Coaching im Nachfolgeprozess
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- Jan Beck
- vor 8 Jahren
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1 Coaching im Nachfolgeprozess Wenn man Berater zum Thema Unternehmensnachfolge fragt, bekommt man als abgabewilliger Unternehmer viele Handlungsempfehlungen. Oft wird empfohlen, konkrete Aufgaben (Unternehmen fit machen, Exposee erstellen, Nachfolger suchen, Verhandlungen führen, Rechtliche und steuerliche Fragen klären, etc.) abzuarbeiten. Aber diese Handlungsempfehlungen können nur ein Gerüst sein, das den Nachfolgeprozess als Gebäude stützt. Der Nachfolgeprozess ist ein komplexes Gebäude, das kein Berater für Sie erschaffen bzw. konstruieren kann. Nur Sie als Unternehmer kennen Ihr Unternehmen, Ihre Familie, Ihre Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten. Nur Sie wissen, welche Interessen im Nachfolgeprozess gewahrt werden müssen und wie eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge unter Berücksichtigung aller Rahmenbedingungen aussieht. Daher sind Sie es, der den Nachfolgeprozess gestalten muss. Auch wenn die Möglichkeiten eines Artikels sehr begrenzt sind, möchte ich Ihnen als Coach einige Fragen mit auf den Weg geben, die Ihnen ggf. helfen, den Nachfolgeprozess in Gang zu setzen und zu gestalten. Versuchen Sie sich möglichst konkret und visuell vorzustellen, wie die optimale Nachfolge für Sie und Ihr Unternehmen aussieht. Eine der wichtigsten Aufgaben im Coaching ist es, klare Ziele zu definieren. Dies ist die schwierigste Aufgabe, die Sie als Unternehmer bewältigen müssen. Denn für die Unternehmensnachfolge müssen Sie sowohl Ihre privaten als auch Ihre unternehmerischen Ziele im Blick haben. Ihre privaten Ziele zum Beispiel in Bezug auf die Zeit nach dem Unternehmen und mit Blick auf Ihre Altersversorgung. Ihre unternehmerischen Ziele zum Beispiel mit Blick auf den Erhalt des Unternehmens und die Anforderungen an den Nachfolger. Zielfindung Nehmen Sie an, dass Sie mit dem Finger geschnippt haben und sich die Unternehmensnachfolge dadurch plötzlich und unerwartet gelöst hat. Beantworten Sie bitte folgende Fragen: Woran erkennen Sie im privaten Bereich, dass die Unternehmensnachfolge erfolgreich geregelt ist? Was ist anders als bisher? Welche Merkmale kennzeichnen diese Situation? Woran erkennen Ihre Familie und Ihre Freunde, dass etwas anders ist? Woran erkenn Sie im Unternehmen, dass die Nachfolge erfolgreich geregelt wurde? Welche Merkmale kennzeichnen diese Situation? Versetzen Sie sich in diese Situation und stellen Sie sich diese Situation
2 möglichst konkret und bildlich vor. Wenn es Ihnen schwer fällt, Ihre Ziele auf diese Weise zu visualisieren, vielleicht hilft es Ihnen, ein gegenteiliges Bild zu visualisieren, um Ihren Wünschen auf die Spur zu kommen: Nehmen Sie an, bei der Unternehmensnachfolge wäre alles schief gegangen, was nur schiefgehen kann. Wie sähe das konkret aus? Womit wären Sie in dieser Situation besonders unglücklich? Was müssten Sie tun oder lassen, um diese Situation herbeizuführen? Sie wissen wahrscheinlich, worauf diese Fragen hinauswollen: Was müssten Sie tun oder lassen, um diese Situation zu vermeiden? Wenn Sie diese Frage beantworten, erhalten Sie bereits wesentliche Hinweise auf die Maßnahmen und Schritte, die sie zur erfolgreichen Lösung der Unternehmensnachfolge unternehmen müssen. Sie haben es in der Hand, die notwendigen Schritte zu unternehmen. Wenn Sie diese noch nicht in Angriff genommen haben, stellen Sie sich bitte die Frage: Was hindert Sie daran? Was fehlt Ihnen, um in Bezug auf die Unternehmensnachfolge weiter zu kommen? Wer könnte Ihnen helfen, die offenen Fragen und Punkte zu regeln? Suchen Sie sich Unterstützung (Steuerberater, Rechtsanwalt, Notar, Unternehmensberater, Kammer, Wirtschaftsförderung, etc.) für die Regelung der Unternehmensnachfolge. Beschäftigen Sie sich nicht nur mit der eigenen Situation und den eigenen Zielen, sondern auch mit der Situation und den Zielen des passenden Nachfolgers. Stellen Sie sich hierzu bitte folgende Fragen: Der Nachfolger Woran erkennen Sie den passenden Nachfolger? Welche Kenntnisse und Fähigkeiten bringt der passende Nachfolger mit? Was tut der Nachfolger, wenn er das Unternehmen erfolgreich leitet? Woran erkennen Ihre Mitarbeiter, dass sie den richtigen neuen Chef haben? Gibt es etwas, dass Sie unbedingt tun müssen, um den Nachfolger auf
3 seine Nachfolge vorzubereiten? Gibt es etwas, dass Sie tun könnten, um dem Nachfolger die Nachfolge zu erleichtern? Beantworten Sie sich diese Fragen bitte sehr konkret und stellen Sie sich die Situation bildlich vor. Berücksichtigen Sie dabei, dass ein Nachfolger auch den zukünftigen Anforderungen und Ansprüchen des Unternehmens und der Branche genügen muss. Wenn es um eine Nachfolge innerhalb der Familie geht, beantworten Sie bitte auch folgende Fragen im Hinblick auf das ausgewählte Familienmitglied: Würde ich dieses Familienmitglied auch zum Chef des Unternehmens machen, wenn ich es als externen Geschäftführer einstellen wollte? Würden meine leitenden Mitarbeiter dieses Familienmitglied zu Ihrem Anführer wählen? Wenn ja: Warum? Wenn nein: Warum nicht? Aus den vorhergehenden Fragen sollten Sie bereits ein grobes Zielbild für das Privatleben und das Unternehmen nach der Übergabe entworfen haben. Wenn dies so ist, sollten Sie die Ziele nun konkretisieren und in handhabbare Unter- bzw. Zwischenziele herunter brechen. Den Prozess planen Stellen Sie sich vor, heute bezeichnet den Punkt Null, zu dem Sie mit der Regelung der Nachfolge beginnen. Setzen Sie sich ein Ziel von maximal 2 Jahren, in dem die Unternehmensnachfolge geregelt sein soll. Legen Sie fest, welche Meilensteine Sie in 3, 6, 9, 12, 15, 18 und 21 Monaten bereits erreicht haben wollen. Meilensteine können z. B. sein: Suchkriterien für den Nachfolger definiert, Anzeige in der Nachfolgebörse aufgegeben, Erste Gespräche mit potenziellen Nachfolgern geführt, Entscheidung für einen Nachfolger treffen, Unternehmen reorganisiert, Übergabefahrplan erstellt, Kaufvertrag erstellt, etc. Schreiben Sie sich diese Zwischenziele konkret auf. Wenn Sie den Nachfolgeprozess planen, versetzen Sie sich bitte immer (wieder) in die Lage Ihres (potenziellen) Nachfolgers! Stellen Sie sich bitte folgende Fragen: Würde ich das Unternehmen tatsächlich kaufen / übernehmen wollen? Warum? Warum nicht? Welche Informationen benötige ich über das Unternehmen, um eine
4 Kauf- bzw. Übernahmeentscheidung treffen zu können? Welche Veränderungen würde ich mir als Nachfolger wünschen, bevor ich das Unternehmen übernehme? Welche Unterstützung würde ich mir in der Einarbeitungsphase wünschen? Mit welchen Mitarbeitern muss ich unbedingt gesprochen haben? Mit welchen Kunden muss ich vertraut gemacht werden? Halten Sie immer im Blick, dass ein Nachfolger das Unternehmen mit anderen Augen und durchaus kritischer sehen kann als Sie dies tun. Nachfolger betrachten ein Unternehmen nicht als Lebenswerk, sondern als Mittel den Lebensunterhalt zu verdienen. Für sie ist die Entscheidung für oder gegen ein Unternehmen sehr existenziell. Wie bereits oben erwähnt, sollten Sie sich für den Nachfolgeprozess Unterstützung mit ins Boot holen. Machen Sie eine Liste mit Personen, die Ihnen bei der Realisierung Ihrer Ziele helfen können. Dies können zum Beispiel Familienmitglieder, Mitarbeiter, Rechtsanwälte, Steuerberater, Unternehmensberater, Mitarbeiter der Kammer oder der Wirtschaftsförderung, etc. sein. Installieren Sie ein Kontrollgremium. Jemanden, der genauso wie Sie daran interessiert ist, dass Sie Ihr Ziel einer erfolgreichen Unternehmensübergabe erreichen. Dies kann Ihr(e) Partner(in) sein oder jemand außerhalb der Familie bzw. Ihres Unternehmens, z. B. ein Freund oder der Steuerberater. Die optimale Kontrollinstanz wäre der (potenzielle) Nachfolger, wenn er bereits vorhanden wäre. Geben Sie Ihrem Ziel also zwei Beine. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Ziel immer wieder bei Ihnen im Büro erscheint und Rechenschaft darüber verlangt, wie weit Sie inzwischen gekommen sind. Der Nachfolgeprozess ist sehr komplex. Für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge sind nicht nur Ihre privaten und unternehmerischen Zielsetzungen ausschlaggebend. Eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge dient auch immer den Interessen des Unternehmens, des Nachfolgers, der Mitarbeiter, der Kunden, der Lieferanten, der Banken, etc. Berücksichtigen Sie daher das Umfeld des Unternehmens bei Ihren Überlegungen und Planungen. Komplexität beachten Stellen Sie sich regelmäßig die Frage: Wenn mein Nachfolger (mein Mitarbeiter, mein Kunden, etc.) jetzt hier wäre, was würde er zu meiner Überlegung / Entscheidung / Planung sagen?
5 In der Regel werden Sie bereits eine ganz gute Einschätzung haben, wie einzelne Gruppen aus Ihrer Umwelt auf Ihre Entscheidungen reagieren werden. Ziehen Sie diese Überlegungen in Ihre Handlungen mit ein. Fragen Sie bei einzelnen Personen aus dem Umfeld nach, denen Sie vertrauen, wie ihre Entscheidungen wohl aufgenommen werden, um die komplexen Umweltbeziehungen zu berücksichtigen. Letztendlich können aber nur Sie eine endgültige Entscheidung über die Gestaltung der Unternehmensnachfolge treffen. Leider kann ein Artikel kein persönliches Coaching ersetzen. Ich hoffe jedoch, dass die aufgeworfenen Fragen einige Anregungen zur Auseinandersetzung mit dem Nachfolgeprozess liefern. Das praxisnahe Fachbuch zum Thema Ein Mutmacher für diejenigen, die eine Nachfolge wagen wollen. Nur ein weiteres Buch zum Thema Unternehmensnachfolge? Nein, die wohltuend unkonventionelle Darstellung überrascht. Personen, Dialoge, Meinungsstreit - lebensnah versetzen die Autoren den Nachfolger in spe mitten hinein in die komplizierten Facetten einer Nachfolge. Persönliche, unternehmerische und familiäre Entscheidungssituationen erlebt der Leser ganz praktisch. Und Tipps? Fachlicher und kompetenter Rat wird in diesem Buch zum verständlichen, willkommenen Begleiter. Dr. Renate Mann KfW Akademie, KfW Bankengruppe Reiner Walter / Maria Wirtz Einen Betrieb übernehmen - aber wie? Existenzgründung durch Unternehmensnachfolge 278 Seiten, Paperback, ISBN Preis: 35,- Reiner Walter Verlag Ferdinand-Thun-Str. 7, Wuppertal
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