Informieren und Lernen mit Hypermedia-TV Hypermediale Vernetzung und Nutzung digitaler Fernsehinhalte durch Metadata-Technologien
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- Katja Schuler
- vor 8 Jahren
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1 Forschungsvorhaben "Hypermedia-TV" Prof. Dr. Robert Strzebkowski TFH Berlin FBVI / Medieninformatik 1 Kurzbeschreibung des Forschungsbvorhabens Kurztitel: Untertitel: Informieren und Lernen mit Hypermedia-TV Hypermediale Vernetzung und Nutzung digitaler Fernsehinhalte durch Metadata-Technologien Ausgangssituation interaktives digitales Fernsehen Multimedia ist tot es lebe Multimedia! So in etwa kann die aktuelle Entwicklung im Bereich der digitalen Medien bezeichnet werden. Nach der ersten Multimedia Euphorie-Welle in der zweiten Hälfte der 90er Jahre trat zu Beginn des 21 Jahrhunderts eine Ernüchterung ein und Konzentration auf eher multimediareduzierte Online-Medienangebote. Jedoch seit knapp zwei Jahren spricht man zunehmend von breitbandigen Internet-Zugängen, von sog. RIAs (Rich Internet Applications) und von digitalem Fernsehen. Alles Entwicklungen, die wieder verstärkt multimediale Angebote auf den PC-, bzw. den Fernsehschirm bringen. Insbesondere der exponentiale Zuwachs an breitbandigen Internet-Anschlüssen auf DSL- Basis - im Jahr 2004 im Vergleich zu 2003 um 43% - eröffnet neue Möglichkeiten für multimediale Dienste (golem 2004a). Aufgrund dieser Entwicklung prognostizieren Markforschungsstudien dem Breitband-Infotainment-Markt bis 2006 jedes Jahr einen durchschnittlichen Zuwachs von 112 Prozent (golem 2004b). Bezogen auf konkrete Nutzung multimedialer Angebote aus dem Internet steigt kontinuierlich z.b. das Interesse der Benutzer an zeitversetztem Abruf von Radio- oder Fernsehsendungen (Eimeren u.a. 2004). Es findet hierbei keine gegenseitige Verdrängung der Medien wie Fernsehen und Internet statt, sondern die Zuschauer/Nutzer investieren insgesamt mehr Zeit in den Medienkonsum und die medialen Angebote werden medienspezifisch aufeinander abgestimmt und ergänzt: "Stärkeres Gewicht bekommen multimediale Inhalte: Die TV-Beiträge der ZDF-Informationssendungen sind dann noch adäquater via Internet zu sehen, ebenso die kompletten Sendungen 'heute' und 'heute-journal'. Zur Vertiefung von aktuellen Themen des Tages werden gezielt Animationen zur Darstellung komplexer Themen gezeigt" (ZDF 2004a). Abb. 1: Beispiel des Webportals von ZDF mit TV-Videosequenzen als Multimedia-Objekten. Auf der rechten Seite befinden sich weitere Videosequenzen zu einem bestimmten Themengebiet
2 Forschungsvorhaben "Hypermedia-TV" Prof. Dr. Robert Strzebkowski TFH Berlin FBVI / Medieninformatik 2 Und tatsächlich können bereits heute bei den Webportalen von ARD und ZDF zahlreiche TV- Videostreams, Animationen und Text-Bildseiten als ganze Sendungen oder Sendungsteile dieser Sender abgerufen werden. Die Anzahl sog. richtiger Besuche auf dem ZDF-Portal sind beachtlich: 7,675 Millionen im Mai pro Tag (ZDF 2004b)! Es handelt sich dabei jedoch um Multimedia-Angebote, die noch nicht in Fernsehqualität bereitgestellt werden. Dass heutzutage digitale Videobeiträge in Fernsehqualität über Internet angeboten werden können, beweist die Telekom-Tochter T-Online mit dem neuen Service "T-Online-Vision". Hier wird u. a. der Service Video-on-Demand angeboten, d.h. die Möglichkeit Kino- und Fernsehfilme oder Sendungen als digitale Videos in Fernsehqualität auf der Basis von MPEG-2 auf 'Knopfdruck' und zur individuell gewünschten Zeit zu empfangen. Es handelt sich dabei um ein offenes System, in dem die Empfänger entweder Fernsehapparate mit einer speziellen Set-Top-Box oder normale PCs mit entsprechender Dekodiersoftware sein können. Beide Gerätearten müssen über einen Flat-Rate DSL-Anschluss ans Internet angeschlossen sein, um entsprechende Bandbreite zur Verfügung zu haben. Die digitalen Filme werden gestreamt, also nicht bei dem Zuschauer gespeichert sondern wie bei einer Videothek für 24 Stunden gemietet. Abb. 2: Schematische Darstellung der notwendigen technischen Komponenten, um den Video-on-Demand Dienst von T-Online-Vision in Anspruch zu nehmen ( Nicht nur der Internet-Bereich verzeichnet starke technologische Veränderungen in Richtung interaktiver TV-Dienste. Durch die Einführung des digitalen Fernsehens auf der Basis des DVB-Standards (Digital Video Broadcasting MPEG-2) und vor allem durch den Einsatz von sog. Set-Top-Boxen mit der MHP-Technologie (Multimedia Home Platform) zur Ausführung von interaktiven Diensten, werden neue Programmformen und Spartenprogramme angeboten. Die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten bilden auch hier eine Vorreiter-Rolle und bieten derzeit zusammen mehr als 20 digitale Fernsehkanäle an. Der Bereich des digitalen interaktiven Fernsehens wird in der Fachliteratur mit "itv" bezeichnet. Das itv auf der Basis der MHP Set-Top-Boxen bietet vor allem interaktive Ergänzungen zu digital ausgestrahlten Sendungen, wie Zusatzinformationen, Quiz-Fragen usw., die als Enhanced-TV bezeichnet werden. Darüber hinaus gibt es sog. 24/7-Dienste, also Services, die unabhängig von ausgestrahlten Sendungen abrufbar sind sowie Game- und Shoppingangebote. Bereits mit diesen Diensten können individuelle Informations- und Interaktionsbedürfnisse zum gewissen Grad abgedeckt werden (Woldt 2004), sind jedoch noch weit von den Interaktions- und Informationsmöglichkeiten des WorldWideWebs entfernt.
3 Forschungsvorhaben "Hypermedia-TV" Prof. Dr. Robert Strzebkowski TFH Berlin FBVI / Medieninformatik 3 Abb. 3: Screenshots aus den digitalen interaktiven TV-Sendungen von ARD-Digital auf MHP-Basis Die Kurz-Darstellung der aktuellen Trends im Bereich des itv diente zur Belegung der zunehmenden Etablierung der digitalen und interaktiven Dienste im TV-Bereich sowohl auf der Broadcast- (DVB/MHP) als auch auf der Internet-Ebene (Video-on-Demand). Ziele des Forschungsvorhabens Im angestrebten Forschungsvorhaben mit dem Kurztitel "Informieren und Lernen mit Hypermedia-TV" sollen die Konzepte des interaktiven digitalen Fernsehens über das Internet (IP- TV) in Richtung hypermedialer Nutzung erweitert, erforscht und erprobt werden. Hypermediale Vernetzung digitaler TV-Inhalte Dabei geht es um eine hypermediale Vernetzungsmöglichkeit zwischen digitalen TV- Videosendungen, Teilen von TV-Videosendungen und multimedialen Zusatzinformationen zu diesen Sendungen (Bilder, Texte, Animationen), die individuell nach dem Video-on- Demand Prinzip - abgerufen werden können. Ziel ist dabei, anhand von Suchanfragen nach bestimmten Themengebieten und Inhalten, den Zuschauern/ Benutzern zum einen eine gefundene Auswahl an vorhandenen TV-Videosendungen, Teilen von TV-Sendungen oder multimedialen Zusatzinformationen zu diesen Suchbegriffen zur Auswahl zu unterbreiten, ähnlich wie das heutzutage Suchmaschinen erledigen. Zum anderen sollen aufgrund der gefundenen AV- und Multimedia-Inhalte dynamisch vom IP-TV-System individuelle Sendungen zusammengestellt werden. Ein Beispiel zur Erläuterung: ein fußballbegeisterter Zuschauer möchte gerne alle Tore eines bestimmten Spielers aus einer Spielsaison sich als zusammengestellte Kurzsendung vom TV- System präsentieren lassen. Nach seiner Anfrage an das TV-System wird ein Softwareagent geschickt, der auf ihm zugänglichen TV-Servern die Inhalte durchsucht und entsprechend der Zuschaueranfrage die Szenen mit den Toren des Fußballspielers registriert und dann in Echtzeit diese Stellen der verschiedenen Videostreams abspielt und damit dynamisch eine Sendung zusammenstellt, die physikalisch in dieser Form eigentlich gar nicht existiert. Das einzige, was als tatsächliches Informationsobjekt erzeugt wird, ist eine Tabelle/Liste mit den Verweisen auf bestimmte TV-Videostreams oder deren Teile und Eigenschaften.
4 Forschungsvorhaben "Hypermedia-TV" Prof. Dr. Robert Strzebkowski TFH Berlin FBVI / Medieninformatik 4 Arbeit mit Metadaten-Standards (MPEG-7, MPEG-21) Um diesen Anforderungen des hypermedial vernetzten und dynamischen digitalen Fernsehens gerecht zu werden, ist es notwendig, mit Metadaten zu arbeiten, die die digitalen TV-Inhalte genau beschreiben. Nur über den Zugriff auf solche Daten lassen sich interaktive Dienste in der oben beschriebenen Form zufrieden stellend realisieren (Lugmayr u.a. 2004). Hier wird auf spezielle Metadaten-Standards für digitale Videoinhalte wie MPEG-7 zurückgegriffen. Des Weiteren werden Videostreams auf MPEG-4 Basis erstellt, in denen der Inhalt aus mehreren integrierten Objekten besteht, den sog. AVOs (audiovisual objects Videoebene, Spriteebene, Text, Grafik und Animation). Zweck ist es hier, diese Technologie sowohl für interne Interaktionen innerhalb eines Streams als auch für gezielte hypermediale Zugriffe auf solche Objekte (AVOs) zwischen unterschiedlichen Videostreams zu erproben. Informieren und Lernen mit interaktivem digitalem Fernsehen Inhaltlich fokussiert das Projekt, wie bereits in der Überschrift angegeben, auf den Umgang mit Informationssendungen und Dokumentationen, die zum Themengebiet des t-learnings gerechnet werden. t-learning ist ein neuer Begriff, der erst mit der Verbreitung der interaktiven digitalen Fernsehens entstanden ist (Bates 2003). Eine im Auftrag der Europäischen Union durchgeführte sechs Jahre dauernde umfangreiche Studie zum Thema "t-learning Study - A study into TV-based interactive learning to the home" (ebd.) kommt zum folgenden Schluss: "the study has identified that there is a big potential for utilising the various interactive digital TV solutions for increasing learning opportunities in the home, particularly as an alternative solution to utilising an Internet-enabled computer" (ebd.). Der Bericht empfiehlt nicht nur, dem digitalen Fernsehen in E-Learning- und Breitband-Strategien eine Rolle einzuräumen, sondern auch, dass die Interessenvertreter Pilotprojekte mit dem Ziel initiieren sollten, zu analysieren, wie T-Learning-Lösungen genutzt werden könnten, um die Bildungsmöglichkeiten zu Hause auszuweiten. Bereits bekannte Vertreter der Medienforschungsszene haben immer wieder darauf hingewiesen, dass entsprechend didaktisch aufbereitete Fernsehsendungen eindeutig Lernwirkung haben (Issing 1990). Da jedoch im Rahmen des beabsichtigten Projektes interaktives, hypermediales Fernsehen im Zentrum der Betrachtung steht, kann hier ebenfalls auf Erfahrungen und Konzepte multimedialer Informations- und Lernsysteme zurückgegriffen werden (Issing & Klimsa 2002). Eine der wichtigen Aufgaben im Rahmen des Projektes wird sein, geeignete Szenarien für die Erprobung des t-learnings zu entwickeln. Einfaches Benutzungsinterface ist grundlegend Im Rahmen der Umsetzung des Projektes in ein hypermediales IP-TV System ist eine möglichst intuitive Benutzungsschnittstelle von großer Bedeutung. Denkbar an dieser Stelle ist die Nutzung klassischer Interfacegeräte wie Fernbedienung oder Tastatur. im Rahmen des Projektes soll jedoch auch eine sprachbasierte Ausgabe basierend auf Text-To-Speech Technologie erprobt werden. Labor, in dem das Projekt realisiert wird Das Projekt wird im Labor für Computergrafik und Animation (CGA) das Multimedia- Labor ( im FB VI Informatik und Medien an der Technischen Fachhochschule realisiert.
5 Forschungsvorhaben "Hypermedia-TV" Prof. Dr. Robert Strzebkowski TFH Berlin FBVI / Medieninformatik 5 Literatur Bates,P.J. (2003). t-learning Study - A study into TV-based interactive learning to the home. This study is being conducted by pjb Associates, UK with funding from the European Community under the IST Programme ( ), Eimeren, van, B., Gerhard, H., Frees, B. (2004). Internetverbreitung in Deutschland: Potenzial vorerst ausgeschöpft? ARD/ZDF-Online-Studie In: Media Perspektiven, Heft 8/2004, S golem (2004a). Zahl der T-DSL-Anschlüsse um 43 Prozent gestiegen. Veröffentlicht: golem (2004b). Breitband schafft Geschäftsmodelle für den Massenmarkt. Veröffentlicht: Issing, L.J. & P. Klimsa (Hrsg.), (2002). Information und Lernen mit Multimedia und Internet. Weinheim: Beltz-PVU, 3. Auflage. Issing, L.J. (1990). Wissensvermittlung im Fernsehen. In G. Schumm & H.J. Wulff (Hrsg.), Film und Psychologie I - Kognition - Rezeption - Perzeption (S ). Münster: Schumm & Wulff. Issing, L.J. (1997). Interaktives Fernsehen in Deutschland - Vorwort zu Jens Garling: Interaktives Fernsehen in Deutschland (S.VII). Frankfurt/M.: Peter Lang. Lugmayr, A., Niiranen, S., Kalli, S. (2004). Digital Interactive TV and Metadata Zfuture Broadcast Multimedia. Berlin, Springer. Woldt, R. (2004). Interaktives Fernsehen großes Potenzial, unklare Perspektiven. In: Media Perspektiven, Heft 7/2004, S ZDF (2004a). Die neue - ZDF stärkt die Marke "heute" auf allen digitalen Kanälen. veröffentlicht: ZDF (2004b). Online-Angebote sind unverzichtbare Begleitung des Fernsehprogramms. veröffentlicht:
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