Gemeint sind die Christen, die nur an einem Tag im Jahr eine Kirche aufsuchen, an dem Tag, den Sie für den höchsten Feiertag halten.
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- Ralf Brandt
- vor 7 Jahren
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1 Liebe Gemeinde, Kennen Sie die Karfreitagschristen? Vielleicht haben Sie diesen Begriff auch noch nie gehört. Er ist auch gar nicht mehr Zeitgemäß. Eigentlich müsste man von den Heiligabendchristen sprechen. Gemeint sind die Christen, die nur an einem Tag im Jahr eine Kirche aufsuchen, an dem Tag, den Sie für den höchsten Feiertag halten. Wir alle erinnern uns an unsere Kindheit und wie sehr wir uns auf unsere Weihnachtsgeschenke gefreut haben. Das ist vielleicht der Grund, warum da eine Abstimmung mit den Füßen stattgefunden hat und die Einmalbesucher lieber an Weihnachten gehen als am Karfreitag. Nach Theologenmeinung ist der Karfreitag nach wie vor der höchste Feiertag im Kirchenjahr. Was macht diesen Tag so besonders? Vielleicht kommen wir der Antwort auf diese Frage näher, wenn wir ein weinig über unseren Tellerrand hinausblicken. Fragen wir doch mal wie das unsere Geschwister machen. Das Christentum hat zwei Geschwister: einen älteren Bruder, das Judentum und einen jüngeren Bruder, den Islam. Alle drei Religionen gehen auf einen gemeinsamen Ursprung zurück auf Abraham, der auch gerne der Vater des Glaubens genannt wird. Abraham ist der Großvater von Jakob, der den Namen Israel erhält und er ist der Stammvater sowohl von Jesus als auch von Mohamed. Gibt es denn im Judentum und im Islam auch Karfreitagschristen? Ja, die gibt es. Viele Juden gehen nur einmal im Jahr in die die Synagoge, am Jom Kipur, dem Versöhnungstag und Moslems verhalten sich ebenso am Tag des Opferfestes. Im Islam ist etwas ähnliches geschehen wie im Christentum. Das Fastenbrechens nach dem Ramadan, die Türken nennen es auch das Sekes Bayram, das Zuckerfest erfreut sich in vielen Breiten größerer Beliebtheit. Auch hier werden wie bei uns an Weihnachten die Kinder mit Süßigkeiten und anderen Dingen beschenkt. Was feiern die Juden an ihrem Jom Kippur? Es ist der Tag an dem ein Sündenbock, der Asasel, in die Wüste geschickt wird, der die Sünden der Menschen mitnimmt und sie frei macht.
2 Was feiern die Moslems an ihrem Opferfest? Sie erinnern sich an die Geschichte, die auch in der Bibel erzählt wird. Gott verlangt von Abraham seinen Sohn zu opfern, schickt aber in letzter Sekunde einen Engel, der Abraham erlaubt an der Stelle seines Sohnes einen Widder zu opfern. Deshalb soll jede Familie an diesem Tag ein Tier opfern und das Fleisch den Armen geben aus Dankbarkeit für die Erlösung die Abraham und seinen Kindern zuteil geworden ist. Auch das was an Karfreitag auf dem Hügel Golgatha vor dem Toren Jerusalems stattfindet, wird als ein stellvertretendes Opfer Jesu für die Menschen verstanden. Im Abendmahl wird dieses Opfer dargestellt. Dies ist der Kelch in meinem Blut, das vergossen ist für euch und für viele, zur Vergebung der Sünden. Wieso steht in den drei großen Monotheistischen Religionen, die auf Abraham zurückgehen, das Stellvertretende Sühnopfer so im Vordergrund? Sind das nicht arachaische ja gruselige Vorstellungen, die mit dem heutigen Leben rein gar nichts mehr zu tun haben? Ich Meine diese Vorstellungen sind keineswegs überholt und haben durchaus etwas mit unserem realen Leben zu tun. Der Opfergedanke ist nach wie vor lebendig. Wir opfern nach wie vor, beispielsweise dem Autogott. Dem Opfern wir jedes Jahr viele Menschen. Allein 1970 waren es fast Menschen und bis 2010 ist die Zahl auf unter 4000 zurückgegangen. Denken Sie an die Geschichte der Helden von Fukushima, die sich für ihr Volk beim Einssatz an dem havarierten Atomkraftwerk geopfert haben und weiter opfern. Lassen wir das dahingestellt sein, ob sie es freiwillig tun. Vor der Kirche in Bruchenbrücken und in der Kirche in Ilbenstadt finden wir die Namen der Opfer der beiden Weltkriege. Ein Professor in meiner Theologenausbildung sagte einmal: Die Beschreibt nicht die Welt wie sie sein sollen, sondern sie beschreibt die Welt, wie sie ist. Deshalb gibt es auch in der Bibel so viele Texte, die Schreckliches und Gewalttätiges beschrieben.
3 Der Karfreitag, der Jom kippur und das Opferfest bleiben aber nicht bei der Darstellung des Schrecklichen stehen. In allen drei Festen geht es um Versöhnung und um Erlösung. Schuld und Sünde werden getilgt. Nach dem Versöhnungstag beginnt ein neues Jahr im Judentum. Ein neuer Anfang wird gemacht. Beim Opferfest der Muslime geht es darum Dankbarkeit für die Verschonung von größerem Leid zu empfinden und dieses Dankbarkeit dadurch zum Ausdruck zu bringen, das man das Fleisch der geopferten Tiere mit seinen Nachbarn und Armen Menschen teilt. Dem Karfreitag folgt im Glauben der Christen das Osterfest, die Auferstehung neues Leben. In allen drei abrahamischen Religionen geht den großen Festtagen eine Zeit des Fastens, der Ruhe der Zurückgezogenheit und Besinnung voraus. Das ist vielleicht überhaupt das Wichtigste was es zu bewahren gilt. Gestern war in der Wetterauer Zeitung zu lesen: Verbot von Tanzveranstaltungen an den Ostertagen. Dekan warnt vor Verlust eines Feiertages. Es gibt ein Gesetz aus den 70er Jahren, das Tanzveranstaltungen an den Osterfeiertagen verbietet und die Ordnungsämter sind angehalten gemäß diesem Gesetz Genehmigungen für solche Veranstaltungen zu untersagen. In Florstadt und im Central in Friedberg sollen trotzdem solche Veranstaltungen stattfinden und im Internet werden zur Zeit Stimmen zur Aufhebung des Tanzverbotes gesammelt. Sicher ist es richtig Traditionen kritisch zu überdenken und nicht einfach nur zu übernehmen und weiterzuführen. Mindestens genauso falsch ist es sicherlich, wenn Traditionen, die über die jahrtausende zu uns gekommen sind einer momentanen Feierlaune zu opfern. Dieses Innehalten, das Nachdenken auch und vor allem über die eigene Schuld und die eigenen Verfehlungen, das findet in unserer Gesellschaft viel zu weinig statt. Statt dessen gelten die Gesetzte möglichst schnell möglichst billig und Hauptsache es macht Spaß.
4 Das Leiden am Kreuz war das alles nicht: Es war langwierig und schmerzvoll, es war teuer und hat überhaupt keinen Spaß gemacht. Auch das ist dem Leben abgeschaut. Wer wirklich etwas erreichen, vor allem wer etwas nicht nur für sich sondern auch für andere erreichen will, der muss sich in der Tat auf Prozesse einlassen, die langwierig, schwierig und schmerzvoll sein können. Jesus hat mit den Menschen gefeiert, er war bestimmt kein Spaßverderber aber das war nicht sein Ziel. Er wollte etwas erreichen für die Menschen. Er hat sich eingesetzt für mehr Gerechtigkeit und er hat sich so manche Freiheit herausgenommen, für die andere ihn gehasst haben. Er ist den Menschen nahe gewesen und hat Kranke geheilt. Sein Tod hat viele zunächst in die Verzweiflung gestürzt aber schon Monate nach Ostern eine Bewegung in Gang gesetzt, die um die halbe Welt ziehen sollte. Jesus hat seine Mitmenschen ernst genommen und er hat sich selber ernst genommen. Das sollten wir auch tun, wenn wir uns heute an das Geschehen von Karfreitag erinnern. Der Gedanke der Freiheit und der Gerechtigkeit, der mit Jesus in die Welt gekommen ist, der ist an karfreitag nicht gestorben. Im Gegenteil. Karfreitag ist der Beweis, dass Jesus es wirklich ernst gemeint hat mit seinen Worten und dass er mit seinem Leben dafür einsteht. Er war kein Schönwetterprophet, der nur Dinge sagt, die zufällig gerade in die politische Landschaft passen, wie wir das heute tagtäglich erleben. Es täte auch uns gut, eine Atempause einzulegen und eine Denkpause. Nicht eine Pause vom Denken sondern eine Pause zum Denken. An Karfreitag ist Großes geschehen und wenn wir wollen, dass weiterhin großes geschieht, das die Welt und die Menschen weiterbringt, dann werden auch wir unbequeme mühsame und vielleicht auch schmerzvolle Wege gehen müssen. Amen
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Karfreitag die Kreuzigung. Wir erinnern uns an das schwere Leiden und den qualvollen Tod, den Jesus erleiden musste. Das muss furchtbar gewesen sein.
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