Worauf kommt es an? Glaubwürdigkeit von Lebensmittel-Produktkennzeichnung für ökologische und sozialverträgliche Rohstoffgewinnung und Verarbeitung
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- Hinrich Adler
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1 Worauf kommt es an? Glaubwürdigkeit von Lebensmittel-Produktkennzeichnung für ökologische und sozialverträgliche Rohstoffgewinnung und Verarbeitung E-Lecture/ Chat Zertifikat Nachhaltigkeit und Journalismus, Modul PR und Social Media Berlin/ Lüneburg, Dipl.-Ök. Ria Müller IÖW Institut für ökologische Wirtschaftsforschung, Berlin
2 Ziele Nachhaltigkeits-PR seriöse Produktkennzeichnung Marktanteil nachhaltig produzierter Erzeugnisse erhöhen Glaubwürdige Produktinformationen Vertrauen/ Verbrauchersicherheit Ökologische Produktpolitik, Nachhaltige Unternehmensführung 2
3 Gründe für den Kauf von Bio-Lebensmitteln Artgerechte Tierhaltung Geringe Schadstoffbelastung Regionale Herkunft/ Förderung regionaler Betriebe Siegel/ Label/ Zertifikate sollen diese, dem Verbraucher/ der Verbraucherin in der Regel verborgenen Produkteigenschaften kenntlich machen Siegel müssen glaubwürdig sein um Vertrauen zu vermitteln. Welchen kann man vertrauen? 3
4 4 Klassifikation von Produktkennzeichnungen
5 5 Klassifikation von Produktkennzeichnungen
6 Wann ist ein Produktkennzeichen glaubwürdig? Sobald es den Zertifizierungsprozess betreffende sowie die zertifizierten Produkte betreffende Güteanforderungen erfüllt. 6
7 Grundanforderungen an ein Label Meta - Anforderung Prozedurale Anforderungen Produktbezogene Anforderungen Freiwillig Orientierung an ISO Unabhängigkeit Zeichengeber und Zeichennehmer Partizipation Fortschreibung der Unabhängige Überprüfung Zugänglichkeit der Transparenz und Verfahrensregeln Lebenswegorientierung Mehrdimensionalität der 7
8 Grundanforderungen an ein Label Meta - Anforderung Prozedurale Anforderungen Produktbezogene Anforderungen Freiwillig Orientierung an ISO Wer labelt? Wie wird gelabelt? Unabhängigkeit Zeichengeber und Zeichennehmer Partizipation/ Pluralität Fortschreibung der Unabhängige Überprüfung Zugänglichkeit der Transparenz und Verfahrensregeln Lebenswegorientierung Mehrdimensionalität der Wonach wird gelabelt? 8
9 Grundanforderungen an ein Label Meta - Anforderung Prozedurale Anforderungen Produktbezogene Anforderungen Freiwillig Orientierung an ISO Wer labelt? Wie wird gelabelt? Unabhängigkeit Zeichengeber und Zeichennehmer Partizipation/ Pluralität Fortschreibung der Unabhängige Überprüfung Zugänglichkeit der Transparenz und Verfahrensregeln Lebenswegorientierung Mehrdimensionalität der Wonach wird gelabelt? 9
10 Prozedurale Anforderungen: Wer labelt? Ziel: große Unabhängigkeit und Pluralität Glaubwürdigkeit einer Produktkennzeichnung ist stark davon abhängig, inwieweit die verantwortliche Vergabeinstitution interessensgebunden ist. Unabhängigkeit Zeichengeber und Zeichennehmer Ist es gewährleistet, dass Zeichengeber und nehmer unabhängig voneinander sind? Ist es gewährleistet, dass die Zeichennehmer nur einen kontrollierten und beschränkten Einfluss auf die Kriterienentwicklung haben? Partizipation/ Pluralität Wurden bzw. werden in die Erarbeitung und Überarbeitung der Kriterien möglichst viele unabhängige, gesellschaftlich relevante Akteure eingebunden? 10
11 Grundanforderungen an ein Label Meta - Anforderung Prozedurale Anforderungen Produktbezogene Anforderungen Freiwillig Orientierung an ISO Wer labelt? Wie wird gelabelt? Unabhängigkeit Zeichengeber und Zeichennehmer Partizipation/ Pluralität Fortschreibung der Unabhängige Überprüfung Zugänglichkeit der Transparenz und Verfahrensregeln Lebenswegorientierung Mehrdimensionalität der Wonach wird gelabelt? 11
12 Prozedurale Anforderungen: Wie wird gelabelt? Ziel: hohe Transparenz, Verschärfung der Kriterien und befristete Zeichenvergabe entspr. oder ähnlich Varianten a) und b) Vergabeprozess: Wie werden die Kriterien erarbeitet und wie ist die Kontrolle organisiert? Fortschreibung der Werden die Kriterien fortlaufend aktualisiert? Unabhängige Überprüfung Ist eine unabhängige Kontrolle der Einhaltung der Kriterien gewährleistet? Erfolgt die Kontrolle durch ein staatlich anerkanntes Akkreditierungsunternehmen? Wenn nicht, ist die Unabhängigkeit der Kontrolle gewährleistet? Zugänglichkeit der Sind die Zugangsmöglichkeiten für in- und ausländische Zeichennutzer gleich? Transparenz und Verfahrensregeln Ist der Prozess der Kriterienerarbeitung transparent? Ist der Vergabeprozess transparent? Gibt es Regeln, wie ein Verstoß gegen die geahndet wird?
13 Untersuchung am Praxisbeispiel Bioland-Richtlinien 13
14 Grundanforderungen an ein Label Meta - Anforderung Prozedurale Anforderungen Produktbezogene Anforderungen Freiwillig Orientierung an ISO Wer labelt? Wie wird gelabelt? Unabhängigkeit Zeichengeber und Zeichennehmer Partizipation/ Pluralität Fortschreibung der Unabhängige Überprüfung Zugänglichkeit der Transparenz und Verfahrensregeln Lebenswegorientierung Mehrdimensionalität der Wonach wird gelabelt? 14
15 Produktbezogene Anforderungen: Wonach wird gelabelt? Ziel: Lebenswegorientierung und hohes Maß an harten Kriterien Lebensweg bei Lebensmittelkennzeichnungen Bodenbearbeitung, Saat, Verarbeitung Werkstor harte Kriterien gut überprüfbar, weil bspw. messbar weiche Kriterien: kaum zu überprüfen, weil sehr ungenau und wenig konkret formuliert mehrdimensionale Kriterien für 15 Ökologischer Landbau Sozialverträgliche Rohstoffgewinnung und Verarbeitung/ Produktion
16 Rohstoffgewinnung/ Produktion Verarbeitung Produktbezogene Anforderungen: ökologische Rohstoffgewinnung/Produktion und Verarbeitung Ökologischer Landbau 1. Reduzierte Schadstoff- und Stickstoffbelastung durch die landwirtschaftliche Produktion 2. Boden erhaltende Maßnahmen (bspw. abwechslungsreiche Fruchtfolge, Anbau von Zwischenkulturen) 3. Ressourcenschutz (bspw. sparsamer Wassereinsatz bei der Bewässerung) 4. Naturschutz (Biotopschutz) 5. Erhalt der Artenvielfalt (bspw. Erhalt/ Pflanzung von Hecken, extensive Weidewirtschaft, Erhalt/Anlage naturnaher Lebensräume als ökologische Ausgleichsflächen) 6. Verbot gentechnisch veränderter Organismen (GVO) 7. Artgerechte Tierhaltung 1. Klimaschutz i.s.v. Einsparung von Treibhausgasemissionen (bspw. energiesparende Maßnahmen in der Lagerung und Verarbeitung von Lebensmitteln; Verwertung von Abfällen in Biogasanlagen) 2. Reduktion von Zusatzstoffen, die sich negativ auf die menschliche Gesundheit auswirken können (bspw. künstliche Farb- und Aromastoffe, Geschmacksverstärker, Konservierungsmittel mit potenziell Allergie auslösender Wirkung) 3. Ausschluss der Verwendung von GVO
17 Untersuchung am Praxisbeispiel Bioland-Richtlinien für die Verarbeitung von Milch, Milcherzeugnisse, Butter, Käse, Speiseeis 17
18 Produktbezogene Anforderungen: Sozialverträgliche Rohstoffgewinnung/ Verarbeitung und Produktion Findet landwirtschaftliche Produktion oder Verarbeitung in der EU statt, sichern das staatliche Bio-Siegel nach EG-Öko-Verordnung und das EU-Label Ökologischer Landbau die Einhaltung sozialer Arbeitsbedingungen ab. Existierende Kennzeichnungen des fairen Handels decken v.a. Produktion der Lebensmittel ab, die in Ländern angebaut werden, in denen systematisch die Kernarbeitsnormen der ILO verletzt werden. GEPA: Sozialstandards, faire Handelsbedingungen, ohne gentechnisch veränderte Zutaten, weitgehend umweltverträgliche Verpackungen; ca. 70% d. Produkte gleichzeitig Bio- oder Naturland-zertifiziert FAIRTRADE: Sozialstandards, faire Handelsbedingungen, ohne gentechnisch veränderte Zutaten und ökologische Mindestanforderungen; 75% d. Produkte gleichzeitig Bio-zertifiziert; ca. 99% der Produkte werden mit dem Schiff nach Europa transportiert
19 Untersuchung am Praxisbeispiel Vergleich Bioland-Richtlinien / EG-Öko-Verordnung 19
20 Wo muss man genauer schauen? I: ISO Typ II Label/ Eigenmarken 20 Eigenmarken: firmeneigene Label zur Kennzeichnung einer bestimmten Produktlinie. Reformhaus
21 Wo muss man genauer schauen? II: CSR-Aktivitäten/ Alliance -Projekte? 21 Mischung aus Produktkennzeichnung und CSR-Aktivitäten die Lieferkette betreffend. Unabhängigkeit im Verhältnis Zeichengeber und nehmer?
22 Grenzen von Produktkennzeichnungen Was können Label nicht leisten? Informationen zum nachhaltigen Lebensmittelkonsum liefern, d.h. Verbraucherverhalten beeinflussen: Kaufprozess bspw. Verkehrsmittel zum Einkaufsort; adäquate Mengen; Haltbarkeit; Gesundheit/ Nährwert; Umverpackungen Lagerung Verarbeitung Entsorgung bspw. adäquate Lagerung (Kartoffeln); Haltbarkeit bspw. größtmögliches Maß an Verwertung (Porree, Sellerie); adäquate Mengen; Energieverbrauch (Kochen mit offenem Deckel); Gesundheit (Bio-Milch/ Mikrowelle) bspw. Mülltrennung/ Kompost; Umverpackungen 22
23 Quellen Teufel, J.; Rubik, F.; Scholl, G.; Stratmann, B.; Graulich, K.; Manhart, A. (2009): Untersuchung zur möglichen Ausgestaltung und Marktimplementierung eines Nachhaltigkeitslabels zur Verbraucherinformation. Endbericht im Forschungsvorhaben Nr.: HS031; Freiburg. Epp, A.; Kurzenhäuser, S.; Hertel, R.; Böl, G.-F. (Hrsg.) (2010): Grenzen und Möglichkeiten der Verbraucherinformation durch Produktkennzeichnung; Berlin. Rat für Nachhaltige Entwicklung (2012): Der Nachhaltige Warenkorb Einfach besser einkaufen. Ein Ratgeber; 4. komplett überarb. Auflage; Berlin. ICLEI Local Governments for Sustainability, Europasekretariat (2007): Procura + -Handbuch für Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz in der öffentlichen Beschaffung; 2. Auflage; Freiburg. 23
24 Vielen Dank. Dipl.-Ök. Ria Müller
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