Seminarprogramm des Seminars für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen im Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL) Bielefeld
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- Adolf Franke
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1 Seminarprogramm des Seminars für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen im Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL) Bielefeld Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung und Schulen verantworten den Erfolg der Ausbildung gemeinsam; ihre Ausbildungspartnerschaft ist tragend für Planung und Organisation. Die Ausbildung orientiert sich an den aktuellen Anforderungen des Lehrberufs und an den Konsequenzen aus den Ergebnissen von Schulleistungsuntersuchungen. Mit dem folgenden Programm tragen wir diesem Ausbildungsauftrag des Landes NRW Rechnung. Es dient der Information und Orientierung der Referendarinnen und Referendare, Ausbildungsschulen und kooperierenden Institutionen und ist zugleich Grundlage der Ausbildungs-, Evaluations- und Entwicklungstätigkeit unseres Seminars. Gliederung 1. Leitbild 2. Teamentwicklung und kooperatives Lernen 2.1 Pädagogische Tage 2.2 Projektphasen 2.3 Intensivtage 3. Besondere Lernangebote 3.1 Ziele 3.2 Modultage 3.3 Koordinierte Seminarveranstaltungen 3.4 Fachdidaktische Blockveranstaltungen 3.5 Kooperative Veranstaltungen 4. Seminarentwicklung 4.1 Fortbildung 4.2 Institutionelle Kontakte 4.3 Evaluation 5. Standards und Ausbildungsinhalte 1. Leitbild Im Rahmen des eingangs umrissenen Ausbildungsauftrags orientieren wir unsere Arbeit an drei Leitgedanken: Autonomie Reflexivität Transparenz Wer wagt selbst zu denken, wird auch selbst handeln. Bettina von Arnim Autonomie Ausbildung ist nach unserem Verständnis Hilfe zur Selbsthilfe: Die Referendarin bzw. der Referendar gelangt auf eigenen Lernwegen zur je eigenen autonomen Lehrerpersönlichkeit. Daher geht es um die Stärkung und Entwicklung von Eigeninitiative, Eigenverantwortung, Selbstvertrauen, Lernwillen, Urteils-, Dialog- und Teamfähigkeit, aber auch um die Stärkung von Selbstkritik, Stehvermögen und der Bereitschaft, sich anzustrengen und zu
2 engagieren. Die Ausbilderin bzw. der Ausbilder sichert die professionelle Grundqualifikation auf der Basis des aktuellen Diskurses der Unterrichtsforschung (state of the art). Nur professionelle Kompetenz macht autonom. Viele verfolgen hartnäckig den Weg, aber nur wenige das Ziel. Friedrich Nietzsche Reflexivität Hilfe zur Selbsthilfe setzt Reflexion des eigenen Denkens, Fühlens und Handeln voraus, und zwar aller an der Ausbildung Beteiligten: Referendarinnen und Referendare, Fachleiterinnen und Fachleiter, Kernseminarleiterinnen und Kernseminarleiter, Ausbildungslehrerinnen und -lehrer. Sie kann nur gelingen, wenn die wechselseitigen Erwartungen kommuniziert und in den eigenen wie in den gemeinsamen Reflexionsprozess einbezogen werden. Die Unterrichtsbesuche dienen vor allem der fachlichen Beratung, der Stärkung der Person und ihrer Reflexionsfähigkeit. Das bewusste Durchlaufen des Reflexionszirkels A-L-A-C-T kann den Reflexionsprozess aller am Gespräch beteiligten Personen unterstützen und die Verständigung erleichtern. Neben der Arbeit im System braucht es Arbeit am System. Andreas Müller Transparenz Begleitung und Beratung ist ein kontinuierlicher dialogischer Prozess, der die Ziele, Erwartungen und Anforderungen entsprechend dem Ausbildungsstand transparent macht und dafür wirbt. Wir sehen es als unsere vornehmliche Aufgabe an, gemeinsam mit den Referendarinnen und Referendaren deren individuelle Stärken und Entwicklungspotentiale zu erschließen und weiter zu entwickeln. Dies schließt ihre Einbeziehung in die inhaltliche und methodische Gestaltung der Fach- und Kernseminare wie der Ausbildung insgesamt ein. 2. Teamentwicklung und kooperatives Lernen Die Schule der Zukunft ist als lernende Organisation auf Entwicklung, Selbststeuerung und Kooperation angelegt. Sie setzt daher Teamfähigkeit ihrer Lehrerinnen und Lehrer voraus. [D]azu gehören Kompetenzen zur kollegialen und interprofessionellen Zusammenarbeit, Fähigkeiten zur Selbststeuerung in sozialen Kontexten und zur Konfliktbewältigung, Motivation zur teamorientierten Gestaltung von Unterricht und Erziehung. (Zukunft der Bildung Schule der Zukunft; Neuwied, Kriftel, Berlin 1995, S. 305/6) Die Entwicklung von Teamfähigkeit ist ein zentrales Ziel der Ausbildung und sie ist zugleich Leitbild und Verpflichtung aller an der Ausbildung beteiligten Personen und Institutionen. Alle Ausbildungselemente sind vor allem mit Blick auf diese Zielsetzung konzipiert. 2.1 Pädagogische Tage Die Pädagogischen Tage finden im ersten Quartal der Ausbildung statt. Sie sollen den jeweils neuen Jahrgang mit dem Leitbild des Seminars bekannt machen und dafür werben.
3 Dies geschieht auch dadurch, dass entsprechende Arbeitsformen eingeführt und eingeübt werden eigenständige und eigenverantwortliche Arbeit in Kleingruppen, Schulgruppen und Seminargruppen, und dass insbesondere das für den Jahrgang verantwortliche Kernseminarteam Teamarbeit vorlebt, indem es die Pädagogischen Tage gemeinsam vorbereitet, leitet und verantwortet. Die Seminargruppen bilden den künftigen Kernort für die Entwicklung von Teamfähigkeit und Kooperationsbereitschaft; von ihnen aus soll darüber hinaus der Prozess der Ausbildung insgesamt kritisch begleitet werden. Die Grundlagen hierfür werden während der Pädagogischen Tage und während der Intensivtage, ehem. Projektphasen (s. u.), gelegt. Ort und Dauer der Pädagogischen Tage werden von dem jeweiligen Kernseminarleiterteam des Jahrgangs rechtzeitig vor Beginn der Ausbildungszeit auf Grund der Erfahrungen mit den vorangegangenen Ausbildungsjahrgängen festgelegt. 2.2 Projektphasen Die Projektphasen, jeweils eine pro Fach, finden in den ersten Wochen der Ausbildung statt, in der Regel beginnend mit der zweiten oder dritten Ausbildungswoche. Sie geben den Fachleiterinnen und Fachleitern die Gelegenheit, sich ihren Referendarinnen und Referendaren im eigenen Unterricht vorzustellen, und bieten den Referendarinnen und Referendaren die Chance, sich in ihrer Fachgruppe intensiv kennen zu lernen, zu kooperieren und sich vom Team gestützt im Unterricht zu erproben. (Siehe Anlage Modul Projektphase derzeit in Überarbeitung) 2.3 Intensivtage Die Intensivtage finden im ersten und zweiten Ausbildungsquartal jeweils zu Beginn mit Blick auf den vom zweiten Ausbildungsquartal an selbstständig zu führenden Unterricht statt (BdU). Die Referendarinnen und Referendare verschaffen sich gemeinsam einen Einblick in die Benotungs- und Bewertungspraxis des jeweiligen Faches; außerdem tauschen sie sich über den eigenständig zu führenden Unterricht aus und lernen, ihn als Chance für den Erwerb reflektierter Erfahrungen zu begreifen und entsprechend vorzubereiten. 3. Besondere Lernangebote 3.1 Ziele Die Arbeit in den Fachseminaren und im Kernseminar wird durch übergreifende Ausbildungselemente ergänzt, die vorliegen bzw. in der Entwicklung sind. Ziel dieses erweiterten Lernangebots ist es, die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern zu suchen, um neue Lernfelder zu erschließen und die lebensweltlichen Bezüge zu stärken ganz im Sinne der Lehrertätigkeit an der Schule der Zukunft; die Fächergrenzen zu überschreiten und Verbindungen zwischen den Fächern zu suchen und zu entwickeln; durch Kooperation aller oder einzelner affiner Fachgruppen die Ausbildung ökonomischer und zugleich interessanter zu gestalten; durch eine Zusammenarbeit über die Fach- und Kernseminargrenzen hinweg die Identifikation mit dem Seminar zu stärken und die Seminarentwicklung voran zu treiben. Als Formen solcher besonderen Lernangebote werden bereits praktiziert: 3.2 Modultage (ehem. Thementage) Modultage bzw. Thementage im Rahmen der Kernseminare Sie stehen unter der Regie der Fachleiterinnen bzw. Fachleiter im Kernseminar des betreffenden Jahrgangs, finden ganztägig statt und sind für alle Referendarinnen und
4 Referendare verbindlich. Bei Bedarf werden zusätzlich Experten einbezogen: Fachleiterinnen und Fachleiter, auch anderer Seminare, Referendarinnen und Referendare, auch anderer Jahrgänge, oder Referentinnen und Referenten von außerhalb. Bewährt haben sich beispielsweise die Einführungstage zu Beginn der Ausbildung und die Erkundung anderer Schulformen. Geeignet und erfolgreich durchgeführt werden außerdem z.t. halbtägig rechtliche Grundlagen und Organisation der Ausbildung, Interessenvertretung durch Berufsverbände, Beihilferecht, Werteerziehung, Suchtprävention, Schulentwicklung, Schulrecht, Bewerbungstraining und Evaluation. Seminarübergreifende Modul- bzw. Thementage An einem Seminartag finden sich Gruppen mit unterschiedlichen Interessen (unabhängig von Seminargruppen) zusammen, um intensiv ein Themenfeld zu erarbeiten (z. B. das Themenfeld Medien ). Zur Unterstützung werden gegebenenfalls externe Experten hinzugezogen. Freie Modul- bzw. Thementage An einem Seminartag, ganz- oder halbtäglich, wählt jede Referendarin, jeder Referendar aus einem Angebot von Themen wie Entspannung, Leseförderung, Literatur als Schulfach in der Sekundarstufe II, Körpersprache, Sprachgestaltung (Sprachpflege/Sprechen im Unterricht) und Erwerb des Schwimm-Rettungsscheins. 3.3 Koordinierte weitere Seminarveranstaltungen An einem Seminartag wird in allen Fach- und Kernseminargruppen dasselbe Thema bearbeitet. Themenbeispiele sind Leistungsbeurteilung und bewertung, Schriftliche Arbeit und Kolloquium. 3.4 Fachdidaktische Blockveranstaltungen Vorzugsweise im 1. und 6. Quartal der Ausbildung, also überwiegend in der Zeit ohne eigenverantwortlichen Unterricht, finden außerhalb des Seminartages ein- oder mehrtägige Veranstaltungen zu fachdidaktischen und schulpolitischen Themen statt ggf. unter Einbeziehung eines Wochenendes. 3.5 Kooperative sonstige Ausbildungsveranstaltungen Verschiedene Seminargruppen desselben Faches kooperieren bei fachseminarverbindenden halb- bzw. ganztägigen Blockveranstaltungen (z.b. Besuch außerschulischer Lernorte) und fachseminarverbindenden mehrtägigen Blockveranstaltungen. Ausbildungsgruppen verschiedener, nicht notwendig affiner Fächer kooperieren in fachsübergreifenden Veranstaltungen. Schließlich ist der Erfahrungsaustausch über Institutions- und Landesgrenzen hinweg diesem Veranstaltungstyp zuzurechnen (vgl. hierzu Abschnitt 4.2). 4. Seminarentwicklung 4.1 Fortbildung Für die Ausbilderinnen und Ausbilder finden kollegiumsinterne Arbeitstagungen zur Abstimmung in seminardidaktischen Fragen statt (z. B. zur Weiterentwicklung des Seminar-
5 programms, zur Vorbereitung von Seminartagen zu neuen Themen oder zur Aktualisierung alter Themen). Sie werden in der Regel mit organisatorischer Unterstützung der Seminarleitung inhaltlich und methodisch von einer Arbeitsgruppe vorbereitet. Zu wichtigen aktuellen Problemen werden Arbeitskreise eingerichtet, die sich nach Bedarf treffen und die Ergebnisse der Seminarkonferenz zugänglich machen. Als Beispiel sei der Arbeitskreis Erfahrene und neue Fachleiterinnen und Fachleiter zur Förderung des seminarinternen Erfahrungsaustausches genannt. Weitere Arbeitskreise betreffen die Kooperation affiner Fächer (etwa Naturwissenschaften, neue Sprachen) oder großer Fächer (Deutsch, Mathematik, Englisch), etwa im Zusammenhang der Formulierung, Ausdifferenzierung und Konkretisierung der Standards für das jeweilige Ausbildungsprogramm. Zu ausgewählten Problemkreisen (in den letzten Jahren waren dies Beratung, Videographie, Diagnostizieren, Körpersprache, Konfliktmanagement, Kompetenzorientierung in der Seminararbeit) finden mindestens einmal im Jahr seminarinterne Fortbildungen mit externen Referenten statt. Standortübergreifende Treffen der Ausbilderinnen und Ausbilder zum Erfahrungsaustausch (wie in evangelischer und katholischer Religionslehre, Musik, Kunst, Psychologie, Sport üblich) sollen von möglichst allen Fächern initiiert werden. 4.2 Institutionelle Kontakte Hochschulen der Region Es wird eine enge Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld und weiteren Hochschulen der Region angestrebt. Sie geht zunehmend über Einzelkontakte hinaus und bezieht neben der schulpraktischen Ausbildung auch die pädagogische, fachdidaktische und fachliche Ausbildung der Lehrer in beiden Phasen ein. Die Arbeit in institutionalisierten Fachgruppen zur Vorbereitung und Durchführung des Praxissemesters ab 2015 führt zur Intensivierung der Zusammenarbeit. Institutionen der Lehrerausbildung in der EU Der seit dem Jahre 2002 bestehende regelmäßige Austausch mit dem Lehrerausbildungsinstitut RCKJO in Opole, Polen, soll weiter intensiviert und zu einer festen Partnerschaft ausgebaut werden. Mit Hilfe von Mitteln der Europäischen Union (Comenius-Projekt 2.1) sollen Lehrerausbildungsinstitutionen weiterer Länder, zu denen teilweise bereits erste Kontakte bestehen, einbezogen werden (Helsinki, Vilnius, Ostrawa, Wien, Amsterdam). Weitere Aktivitäten zur Erweiterung des Erfahrungshorizontes laufen im Rahmen des study-visit-projektes der EU. 4.3 Evaluation Die Entwicklung der gemeinsamen Arbeit im Seminar auf der Grundlage des Seminarprogramms stützt sich auf eine lange Tradition seminarinterner Evaluation. Dabei hat sich ein jährlicher Rhythmus als günstig für die Zusammenarbeit in den Seminaren erwiesen. Die Evaluation bezieht sich auf den Vorbereitungsdienst insgesamt wie auch auf die Arbeit in den einzelnen Seminargruppen. Die Evaluationen tragen zum Dialog und zur Reflexion der an der Ausbildung Beteiligten sowie zur Transparenz der Anforderungen bei, ganz im Sinne des Leitbildes. 5. Standards und Ausbildungsinhalte Auf der Basis der Anlage 1 der OVP von 2011 sind Ausbildungsprogramme überfachlich wie fachlich in der Entwickelung. Sie werden Grundlage der neuen Lehrerausbildung entsprechend dem LABG von Ihre Erarbeitung und seminaröffentliche Verbreitung sowie die entsprechende Programmentwicklung in und mit den Ausbildungsschulen ist zentrale Seminarinnovationsaufgabe.
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