Neu in Neuendettelsau ein videobasiertes Starterpaket für Nullsprecher

Transkript

1 René Jung Praxisprojekt Mediengestaltung Neu in Neuendettelsau ein videobasiertes Starterpaket für Nullsprecher erarbeitet mit einer 8. Klasse an der Mittelschule Neuendettelsau

2 Vorüberlegungen Themenfindung Ausgangslage Ganztagesklasse Mittelschule 8. Jahrgangsstufe Geänderte Klassensituation durch die Zuweisung von 5 jugendlichen Flüchtlingen aus Afghanistan bzw. Eritrea im laufenden Schuljahr. Neugier der einheimischen Schüler erlebte Erkenntnis vom schwierigen Informationsaustausch ohne gemeinsame Sprachbasis, von der unbekannten Umgebung, von den unbekannten Bezugspersonen, von den unbekannten Tagesabläufen. Im Klassengespräch zu dieser Situation ergab sich die Idee einer Informationsübermittlung mit Hilfe von selbsterklärenden Kurzfilmen. Damit könnten die für die Schüler wichtigsten Aspekte des Lebens in Neuendettelsau und in der Schule dargestellt werden.

3 Vorüberlegungen Anforderungen an ein Medienprojekt Lehrplan Medienpädagogik Unterrichtsform Videoprojekt Neu in Neuendettelsau

4 Vorüberlegungen Anforderungen an ein Medienprojekt medienpädagogische Sicht Medienpädagogik Dimensionen der Medienkompetenz nach Baacke Medienkritik (analytisch, reflexiv, ethisch) Medienkunde (informative und instrumentell-qualifikatorische Dimension) Mediennutzung (rezeptiv und interaktiv) Mediengestaltung Weiterentwicklung des Mediensystems Kreativ (das Über-die-Grenzen-der- Kommunikationsroutine-hinaus- Gehen) Ziel: Annäherung an die Kompetenzstandards Niveau 3 im Bereich Film/Video nach Tulodziecki Analyse und Bewertung der erstellten Videos Grundlagen des Films (Planung, Dreh, Schnitt) Kernidee des Projekts: Kreatives Umgehen der Sprachbarriere Lehrplan Videoprojekt Neu in Neuendettelsau Unterrichtsform

5 Analyse und Bewertung der erstellten Videos Grundlagen des Films (Planung, Dreh, Schnitt) Vorüberlegungen Anforderungen an ein Medienprojekt Lehrplan Medienpädagogik Lehrplan der Mittelschule (2004) Sich der Flüchtlingssituation bewusst werden Fachlehrpläne veraltet, kaum medienrelevant Kapitel I, II: Aufgaben der Mittelschule: Hilfe zur persönlichen Lebensgestaltung Möglichkeiten und Aufschließen für gesellschaftliche Grund- und Zeitfragen Grenzen der filmbasierten KMBek 10/2012: Informationsvermittlung Die Kinder und Jugendlichen sollen in der Schule erkennen Medien kennenlernen, Medien auswählen, analysieren und bewerten lernen, Medien anwenden und reflektieren lernen, die Möglichkeiten und Grenzen sowie die Gefahren von Medienangeboten einschätzen lernen Medien im gesellschaftlichen Zusammenhang sehen lernen Unterrichtsform Videoprojekt Neu in Neuendettelsau Wirkung auf die Flüchtlinge und die Möglichkeit der Selbstbeteiligung an gesellschaftlichen Prozessen erkennen

6 Vorüberlegungen Anforderungen an ein Medienprojekt - Lernziele Analyse und Bewertung der erstellten Videos Grundlagen des Films (Planung, Dreh, Schnitt) Lehrplan Sich der Flüchtlingssituation bewusst werden Möglichkeiten und Grenzen der filmbasierten Informationsvermittlung erkennen Medienpädagogik Unterrichtsform Wirkung auf die Flüchtlinge und eine Möglichkeit der Selbstbeteiligung an gesellschaftlichen Prozessen erkennen Videoprojekt Neu in Neuendettelsau

7 Vorüberlegungen Anforderungen an ein Medienprojekt - Unterrichtsform Medienpädagogik Lehrplan Videoprojekt Neu in Neuendettelsau Unterrichtsform Lernen als Prozess Leitlinien des problemorientierten Unterrichts Projektunterricht nach Gudjons Lebensrelevante Ausgangslage: Sprachbarriere und Fremdheit der neuen Mitschüler Planung des Ablaufs und der Zwischenziele Thema des Gruppenfilms Entwicklung der Szenen Filmdrehtag Filmschnitt Präsentation/Bewertung Durchführung Blockweise mit jeweils einem instruktiven Anteil, einem interaktiv/selbsttätigen Anteil und einem Zwischenziel (Ankerpunkt) Auswertung, Review

8 Vorüberlegungen Anforderungen an ein Medienprojekt - Unterrichtsverlauf Planung des Ablaufs und der Zwischenziele Thema des Gruppenfilms Entwicklung der Szenen Filmdrehtag Filmschnitt Präsentation/Bewertung 5 Projektphasen Brainstorming, Gruppenbildung (4 Gruppen) Thema des Gruppenfilms festlegen Vermittlung von Grundlagen zum Filmdrehen: das Storyboard in Beispielen Entwicklung von Szenen, Erstellen des Storyboards Vorstellung und Diskussion des Storyboards pro Gruppe, Feedback, Nachbesserung Verantwortlichkeiten in der Gruppe und Aufgabenverteilung (Regie, Kameramann, Darsteller) Rechtliche Hinweise (informelle Selbstbestimmung, Hausrecht etc.), Tipps zum Filmen mit Smartphone Filmen mit Smartphone nach Storyboard Sichten der Szenen, Feedback, Nachbesserung Technisches (Übertragung der Szenen), Einführung Moviemaker Schnitt der Gruppenvideos Titel/Musik/Abspann Präsentation der Gruppenvideos, Feedback Feedback II Nachbesserung, Nachschnitt Erstellung einer DVD Schlusspräsentation, Fazit

9 Durchführung 1. Vorbereitungs- und Planungsphase Brainstorming im Klassenverband zu möglichen Filmthemen, Festlegung der Filmthemen Bildung von 4 Gruppen, die sich jeweils für ein Thema entscheiden Festlegung des weiteren Ablaufs: Szenenplanung, Drehtag, Schnitt, Präsentation

10 Durchführung 2. Phase: Storyboards erstellen instruktionale Einführung über Storyboards mit Hilfe von Beispielen aus Gruppenweise Entwicklung der Storyboards Vorstellung und Diskussion der Storyboards im Plenum

11 Durchführung 3. Phase: Filmaufnahmen instruktionale Einführung (ca. 1h) Aufgabeverteilung in einer Filmcrew (Regie, Kameramann, Darsteller), Tipps zum Filmen mit dem Smartphone (Querformat, Verwackeln, Zoom ) Rechtliche Grundlagen (informelle Selbstbestimmung, Hausrecht) Gruppenweise Aufnahme der geplanten Szenen (ca. 3h) Gruppenweises Sichten der Szenen, Nachbesserung (ca. 1h) Quelle:

12 Durchführung 4. Phase: Filmschnitt Aufbau der PCs, instruktionale Einführung zu Moviemaker und der Dateiübertragung vom Handy (ca. 1h) Gruppenaufteilung in Cutter + Assistenten, die evtl. notwendiges Zusatzmaterial liefern (Audio, Bild) Schnitt der Videos und Präsentation am Smartboard. Rückmeldung mit individuellem Feedbackbogen (ca. 3h) Nachschnitt nach Feedback (ca. 1h)

13 Durchführung 5. Phase: Präsentation und Abschluss Präsentation der Gruppenvideos Erstellung einer DVD mit Menü am Smartboard (ca. 15 Min + ca. 45 Minuten Renderzeit) Parallel dazu Feedbackrunde zum Projekt selbst beispielhafte Kernaussagen von Schülern: Tolles Projekt, weil die das echt brauchen können (gemeint waren die Flüchtlinge) Jetzt weiß ich, wie man das richtig für Youtube macht! Wir hatten zu wenig Zeit für den Schnitt! Hamid (einer der Flüchtlinge): Bolzplatz wo? Nächstes Mal will ich in eine andere Gruppe, weil und. nicht gut gearbeitet haben! Sich der Flüchtlingssituation bewusst werden Grundlagen des Films (Planung, Dreh, Schnitt) kennen und umsetzen Wirkung auf die Flüchtlinge erkennen Gruppensoziale Lernerfahrungen

14 Fazit geplante vs. erreichte Lernziele vs. Kompetenzstandards Geplante Lernziele Sich der Flüchtlingssituation bewusst werden Grundlagen des Films (Planung, Dreh, Schnitt) kennen und umsetzen Analyse und Bewertung der erstellten Videos Möglichkeiten und Grenzen der filmbasierten Informationsvermittlung erkennen Wirkung auf die Flüchtlinge und die Möglichkeit der Selbstbeteiligung an gesellschaftlichen Prozessen erkennen Bestätigt erreichte Lernziele Sich der Flüchtlingssituation bewusst werden Grundlagen des Films (Planung, Dreh, Schnitt) kennen und umsetzen Gruppensoziale Arbeitsund Lernerfahrungen Möglichkeiten der filmbasierten Informationsvermittlung erkennen Wirkung auf die Flüchtlinge erkennen Bonus der Unterrichtsform Projekt Kompetenzstandards* Niveau 3 (Ende Sek I) Technische Hilfsmittel der Videoproduktion beschreiben und sachgerecht handhaben In einer Gruppe einen eigenständigen Plan für einen kleinen Videofilm entwickeln einzelne Videoszenen aufnehmen und den Videobeitrag reflektiert gestalten Verbreitungsmöglichkeiten für eigene Videobeiträge beschreiben *Tulodziecki, G. (2007): Was Schülerinnen und Schüler im Medienbereich wissen und können sollen. Kompetenzmodell und Bildungsstandards für die Medienbildung. In: MedienImpulse. 15 (2007) 59, S

15 Ausschnitte aus dem Projektergebnis

16 Quellen Baacke, Kornblum u.a. (Hrsg.), Handbuch Medienkompetenz, Bonn 1999 S. 31ff Tulodziecki G., Entwicklung von Medienkompetenz als Erziehungs- und Bildungsaufgabe, Pädagogische Rundschau 52 (1998) 6, S Gudjons, H., Handlungsorientiert lehren und lernen, 8. Auflage, Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2014, S Sander, von Gross, Hugger (Hrsg.), Handbuch Medienpädagogik, VS Verlag 2008 Amtlicher Lehrplan für die bayerische Mittelschule Medienbildung. Medienerziehung und informationstechnische Bildung in der Schule Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus vom 24. Oktober 2012 Az.: III.4-5 S Tulodziecki-Herzig-Grafe, Medienbildung in Schule und Unterricht, Julius Klinkhardt Verlag, Bad Heilbrunn, 2010 René Jung, 2015