Mathe bei Mondschein Wie Kinder in Indien leben und lernen

Transkript

1 Kostenloses Unterrichtsmaterial für die Grundschule und die Sekundarstufe I Diese Arbeitsblätter sind ein kostenloser Service für die Schulklassen und erscheinen einmal im Monat. Sie beleuchten ein Thema aus dem aktuellen ZEIT LEO-Magazin, ergänzt durch passende Arbeitsanregungen zur praktischen Umsetzung im Unterricht. Das Magazin für Kinder Thema im April 0: Mathe bei Mondschein Wie Kinder in Indien leben und lernen Wenn die erste Unterrichtsstunde beginnt, hat die neunjährige Saroj bereits einen langen Arbeitstag hinter sich. Das Mädchen wohnt im Nordwesten Indiens und besucht dort eine Nachtschule. Denn tagsüber muss sie, so wie viele Kinder aus armen Familien, ihren Eltern helfen und mit anpacken: Saroj backt Fladenbrot fürs Frühstück und Abendessen, sie holt Wasser und hütet die Tiere. Wie der Alltag von Saroj aussieht, wie der Unterricht in einer Nachtschule abläuft und was Kinder dort lernen, erfahren Ihre Schüler mit diesen Arbeitsblättern. Sie vergleichen ihren Tagesablauf mit Sarojs und überlegen, welche Aufgaben und Pflichten sie zu Hause haben. In einem Brief erzählen sie von ihrem Leben in Deutschland und schauen, wie sich der Unterricht an einer Nachtschule von dem an ihrer Schule unterscheidet. Sie überlegen, warum der Schulbesuch für Kinder wichtig ist, und fertigen einen Länder- Steckbrief zu Indien an. Zum Abschluss backt die Klasse gemeinsam Fladenbrot. Inhalt: Lernen im Dunkeln In Indien besuchen viele Kinder eine Nachtschule Sarojs und mein Tag Die Schüler vergleichen Tagesabläufe Aufgaben und Pflichten in der Familie Die Kinder berichten, worum sie sich zu Hause kümmern müssen Ein Brief an Saroj Die Schüler erzählen von ihrem Leben in Deutschland Unterricht in der Nachtschule und in meiner Schule Die Kinder arbeiten Unterschiede heraus Warum Kinder zur Schule gehen sollten Die Schüler sammeln Argumente Malwettbewerb So stellen sich die Kinder die Nachtschule vor Länder-Steckbrief Die Klasse fasst Wissenswertes über Indien zusammen Chapati Die Kinder backen gemeinsam Fladenbrot Internetseiten zum Thema

2 Lernen im Dunkeln In Indien müssen viele Kinder tagsüber Tiere hüten. Damit sie trotzdem etwas lernen, gehen sie in eine Nachtschule. 0 0 Andere Kinder lernen in der Schule, wie viel + ist. Saroj lernt, dass eine Kuh sieben Pfund Heu am Tag frisst und ein Kalb drei Pfund Heu. Wenn ihre Lehrerin sie dann fragt, wie viel Heu pro Tag Saroj braucht, um ihre Tiere zu füttern, antwortet das Mädchen:» Pfund«, denn sie hat zu Hause zwei Kühe und ein Kalb. Saroj ist neun Jahre alt und lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf in Rajasthan, einer Region im Nordwesten Indiens. Ihre Eltern sind sehr arm, deshalb muss Saroj, genau wie ihre vier Geschwister, zu Hause mit anpacken: Essen kochen, Tiere hüten, Wasser holen. Sie hat keine Zeit, tagsüber auf eine normale Schule zu gehen. Aber lernen will sie trotzdem. Zusammen mit den anderen Mädchen aus ihrem Dorf geht Saroj deshalb in eine sogenannte»nightschool«. Auf Deutsch heißt das»nachtschule«. Die Kinder lernen nicht wirklich nachts, sondern am späten Abend, von bis Uhr. Nicht nur die Uhrzeit ist besonders, auch der Unterricht unterscheidet sich von dem in einer normalen Schule. Saroj und ihre Mitschüler lernen zum Beispiel, welche Krankheiten eine Kuh bekommen kann und wie man sie behandelt. Sachen also, die sie in ihrem Leben brauchen können. Die Schule liegt am Ende des Dorfes, dort, wo ein paar große Bäume stehen, unter denen tagsüber Wasserbüffel Schatten suchen. Das Gebäude ist verfallen, aber die Kinder stört das nicht. Nur wenn es sehr kalt ist oder regnet, gehen sie in einen der Räume, sonst findet der Unterricht im Hof statt. Und das ist wunderschön, denn es wird früh dunkel, und dann funkeln am Himmel die Sterne. Weil Strom teuer ist, lernen die Kinder beim Licht von Solarlampen. Alle sitzen auf dem Boden, das ist nicht sehr bequem, aber die Kinder in Indien kennen es nicht anders. Saroj hat einen langen Tag. Um sechs Uhr morgens steht sie auf und heizt die Feuerstelle an, für Teewasser und Brot. Dann hockt sie sich auf der Veranda des kleinen Wohnhauses auf den Boden und vermischt in einer großen Schüssel Weizenmehl mit Wasser. Mit schnellen, geschickten Bewegungen rollt sie aus dem Teig kleine Kugeln und drückt diese zu flachen Fladen. Nur einige Sekunden müssen diese Fladen, genannt Chapati, in der Pfanne rösten. Wenn der Duft des frischen Brotes über die Veranda zieht, kommen die Eltern und Geschwister zum Frühstück. Danach geht der Vater zur Arbeit. Er ist Maurer und verdient wenig Geld.

3 0 0 0 Die Mutter und Sarojs ältere Schwestern Pinky, Jahre, und Poonam, Jahre, verbringen den Tag auf dem kleinen Feld der Familie, wo sie Mais, Bohnen und Tomaten anpflanzen. Sarojs großer Bruder Vischnan, Jahre, studiert in einer anderen Stadt. Ihr zweiter Bruder Vinod, Jahre, darf tagsüber auf eine normale Schule gehen das Geld, das die Eltern für den Schulbesuch übrig haben, reicht nur für ein Kind. Wer also bleibt, um sich um die Tiere der Familie zu kümmern? Nur Saroj. Jeden Tag bringt sie die beiden Kühe, das Kalb und die zwei Ziegen an den Fluss, wo Gras wächst und sie trinken können. Wenn die Tiere nicht wären, wenn die Kühe und die Ziegen nicht Milch gäben und das Kälbchen nicht eines Tages verkauft werden könnte, dann wären Saroj und ihre Familie so arm, dass sie vielleicht hungern müssten. Noch vor ein paar Jahren wäre es normal gewesen, dass Saroj gar nicht zur Schule geht. Immer noch denken viele Menschen, die in Indien auf dem Land leben, dass Mädchen keine Bildung brauchen. Sie sollen früh heiraten und Mutter werden wozu sollten sie also lesen, schreiben oder rechnen lernen? Aber ohne Schulausbildung können sie keinen Beruf erlernen, und ohne einen Beruf können sie nie eigenes Geld verdienen. Sie würden also immer arm bleiben. Die»Nightschools«waren die Idee von Bunker Roy, einem Mann aus einer sehr reichen indischen Familie. Er wollte etwas gegen die Armut auf dem Land tun. Jedes Kind sollte zur Schule gehen können. Und als Bunker Roy sah, dass die Eltern tagsüber die Hilfe ihrer Kinder brauchen, verlegte er den Unterricht eben auf den Abend. Inzwischen gibt es in Indien 00»Nightschools«. Fast Kinder aus armen Familien können so zur Schule gehen. Die meisten sind Mädchen. Sieben Stunden hütet Saroj die Tiere, danach muss sie wieder Chapati backen, fürs Abendessen. Erst danach hat sie frei. Dann ist es meist schon.0 Uhr, und Saroj muss zur Schule rennen. Für ihre Schulsachen hat ihr die Schwester eine Tasche genäht. Vier Hefte sind darin, eins für jedes Fach: Hindi, Englisch, Mathematik und Biologie. Jeder Abendunterricht beginnt mit einem Lied. Wenn die Akkus der Solarleuchten gegen Uhr leer sind, spricht die Lehrerin ein Schlussgebet. Saroj ist dann schon so müde, dass sie immerzu gähnt. Zu Hause angekommen, kriecht sie sofort zu ihrem Bruder Vinod in das selbst gebaute Holzbett. Das steht im Hof, wo ein kühler Nachtwind weht. Acht Stunden kann Saroj nun schlafen. Morgen wird sie noch im Dunkeln wieder aufstehen, Brot backen, mit den Tieren losziehen und abends in die Schule gehen. Wie jeden Tag. Noch drei Jahre lang. Dann hat Saroj die Nachtschule abgeschlossen. Danach will ihr Vater sie noch auf eine höhere Schule schicken, tagsüber, dann braucht Saroj keine Tiere mehr zu hüten. Text: Andrea Jeska, ZEIT LEO /0, S.

4 Sarojs und mein Tag In dem Text auf Seite und konntest Du viel über das Leben von Saroj erfahren. Trag in den oberen Teil den Tagesablauf von ihr und in den unteren einen typischen Tagesablauf von Dir ein. Vergleich anschließend Sarojs und Deinen Tag. Sarojs Tag Morgens bis Uhr Mittags bis Uhr Nachmittags bis.0 Uhr Abends.0 bis Uhr Mein Tag Morgens bis Uhr Mittags bis Uhr Nachmittags bis.0 Uhr Abends.0 bis Uhr Und, was fällt Dir auf? Sind die Tagesabläufe sehr ähnlich oder ganz unterschiedlich? Setzt Euch in Kleingruppen zusammen, und überlegt, woran das liegen könnte.

5 Aufgaben und Pflichten in der Familie Sarojs Familie ist sehr arm. Deswegen muss das Mädchen mithelfen und übernimmt viele Aufgaben. Es backt zum Beispiel Fladenbrot zum Frühstück und Abendessen, es holt Wasser und kümmert sich um die Tiere. Wie ist das bei Dir zu Hause? Hast Du auch Pflichten oder bestimmte Aufgaben, die Du erledigen musst? Wenn ja, welche sind das? Notier sie hier, und tausch Dich anschließend mit Deinem Sitznachbarn darüber aus.

6 Ein Brief an Saroj: So lebe ich in Deutschland Du hast durch den Text viel über das Leben, die Familie und die Schule von Saroj erfahren. Stell Dir vor, Du würdest dem Mädchen nun einen Brief schreiben und von Deinem Leben erzählen. Zum Beispiel wie Deine Schule aussieht, wie der Unterricht abläuft, was Du in Deiner Freizeit machst und wie Du mit Deiner Familie wohnst. Liebe Saroj,

7 Unterricht in der Nachtschule und in meiner Schule Die Nachtschule, die Saroj besucht, unterscheidet sich in vielen Dingen von Deiner Schule. Lies nach, welche Informationen Du im Text dazu finden kannst. Halt Deine Ergebnisse hier fest, und vergleich sie dann mit denen Deiner Mitschüler. Saroj wird in der Nachtschule auch in Mathematik und Biologie unterrichtet. Allerdings lernt sie dort nicht einfach nur, dass + = ist. Sondern sie rechnet aus, wie viel Pfund Heu ihre Tiere am Tag fressen, welche Krankheiten eine Kuh bekommen und wie sie diese behandeln kann (Seite, Zeile ). Sie lernt also Dinge, die sie in ihrem Alltag und ihrem Leben anwenden kann. Überlegt in einer Kleingruppe, wie das bei Euch im Unterricht ist. Löst Ihr auch Aufgaben, die mit Eurem Alltag zu tun haben? Hier ist Platz für Eure Einfälle: Vielleicht habt Ihr ja auch Ideen für solche Aufgaben? Dann könnt Ihr sie gemeinsam mit Eurem Lehrer erarbeiten.

8 Warum Kinder zur Schule gehen sollten Die Schulpflicht gilt in Indien genauso wie in Deutschland. Trotzdem werden in Indien nicht alle Kinder eingeschult. Bei Mädchen ist das noch häufiger der Fall als bei Jungen. Denn viele Menschen, die in Indien auf dem Land leben, sind der Meinung, dass Mädchen keine Bildung brauchen (Seite, Zeile bis ). Was denkst Du darüber? Wie würdest Du die Menschen in Indien davon überzeugen, dass alle Kinder egal ob Mädchen oder Jungen zur Schule gehen sollten? Schreib Dir hier ein paar Argumente auf. Sammelt im Anschluss Ideen an der Tafel.

9 Malwettbewerb: So stell ich mir die Nachtschule vor In dem Text auf Seite und wird beschrieben, wie die Nachtschule aussieht, die Saroj und viele andere Kinder in Indien besuchen. Wie stellst Du Dir so eine Nachtschule vor? Hier kannst Du ein Bild davon malen.

10 Länder-Steckbrief: Indien Saroj wohnt in einem kleinen Dorf in Rajasthan, einer Region im Nordwesten Indiens. Schau in einem Atlas oder auf einem Globus nach, wo Indien liegt. Such in einem Lexikon und im Internet nach weiteren Informationen zu dem Land. Vielleicht kennst Du ja auch Kinderbücher, die etwas darüber erzählen? Oder Du fragst Deine Familie oder Deinen Lehrer, was ihnen zu Indien einfällt? Wenn Du genug Wissenswertes gesammelt hast, erstell einen Steckbrief. Indien Flagge: Landessprachen: Hauptstadt: Weitere große Städte: Größe: Einwohnerzahl: Währung: Sehenswürdigkeiten: Klima: Religionen: Das ist sonst noch spannend: Informier Dich bei Deinen Nachforschungen über Indien doch mal über die folgenden Dinge:»Sari«,»Heilige Kuh«und»Tadsch Mahal«.

11 Chapati Fladenbrot selber machen Zum Frühstück und Abendessen backt Saroj für ihre Familie Fladenbrot, sogenannte»chapati«(seite, Zeile bis, und Seite, Zeile ). Nun bist Du dran: Mach gemeinsam mit Deinen Mitschülern und Deinem Lehrer ein paar Chapati. Chapati Fladenbrot Dazu braucht Ihr Folgendes: - Tassen Weizenmehl - Prise Salz - Teelöffel Öl - ½ Tasse Wasser - Schüssel, Pfanne, in der man ohne Öl etwas rösten kann, - Geschirrhandtuch und Nudelholz Und so gehts:. Gebt Mehl und Salz in eine Schüssel. Gießt anschließend das Öl und nach und nach etwas Wasser dazu. Knetet alles zu einem glatten, geschmeidigen Teig.. Deckt den Teig dann mit einem Geschirrhandtuch zu, und lasst ihn mindestens zehn Minuten ruhen.. Dann teilt den Teig in etwa zehn bis zwölf Stücke auf und formt daraus Kugeln. Drückt die Teigkugeln flach, und bestreut sie und die Arbeitsfläche mit Mehl, damit der Teig nicht daran kleben bleibt. Rollt sie mit einem Nudelholz zu einer dünnen runden Form aus.. Erhitzt eine Pfanne. Verwendet aber kein Öl!. Legt die Fladen in die heiße Pfanne, und röstet sie von beiden Seiten kurz an.. Bestreicht das Chapati anschließend mit etwas Butter oder Öl.. Guten Appetit! So sehen Eure fertigen Chapati aus: Platz für Euer Foto

12 Internetseiten zum Thema: Indien Das Magazin für Kinder: ZEIT LEO Indien Kinder aus aller Welt Shruti aus Indien Warum sind in Indien Kühe heilig? Heilige Kühe Der Tadsch Mahal Kanju Kinderspiel aus Indien Chapati backen Themen in der aktuellen Ausgabe: Titelgeschichte: Mensch und Tier was uns verbindet und unterscheidet Weltmeister-Wissen: verrückte Fakten zur Fußball-WM Eier-Köpfe: Coole Bastelei für Ostern Manga-Star: Eine Trickfigur macht Popmusik Bestellen Sie ZEIT LEO im Klassensatz mit % Rabatt unter: IMPRESSUM Projektleitung: Annika Theuerkauff, Zeitverlag G. Bucerius GmbH & Co. KG, Projektassistenz: Wiebke Prigge, Zeitverlag G. Bucerius GmbH & Co. KG, didaktisches Konzept und Arbeitsaufträge: Frauke König, fraukekoenig.de, Grafik: Maria Pham, maria-pham.com