«Was will man denn mehr?>.
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- Anna Diefenbach
- vor 8 Jahren
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1 «Was will man denn mehr?>. Mit einem Aktionstag am 28. Januar sollen Akupunktur & Co. populärer gemacht werden. Trotzdem: Welche Berechtigung hat die TCM bei uns? INTERVIEW VON ANDREA ELMER Nach wie vor vertrauen viele Patienten ausschliesslich der klassischen westlichen Schulmedizin. Ärgert Sie das? Cyrill Jeger*: Nein, warum auch? Schliesslich muss sich niemand dwch Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) behandeln lassen, der nicht will. Mir ist es wichtig, dass ich meinen Patienten verschiedene Wege anbieten kann. Ob sie sich dann für eine Spritze oder den sanfteren Weg der TCM entscheiden, ich gerne.ihnen. Ist ein Patient mit dieser Wahifreiheit nicht Jeger: Ganz im Gegenteil. Wir leben in einer immer freiheitlicher werdenden Gesellschaft. Die Leute wollen mitdenken und mitreden, nach welcher - Methode sie behandelt werden. Weshalb braucht es TCM? Ist unsere Schulmedizin am Ende ihres Lateins? Jeger: Nein, natürlich nicht. In vielen Fällen sollte und kann man nicht auf sie verzichten. Doch heute sind eben auch ihre Risiken und Begrenztheiten bekannt. Wenn nun alle Methoden und Medikamente der Schulmedizin dem Patienten keine Linderung verschaffen, macht es keinen Sinn, ihm noch mehr davon zu verabreichen. Dann sollte man nach anderen Wegen Ausschau halten. Kann denn ein Arzt, der wie Sie hier in der Schweiz lebt und aufgewachsen ist, nach der Art der TCM Patienten behandeln? Jeger: Ja, auch wenn er das Wissen eines chinesischen Arztes, der in dieser Kultur aufgewachsen ist, sicher nie aufholen kann. Ich möchte mit meiner Arbeit die westliche und die Traditionelle Chinesische Medizin vernetzen. Dazu gehörte vor allem zu Beginn die Zusammenarbeit mit chinesischen Fachleuten. Die Chinesen haben auch in der Medizin eine andere Sichtweise. Sie gehen Probleme pragmatischer und unkomplizierter an, nach dem Motto: Wenn es nur nützt. Sehen Sie sich als Vermittler? Jeger: Ja, ich kann dies aber nur sein, wenn ich eine optimale Ausbildung in westlicher Medizin, also ein solides Fundament habe. Ganz so wie man einen festen Stand unter den Füssen braucht, um jemanden aus einem gefrorenen Teich zu retten. Die Wirksamkeit der TCM ist umstritten. Die Beweise fehlen, sagen Kritiker. Jeger: Unsere Studie (siehe Kasten) zeigt, dass sehr viele unserer Patientinnen und Patienten mit der chinesischen Medizin eine wesentliche und anhaltende Besserung, um nicht zu sagen Heilung, erfahren haben. Was wollen Sie denn mehr? Ein immer grösserer Teil der Bevölkerung ist an der Ttaditioellen Chinesischen Medizin interessiert. Schliesslich beobachten wir, dassi auch immer mehr Ärzte den Gartienhag schauen und sich neben der westlichen Ausschnitt Seite 1 / 5 Bericht Seite 21 / 78
2 auch mit Teilen der ergnz enden, kornplementären Medizin beschäftigemt Trotzdeni äyendwle sollte man die Wb*samkeltJa belegen können. leger: Solche Nachweise vedant, wer auf der politischen Schiene argumentieren will. Denn dort wird jede erbtachte Leistung an ihrer Zweckrnässigkek, Wlrksawkelt und Wirtschaftlichkeit gemessen. Noch immer aber fehlt auf Bundesebene ein Katalo& was das konkret heissen soll. Und dann müsste auch einmal dieso genannt %vestliche Medizin auf ihre Zwetnässigkeit Wirksamkeit irnd Wirtschaftlichkeit werden! Teile der TCM! sind seit In So4nmer,ud,t mehr ä» Lelstungskotalog der Krankenkassen, aufgenommen. Wie v.*kte ski. das aus? Jeger: Heräusgestrlchen wurden ledigllcli die chinesischen Kräuter, während die Akupunktur ein viel grsserer Bereich, im Katalog belassen wurde, sofern der Arzt die entspechende Zusatzausbildung aufweisen kam,. Äiger entstand vor allem das un&eriöse Vorgehen, s wie wir es mit Herrn Couchepin des Öfteren erleben. Es wurde entschieden ohne zuvor die verschiedenen Therapien zu beziehungsweise die Prüfw,gsergebnisse wurden bewusst vom Tisch gefegt. Ant Entscheid selber haben Sie also wenig auszusetzen? leger In meinen Augen ist es der richtige Weg Leistungen der elementaren Gnmdversorgung durch die Grundversicherung abzudecken. Wenn ein Arzt sich durch Weiterbildung Mehrwisseil, zum Beispiel in TCM angeeignet hat, sollte dies von den Kassen bezahlt werden Was Ist mit den Leistungen jener, die r,w i «Auch unsere westliche Medizin sollte mal auf ihre Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit prüft werden.»!ll JEGER keine Ärztezulassung vesfiigen? leger: Sie gehören In den Bereich der Zusatzversicherung. Auch diese gehören qualitativ hinterfragt, was heute noch nicht optimal gelöst ist Weshalb diese Untencheidung? leger Das steht so imgesetz, und es ist auch einfacher, den Kreis der leistungsberechtigten Personen zu definieren, als einen endlosen Katalog von unterschiedlichsten Leistungen zu erstellen, die unterschiedliche Therapeuten erbringen könnten. Sie waten In China - gibt es dort die Debatte zwischen der klassischen und ergänzenden Medizin? legeraudi dort sind beide Systeme nebeneinander vorhanden, sowohl die so genannt *stiiche als audi die traditionell chinesische Medizin. Zurzeit ist np in China.daraz die TUIt jp.wisexø Zelt weiterzuentwickeln. Zum einen aus Olprzeugung. zum anderen aber auch, weil man sie als interessantes Exportgut ftr den lk'esten entdeckt hat. Wie untencheldet sich denn eine Be hand7ungeines chinesischen Arztes von jenereines westlichen Mediziner,? leger SoLche Vergleiche sind heikel. In beiden Gesellschaften gibt es gute» und «schlechte» Ärzte, gibt es die so genannte 5-Minuten-Medizin. In diesen Fällen ist der Begriff ganzheitlich sicher auch nicht zutreffend. Doch es geht nicht so sehr darum, wie man eine Behandlungsmethode eines Arztes beti- Ausschnitt Seite 2 / 5 Bericht Seite 22 / 78
3 telt. Am wichtigsten ist, dass die lgmmunilcation zwischen Arzt und Patient stimmt und dass genugzeitvoxhanden ist um verschiedene Therapieforinen und Substanzen, egal ob westliche oder chinesische zu sprechen. HINWEIS Cyrill Jeger ist Allgerneinpraktiker und Leftender Arzt ds Chlnamed Zetitums in Olten. Die Chinamed-Gruppe bietet in zwölf Siödten der Schweiz Traditionelle ailneslsdie Medizin an, darunter auch in Luzern (in die Klinik St. Mna integriert). 4 Ausschnitt Seite 3 / 5 Bericht Seite 23 / 78
4 AKTONSTAG 28 Januar:. Offene Türen Die Schweizerische Berufsorganisation für Traditionelle Chinesische Medizin (SBO-TCM) führt am kommenden Samstag, 28. Januar, den 2. Nationalen Tag der Akupunktur/TCM durch. Auch diverse TCM-Praxen der Zentralschweiz machen an diesem Tag der offenen Tür mit. Sie stellen Besucherinnen und Besuchern die Methoden vor und beantworten Fragen. Die unten aufgeführte Liste ist der Homepage der Berufsorganisation ( entnommen. Für die Vollständigkeit der Angaben können wir keine Gewähr Fünfmal TGM Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) umfasst fünf Disziplinen: Akupunktur gezielte Beeinflussung (meist durch Nadeln) von Körperfunktionen spezifische Punkte. Arzneimitteltheraple: Der Grossteil der rund 5000 bekannten Mittel ist pflanzlich, es gibt aber auch mineralische und tierische Stoffe. Dlätetik: Ernährungsmittellehre. TUina: Chinesische Massage, die auf verschiedenen Techniken beruht. Qi Gong: Mischform von Atem- so wie Konzentrations- und Meditationstherapie. HINWEIS Altdorf: Toni Brücker, Gotthardstrasse 40 Regula Sicher-Heltniüller, Schützengasse 5 Atth: Luzia Beyeler-Planzer, Gotthardstrasse 47 Baac Jolanda Bleicher, Zugerstrasse 70 Cham: MediQi an der Andreasklinik Einsiedeln: Anett Läuchli, Spitalstrasse 30 Ying Xu Lindauer, Eisenbahnstrasse 5 Emmenbdkke: Jacqueline Tobler, Erlenstrasse 34 Horw: Regula Suter, Schiltmatthalde 4 Kastanienbaum: Verena Lehmann, Kreuzmattweg 4 (am 28, Januar zusammen mit Tuina- Masseurin Monika Hochstrasser und Natur heilpraktiker Rene Ambauen von 10 bis 15 Uhr im Pförtnerhaus des ehemaligen MAZ, Kastanienbaumstr. 63) Küssnacht: Christina Brunner, Bärenmatte 1 Luzern: Chinamed Zentrum Luzern, St-Anna- Strasse 32 (Klinik St. Anna) Katarzyna Kuhn Hämmerli, Bodenhofstrasse 29 Li MW, Imfangring 13 Fadila Sabanovic, Rosenberghalde 5 Hilary Witt, Kasimir-Pfyffer-Strasse 1 Malters: Angi Merz, Kaiserhof Meggen: Barbara Fencirich Pfaeffli, Dorfzentrum Am Dorfplatz 6 Oberwil bei Zug: Reto Baumann, Leimatt 1 Root Karin HaasfRolf Lehner, Luzernerstrasse 10 St. Niklausen: Judith Plüss, Langensandhöhe 7 Sachseln: Diana D'Angelo-Omlin, Bahnhofstr. 1 Samen: Stefan Bamert, Dorfplatz 12 Schwarzenberg: Erich Kölinberger, Schwandenstrasse 26 Schwyz: Alois Fassbind Stans: Regula Budmiger, Rathausplatz 3 Sursee: Hans-Peter Glauser, Centralstrasse 28 Esther Robinson, Sonneggweg 15 Zua: Brinitte Frehner. chamerstrasse 67 4 EHE_D5ZPUNEN Ausschnitt Seite 4 / 5 Bericht Seite 24 / 78
5 5TUDE Besserung auch ohne «Beweise» Bei vielen Beschwerden stellt die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) eine Erfolg versprechende ergänzende Methode zur Schulmedizin dar. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Fakultären Instanz für Allgemein-Medizin der Universität Bern. Im Rahmen ihrer Dissertation haben die beiden Ärzte Ralph Manser und Andr Suwanda sie wurden durch Cyrill Jeger begleitet evaluiert, welche Therapiemethoden in Anspruch genommen werden und mit welchen Beschwerden die TCM-Spezialisten konfrontiert wurden. Dazu haben die beiden inden Jahren 2001 und 2002 während je zwei Monaten Patientinnen und Patienten von vier Zentren der Chinamed-Gruppe befragt. Fünf Monate später wurden die insgesamt 312 Personen, die sich an der Studie beteiligten, nochmals nach ihrer Zufriedenheit und nach dem subjektiven Behandlungserfolg befragt. Laut der Studie sind es zu einem grossen Teil Frauen, die komplementärmedizinische Leistungen in Anspruch nehmen. Zudem weisen die Patientinnen und Patienten ein höheres Bildungsniveau auf als die Durchschriittsbevölkerung. Als «auffällig» bezeichnen die Autoren die Tatsache, dass die meisten an chronischen Beschwerden leiden und polymorbid seien, das bedeutet, dass sie mehrere Beschwerden klagen würden. Häufigste Symptome: Bewegungsapparat allgemein, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme und psychisch-nervliche Probleme. Die Ergebnisse der Befragung nach fünf Monaten seit Behandlungsbeginn haben ergeben, dass sich bei 77 von 100 Befragten laut eigenen Aussagen ihre Beschwerden gebessert haben. Manser und Suwanda haben zwar eine grosse Patientenzufriedenheit und auch Behandlungserfolge feststellen, nicht aber «kausale Zusammenhänge» untermauern können. Sie halten deshalb auch fest, dass es äusserst schwierig sei, erhärtete Daten zu erhalten, welche die Wirksamkeit der TCM untermauern würden. ae Ausschnitt Seite 5 / 5 Bericht Seite 25 / 78
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