Politische Utopien im alten China und im antiken Griechenland
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- Sara Beckenbauer
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1 Arbeit zur Vorlesung Interkulturelle Philosophie: Einführung: Ao. Univ.-Prof. Dr. Franz Martin Wimmer WS 2003/04 Politische Utopien im alten China und im antiken Griechenland Anton Hubauer A Seite 1
2 Inhalt: Einleitung 3 Staatswesen und Sozialutopien in China 4 Die utopische Polis am Beispiel von Platons Politeia 6 Schlussbemerkung 8 Literatur 9 Seite 2
3 Einleitung Hubauer: Politische Utopien - China und Griechenland WS 2003/04 So alt wie die Beschäftigung mit der Philosophie an sich ist wohl die Frage nach dem Nutzen von Philosophie für den Einzelnen, aber auch ihrem Nutzen für die Gemeinschaft, die Polis, den Staat. Eine der wohl bemerkenswertesten Parallelentwicklungen in der menschlichen Geistesgeschichte ist das Geistesleben im China der Zeit der streitenden Reiche und im antiken Griechenland der Perserkriege und des Peloponnesischen Krieges. Wenn in China die Zeit der streitenden Reiche, welche durch die Einigung und Zentralisierung des riesigen Reiches der Mitte ihren Abschluss fand, der Auslöser für Gedanken zur richtigen Staatsführung war, so ist wohl die tiefe Spaltung und innere Zerrissenheit der griechischen Welt der Antike der Grund für Platons Staatsutopie. 1 Die Übereinstimmung der Gründe für die Überlegungen von der richtigen Art der Politik sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass gleiche Probleme möglicherweise zu unterschiedlichen Lösungen führen können. Die Vereinigung des Reiches der Mitte, unter seinem ersten beinahe mystischen Kaiser der Qin- Dynastie, wurde aber auch durch die geographischen Gegebenheiten Chinas erleichtert. Im Gegensatz dazu führte die räumliche Beengung Griechenlands zur Kolonisation, dadurch war aber einer möglichen Zentralisierung der Welt der Hellenen scheinbar ein Riegel vorgeschoben, doch war neben dieser geographischen Bedingung der Entwicklung eine weitere vorhanden. Die Bedrohung der Freiheit der Griechen durch den persischen Zentralstaat, stellte doch das riesige Reich der Großkönige in seiner Zeit einen Höhepunkt der bisherigen Machtentfaltung durch Vereinigung einer möglichst großen Land- und Bevölkerungsmasse dar. Eine äußere Bedrohung, welche im Gegensatz zu den Entwicklungen, die durch die innere geographische Gegebenheit des Landes bedingt waren, nur durch eine gemeinsame Anstrengung aller Griechen zu überwinden war. Die defensive Abwehr gelang nur, als sich die Griechen zu einem Verteidigungsbündnis zusammenschlossen, doch als die unmittelbar Gefahr gebannt schien wurde wiederum der alte Pfad des Krieges untereinander beschritten. Der Peloponnesische Krieg, dieses zutiefst selbstzerstörerische Ringen ebnet den Weg für den Aufstieg Makedoniens. Was Philipp begann vollendete sein Sohn Alexander, der die hellenistische Welt mit harter Hand vereinte. Es gelang der Übergang vom defensiven Trutzbund hin zur zentral gelenkten Militärmacht mit offensiver Kriegsführung gegen Persien. Platons politische Utopie im Staat, um das Jahr 374 v. Chr. entstanden, ist wohl als direkte Reaktion auf die Selbstzerfleischung der griechischen Polis im Peloponnesischen Krieg zu verstehen. 2 Für ihn war immer noch der Stadtstaat die grundsätzlich richtige Form, ja die einzig mögliche Form eines Gemeinwesens. Ein großer, zentralistisch gelenkter Flächenstaat, kam in seinen Überlegungen überhaupt nicht vor. Aber auch China sah sich einer ständigen Bedrohung von Außen gegenüber, den Hunnen. Der Bau Seite 3
4 der großen Mauer, dieses gewaltige Zeichen einer gemeinsamen Anstrengung, möglich nur durch einen zentralen Willen, der alle anderen Individuen unter seine Herrschaft zwang, bleibt aber hinter dem offensiven Vorgehen von Alexander zurück. Den bei aller Riesenhaftigkeit des Vorhabens, blieb die große Mauer immer nur ein Schutzwall. Zwei unterschiedliche Lösungsversuche für ein ähnliches Problem bei natürlich niemals gleichen, aber doch nicht gänzlich verschiedenen, Ausgangspositionen. Inwieweit sich nun die Lösungen hinsichtlich eines politischen Gemeinwesens gleichen und in welchen Positionen sie von einander abweichen, der Versuch dies festzustellen soll das Ziel der vorliegenden Arbeit sein. Staatswesen und Sozialutopien in China Eine der Grundlagen des chinesischen Denkens, welche bis heute noch wirkungsmächtig ist, stellt der Konfuzianismus dar. Konfuzius ( v. Chr.) steht in seinem Denken wiederum in der Tradition von uralter überlieferter Weisheit und Weltsicht. Dementsprechend konservativ fällt auch Konfuzius Lehre aus. Er selbst hat nichts Geschriebenes hinterlassen, aber seine Schüler fassten seine Lehren im Buch Lunyu, dem Buch der Gespräche zusammen. Das Gebiet seines Denkens und Lehrens ist die praktische Lebensführung die ihren Ausdruck in einer Moral- und Staatslehre findet, deren grundlegende Tugenden Menschlichkeit, Rechtschaffenheit, Schicklichkeit, Weisheit und Loyalität sind. Ihre Verwirklichung finden sie in fundamentalen Beziehungen zwischen Herrscher und Untertan, Vater und Sohn, älterem und jüngerem Bruder, Ehemann und Ehefrau sowie Freund und Freund. Für Konfuzius ist die Festigkeit des Staates in der moralisch richtigen Grundeinstellung des Einzelnen und der Familie begründet. 3 Eine Parallele und eine Unterscheidung zu Platon drängen sich hier förmlich auf. Geht es doch bei Platon ebenso um die Gerechtigkeit an sich, deren Erkenntnis durch die Tugenden ermöglicht wird, und die Untersuchung wendet sich dann erst der Polis zu, um im Großen leichter die Gerechtigkeit zu erkennen, ohne jedoch zu vergessen, dass ein gerechter Staat nur mit gerechten Bürgern bestehen kann. Aber die Familie spielt für die Träger des Staates bei Platon nur mehr die Rolle eines geistigen Ideals, tatsächliche Blutbande, also familiäre Bindungen im Sinne von Konfuzius, werden als mögliche Gefahren für die Gerechtigkeit im Staat betrachtet. Für Konfuzius besteht die Legitimation des wahren Herrschers alleine in seinem vorbildlichem Leben: Wenn man sein Land regieren will, muss man als erstes seine Familie in Ordnung halten. Wenn man seine Familie in Ordnung halten will, muss man als erstes seinen Seite 4
5 Charakter bilden. Wenn man seinen Charakter bilden will, muss man als erstes das rechte Herz haben. Will man das rechte Herz haben, dann muss man als erstes aufrichtig denken. Will man aufrichtig denken, muss man als erstes zur Einsicht gelangen. 4 Zur Erlangung der Einsicht dient die Klarstellung und Ordnung der Begriffe. Das Ideal des konfuzianischen Denkens stellt der edle und gebildete Weise dar, deshalb bekommt die Erziehung, welche Geist und Herz umfassen soll einen besonderen Stellenwert. Auch hier wieder eine Übereinstimmung mit Platon, denn ohne die richtige Erziehung ist auch im platonischen Staat keine Qualifikation zur Herrschaft möglich. Nun teilte sich das chinesische Denken in zwei Richtungen, verkörpert durch Menzius ( v. Chr.) und Xun Zi (ca v. Chr.). Während Menzius den Menschen als grundsätzlich gut betrachtet 5, so ist Xun Zi vom Gegenteil überzeugt. Entsprechend seiner Grundeinstellung, dass die Tugenden dem Menschen angeboren sind und er sie nur bewahren und entfalten muss, schließt Menzius weiter, dass der Zustand des Staates durch die moralische Qualität seines Herrschers bestimmt wird. Einem tugendhaften Herrscher werden die Menschen alleine durch die Einsicht in die Richtigkeit seiner Regierung folgen. Das Ziel eines wahren Herrschers kann wiederum nur das Wohlergehen seines Volkes und dessen Moral sein. Xun Zi betrachtet den Menschen als grundsätzlich schlecht und böse, und nur durch Erziehung und Kultur kann dieser Zustand unter großen Mühen abgestellt werden. Eine Übereinstimmung in der grundsätzlichen Beschaffenheit des Menschen zum Weltbild von Thomas Hobbes ist nicht zu übersehen. Wenn Hobbes im Leviathan davon spricht, dass der Mensch solange er ohne eine alle im Zaum haltende Macht lebt, sich im Krieg eines jeden gegen jeden befindet 6, so hätte Xun Zi ihm sicherlich nicht widersprochen. Eine Gegenposition zum konfuzianischen Denken und seiner Tugend und Morallehre stellt die Gruppe der Legalisten dar. Ihr Ziel ist ein mächtiger und geeinter Staat, gestützt auf eine schlagkräftige Armee, eine Landwirtschaft zur Befriedigung der lebensnotwendigen Bedürfnisse und einem starken Herrscherhaus. Die Grundlage des Staates bilden nun Gesetze die für alle Mitglieder der Gemeinschaft verbindlich und verständlich sind. Die Befolgung der Gesetzte wird durch ein rigoroses System von Strafen und Belohnungen gewährleistet. Das Staatsdenken der Legalisten ist von einer Nüchternheit und einem Pragmatismus geprägt, wie er in Europa erst unter den Utilitaristen und Kontraktualisten der Neuzeit entstand. Grundsätzlich könnte man diese Ausprägung des chinesischen Staatsdenkens als eine Mischform aus Utilitarismus und Kontraktualismus bezeichnen, wobei der Herrscher als Gesetzgebung, die Armee als Sicherheitsgarant nach Innen und Außen und die Landwirtschaft als die Sicherstellung der Grundversorgung, ihre Begründung nur aus der Notwendigkeit eines Stützapparates für den Staat beziehen. Anders begründete Mo Di ( v. Chr.) seine Art von Idealstaat. Er folgte dabei Konfuzius, indem er die Liebe als Grundlage ansah, aber nicht die Liebe in der Familie, durch die bei Seite 5
6 Konfuzius alles abgeleitet wird, sondern die unterschiedslose Liebe zu jedem Menschen. Eine Art von Ur-Sozialismus, bei dem Herrscher und Beherrschte eigentlich nicht mehr die zutreffenden Bezeichnungen für die Glieder des so gedachten Staatswesens sind, war Mo Di s Vision. Den von echter Liebe beseelt könnte der Herrscher nicht anders als im Interesse seines Volkes zu handeln, und die Bevölkerung würde dementsprechend folgen. 7 Ein reger Austausch zwischen der Bevölkerung und der Führung des Staates sollte eine Abstimmung der Ziele und der Mittel zur Verwirklichung gewährleisten. Die utopische Polis am Beispiel von Platons Politeia Platons gewaltiges Werk über die Gerechtigkeit ist das vielleicht radikalste Modell eines Idealstaates, das die Geistesgeschichte kennt. Voll mit Forderungen, die wegen ihrer Modernität Erstaunen hervorrufen, Forderungen die wegen ihres radikalen Pragmatismus und ihrer scheinbaren Immoralität auf entschiedenste Ablehnung stoßen und zugleich voller Forderungen die nur aus der Betrachtung und Analyse der Zeit in der sie gestellt wurden verständlich sind. Gesprächsthema des Dialoges ist die Gerechtigkeit, auf den Entwurf eines Idealstaates, einer ideellen Polis, kommt Sokrates nur, um in einer Art von makroskopischen Untersuchung von der größeren Einheit, also dem Staat, auf seine kleinsten unteilbaren Bestandteile, die Einwohner dieses Staates, also dem Menschen an sich, zu schließen. 8 Ausgangspunkt und Endpunkt bleibt der Mensch, ausdrücklich thematisiert in der Frage an Glaukon: meinst du denn, dass die Verfassungen von der Eiche oder dem Felsen abstammen und nicht von der Gesinnung derer, die in der Polis leben? (Pol. 544 d, e) Die Gründung eines Staates erfolgt für Platon aus der Notwendigkeit der Arbeitsteilung, kann doch kein einzelner Mensch wirklich ausreichend für die Befriedigung seiner sämtlichen Bedürfnisse sorgen. 9 Darin ist eine Übereinstimmung mit den Ansichten von Menzius zu bemerken, welcher in einem Gespräch mit einem Anhänger der Ackerbauschule, einer Art von Lehre der größtmöglichen Autarkie, ebenfalls für eine arbeitsteilige Gesellschaft eintritt. 10 Der erste Entwurf ist auch noch eine sehr simple Agrar - Gemeinschaft, welche durch ihre weitgehende Beschränkung der Bedürfnisse auch nicht der Pleonexie, der Gier nach Besitz, verfallen ist. Dadurch ist auch keine Erweiterung des Staatsgebietes notwendig, die Frage nach der Verteidigung wird übergangen, also bedarf es auch noch keiner Wächter. Der Einwurf von Glaukon, dass diese Polis wohl gut für Schweine ist, aber nicht für Menschen mit Kultur, wird von Sokrates aufgenommen und weitergeführt. Kultur bedarf zusätzlicher Ressourcen, also wird es zwangsläufig zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Nachbarn kommen. Nun gilt die Arbeitsteilung aber für alle Berufe, so kann sie nicht für den Krieger ungültig sein und in konsequenter Weiterentwicklung des Gedankens eben auch nicht für den Herrscher. 11 Seite 6
7 Doch schon in Platons weiteren Überlegungen tritt der Unterschied zum chinesischen Denken, sowohl in seiner traditionellen Form als auch in seinen sozialutopischen Formen, hervor. Die strikte Teilung der Polis in drei Stände, jenen der Bauern, Handwerker und Händler (démiurgoí), der Wächter (phylakes) und denjenigen der Herrscher (árchontes) erscheint angesichts der Tatsache, dass das antike Griechenland als die Wiege des Individuums gilt unverständlich. Es ist besser verständlich, wenn in die Überlegung Platons Tugendlehre und das Seelenwagengleichnis mit einbezogen wird, auch wenn der Vergleich der Wächter mit guten Jagdhunden, wie dies im Zweiten Buch der Politeia (376 e f.) geschieht, nicht allzu sehr für Platons Wertschätzung des Menschen als solchen spricht. Im Gegensatz zu Mo Di, welcher eine harmonische Gesellschaft durch die Angleichung der Unteren an die Oberen und eine abgeschwächte Form der Angleichung der Oberen an die Unteren, in Form von Offenheit für Ratschläge, erreichen will, gerade aus der Ungleichheit der Menschen bedingt, so ist für Platon der uneingeschränkte Führungsanspruch der Philosophenkönige der Schlüssel zur Gerechtigkeit im Staat. Die Begründung dieses Anspruches wird durch die höchste Einsicht in die Idee des Guten gegeben, das Sonnengleichnis, das Liniengleichnis und das Höhlengleichnis sind dabei zweifellos die philosophischen Höhepunkte des Werkes. Das sich dieser Führungsanspruch aus der höchsten erreichbaren Erkenntnis, der Sicht der Idee des Guten, ableitete, spiegelt sich nicht unbedingt in der Wahl der Mittel zur Erreichung der Zwecke für den Idealstaat. Aufzucht der Wächter, Gütergemeinschaft und Lebensgemeinschaft in allen Bereichen, begründet durch eine gesteuerte Erziehung, Dichtung, Musik und Religion sollen hier nur als Beispiele für die Radikalität von Platons Überlegungen stehen. Punkte, die in dieser Deutlichkeit und Ausprägung bei den chinesischen Staatslehren nicht abgehandelt werden. Mo Di s Gedanke der Allgemeinen Liebe, der Liebe um des Menschen willen, findet seine Untermauerung in Beispielen aus der Familie, die Liebe zwischen Vater und Sohn, die Liebe zwischen Brüdern. Wenn Platon für seinen Wächterstand die Auflösung der familiären Bande anstrebt, so ist dies eine für das chinesische Denken ungeheure Vorstellung. Worin sich Platons Entwurf ebenfalls unterscheidet von chinesischen Vorstellungen und Modellen, ist die Abhandlung der anderen Staatsformen. Die Timokratie, Oligarchie, Demokratie und als tiefstes Verfallsstadium die Tyrannis werden im Vergleich zu dem Seelenzustand eines einzelnen Menschen gesehen. Erneut kommt es zur Gegenüberstellung des tugendhaften Menschen und des Gerechten Staates und seiner Abstufungen in einer menschlichen und politischen Verfallsgeschichte. 12 Den Abschluss von Platons Lehre über die Kunst der Staatsführung findet sich in dem Spätwerk Nomoi, den Gesetzen. Ausgleich, Versöhnung und die Anleitung zur Wahl des Weges der richtigen Mitte, keines faulen Kompromisses, steht am Ende von Platons Gedanken über die rechte Regierung. Weil aber nicht immer ein Philosophenherrscher da ist wenn man ihn braucht, Seite 7
8 entscheidet sich Platon für das Gesetz, welches nun als Garant für Gerechtigkeit gilt. 13 Schlussbemerkung Politische Utopien und die Lehre von der rechten Staatskunst sind beinahe ebenso alt wie die Frage nach der Erkenntnis oder der Seele des Menschen. Die Frage nach der moralisch richtigen Regierung scheint in unserer Zeit beantwortet, eine Diskussion über die parlamentarische Demokratie und den Rechtsstaat ist nach den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts tatsächlich undenkbar. Die Frage nach der Moral des Einzelnen ist hingegen nach wie vor ein heftig umkämpftes Feld und Christine Korsgaard, Bernard Williams und Ernst Tugendhat sollen hier nur als herausragende Vertreter eines Diskurses genannt werden der noch lange nicht an seinem Endpunkt angekommen ist. Wenn die allgemein anerkannte Staatsform der repräsentativen Demokratie hinterfragt wird, so geschieht es in der Zeit der Globalisierung und des Neo- und Turbokapitalismus indirekt durch die normative Kraft von wirtschaftlichen Fakten. Wie lange kann noch von Demokratie die Rede sein, wenn wirtschaftliche Interessen von Globalplayers über Staatsinteressen immer leichter triumphieren? Es stellt sich die Frage, ob die wohl entscheidende gemeinsame Erkenntnis der chinesischen und griechischen Denker, mit Platon als einem ihrer wichtigsten Vertreter, in der Gegenwart unbeachtet bleibt: Ein Staat ist nur ein Spiegelbild der inneren moralischen und ethischen Einstellung seiner Bürger. Wenn aber Eigennutz und Gewinnmaximierung als letzte gültige Prinzipien angesehen werden, wie sollten sich Bürger eines Staates anders verhalten, wenn selbst die staatliche Autorität immer mehr in die Knie geht vor der Allmacht der Wirtschaft? Vielleicht ist ja Gerechtigkeit nicht mehr durch die Allgemeine Liebe eines Mo Di, oder die oberste Idee des Guten eines Platon gegeben und die Welt folgt der Definition von Gerechtigkeit eines Thrasymachos, wonach das Gerechte nichts anderes sei als das, was dem Stärkeren nützt. Seite 8
9 Literatur Hubauer: Politische Utopien - China und Griechenland WS 2003/04 Bauer, Wolfgang. China und die Hoffnung auf Glück. Paradiese, Utopien, Idealvorstellungen in der Geistesgeschichte Chinas. München dtv-atlas zur Philosophie. München Fenske, Hans. Mertens, Dieter. Reinhard, Wolfgang. Rosen, Klaus. Geschichte der politischen Ideen. Von Homer bis zur Gegenwart. Frankfurt a.m Fink, Gerhard. Platons große Dialoge. München Hobbes, Thomas. Leviathan oder Stoff, Form und Gestalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates. Übers. Von Walter Euchner. Frankfurt a. M Sandvoss, Ernst R. Geschichte der Philosophie. Band 1: Indien, China, Griechenland und Rom. München Zehnpfennig, Barbara. Platon zur Einführung. Hamburg Anmerkungen: 1 Ein Beweggrund, der auch im Laufe von 2000 Jahren nichts an seiner Brisanz verloren hatte, war doch für Thomas Hobbes der Englische Bürgerkrieg der unmittelbare Auslöser für seinen Leviathan. 2 Fenske, Hans. Mertens, Dieter. Reinhard, Wolfgang. Rosen, Klaus. Geschichte der politischen Ideen. Von Homer bis zur Gegenwart. Frankfurt a.m S Sandvoss, Ernst R. Geschichte der Philosophie. Band 1: Indien, China, Griechenland und Rom. München S dtv-atlas zur Philosophie. München S Bauer, Wolfgang. China und die Hoffnung auf Glück. Paradiese, Utopien, Idealvorstellungen in der Geistesgeschichte Chinas. München S Hobbes, Thomas. Leviathan oder Stoff, Form und Gestalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates. Übers. Von Walter Euchner. Frankfurt a. M S Bauer. S. 56 ff. 8 Fink, Gerhard. Platons große Dialoge. München S Zehnpfennig, Barbara. Platon zur Einführung. Hamburg S Bauer. S. 54 f. 11 Fink. S Zehnpfennig. S. 132 ff. 13 Ders. S. 216 ff. Seite 9
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