Ausbildung zum/ zur Brandmeister/in
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- Dennis Böhm
- vor 7 Jahren
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1 Ausbildung zum/ zur Brandmeister/in Ein Bericht von den Brandmeisteranwärter/innen Nadine Yvonne Bulla, Anne Schmidt und Sebastian Pieper Einleitung Feuerwehr heißt für die meisten Menschen brennende Häuser löschen, Menschen retten und Katzen von Bäumen holen", doch der Alltag sieht meist anders aus. Neben der Brandbekämpfung, die mittlerweile nur noch einen geringen Teil der Arbeit einnimmt, gehört nun vor allem der Rettungsdienst mit zu den Aufgaben eines Brandmeisters/ einer Brandmeisterin. Ebenso die Technische Hilfeleistung und der vorbeugende Brandschutz. Es sind nicht mehr nur Männer, die diesen Beruf ausüben, sondern auch immer mehr Frauen. Zusammen mit uns (Nadine Yvonne Bulla (gelernte KFZ-Mechatronikerin) und Anne Schmidt (gelernte Sozialversicherungsfachangestellte)) sind wir in Bielefeld nun mittlerweile neun Frauen, die unter den gleichen Voraussetzungen wie jeder männliche Kollege ihre Leistungen erbringen. Die erste Berufsfeuerwehrfrau im mittleren feuerwehrtechnischen Dienst in Deutschland, Regina Sidortschuk, begann am ihre Ausbildung in Bielefeld und ist nun Hauptbrandmeisterin. In Bielefeld sind Frauen in der Berufsfeuerwehr keine Exoten mehr. Es ist angenehm erfahrene Kolleginnen um sich zu haben, von denen wir ebenso viel lernen können wie von unseren Kollegen. Wir profitieren von ihrem Wissen und persönlichen Erfahrungen, denn sie haben sich in den vergangenen Jahren in diesem Beruf behauptet. Es gibt nur wenige Berufe die so spannend und abwechslungsreich sind wie der einer Brandmeisterin oder eines Brandmeisters. Man muss flexibel und schnell auf die verschiedensten Situationen reagieren und hat mit ständig wechselnden Herausforderungen zu kämpfen. Dies sind nur einige der Gründe, warum wir uns bei der Stadt Bielefeld für eine Ausbildung als Brandmeisteranwärterin beworben haben. Einstellungsverfahren Alles begann im August mit dem theoretischen Einstellungstest im Studieninstitut Westfalen-Lippe in Bielefeld. Gemeinsam mit einer Vielzahl von Bewerberinnen und Bewerbern und viel Aufregung in der Luft arbeiteten wir uns durch den dreieinhalbstündigen Test. Nach ca.zwei Wochen erhielten wir dann die Nachricht, dass der schriftliche Test bestanden ist und gleichzeitig eine Einladung zum Sporttest im November. Aufgeteilt in kleine Gruppen trafen wir uns zunächst auf dem Sportplatz in Bielefeld-Jöllenbeck, um drei Kilometer in einer Zeit unter 15 Minuten zu laufen. Jeder, der dies geschafft hatte, musste danach auf der Wache einen allgemeinen Fitnesstest durchlaufen, bei dem es auch eine gewisse Anzahl an Durchfallkriterien gab. Nach bestandenem Fitnesstest, ging es in die Atemschutzübungsstrecke. Jeder Bewerber trug ein nicht angeschlossenes Atemschutzgerät (ca. 20 kg) und musste zunächst mehrfach ein Zuggerät vom oberen zum unteren Anschlag ziehen, dann auf eine Endlosleiter steigen und wurde im Anschluss durch eine Art Parcours mit verschiedenen Hindernissen geschickt. Nach bestandenem Sporttest folgte am selben Tag das Bewerbungsgespräch. Obwohl uns mehrere Personen der Feuerwehr, des Personalamtes, der Personalvertretung und der Gleichstellungsstelle Nadine Yvonne Bulla, Sebastian Pieper, Anne Schmidt 1
2 gegenüber saßen, war die Atmosphäre recht entspannt, sodass einem die Nervosität schnell genommen wurde. Nun hieß es abwarten. Nach einer gefühlten Ewigkeit erhielten wir unsere lang ersehnten Zusagen und mussten nun nur noch zu einer Vielzahl medizinischer Untersuchungen im Gesundheitsamt. Hinweis: Die Anforderungen für männliche und weibliche Bewerber/innen sind in allen Bereichen des Einstellungsverfahrens gleich und auch schon im Voraus bekannt. Man kann sich daher sowohl auf den schriftlichen als auch den sportlichen Teil explizit vorbereiten. Man sollte keinen Teil des Auswahlverfahrens unterschätzen, sondern die Möglichkeiten nutzen und sich gut vorbereiten. Wenn man den sportlichen Test bestanden hat, ist die Grundlage für die sportlichen Anforderungen in der Ausbildung gelegt. Die Ausbildung Gemeinsam mit 12 weiteren Anwärtern aus NRW begann unsere Ausbildung mit einer fünfmonatigen Grundausbildung. Neben einer Vielzahl von theoretischen Fächern wie Löschlehre, Gerätekunde, technische Hilfeleitung, Sprechfunk oder Einsatzlehre wurden wir ebenfalls in vielen praktischen Bereichen ausgebildet. Dreh- und Hakenleitersteigen, der richtige Umgang mit der Motorsäge und der Umgang mit Atemschutzgeräten gehörten von nun an zu unseren täglichen Aufgaben. Wir lernten zum Beispiel den Umgang mit einem hydraulischen Rettungsgerät in der technischen Hilfeleistung, die jeweiligen Aufgaben der einzelnen Positionen auf einem Löschfahrzeug und außerdem noch den Umgang mit gefährlichen Stoffen und Gütern. Da man immer einsatzbereit sein muss, wurde natürlich auch auf den Sport während der Grundausbildung sehr viel Wert gelegt. Jeden Montag stand das Joggen um den Obersee auf dem Programm. Außerdem gehörten das wöchentliche Rettungsschwimmen und die Leichtathletik am Freitag zum Programm. Viele Prüfungen galt es zu bestehen, doch zusammen haben wir diese alle gemeistert, konnten unsere Grundausbildung erfolgreich abschließen und den nächsten Schritt der Ausbildung beginnen. Neben der Grundausbildung gehört in NRW auch die Ausbildung zum/zur Rettungssanitäter/in zur Ausbildung im mittleren feuerwehrtechnischen Dienst. Gemeinsam mit 20 anderen angehenden Sanitätern wurden wir im Studieninstitut Westfalen-Lippe in Bielefeld zunächst vier Wochen theoretisch und praktisch ausgebildet. In den darauffolgenden Praktika (jeweils vier Wochen im Krankenhaus und im Rettungsdienst) lernten wir dann unser theoretisches Wissen in die Praxis umzusetzen. Dieser Abschnitt endete mit einer dreitägigen Abschlussprüfung. Nun folgten der Führerschein in den Klassen C und CE (LKW + Anhänger); dicht gefolgt vom Aufbaulehrgang, in dem neben dem Umgang mit einer Drehleiter, erneut eine Menge wichtiges theoretisches und praktisches Wissen eines Feuerwehrmannes/ einer Feuerwehrfrau vermittelt wurde. Am Ende stand dann die Laufbahnprüfung, mit der die Ausbildung abgeschlossen wurde. Doch nicht genug mit Ausbildung! Nach bestandener Laufbahnprüfung folgt in Bielefeld für jeden Brandmeister/ für jede Brandmeisterin eine 1,5 jährige Ausbildung zum/zur Rettungsassistenten/-in. Nadine Yvonne Bulla, Sebastian Pieper, Anne Schmidt 2
3 Sicherlich kann man viel theoretisch und praktisch lernen, allerdings lernt man erst im normalen Alltag, wie alles wirklich abläuft. Aus diesem Grund durchläuft man schon während der Ausbildung drei Wachpraktika im Rettungsdienst und im Feuerwehrbereich, in denen man erste Erfahrungen im normalen Feuerwehralltag sammeln und versuchen kann, sein Erlerntes so gut es geht in die Realität umzusetzen. Hierbei hat man stets einen erfahrenen Kollegen an seiner Seite, der einen begleitet und mit dem man jederzeit Rücksprache halten kann. Während dieser Praktika arbeitet man gemeinsam mit allen anderen im 24-Stunden-Dienst. 24 Stunden Dienst Bei der Berufsfeuerwehr Bielefeld arbeitet man im 24 Stunden Modus. Es gibt drei Wachabteilungen, die im Wechsel zunächst 24 Stunden Dienst und im Anschluss 48 Stunden frei haben. Dienstbeginn ist morgens um acht Uhr und Dienstende am darauffolgenden Morgen um acht Uhr. Die 24 Stunden gestalten sich sehr unterschiedlich und sind davon abhängig welche Position bzw. welches Fahrzeug man besetzt. Neben Löschfahrzeugen, Drehleiter, Rettungswagen und Rüstwagen gibt es eine große Menge an so genannten Sonderfahrzeugen. Da gehören neben den verschiedenen Abrollbehältern auch ein großes Tanklöschfahrzeug und ein so genannter HGW- Öl zum Abstreuen von Ölspuren. All diese Fahrzeuge müssen von den Kollegen besetzt werden. Zu Dienstbeginn schaut man als erstes auf den Dienstplan, welcher in der Fahrzeughalle aushängt. Dort erfährt man welches Fahrzeug man mit welchem Kollegen besetzt. Je nachdem ob man auf dem Rettungswagen, oder auf einem der verschiedenen Feuerwehrautos ist, zieht man sich weiße oder blaue Dienstkleidung an. Zum Dienstantritt um acht Uhr treffen sich alle Kolleginnen und Kollegen in der Fahrzeughalle. Der Dienstplan wird vorgelesen und jeder Kollege kontrolliert sein ihm zugeteiltes Fahrzeug und die entsprechende persönliche Schutzausrüstung. Neben Vollständigkeit und Funktion muss auch der Umgang mit den Gerätschaften einwandfrei klappen. Nachdem die Kontrolle absolviert ist, geht man in die zugeteilte Werkstatt. Es gibt eine große Anzahl von verschiedenen Werkstätten bei der Feuerwehr, wo Dinge repariert, instand gesetzt, gereinigt, oder gebaut werden. Neben einer KFZ- Werkstatt gibt es u.a. eine Feuerlöscherwerkstatt, Atemschutzwerkstatt, Gerätekammer, Schlauchwerkstatt, Tischlerei, Funkgerätewerkstatt, Bekleidungskammer. Das gesamte Gelände der Wache ist mit Lautsprechern ausgestattet, sodass man es überall mitbekommt, wenn eine Alarmierung erfolgt. Von 9:30 Uhr bis 10 Uhr ist dann gemeinsame Frühstückspause in der Kantine bzw. in den Aufenthaltsräumen. Für das Essen und die Getränke ist immer ein Kollege der jeweiligen Wachabteilung zuständig. Von 10 Uhr bis 12:30 Uhr ist wieder Arbeitsdienst in den Werkstätten und im Anschluss bis 13:25 Uhr Mittagspause. Je nach Wochentag wird der Nachmittag unterschiedlich gestaltet. Man kann es vergleichen mit einem Stundenplan aus der Schule. An manchen Tagen arbeitet man bis 19 Uhr in den Werkstätten, an anderen stehen neben Gebäude und Objektbesichtigungen auch Dienstsport, Fahrzeug- /Hallenreinigung, Unterrichte (theoretisch und praktisch) und Übungen auf dem Dienstplan. Nach jedem zwischenzeitlichen Einsatz müssen sämtliche Geräte wieder zu 100% einsatzbereit gemacht werden, da jederzeit eine Folgealarmierung erfolgen kann. Dazu gehören z.b.: Austausch der Pressluftatmer, Schläuche und Kleidung. Nach dem gemeinschaftlichen Abendessen beginnt die Bereitschaftszeit. Fernsehräume, Leseecke und Sportraum sind nur ein paar Möglichkeiten seinen Abend/ Nacht auf der Wache zu gestalten....wenn keine Einsätze dazwischen kommen... Nadine Yvonne Bulla, Sebastian Pieper, Anne Schmidt 3
4 Am nächsten Morgen trifft man sich bei einem gemeinsamen Kaffee in der Kantine. Dort werden Zeitungen gelesen und/ oder über Einsätze der vergangenen Nacht philosophiert. Nadine Yvonne Bulla, Sebastian Pieper, Anne Schmidt 4
5 Gegen 7:30h begibt man sich dann in Richtung Fahrzeughalle. Bevor man durch einen Kollegen der nachfolgenden Schicht abgelöst wird, erfolgt zunächst eine genaue Fahrzeugübergabe. Neben erfolgten Einsätzen werden auch der Zustand der Geräte, des Fahrzeuges und sonstige wichtige Einzelheiten besprochen. Um 8 Uhr wird man dann offiziell von der nachfolgenden Wachabteilung abgelöst und es beginnen die 48 Stunden dienstfreie Zeit. Fazit Der Beruf als Brandmeister hat sehr viele positive Seiten. Es gibt kaum einen anderen so abwechslungsreichen und umfangreichen Job, in dem man jeden Tag neue und unterschiedliche Menschen kennenlernt und sich immer wieder auf neue und unterschiedliche Situationen einstellen muss. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen. Man weiß nie wann der nächste Einsatz kommt und was passiert. Gemeinsam mit seinen Kollegen meistert man viele Situationen und verbringt auch so eine Menge Zeit zusammen, sodass man nicht ohne Grund behauptet, dass die Feuerwehr wie eine Familie ist. Auch wir wurden sehr nett aufgenommen und haben immer jemanden an unserer Seite, der uns unterstützt und jederzeit für Fragen und Ratschläge ein offenes Ohr hat. Teamarbeit, Vertrauen und Verlässlichkeit sind Eigenschaften ohne die die Arbeit bei der Feuerwehr nicht möglich wäre und auf die sehr viel Wert gelegt wird. Es darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass es nicht nur positive Seiten in diesem Beruf gibt, sondern auch eine Vielzahl an Opfern gebracht werden müssen. Man hat keine typische fünf Tage Woche mehr, sondern arbeitet auch an Feiertagen und Wochenenden. Deshalb muss man auch im privaten Bereich bereit sein, z,b, terminliche Kompromisse einzugehen. Der Beruf erfordert hohe psychische und physische Belastbarkeit, denn man muss sich bewusst sein, dass nicht jeder Einsatz einen glücklichen Ausgang nimmt. Oft sieht man, unter welchen traurigen Umständen viele Menschen leben müssen. Ebenso werden wir im Einsatz mit Verletzungen verschiedenster Art, oder manchmal auch harten Schicksalsschlägen konfrontiert. Der Transport von alkoholisierten Patienten gehört ebenso zum täglichen Aufgabenbereich, wie das Arbeiten bei jeder Wetterlage, oder auch die Unempfindlichkeit bezüglich des Sehens von Blut oder verschiedenster Gerüche. Viele Einsätze sind auch mit großen körperlichen Belastungen verbunden, was jeden Kollegen/in dazu verpflichtet sich fit zu halten und so über ein hohes Maß an Ausdauer und Kraft zu verfügen. Wer sich für den Beruf des Brandmeisters/in interessiert, sollte sich über die Vor- und Nachteile des Berufes gründlich Gedanken machen. Wir fühlen uns richtig wohl in diesem Beruf und im Kreise unserer Kollegen/innen, - gehen jeden Tag gern zur Arbeit und können uns keinen anderen und besseren Beruf mehr für uns vorstellen. Nadine Yvonne Bulla, Sebastian Pieper, Anne Schmidt 5
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