Herausforderungen. R Architektur und Nachhaltigkeit: kein Widerspruch!
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- Bärbel Förstner
- vor 8 Jahren
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1 DEPARTEMENT FINANZEN UND RESSOURCEN Herausforderungen R Architektur und Nachhaltigkeit: kein Widerspruch! 30. März 2015 Forum Architektur 17. April Kuno Schumacher, Leiter Architektur + Entwicklung, Immobilien Aargau
2 3 Zahlen zur Einstimmung 45% 70% 20/80 2
3 Relevanz dieser Zahlen > 45% des Energieverbrauchs und der CO 2 -Emissionen in der Schweiz fallen im Gebäudebereich an: - Erstellung - Betriebsphase (Wärme- und Warmwassererzeugung, Kühlung, Strombedarf) > 70% der Bauten wurden vor 1970 und somit vor der Erdölkrise erstellt, und deren Erneuerung steht jetzt an! > 20% der Lebenszykluskosten eines Gebäudes fallen bei der Erstellung an, 80% in der Nutzungsphase. 3
4 These «Sprechen wir von Nachhaltigkeit im Bauwesen, so dürfen wir die Grundanforderungen an die Architektur bzw. die Grundleistungen der Architektur nicht ausblenden.» > Ohne Architektur keine Nachhaltigkeit! oder > Nachhaltigkeit bedingt Architektur! 4
5 Forderung einer nachhaltigen Gesellschaft 1987 Brundtland-Definition: «Eine nachhaltige Entwicklung vermag die Bedürfnisse der heutigen Generation zu decken, ohne den zukünftigen Generationen die Möglichkeiten zu nehmen, ihre eigenen Bedürfnisse zu decken.» Zitat Sitting Bull, Häuptling der Hunkpapa-Lakota-Sioux «Wir haben die Erde von unseren Kindern geliehen und nicht von unseren Eltern geerbt.» 5
6 Zieldimensionen der Nachhaltigkeit Triple-Bottom-Line-Konzept 6
7 Ur-Definition der Architektur Handlungsmaximen von Vitruv (Marcus Vitruvius ca. 25 v.chr): "De architectura liberi decem" > Utilitas - die Nutzbarkeit > Firmitas - die Festigkeit > Venustas - die Schönheit 7
8 Utilitas - die Nutzbarkeit Lat.: Brauchbarkeit, Tauglichkeit; Nutzen, Vorteil, guter Dienst Was nützen uns Bauwerke, die dem Nutzer nichts nützen! Funktionalität Architektur ist eine zudienende Disziplin! 8
9 Firmitas - die Festigkeit Lat.: Festigkeit, Stärke; Standhaftigkeit, Ausdauer Statische Anforderungen an Bauwerke im Einklang mit der Nutzbarkeit der Grundrisse Wirtschaftlichkeit des Materialverbrauchs zur Erlangung der Festigkeit Aber auch Dauerhaftigkeit lange Lebensdauer: Fokus Lebenszyklus! 9
10 Venustas - die Schönheit Lat.: Schönheit, Anmut, Reiz; Liebenswürdigkeit Kulturelle Werte der Architektur, Baukunst Identität Respekt das Abbild unserer Wertvorstellungen, die uns überdauern werden! 10
11 Architektur und Nachhaltigkeit Die Vitruv'schen Handlungsmaximen lassen sich durchaus den drei Zieldimensionen der Nachhaltigkeit zuordnen. 11
12 Handlungsmaxime für den Kanton Aargau Entwicklungsleitbild (ELB) des Kantons Aargau: "Der Regierungsrat orientiert sich dabei am Grundsatz der nachhaltigen Entwicklung. Er fördert die Wertschöpfung, die Innovation und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Und er achtet insbesondere auf einen schonenden Umgang mit Ressourcen. Die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt, werden gleichwertig berücksichtigt." "Bei der Immobilienbewirtschaftung, bei der Mobilität seiner Mitarbeitenden und im Umgang mit Rohstoffen verfolgt der Regierungsrat eine nachhaltige Strategie. Er überprüft die Standorte der staatlichen Leistungserbringung, investiert in die Weiterbildung seiner Mitarbeitenden und bietet als attraktiver Arbeitgeber moderne und flexible Arbeitszeitmodelle an, welche die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern." Grundlage für Immobilienstrategie des Kantons Aargau 12
13 Nachhaltiges Bauen und Bewirtschaften Grundsatz des Regierungsrates (2010) Übergeordnete Zielsetzung für das gesamte Immobilienportfolio > Gesellschaft: Gesundheit, Sicherheit und Wohlbefinden verbessern > Wirtschaft: Nutzungskosten Reduktion der Lebenszykluskosten > Umwelt: Primärenergieverbrauch und Treibhausgasemissionen Zielwerte und Absenkpfad 2000-Watt-Gesellschaft 13
14 Nachhaltiges Bauen und Bewirtschaften Grundsatz des Regierungsrates (2010) 4 konkrete Pfeiler > Neubauten Standard MINERGIE-P-ECO oder vergleichbarer Standard (Abweichungen sind zu begründen) > Erneuerungen und Nutzungsanpassungen (grosszyklische Instandsetzung) Standard MINERGIE-ECO oder vergleichbarer Standard (Abweichungen sind zu begründen) > Energieversorgung hoher Anteil erneuerbarer Energieträger > Betriebsoptimierung Aufbau Gebäudemanagement, Dienstleistungen von "energo" 14
15 Übersicht Kriterien und Instrumente 15
16 Übersicht Kriterien 16
17 17
18 z.b. Hallerbauten HTL Brugg-Windisch (FHNW) 1962 Projekt Fritz Haller (Wettbewerbserfolg mit Vater Bruno Haller) Realisierung Erneuerung (Hauptgebäude 2003/04, Labor und Aula 2007/09) 18
19 z.b. Hallerbauten HTL Brugg-Windisch (FHNW) 19
20 z.b. Hallerbauten HTL Brugg-Windisch (FHNW) 20
21 z.b. Hallerbauten HTL Brugg-Windisch (FHNW) 21
22 z.b. Hallerbauten HTL Brugg-Windisch (FHNW) 22
23 z.b. Kantonales Zeughaus, Aarau 1930 Planung durch den Architekten Karl Schneider Realisierung ab 2017 Erneuerung (Umnutzung zu Verwaltungsgebäude) 23
24 z.b. Kantonales Zeughaus, Aarau Hohe Qualität des Bestandes (Dachkonstruktion, Fassadenmauerwerk, Tragstruktur, Wärmeverteilung) Regelgeschoss 24
25 z.b. Kantonales Zeughaus, Aarau Zielsetzung: emissionsfreier Gebäudebetrieb 25
26 z.b. Kantonales Zeughaus, Aarau Ein neuer Weg zur Erreichung der Emissionsfreiheit! 1. Schritt Projektwettbewerb mit dem Ziel, das beste Projekt (Umgang Bestand) mit dem besten Büroraumkonzept zu evaluieren. Siegerteam Nik Biedermann mit b+p Baurealisation, Zürich 2. Schritt Studienauftrag unter Gebäudetechnikingenieuren mit dem Ziel, das beste Gebäudetechnikkonzept (Basis LowEx mit dynamischen Erdspeicher) zu erhalten. Siegerteam Hans Abicht AG, Aarau 26
27 z.b Erneuerung: Kantonales Zeughaus, Aarau 27
28 z.b. Kantonales Zeughaus, Aarau 28
29 z.b Erneuerung: Kantonales Zeughaus, Aarau 29
30 z.b. Kantonales Zeughaus, Aarau 30
31 z.b. Neubau Sportinfrastruktur KSWE 31
32 z.b Neubau: Sportinfrastruktur KSWE 32
33 z.b Neubau: Sportinfrastruktur KSWE 33
34 z.b. Neubau Sportinfrastruktur KSWE Grundsatz Neubauten: Minergie-P-Eco Abweichungen sind unausweichlich, aber in diesem Fall auch sinnvoll! Architektur :mlzd, Biel 34
35 z.b. Neubau Sportinfrastruktur KSWE 35
36 Ergo: kein Widerspruch zwischen Architektur und Nachhaltigkeit! Die Vitruv'schen Handlungsmaximen und die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit verfolgen - trotz einem Delta von über 2000 Jahren - dasselbe Ziel: Eine zukunftsfähige Spur unseres 'Gebäudeparks Schweiz' zu hinterlassen, der heute und morgen seine Funktion erfüllen kann und den nachfolgenden Generationen keine Belastung aufbürdet! 36
37 Fazit > Jedes Projekt benötigt seinen spezifischen Lösungsansatz ( Zielvereinbarung nach SIA 112/1) > Denken Sie bei Ihren Investitionsentscheiden auch an die Nutzungsphase (20/80-Regel) und scheuen Sie den Aufwand nicht, die beste Lösung zu suchen, es wird sich auszahlen! ( Lebenszykluskosten) > Achten Sie auf die Adaptionsfähigkeit Ihrer Bauten, denn die Anforderungen werden sich stets verändern, verschärfen > Nachhaltigkeit bedingt Architektur! 37
38 und ein Resumé aus der Renaissance Andrea Palladio ( ): I quattro Libri dell Architettura Buch 1 Kapitel 1 Von den Dingen, die man in Betracht ziehen und vorbereiten muss, ehe man mit dem Bauen beginnt «Bei jedem Bau sollen, wie Vitruv lehrt, drei Dinge beachtet werden, ohne die ein Gebäude kein Lob verdient. Diese drei Dinge sind: der Nutzen oder die Annehmlichkeit, die Dauerhaftigkeit und die Schönheit. Denn ein Gebäude, das nützlich, aber von geringer Lebensdauer ist oder aber stark und fest, ohne bequem zu sein, oder auch die beiden ersten Bedingungen erfüllt, aber jeder Schönheit ermangelt, kann nicht als vollkommen bezeichnet werden.» 38
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