Kleiner Ratgeber für die künstliche Ernährung

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1 Kleiner Ratgeber für die künstliche Ernährung

2 Die neue Art der Nahrungszufuhr 2 Menschen, die auf normalem Wege nicht mehr ausreichend Nahrung zu sich nehmen können oder bei denen der Körper Nahrungsbestandteile nicht genügend absorbiert, erhalten im Rahmen einer Ernährungstherapie die lebenswichtigen Nährstoffe in Form von Trink- oder Sondennahrung. Sie kommt vor allem bei bestimmten Krankheiten oder im Alter zur Anwendung und dient sowohl der Vorbeugung als auch der medizinischen Behandlung. Wir möchten Ihnen unsere begleitende Unterstützung anbieten, damit Sie sorgenfrei und sicher mit der neuen Ernährungsart umzugehen lernen und als Bestandteil Ihres Lebens akzeptieren. Dieser kleine Ratgeber soll Ihnen eine erste Orientierung und Auskunft über die enterale Ernährung, ihre Besonderheiten und ihren Gebrauch geben. Sollten weitere Fragen oder Probleme auftauchen wir stehen Ihnen jederzeit zur Verfügung und tragen mithilfe unserer Kompetenz und unseres Fachwissens gern zum Erfolg Ihrer Ernährungstherapie bei. Vertrauen Sie uns, denn wir kümmern uns.

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5 Inhaltsverzeichnis 6 Enterale Ernährung 8 Anlage einer Magensonde (PEG) 10 Reinigung der Magensonde 11 Ablauf der enteralen Ernährung 14 Therapiebegleitende Maßnahmen 5 15 Verdauungsstörungen und ihre Behebung 16 Weitere Informationen zur Ernährungstherapie 18 Nützliche Adressen

6 Enterale Ernährung 6 Die Therapie mittels einer enteralen Ernährung oder Sondenernährung bedeutet für den Betroffenen, dass er flüssige Nahrung über eine Sonde direkt in den Magen oder Dünndarm zugeführt bekommt. Es gibt verschiedene Gründe, wann eine Sondenernährung notwendig wird: Trotz normaler und eventuell zusätzlicher Trinknahrung kann der Körper nicht ausreichend Nährstoffe und Energie aufnehmen. Durch eine Krankheit, zum Beispiel bei Schluckstörungen oder einem Tumor im oberen Verdauungstrakt, kann normale Kost nicht mehr eingenommen werden. Eine Erkrankung verhindert, dass weiterhin normale Nahrung eingenommen werden kann, weil beispielsweise der Darm diese nicht mehr verdauen kann oder die Nährstoffaufnahme gestört ist. Zusammensetzung Die Bezeichnung Sondenernährung bedeutet lediglich, dass die Nahrung direkt in den Verdauungstrakt gelangt. Die Zusammensetzung und die Herkunft der Nährstoffe entsprechen jedoch denen normaler Produkte und sind gleichermaßen sättigend. So werden zum Beispiel Eiweiße aus Milch, Fette aus pflanzlichen Ölen und Kohlenhydrate aus Stärke gewonnen. Zur gezielten Verabreichung der notwendigen Nährstoffe gibt es für die Sondennahrung bilanzierte und spezifische Zusammenstellungen der Nährstoffe. Eiweiße, Fette, Kohlenhydrate, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente sind also in einem angemessenen Verhältnis und ausreichender Menge vorhanden. Darüber hinaus enthält die Mehrheit der Sondennahrungen auch Ballaststoffe, um eine gesunde Verdauung zu fördern.

7 Nährstoffmenge Die Nährstoffmenge berechnet sich individuell entsprechend der Größe, dem Gewicht, dem Bewegungspensum und einer eventuell zusätzlichen Ernährung des Patienten. Die Berechnung des jeweiligen Bedarfs übernimmt wahlweise der behandelnde Arzt, eine speziell ausgebildete Fachkraft im Pflegeheim oder Krankenhaus oder ein Mitarbeiter von teamvitaale. Letzterer stimmt seine Ergebnisse stets mit dem zuständigen Arzt ab. Zusammensetzung der Nahrung. Sie sollte in jedem Fall den täglichen Bedarf an Eiweißen, Vitaminen, Spurenelementen, Mineral- und Ballaststoffen enthalten. Flüssigkeit Ergänzend zur Sondennahrung benötigt der Körper des Patienten auch Flüssigkeit. Hierbei eignet sich sowohl stilles Wasser aus der Flasche oder abgekochtes Leitungswasser. Tee sollte nur auf Anweisung des Arztes verabreicht werden. 7 Prinzipiell liegt der tägliche Kalorienbedarf bei mobilen Patienten bei etwa kcal je Kilogramm Körpergewicht. Bettlägerige Patienten benötigen im Schnitt mindestens kcal. Aber nicht nur der ausreichende Energiegehalt der Sondennahrung ist entscheidend, sondern auch die

8 Anlage einer Magensonde (PEG) Sobald die enterale Ernährung mehr als nur für einige Tage oder Wochen vorgesehen ist, erfolgt meistens die Anlage einer PEG (Perkutane Endoskopische Gastronomie). 8 Dabei handelt es sich um eine Magensonde, die im Rahmen einer Magenspiegelung und unter örtlicher Betäubung durch die Haut der Bauchdecke (perkutan) direkt in den Magen gelegt wird. Eine weitere Sondenanlage ist die PEJ (Perkutane Endoskopische Jejunostomie). Die Sonde wird hier in den Leerdarm (Jejunum) als Abschnitt des Dünndarms gelegt. Dort, wo sich die Einstichstelle der Magensonde befindet, entsteht eine Öffnung oder ein Kanal, der als Stoma bezeichnet wird. Fixiert wird die Sonde auf der Bauchdecke mit einer äußeren Halteplatte und an der Magenwand mit einer inneren Halteplatte. Die Sonde führt durch die Bauchdecke direkt zum Magen. Nahrungsüberleitung Die Beförderung der Sondennahrung in den Magen oder Darm erfolgt über ein Überleitsystem, bestehend aus einem Kunststoffschlauch. Dieser verbindet das Nahrungsbehältnis mit der Sonde. Die Verabreichung der Nahrung funktioniert mittels Schwerkraft oder einer Ernährungspumpe. Bei der Sondenernährung unter Zuhilfenahme der Schwer-

9 kraft wird die Förderrate der Nahrungsportionen über eine Rollenklemme am Schlauch geregelt. Bei der Verwendung einer Ernährungspumpe sorgt diese für die Einstellung der Geschwindigkeit, in der die Nahrung verabreicht wird. Zudem zeigt sie den seltenen Fall einer Verstopfung der Sonde an und wenn die Sondennahrung im Behältnis aufgebraucht ist. Die Ernährungspumpe ist unabdingbar für Patienten, deren Sonde im Dünndarm endet. 9 Tragesystem Damit sich mobile Patienten in ihrem Bewegungsdrang nicht eingeschränkt fühlen, gibt es für sie auch ein mobiles Tragesystem für Pumpe und Nahrung. Damit können sie die Sondenernährung auch unterwegs durchführen. Die Ernährung über die Sonde erfolgt im Sitzen oder Liegen.

10 Reinigung der Magensonde 10 gründliches Händewaschen vor Gebrauch der Sonde Spülen der Sonde vor und nach der Sondenernährung mittels einer Spritze (20-50 ml) und stillem oder abgekochtem Wasser nicht zum Spülen zu verwenden sind Kaffee, Tee, Säfte und alkoholische Getränke vorsichtige Reinigung des Sondenansatzes Entfernung von Pflasterresten mit warmen Wasser und einer weichen Kompresse beim Reinigen des Schlauches keine Lösungsmittel wie Nagellackentferner oder Benzin verwenden, welche die Sonde schädigen können Reinigung der Magensonde mit der Spritze.

11 Ablauf der enteralen Ernährung Umgang mit der Sondennahrung Dauer der Verabreichung Die Übernahme der Sondenernährung durch eine Pflegekraft oder einen Pflegedienst zu Hause oder im Pflegeheim ist oftmals die eigentliche Voraussetzung, um aus dem Krankenhaus entlassen zu werden. Aber auch Angehörige und Patienten selbst können die Abläufe der enteralen Ernährung erlernen und eigenständig durchführen. Die Verabreichung von Sondennahrung sollte vor allem bei bettlägerigen Patienten konstant über einen Zeitraum von bis zu 20 Stunden durchgeführt werden. Ebenso gut ist es aber auch möglich, sie mehrmals täglich in Portionen von maximal 250 ml zu applizieren. Die Gabe einer einzelnen Portion sollte wenigstens 20 Minuten beanspruchen. Zwischen jeder Verabreichung sollte eine Pause von 1,5 Stunden liegen. Auch nachts ist eine enterale Ernährung durchführbar, allerdings ist dann täglich eine Pause von mindestens vier Stunden einzuhalten. 11 Wichtig ist, größere Portionen nicht zu schnell zu verabreichen, um Völlegefühl, Erbrechen, Durchfall oder Unwohlsein vorzubeugen. Gerade bei der Aufnahme der Ernährungstherapie sollte die Nahrung zunächst langsam erfolgen und sukzessive in der Menge gesteigert werden.

12 Ablauf der enteralen Ernährung Richtige Körperposition Medikamente 12 Der Oberkörper sollte in der Zeit der Nahrungsverabreichung mindestens 30 Grad hochgelagert werden, damit ein Zurückfließen der Nahrung vermieden wird. Die Hochlagerung kann durch die Einnahme der Sitzposition, durch das Hochstellen vom Kopfteil des Bettes oder durch ein unter Kopf und Schultern gelegtes großes Kissen erfolgen. Auch Medikamente können über die Magensonde eingenommen werden. Um die Zufuhr zu vereinfachen, bieten sich insbesondere flüssige Medikamente an. Alternativ gibt es aber auch zu öffnende Kapseln oder Tabletten, die sich mithilfe eines Mörsers zerkleinern lassen, ohne an Wirkung einzubüßen. Besprechen Sie dies jedoch vorher mit dem Arzt oder Apotheker. 30º Die Verabreichung geeigneter Medikamente erfolgt in mehreren Stationen: Zunächst werden die Arzneimittel verdünnt oder nacheinander in Wasser aufgelöst. Anschließend wird die Lösung mit einer Spritze über einen Adapter direkt in die Sonde oder über das T-Stück in den Schlauch des Überleitsystems gegeben. Hochlagerung des Oberkörpers

13 Unbedingt zu beachten sind folgende Grundregeln: Lagerung und Gebrauch der Sondennahrung Medikamente dürfen nie zusammen verabreicht oder in die Nahrung geben werden, da sonst eine Verstopfung der Sonde droht oder die Wirkung eines Medikaments beeinträchtigt werden kann. Ist die Verabreichung mehrerer Medikamente notwendig, sollte die Sonde zwischen jeder Gabe mit mindestens 10 ml Wasser gespült werden. Eine Spülung der Sonde mit Hilfe einer Spritze (20-50 ml) ist sowohl vor als auch nach der Medikamentenzufuhr ratsam. Lagerung und Verabreichung bei Raumtemperatur keine Aufbewahrung in praller Sonne oder in Heizungsnähe (siehe Lagerungshinweise auf der Packung) Einhalten des Mindesthaltbarkeitsdatums gründliche Reinigung der Hände und der Arbeitsflächen vor Gebrauch der Sondennahrung ausschließliche Verwendung von eigens für die enterale Ernährung hergestellter Sondenkost (Pürees, Suppen usw. können zur Verstopfung der Sonde führen!) schnelles Aufbrauchen angebrochener Sondennahrung maximal 24-stündige Aufbewahrung angebrochener Flaschen oder EasyBags im Kühlschrank 13

14 Therapiebegleitende Maßnahmen 14 Wiegen des Körpergewichts zweimal wöchentlich Beobachtung des Stuhlgangs auf Form, Konsistenz und Regelmäßigkeit (normal: dreimal täglich bis dreimal wöchentlich) Überprüfen der Urinfarbe und entsprechende Erhöhung der Flüssigkeitszufuhr bei dunkler Färbung, sofern diese nicht von bestimmten Medikamenten herrührt Messung des Blutzuckers bei Notwendigkeit (z. B. Diabetes) regelmäßige Kontrolle der Blutwerte durch den Arzt Benachrichtigung bei Auffälligkeiten Sobald Ihnen Unregelmäßigkeiten bei den genannten Kontrollmaßnahmen auffallen, informieren Sie Ihren Ansprechpartner von teamvitaale, um einer Verschlimmerung, z. B. durch Eigenbehandlung, vorzubeugen. Folgende Abweichungen sind in jedem Fall ernst zu nehmen: anhaltender Durchfall oder Erbrechen starke Rötung des Stomas, Schwellung, Juckreiz oder Austritt von Wundsekret als Zeichen einer therapiebedürftigen Entzündung Verstopfung der Sonde Gewichtszunahme von mehr als einem Kilo binnen weniger Tage (Gefahr der Wassereinlagerung) Gewichtsverlust trotz empfohlener Nahrungszufuhr Defekt der Sondenansätze

15 Verdauungsstörungen und ihre Behebung Das Auftreten von Durchfall während der enteralen Ernährung kann verschiedene Ursachen haben: Durchfallursachen, die in einem falschen Umgang mit der Sondenernährung begründet liegen, können auch durch eigenes Zutun schnell behoben werden: Grunderkrankungen wie Diabetes oder Entzündungen des Magen-Darm-Trakts medikamentöse Nebenwirkungen fehlerhafte Durchführung der Sondenernährung Oft genügt es bereits, wenn die Sondennahrung Ballaststoffe enthält, da diese sowohl Durchfall, aber auch Verstopfung entgegenwirken. Besteht eine Laktoseunverträglichkeit, sollte die Ernährung auf laktosearme oder laktosefreie Substrate umgestellt werden. zu schnelle Nahrungsverabreichung: Reduktion der Zufuhrrate und gegebenenfalls Umstellung auf Ernährungspumpe nach Rücksprache mit dem Arzt und der Krankenkasse zu kalte Nahrung: Erwärmung der Nahrung, ohne zusätzliches Erhitzen auf Raumtemperatur angebrochene und verdorbene Nahrung: Wegwerfen der Nahrung und zukünftiges Einhalten der Lagerungsvorgaben Salzmangel durch starkes Schwitzen oder Fieber: tägliche Flüssigkeitszugabe von 1/2 TL Speisesalz nach ärztlicher Rücksprache und eventueller Messung des Natriumwerts im Blut 15

16 Weitere Informationen zur Ernährungstherapie Duschen und Baden Verbleib der Magensonde 16 Nachdem das Stoma verheilt ist und sofern keine Verletzungen vorliegen, können Sie ohne Weiteres wieder duschen und baden. Entfernen Sie dazu vorher den Verband und trocknen Sie im Anschluss die Haut um das Stoma gründlich ab, um Infektionen unter dem neuen Verband vorzubeugen. Zusätzliches Essen und Trinken Nach Rücksprache mit Ihrem Arzt können und sollten Sie, falls Ihnen das Essen und Schlucken keine Probleme bereitet, zusätzlich essen und trinken. Damit fördern Sie nicht nur das eigene Wohlbehagen, sondern schützen Mund und Rachen vor Infektionen. Wenn Sie wieder normale Speisen über den Mund zu sich nehmen können, kann die PEG im Rahmen einer Magenspiegelung wieder entfernt werden. Anschließend wächst das Stoma in nur wenigen Stunden von allein wieder zu. Austausch der Sonde Die PEG muss bei einem Defekt, bei dem die Funktion nicht mehr gewährleistet ist, gewechselt werden.

17 Lieferung von Sondennahrung und Hilfsmitteln Sowohl die Sondennahrung als auch für die enterale Ernährung notwendige Hilfsmittel wie Infusionsständer, Überleitsysteme, Ernährungspumpe oder Spritzen liefert Ihnen teamvitaale nach Hause oder ins Heim. Ihr Ansprechpartner stimmt die Organisation und Lieferung mit allen beteiligten Personen und Institutionen ab. Diese Serviceleistungen übernimmt teamvitaale unentgeltlich. 17

18 Nützliche Adressen 18 Gastro-Liga e. V. Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung Friedrich-List-Straße Gießen Tel.: Fax: Internet: gastro-liga.de Deutsche Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung Bundesgeschäftsstelle Reinhardtstraße Berlin Tel.: Fax: Verwaltung und Literaturservice Paracelsusstr Leverkusen Tel.: Fax: Internet:

19 Deutsche Krebshilfe e. V. Buschstraße Bonn Tel.: Fax: Internet: DGVS Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten Olivaer Platz Berlin Tel.: Fax: info@dgvs.de Internet: 19 Stiftung Lebensblicke Früherkennung Darmkrebs Bremserstraße Ludwigshafen Tel.: Fax: stiftung@lebensblicke.de Internet:

20 Wir kümmern uns. Der vorliegende Ratgeber soll Ihnen und Ihren Angehörigen als kleine Hilfe für den Alltag dienen. Dennoch werden neue Fragen auftauchen, die wir Ihnen gern persönlich über unsere kostenlose Rufnummer beantworten. Weiterführende Informationen finden Sie auch auf unserer Internetseite. Kostenlose Rufnummer: Internet: teamvitaale Gesundheitsservice GmbH & Co. KG Seibertzweg Dortmund Tel Fax