CO 2 UND STROM MÄRKTE UND DEREN INTERAKTIONEN. Christian Redl Institut für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft, TU Wien Energy Economics Group
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- Kilian Dressler
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1 CO 2 UND STROM MÄRKTE UND DEREN INTERAKTIONEN Christian Redl Institut für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft, TU Wien Energy Economics Group Technisches Museum Wien, 27/11/2007
2 AGENDA 1. Das europäische Emissionshandelssystem 2. Analyse der Zertifikatspreise 3. Wechselwirkungen zwischen CO2- und Strommärkten 4. Ausblick 5. Zusammenfassung
3 Grundlagen EU-ETS ETS (1) Das europäische Emissionshandelssystem Eckpfeiler der europäischen Klimastrategie (bündelt 45% der EU-CO2-Emissionen) Erfasst Großemittenten aus den Bereichen Industrie und Energiewirtschaft Mitgliedsstaaten regeln in Nationalen Allokationsplänen (NAPs) die Menge und genaue Zuteilung von CO2-Emissionszertifikaten Anlagenbetreiber müssen für jede emittierte Tonne CO2 ein Zertifikat (EUA) abgeben Maßnahme zur Erreichung der Kyoto-Ziele mit minimalen Kosten da EUAs handelbar CO2-Reduktionen sollen dort passieren, wo sie am billigsten sind Limitierte Zuteilung verursacht Knappheit des Gutes CO2-Emission EU-ETS führt zu einer Internalisierung externer Kosten (verbunden mit dem Verbrauch fossiler Energieträger)
4 Zuteilung mit EUAs (1) Das europäische Emissionshandelssystem Erste Handelsperiode ( ): Mindestens 95% der Zertifikate mussten gratis zugeteilt werden Zweite Handelsperiode ( ): Mindestens 90% der Zertifikate müssen gratis ausgegeben werden Anteil der versteigerten Zertifikate wird auch in Phase II kaum mehr als 1% betragen Unternehmen können Zertifikate zur Deckung der Emissionen verwenden oder am Markt veräußern Marktpreise für CO2-Zertifikate stellen Opportunitätskosten dar (auch für Gratiszuteilung) EU-ETS beeinflusst Erzeugungskosten der erfassten Anlagen Weitergabe des Zertifikatspreises führt im Fall der Gratisallokation zu windfall profits
5 Preisentwicklung (2) Analyse der Zertifikatspreise : EC kürzt NAPs um Mt CO2 Emissionsberichte für 2005 zeigen Überallokation des Handelssektors -> Preisverfall seit Mai 2006 für Phase I 20 [EUR/t CO2] 15 EUA_Phase I EUA_2008_Phase II Jan 05 Mrz 05 Steigende Gaspreise führen zu erhöhter Stromerzeugung in Kohlekraftwerken -> Zertifikatsnachfrage steigt Mai 05 Jul 05 Sep 05 Nov 05 Jan 06 Mrz 06 Mai 06 Jul 06 Sep 06 Nov 06 Jan 07 Mrz 07 Mai 07 Jul 07 Sep 07 Phase II EUAs behalten ihr Preisniveau wegen antizipierter Knappheit während Quelle: Point Carbon, EEX
6 Phase I (2) Analyse der Zertifikatspreise Begründet durch außereuropäische Konkurrenz erfolgte die Zuteilung für den Sektor Industrie relativ generös Stattdessen strengere Zuteilung an den Sektor Energiewirtschaft Verifizierte Emissionsberichte für 2005 und 2006: Elektrizitätssektor short Industrie long Reduktionskosten des Stromsektors aus fundamentaler Sicht relevant für Preisbildung am Markt Brennstoffwechsel (Kohle auf Gas) als Emissionsreduktionsmaßnahme Gas-Kohlepreisverhältnis entscheidend Ähnliches gilt für Phase II
7 Phase II (2) Analyse der Zertifikatspreise Ökonometrische Analyse: EUA-Preis für 2008 wird erklärt durch Forwardpreise für Erdgas (NG) und Steinkohle (HC) /t CO W W03 ln PEUA_ 08 = c + β 1 ln PNG _ 08 + β2 ln PHC _ 08 + β3 ln t Gaspreis steigt 2007-W W W W W W W W W W W W W W W W W37 EUA_08 Modell 2007-W W41 => CO2 Preis steigt β 1 = 0,98 Kohlepreis steigt => CO2 Preis sinkt β 2 = -1,16 Quelle: Eigene Berechnungen
8 CO2 und Stromerzeugung (3) Wechselwirkungen zwischen den Märkten Marktpreise für CO2-Zertifikate stellen Opportunitätskosten dar ETS beeinflusst (Strom-)erzeugungskosten Grenzkosten entscheidend für Kraftwerkseinsatz und Preisbildung c SRMC = SRMC: Brennstoffkosten und seit Jänner 2005 zusätzlich CO2-Kosten FUEL η + p CO 2 CO 2 η f [EUR/MWh] c FUEL Brennstoffkosten [EUR/MWh prim] η Wirkungsgrad [1] p CO2 f CO2 CO2-Zertifikatspreis [EUR/t CO2] CO2-Emissionsfaktor [t CO2/MWh prim]
9 Einfluss des ETS auf Strompreise (3) Wechselwirkungen zwischen den Märkten Angebotskurve des mitteleuropäischen Stromgroßhandelsmarktes (AT+CH+DE+FR) für Jänner 2006: Kostenfaktor CO2 120 Stromnachfrage SRMC [EUR/MWh] Preis = Systemgrenzkosten Inkl. Zertifikatspreise Exkl. Zertifikatspreise 20 RES-E Kernenergie 0 Fossile Generation [GWh] Quelle: UCTE, EEX, BAFA, eigene Berechnungen
10 Einfluss des ETS auf Strompreise (3) Wechselwirkungen zwischen den Märkten Vergleich von Systemgrenzkosten im mitteleuropäischen Strommarkt und EEX-Börsepreisen [EUR/MWh] System-GK 0 /tco2 System-GK tats. CO2 Preise Großhandelspreis Jan 05 => Vollständige Einpreisung des EUA-Preises in die Erzeugungskosten => EU-ETS erhöht Systemgrenzkosten um 70% Mrz 05 Mai 05 Jul 05 Sep 05 Nov 05 Jan 06 Mrz 06 Mai 06 Jul 06 Sep 06 Nov 06 Jan 07 Mrz 07 Quelle: UCTE, EEX, BAFA, eigene Berechnungen
11 Windfall profits (3) Wechselwirkungen zwischen den Märkten Marktpreis mit ETS CO2-Zertifikate gratis zugeteilt CO2-Zertifikate am Markt gekauft Δ P Windfall profits Preis, Kosten [EUR/MWh] Produzentenrente ohne ETS Wasser Kernkraft Gas Angebot Kohle Marktpreis ohne ETS Nachfrage Menge [MWh]
12 (4) Ausblick Verteilungsaspekte Gratisallokation EU-weit werden jährlich 2 Mrd. Zertifikate (gratis) zugeteilt Bei Zertifikatspreisen von 10 bis 30 EUR/t CO2 bedeutet dies Assets im Bereich von 20 bis 60 Mrd. EUR jährlich Gratiszuteilung bedeutet Transfer an die Industrie; Profite bei Möglichkeit zur Weitergabe der Opportunitätskosten (im Einklang mit Theorie) Siehe Elektrizitätswirtschaft Aber auch andere Industriesektoren profitieren durch begrenzten außereuropäischen Wettbewerb von einem Emissionshandelsystem mit hohen (!) CO2-Preisen durch teilweise Weitergabe der Opportunitätskosten (vgl. Neuhoff et al. (2006), Grubb et al. (2006), Hepburn et al. (2006)) (Real-)politische Notwendigkeit um EU-ETS-System einführen zu können
13 Abhilfe: Versteigerung der EUAs (4) Ausblick Versteigerung der Zertifikate konsistent mit Verursacher-Prinzip Erlöse: ca. 20 bis 60 Mrd. EUR/a Verwendungsmöglichkeiten um Wettbewerbssituation der betroffenen Unternehmen zu adressieren Vermeidet Verteilungsprobleme und windfall profits Versteigerung liefert stabiles Preissignal und reduziert Preisvolatilität (Planungs- und Investitionssicherheit) Vermeidet ineffiziente Allokationsregeln in 27 nationalen NAPs (komplexer Markt Unsicherheit) keine Verzerrungen innerhalb der EU
14 (5) Zusammenfassung EU-ETS schafft Markt und Preis für knappe CO2-Emissionen Weltweit einzigartiges Instrument Phase I (und II ) sind Test- und Lernphasen Rahmenbedingungen resultieren aus Kompromissen und (notwendigem) Pragmatismus Review des EU-ETS für Regelungen ab Phase III ( und ff) Kommissionsvorschlag im Jänner 08 Profitmaximierung impliziert (teilweise bis vollständige) Einpreisung der CO2- Marktpreise unabhängig von Zuteilmethode Verteilungsproblematik durch Gratisallokation Auktionierung der Zertifikate erhöht die Effizienz des Systems und kann Wettbewerbsproblematik adressieren (Einnahmen durch Versteigerung, EU-Zölle) Harmonisierter sektoraler Versteigerungsanteil sollte (mind.) der Möglichkeit der Weitergabe der Opportunitätskosten entsprechen
15 DANKE FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT! Kontakt: Christian Redl
16 Literatur Schleich, J., Betz, R., Rogge, K. (2007): EU Emission Trading better job second time around? ECEEE, Nice. Grubb, M., Neuhoff, K. (2006): Allocation and Competitiveness in the EU Emissions Trading Scheme: Policy Overview, CWPE Hepburn, C., Grubb, M., Neuhoff, K., Matthes, F., Tse, M. (2006): Auctioning of EU ETS Phase II Allowances: how and why? CWPE Sijm, J., Neuhoff, K., Chen, Y. (2006): CO2 Cost Pass Through and Windfall Profits in the Power Sector, CWPE Neuhoff, K., Martinez, K.K., Sato, M. (2006): Allocation, incentives and distortions: the impact of EU ETS emissions allowance allocation to the electricity sector, Climate Policy 6 (2006) Smale, R., Hartley, M., Hepburn, C., Ward, J., Grubb, M. (2006): The impact of CO2 emissions trading on firm profits and market prices, Climate Policy 6 (2006)
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