Stand des Anbaus von Kurzumtriebsplantagen (KUP) in Rheinland-Pfalz Hubert W. Fischer
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- Gretel Richter
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1 Stand des Anbaus von Kurzumtriebsplantagen (KUP) in Rheinland-Pfalz Hubert W. Fischer Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz (FAWF)
2 FAWF Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Zentralstelle der Forstverwaltung Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Nachhaltige Waldbewirtschaftung Waldmonitoring und Umweltvorsorge Ökologische Waldentwicklung 45 Forstämter Kompetenzzentrum Klimawandelfolgen
3 Gliederung Rahmenbedingungen Definition KUP Waldrechtlicher Status Baumartenwahl Rotationszeiten KUP in Rheinland-Pfalz Zweibrücken Reipoltskirchen Olsbrücken Simmern Tiefenthal Kandel Speyer Fazit
4 Rahmenbedingungen Gesamtfläche Deutschland Landwirtschaftliche 46,8% 16,7 Mio. ha Nutzfläche Waldfläche 31,1% 11,1 Mio. ha Siedlungs-, Verkehrs-, Wasserfläche, Umland 22,1% 7,9 Mio. ha Landwirtschaftliche Nutzfläche Futtermittel 56,9% 9,5 Mio. ha Nahrungsmittel 27,5% 4,6 Mio. ha Energiepflanzen 12,6% 2,1 Mio. ha Energiepflanzen Industriepflanzen 1,8% 0,3 Mio. ha Brache & Stilllegung 1,2% 0,2 Mio. ha Pflanzen für Biogas Raps für Biodiesel/ Pflanzenöl Zucker u. Stärke für Bioethanol Pflanzen für Festbrennstoffe 1,2 Mio. ha ha ha ha Quelle: FNR, 2014
5 Definition KUP Synonyme: Schnellwuchsplantagen, Agrarholz Merkmale: Schnellwachsende Baumarten, z.b. Pappel, Robinie, Erle und Weide, die insbesondere auf landwirtschaftlich genutzten Flächen angebaut werden und stockausschlagfähig sind. Bäume werden in zwei- bis zehnjährigem (idr. 3-5-jährigem) Umtrieb meist maschinell auf den Stock gesetzt Gesamtnutzungsdauer nicht definiert, aber mindestens eine Ernte in 20 Jahren
6 Waldrechtlicher Status 3 LWaldG: Wald ist jede mit Waldgehölzen bestockte zusammenhängende Fläche ab einer Größe von 0,2 ha und einer Mindestbreite von 10 Metern Erstaufforstungen sind nach 14 LWaldG genehmigungspflichtig ( normaler Wald ) Novellierung Bundeswaldgesetz vom BWaldG: KUP und Agroforstflächen sind kein Wald keine forstbehördliche Genehmigung erforderlich landwirtschaftliche Flächenprämien bleiben erhalten
7 Baumartenwahl für KUP Standort Pflanzverband Baumart Umtriebszeit Ernteverfahren Verwendungszweck
8 Rotationszeiten und Baumartenwahl Umtriebszeit Anzahl Rotationen Baumarteneignung Nutzung Minirotation 3 jährig Weiden, +/- Balsampappel energetisch Midirotation 5-8 jährig Balsampappel, +/- S-Pappelhybride, +/- Weide energetisch/ stofflich Maxirotation 10 jährig Balsampappel, + S-Pappelhybride stofflich/ energetisch
9 KUP in Rheinland-Pfalz Standort Betreiber Größe Baumarten Zweck Kandel Lw. Betrieb ca. 4 ha div. Pappelklone Anbauversuch Wahlerhof Lw. Betrieb 5 ha div. Pappelklone Mutterquartiere Ingweilerhof Lw. Betrieb 20 ha div. Pappelklone Brennstoff, Eigenversorgung Neuhäusel Baumschule 5,5 ha div. Pappelklone Mutterquartiere für RWE Olsbrücken FAWF 2 ha Aspe, Hasel, Kast., Rob. Anbauversuch, Demofläche Speyer LUFA/FAWF 0,5 ha Pappel Nährstoffbilanzierung Masburg Fw. Betrieb 7 ha Weide, Robinie Anbauversuch, Eigenversorgung Kastellaun Forstwirt 3,5 ha div. Pappelklone Anbauversuch Fronhofen Privat 2,8 div. Pappelklone Osburg Lw. Betrieb ca. 2 ha Maxsain Lw. Betrieb ca. 4 ha div. Pappelklone Simmern Landesforsten 4 ha div. Pappelklone Anbauversuch Simmern div. Lw. Betriebe ca. 10 ha div. Pappelklone, Birke Appenheim Lw. Betrieb 2 ha div. Pappelklone Eigenversorgung Bisterschied Lw. Betrieb 2 ha div. Pappelklone Eigenversorgung Tiefenthal Privat 2 ha div. Pappelklone Gesamt rd. 100 ha (Statistisches Landesamt, 2014)
10 KUP Wahlerhof Mutterquartiere div. Pappelklone
11 Anlage von Energieholzflächen Stecklinge (Pappeln und Weiden) Totalherbizid im Herbst vor der Pflanzung Pflügen im Herbst und Eggen im Frühjahr kurz vor der Begründung unmittelbar nach dem Abstecken nochmals Vorauflaufmittel hält Begleitflora ca. 6 Wochen zurück idr. keine weitere Pflege nötig Ca Pflanzen je ha Pflanzung idr. mit Pflanzmaschinen aus Baumschulen bei Wildverbiss u.u. Zäunung
12 Anlagekosten (ohne Zaun) Maßnahme Kosten pro Hektar ( ) Totalherbizid Ausbringung 15,- Mittel 21,- Pflügen 80,- Kreiseleggen 41,- Vorauflaufmittel Ausbringung 15,- Mittel 52, Stecklinge à 0, ,- Pflanzung 220,- Summe 2.244,- Burger, ergänzt
13 KUP Ingweilerhof Brennstoff, Eigenversorgung div. Pappelklone
14 KUP Ingweilerhof Pappel AF 2 (2008) Untersuchungen zur Wuchsleistung KUP in Rheinland-Pfalz Ackerholz im Kurzumtrieb
15 Wuchsleistungen Auf bayerischen Versuchsflächen wurden max. Wuchsleistungen in Höhe von t/a/ha mit Balsampappeln erreicht (entsprechend >30 Efm/a/ha Holzvolumen!) Weiden in Ostdeutschland erzielten über 13 t Roterlen bringen max. 6 t/a/ha Produktionsziel: nicht unter 10 t/a/ha KUP Ingweilerhof (Anlage 2008) MAX H275 AF2 Ø BHD [cm] 5,4 5,7 5,4 Ø Höhe [m] 6,2 7,1 6,2
16 Betriebswirtschaft Modellkalkulation Ingweilerhof Anlagekosten Erntekosten (kalk.) Rückbaukosten Kosten /ha Stecklinge 1.500,00 Pflanzung 600,00 Pflanzenschutzmittel 76,85 Spritzkosten 25,00 Zaunbaukosten 240,00 Zaunverlust 181,60 Summe 2.623,45 Kosten /ha Fällbündeln 4.000,00 Transport und 4.800,00 hacken Reparaturkosten 200,00 Summe 9.000,00 Gesamtsumme Kosten ,45 Kosten /ha Rekultivierung 1.000,00 Zaunrückbau 240,00 Summe 1.240,00 Kosten /ha Kosten pro Jahr (24 J.) 535,98 Verzinsung (4%) 114,54 Gesamtkosten pro Jahr 650,52 Holzerlös Erntemenge: 43 Sm³/a/ha Deckungsbeitrag 848,06 Deckungsbeitrag 197,54
17 KUP Olsbrücken Demofläche Hasel, Esskastanie, Aspe, Robinie (2009)
18 Ökologische und soziale Wirkungen Luftfilterung Wind- und Erosionsschutz Sanierung belasteter Böden Erhöhung der Biodiversität (Flora und Fauna) im Vergleich zu Ackerflächen CO 2 -Bindung Ökologische Trittsteine (Biotopverbund) Strukturanreicherung in ausgeräumten Landschaften Deutlich geringerer Chemieeinsatz als bei einjährigen Energiepflanzen Ökologische Vorteile gegenüber einjährigen Energiepflanzen (durch NABU-Studie bestätigt) Schonung fossiler Brennstoffe Schaffung bzw. Sicherung von Arbeitsplätzen im ländlichen Bereich Zusätzliche Wertschöpfung Zunahme der Energie-Autarkie
19 KUP Simmern Sortenvergleich Androsgoggin und Max (2010) Bodenvorbereitungsvarianten
20
21 Risiken Begleitflora Trockenheit (Anwuchs) Frost (baumartenspezifisch) Insektenbefall (z.b. Pappelblattkäfer) Mäuse Pilzschäden (z.b. Pappelrost) Wild
22 KUP Tiefenthal Pappel Max 1-4 (2012 u. 2013) Wildschäden
23 Wildschäden KUP keine Sonderkultur nach BJG theoretisch wildschadensersatzpflichtig i.d.r. Pappel und Weide keine Hauptholzarten, daher üblich zu schützen bzw. kein Schadensersatz nicht letztinstanzlich geklärt 2 Autoren negieren Schadensersatz LG Landshut bejaht
24 KUP Kandel Pappel AF2 und Monvisio (2006) Ernte 2012 Praxistag KUP 2012 mit BLE
25 Erntetechnik Vollmechanisiert 1 Eignung mittlere bis große Flächen größere Heizwerke Vorteile kostengünstige Ernte Nachteile Verfügbarkeit der Maschine nasses, inhomogenes Hackgut (>50% Wassergehalt), nicht lagerfähig max. Stockdurchmesser 12 cm
26 Erntetechnik Vollmechanisiert 2 Eignung größere Flächen Hackschnitzelheizungen aller Art Vorteile Auslastung des Hackers Vortrocknung Nachteile Zukauf der Unternehmerleistung organisatorischer Aufwand (2 Großmaschinen)
27 Erntetechnik - Teilmechanisiert Eignung kleine Flächen kleinere Hackschnitzelheizungen oder Heizwerke Vorteile Ernte in Eigenregie Einkommen für Landwirte Auslastung des Hackers Vortrockung Nachteile niedrige Arbeitsproduktivität Zukauf der Hackerleistung
28 Ernte und Kosten Arbeitsmittel Alter der Erntebestände Pappel (ø 7,6 t atro /Jahr/ha) Kosten (gerundet) vollmechanisiert einstufig Gehölzmähhäcksler vollmechanisiert zweistufig Mähsammler teilmechanisiert zweistufig Motorsäge /ha 743, , ,- /t atro 26,- 37,- 57,- /Srm 6,50 9,30 14,25 Hackschnitzel frei Feldrand Schweier, 2013
29 KUP Speyer Sortenvergleich Androscoggin und Muhle-Larsen (2009) Nährstoffbilanzierung
30
31 Nährstoffbilanzierung Versuchsdesign Sickerwasserkonzentrationen 30,00 NO3-N Androscoggin 25,00 20,00 [mg/l] 15,00 10,00 5,00 0,00 J J A S O N D J F M A M J J A S O N D J F M ,00 NO3-N Muhle-Larsen 25,00 20,00 [mg/l] 15,00 10,00 5,00 0,00 J J A S O N D J F M A M J J A S O N D J F M
32 Hemmnisse Betriebswirtschaft hohe Investitionskosten und Kapitalbindung unregelmäßige Zahlungsströme langer Produktionszeitraum fehlende Anschubförderung (Sachsen 30% d. Anlagekosten) steigende Preise für traditionelle landwirtschaftliche Produkte Pflanzmaterial Forschungsbedarf bei Baumarten für KUP Verfügbarkeit von geeignetem Pflanzmaterial Inhomogene Produkteigenschaften (Qualitätsmanagement) Fehlende Referenzflächen
33 Stand des Energieholzanbaus Bundesland KUP 2008 (FNR) KUP 2010 (FNR) KUP 2011 (Prognose FNR) KUP 2012 (Schätzung) KUP 2013 Baden-Württemberg Bayern Brandenburg Hessen Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz k.a Saarland Sachsen Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein Thüringen Gesamt (Stat. Landesamt) Schweden Dänemark 800 (Bemann) Italien >6.000 England Quelle: K.v.Teuffel, 2007
34 Fazit Kurzumtrieb ist Holzproduktion auf Agrarflächen In Rheinland-Pfalz keine veröffentlichten Erfahrungen mit KUP KUP ist interessante Alternative im Energiemix Konkrete Nachfrage ist Voraussetzung für Betriebserfolg Arbeitsplätze im ländlichen Raum und reduzierte Kosten für fossile Energieträger Ökologischer Vorteil gegenüber herkömmlichem Ackerbau bzw. einjährigem Energiepflanzenanbau Beitrag zur CO 2 -Verminderung Tank oder Teller? - keine Frage bei dezentraler, kleinflächiger Umsetzung von KUP Anschubfinanzierung zur Förderung erneuerbarer Energieträger Chance bei neuer EU-Agrarförderung im Rahmen des Greening (5%-Ökoflächen), aber nur 0,3 Anrechnung?
35 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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