Außergerichtliche Konfliktlösung durch Mediation
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- Gerhard Stieber
- vor 8 Jahren
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1 Außergerichtliche Konfliktlösung durch Mediation Extrajudicial conflict resolution through mediation M. Götz 1 Zusammenfassung Konfliktlösung durch Kommunikation. Unter den verschiedenen Formen der außergerichtlichen Konfliktbewältigung nimmt die Mediation einen besonderen Platz ein. Die Mediation hebt sich dabei durch Selbstbestimmung, Freiwilligkeit und Wirtschaftlichkeit ab. Der Vortrag beschreibt Vorteile, Verfahren und Grenzen der Wirtschaftsmediation. Das Prinzip besteht in der Einschaltung eines neutralen Dritten, der ohne eigentliche Entscheidungsgewalt den Konfliktparteien auf dem Weg zu einer Einigung hilft. Der Mediator ist dabei die maßgebliche und auch die unwichtigste Person im Verfahren. Durch Verhandlungen kann im Mediationsverfahren die für beide Konfliktparteien bestmögliche Problemlösung ausgehandelt werden. Der Beitrag weist auf die besondere Eignung der Mediation zur Lösung von Problemen im Konfliktfeld zwischen Bergbau und Umwelt hin. Abstract Conflict resolution through communication. Among the means of extrajudicial conflict resolution, mediation takes a special position. It emphasises self-determination, voluntary compromise and economic efficiency. This presentation highlights advantages, methods and limits of the Economic Mediation. It is based upon the involvement of a neutral third party, who helps the conflict parties to settle/resolve a problem, without having actual decision authority. Thus, the mediator plays a relevant but also the less important role in the procedure. In a mediation procedure it is possible to find a solution that best fits both parties through negotiations. The presentation emphasizes the special suitability of mediation to solve problems in the conflict area between mining and ecology. 1 Sachverständigenmediator (IHK), Schmiedestraße 29, D Markkleeberg goetz@mediation-goetz.de, Tel: + (49) (d), Fax: + (49) (d) Graphik:
2 Einleitung Wer in einer Beziehung mit einem Partner lebt, kennt Streit. Nichts geht ohne Reibung, dass ist nicht nur eine fundamentale Erkenntnis der Geotechnik. Wenn Partner einer Beziehung miteinander streiten, werden sie nur sehr selten am nächsten Tag den Scheidungsrichter aufsuchen. Eher schläft man eine Nacht darüber, spricht sich am nächsten Tag miteinander aus oder berät sich mit Freunden. Bei Wirtschaftskonflikten wird oft der entgegengesetzte Weg bestritten. Schnell wird versucht, dass vermeintliche Recht auf juristischem Weg geltend zu machen. Aber dieser Weg kostet Nerven, kostet Zeit, kostet häufig viel Geld und endet nicht selten mit allgemeiner Unzufriedenheit. In den letzten Jahren hat sich in vielen Bereichen als Alternative zum Gang vor das Gericht mehr und mehr das Verfahren der Mediation in der Konflikt- und Streitbewältigung bewährt. Und es lohnt sich zu fragen: Was ist Mediation? Was kann Mediation? Wo kann Mediation eingesetzt werden? Verfahren Mediation ist ein strukturiertes, und freiwilliges Verfahren, das konstruktiv zur Beilegung von Streitigkeiten führen soll. Die Konfliktseiten, auch Medianten genannt, wollen mit Unterstützung einer dritten neutralen Person, dem Mediator, zu einer einvernehmlichen Vereinbarung gelangen. Das Verfahren der Mediation selbst ist dabei nicht öffentlich.
3 Die Mediation grenzt sich grundsätzlich von Gerichtsverfahren ab. Die Mediation ist auch weder ein Schiedsgericht noch eine Gütestelle oder eine Schlichtung. Bei der gerichtlichen Auseinandersetzung werden Rechte retrospektiv, also mit Blick zurück auf die Vergangenheit, entschieden. Gerichtsentscheidungen sind daher nur sehr selten mit zukunftsweisenden Elementen ausgestattet. Mediationsverfahren sind immer zukunftsorientiert. Die Geschichte des Konfliktes oder die persönlichen Anteile an der Konflikteskalation treten im Verfahren in den Hintergrund. Gefundene Lösungen entsprechen daher den Bedürfnissen und Interessen beider Seiten gleichermaßen. Mediationsverfahren bauen auf folgenden Grundsätzen auf: Selbstbestimmtheit und Freiwilligkeit der Konfliktparteien interne Transparenz externe Vertraulichkeit kein Diktat durch Dritte Erarbeitung einer Gewinner-Gewinner-Vereinbarung. Der Mediator ist dabei die maßgebliche und auch die unwichtigste Person im Verfahren. Mediationsverfahren können erfolgreich sein, wenn der Mediator strikt neutral und unbefangen auftritt motivierend und vermittelnd auf die Konfliktparteien bei der Suche nach Lösungsoptionen einwirkt durch Expertenwissen den Konflikt versteht und ein fallbezogenes Konfliktlösungsdesign erarbeiten kann. Grundlagen Mediation ist keine Erfindung der Neuzeit. Mediation hat ihre Geschichte und Mediation hat wissenschaftliche Grundlagen. Konfliktlösung durch Vermittlung findet in unserem Kulturkreis seit mehreren Jahrhunderten Anwendung. So wurde zum Beispiel im Jahr 1641 der venezianische Adlige und Diplomat Contarini als Vermittler für die Verhandlungen zum Westfälischen Frieden in Münster bestimmt. Contarini wird im Vertragswerk ausdrücklich als Mediator erwähnt. Auch der Österreich-Ungarische Ausgleich von 1867 wird in den Geschichtsbüchern als das Resultat einer geschickten und langwierigen Wechseldiplomatie eines zwischen den Nationen stehenden Vermittlers dargestellt.
4 In der jüngeren Vergangenheit konnte in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts die Einigung zwischen Ägypten und Israel mit dem Vertrag von Camp David als Ergebnis eines Mediationsverfahrens erzielt werden. In Deutschland wurde beispielsweise das Mediationsverfahren zum Ausbau des Frankfurter Flughafens erfolgreich abgeschlossen. Die Mediation als Verfahren, wie sie heute praktiziert wird, hat sich aus der Praxis der außergerichtlichen Konfliktbewältigung der letzten 30 Jahre entwickelt. Die wissenschaftlichen Grundlagen der Mediation sind interdisziplinär. Prägend waren vor allem die Erkenntnisse über die Techniken des sachbezogenen Verhandelns. Dieses Verhandlungskonzept wurde vor mehr als 20 Jahren von Roger Fisher an der Harvard University formuliert. Das Harvard-Konzept baut auf folgenden Zielen auf: vernünftige Übereinkunft effektive Verhandlungsabläufe Verbesserung des Verhältnisses zwischen den Konfliktparteien.
5 Die Grundprinzipien dieser Verhandlungstechnik sind: Mensch und Problem werden getrennt behandelt Im Mittelpunkt stehen die Interessen der Beteiligten und nicht ihre Positionen Konfliktlösungsoptionen werden zum beidseitigen Vorteil entwickelt und objektive Entscheidungsprinzipien werden beachtet. Ablauf einer Mediation Wie kann ein Konfliktlösungsdesign aussehen und wo können wichtige Ansatzpunkte zur Problemlösung in der Mediation gefunden werden? Ausgangspunkt ist: Auch in Konfliktsituationen können beide Seiten direkt miteinander kommunizieren und direkt Gedanken austauschen. Dieser Schritt stellt die Konfliktparteien vor eine große Herausforderung, denn die Keimzelle eines Konfliktes besteht allzu oft in unzureichender Verständigung. Denken wir uns einmal in die Rolle einer Streitpartei hinein: wir werden uns am ehesten die Argumente der Gegenseite anhören, wenn auch wir ausreichend Zeit und Gelegenheit erhalten, unsere Sicht der Dinge darzulegen. Dabei wird der Mediator beide Seiten ausdrücklich auffordern, die Probleme richtig beim Namen zu nennen und auch einmal Dampf abzulassen. Damit so könnte man meinen sind wir gegenüber einer gerichtlichen Konfliktlösung nicht viel weitergekommen. Jedoch, es besteht ein entscheidender Unterschied: Der Gedankenaustausch zwischen den beiden Konfliktparteien im Verfahren der Mediation ist nicht wie im Gerichtssaal fremdbestimmt. Der Gedankenaustausch erfolgt im direkten Gespräch.
6 Die Darlegung von Positionen, das Nachfragen des Mediators zu Ursachen von Positionen lässt häufig Hintergründe von Konflikten erkennen, die außerhalb von Sachebenen liegen. Hintergründe, die durch zwischenmenschliche Wahrnehmungen oder Befindlichkeiten der beteiligten Personen geprägt sein können. In dieser Phase besteht für die Konfliktgegner die Chance, Denk- und Handlungsblockaden auf zwischenmenschlicher Ebene aufzubrechen. Oft reicht dazu z.b. eine Entschuldigung der einen Seite gegenüber der anderen Seite. Es kann bereits an dieser Stelle gelingen, dass wieder ein direktes Gespräch zustande kommt. Interessen erörtern. Problemlösungen im Mediationsverfahren können nur von den Konfliktparteien selbst erarbeitet und verhandelt werden. Dabei müssen die Verhandlungspartner eigene Interessen erkennen und Optionen gemeinsamer Der Mediator kann keine Lösungswege vorschlagen und wird das auch nicht tun. Dies ist eine Besonderheit des Mediationsverfahrens gegenüber anderen, fremdbestimmten Konfliktlösungsverfahren. Ziel in der Mediation ist stets eine Einigungsabsicht oder ein Verhandlungsergebnis, welches von beiden Seiten als bestmöglichste Lösung anerkannt wird. Gelingt diese Verhandlung, gehen die beiden Konfliktparteien als Gewinner aus dem Mediationsverfahren. Dieses Ziel der Mediation kann dann erreicht werden, wenn die Beteiligten: eigene Wahrnehmungs- und Entscheidungsmuster erkennen mögliche Entscheidungs- und Wahrnehmungsverzerrungen aufdecken individuelle Wahrnehmungsphänomene erkennen.
7 Konfliktlösungsdesign Das Konfliktlösungsdesign im Verfahren der Mediation kann im einfachsten Fall folgendermaßen aussehen: 1. Phase: Mediationsvereinbarung und Anfertigen der Themenliste 2. Phase: Darlegen von Positionen 3. Phase: Klärung der Interessen 4. Phase: Sammeln von Konfliktlösungsoptionen und Entscheidung 5. Phase: Erarbeiten einer Abschlussvereinbarung.
8 Effizienz Die Effizienz in Wirtschaftsunternehmen wird maßgebend vom Einsatz der Ressourcen Zeit und Geld bestimmt. Diesem Anspruch wird das Mediationsverfahren gegenüber einer gerichtlichen Konfliktlösung durch kürzere Zeiten und geringere Kosten gerecht. Nach bisherigen Erfahrungen ist Mediation in der Wirtschaft in 50% bis 70% der Konfliktund Streitfälle erfolgreich. Die Kosten des Mediationsverfahrens werden dabei stets zu gleichen Teilen von den Konfliktparteien getragen. Weitere Vorteile des Mediationsverfahrens sind: mögliche Erhaltung und Erweiterung von Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen Imagepflege der Unternehmen bei Verhandlungen mit besorgten Bürgern. Mediation im Bergbau und Bauwesen Konflikte der Wirtschafts- und Umweltmediation im Bergbau und im Bauwesen finden sich u.a. in Streitigkeiten zwischen Unternehmen Streitigkeiten innerhalb eines Unternehmens Streitigkeiten zwischen privaten und öffentlichen Interessen Streitigkeiten zwischen besorgten Bürgern und Unternehmen. Mediation kann hier Problemlösungen herbeiführen u.a. beim Neubau und der Erweiterung von Betriebsanlagen, z.b. in den Industriebereichen Bergbau, Energieerzeugung, Abfallwirtschaft
9 im Zuge der Beendigung der Bergbautätigkeit, z.b. hinsichtlich Bergschäden, den Folgen von Veränderungen in den Grundwasserverhältnissen, in der Konzipierung von Ausgleichsmaßnahmen für Projekte im Infrastrukturbereich, z.b. Trassenwahl von Straßenbauprojekten, für Standorte von Tourismus- und Freizeitanlagen bei der Aufstellung räumlicher Entwicklungskonzepte. Grenzen der Mediation Das Verfahren der Mediation ist kein Allheilmittel oder Universalinstrument. Ebenso, wie sich nicht jede Beziehungskrise durch Gespräche miteinander lösen lässt, so kann auch die Mediation nicht in jedem Fall eine Konfliktlösung herbeiführen. Die Grenzen des Mediationsverfahrens zeigen sich, wenn sich ungleich starke Verhandlungspartner gegenüberstehen kein Verhandlungswille besteht und der Leidensdruck aus dem Konflikt den Beteiligten noch zu gering erscheint das Verhandlungsmandat der Konfliktgegner nicht zum Abschluss einer Einigungserklärung ausreicht die Interessen Dritter (z.b. Versicherungen) eine Vereinbarung aus dem Mediationsverfahren nicht akzeptieren nicht erkennbare, politische Interessen tangiert werden. Mediation kann ein erfolgreiches Verfahren sein, wenn alle Beteiligten also die Konfliktparteien wie der Mediator mit einem hohen Maß an Selbstdisziplin in die Verhandlungen gehen. Fazit Mediation ist eine wissenschaftlich begründete Methode der außergerichtlichen Konfliktbeilegung auf der Basis von Kommunikation. Der Verhandlungsablauf und die Effektivität machen das Verfahren der Mediation als Alternative zu gerichtlichen Auseinandersetzungen für die Lösung von Konflikten und Streitigkeiten für Wirtschaftsunternehmen attraktiv. Konfliktbeilegungen durch Mediation sind im Spannungsfeld zwischen Bergbau und Umwelt besonders gut geeignet. Wer in Unternehmen zeit- und kostensparende Lösungen für Konflikte und Streitigkeiten sucht, der sollte die Mediation als effizientes Problemlösungsverfahren als Alternative in Betracht ziehen.
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