VELÁZQUEZ 28. OKTOBER 2014 BIS 15. FEBRUAR 2015

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1 VELÁZQUEZ 28. OKTOBER 2014 BIS 15. FEBRUAR 2015 OCTOBER 28, 2014 FEBRUARY 15, 2015 Das Kunsthistorische Museum widmet dem spanischen Meister Diego Velázquez ( ) zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum eine Ausstellung. Mit der Präsentation seiner hervorragenden Gemälde gibt die Ausstellung einen prägnanten Einblick in das vielfältige Œuvre des spanischen Hofmalers. Aufgrund der dynastischen und politischen Beziehungen zwischen den habsburgischen Herrscherhäusern in Wien und Madrid verfügt das Kunsthistorische Museum über herausragende Portraits des Hofmalers, wie z.b. die bezaubernden Bildnisse der spanischen Infantinnen. Darüber hinaus sind in der Schau zahlreiche Meisterwerke weiterer Genres aus den bedeutendsten Museen der Welt sowie aus privaten Sammlungen erstmals in Wien zu sehen. In the autumn of 2014 the Kunsthistorisches Museum presents the first-ever monograph exhibition on ( ) in a German-speaking country. Showcasing some of his most important paintings, the exhibition offers a comprehensive survey of the Spanish court-painter s rich and varied Œuvre. In addition to the portraits of Spanish princes and princesses in the collection of the Kunsthistorisches Museum the show includes numerous seminal works representing different genres, which will be on show in Vienna for the first time. 1 Ticketing & Tourismus, Kunsthistorisches Museum Wien

2 LEBEN UND WERK DES KÜNSTLERS MEHR ALS EIN PORTRAITMALER Diego Rodríguez de Silva y Velázquez kam in Sevilla zur Welt. Durch seine früh sichtbare Begabung wurde er bereits im Alter von 24 Jahren zum Hofmaler König Philipps IV. ernannt, dem er bis zu seinem Lebensende diente. Zwar gehörte die Produktion von offiziellen Portraits des Königs und seiner Familie zu den Hauptaufgaben jedes Hofkünstlers, doch erweiterte Velázquez dieses Metier auch auf Mitglieder des Hofes und entwickelte dabei eine so moderne, psychologisch tiefgreifende Sicht, dass jedes der Portraits den Betrachter bis heute in seinen Bann zieht. Über das Portrait hinaus übte sich der Künstler auch in den anderen damals in Spanien üblichen Kategorien des malerischen Repertoires: Er schuf in der Frühzeit Gemälde mit religiösen Themen sowie Küchenstillleben, später auch Mythologien und Historien. Durch seine von Tizian und El Greco inspirierte Maltechnik mit lockerem Pinselstrich und einer raffinierten Farbwahl unterschied er sich von seinen Zeitgenossen, doch ist es vor allem seine höchst individuelle Sicht auf den Menschen, auf seine Welt und auf die Handlungsstränge einer Geschichte, die seine Gemälde aus der zeitgleichen Malerei heraushebt und ihn zu einer Art Unikum unter den Malern macht. Als Außenseiter bzw. Einzelgänger befasste er sich oft mit selbst gewählten Themen. Velázquez hegte stets große Bewunderung für seinen Vorgänger Tizian, der vom Kaiser selbst in den Adelsstand erhoben wurde. Mit großer Zielstrebigkeit arbeitete Velázquez daran, für seine künstlerischen Errungenschaften eine entsprechende Belohnung zu erhalten: die Erhebung in den Ritterstand. Nur dadurch konnte er bewirken, dass man bald auch in Spanien die Malerei aus den Zwängen des Handwerks befreite und sie ihrer Bedeutung entsprechend nobilitierte. MORE THAN A PORTRAIT PAINTER Diego Rodriguez de Silva y Velázquez was born in Seville. A child prodigy, he became court painter to King Philip IV at the age of twenty-four, a position he held until the end of his life. Producing official portraits of the king and his family is among the main duties of a court-painter but Velázquez widened his circle of sitters to include other members of the court, developing a psychological view of his sitters so profound and modern that his portraits continue to capture the imagination of all who see them. In addition to portraits, Velázquez also produced work in other genres then popular in Spain: kitchen still lifes and religious paintings at the beginning of his career, later mythologies and history paintings. His fluid, open handling and subtle palette inspired by Titian and El Greco sets his work apart from that of his contemporaries. But more than anything else it is his highly individual view of man, of his world, and of a story s plot lines that distinguishes his work from contemporary painting and makes him such a unique artist. As an outsider, a loner he often selected unusual subject matters that perfectly encapsulate the picture s philosophical dimension, such as in, for example, Apollo in the Forge of Vulcan. 2 Ticketing & Tourismus, Kunsthistorisches Museum Wien

3 DIE AUSSTELLUNG Die Ausstellung umfasst insgesamt 46 Gemälde. Sie sind in drei Sektionen gegliedert, die den Schwerpunkten von Velázquez künstlerischer Produktion entsprechen. Sein Leben lässt sich in zwei klar trennbaren Abschnitten beschreiben: Jugend und Lehre verbringt er in der Werkstatt des am besten vernetzten Malers und Kunsttheoretikers in Sevilla, Francisco Pacheco, dessen Tochter er nach Beendigung seiner Ausbildung 1618 ehelicht. Nach dieser Zeit der zunftbestimmten Ausbildung und erster Erfolge verlässt er Sevilla, um in Madrid am gesellschaftlich völlig abgehobenen Hof des Königs weitere 37 Jahre in stets höheren Positionen zu verbringen, entsprechend der Karriere eines erfolgreichen Hofbeamten. Die künstlerische Produktion verlief dabei weder gleichmäßig noch in einer natürlichen Entwicklung, daher gibt es nach wie vor große Unsicherheiten in der Datierung bestimmter nicht dokumentierter Gemälde, und es gibt lange Phasen, wie etwa in den vierziger Jahren, in denen er mit anderen Aufgaben als der Malerei beschäftigt war. Aus diesem Grund folgen wir in der weiteren Präsentation nicht chronologischen Gesichtspunkten, sondern versuchen, die offizielle Aufgabe als Portraitmaler des Königs und dessen Familie in einer Sektion zusammen zu zeigen und in der letzten Sektion jene Gemälde zu vereinen, in denen er sich selbst die Themen stellte: Mythen, Fabeln, Landschaftsstudien etc. HOCHKARÄTIGE INTERNATIONALE LEIHGABEN Aufgrund der engen dynastischen und politischen Beziehungen zwischen den habsburgischen Herrscherhäusern in Wien und Madrid im 17. Jahrhundert verfügt die Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums heute über herausragende Portraits des Hofmalers des spanischen Königs. Dank der Kooperation mit dem Prado in Madrid, der bis heute den Großteil von Velázquez künstlerischem Œuvre beherbergt, werden darüber hinaus weitere Hauptwerke seines Schaffens in Wien zu sehen sein. Darunter befinden sich die große sevillanische Anbetung der Könige, die während seiner ersten Italienreise entstandene, psychologisch raffiniert inszenierte Mythologie Apoll in der Schmiede des Vulkan, ergreifende Bildnisse der Hofnarren oder hombres del placer wie Don Juan de Austria oder Calabazillas. Balthasar Carlos zu Pferde und das Bildnis des königlichen Bruders Don Carlos, das prächtigste Ganzfigurenportrait der frühen Zeit am Hof, kommen ebenfalls aus dem Prado, ebenso wie die berühmte Landschaftsstudie der Villa Medici in Rom. Zu den weiteren hochkarätigen Leihgaben in der Ausstellung zählen der sevillanische Wasserverkäufer aus Apsley House in London, die bodegones (Küchenstillleben) aus dem Museum der Schönen Künste in Budapest und den Staatlichen Museen zu Berlin und Balthasar Carlos mit dem Hofzwerg aus dem Museum of Fine Arts in Boston. Den Höhepunkt bildet der berühmteste liegende weibliche Rückenakt der Kunstgeschichte, die so genannte Rokeby Venus aus der National Gallery in London. IMPORTANT INTERNATIONAL LOANS The close family and political ties between the branches of the house of Habsburg that ruled in Vienna and Madrid in the 17 th century are the reason why the Picture Gallery 3 Ticketing & Tourismus, Kunsthistorisches Museum Wien

4 of the Kunsthistorisches Museum houses outstanding portraits by the court-painter of the King of Spain. Thanks to our collaboration with the Prado in Madrid, which holds the major part of Velázquez Œuvre, numerous important works will be on show in Vienna, among them the large Adoration of the Magi painted during Velázquez first Italian sojourn, his psychologically complex mythology Apollo in the Forge of Vulcan, and moving portraits of court dwarfs and hombres del placer such as Don Juan de Austria and Calabazillas. In addition, the Prado is lending Equestrian Portrait of Balthasar Carlos and a portrait of the king s brother Don Carlos, the most magnificent full-length portrait from the beginning of Velázquez court career, and the Villa Medici in Rome his celebrated landscape study. Additional important loans are the Water Sellar of Seville from Apsley House in London, bodegones (kitchen still lifes) from the Museum of Fine Arts in Budapest, and Prince Bathasar Carlos with a Dwarf from the Museum of Fine Arts in Boston. But the highpoint is surely art history s most famous female nude seen from behind, the socalled Rokeby Venus from the National Gallery in London. VELÁZQUEZ- REZEPTION... ich fürchte mich vor der Realität des Velázquez-Bildes, nachdem ich damit herumgespielt habe. (Francis Bacon)... die anderen Maler [...] scheinen gänzlich wie Fälscher. Er ist der Maler der Maler. (Eduard Manet) Bald nach seiner Wiederentdeckung im 19. Jahrhundert wurde Velázquez von Eduard Manet zum Maler der Maler gekürt und als Vorläufer der Impressionisten gefeiert. Der Deutsche Carl Justi führte den spanischen Meister mit seiner 1888 erschienenen epochalen Monographie Velázquez und sein Jahrhundert in die deutsche und internationale Kunstgeschichte ein. Seither steht Velázquez im Mittelpunkt kunsthistorischer Diskussionen dies vor allem aufgrund seiner in den Gemälden zum Ausdruck kommenden, höchst persönlichen und unverwechselbaren poetischen und vor allem enigmatischen Bildthemen. Mit seiner ganz der Natur verpflichteten, verblüffend realistischen Sicht auf die Dinge tritt er aus seiner Zeit heraus. Im 19. und 20. Jahrhundert inspirierten seine Gemälde und Kompositionen unter anderem Francisco de Goya, Pablo Picasso, Francis Bacon und Salvador Dalí. THE PAINTER OF PAINTERS - VELÁZQUEZ IN THE 19 TH CENTURY Soon after Velázquez was rediscovered in the 19 th century, he was crowned painter of painters by Edouard Manet and celebrated as a precursor of Impressionism. In his epochal monograph Velázquez and his Century the German art-historian Carl Justi introduced the Spanish master into German and international art history. Since then Velázquez has occupied centre stage in art historical discourse; the main focus here is on his distinctive, poetic and enigmatic choice of subject matters. His highly naturalistic, stunningly realistic view of objects sets him apart from contemporary painting. In the 19 th and 20 th century his compositions inspired Francisco de Goya, Pablo Picasso, Francis Bacon and Salvador Dali, to name but a few. 4 Ticketing & Tourismus, Kunsthistorisches Museum Wien

5 ZITATE GENERALDIREKTORIN SABINE HAAG Der spanische Hofmaler gilt bis heute als einer der größten Meister der Malerei und zieht noch immer die Menschen in seinen Bann. Er war und ist Vorbild für zahlreiche Künstler, wie Francisco de Goya, Pablo Picasso, Francis Bacon und Salvador Dali. Es freut mich sehr, dass es uns gelungen ist, die bedeutendendsten Meisterwerke dieses Malergenies nun erstmals nach Wien zu holen und Velázquez hier im Kunsthistorischen Museum zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum eine Ausstellung widmen zu können. Highlights wie die Rokeby Venus, Apoll in der Schmiede des Vulkan, die Anbetung der Könige und weitere wichtige internationale Leihgaben sind zusammen mit den Infanten und Infantinnen unserer eigenen Sammlung in dieser spektakulären Schau vereint das Kunsthighlight im Herbst GEMÄLDEGALERIE-DIREKTORIN UND AUSSTELLUNGS-KURATORIN SYLVIA FERINO Mit dieser Ausstellung möchten wir dem Publikum des Kunsthistorischen Museums die Möglichkeit bieten, Velázquez auch jenseits des dynastischen Portraits kennenzulernen von seinen Anfängen in Sevilla bis zu den bekannten späten Poesien und auf die Vielseitigkeit seiner Interessen hinweisen, die er in einzigartige Gemälde einbrachte, sind sie doch gleichermaßen erquickend für Auge und Intellekt. Dank der großartigen Kooperation mit dem Museo Nacional del Prado in Madrid ist es uns gelungen, eine Gruppe von hochkarätigen Gemälden aus den unterschiedlichen Schaffensphasen Velázquez aus dem Prado für Wien zu sichern. Damit wurde die Basis gelegt für eine Ausstellung, in der Velázquez in seiner Gesamtentfaltung präsentiert werden kann. 5 Ticketing & Tourismus, Kunsthistorisches Museum Wien

6 PRESSEFOTOS Pressefotos sind für die aktuelle Berichterstattung kostenlos und stehen zum Download bereit unter press.khm.at Prinz Baltasar Carlos zu Pferd 1635 Öl auf Leinwand, 209 x 173 cm Madrid, Museo del Prado Prince Baltasar Carlos on horseback ,5 x 177 cm Photographic Archive, Museo Nacional del Prado, Madrid Venus mit dem Spiegel (Rokeby Venus) Öl auf Leinwand, 122,5 x 177 cm London, The National Gallery The Rokeby Venus ,5 x 177 cm The National Gallery, London Anbetung der Könige 1619 Öl auf Leinwand, 203 x 125 cm Madrid, Museo Nacional del Prado The Adoration of the Magi x 125 cm Photographic Archive, Museo Nacional del Prado, Madrid Apollo in der Schmiede des Vulkan 1630 Öl auf Leinwand, 223 x 290 cm Madrid, Museo Nacional del Prado Apollo in the Forge of Vulcan x 290 cm Photographic Archive, Museo Nacional del Prado, Madrid 6 Ticketing & Tourismus, Kunsthistorisches Museum Wien

7 Der Hofnarr Don Juan de Austria um 1633 Öl auf Leinwand, 210 x 123 cm Madrid, Museo Nacional del Prado The court jester Don Juan de Austria x 123 cm Photographic Archive, Museo Nacional del Prado, Madrid Der Hofnarr Juan de Calabazas (Calabacillas) um 1638 Öl auf Leinwand, 106 x 83 cm Madrid, Museo Nacional del Prado The court jester Juan de Calabazas (Calabacillas) x 83 cm Photographic Archive, Museo Nacional del Prado, Madrid Infant Felipe Prospero 1659 Öl auf Leinwand, 128 x 99 cm Wien, Kunsthistorisches Museum Prince Felipe Próspero x 100 cm KHM Infantin Margarita ( ) in rosafarbenem Kleid 1654 Öl auf Leinwand, 128,5 x 100 cm Wien, Kunsthistorisches Museum The Infanta Margarita in a pink dress c / x 100 cm KHM Infantin Margarita ( ) in weißem Kleid um 1656 Öl auf Leinwand, beschnitten: 105 cm x 88 cm Wien, Kunsthistorisches Museum The Infanta Margarita in a white dress c x 88 cm KHM 7 Ticketing & Tourismus, Kunsthistorisches Museum Wien

8 Infantin Margarita ( ) in blauem Kleid 1659 Öl auf Leinwand, 126 cm x 106 cm Wien, Kunsthistorisches Museum The Infanta Margarita in a blue dress x 106 cm KHM Infantin María Teresa ( ) 1652/53 Öl auf Leinwand, 127 cm x 98,5 cm Wien, Kunsthistorisches Museum The Infanta Maria Teresa c / x 98,5 cm KHM Velázquez Werkstatt König Philipp IV. von Spanien ( ) /59 Öl auf Leinwand, 47 x 37,5 cm Wien, Kunsthistorisches Museum (workshop) King Philip IV of Spain c x 37,5 cm KHM Der Wasserverkäufer von Sevilla ca Öl auf Leinwand, 107,7 x 83,3 cm (inclusive ein oben angesetzter Streifen von 4 cm) London, Apsley House, The Wellington Collection English Heritage Don Luis de Góngora 1622 Öl auf Leinwand, 50 x 40 cm Boston, Museum of Fine Arts (workshop) The Waterseller c ,7 x 81 cm London, Apsley House, The Wellington Museum English Heritage Luis de Góngora y Argote ,2 x 40,6 cm Boston, Museum of Fine Arts 8 Ticketing & Tourismus, Kunsthistorisches Museum Wien

9 Infant Baltasar Carlos mit einem Zwerg Öl auf Leinwand, 128 x 101,9 cm Boston, Museum of Fine Arts Prince Baltasar Carlos with a dwarf x 104 cm Boston, Museum of Fine Arts Selbstbildnis um 1650 (?) 9 Ticketing & Tourismus, Kunsthistorisches Museum Wien

10 INFORMATION UND RAHMENPROGRAMM SYMPOSIUM FÜHRUNGEN VORTRÄGE Im Rahmen der Ausstellung findet am 29. Jänner 2015 im Kunsthistorischen Museum eine Tagung zu Velázquez und der Wiener Hof statt. ÜBERBLICKSFÜHRUNGEN Dauer ca. 60 Min. / Treffpunkt: Vestibül / Teilnahme 3 Di bis Fr Uhr, Do auch 19 Uhr Sa/So 11 und 15 Uhr Do Uhr / Jueves, horas: Führungen in spanischer Sprache Mo , 19 Uhr, Kuppelhalle Rubens und Velázquez Martin Warnke, Hamburg Aus der Reihe Alte Meister im Gespräch (in Kooperation mit dem Dorotheum) Teilnahme frei, bitte um Anmeldung unter altemeister@khm.at Do , Uhr, Bassano-Saal Augenpfade zur Bildnismalerei von Velázquez* Andreas Prater, Freiburg i.br. Do , Uhr, Vortragsraum Las Meninas des Rätsels Lösung?* Martina Pippal, Wien KUNSTKONTEXT Beginn Uhr, Dauer ca. 60 Min. Vortragsraum, 2. Stock Di und Die Sage der Arachne Die mythologischen Bilder des Velázquez Andreas Zimmermann Di und Las Meninas Portrait und Politik bei Velázquez Daniel Uchtmann Di Eierbraten und Wasserverkäufer Velázquez als Genremaler Rotraut Krall Teilnahme frei mit gültigem Museumsticket Unser weiteres Kunstvermittlungsprogramm im Rahmen der Ausstellung finden Sie unter: 10 Ticketing & Tourismus, Kunsthistorisches Museum Wien

11 11 Ticketing & Tourismus, Kunsthistorisches Museum Wien

12 KATALOG Velázquez Hg. von Sabine Haag deutsch und englisch in einem Band Klappenbroschur, Format 24 x 28 cm, 336 Seiten Preis: 39,95 ISBN: ÖFFNUNGSZEITEN & EINTRITTSPREISE Dienstag Sonntag 10 bis 18 Uhr Donnerstag 10 bis 21 Uhr Jahreskarte 34 Erwachsene 14 Ermäßigt 11 Wien-Karte 13 Gruppen ab 10 Personen 10 ab Führung 3 Jugendliche unter 19 frei Audioguide (deutsch, englisch) 4 KOOPERATIONS- PARTNER Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums in Zusammenarbeit mit dem Museo Nacional del Prado, Madrid, der Réunion des Musées Nationaux und dem Musée du Louvre, Paris KONTAKT FÜR GEPRÜFTE FREMDENFÜHRER Mag. Maria Gattringer Tourismus-Marketing Ticketing & Tourismus T M maria.gattringer@khm.at 12 Ticketing & Tourismus, Kunsthistorisches Museum Wien

13 DE Einleitung Velázquez,»Maler der Maler«, wie Édouard Manet ihn begeistert nannte, hat einige seiner bedeutendsten Kollegen, Goya, Picasso, Francis Bacon, inspiriert: Erleben auch Sie die Faszination seiner Werke in der ersten Velázquez- Ausstellung in Österreich! Das Kunsthistorische Museum besitzt aus dem Portraitschaffen des Meisters den umfangreichsten Bestand außerhalb des Prado. Diese Gemälde werden nun erstmals im Zusammenhang des Gesamtwerks gezeigt. Velázquez Die Frühzeit in Sevilla mit ihren eindringlichen Alltagsschilderungen, das Schaffen am Hofe in Madrid, Bildnisse von Königen und Königskindern ebenso wie von Hofzwergen und Narren, religiöse und mythologische Darstellungen, darunter mit der Rokeby Venus der wohl schönste Rückenakt der Malerei: All das zeigt die Aus stellung. Dieses Booklet bietet Ihnen zur genussreichen Betrachtung der Bilder des Velázquez bei freier Bewegung aus unterschiedlichen Entfernungen die Ausstellungsbeschriftungen. 28. Oktober 2014 bis 15. februar 2015 Weiterführende Informationen entnehmen Sie bitte dem Ausstellungskatalog.

14 Herausgeber Sabine Haag, Generaldirektorin Kunsthistorisches Museum Wien Burgring 5, 1010 Wien 2014 KHM Autoren: Andreas Zimmermann (1-9, 13) Daniel Uchtmann (10, 20, 21, 27-29, 32, 43-46) Rotraut Krall (11, 12, 18, 19, 24, 34-36) Barbara Herbst (14-17, 26, 30, 31) Agnes Stillfried (22, 23, 25, 33, 37-42) Partner Sponsor der Ausstellung Velázquez Kooperationspartner Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums in Zusammenarbeit mit dem Museo Nacional del Prado, Madrid, und der Réunion des Musées Nationaux und dem Musée du Louvre, Paris. Öffnungszeiten 28. Oktober 2014 bis 15. Februar 2015 Di So, Uhr; Do Uhr Außen:, Prinz Baltasar Carlos zu Pferd, Madrid, Museo Nacional del Prado

15 1 Unbefleckte Empfängnis ca Sevilla, Fundación Focus-Abengoa Diese Maria Immaculata gilt heute als eines der frühesten Werke von Velázquez. Sie tauchte 1990 auf dem Kunstmarkt auf und wurde auch Alonso Cano zugeschrieben, der gleichzeitig mit Velázquez Schüler von Francisco Pacheco war. Nach naturwissenschaftlichen Untersuchungen wird sie heute aber ganz überwiegend als eine Arbeit des etwa achtzehnjährigen Velázquez angesehen, die vielleicht unmittelbar nach Abschluss seiner Ausbildung (14. März 1617) entstand. Die Lehre von der Unbefleckten Empfängnis war damals noch kein kirchliches Dogma, hatte aber gerade in Sevilla glühende Anhänger und war Thema leidenschaftlicher Debatten. Velázquez folgt in seiner Darstellung der Offenbarung des Johannes:»Ein Weib, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen.«Die strenge Frontalität und der geschlossene Figurenumriss, vor allem aber der direkte Blick auf die Betrachter charakterisieren diese Maria Immaculata im Unterschied zu Velázquez zweiter Fassung desselben Themas (s. Nr. 2).

16 2 Unbefleckte Empfängnis ca London, The National Gallery Seine zweite Maria Immaculata schuf Velázquez wahrscheinlich für das Kloster der Karmeliter in Sevilla. Dieser Orden verfocht die Lehre von der Unbefleckten Empfängnis besonders glühend. Innerhalb kürzester Zeit demonstriert der junge Künstler den Auftraggebern seine Fähigkeit, derselben, zu jener Zeit ungeheuer populären und häufig dargestellten Bildfigur ganz andere Aspekte zu verleihen: Der Blick der Jungfrau ist nach links gesenkt, nach links weht auch der geöffnete Mantel, während sich der Oberkörper ganz leicht nach rechts wendet. In dieser subtilen und komplexen Gegenläufigkeit unterscheidet sich die Marienfigur deutlich von ihrer frontalen Vorgängerin (s. Nr. 1). Das Bild hing im Kapitelsaal der Karmeliter gemeinsam mit einem weiteren, gleich großen Gemälde, in dem Velázquez Johannes auf Patmos, also den Verfasser der Offenbarung, zeigt. Andere Orden in Sevilla, die Antoniter und die Jesuiten, wurden auf den jungen Meister aufmerksam und bedachten ihn mit Aufträgen (s. Nr. 3). 3 Anbetung der Könige 1619 Madrid, Museo Nacional del Prado Die Anbetung der Könige ist das bis dahin größte Bild und die ambitionierteste Komposition im Werk von Velázquez. Sie entstand mit hoher Wahrscheinlichkeit für die Jesuiten in Sevilla, zu denen der Lehrer und Schwiegervater des Künstlers, Francisco Pacheco, gute Beziehungen unterhielt. Zur pädagogischen Sendung der Jesuiten passt auch das spürbare Bestreben des Malers, durch Wirklichkeitsnähe und Natürlichkeit eine hohe Glaubwürdigkeit und seelische Eindringlichkeit zu erzielen. Die Bildgestalten sind offensichtlich nach lebenden Modellen gemalt: Im alten König links wird ein Portrait Pachecos vermutet; dem König im Vordergrund wie vielleicht auch dem hl. Joseph liegen möglicherweise Velázquez eigene Gesichtszüge zugrunde. Die nachdrücklich vergegenwärtigten Individuen sind in einer monumentalen Figurenkomposition zusammengefasst, deren Präsenz durch eine Palette starker Farbakzente noch gesteigert wird. Die wirkungsvolle Lichtregie der nächtlichen Szene verrät die Kenntnis der Neuerungen Caravaggios und seines Umkreises.

17 4 Hl. Paulus ca Barcelona, Museu Nacional d Art de Catalunya Darstellungen der Apostel, gerne auch in Zyklen, sind in der Malerei der Gegenreformation häufig, denn die Apostel waren die ursprünglichen Adressaten, dann die ersten Verkünder der Lehren Christi und nicht zuletzt die frühesten Heiligen der katholischen Kirche. In Spanien gibt es berühmte Bilderserien von El Greco und Ribera, in den Niederlanden von Rubens und Van Dyck. Von Velázquez sind heute lediglich zwei Darstellungen bekannt, die wohl Teil eines größeren Ensembles waren, das wahrscheinlich der Kartause Santa María de las Cuevas in Sevilla gehörte. Velázquez stellt Paulus ohne Schwert, also nicht als Märtyrer, sondern als den Verfasser der Episteln dar, aus dessen Gewand ein mächtiges Buch ragt. Die monumentale, geschlossene Komposition der Figur drückt kraftvolle, unerschütterliche Festigkeit aus, während der Lichtschimmer, der das Haupt des Apostels umgibt, die Sphäre des Heiligen bezeichnet. Die eindringliche Schilderung der Physiognomie beruht auf intensivem Naturstudium. 5 Hl. Thomas ca Orléans, Musée des Beaux Arts Die Zusammengehörigkeit der beiden Apostelbilder ist durch die Beschriftung, Bild- und Figurenmaße augenfällig, umso bemerkenswerter ist die Deutlichkeit, mit der Velázquez die vollkommen andersartige Persönlichkeit des hl. Thomas darzustellen vermag: Die Diagonale der Lanze und die im Profil gegebene Figur suggerieren Bewegung; der Gesichtsausdruck zeugt von innerer Unruhe Velázquez setzt so den Zweifel ins Bild, durch den Thomas hindurchgegangen ist, um nun, gestützt auf die Bibel, das Wort Christi zu verbreiten. Durch die Lanze erlitt Thomas in Indien sein Martyrium; sie ist aber auch die Waffe, mit der Christus die Seitenwunde zugefügt wurde, jene Wunde also, in die der Zweifler seine Finger legen musste, um glauben zu können, dass er den auferstandenen Christus vor sich hatte. Der junge Mann, der Velázquez als Modell für den Apostel diente, taucht in weiteren Bildern dieser Jahre auf: so etwa rechts in der Tischszene (Nr. 8) und als Geiger in den Drei Musikanten (Nr. 7).

18 6 Die Tränen des hl. Petrus ca Madrid, Sammlung Villar Mir Alle vier Evangelien berichten vom Verrat des Petrus: Dreimal streitet er ab, Jesus zu kennen, da kräht der Hahn, und er erinnert sich der Worte des Herrn:»Ehe der Hahn heute kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.«die Begebenheit wurde theologisch als Exempel für das Schuldbekenntnis und die Buße, auch als Vorausdeutung auf das Sakrament der Beichte verstanden. Den Malerkollegen von Velázquez bot die Szene Anlass zur Darstellung von Gefühlen: meist lassen sie Petrus weinend zu Boden blicken; daneben steht der Hahn. Ganz anders nun aber Velázquez selbst: Im Hintergrund bricht der Tag an, und in dem Augenblick, der den Tränen des Petrus vorangeht, spiegelt sich die schreckliche Erkenntnis seiner Treulosigkeit in seinem Gesicht. Den Erfolg dieses Bildgedankens bezeugen nicht weniger als sechs Kopien und Varianten des Gemäldes. Das hier ausgestellte gilt als das erste und qualitätvollste und wird Velázquez zugeschrieben. 7 Drei Musikanten ca Berlin, Staatliche Museen, Gemäldegalerie Die Drei Musikanten gelten als das früheste heute bekannte Werk des Künstlers einer Themengattung, die damals als bodegones (Garküchen oder Weinschenken) bezeichnet wurden. Velázquez hat diese Gattung nicht erfunden, aber er hat sie, ganz offensichtlich in Kenntnis der Errungenschaften Caravaggios, auf spektakuläre Weise weiterentwickelt. Mit großer Experimentierfreude bearbeitet der ungefähr achtzehnjährige Künstler hier das nach damaligen Kriterien»mindere«Thema zechender Musiker. Sein Lehrer Pacheco beschrieb solche Darstellungen als»lächerliche Gestalten in unterschiedlichen unschönen Sujets, die zum Lachen reizen sollen.«dazu fordert uns der Knabe links im Bild ganz direkt auf; er hat sein Vihuela-Spiel unterbrochen, hält ein gut gefülltes Weinglas ins Zentrum und lacht uns an. Und wir verstehen: Die ekstatische Hingabe, mit der sich die beiden Musiker ihrer Darbietung widmen, dürfte wohl Folge allzu reichlichen Alkoholgenusses sein.

19 8 Tischszene (El almuerzo) ca Budapest, Szépmú vészeti Múzeum Die Uneinheitlichkeit in der technischen Ausführung dieses Gemäldes kann zwei Gründe haben: Entweder ist das Werk schlecht erhalten und in größeren Partien von späterer Hand übermalt, oder es ist eine Gemeinschaftsproduktion von Velázquez und einem Gehilfen; dieser Meinung neigt heute die Mehrheit der Fachleute zu. Der Jüngling rechts (möglicherweise dasselbe Modell wie für den Hl. Thomas; s. Nr. 5) dürfte jedenfalls von Velázquez selbst stammen, dafür spricht die Lichtführung ebenso wie die natürliche Modellierung von Haut und Gewand. Das Bild ist insgesamt eine Weiterentwicklung der zweifellos eigenhändigen Tischszene in der Eremitage, St. Petersburg (ca. 1618). Die auch in anderen Fällen zu beobachtende Existenz zahlreicher Varianten von den bodegones des Velázquez, oft mit großen Unterschieden in der technischen Ausführung, zeigt, dass der erfolgreiche junge Meister offenbar bereits über eine Werkstatt mit Gehilfen verfügte, um die intensive Nachfrage nach seinen Erfindungen zu befriedigen. 9 Der Wasserverkäufer von Sevilla ca London, Apsley House, The Wellington Collection Dieses Bild, das von vielen für sein bestes Werk der Jahre in Sevilla gehalten wird, ist der unbestrittene Höhepunkt unter den bodegones von Velázquez. Der Realismus ist derart gesteigert, dass die Szene tatsächlich vor unseren Augen stattzufinden scheint. Dabei ist das Geschehen derart ausbalanciert und beruhigt, dass es einer hoheitsvollen Zeremonie gleicht. Wasserverkäufer, damals in ganz Europa alltäglich, waren in Sevilla lebenswichtig. Doch ihr sozialer Status war einer der geringsten. Dies hebt Velázquez durch die Würde, die er dem Alten in seiner Darstellung verleiht, vollkommen auf, während sich die höhere gesellschaftliche Stellung des Knaben, der das bis zum Rand gefüllte Wasserglas mit großem Ernst entgegennimmt, durch die feine Kleidung ebenso wie durch seine helle Haut unmissverständlich mitteilt. Velázquez hat in diesem Bild»soziale Rangverhältnisse in elementaren Bedürfnissen aufgehoben«(martin Warnke). Die sich hier ausdrückende Humanität wird uns in den Bildnissen von Hofzwergen und -narren wiederbegegnen.

20 10 Don Luis de Góngora 1622 Boston, Museum of Fine Arts Das Portrait Góngoras setzt sich aus einer Kombination recht klar voneinander abgesetzter Flächen zusammen, die sehr effektiv nicht nur die konkreten Züge, sondern auch den Charakter vermitteln. Der aus Córdoba stammende Dichter Luis de Góngora ( ) war eine der bekanntesten Persönlichkeiten der intellektuellen Kreise Madrids. Velázquez profitierte von der Möglichkeit, diesen berühmten Literaten zu portraitieren. Der noch junge Maler war erst kurze Zeit zuvor nach Madrid gereist, in der Hoffnung auf Anstellung am Hof des jugendlichen Königs. Mit diesem Bildnis bewies Velázquez dem Hof gerade in jenem Bereich der Malerei seine beträchtlichen Fertigkeiten, der mit der höfischen Welt am innigsten verbunden war: der Portraitkunst. Resultat dieses Erfolges waren Folgeaufträge des hohen Adels und schließlich des Königs selbst. Von da an war die enge Bindung des Malers an den spanischen Hof vollzogen, mit dem Privileg, von nun an den König als einziger portraitieren zu dürfen. 11 Portrait König Philipps IV Dallas, Meadows Museum Dank der guten Beziehungen seines Schwiegervaters Francisco Pacheco zum königlichen Hof erhielt Velázquez im Jahr 1623 eine Berufung nach Madrid. Das damals geschaffene Portrait des Conde Duque de Olivares, des Premierministers des Königs, veranlasste Philipp IV. ( ), dem Künstler ebenso Modell zu sitzen. Aus dieser Zeit sind mehrere mit Velázquez in Verbindung stehende Portraits erhalten, sowohl in ganzer Figur als auch als Brustbildnis. Möglicherweise handelt es sich bei diesem Gemälde um die ursprüngliche Fassung der Brustbildnisse, denn Pacheco überliefert, dass der König nur wenig Zeit zum Modellsitzen gehabt und Velázquez diese Version in einem einzigen Tag angefertigt habe, was bei einer Ganzkörperdarstellung undenkbar gewesen wäre. Die Ausführung des (1623 eingeführten) Tellerkragens und der rechten Schulter sprechen für den Charakter eines Originals. Das Portrait erfreute sich einer derartigen Wertschätzung, dass Velázquez das Exklusivrecht für die Ausarbeitung königlicher Bildnisse erhielt (s. Nr. 34).

21 12 Portrait des Infanten Don Carlos um 1628 Madrid, Museo Nacional del Prado Dieses ganzfigurige Bildnis stellt Don Carlos de Austria ( ), den Bruder König Philipps IV. dar. In eleganter Pose präsen tiert Velázquez den Infanten in einem völlig schmucklosen Raum. Aber dank des Spiels mit den Glanzeffekten kommen die ganze Prachtentfaltung, die Texturen und Farben zum Ausdruck und verleihen dem Körper Volumen. Einzigartig sind die Natürlichkeit, mit der der Infant den Handschuh hält, die feinen Farbnuancen und Licht- und Schattenwerte, die diesem kleinen Detail eine außergewöhnliche Bedeutung verleihen. Besonders beeindruckend ist auch die Wirkung des Gesichtes, das vor dem diffusen, dunklen Hintergrund der Gesamtstimmung Spannung verleiht. Zugleich drückt der nachsinnende Blick seine innere Befindlichkeit aus, eine Melancholie, die wohl mit seinem Schicksal am spanischen Hof zu erklären ist. Umgeben von Geschwistern, die alle politische Karriere machten, stand Don Carlos Zeit seines Lebens im Schatten seines königlichen Bruders. 13 Hl. Rufina ca Sevilla, Fundación Focus-Abengoa Rufina, die Tochter eines christlichen Töpfers in Sevilla im 3. Jahrhundert, hatte sich der Legende zufolge geweigert, für ein heidnisches Fest Keramik zu verkaufen und wurde daraufhin gefoltert und getötet. Das Bild der heute noch in Sevilla verehrten Rufina wurde seit 1868 Murillo zugeschrieben, obwohl es bis dahin immer als ein Werk von Velázquez angesehen worden war, das sich sogar bis in die Sammlung eines seiner Gönner, Luis Méndez de Haro ( ), zurückverfolgen ließ. Nachdem das Bild 2007 aus Privatbesitz für Sevilla erworben werden konnte, maltechnisch untersucht und konservatorisch behandelt wurde, gelang die Wiederzuschreibung an Velázquez (vgl. Nr. 21). Die vertrauliche, fast familiäre Stimmung des Bildes führte zu der bislang aber nicht bewiesenen Annahme, dem Maler sei hier vielleicht eine seiner Töchter (Francisca, geb. 1619, oder Ignacia, geb. 1621) Modell gestanden.

22 14 Der Raufhandel (»La rissa«) 1630 Rom, Sammlung Pallavicini Vor einer Schenke ist es zu Handgreiflichkeiten gekommen; mehrere Personen sind in unterschiedlicher Weise darin verwickelt, eine davon liegt am Boden. Die ebenfalls am Boden liegenden Karten sind wohl die Ursache für den Streit gewesen. Auf engstem Bildraum entwickelt Velázquez eine hochdramatische Szene, bei der jede Figur in einer anderen Bewegung gezeigt wird, aber alle auf- und gegeneinander reagieren. Die Fronten sind nicht eindeutig geklärt. Die Erzählung im Bild steuert auf einen Höhepunkt zu; der Ausgang ist allerdings offen. Schon in seinen frühesten Arbeiten beschäftigte sich Velázquez mit Wirtshaus- und Küchenszenen, die, den Ideen der Caravaggisten folgend, alltägliches Leben zum Thema hatten. Die erste Reise nach Italien bot Velázquez die Möglichkeit der Begegnung mit Malern aus diesem Kreis. Nicht nur die Kenntnis ihrer Werke, sondern vielleicht auch die Eindrücke des römischen Straßenalltags lieferten die Anregungen zu diesem Gemälde. 15 Die Schmiede des vulkan 1630 Madrid, Museo Nacional del Prado Ovid erzählt vom Ehebruch der Venus, die ihren Gatten Vulkan mit Mars betrügt. Velázquez wählt den Moment der Geschichte, als Apollo die Schmiede Vulkans betritt, um diesem von dem Treuebruch zu berichten. Während Apollo in jugendlicher, idealisierter Schönheit dargestellt ist, sind der Schmied und seine Helfer realistischer geschildert. Es sind an harte Arbeit gewöhnte Männer, deren Ausdruck und Gesten sehr lebensnah wirken. Gleichzeitig zeigen aber ihre halbnackten Körper den Einfluß antiker Skulptur. Das Bild ist während der ersten Italienreise entstanden. Erstmals verwendet Velázquez hier einen hellen Untergrund, der eine andere Leuchtkraft der Farben ermöglicht. Eine ungeheure Fertigkeit in der Wiedergabe stofflicher Details, wie des strahlenden Mantels Apollos, des glühenden Eisens oder des Kruges auf dem Sims, zeichnet dieses Bild ebenso aus wie die überzeugende Darstellung von Emotionen. All das macht das Werk zu einem wichtigen Wendepunkt in der künstlerischen Entwicklung Velázquez.

23 16 Kopf des Apoll um 1630 New York, Privatsammlung Mit einigen wenigen, flüssigen Pinselstrichen und Schattierungen wird ein jugendlicher Profilkopf angedeutet. Der Lorbeerkranz weist darauf hin, dass hier Gott Apollo dargestellt ist. In den feinen Lasuren, die das Profil nachzeichnen, den mit freier Pinselbewegung hingemalten Locken und vor allem in den Blättern des Kranzes zeigt sich die souveräne Beherrschung der malerischen Mittel. Das Bild ist beinahe monochrom gehalten; die einzigen Farbakzente sind der grüne Lorbeerkranz und die leicht geröteten Wangen. Der Kopf wird meist als vorbereitende Studie für Apollo in der Schmiede des Vulkan (s. Nr. 15) angesehen. Er ist allerdings weicher und jugendlicher als der des Gottes im fertigen Gemälde, der eine etwas andere Kopfdrehung aufweist und viel majestätischer wirkt. Röntgenuntersuchungen an der Schmiede haben gezeigt, dass die Studie der ersten Version des Apollo entspricht, die später in der endgültigen Ausführung verändert wurde. 17 Loggia mit einer Ariadne-Statue im garten der Villa Medici in Rom um 1630 Madrid, Museo Nacional del Prado Dieses Gemälde hat im Werk von Velázquez einen besonderen Stellenwert: Es ist, gemeinsam mit dem zeitgleich entstandenen Gegenstück, die einzige selbständige Landschaft des Malers. Zweimal reiste Velázquez nach Italien; königliche Empfehlungsschreiben ermöglichten ihm dabei Zugang zu den bedeutendsten Adelspalästen und -sammlungen. Sein Lehrer Francisco Pacheco berichtet von einem Aufenthalt in der Villa Medici in Rom im Sommer 1630, während dessen dieses Bild entstanden sein dürfte. Mit unglaublicher Leichtigkeit (manche Details sind mit beinahe transparenten Strichen nur angedeutet) wird hier eine momenthafte Stimmung von Licht und Luft perfekt eingefangen. Die offene Malweise unterstreicht, wie flüchtig diese Stimmung ist. Eigentlich kann man sich nur vorstellen, dass dieses Stück direkt vor dem Motiv gemalt worden ist. Zu Velázquez Zeit noch eine Ausnahme, wirkt eine derartige künstlerische Praxis und Auffassung ungewöhnlich modern und wie eine Vorwegnahme impressionistischer Ideen.

24 18 und Werkstatt König Philipp IV. von Spanien Wien, Kunsthistorisches Museum Philipp IV. ( ) war der letzte spanische König, der eine Großmachtpolitik verfolgte. Die Unabhängigkeit der Generalstaaten, der Verlust der Vorherrschaft zur See gegenüber England, die Abspaltung Portugals und der endgültige Verlust der Hegemonie in Europa zugunsten Frankreichs begünstigten aber einen raschen Verfall. Trotzdem erlebte Spanien damals eine kulturelle Blüte, die mit dem Begriff des»siglo de oro«und Künstlern wie Velázquez, Murillo und den Dichtern Lope de Vega und Calderón assoziiert wird. Velázquez schuf das Portrait zusammen mit jenem von Philipps Gemahlin Isabella von Bourbon (s. Nr. 19) kurz nach der Rückkehr von seiner ersten Italienreise. Beide Bilder entstanden wohl für die Schwester Philipps IV., Maria Anna, und deren Gemahl, den zukünftigen Kaiser Ferdinand III. Damals sah sich Velázquez gezwungen, rasch eine gut funk tionierende Werkstatt zu etablieren, um alle königlichen Wünsche erfüllen zu können. Beide Werke wurden zu einem unbekannten Zeitpunkt beschnitten.. 19 und Werkstatt Königin Isabella von Spanien 1632 Wien, Kunsthistorisches Museum Isabella von Bourbon ( ), Tochter Maria de Medicis und Heinrichs IV. von Frankreich, war die erste Gemahlin König Philipps IV. und Mutter des Infanten Baltasar Carlos (s. Nr. 23 und 25) und der Infantin Maria Teresa (s. Nr. 33). Dank ihrer Persönlichkeit wurde sie vom Volk sehr verehrt und war dem spanischen König eine ebenbürtige Partnerin. Von Anfang an wurde Isabella vom machthungrigen Conde Duque de Olivares strengstens überwacht, erreichte aber letztlich dennoch dessen Entmachtung. Das Gemälde entstand wie sein Gegenstück (s. Nr. 18) unter Werkstattbeteiligung. Einerseits steht es unter dem Einfluss der flämischen repräsentativen Portraitmalerei, wie sie in den Genueser Werken Anthonis van Dycks ihre letzte Form gefunden hatte. Andererseits verrät das häufig zu schillernden Reflexen gesteigerte Licht Velázquez hohe Wertschätzung der Malerei von Tizian. Das Schimmern des Stoffmusters durch den darüber liegenden Fächer gibt einen Einblick in den Entstehungsprozess.

25 20 Portrait des JUAn Mateos um 1632 Dresden, Staatliche Gemäldesammlung Die Jagdinstrumente wie die Pistole und der im Gürtel eingesteckte Dolch weisen den Dargestellten als den zu diesem Zeitpunkt etwa sechzigjährigen Juan Mateos aus, den Oberjägermeister Philipps IV. Mateos hatte die Jägerei von seinem Vater erlernt, mit dem er 1603 aus der Estremadura nach Madrid zog. Hier trat er zuerst als Schütze oder Treiber in die Dienste von Königin Margarita und später in diejenigen von König Philipp III. ein. Unter Philipp IV. wurde er zum Oberjägermeister ernannt. Als solcher begleitete er den König auf die Jagd und war für die Organisation der drei großen jährlichen Hofjagden zuständig. Die Jagd galt in der höfischen Welt als die vornehmste Methode, sich für den Krieg zu schulen. Sie war weniger sportliches Vergnügen, als disziplinierte, fürstliche Pflicht, denn sie härtete ab und machte mit den Gefahren vertraut. Mateos widmete dem König eine Abhandlung über die Jagd. Seine wichtige Rolle am Hof macht es daher durchaus möglich, dass der König selbst der Auftraggeber des Portraits eines seiner engsten Gefolgsleute war. 21 Portrait einer dame Berlin, Staatliche Museen, Gemäldegalerie Das Portrait dürfte entstanden sein, als der Künstler mit neuen Eindrücken von seiner ersten Italienreise heimkehrte. Typisch für diese Zeit ist der weiße oder hellgraue Malgrund, der die bisherige rote Grundierung ablöst: eine Wandlung, die wahrscheinlich schon mit dem Eintreffen Rubens in Madrid 1628 begann. Die Identität der Figur erweist sich als rätselhaft, obwohl eine Übereinstimmung mit Darstellungen der Leonor Maria de Guzmán, Gräfin von Monterrey, existiert. Sie war Schwester des Conde Duque de Olivares und Gemahlin des Conde de Monterrey, der von 1628 bis 1631 spanischer Botschafter in Rom und anschließend ( ) Vizekönig von Neapel war. Auf jeden Fall nimmt die Dame einen hohen sozialen Rang ein, der ihre stehende Pose mit der Hand auf der Rückenlehne eines mit kostbarem Stoff gepolsterten Stuhls rechtfertigt. Das Portrait unterstreicht ihren Anspruch, aufgrund ihres Status in Anwesenheit von Mitgliedern der königlichen Familie sitzen zu dürfen.

26 22 Infant baltasar Carlos mit einem hofzwerg Boston, Museum of Fine Arts Velázquez war auf seiner ersten Italienreise, als der lang ersehnte Kronprinz 1629 geboren wurde, doch Philipp IV. weigerte sich, ihn von jemand anderem malen zu lassen. Dieses kurz nach Velázquez Rückkehr entstandene Doppelportrait gilt als frühestes Bildnis des Infanten. Die neue Farbigkeit dokumentiert Velázquez italienische Erfahrungen, besonders seine intensive Auseinandersetzung mit Tizian und der venezianischen Malerei. Der Infant steht in der Bildmitte auf einem kleinen Podest. Schärpe, Harnischkragen und der Federhut auf dem Samtpolster weisen ebenso wie Kommandostab und Degen auf den zukünftigen Oberbefehlshaber und Herrscher hin. Die Gegenüberstellung mit dem Hofzwerg betont Würde und fürstliches Decorum des prächtig gekleideten Prinzen. Statt Szepter hält jener eine Kinderrassel, statt Reichsapfel einen gewöhnlichen Apfel. An absolutistischen Höfen hatten Hofzwerge und Narren auch die Aufgabe, den»bösen Blick«und anderes Unheil von der Herrscherfamilie ab- und auf sich zu lenken. 23 und Werkstatt Infant baltasar Carlos Wien, Kunsthistorisches Museum Im Zuge konkreter Heiratspläne sandte Philipp IV dieses heute allseitig beschnittene Abbild seines ungefähr zehnjährigen Sohnes nach Wien. Es entstand unter Mitarbeit von Velázquez Werkstatt und zeigt den Kronprinzen stehend in silberbesticktem Samt, eine Hand am Degenkorb, die andere auf einer Sessellehne. Er trägt die Collane des Ordens vom Goldenen Vlies, in den er am aufgenommen wurde. Das Portrait dürfte aus diesem Anlass oder kurz danach entstanden sein wurde Mazo Hofmaler des Infanten, weshalb dies Velázquez letztes Portrait des Kronprinzen ist, der 1646 überraschend im Alter von nur 16 Jahren starb. Beeindruckend auch hier die Wiedergabe der Stoffe und Oberflächen: Den schweren schwarzen Samt und die Silberstickerei malt Velázquez mit schnellen, breiten, die zarte, fast durchsichtige Haut im Gesicht und an den Händen des Prinzen hingegen mit feinen, fast unsichtbaren Pinselstrichen.

27 24 Juan Bautista Martínez del Mazo & (Kopie nach Peter Paul Rubens) Philipp IV. zu Pferd Florenz, Galleria degli Uffizi Bereits 1625 erhielt Velázquez den Auftrag zu einem Portrait des spanischen Königs zu Pferd für den»neuen Saal«im Alcázar in Madrid. Wenige Jahre später wurde es durch ein neues, von Peter Paul Rubens geschaffenes Gemälde ersetzt. Rubens Original fiel 1734 jedoch dem Brand des Alcázar zum Opfer, ist aber dank der hier ausgestellten Kopie überliefert. Mazo schuf das Pferd, den Körper des Königs und die Frauen. Das Antlitz Philipps IV. hingegen stammt von Velázquez. Die Komposition stellt eine Allegorie auf Philipp IV. als Verteidiger des katholischen Glaubens und der neuen Welt dar. Die Personifikation des göttlichen Zorns schwebt Blitze schleudernd vorne weg. Fides, der Glaube, zeigt dem König einen Lorbeerkranz und hält ein Kreuz über dem Globus, dem Symbol der Weltenherrschaft, auf die auch der Indianer hinter dem Pferd anspielt. Die Pose des Pferdes symbolisiert die Souveränität eines Regenten über Untertanen und Gegner. Das verlorene Original regte Lope de Vega zu Lobeshymnen an. 25 Prinz Baltasar Carlos zu Pferd 1635 Madrid, Museo del Prado 1634 schuf Velázquez fünf Reiterbildnisse für den»saal der Königreiche«im Buen Retiro- Palast, darunter dieses Portrait des fünf- oder sechsjährigen Kronprinzen. Den Kommandostab in der rechten Hand, beherrscht der Infant souverän sein sich aufbäumendes Pony. Flatternde Schärpe und ausgestreckter Arm verstärken den Eindruck von Vitalität und Entschlossenheit. Anders als beispielsweise Rubens malt Velázquez hier eine echte, mühelos identifizierbare Landschaft und einen realistischen Himmel. In fahler Wintersonne reitet Baltasar Carlos am Fuß der schneebedeckten Sierra de Guadarrama. Die zweite Hälfte der 1630er-Jahre gehört zu Velázquez fruchtbarster Zeit. Er entwickelt seine typische, von Zeitgenossen als»manchas distantes«(separate Flecken) bezeichnete Malweise, die auch hier die Oberflächen zum Flimmern bringt und den kindlichen Hoffnungsträger der Casa de Austria in eine Atmosphäre von Licht, Farbe und Luft taucht. Die ursprüngliche hohe Hängung über einer Tür bedingte die radikale perspektivische Verkürzung des Pferdes.

28 26 Demokrit /1640 Rouen, Museé des Beaux-Arts Schon in der Antike wurde Demokrit als der»lachende Philosoph«bezeichnet. Im»Lachen über die Welt«steckt tiefere Einsicht und Weisheit. Unter der Kappe des Lächerlichen und Lästerlichen konnten auch Hofnarren Wahrheiten äußern, die man sonst in dieser Form bei Hof nicht geduldet hätte. In der Torre de la Parada des königlichen Jagdschlosses in El Pardo fanden sich neben Portraits der Spaßmacher und Hofzwerge auch Darstellungen antiker Philosophen von Rubens (Demokrit und Heraklit) und Velázquez (Äsop und Menippus). Die grobe Hand und das wenig noble Gesicht Demokrits, für das möglicherweise der Hofnarr Pablo de Valladolid als Modell diente, kontrastiert mit der zeitgenössischen schwarzen Kleidung mit Spitzenkragen und dem antikisch geschlungenen Mantel. So variiert Velázquez auf originelle Weise den Typus der damals sehr beliebten»bettler-philosophen«von Jusepe de Ribera, dem das Bild lange zugeschrieben wurde. 27 Der Hofnarr Don JUAn de Austria um 1633 Madrid, Museo Nacional del Prado Die im Hintergrund dargestellte Seeschlacht sowie Waffen und Rüstungsteile ließen lange Zeit vermuten, dass es sich um die Darstellung eines Soldaten handelt. Doch trotz aller militärischen Attribute will die Furchtsamkeit, die sowohl seiner Körpersprache als auch dem scheuen Ausdruck seines Gesichts abzulesen ist, nicht zu einem wirklichen Heldenbild passen. Vielmehr war Don Juan de Austria ein Hofnarr König Philipps IV. Er verdankte seinen Namen dem habsburgischen Helden der Schlacht von Lepanto (1571), dessen Ansehen am spanischen Hof noch sehr lebendig war. Bisweilen wurde bezweifelt, dass es sich um den richtigen Namen des Narren handelt; allerdings war es nicht ungewöhnlich, Kinder nach großen Vorbildern zu benennen. Die Verwandlung des Hofnarren in einen Soldaten entspricht sowohl der höfischen Kultur der Zeit, in der die Grenzen zwischen Schein und Wirklichkeit hinterfragt wurden, als auch dem Charakter von Velázquez, einem Maler, dem das Spiel mit dem Paradoxen gefiel.

29 28 Der Hofnarr JUAn de Calabazas (Calabacillas) um 1638 Madrid, Museo Nacional del Prado Eine der auffälligsten Gruppen im Werk von Velázquez ist diejenige der Bilder von Hofnarren und -zwergen. Mit ihren physischen und psychologischen Besonderheiten bildeten sie eine etablierte Gegenwelt zum sonst so hier archisch strukturierten Leben am Hof. Davon ausgehend betonte Velázquez in seinen Darstellungen ihre»andersheit«. Die Kalebassen sind das Attribut von Juan Calabazas. Mit diesen Flaschenkürbissen wurde häufig Verrücktheit, kopfloses oder überstürztes Handeln bezeichnet. Durch das Glas im Vordergrund wird außerdem die Wirkung von Wein vergegenwärtigt. So ist auf den ersten Blick erkennbar, dass Velázquez vor der Einfügung der Kalebasse einen Tonkrug gemalt hatte. Höfischen Portraits war allgemein eine Emotionslosigkeit und große Distanz zwischen Modell und Betrachter zu eigen, die nur sehr wenig Anteilnahme zulässt. Velázquez nutzte die Außenseiterrolle dieses Hofnarren, um dem Ausdruck, hier dem Lachen, in einer radikalen Form Geltung zu verschaffen. 29 Portrait eines Mannes (José Nieto?) London, Apsley House, The Wellington Collection Dieses halbfigurige Portrait eines Mannes gehört wahrscheinlich zu den inoffiziellen Bildern, die Velázquez von Freunden und Mitbediensteten am spanischen Hof anfertigte. Sein Antlitz zeigt daher eine Lebendigkeit, die in den repräsentativen Hofportraits aufgrund ihrer offiziellen Funktion abhandenkommt. Mit großer Freiheit gestaltete Velázquez dieses Bildnis. Das Gesicht ist bis ins feinste Detail erarbeitet, während der Rest mit lockeren, weiten Pinselstrichen wiedergegeben ist. Das Gemälde dürfte seit seiner Entstehung großes Interesse geweckt haben, da Kopien aus verschiedenen Jahrhunderten bekannt sind. Nichtdestotrotz war die Identität des Dargestellten lange Zeit umstritten. José Nieto (1600/ ) hieß mütterlicherseits zufällig ebenfalls Velázquez (Nieto y Velázquez). Er war Kammerherr von Königin Maria Anna und für das Öffnen und Schließen der königlichen Gemächer zuständig. Der Maler stellte ihn daher im Hintergrund des Bildes Las Meninas (1656) dar, wo er dieser Funktion nachkommt.