder Du bist groß,. Du kannst draußen spielen. Draußen sind Kinder. Die Luft wird dir guttun. Ja, Mama. Kinder und Luft. Das wird mir guttun. ging vor die Tür und sagte: Guten Tag, ich bin! Die Kinder erstarrten und sahen stumm an. Ich bin zehn Tage alt. Kann ich mitspielen? Du bist schwarz! Ich weiß. Nicht weiß! Schwarz! Schwarz muß sich waschen! Das Spiel kenne ich nicht. Das ist kein Spiel! Du sollst dich waschen! Stinkekuh! Ich bin gewaschen. Ich stinke nicht. Schwarz ist häßlich. Schornsteinfeger! (Singen und lachen.) Schornsteinfeger, Stinkekuh! Schornsteinfeger, Stinkekuh! 7
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