Schiller und Goethe Momente einer Freundschaft

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1 rallye Schiller und Goethe Momente einer Freundschaft Herderplatz Klassik Stiftung Weimar, Besucherinformation Tel Deutsches Nationaltheater Weimar 8 9 Goethe-Schiller-Denkmal 7 Wittumspalais Steubenstraße Schillers Wohnhaus 6 Schillerstraße 5 Marktstraße Frauenplan 4 Schillers Wohnung Markt 3 Schillers Unterkunft Seifengasse 2 Goethes Wohnhaus Ackerwand Tourstationen 1 Herderplatz 2 Goethes Wohnhaus am Frauenplan 3 Schillers Unterkunft am Frauenplan 21 4 Schillers Wohnung in der Windischengasse 8 5 Schillerstraße 6 Schillers Wohnhaus 7 Wittumspalais 8 Deutsches Nationaltheater Weimar 9 Goethe-Schiller-Denkmal auf dem Theaterplatz Aktuelle Öffnungszeiten, Preise und Führungen unter besucherinformation»und schweigend umarmt ihn der treue Freund Und liefert sich aus dem Tyrannen«Diese Verse stammen aus der Bürgschaft. Das ist eine berühmte Ballade von Friedrich Schiller, in der nicht einmal die Angst vor dem Tod die Freundschaft zwischen zwei Männern erschüttern kann. Das Thema»Freundschaft«spielt in vielen Werken von Schiller und Goethe eine Rolle. Ob reale Freundschaften aus Weimar als Vorbild dienen, wissen wir heute nicht. Überliefert ist jedoch, dass beide Autoren selbst ein freundschaftliches Arbeitsbündnis verbindet. Diese Rallye führt euch zu den Orten dieser Freundschaft in Weimar. Begebt euch zu den gekennzeichneten Stationen im Stadtplan. Dort erfahrt ihr Wissenswertes und löst kleine Aufgaben, die euch die Besonderheiten dieser 200 Jahre alten Freundschaft näher bringen. Hierfür benötigt ihr einen Fotoapparat, eine Schreibunterlage, einen Stift. Die Rallye startet auf dem Herderplatz. Viel Spaß!

2 1 Herderplatz Eine bäuerliche Kleinstadt Weimar um 1800 Weimar ist damals eine sehr kleine, ländliche Stadt im Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach mit nur Einwohnern, überwiegend Bauern und Handwerker. Die Straßen sind nicht gepflastert, sodass die Kutschen kaum oder nur sehr schlecht fahren können. Stattdessen werden Schweine und anderes Vieh durch die Straßen getrieben. Außerdem gibt es noch keine Toiletten, wie ihr sie kennt. Die Menschen verrichten ihre Notdurft in Nachttöpfen und entleeren diese aus ihren Fenstern. Herderplatz»Schrecklich sind die Wohnungen hier, schrecklicher als man es sich vorstellen kann. Bis Ostern werde ich kein Haus haben, und ich befinde mich bis dahin in einem paar Löchern, in denen ich meine schlimmsten Feinde nicht unterbringen möchte.du kannst dir keine Vorstellung von Weimar machen, das wie ein Nest aussieht und die Hauptstadt spielen will [ ] wenn man in seiner Langeweile allein in den übelriechenden Straßen einer häßlichen Stadt umher gehen muß. [ ] und da es weder regelmäßige Postnoch andere Wagen giebt, so wird der wegen der schlechten Wege schon schwierige Transport ungeheuer kostspielig.«siegmund Seckendorff über Weimar, 1776 Betrachtet die Abbildung, die Weimar in der Zeit von Goethe und Schiller zeigen. Könnt ihr Seckendorffs Urteil über Weimar bestätigen? Begründet eure Antwort. Y 2 Geht die Kaufstraße entlang Richtung Marktplatz, dort am Rathaus vorbei die Frauentorstraße hinauf bis zu Goethes Wohnhaus.

3 2 Goethes Wohnhaus am Frauenplan Auf der Suche nach Goethe Das Haus, vor dem ihr gerade steht, bewohnt Johann Wolfgang von Goethe 50 Jahre lang bis zu seinem Tod. Goethe zieht zwölf Jahre vor Schiller nach Weimar. Er ist schon ein berühmter Dichter, als ihn der Herzog Carl August hier an seinen Hof holt und ihm später dieses Haus schenkt. Hauptberufliche Schriftsteller gibt es zur damaligen Zeit noch nicht. Weder Goethe noch Schiller werden zu Schriftstellern ausgebildet, eigentlich sollen beide andere Berufe ausüben: Goethe studiert Jura und soll Anwalt werden. Schiller kommt mit dreizehn Jahren auf eine Militärschule des Herzogs von Württemberg, wo er schließlich zum Arzt ausgebildet wird. Heimlich schreibt er jedoch ein Theaterstück und als der Herzog ihm die Schriftstellerei untersagt, beschließt Schiller zu fliehen. Nach dieser Flucht wohnt er, teils unter einem falschen Namen, in verschiedenen Städten und versucht, vom Schreiben zu leben. Verschuldet und in der Hoffnung auf einen festen Wohn- und Arbeitssitz kommt er 1787 nach Weimar. Goethes Wohnhaus Überlegt euch, was Schiller sich davon erhofft, Goethe kennenzulernen. Hinterlasst im Namen von Schiller eine Nachricht für Goethe! Y 3 Wendet euch nur eine viertel Drehung nach links zum Haus Frauenplan 21!

4 3 Schillers Unterkunft am Frauenplan 21 Wartend Da Schiller nicht weiß, wie lange Goethe in Italien bleiben wird, bezieht er Ende November 1787 ein großes Zimmer im ersten Obergeschoss und zwei kleinere Zimmer im zweiten Obergeschoss im Nachbarhaus des Gasthofes Zum weißen Schwan. Er knüpft erste Kontakte in Weimar und erhofft sich Unterstützung vom Herzog und dessen Mutter, Anna Amalia. Insbesondere Christoph Martin Wieland nimmt»den Neuen«freundlich auf und veröffentlicht in seiner Zeitschrift Schillers Gedicht Die Götter Griechenlands. Vor dem ersten Treffen mit Wieland war Schiller sehr aufgeregt, denn Wieland war in Weimar äußerst einflussreich. Man weiß aus Schillers Briefen, dass beide sich zwei Stunden lang amüsiert unterhalten haben. Schillers Unterkunft Lest den Brief Schillers an Wieland, in welchem er um ein persönliches Treffen bittet, laut vor. So bekommt ihr ein Gefühl für Schillers Aufregung und Vorfreude vor diesem wichtigen Treffen. Weimar, 23. Juli 1787 Mein schönster Wunsch ist endlich erfüllt, ich bin dem Augenblick nahe Sie Vortrefflichster Mann, von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Vorgestern traf ich hier ein, aber die Betäubung meines Kopfes von einigen schlaflosen Nächten untersagte mir diesen Genuss bis heute. Nicht gerne wollt ich eine Freude nur halb empfinden, die ich mir schon so lange aufgespart hatte. Lassen Sie mich durch den Überbringer erfahren, zu welcher Stunde dieses Nachmittags ich Ihnen nicht ungelegen komme. [ ] F. Schiller Y 4 Geht nun zurück Richtung Marktplatz und biegt hinter dem Gingko-Laden links in die Windischengasse ein, geht bis zum ersten gelben Haus auf der rechten Seite.

5 4 Schillers Wohnung in der Windischengasse 8 Turbulentes Familienleben Als Goethe nach zweijährigem Italienaufenthalt nach Weimar zurückkehrt, meidet der zehn Jahre Ältere und Berühmtere den Kontakt zu Schiller. Schließlich zieht dieser nach Jena und nimmt kurzzeitig eine unbezahlte (!) Professorenstelle an, welche über Goethe vermittelt wurde. Endlich, Ende Juli 1794, treffen sich Goethe und Schiller in Jena. Sie kommen miteinander ins Gespräch und das Eis schmilzt es wird der Beginn einer intensiven Freundschaft und Zusammenarbeit. Inzwischen haben sich Schiller und Charlotte von Lengefeld kennengelernt und dann auch bald geheiratet. Die Schillers ziehen 1799 nach Weimar, hier in die Windischengasse A 71 (heute Nr. 8) in die 1. Etage. Die Wohnung ist voller Leben mit mittlerweile drei kleinen Kindern und im Erdgeschoss übt der Nachbar Horn. Um in Ruhe arbeiten zu können, mietet Schiller zusätzlich Räume im Dachgeschoss oder flieht in die dörfliche Umgebung. Schillers Wohnung im 1. Obergeschoss Helft Schiller, indem ihr für ihn eine Zeitungsanzeige zur Wohnungssuche verfasst! Y 5 Geht die nächste Gasse links, am Eingang zum Schillermuseum vorbei bis zur Schillerstraße und Schillers Wohnhaus.

6 5 Schillerstraße Wohnen an der Esplanade Eure Annonce war erfolgreich! 1802 kauft Schiller für Reichsthaler das Haus an der Esplanade Weimars damaliger Flaniermeile. Im Gegensatz zu Goethe, der seine Häuser vom Herzog geschenkt bekam, muss Schiller hart arbeiten und jedes Jahr ein Drama veröffentlichen, um seinen Kredit abzuzahlen und die Familie zu ernähren. Dafür genießt er die unbestreitbaren Vorteile, die dieses Haus bietet. Schillers Wohnhaus Vergleicht mithilfe der Karte die damalige mit der heutigen Situation. Notiert, welche Vorteile das Haus für Schiller bot! Goethes Wohnhaus Schillers Wohnhaus Hoftheater Y 6 Bleibt hier und wendet euch Schillers Wohnhaus zu.

7 6 Schillers Wohnhaus Eifriges Schaffen in der Mansarde Die Familie mit inzwischen vier Kindern hat endlich genug Platz. Das gesamte Dachgeschoss hat Schiller für sich: ein Empfangszimmer, ein Salon, ein Schlafzimmer und ein Arbeitszimmer. Gute Bedingungen, um das gr0ße Arbeitspensum zu bewältigen, was allerdings durch Phasen häufiger und schwerer Krankheit unterbrochen wird. Er schreibt abends und oft über Mitternacht hinaus, weshalb er tagsüber seine Ruhe braucht. Goethe dagegen ist ein Frühaufsteher und geht abends zeitig zu Bett. Deshalb schreiben die beiden sich oft Briefe, obwohl sie so nah beieinander wohnen. Goethe darf auch als einziger unangemeldet und in Abwesenheit des Hausherrn in dessen Arbeitszimmer, um Manuskripte zu lesen und schriftlich seine Meinung zu hinterlassen. Schillers Arbeitszimmer im Dachgeschoss Hier findet ihr einen Brief Schillers, den er an Goethe schrieb. Lest den Brief laut vor. Bedankt euch kurz, wie es Goethe getan haben könnte, auf einem Billet (Zettelchen) in der damals gängigen Kurrentschrift. Das Alphabet in Kurrentschrift findet ihr auf dem folgenden Übungsblatt. Weimar, 13. Januar 1804 Indem ich mich erkundige wie es mit Ihrer Gesundheit steht, frage ich zugleich an, ob Sie sich gestimmt und aufgelegt fühlen, von etwas poetischem Notiz zu nehmen. Denn in diesem Fall wollte ich Ihnen den großen ersten Act des Tell zuschicken, welchen ich an Iffland abzusenden gedrungen werde, und nicht gern ohne Ihr Urtheil aus den Händen geben möchte. Unter allen den widerstreitenden Zuständen, die sich in diesem Monat häufen, geht doch die Arbeit leidlich vorwärts und ich habe Hoffnung, mit Ende des kommenden Monats ganz fertig zu sein. F. Schiller

8 6 Schillers Wohnhaus Übungsblatt Hier seht ihr das Alphabet in Kurrentschrift. A a B b C c D d E e Ff G g A a B b C c D d E e F f G g H h Ii J j K k Ll M m N n H h I i J j K k L l M m N n Oo P p Qu qu R r S s $ T t U u O o P p Qu qu R r S s End-s T t U u V v W w X x Y y Z z ß V v W w X x Y y Z z ß Übt ein paar Zeilen, bevor ihr das Billet schreibt. Y 7 Geht die Schillerstraße weiter Richtung Theaterplatz, bis ihr vor dem Wittumspalais steht.

9 7 Wittumspalais Ein kleines»von«ein großer Unterschied Das Wittumspalais ist der Wohnsitz der Herzoginmutter Anna Amalia. Zu ihren»tafelrunde«genannten geselligen Abenden werden neben Adligen auch berühmte Dichter und Gelehrte sowie einige verdienstvolle Bürger eingeladen. Als Goethe nach Weimar kommt, erhält er vom Herzog schnell den Titel eines Geheimen Rates, damit er Zutritt zum Hof hat und wird 1782 in den Adelsstand erhoben. Er ist oft hier zu Gast und liest aus seinen Werken. Seiner Frau Christiane Vulpius bleibt der Zutritt zum Hof zeitlebens verwehrt. Denn mit der Fabrikarbeiterin führt er in den Augen der Gesellschaft, insbesondere der Familie Schiller, eine nicht standesgemäße wilde Ehe. Umgekehrt ist es bei Schiller: Er heiratet als Bürgerlicher die adelige Charlotte (»Lolo«) von Lengefeld, die dadurch alle Privilegien verliert. Schiller selbst wird trotzdem ins Wittums palais eingeladen, weil er Hofrat und ein berühmter Dichter ist. Doch erst als Schiller 1802 das Adelsdiplom erhält, ist auch seine Frau wieder»hoffähig«und kann die großen Feste im Schloss besuchen. Wittumspalais Was er davon hält, schreibt er in zwei Briefen an Freunde:» daß mir, für meine eigene Person, die Sache ziemlich gleichgültig ist«27. November 1802 an Cotta»Lolo ist jetzt recht in ihrem Element, da sie mit der Schleppe am Hof herumschwänzelt.«17. Februar 1803 an Humboldt Friedrich Schiller, 1785 Inszeniert ein Foto, wie sich Charlotte von Schiller und Christiane Vulpius begegnen. Y 8 Dreht euch einfach um. Dort, wo heute das Deutsche Nationaltheater (DNT) steht, gibt es zu Schillers Lebzeiten das Hoftheater.

10 8 Deutsches Nationaltheater Weimar Schiller als Dramatiker Ihr steht nun vor dem Deutschen Nationaltheater Weimar. An dieser Stelle stand damals schon das Hoftheater, welches ihr auf dem Bild erkennen könnt. Schiller ist dort häufig zu Gast bei Proben und bei Aufführungen. Er hat einen Stammplatz, seine Loge, und lässt es sich selbst in Phasen der Erkrankung nicht nehmen, das Theater zu besuchen. Seine Stücke laufen schon zu seinen Lebzeiten hier im Hoftheater oft erfolgreicher als die von Goethe. Bei der Bearbeitung mancher Dramen bittet Goethe, der ab 1791 Leiter des Hoftheaters ist, Schiller um Rat und Hilfe. Auf der Bühne zu stehen ist dabei nicht Schillers Talent, das merken alle bei den Theaterproben. Er spricht schwäbischen Dialekt und übertreibt beim Schauspielen so, dass seine Zuschauer lachen müssen. Seine Begabung besteht darin, für die Bühne zu schreiben. Die Handlungen sind spannend und lehrreich und seine Figuren handeln voller Leidenschaft. Das Weimarer Hoftheater, Ansicht 1800 Hier findet ihr Bilder von Theaterposen, die solche leidenschaftlichen Gefühlszustände ausdrücken. Stellt diese nach und fotografiert euch dabei. Angst Nachdenken Entsetzen Bewunderung Y 9 Bleibt hier und dreht euch zum Goethe-Schiller-Denkmal.

11 8 Deutsches Nationaltheater Weimar Zusatzaufgabe In einer Rede über das Theater schreibt Schiller:»Die Schaubühne ist der gemeinschaftliche Kanal, in welchen von dem denkenden, bessern Theile des Volks das Licht der Weisheit herunterströmt und von da aus in milderen Strahlen durch den ganzen Staat sich verbreitet. Richtigere Begriffe, geläuterte Grundsätze, reinere Gefühle fließen von hier durch alle Adern des Volks; der Nebel der Barbarei, des finstern Aberglaubens verschwindet, die Nacht weicht dem siegenden Licht.«Fasst mit eigenen Worten zusammen: Welchen gesellschaftlichen Nutzen schreibt der Dichter dem Theater zu? Y 9 Bleibt hier und dreht euch zum Goethe-Schiller-Denkmal.

12 9 Goethe-Schiller-Denkmal auf dem Theaterplatz Inszenierung Schiller verstarb schon 1805 mit 45 Jahren und wird erst auf dem Jakobsfriedhof beigesetzt; später soll er in die Fürstengruft umgebettet werden. Goethe ist vom Verlust seines Freundes zutiefst betroffen:»ich dachte mich selbst zu verlieren und verliere nun einen Freund und in demselben die Hälfte meines Daseyns.«Er stirbt nach weiteren Jahren rastloser Tätigkeit schließlich Nach dem Tod der Dichter gibt es schnell Pläne, ihnen ein Denkmal zu setzen. Ihr steht nun vor dem 1857 eingeweihten Goethe-Schiller- Denkmal von Ernst Rietschel. Waren die beiden Dichter so, wie sie hier zu sehen sind? Schließlich war Schiller mit einer Größe von etwa 1,80 m knapp zehn Zentimeter größer als Goethe. Das Denkmal ist natürlich eine Inszenierung, bei der jedes Detail eine bestimmte Bedeutung hat. Goethe-Schiller-Denkmal Betrachtet das Denkmal genau. Wie werden beide Dichter nach ihrem Tod dargestellt? Findet die genannten Details und versucht ihre mögliche Bedeutung zu entschlüsseln! Größenverhältnis Lorbeerkranz Schriftrolle Eichenstamm Goethes Hand auf Schillers Schulter Wer noch mehr über Schiller, Goethe und ihre Zeitgenossen erfahren will, kann dazu auf informative und witzige Fotostorys, Filme, Audiofiles und kurze Lexikonartikel finden.