Hygienebewusste Tierhaltung und. Alten- und Pflegeeinrichtungen

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1 Landesamt für Gesundheit und Soziales Abteilung Gesundheit Krankenhaushygiene, Allgemeine Hygiene Hygienebewusste Tierhaltung und tiergestütze Therapie in Alten- und Pflegeeinrichtungen Dr. Cordula Lembke, LAGuS Rostock Dezernat Krankenhaushygiene Landesfortbildung

2 3 Formen von Tierkontakten bzw. der Tierhaltung Tiergestützte Aktivitäten/ Fördermaßnahme ( Tier-Besuchsdienst ) AAA = animal assisted activities Besuchsdienst über Stunden Abwechslung im Alltag, Wohlbefinden Tiere aus privaten Haushalten Verantwortung liegt beim Halter (meist Vereinsmitglieder) Klinik/Heimtiere (sozial u. pädagogischer Bereich) Betreuung durch den Bewohner/ Personal z.b. Stationskatzen in psychiatrischen Kliniken Einzug von Heimbewohnern mit eigenem Tier möglich Tierbegegnungshäuser auf dem Gelände Folie 2

3 Tiergestützte Therapie (therapeutischer Bereich) AAT = animal assisted therapy professionelles Therapiekonzept mit entspr. Dokumentation Tiere als Co-Therapeuten pädagogische Maßnahmen (v.a. bei Kindern, Jugendlichen) Hippotherapie (therapeutisches Reiten), Delphintherapie Rehabilitationshunde Blindenführ- und Signalhunde ( Frühwarnsystem bei Epilepsiekranken) Kombinationshunde (Mehrfachbehinderungen) Behindertenbegleithunde Folie 3

4 Alten- und Pflegeeinrichtungen als neues Zuhause Neues Zuhause Vorgaben: Qualitätsansprüche zum Wohlbefinden alter Menschen Pflegemodelle Leitbilder Heimgesetze und Vorschriften für die Altenpflege wirkliches Zuhause Annäherung der Normalität, häuslicher Alltag Selbstbestimmung, Individualität des Heimbewohners Folie 4

5 Tiere in Heimen (k)ein Hygieneproblem? Vorteile Hygienische Aspekte Anspruchsloser Kommunikationspartner Hygieneproblem (?) Stabilisierung des Immunsystems Infektionsgefahren Stärkung von Selbstvertrauen und Selbstachtung Verletzungsgefahren Steigerung der Lebensfreude und -qualität Folie 5

6 Welche (Hygiene-) Risiken können auftreten? - Bedenken und Vorbehalte - für den Bewohner: - Eintrag von Schmutz und Infektionserregern - Auslösen allergischer Reaktionen durch Tierhaare oder tiergebundene Antigene (Speichel, Hautschuppen etc.) - Verletzungsgefahr (Kratzen/ Beißen des Tieres) - geringes Unfallrisiko bei entspr. Vorsicht - juristische Konsequenzen (im Schadensfall) möglich für die Tiere - Unfälle (Verschlucken von Kleinteilen wie z. B. Tabletten) - Umgebungsbedingungen (Licht, Lärm etc.) Folie 6

7 Mögliche (Hygiene-) Risiken - Bedenken und Vorbehalte - Hauptargument: Übertragung von Infektionskrankheiten Zoonosen (Tier Mensch) Folie 7

8 Übertragungswege von Zoonosen Mensch Berührung, Kratzen, Biss (Maul-/ Darmkeime), Speichel Lebensmittel Tier Vektor Mensch Enteral Urin, Fäzes Luft Mensch Inhalation, Atemwege Mensch Zecken/ Flöhe mit Krankheitserregern Folie 8

9 Tiere können tatsächliche oder potenzielle Infektionsquellen darstellen Viren Tollwut, Katzenpocken Bakterien Campylobacteriose Salmonellose EHEC-Infektionen Psittakose/ Ornithose Pilze (Mykosen) Endoparasiten (Protozoen+Würmer) Toxoplasmose, Cryptosporidiose Band- und Spulwurminfektionen Ektoparasiten Läuse, Zecken, Flöhe Folie 9

10 Möglichkeiten der Infektionsprävention Folie 10

11 Hygienegrundsätze/ Richtlinien/ Rechtsnormen generell existiert kein Verbot der Tierhaltung in Einrichtungen des Gesundheitsdienstes Beachtung der Infektionsprävention durch das IfSG ( 36) Vorgaben durch das Gesundheitsamt, Berufsgenossenschaften u. a. Aufsichtsbehörden Biostoff-Verordnung, TRBA 250, 400, Tierschutzgesetz Heimgesetz RKI Empfehlungen (u. a. Infektionsprävention in Heimen) Folie 11

12 -Dokumentation im Hygieneplan- Hygiene muss sein! Festlegung von Hygienemaßnahmen entsprechend dem zur Therapie eingesetzten Tier Welche Form der Therapie wird angewandt (Gruppen, Einzeltherapie) Welches Tier mit Was für Ansprüchen kommt zum Einsatz? Dokumentation Erstellung von Reinigungs- und Desinfektionsplänen Meldepflicht der Einrichtung Informationen an das Lebensmittelüberwachungs- und Gesundheitsamt Risikobewertung.. Folie 12

13 Risikobewertung für das Hygienekonzept für den Bewohner Grunderkrankungen (Diabetes, Immunsupprimierte, Allergien etc.) Kolonisierung mit multiresistenten Erregern Kontraindikation! Akute Infektionen mgl. Eintritts-/ Austrittspforten von Infektionserreger (Katheter, Trocheostoma, Hauterkrankungen, Wunden etc.) Unfallgefahr, Mobilität für das Tier - Eignung (Charakter/ Wesen, Stress, Akzeptanz/ Toleranz etc.) - Unfallgefahren - Gesundheitsstatus (akute/ chronische Erkrankungen) Folie 13

14 Hygienemaßnahmen für das Tier Anforderungen an die Unterbringung artgerechte Haltung (Außenbereich ist bevorzugen) Bedürfnisse des Tieres Rückzugszone zur Verfügung stellen Festlegung der Zugangsbeschränkungen Küche, Schlaf- u. Essbereiche, Gemeinschaftsräume, med. Bereich ausgegliederter Schlaf- und Ruheplatz Veterinärmedizinische Anforderungen! Impfungen (Dokumentation im Impfpass) Kontrolle auf Ektoparasiten (Flöhe, Zecken, Läuse oder Milben) regelmäßige Entwurmungskuren Folie 14

15 Schulung bzw. Verhalten des Personals Umgang mit dem Tier (Verhaltensweisen erkennen u. deuten) Festlegung der Verantwortlichkeit jeder Tierpflegemaßnahmen Reinigungsanforderungen tierbezogener Gegenstände externe Lagerung von Futter- und Pflegeutensilien (Körbe, Decken etc.) Aufklärung über Zoonosen, Schulung der Infektionskontrolle Händehygiene: hygienische Händedesinfektion bei Bewohnern, Therapeuten/ Personal nach jedem Tierkontakt! Folie 15

16 FAZIT gute Vorbereitungen und Konzeptentwicklung notwendig konsequente Anwendung von Maßnahmen zur Infektionsprävention Einhaltung adäquater Hygiene- und Verhaltensmaßnahmen kalkulierbares, minimales (Infektions-)Risiko Tiergestützte Fördermaßnahmen/ Therapien vermitteln: Vertrautheit, Nähe, aktivieren und motivieren, das gebraucht werden, Freude, Trost, Mut, bringen Leben ins Haus, Offenheit, Ehrlichkeit, mehr Häuslichkeit,... Folie 16