Mag. Johannes Wallner Präsident von Lebenswelt Heim, dem Bundesverband der Alten- und Pflegeheime Österreichs und Lektor an der Fachhochschule Krems
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- Fritz Ackermann
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1 PROTOKOLL zum 37. Gesundheitspolitischen Forum am Schmerzfreies Pflegeheim - Schmerz erkennen, managen, vermeiden Podiumsgäste: moderiert von Prof. Rudolf Öhlinger, Gründer und Geschäftsführer SeneCura Gruppe Mag. Johannes Wallner Präsident von Lebenswelt Heim, dem Bundesverband der Alten- und Pflegeheime Österreichs und Lektor an der Fachhochschule Krems Dr. Andre Ewers, MScN Stellv. Institutsvorstand für Pflegewissenschaft; Paracelsus Medizinische Privatuniversität Mag. Silvia Jirsa Medical Tribune Österreich Herr Dr. Fischer begrüßt die Teilnehmer, stellt die Vortragenden vor und leitet anschließend zu Mag. Jirsa über. Frau Mag. Jirsa stellt die Themen der Veranstaltung die oft tabuisiert werden wie Schmerzen im Alter und damit verbundene Pflege und mögliche Isolation vor. Sie stellt Prof. Öhlinger, Mag. Wallner, Dr. Ewers vor. Prof. Öhlinger stellt das Thema unter dem Motto schmerzesfreies Pflegeheim als Senecura, der größte Betreiber von Pflegeheimstätte vor und erläutert, dass jeder 4te Österreicher bereits über 60 Jahre alt ist und davon 80% an Schmerzen leidet. Weiters wird betont, dass das häufigste Eintrittsalter in ein Pflegeheim zwischen Jahren liegt. Senecura ist das erste Pflegeheim, welches sich ganzheitlich unter wissenschaftlicher Begleitung mit dem Thema Schmerz befasst. Herr Prof. Öhlinger leitet nun zu
2 Herrn Dr. Ewers über welcher das OSiA (Studie zur Optimierung des Schmerzmanagement in Altenpflegeheimen) vorstellt. Herr Dr. Ewers erklärt, dass das Durchschnittsalter in der Bevölkerung dramatisch angestiegen ist und spricht von einer Unterjungung der Bevölkerung. Europaweit stellt dieses Programm eines der Ersten seiner Form dar. Um das Problem genauer darzustellen wird die Altersverteilung von Österreich dargestellt. 23% der österreichischen Bevölkerung sind über 60 Jahren. Es ist ein Anstieg des Alters in den nächsten Jahren zu erwarten, wodurch die Pflegebedürftigkeit in der Bevölkerung zunimmt. 1,7 Millionen Menschen in Österreich leiden an Schmerzen. Vor allem der Rückenschmerz, gefolgt von Kopf- und Nervenschmerzen und von Tumorschmerzen. Im Alter zwischen leiden 39,10 % unter chronischen Schmerzen. Der Einfluss der Schmerz auf den Menschen kann sowohl physisch (Kraftlosigkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit) als auch psychisch sein. Letztere ist meist mit der Komponente Angst gekoppelt, welche in weiterer Folge zu einer Depression führen kann. Bei chronischen Schmerzen ist die Wahrscheinlichkeit um ein vielfaches höher an einer Depression zu erkranken. Geistiges Wohlbefinden (Leiden, Schuldgefühle) und soziales Umfeld verändern sich zusätzlich. Der Gesamteinfluss auf den Menschen wird verstärkt, da im Alter sich die Copingstrategien verändern. Schmerz führt somit zu einem Teufelskreis (Mobilitätseinschränkung -> Hilflosigkeit -> soziale Isolation -> Depression und Einsamkeit -> geistige und körperliche Inaktivität). Die Tumorerkrankungen werden in Zukunft an Häufigkeit zunehmen. Ein wesentliches Problem besteht darin, dass ein Großteil der älteren pflegebedürftigen Personen den Schmerz verbal nicht äußert, dadurch entstehen Folgeerkrankungen und es kommt zu einem Drehtüreneffekt. Häufig werden die Ursachen erst spät erkannt woher der Schmerz kommt. Nicht behandelter Akutschmerz wird dadurch zum chronischen Schmerz. Darum ist die Aus- und
3 Weiterbildung in diesem Bereich ein zentrales Thema. Vor allem Demenzkranke sind davon betroffen, weil diese Personen durch ihre kognitive Einschränkung häufig in der Kommunikation des Schmerzes eingeschränkt sind. Ein weiteres Problem liegt darin, dass oft ältere Personen keine adäquate Schmerztherapie erhalten. Das liegt unter anderem daran, dass durch Zeitmangel von Seiten der Betreuenden der Schmerz der Patienten oft nicht erkannt und auch oftmals die Schmerzstärke von den Pflegenden unterschätzt wird. Die Gründe liegen meist in der mangelnden Systematik, keine interne Verfahrensregelung, mangelnde Beachtung von Handlungsrichtlinien, Wissensdefizite bei allen Beteiligten und an mangelnder Kommunikation bei Hausärzten. Eine weitere Begründung einer adäquaten Schmerztherapie liegt an der Angst vor Opiaten. Es werden die Standorte (40) der Pflegeinrichtungen, welche zur Erhebungen herangezogen werden, aufgezeigt. Durch eine Randomisierung wurde aus diesen 40 Pflegeheimen aus ganz Österreich eine Zufallsstichprobe gezogen. Herr Dr. Ewers betont, dass Senecura äußert unterstützend mitgewirkt habe. Ziel der Erhebung ist das Ausmaß der vorhanden Schmerzpatienten zu erheben und die Verbesserung des Schmerzmanagements durch Intervention und Verminderung der Prävalenzrate. Bei der Erhebung wird differenziert nach der kognitiven Befindlichkeit der betreuten Person, aus Perspektive des Pflegenden, der Bewohner und der Krankenakten. Der Projektverlauf zeigt, dass 2011 und 2012 die erste Evaluation stattfindet, danach gibt es eine Analyse und Empfehlung welche auf das Pflegeheim zugeschnitten wird. Im Anschluss wird 2012 und 2013 eine Intervention mit einem Therapievorschlag vorgenommen. Anschließend gibt es eine Re- Evaluation (2013,2014). Es wird auch direkt am Patienten geschaut ob diese Interventionen etwas gebracht hat. Im Anschluss wird die Möglichkeit der Zertifizierung für andere Altenpflegeheime vorgenommen. Die zu Pflegenden werden mittels Online-Befragung mit Codierung, befragt um deren Anonymität
4 zu gewährleisten. Bewohner ohne Demenz werden durch Studienassistenten befragt. Bei leichter Demenz wird zusätzlich zur Befragung eine Fremdbeobachtung durchgeführt. Bei schwerer Demenz werden die Daten mit Fremderhebung erhoben und zusätzlich wird die Pflegedokumentation miteinbezogen. Im Vorfeld wurden alle Pflegeheime über die Durchführung informiert. Die Durchführung gestaltet sich durch Bezugspflegekraft, Projektteam PMU, Lotsen, Bewohner, Angehörige oder Sachwalter. Der Nutzen für die stationäre Altenpflege durch die Untersuchung liegt bei Schmerzreduktion, Schmerzbewältigung, höhere Lebensqualität der Bewohnerinnen und Zufriedenheit mit dem Leben in der Einrichtung. Zusätzlich werden wichtige Erkenntnisse zum Schmerzmanagement erlangt, welche die Kommunikation und den Informationsaustausch zwischen Pflegenden, Ärzten, Therapeuten und Bewohnern als auch die Vernetzung optimieren sollen. Zusätzlich soll diese Studie zur Verbesserung von Abläufen und Kooperationen und eine Zertifizierung beitragen. Frau Mag. Jirsa leitet über zu Herrn Prof. Öhlinger. Dieser betont die Wichtigkeit dieses Programms und ergänzt, dass ein weiteres Ziel die Ausbildung von 100 Pain Nurses ist, wodurch das Schmerzmanagement verbessert werden soll. Herr Dr. Wallner beschreibt, dass bei intensivem Pflegebedarf häufig starke Schmerzzustände gekoppelt sind. Die ökonomischen Gründe werden erläutert die eine stationäre Aufnahme in ein Krankenhaus von älteren Schmerzpatienten verursacht. Das Programm, der wissenschaftliche Zugang und das Forschen, nicht nur um der Daten willen, werden positiv hervorgehoben. Zusätzlich handelt es sich hierbei um eine systematische Zusammenführung von Fremd- und Selbsteinschätzung. Die Finanzierung des Pflegesystems, wird in hohem Ausmaß von Sozialhilfeeinrichtungen abgegolten. Es werden immer weniger Leistungen von den Krankenkassen übernommen. Aus finanzieller Sicht ist es günstiger und effizienter die Rehabilitation in einer Langzeitpflege einzurichten. In diesem Sinne
5 ist eine Neufinanzierung der Pflegeeinrichtungen wichtig um allen pflegebedürftigen Menschen eine schmerzfreie Pflege zu ermöglichen. Frau Mag. Jirsa schließt die Vorträge ab und startet mit zwei Fragen an die Vortragenden: Wie soll das Projekt finanziert werden? Herr Dr. Öhlinger antwortet, dass es keine Sondermittel vom Land gäbe. Die Gesellschafter haben sich entschlossen, dieses wichtige Projekt zu unterstützen Es kommen keine Zuschüsse vom Land. Herr Dr. Ewers erklärt, dass vor Weihnachten noch die restlichen Daten erhoben werden und es Ziel sei 150 Pfleger und 300 Bewohner zu befragen. Die ersten Ergebnisse werden ca. zu Ostern 2012 vorliegen und der erste Outcome Anfang Frau Mag. Jirsa eröffnet die Diskussionsrunde für das Publikum. Ein Teilnehmer aus dem Publikum bringt den Einwurf, dass es vermehrt zu Ausbildung von Schmerztherapeuten bzw. Ausbildung in diesem Bereich kommen sollte. Auch eine bessere Vernetzung des interdisziplinären Teams ist erstrebenswert. Auch wird das Problem von der Angst vor der medikamentösen Behandlung durch Opiate angesprochen. Dr. Ewers betont, dass die Hausärzte aus den Pflegeheimen sehr viele Personen betreuen, dabei ist es wichtig einen Therapieplan zu erstellen bei dessen Umsetzung auch die Pain Nurses eine zentrale Rolle spielen, da ein Zusammenspiel zwischen Hausarzt und Pflegepersonal wichtig ist. Aus dem Publikum wird das Thema multidisizplinäre Teams wie z.b. Hospiz Bereich angesprochen. Herr Prof. Öhlinger erläutert, dass eine häufige Zusammenarbeitet mit Behinderten-Einrichtungen stattfindet. So wären auch lokale mobile Teams willkommen. Aus dem Publikum kommt die Anmerkung, dass es häufig schwierig ist bei Auftreten eines Pflegefalls einen vorübergehenden Pflegeplatz zu bekommen. Prof. Öhlinger betont, dass in einer Pflegestufe vier Personen aufgenommen werden können. Herr Mag. Wallner erläutert, dass der Unterschied zwischen einem Pensions- und einem Pflegeheim bei der Pflegeeinschätzung liegen.
6 Kurzfristige Pflegeplätze sind meist mit höherem bürokratischem Aufwand auf Seiten der Finanzierung gekoppelt. Dr. Ewers betont, dass es häufig Sorgen bei Opiaten gäbe, aber durch vermehrte Information über deren Wirkungen könnte die Angst vor falscher Anwendung/ Verschreibung verringert werden. Aus dem Publikum wird die Wichtigkeit hervorgehoben das Pflegepersonal und Ärzte zu schulen. Aus dem Publikum wird noch die Einbeziehung von psychologischen Faktoren wie z.b. Zuwendung, Beziehungspflege in die Studie eingebracht. Dr. Ewers erwähnt dass die Zuwendung in der Studie jetzt schon als wichtige Komponente gesehen wird jedoch die quantitative Messung dieser nicht möglich ist. Aus dem Publikum nennt ein Teilnehmer das wissenschaftliche Problem bei einer zu geringen Stichprobe. Auch wird erwähnt, dass Krankenpfleger aus rechtlichen Gründen aufpassen müssen betreffend der Medikamentengabe. Dr. Ewers antwortet, dass es nicht angedacht ist, dass das Pflegepersonal Entscheidung über die Medikamentenvergabe treffen soll. Es geht darum das Pflegepersonal aufzuklären. Mag. Wallner geht darauf ein, dass es für das Personal wichtig ist die Schmerzen bei Patienten zu erkennen. Frau Mag. Jirsa verabschiedet und beendet die Diskussion. Herr Dr. Fischer bedankt sich ebenfalls und spricht eine Einladung für das kommende Jahr an die Vortragenden aus um weitere Ergebnisse zu diesem Thema zu präsentieren und zu diskutieren. Das Gesundheitspolitische Forum wird unterstützt von: Medienpartner:
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