PROGRAMM. 1. KAMMERKONZERT BEETHOVEN-HAUS Freitag, 4. November 2011, 20 Uhr. Der Schlüssel zum Streichquartett. Wir spielen für Dich!

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1 Wir spielen für Dich! 1. KAMMERKONZERT BEETHOVEN-HAUS Freitag, 4. November 2011, 20 Uhr Der Schlüssel zum Streichquartett EMERSON STRING QUARTET Eugene Drucker Violine Philip Setzer Violine Lawrence Dutton Viola David Finckel Violoncello PROGRAMM

2 Wir spielen für Dich! Jede Note Leidenschaft Immer wissen, was gespielt wird: Kostenlos unseren Newsletter abonnieren! Foto: Barbara Aumüller

3 PROGRAMM Der Schlüssel zum Streichquartett Wolfgang Amadeus Mozart ( ) Streichquartett B-Dur KV 589 (1790) Allegro Larghetto Menuetto Trio Allegro assai Wolfgang Rihm (*1952) Streichquartett Nr. 4 ( ) Agitato Allegro alla marcia Allegro ma non troppo Con moto Allegro Andante Allegro molto Adagio PAUSE Ludwig van Beethoven ( ) Streichquartett Es-Dur op. 127 ( ) Maestoso Allegro Adagio, ma non troppo e molto cantabile Scherzando vivace Finale EMERSON STRING QUARTET Eugene Drucker Violine Philip Setzer Violine Lawrence Dutton Viola David Finckel Violoncello Programmhefte auch als Pdf auf unserer Homepage verfügbar. 3

4 Royales Cello Wolfgang Amadeus Mozart, Streichquartett B-Dur KV 589 Immer wieder wird die Frage aufgeworfen, ob und wie viel Biographisches in Wolfgang Amadeus Mozarts Musik steckt. Im Fall der genau überlieferten Umstände seiner letzten drei Streichquartette kann man zweifelsfrei feststellen: Mozart konnte selbst die ärgsten existenziellen Sorgen ausblenden, wenn er zur Feder griff. Die unter dem Namen Preußische Quartette zusammengefasste Trias KV 575, 589 und 590 entstand in einer Zeit, als Mozarts Geldbörse nichts mehr hergab. Kurz zuvor, Anfang 1789, hatte er während eines Aufenthaltes in Berlin und Della Croce Mozart, Potsdam zwar von König Friedrich Wilhelm II. den Auftrag für gleich sechs Quartette bekommen. Doch die geplante Reihe wurde nicht beendet. Und angesichts der finanziell immer größer werdenden Not musste Mozart den Plan fassen, die Werke für ein Spottgeld dem Verlagshaus Artaria herzugeben nur um in meinen Umständen Geld in die Hände zu bekommen. Gerade das zweite der Preußischen Quartette, das Streichquartett B-Dur KV 589, könnte somit als Gradmesser für Mozarts Stimmungslage herhalten. Die ersten beiden Sätze 4

5 komponierte Mozart noch auf seinen Reisen Die speziell solistische Behandlung des Cellos ist ganz nach dem Geschmack des königlichen Auftraggebers komponiert, der leidenschaftlich dieses Streichinstrument spielte. Die Sätze Nr. 3 und 4 hingegen vollendete Mozart nach einer schöpferischen Unterbrechung erst 1790 in Wien. Doch sieht man einmal von jetzt fehlenden, exponierten Cello-Passagen ab, runden diese beiden Sätze das Quartett organisch ab. Zudem schwebt über ihnen keine dunkle Wolke, aus der man Rückschlüsse auf Mozarts verzweifelte Situation schließlich könnte. Genau das Gegenteil ist der Fall. Nach einem gesanglich edlen Eröffnungssatz und einer zärtlichen Cello-Arie ohne Worte im Larghetto strahlt das Menuetto Unbekümmertheit und tänzerische Gelöstheit aus. Im Finalsatz ( Allegro assai ) kommt das Stimmengewebe einfach nicht zur Ruhe, hier geht es mal turbulent, mal feingeistig, mal kontrapunktisch, mal kantabel zu. Der Genius Mozart und irdisches Wehklagen auch hier entpuppten sie sich als Feuer und Wasser. Die Kunst des inklusiven Komponierens Wolfgang Rihm, Streichquartett Nr. 4 Ich bin ein Komponist, der mit Nervenenden komponiert und nicht nur mit dem Bleistift. Mit diesem Werkstatt-Motto hat Wolfgang Rihm bislang gegen alle musikideologischen Strömungen verstoßen. Und vor allem hat er damit mittlerweile einen Werkkatalog aufgebaut, in dem nahezu alle Gattungen dieses offensive Bekenntnis zur Gefühlsregung und -erregung 5

6 bestätigen. Eine geradezu seismographische Rolle spielt dabei das Streichquartett, mit dem Rihm musikalische Konflikte und Reibungsflächen sucht und befragt. Seit dem Quartett-Opus 1, das der 18-jährige Rihm 1970 als sein offizielles Opus 2 komponierte, sind weitere elf Quartette entstanden, in denen er seine Klangrede neo-expressionistisch und mit heftig lyrischen Pendelschlägen bis hin zu aktionistischen Brüchen aufflackern lässt. Dass Rihm damit schon immer für reichlich Diskussionsstoff sorgen konnte, zeigte sich etwa 1977, als sein mit Im Innersten betiteltes 3. Streichquartett heftige Reaktionen unter den Gralshütern der Post-Avantgarde auslöste (sogar den Begriff der faschistischen Musik nahmen sie in den Mund!). Unkalkuliert vor den Kopf gestoßen hatte Rihm seine Gegner wohl auch mit einem romantisches Gestus als Zeichen eines sich schöpferischen Abarbeitens an der Tradition. Wie schnell Wolfgang Rihm sich aber in jener Zeit das Rad in der Neuen Musik- Szene drehte, unterstreicht rückblickend das Echo auf das sechs Jahre später uraufgeführte 4. Streichquartett. Obwohl auch in diesem dreisätzigen Werk Erinnerungen etwa an die späten Beethoven-Quartette aufflackern und Rihm keine Scheu vor einer weiteren elegischen Innenschau bewies, war die Resonanz jetzt durchweg einhellig positiv. Komponiert hatte Wolfgang Rihm das Quartett zum zehnjährigen Bestehen der Römerbad-Tage in Baden-Baden; es wurde 1983 vom Alban Berg Quartett uraufgeführt (ein Jahrzehnt 6

7 später hob hier übrigens das Emerson String Quartet Rihms 9. Quartett aus der Taufe). Das 4. Quartett hat zwei schnelle Sätze (die so schnell auch wieder nicht sind) und einen langsamen (der auch nicht nur langsam ist) (Rihm). Wie Joachim Brügge 2004 herausgearbeitet hat, hat Rihm vor allem in die ersten beiden Sätze wieder prominente Bezugspunkte eingepflanzt. Im Agitato lassen wild gezackte und nach oben schießende Rhythmen an Beethovens Große Fuge denken. Zudem findet sich hier das Idiom eines Mahler - Marsches. Im Con moto -Abschnitt haben die immer wieder emphatischen Ausbrüche ihre Wurzeln im Werk des Tschechen Leoš Janáčék. Diese retrospektiven Züge erschöpfen sich bei Rihm jedoch nicht im Epigonenhaften. Im Gegenteil: Die reflektierte Fortschreibung der Ahnengalerie mit seinen eigenen Nervenenden nennt er inklusives Komponieren. So fährt Rihm mit einer schonungslosen Energie ins Fertige hinein, bricht es auseinander und formt daraus zerklüftete wie verzweigte Klangzustände, die stets eine unmittelbar anspringende Körperlichkeit und erzählerische Dimension besitzen. Ebenso im Con moto -Satz, der den Bogen von einem kaum mehr zu bändigen Furor über einen wilden Leidensgesang bis zu schauerlichen Pizzicati schlägt als Zeichen einer unbarmherzig verrinnenden Lebenszeit. 7

8 Letzter Aufbruch Ludwig van Beethoven, Streichquartett Es-Dur op. 127 Wie Haydn und Mozart komponierte auch Ludwig van Beethoven immer wieder in Schüben für das Streichquartett. Bis aber sein Spätwerk für vier Streicher erste Konturen annahm, mussten seit seinem Opus 95 vierzehn Jahre vergehen. Auslöser für die erneute Beschäftigung war ein Kompositionsauftrag für drei Quartette, den Beethoven 1822 von dem russischen Fürsten und Amateur-Cellisten Nikolaus Galitzin erhalten hatte. Bis 1825 schrieb Beethoven wie gewünscht die Werke opp. 127, 130 und 132. Aber noch während der Arbeit an dieser Trias machte Beethoven sich an zwei weitere Quartette. So ist von dem Beethoven-Freund und Geiger des Schuppanzigh-Quartetts, Karl Holz, überliefert, dass aus der unerschöpflichen Fantasie Beethovens ein solcher Reichthum neuer Quartett-Ideen strömte, daß er beinahe unwillkürlich noch das cis- Moll- und F-Dur-Quartett schreiben musste. Ignaz Schuppanzigh, Leiter des nach ihm benannten Streichquartett-Ensembles, um 1820 Das Schuppanzigh-Quartett war es auch, das das Streichquartett Es-Dur op. 127 am 6. März 1825 in Wien uraufführte ohne Erfolg jedoch. In den Konzertbesprechungen wurde als Hauptgrund der neue und damit nicht sofort eingängige Ton angeführt, mit dem die Musiker wohl noch zu 8

9 kämpfen hatten. Als umso erfolgreicher erwies sich dann zwei Wochen später die zweite Aufführung. Die für Beethovens spätes Quartettschaffen markante Umorientierung weg vom dialektischen Gestaltungsprinzip und hin zu einem zunehmend freieren Umgang mit Satzmustern kündigt sich hier bereits an. Und als wenn Beethoven keinerlei Zweifel beim Zuhörer aufkommen lassen möchte, dass er etwas Großes erleben wird, eröffnet er das Quartett mit den wohl sechs eindringlichsten Takten der Quartett-Literatur: Von hymnischer Kraft ist dieses Maestoso beseelt und gibt danach den Raum frei für ein wundersam entspanntes Allegro-Hauptthema. Statt die bis dahin ausgiebig erprobten Möglichkeiten der klassischen Sonatenhauptsatzform noch weiter zu erkunden, entwickelt Beethoven ein sich wandelndes Spannungsgeflecht zwischen dem Maestoso-Motto und dem Allegro-Teil, ob nun mit imitatorischen Bezügen oder über polyphone Verästelungen. Beethoven-Porträt von Johann Decker, 1824 Auch im langsamen Satz legt Beethoven das Fundament für seine kommenden Streichquartette, denn das Thema dieses Adagios arbeitet er nicht schematisch in fünf Variationen durch. Vielmehr erlebt man hier die schon fast meditativ angelegte Metamorphose eines unendlich innigen Gesangs. Im Scherzo rückt sodann an die Stelle eines markanten Themas 9

10 ein punktierter Grundrhythmus, der quasi einen alles dominierenden Urkern bildet. Und heraus kommt, wie Johannes Forner es auf den Punkt gebracht hat, ein kaleidoskopartiges Schütteln mit Gedankensplittern. Vielgesichtige Züge trägt ebenfalls das Finale, das so gar nicht mehr einem klassischen Quartett-Ideal entspricht da geht es schon mal ziemlich derbe und robust zu. Beethoven treibt das mehrstimmige Gedankenspiel gehörig kunstvoll auf die Spitze. Doch fast mit einem Schlag scheinen plötzlich alle aufmüpfigen Geister inne zu halten. In der großen Coda, die gleich mit ihren ersten sanften Wellenbewegungen eine Stimmung aufbaut, die so nur noch Franz Schubert glückte. Guido Fischer Wien zu Beethovens Zeit 10

11 Emerson String Quartet Foto: Lisa-Marie Mazzucco Emerson String Quartet Im Jahr 1976 fanden sich vier junge Streicher, in der Mehrheit Absolventen der New Yorker Juilliard School, zusammen und gründeten ein Quartett, das sie nach dem amerikanischen Philosophen Waldo Emerson benannten. Seitdem gehört das Emerson String Quartet zu den weltweit bedeutendsten Streichquartettensembles. Das Quartett ist für seinen einfühlsamen und dynamischen Vortragsstil bekannt, und wird für seine hohe Kunst des Musizierens und seine technische Perfektion gefeiert. Dabei achtet das Emerson String Quartet bewusst auf eine Balance zwischen historischen, zum Teil enzyklopädischen 11

12 Einspielungen, die sich kompletten Werkkomplexen eines Komponisten widmen, und neuen, progressiven Programmen, die die aktuelle Musikszene repräsentieren. Einen besonderen Namen hat sich das Emerson String Quartet mit seinen vielfach ausgezeichneten Einspielungen gemacht. So erhielt das Quartett mehrere Grammy Awards u. a. für die Einspielung sämtlicher Streichquartette von Ludwig van Beethoven, Felix Mendelssohn Bartholdy und Dmitrij Schostakowitsch. Engagements als Resident Quartet am Smithsonian Institut in Washington und an der Hartt School of Music an der Universität von Hartford nehmen Sie neben Ihrer Konzerttätigkeit wahr. Die Musiker sind außerdem politisch und sozial engagiert, haben sich in Benefizkonzerten für den Weltfrieden, den Kampf gegen den Welthunger, gegen Aids oder auch für die Verbesserung der Situation behinderter Kinder eingesetzt. Foto: Lisa-Marie Mazzucco Foto: Richard Lewisohn Emerson String Quartet 12

13 VORSCHAU 1. SERENADE UM 11 Christopher Hogwood zu Gast I Unterwegs mit der Postkutsche So 27. November 2011, 11 Uhr Beethovenhalle Bonn Wolfgang Amadeus Mozart Serenade D-Dur KV 320 Posthorn-Serenade Teil 1 Benjamin Britten Serenade für Tenor, Horn und Streicher op. 31 Max Reger Serenade für Flöte, Violine und Viola G-Dur op. 141 a Wolfgang Amadeus Mozart Serenade D-Dur KV 320 Posthorn-Serenade Teil 2 Benjamin Hulett Tenor Marie Luise Neunecker Horn Solisten des Beethoven Orchester Bonn Beethoven Orchester Bonn Christopher Hogwood Dirigent Karten:

14 THEATER- UND KONZERTKASSE Tel Windeckstraße 1, Bonn Fax: , Öffnungszeiten: Mo - Fr Uhr, Sa von Uhr Tel. Vorbestellung: Mo - Fr Uhr, Sa Uhr Kasse in den Kammerspielen Am Michaelshof 9, Bad Godesberg Tel Öffnungszeiten: Mo - Fr Uhr und Uhr, Sa Uhr BONNTICKET: , Fax: , order@derticketservice.de print@home: Karten buchen & drucken von zu Hause aus IMPRESSUM Beethoven Orchester Bonn Generalmusikdirektor Stefan Blunier Wachsbleiche Bonn Tel Fax info@beethoven-orchester.de Redaktion Markus Reifenberg Brigitte Rudolph Texte Guido Fischer Gestaltung res extensa, Norbert Thomauske Druck Druckerei Carthaus, Bonn Bildnachweise: Für die Überlassung der Fotos danken wir den Künstlern und Agenturen. HINWEISE Wir möchten Sie bitten, während des gesamten Konzertes Ihre Mobiltelefone ausgeschaltet zu lassen. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir Konzertbesucher, die zu spät kommen, nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns darum, den Zugang zum Konzert so bald wie möglich spätestens zur Pause zu gewähren. In diesem Fall besteht jedoch kein Anspruch auf eine Rückerstattung des Eintrittspreises. Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind. Zuwiderhandlungen sind nach dem Urheberrechtsgesetz strafbar. Das Beethoven Orchester Bonn behält sich notwendige Programmund Besetzungsänderungen vor. 14

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16 Beethoven Orchester Bonn Wachsbleiche Bonn Tel: +49 (0) Fax: +49 (0) info@beethoven-orchester.de Kulturpartner des Beethoven Orchester Bonn