Hausarbeiten, daraus folgend wenig Zeit für Ausgleichs- und Familienaktivitäten,
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- Lorenz Abel
- vor 8 Jahren
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1 Bericht über den Landespsychologentag der Landesgruppe Bayern am 5. Juli 2008 in München mit dem Thema Brennpunkt Schule von Thomas Welker und Ulrike Hess "Brennpunkt Schule" war das Thema des diesjährigen Landespsychologentags der Landesgruppe Bayern am 5.Juli Hoher Leistungsdruck auf Schülerinnen und Schüler, Erhöhung der Zahl der Unterrichtsstunden und dementsprechend der Menge an Hausarbeiten, daraus folgend wenig Zeit für Ausgleichs- und Familienaktivitäten, Veränderungen des Lehrplans und der Schulorganisation: All dies führt zu starken Belastungen bei Kindern und Jugendlichen, Lehrern und Eltern. Die Folgen sind vielfältig: bei Schülerinnen und Schülern nehmen Lern- und Leistungsstörungen, psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen zu, Lehrerinnen und Lehrer leiden zunehmend an Burnout und Ängsten, und Eltern stehen diesem Geschehen oftmals hilflos und ratlos gegenüber. In ihrer Begrüßungsansprache unterstrich die Vorsitzende der Landesgruppe Angelika Wagner-Link das Engagement des BDP in diesem wichtigen psychologischen Arbeitsfeld und freute sich über die gute Zusammenarbeit in der Vorbereitung und Durchführung mit der Sektion Schulpsychologie, sowie dem Landesverband Bayerischer Schulpsychologen. Die eingeladenen Referenten des Landespsychologentages behandelten einige dieser Themen in anschaulichen Vorträgen, die die unterschiedlichen Aspekte der genannten Probleme beleuchteten. Norbert Hirschmann, staatl. Schulpsychologe am Goethe-Gymnasium Regensburg, war bis 2007 Koordinator des Modellprojekts Lehrergesundheit (Oberpfalz) und Beauftragter des bayerischen Kultusministeriums für Fragen der Lehrergesundheit, ebenfalls war er langjähriges Vorstandsmitglied des Landesverbands bayerischer Schulpsychologen. Thema seines Vortrags war Stress und Burnout bei Lehrern und Lehrerinnen. Anhand der Forschungsergebnisse zur Lehrerbelastung ( Müller-Limmroth, Schaarschmidt ) beschrieb er die arbeitspsychologischen Unterscheidungen von Anforderungen, Beanspruchungen und Belastungen, denen sich Lehrerinnen und Lehrer teilweise in extremer Weise ausgesetzt sehen. Ein entsprechendes Arbeitsschutzgesetz aus dem Jahr 1995 zeigt, dass für den Öffentlichen Dienst, insbesondere an Schulen bereits Bestimmungen formuliert wurden. Allerdings sind sie wohl, besonders an Schulen, noch kaum im Bewusstsein der Betroffenen und Entscheider. Der entsprechende 1
2 Paragraph lautet, dass die die Lehrergesundheit schädigenden Gefahren an ihrer Quelle zu bekämpfen sind. Als Abhilfe sind Maßnahmen zu planen, die dem Stand der Technik und den arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechen. Mit diesen Maßnahmen sollen die Arbeitsorganisation, die sozialen Beziehungen und der Einfluss der Umwelt auf den Arbeitsplatz sachgerecht verknüpft werden. Schließlich hat der Arbeitgeber durch eine Beurteilung der Gefährdung zu ermitteln, welche Maßnahmen des Arbeitsschutzes erforderlich sind. ( 4 und 5 ArbSchutzG). Doch welche Lehrer nehmen ihre Vorgesetzten in die Pflicht? Norbert Hirschmann erläuterte anschließend die verschiedenen Maßnahmen zur Förderung der Lehrergesundheit, die in Bayern unter maßgeblicher Initiative der Schulpsychologinnen und Schulpsychologen seit 2002 eingerichtet und angeboten wurden. In 3 Modellprojekten in Mittelfranken, Niederbayern und Oberpfalz wurden im bayerischen Kultusministerium Arbeitskreise gebildet, die schließlich Möglichkeiten für präventive Maßnahmen, effiziente Kurmaßnahmen sowie eine Kooperation Schule und Medizin: Arbeitsplatz und Schule zur Umsetzung verhalfen. Ab 2007 werden nun von staatlichen Schulberatungsstellen und innerhalb der regionalen Lehrerfortbildung landesweit Angebote präsentiert mit den Schwerpunkten - Gesundheitsförderung in der Lehrerfortbildung - Supervision und Coaching - Beratung von belasteten Lehrkräften. Zum Abschluss erörterte der Referent die Schnittstellen in den Kompetenzen und Arbeitsfeldern von Schulpsychologen und schulexternen Psychologen und ging auf die gegenseitigen und teilweise belastenden Vorbehalte von Lehrern und Psychologen ein, einerseits als suspekte Einmischung erlebt, andererseits aber auch als geschätzte Unterstützung beschrieben wird. Walter Schreiber, Unfallkasse München, unterrichtete 15 Jahre Mathematik, Physik und Informatik an einer Münchener Realschule. Seit 1997 ist er bei der Unfallkasse München stellvertretender Präventionsleiter und damit zuständig für die Themen Sicherheit und Gesundheit im Bildungsbereich. Thema seines Vortrags war Psychische Traumatisierung in der Schule und die gesetzliche Unfallversicherung. Er behandelte die Situation, dass die Sicherheit und Gesundheit von Schülerinnen und Schülern auf dem Schulweg und bei schulischen Veranstaltungen z.b. durch Unfälle oder andere dramatischen Ereignisse gefährdet und damit dem Risiko einer Traumatisierung ausgesetzt sind. Mithilfe des Modells Vorsorge - Fürsorge Nachsorge zeigte er auf, wann und in welchem Umfang die gesetzlichen Unfallversicherungsträger direkt oder indirekt tangiert werden und unter welchen Umständen traumatische Ereignisse als Schulunfall zu bewerten sind. Weiterhin warf er die Frage auf, inwieweit die Schulen durch die Unfallversicherungsträger bereits im Vorfeld und nach Zwischenfällen unterstützt und die betroffenen Personen in einem Betreuungsnetz aufgefangen werden können. Anhand von Beispielen wurde aufgezeigt, dass die Unfallkasse München als Kostenträger für den umschriebenen gesetzlich versicherten Personenkreis auftritt. Sie ist zuständig, wenn aus der Fürsorgephase mit der medizinischen und der psychologischen Hilfe 2
3 (psychische erste Hilfe, Krisenintervention) unmittelbar nach einem traumatischen Ereignis es zu einer Nachsorge mit medizinischen und/oder psychologischen Heilverfahren kommt. Bernd Klinger ist Hauptschullehrer in München und arbeitet seit 18 Jahren im sogenannten Übergangsklassenbereich. Hier werden Schülerinnen und Schüler unterrichtet, die gerade nach Deutschland eingewandert sind. Darüber hinaus gibt er Sportunterricht. Er ist Mitglied einer kollegialen Praxisberatungsgruppe. Thema seines Vortrags war Der Lehrer in der Hauptschule ein Modell für den Umgang mit Schülerinnen und Schülern Im ersten Teil seines Vortrags zeigte er sehr anschaulich und eindringlich, mit welchem Selbstbild und Befindlichkeiten oft Schülerinnen und Schüler in der Hauptschule ankommen und in welchen Verhaltensweisen, z.b. Machtspiele, Ignoranzen, Verächtlichkeiten, sich dies gegenüber Mitschülern, aber auch Lehrerinnen und Lehrern niederschlägt. Im zweiten Teil beschrieb er beispielhaft die konkrete Beziehungsarbeit mit einem seiner Schüler aus dem Sportunterricht an einer Brennpunktschule. Er betonte dabei, dass den Schülern gegenüber Respekt und Achtsamkeit entgegengebracht werden muss, um zu einer klaren Grenzziehung zu kommen. Barbara Schweiger-Gruber ist Diplom- Psychologin, psychologische Psychotherapeutin und Lehrerin an beruflichen Schulen. Sie arbeitet an der staatlichen Schulberatungsstelle und ist Koordinatorin des Krisennetzwerks KIN-MUC der Stadt München. In diesem Zusammenhang hält sie Seminare für Schulpsychologen zum Umgang mit der Suizidalität in der Beratungssituation. Ihr Vortrag hatte das Thema Suizidalität an der Schule erkennen und intervenieren. Sie teilte zu Beginn ihres Vortrags einen Fragebogen an die Teilnehmer aus ( Über Suizid: Richtig oder Falsch? ), den diese, jeder für sich, beantworteten. Damit schuf sie sehr konkret das Problembewusstsein für die Thematik. Anhand des präsuizidalen Syndroms nach Ringel zeigte sie die Merkmale auf, woran man suizidale Schülerinnen und Schüler erkennen kann. Es wurde die situative, dynamische und zwischenmenschliche Einengung genannt, sowie ein auffälliger Verlust von Werten, für die es sich einzusetzen lohnt. Eine gehemmte und gegen die eigene Person gerichtete Aggression kommt auf, wenn Wut, Zorn oder Ärger auf die enttäuschende Person nicht gespürt oder mitgeteilt werden kann. Daraus können sich Selbstmordfantasien entwickeln, die sich unterscheiden lassen in willentlich intendierte Vorstellungen über Selbstmord und spätere Fantasien, die sich gegen den eigenen Willen aufdrängen. Aus der suizidalen Entwicklung nach Pöldinger (Erwägung Abwägung - Entschluss) stellte Frau Schweiger-Gruber einen Leitfaden über mögliche Warnsignale vor: Von Äußerungen wie z. B. Ich mag nicht mehr oder Ich will weg von hier über Verhaltensauffälligkeiten wie z. B. 3
4 Selbstvorwürfe, Schuldgefühle oder Vernachlässigung des äußeren Erscheinungsbildes bis hin zu situativen Bedingungen wie z.b. Trennung und Auseinanderbrechen in der Familie oder Schuleschwänzen wurden in dieser Checkliste viele singuläre Beobachtungen angesprochen, die jede für sich wichtig für die Diagnose sein kann. Schließlich gab die Referentin Anregungen für ein klassisches empathisches Beratungsgespräch mit all den Fragen, die darin enthalten sein müssen - vom Antisuizidversprechen bis zur Klinikeinweisung. Hans-Joachim Röthlein, Pädagoge und psychologischer Psychotherapeut, ist Vorsitzender des LBSP (Landesverband Bayerischer Schulpsychologen) und Leiter der KIBBS (Krisenintervention bayerischer beamteter Schulpsychologen). Er referierte über das Thema Bedrohungsanalyse - neuere Erkenntnisse zur Prävention. Unter zielgerichteter schulischer Gewalt werden Attentate mit Schusswaffengebrauch und andere Gewalttaten an Schulen gegenüber Lehrkräften und Schülern verstanden, bei denen die Schule gezielt als Tatort ausgewählt wurde und nicht zufällig Schauplatz des Geschehens war (Safe School Initiative 2002). Im Mittelpunkt seines Vortrags stand die Frage, ob und wie ein solcher Vorfall im Vorfeld erkannt werden kann. Dabei wurden täterspezifische Merkmale sowie Verfahren zur Einschätzung des Gefährdungspotenzials vorgestellt. Anhand praktischer Beispiele wurden Bedrohungen gegenüber Lehrkräften und Schülern auf ihr akutes Gefährdungspotenzial hin beschrieben. Weiterhin zeigte er auf, wie Mordanschläge und Morddrohungen das subjektive Sicherheitsgefühl von Lehrkräften erschüttern und traumatisieren können, wie das berufliche und persönliche Weltbild der betroffenen Lehrkräfte darunter leidet und in welcher Weise sich infolgedessen die Einstellungen zu ihrem Beruf und das berufliche Handeln verändern können. In der anschließenden Podiumsdiskussion, an der alle Referenten und der Leiter Zentraler schulpsychologischer Dienst der Landeshauptstadt München, Hans-Jürgen Tölle teilnahm, und die von Ulrike Hess moderiert wurde, ging es vor allem um die Situation der Schulpsychologie im Bundesland Bayern. Es wurde über die Ausbildung und Tätigkeit der Schulpsychologen diskutiert, aber auch über die Akzeptanz der Schulpsychologen bei Lehrern, der Schulverwaltung und den Eltern. Alle Referenten, zusammen mit den Teilnehmern waren sich einig, dass es in Bayern zu wenig Schulpsychologen gibt. Sie betonten, dass Schulpsychologen ausschließlich für die psychologische Tätigkeit zuständig sein sollten und nicht, wie in Bayern vorgeschrieben, für eine bestimmte Anzahl von Unterrichtsstunden zur Verfügung stehen müssen. Besonders angesichts der immer schwieriger werdenden Gefährdung von Schülerinnen und Schülern und der Belastung von Lehrern sind Änderungen in der Schulpolitik dringend erforderlich. 4
5 Die Kooperation mit dem Landesverband Bayrischer Schulpsychologen und der Sektion Schulpsychologie hat auf dem Landespsychologentag 2008 somit auch zur Vision einer "besseren Schule" beigetragen. Danke allen Referenten, Veranstaltern und Teilnehmern. Die Zuhörer hatten an diesem Tag ausreichend Gelegenheit, mehr über die Arbeitsfelder ihrer Kollegen zu erfahren, und sich darüber auszutauschen. Im Anschluss daran fand die Mitgliederversammlung der Landesgruppe Bayern statt. Die von den Vorstandsmitgliedern dargebotenen Informationen stießen auf großes Interesse; es herrschte eine konstruktive Atmosphäre. Der nächste Landespsychologentag findet am 24. Oktober 2009 statt. Er wird das Thema Gender haben. 5
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