Praktikumsbericht. Herr Mattmann Hanna Schneider, geb

Transkript

1 Praktikumsbericht DaF- Praktikum an der Deutsche Schule Temuco Herr Mattmann Hanna Schneider, geb PH Weingarten GHS (Deutsch, Englisch, Katholische Theologie, DaF/DaZ)

2 1. Vorstellung der Praktikumsschule Ich habe für mein DaF Studium ein sechswöchiges Praktikum an der Deutsche Schule Temuco, Im Süden Chiles absolviert. Die Deutsche Schule Temuco gibt es bereits seit dem Jahr Heute zählt die Schule rund 900 Schüler. Die Schule besteht aus einem Pre- Kindergarten, Kindergarten, Grundschule und Mittelstufe bzw. Oberstufe bis zur Klasse 12. Die Schule wird von Herrn Jürgen Mattmann geleitet, der ehemaliger Student der PH Weingarten ist. Der Schultag beginnt um 7.40 Uhr und endet um Uhr. Das ganze Gelände ist durch Aufsichtspersonal und Pforten abgesperrt, so dass die Kinder es nicht verlassen können. Es gibt zwei Pausen a 15 Minuten. Es gibt keine 5 Minuten Pausen zwischen den Stunden. Die SuS haben ab der 1.Klasse 6 Stunden Deutsch pro Woche. In der 5. Klasse erwerben sie dann als zweite Fremdsprache Englisch. Die Schule ist von der ersten bis zur sechsten Klasse 3- zügig und ist ab dann nur noch 2- zügig. Früher war die Amtssprache der DS Temuco Deutsch und es gab auch viele Lehrer aus Deutschland. Heute bekommt die Schule kaum mehr Zuschuss aus Deutschland. Selbst der Direktor ist eine Ortskraft und wird somit von dem Vorstand der Schule finanziert. Lediglich eine Lehrstelle wird noch aus Deutschland gefördert. Momentan arbeiten 3 Lehrerinnen aus Deutschland an der Schule. Alle anderen Lehrkräfte sind Chilenen/Chileninnen, häufig mit deutschen Vorfahren. Viele der DeutschlehrerInnen haben am Lehrerbildungsinstitut (LBI) Santiago studiert. Demzufolge wird auch nur Deutsch in den Deutschstunden gesprochen und einige Floskeln sind noch Deutsch. Alle LehrerInnen werden mit Herr oder Frau plus Vorname angeredet. Jede Stunde beginnt mit einem deutschen Guten Morgen und endet mit einem deutschen Auf Wiedersehen. Für die Pause wird der deutsche Begriff verwendet. Bei feierlichen Angelegenheiten, wie z.b. dem Schulbeginn, werden die chilenische und auch die deutsche Nationalhymne gesungen. 2. Kulturelle Unterschiede zwischen Chile und Deutschland Wenn ich hier etwas über kulturelle Unterschiede schreibe, muss man bedenken, dass ich eigentlich nur die chilenische Oberschicht so richtig kennenlerne. Dennoch fallen mir einige Dinge auf. Zunächst einmal ist die Schere zwischen Arm und Reich in Chile tausendmal größer als in Deutschland. Das rührt auch daher, dass nur die Reichen sich eine gute Bildung leisten können.

3 Der chilenische Alltag (in der reicheren Schicht) unterscheidet sich vom deutschen in folgendem: Im Haus arbeitet eine nana, die den Haushalt macht und sich um die Kinder kümmert. Die Kinder wachsen sehr behütet auf. Sie werden jeden Tag zur Schule gebracht und auch wieder abgeholt. Der Fernseher ist den ganzen Tag an, auch schon am frühen Morgen Es wird viel Auto gefahren Die Chilenen sind Familienmenschen. So leben selbst die Mitte 20Jährigen häufig noch zu Hause oder bei irgendwelchen Verwandten Überdies hinaus gibt es noch viele weitere Punkte. Dennoch muss ich hinzufügen, dass Chile ein sehr europäisches südamerikanisches Land ist. Es verfügt über eine sehr gute Infrastruktur und auch große Supermärkten und Malls. Auch das Essverhalten ist ähnlich zu unserem, so gibt es abends das sogenannte Once das wie das deutsche kalte Abendbrot (Vesper) ist. Gewöhnungsbedürftig ist, dass das chilenische Volk spontan ist und selten plant. Ebenso werden auch vereinbarte Termine nicht immer ganz genau genommen. Aber im öffentlichen Leben sind die Öffnungszeiten von Geschäften oder die Abfahrtszeiten der Busse verlässlich. Ich denke für einen Deutschen ist Chile ein gutes Einstiegsland um in das südamerikanisches Leben einzutauchen, es stellt für mich wie eine Brücke zwischen Europa und Südamerika dar. Sehr interessant für mich war, dass Deutschland hier im Süden Chiles eine sehr bedeutende Stellung hat. Dadurch, dass es hier viele deutsche Siedler gab, gibt es hier einige deutsche Überbleibsel z.b. gibt es überall Kuchen. Es gibt auch viele deutsche Namen, sei es von Kindern oder auch von Geschäften (z.b. Omas Brot). Jedoch hat sich dieser Stellenwert meiner Meinung nach nicht auf die Sprache ausgebreitet. Auch wenn man den deutschen Namen tagtäglich im Leben begegnet, so sind sie doch mittlerweile für die Menschen mehr ein Teil Chiles als ein Teil des Deutschen. Ein weiterer interessanter Punkt ist, dass ein Großteil der Bevölkerung hier im Süden auch eine sehr gute Meinung über die Deutschen und Deutschland hat. Z.B. die beste Klinik der Stadt ist die Clínica Alemana und die angesehenste Schule ist die deutsche Schule.

4 3. Das Schulsystem in Chile In Chile herrscht ein ungerechtes Bildungssystem. Die Proteste von Studenten, Lehrern und Schülern erschienen in den weltweiten Medien. Jetzt, vor Ort, verstehe ich das Problem noch mehr: Hier zählt, wer Geld hat ist wer und kann sich auch eine gute Bildung leisten. Denn gute Bildung kostet und zwar nicht wenig. Die Deutsche Schule Temuco kostet monatlich ca.300 im Monat pro Schüler. Die späteren Studiengebühren überschreiten diese Summe noch um ein Vielfaches, man zahlt 800 pro Monat um zu studieren. Es gibt zwar öffentliche Schule, die kaum etwas kosten, dennoch haben diese einen sehr schlechten Ruf. Es gibt viel mehr private Schulen als öffentliche. Diese unterscheiden sich dann in ihrem Profil, dem Preis und vielem mehr. Ein chilenisches Kind muss bis zur zwölften Klasse die Schule besuchen. Diese Schulpflicht wurde aber erst 2002 eingeführt und wird auf dem Land, wo die Kinder zum Arbeiten gebraucht werden, auch häufig nicht eingehalten. Nach der Schule können die Schüler eine Prüfung machen, um auf eine Uni zu gehen. Alle Kinder gehen von der ersten bis zur zwölften Klasse in ein und dieselbe Klasse. Es gibt hier keine Untergliederung in verschiedene Schularten wie bei uns in Deutschland. In Chile tragen alle Kinder Schuluniform. Außerdem ist das Notensystem von 1-7, wobei die Note 7 die Beste ist. 4. Praktische Ratschläge Empfehlenswert für jeden, der in Erwägung zieht sein Praktikum in einem Land in Südamerika zu machen, ist es rechtzeitig einen Spanischkurs zu besuchen. Dies ist nämlich hier die einzige Sprache auf der man sich mit der Bevölkerung verständigen kann. Desweiteren sollte man sich im Klaren darüber sein, dass Chile kein günstiges Land ist. Die Preise in den Supermärkten sind so wie die in Deutschland, das gleiche gilt für Cafés und Restaurants. Auch der Flug ist sehr kostenspielig. Man sollte rechtzeitig buchen! Ich bin mit Air France von Stuttgart über Paris nach Santiago geflogen für 1300 ( habe den Flug aber auch ein halbes Jahr zuvor gebucht). Ich habe das Glück, dass ich eine Gastfamilie gefunden habe, die mich für die 6 Wochen hier in Temuco kostenlos aufnimmt. Ich habe vor meinem Praktikumsbeginn eine Mail an die Schule geschrieben mit einem Foto von mir und einem kleinen Text. Die Sekretärin hat dann diese Mail an den gesamte Schulverteiler geschickt und

5 es haben sich einige Familien bei mir gemeldet. Ich finde dies eine sehr tolle Erfahrung, da ich so die Möglichkeit habe auch den chilenischen Alltag in einer Familie mitzuerleben und empfehle jedem, der die Möglichkeit hat dies zu tun die Chance zu nutzen. Außerdem sollte man sich rechtzeitig um ein Stipendium kümmern. Der DAAD fördert nur offizielle Auslandschulen, zu denen z.b. die DS Temuco nicht gehört. Ich hatte das Glück, dass mir das International Office geholfen hat dennoch eine finanzielle Förderung zu erhalten. 5. Kritische Reflexion Ich habe in der Zeit meines Praktikums wieder sehr viel gelernt und erlebt und sowohl positive als auch negative Eindrücke gewonnen. Besonders wichtig ist für mich die Erkenntnis, dass wenn man in eine Schule ins Ausland geht es am hilfreichsten ist die dortige Landessprache ziemlich gut zu beherrschen. Denn nur so ist es möglich in der Schule richtig erfolgreich zu unterrichten und um im Alltag auch soziale Kontakte herzustellen. Mein Spanisch hat sich zwar ziemlich schnell verbessert, dennoch wäre für mich leichter gewesen, wenn ich es noch besser beherrscht hätte. Meiner Meinung nach sollte ein perfekter DaF- Lehrer in der Grundschule im Ausland sowohl Muttersprache als auch Zielsprache der SuS sehr gut beherrschen, denn nur so ist es möglich die SuS bestmöglich zu unterstützen, sei es bei der Produktion von mündlichen Äußerungen, bei Textproduktion oder bei Grammatikverständnis. Dennoch sollte im Unterricht stets Deutsch gesprochen werden und auch komplexe Inhalte sollten auf Deutsch erklärt werden. Desöfteren habe ich erlebt, dass die Lehrer sich schnell dazu hinreißen lassen bereits auf Deutsch Erklärtes auf Spanisch zu wiederholen. Dies führt dazu, dass die Kinder sich nicht mehr bemühen das Deutsche überhaupt zu verstehen und dies wirkt sich sehr negativ auf ihren Lernfortschritt aus. Ein weiterer Punkt, der für mich sehr erschreckend war, ist das Deutschlandbild, das an der DS Temuco vermittelt wird. So hängt z.b. ein Schild über den Mülleimern, auf dem steht Sauberkeit ist Kultur. Desweiteren gibt es bei öffentlichen Schulfesten Auftritte von Lehrerinnen im Dirndl. Das Deutschlandbild scheint mir sehr veraltet und spießig. Meiner Meinung ist das auch ein möglicher Grund, warum die SuS nicht wirklich Interesse am Deutschunterricht und an Deutschland haben. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass zu wenig landeskundliche Themen im Unterricht besprochen werden. Den SuS sollten aber nicht nur landeskundliche Inhalte über Deutschland vermittelt werden, sondern über Europa im

6 Ganzen. Schließlich ist für die SuS in Chile Europa weit weg und nicht Teil ihrer Lebenswelt. Als sehr positiv empfand ich an der DS Temuco die Würdigung der Arbeit der Lehrer durch den Vorstand. So gab es zu Beginn Schuljahres ein Schulessen für alle Lehrpersonen. Desweiteren haben mich die Zusammenarbeit und der Austausch von Materialien unter Kollegen sehr fasziniert. Ein so kooperatives Arbeitsklima habe ich bisher noch an keiner Schule in Deutschland erlebt. Ich bin sehr dankbar darüber, dass ich die Möglichkeit hatte an eine deutsche Schule im Ausland gehen zu können und dadurch meinen Horizont wieder ein kleines Stückchen erweitert habe. 6. Anhang Das Gebäude der Grundschule Kein Kommentar

7 Das Lehreressen zu Beginn des Schuljahres 7. Zustimmungsklausel Hiermit stimme ich zu, dass mein Erfahrungsbericht auf der Internetseite der PH Weingarten veröffentlicht werden darf. Weingarten, Hanna Schneider